Binäre Einteilung in Gruppen und Oben und Unten und die Erlaubnis, nach oben zu treten wie man will

Mitunter finde ich gerade wegen der notwendigen Kürze einzelne Tweets ganz passend und auf den Punkt gebracht. Zum Beispiel diesen:

„Social Justice“ paradigm consists of splitting all social markers into Binaries of Punching Up/Down & allowing Hate Speech to Punch Uppers

Das ist eine gute Zusammenfassung der intersektionalen Theorien:

  • Definiere zwei Gruppen für jede Kategorie, deren Eigenschaften deren Mitgliedern zugewiesen werden („Männer sind Privilegiert, egal was sie machen“)
  • Definiere eine Gruppe als „Oben“ und eine Gruppe als „unten“
  • Definiere alle Anfeindungen von unten nach oben als gerechtfertigte Verteidigung gegen die Unterdrückung

Man könnte ergänzen:

Wundere dich, dass Leute die Einteilung in diese starren Gruppen verbundenen mit der Zuweisung binärer Eigenschaften und die Erlaubnis, sie wegen dieser Gruppenzuordnung anzugreifen, als Feindseligkeit empfinden und rechtfertige damit noch, dass deine Arbeit benötigt wird.

10 Gedanken zu “Binäre Einteilung in Gruppen und Oben und Unten und die Erlaubnis, nach oben zu treten wie man will

  1. Ich zitiere mich mal selbst:
    Diese ganze Privilegien- und Intersektionalitätstheorie, nach der die Gesellschaft in per se privilegierte und marginalisierte Gruppen aufgeteilt sei, dient zu nichts anderem, als die grundlegenste ethische Regel überhaupt auszuhebeln. Ich meine die Goldene Regel, oder auch “Was du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu”, auch verfeinert als Kantscher kategorischer Imperativ. Es geht darum, sich selbst Verhaltensweisen zuzugestehen, die man bei anderen nicht durchgehen lässt, einfach aus dem Grunde, weil man sich als unterdrückt und marginalisiert fühlt, sich damit im “Widerstand” befindet, was einen zu fragwürdigem Verhalten legitimiert. Damit versucht man eine Art “Gegen-Privileg” aufzubauen, das nur den “marginalisierten” zusteht. Nominell Privilegierte dürfen sich dann natürlich nicht diskriminiert fühlen, wenn man sie auf gewisse Eigenschaften wie “alt”, “weiß”, “heterosexuell” und “Mann” reduziert, und ihnen aufgrunddessen Rechte entzieht, wie z.B. gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilzunehmen. M.E. führt das letzten Endes in die Legitimation von Selbstjustiz.

    • Legitimation von Selbstjustiz muss es nicht unbedingt sein. Wohl aber die Legitimation dafür, die eigenen negativen oder antisozialen Gefühle zuzulassen, handlungsbestimmend zu machen, anstatt sich zu kontrollieren. Wenn man eine Rechtfertigung (er-)findet, weshalb man sich wie ein asoziales Arschloch aufführen kann, dann kann man diese Dinge unbesorgt rauslassen und sich dabei noch wie ein besserer Mensch fühlen.

      Diese Gefahr besteht allerdings bei jeder Art von Moral und vielleicht geht es bei Moral überhaupt nur darum? Weil der Grieche so faul ist, ist er selber schuld, wenn wir ihn schlecht behandeln. Und wenn es nicht der Grieche ist, dann eben der „faule Arbeitslose“. Es lohnt, jede moralische Wertung auf die Frage hin zu untersuchen, was damit gerechtfertigt werden soll.

      Und dann wird man feststellen, dass der Amoralische der beste Mensch ist, denn er braucht weder billige Rechtfertigungen um Menschen schlecht zu behandeln, noch um sie gut zu behandeln.

  2. Eine Anmerkung: Ein wichtiges Element, z.B. des Marxismus war es immer, zwischen der Klassenzugehörigkeit und der Person zu trennen. EIn Kapitalist war nicht Kapitalist von Charakter wegen, sondern weil die kapitalistische Gesellschaftsordnung es erzwang Menschen auszubeuten.

    Persönlicher Terror und persönliche Angriffe waren daher völlig ungeeignete Mittel des Klassenkampfes und der Auseinandersetzung.

    Die heutigen Diskussioneen jedoch sind unmittelbar an der Person selbst festgemacht. Die „weißen“ Privilegien werden durch Bekämpfung der Weißen bekämpft, nicht jedoch der gesellchaftlichen Institutionen, die die Erzeugung der Privilegien (so es sie gibt) zur Folge haben (Erbrecht, Staatsbürgerschaftsrecht).

    Das bedeutet aber eine Versagen oder das Abgleiten int totalitäre Phantasien (was eigentlich das Gleiche ist) dieser sozialen Bewegungen, weil das Problem letztlich nur durch Vernichten oder Ausgrenzen von Personen möglich ist. Letzltich ist es eine Privilegiereproduktion nur mit umgekehrtem Vorzeichen.

    Martin Luther King formulierte es aber im Gegensatz dazu so:
    „Dunkelheit kann man nicht mit Dunkelheit bekämpfen. Das kann man nur mit Licht. Und Haß kann man nicht mit Haß bekämpfen. Nur mit Liebe kann man das.“

    • @dummerjan

      „Die heutigen Diskussioneen jedoch sind unmittelbar an der Person selbst festgemacht. Die “weißen” Privilegien werden durch Bekämpfung der Weißen bekämpft, nicht jedoch der gesellchaftlichen Institutionen, die die Erzeugung der Privilegien (so es sie gibt) zur Folge haben (Erbrecht, Staatsbürgerschaftsrecht).“

      Da bin ich gar nicht so sicher. Die Privilegien werden ja als Ausdruck von institutioneller, struktureller Diskriminierung verstanden bzw als Rollen, die man auch ablegen kann, indem man eben „seine Privilegien hinterfragt“.
      Es ist ja gerade der Witz dieser Denkrichtungen, dass sie vorgeben genau auf diese Weise eben den „privilegierten Gruppen“ helfen zu wollen, indem sie ihnen aus diesen Rollen „hinaushelfen“ (wozu man eben alle Ausdrucksformen davon bekämpfen muss und damit auch jede Einzelperson, die sich nicht hinreichend lossagt)

        • @DJ

          Das ist ganz und gar zutreffend, mein ich.

          Jede *Person* wird nur als ein materiell gewordener Geschichtsprozess angesehen.

          Das „System“ bzw „Patriarchat“ wird daher auch nie mit einer konkreten Institution oder anderen Körperschaften verbunden, sondern schwebt gleichsam wie der heilige Geist über allem.

          Man darf schliessen, dass das „Patriarchat“ die Summe aller seiner Einzelelemente ist, der „patriarchalen“ Personen.

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