Selbermach Samstag 174 (13.02.2016)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

„Männer wählen schlaue statt schöne Frauen“

Ein Artikel macht gerade die Runde, der interessante Theorien zur Partnerwahl aufstellt:

In the current sociocultural framework for understanding mating preferences, we propose that gender roles affect sex differences and similarities in mate preferences. Gender roles, in turn, are shaped by the unequal division of labour between women and men. As a consequence, mating preferences and choices should converge across the sexes as the weakening of this division puts the sexes in more similar social roles in their societies. To evaluate these assumptions, we review relevant findings from three domains that show variability in gender roles:
(a) cross-cultural variability related to differences in societies‘ division of labour,
(b) historical variability related to temporal changes in the division of labour, and
(c) individual variability in gender attitudes that reflects the gradual and uneven spread of shifts toward gender equality throughout each society.
The bringing together of multiple lines of evidence puts the sociocultural framework on a new and more secure foundation.
Leider habe ich die Studie nicht im Volltext gefunden, wenn sie jemand zuschicken könnte, dann wäre ich sehr interessiert.
Etwas mehr Hinweise gibt die diesbezügliche Presseerklärung:
Intelligenz über Schönheit? Bisher galt die Vermutung, dass Männer biologisch darauf programmiert sind, bei der Partnersuche vor allem auf schöne Gesichter und Rundungen anzusprechen. Eine neue Studie zeigt, dass sich die Gesetze der Partnerwahl mit der zunehmenden Gleichstellung von Männern und Frauen verändern.
Mit der Gleichstellung von Männern und Frauen verändern sich auch die Kriterien in der Partnerwahl.
Trotz Hindernissen auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter zeigen neuere Studien, dass Männer heute bei der Partnerwahl tatsächlich Intelligenz zunehmend vor Schönheit stellen. Zu diesem Schluss kommen Marcel Zentner, Professor am Institut für Psychologie der Uni Innsbruck, und seine Kollegin Alice Eagly, Professorin für Psychologie an der Northwestern University (USA), nach einer extensiven Analyse von Studien, die sich mit gesellschaftlichen Einflüssen auf die Partnerwahl befasst haben. „Wir sichteten und analysierten hunderte von Studien aus verschiedenen Disziplinen. Sie zeigen, dass die Partnerpräferenzen von Frauen und Männern mit unvermuteter Schnelligkeit auf Fortschritte in der Gleichstellung reagieren“, sagt Marcel Zentner. Dieses Ergebnis rührt an den Grundfesten einer verbreiteten Theorie, wonach unsere Partnerpräferenzen evolutionsbiologisch festgeschrieben sind. Frauen brauchen Männer mit Ressourcen zum Großziehen ihrer Kinder. Männer hingegen möglichst viele fruchtbare Frauen. So können beide die größtmögliche Zahl von Nachkommen hinterlassen. Doch einige Evolutionsbiologinnen und -biologen argumentieren heute anders. Unsere Vorfahren hätten sich ständig wechselnden Umwelten mit neuen Anpassungsproblemen stellen müssen. Den Überlebensvorteil hatten also diejenigen, die flexibel auf Veränderungen in der Umwelt reagieren konnten. Das evolutionsgeschichtliche Ergebnis sei die dem Menschen eigene Flexibilität. „Dieselbe Flexibilität erlaubt es dem Menschen auch, seine Partnerpräferenzen den gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen“, meint Alice Eagly von der Northwestern University. „Wie Vertreterinnen und Vertreter soziokultureller Ansätze schon lange vermutet haben, werden Partnerinnen und Partner vor allem danach ausgewählt, wie sehr sie in einen bestimmten Lebensentwurf hineinpassen. Und Lebensentwürfe werden durch die zunehmende Gleichstellung der Geschlechter maßgeblich geprägt“, so die Psychologin. Dass Partnerpräferenzen und Gleichstellung eng zusammenhängen, wiesen Zentner und Eagly auf drei sich gegenseitig ergänzende Arten nach.
„Flexibel reagieren können“ ist eine interessante Sache. Es ist aber etwas, was Evolution nur sehr schwer verwirklichen kann. Der Dodo beispielsweise wäre in einer Betrachtung mit dem Wissen um die Zukunft sicherlich besser dran gewesen, wenn er seine Flugfähigkeit behalten hätte. Er wäre dann flexibler gewesen. Wir wissen, dass das der Evolution vollkommen egal war. Sie stellt den lang anhaltenden momentanen Vorteil in den Vordergrund.
Und da ist es beim Menschen nicht anders: Die Evolution kann nicht planen, dass wir irgendwann einmal eine Zukunft haben, in der Ernährung keine Rolle mehr spielt und wir uns auf andere Aufgaben konzentrieren müssen. Sie kann nur die Situationen verwerten, die in der Vergangenheit dazu führten, dass sich bestimmte Gene angereichert haben. Und da war es eben immer so (das baue ich schon für Elmar ein), dass man Eier teurer verkaufen konnte als Sperma und zudem die Kosten des Sex schnell bei der Frau verblieben. Wenn die Frau keine Unterstützung eines Partners benötigt hätte, dann hätten wir wie andere Menschenaffen auch keine Notwendigkeit gehabt eine Liebeschemie zu entwickeln. Wir hätten auch einfach ohne Bindung Sex haben können. Liebe macht eigentlich nur dann Sinn, wenn man sich bei der Aufzucht des Nachwuches unterstützt. Damit wird die Fähigkeit zur Unterstützung bei der Aufzucht des Nachwuchs natürlich ein relevantes Partnerwahlkriterium.
Das ist übrigens unabhängig davon, dass auch die Frau sich an der Ressourcenbeschaffung beteiligt. Evolutionsbiologische Modelle gehen nicht davon aus, dass die Versorgung alleine Sache des Mannes ist. Sie gehen nur davon aus, dass Versorgereigenschaften neben anderen Anzeichen für genetische Qualität sexy sind.
Vorstellungen ändern sich
Zunächst untersuchten Zentner und Eagly kulturübergreifende Studien. „Diese zeigen, dass das geschlechtstypische Präferenzmuster, wie Frauen sind von Einfluss und Reichtum angezogen und Männer von Jugend und Schönheit, mit zunehmender Geschlechtergleichstellung der Länder dahinschmilzt“, erklärt der Wissenschaftler. So ist die Präferenz von Frauen für solvente Männer in Ländern mit relativ niedriger Gleichstellung wie Korea oder die Türkei doppelt so stark ausgeprägt wie in Ländern mit relativ hoher Gleichstellung wie Finnland oder den Vereinigten Staaten. In Finnland sind Bildung und Intelligenz der Partnerin oder des Partners für Männer bereits wichtiger als für Frauen.
Hier müsste man sich natürlich die konkreten Studien anschauen. Eine Studie dazu hatte ich mal hier verlinkt. Daraus eine interessante Grafik:
Geschlechtsunterschiede in der Partnerwahl

Geschlechtsunterschiede in der Partnerwahl

Das zeigen sich trotz aller Unterschiede in der Gesellschaft ganz erhebliche Geschlechterunterschiede und diese verlaufen insoweit durchaus stereotyp. Man sieht, dass gerade „Good looks“ große Unterschiede beibehält.

Danach befassten sich Zentner und Eagly mit Studien zu Geschlechtsrollenbildern von Individuen. Hier zeigte sich, dass die traditionellen geschlechtstypischen Partnerpräferenzen vor allem bei Personengruppen anzutreffen sind, die ein konventionelles Geschlechtsrollenbild haben. Je progressiver dieses Bild ist, desto geringfügiger ist auch der Geschlechtsunterschied in den Partnerpräferenzen der untersuchten Personengruppen.
Das mag absolut sogar stimmen: In einer gleicherberechtigteren Gesellschaft spielt „Kann die Frau gut kochen“ einen geringeren Unterschied und auch Altersunterschiede gehen zurück und Bildungsabschlüsse werden wichtiger. Gerade bei sehr ungleichen Gesellschaften kann evtl auch ein Geschlecht seine Präferenzen wesentlich deutlicher durchsetzen. Das ändert aber nichts daran, dass bestimmte Partnerpräferenzen nach wie vor starke Unterschiede aufweisen.
Schließlich weisen die Autorin und der Autor in der Analyse historischer Trends nach, dass Änderungen in Geschlechterrollenbildern parallel zu Änderungen in Partnerpräferenzen verlaufen. In vielen Nationen ist die klassische Arbeitsteilung, bei der Männer erwerbstätig sind und Frauen den Haushalt bestreiten, schon lange überholt.
Letzteres ist auch kein Bestandteil evolutionärer Theroien. Dennoch kann Status, Vermögen, Versorgereigenschaft eine wichtige Rolle spielen. Wenn Frauen nach wie vor einen Mann wollen, der zumindest genauso viel, besser mehr verdient als sie dann spielt sein Beruf für die Frauen eben eine wichtigere Rolle, selbst wenn Männer keine Hausfrau mehr wollen.
Einkommen und Bildung der Frau spielten vor 75 Jahren bei der Partnerwahl kaum eine Rolle, während heute immer mehr Männer diese Eigenschaften als sehr bedeutsam einschätzen.
Das verstößt nur nicht gegen evolutionär entwickelte Rollen. Es ist nur eine Verlagerung bestimmter Eigenschaften, während andere bestehen bleiben. Eine blöde Frau war denke ich zu keiner Zeit attraktiv, wenn auch ein Verhalten, welches darstellte, dass sie die Position ihres Mannes nicht respektiert, durchaus anderes bewertet wurde und auch in der intrasexuellen Konkurrenz bedeutsam sein konnte.
„Die Gleichstellung wirkt wie eine Art Hebel“, beschreibt Marcel Zentner die Ergebnisse im Fazit. „Wird er nach oben gedrückt, verkleinern sich die Unterschiede in den Partnerpräferenzen zwischen Männern und Frauen, egal ob der Hebel bei der Kultur, der Person, oder dem Tempo gesellschaftlicher Entwicklungen angesetzt wird.
Er verkleinert sich in einigen Bereichen, indem andere Merkmale mehr betont werden.
Dies bedeutet nicht, dass diese Unterschiede ganz verschwinden würden oder dass biologische Faktoren keine Rolle spielten. Feststellen lässt sich jedoch, dass gesellschaftliche und psychologische Faktoren Partnerpräferenzen weit mehr prägen, als wir bisher vermutet haben.“ In früheren Zeiten war es für Frauen sinnvoll, Männer zu bevorzugen, die für sie und die Kinder aufkommen konnten und umgekehrt für Männer, Frauen auszuwählen, die vor allem gebären und kochen konnten. „Doch in der heutigen Umwelt, in der oft beide Eltern für ein befriedigendes Auskommen arbeiten müssen, suchen Männer gebildete Frauen mit guten Gehaltsaussichten“, zeigt sich Alice Eagly überzeugt. „Umgekehrt müssen Männer sich nicht zwingend der Vermögensvermehrung widmen. Ihre Erfolgschancen steigen bei Frauen, wenn sie ihr Aussehen pflegen und auch im Haushalt eine gute Figur abgeben.“
Aus meiner Sicht eine Verkennung der Lage: Männer suchen immer noch hübsche Frauen, aber eben solche, die mit ihnen in Bildung etc mehr Gemeinsamkeiten haben. Gehaltsaussichten sind ein Bonus, aber ich vermute mal, die meisten Männer finden das nach wie vor nicht entscheidend, wenn ihr Gehalt zumindest okay ist.
Eine Grafik, die das aus meiner Sicht gut verdeutlicht:
Einkommen Ehegatte

Einkommen Ehegatte

Hier sieht man, dass hochbegabte Frauen keineswegs einen Partner akzeptierten, der wesentlich weniger verdiente, im Schnitt verdiente trotz der Hochbegabung der Mann mehr. Lediglich die sehr Hochbegabten hatten Probleme Männer mit ebenso hohen Gehalt zu finden. Die Männer gingen problemlos mit Frauen Ehen ein, die weit weniger verdienten (man darf vermuten: Dafür aber besser Aussahen)

Und natürlich waren hübsche Männer zu allen Zeiten begehrt. Es ist ein klassisches Partnerwahlkriterium. Es wirkt demnach auch heute noch. Es ist aber durchaus mit Status (und natürlich mit Game) zu einem gewissen Teil ersetzbar, was sich auch nicht geändert hat. Natürlich hat die sexuelle Befreiung dazu beigetragen, dass weibliche Partnerwahl überhaupt in dieser Hinsicht wirksamer wurde, was eine Betonung dieser Merkmale durchaus attraktiver macht.

Ich bin nach wie vor am Volltext des Artikels interessiert. Dann könnte man sehen, wie sie ihre Meinung begründen.