Schoppe schreibt interessantes dazu, wie im Feminismus die Welt wahrgenommen wird:
Es hat schon einen guten Grund, warum Twitter DAS Medium des heutigen Feminismus ist: Alles, was sich nicht in 140 Zeichen sagen lässt, ist ohnehin irgendwie verdächtig.
Heutige feministische Positionen sind in den allermeisten Fällen einfach auf Bestätigung von bereits Bekanntem angelegt. Rape Culture? Feministisch ist es nicht, ernsthaft zu diskutieren, ob das ein angemessener Begriff ist – das allein wäre eigentlich schon im Ansatz Zeichen für einen „Masku-Troll“ oder „Antifem“. Feministisch ist es, die Wirklichkeit zu scannen, um Bestätigungen für das Konzept zu finden. Und so eine Bestätigung hat Roosh nun einmal geliefert.
Ein derart auf selbstbezügliche Bestätigung des Bekannten angelegtes System braucht keine langen Worte, sondern kann immer mit 140 Zeichen auskommen. „Denken“ heißt in diesem Kontext ja immer nur, erneut auf etwas zu verweisen, was eigentlich ohnehin schon alle wissen.
Wenn man aber schon alles durchschaut hat, dann kann übermäßiges Grübeln (d.h. zum Beispiel, einen Text von mehr als 140 Zeichen zu schreiben) nur in eine Abweichung von der Wahrheit führen, die man eigentlich schon erkannt hat. Das ist wohl auch ein Grund, warum etwa Wizorek bei Twitter sehr erfolgreich wurde, ihr Buch aber hauptsächlich von Gegnern gelesen wurde – ihre politischen Freunde wussten ja ohnehin immer schon, was drinsteht.
Daher ist es auch völlig sinnlos, die Welle stoppen zu wollen, die Roosh – sicherlich kalkuliert – losgetreten hat. Die Doppelbödigkeit einer Satire, die man nur verstehen kann, wenn man zwei verschiedene Gedanken gleichzeitig im Kopf haben kann: Die passt nicht zu einer Weltsicht, in der ein kurzer klarer Gedanke jederzeit ausreicht, um die Welt angemessen darzustellen
Bekanntlich fordern ja auch Feministinnen, dass sie nicht dauernd den Erklärbären spielen müssen, man möge einfach akzeptieren, dass sie Recht haben.
Hinzu kommt, dass IDPol und die Abwärtspirale „wer kämpft am deutlichsten für die Sache“ es gar nicht zulassen, dass man Grautöne wahrnimmt oder Wertungen widerspricht. Eine gute Feministin denkt nicht, sie akzeptiert, dass es eine Untat ist. Und das erst recht bei einer Satire.
Rechtfertigungen, die ich las waren:
- Er hat jedenfalls etwas widerliches gesagt, also können wir auch dies über ihn sagen
- Über so ein Thema kann man keine Satire machen, also ist es keine Satire
- Mit so einem beschäftigt man sich nicht, man verurteilt ihn nicht
- Er ist jedenfalls irgendwie für Vergewaltigung, also kann ich auch unter „make Rape legal“ vor ihm warnen
- andere nehmen es vielleicht ernst, also kann man auch davor warnen
- Es ist jedenfalls ein Skandal
In den Zeitungen haben teilweise auch Feministen darüber geschrieben. Ich kann verstehen, dass Zeitungen wenig Lust haben, sich gegen eine solche Massenpanik zu stellen. Keiner möchte in den Verdacht kommen einen Vergewaltiger oder jedenfalls einen Vergewaltigungsbefürworter zu schützen und dann einen Mob gegen sich zu haben. Auch wenn genau das aus meiner Sicht Aufgabe eines Journalisten ist, bevor er etwas wiedergibt, was falsch ist.
Schoppe hat jedenfalls Recht, wenn er davon ausgeht, dass der Feminismus gar nicht an einer Überprüfung interessiert ist. Wichtig ist nur, dass man etwas findet, an dem man seinen Kampf in der Sache darstellen kann. Man muss dazu auch gar nicht viel über die Sache wissen. Es ist erstaunlich, wie wenig Feministinnen teilweise über Feminismus wissen, es reicht ihnen dann anscheinend auch, wenn man sich eben über so etwas aufregen kann.
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