„Ein feministischer Wiederspruch: Sie wollen egoistischere Frauen, doch akzeptieren sie sie nicht, solange sie nicht dem Feminismus dienen“

In einem Artikel in Kult.ch stellt eine Feministin dar, was sie am Feminismus stört (am Beispiel von Stripperinnen):

Die Objektifizierung von Frauen führe automatisch zu Diskriminierung? Nicht überall. Vor allem dann nicht, wenn Frauen die Diskriminierung lieben und von ihr profitieren können, sie nicht als solche empfinden. Wovor sollten sie gerettet werden, wenn sie sich ihr Leben bequem eingerichtet haben? Wenn sie dieses Rollenmuster aus verschieden Gründen bevorzugen. Feminismus fordert Frauen dazu auf, sich nicht in vorgeformte Schablonen drücken zu lassen. Und trotzdem lässt er gewisse Frauen nicht so sein, wie sie nun mal sein wollen. Auch wenn ihr Verhalten nicht zu einer Besserung der Gesamtsituation führt. Dies ist ein feministischer Wiederspruch: Sie wollen egoistischere Frauen, doch akzeptieren sie nicht, wenn sie es denn tun, solange sie nicht dem Feminismus dienen. Soll man denn nun im Namen des Gemeinwohls und der Entwicklung gewisser Gruppierungen handeln oder doch den selbstbestimmten Weg gehen? Wo bleibt da der Realismus neben all dem Feminismus?

Das ist in der Tat ein klassisches feministisches Dilemma: Was wenn die Frauen gar nicht das wollen, was der Feminismus will? Anita Sarkeesian hatte das Problem mal so aufgelöst „Feminism is about the collective liberation of women as a social class. Feminism is not about personal choice.“ also “Im Feminismus geht es nicht um die persönliche Entscheidung, sondern die Befreiung der Frau”. Andere lösen das Dilemma auf, indem man den Frauen abspricht, dass sie eine freie Entscheidung treffen, entweder indem man darauf abstellt, dass sie das nicht wollen können sondern rein aus wirtschaftlichen Zwang handeln oder indem man es mit „internalisierten Sexismus“ begründet.

Über-Feministinnen sind es, die Stripklubs verpönen und damit alte Rollenmuster immer wieder aufleben lassen. Sie sind in ihrem Denken so festgefahren, dass sie überall nur Unterdrückung und Degradierung sehen, statt ihre Kräfte auf Themen zu fokussieren, die gewisse Frauen tatsächlich nur minimal beeinflussen können, wie etwa die berufliche Benachteiligung. Aspekte des Lebens, die durch das andere Geschlecht oder oftmals auch das gleiche Geschlecht (!) schwer zugänglich gemacht werden. Sie erstarren in alten Ideologien und Vorurteilen, die es heute neu anzugehen, neu zu begutachten gilt. Danke an alle Vorreiterinnen, an unsere Mütter und deren feministische Vorbilder. Doch braucht es heute neue, weniger festgefahrene, objektive Sichtweisen, die sich für die Moderne öffnen können. Als Frau in einer Männerwelt unterwegs sein zu können, zeigt doch exemplarisch gut, wie weit Frauen gekommen sind. Wie stark sie sind. Und nein, dabei müssen sie nicht zwingend andere Frauen unterdrücken. Sie geben ihnen bloss Geld dafür, dass sie ihre Sinne befriedigen. Ehrenvoll und respektvoll. Kritisch zu denken, Feministin zu sein heisst auch, seine Überzeugungen immer wieder zu hinterfragen.

Der Appell an eine Neuausrichtung des Feminismus hin zu der Akzeptanz von Entscheidungen und dem ablegen der Opferrollen. Wäre ja mal ein interessanter Ansatz.

Auch diesen finde ich interessant:

Totale Gleichstellung wird sich nie durchsetzen. Gescheiterte sozialistische Systeme haben mehrfach bewiesen, dass ein vollends ebenbürtiges Leben egal wo, unmöglich ist. Wer den Kapitalismus gerochen hat, hält panisch an seinem Materialismus fest und degradiert wann immer möglich, aus Angst selbst herab gestuft zu werden. Ein evolutionsbedingtes Phänomen. Man soll die Debatte führen, man soll nach Besserem streben und doch ist jeder Akt egoistisch, weil wir alle Wahrnehmungen, Zielsetzungen und Handlungen, ja sogar Wahrheiten auf unserer subjektiven Ansicht aufbauen. Auch eine Apokalypse, durch die Egozentrik der Menschen herbeigeführt, wird unser von Natur aus hoheitliches Ego nicht umzustimmen wissen.

Es gibt genügend Beispiele von Frauen, die ausgerissen sind – das Argument, Frauen seien nicht fähig ausserhalb gewisser Strukturen zu denken, gilt nicht (solange sie denn mündig sind). Genauso wie es Beispiele für Unterdrückte gibt, so gibt es Beispiele für eigenständig Denkende, die von heute auf morgen ihre Frau gestanden haben. Und ja, für die, die es  alleine nicht schaffen,  braucht es gewiss Zugpferde, Vorbilder, Mutige. Die, die es bereits getan haben. Helferinnen und Helfer, die anstossen zum neuen Lebensweg. – Und trotzdem wird ein Mensch ohne eigenen Willen nie etwas bewegen können.

Es muss wohl sein und bleiben, wie in der Natur üblich – fressen oder gefressen werden. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass uns starke Frauen und starke Männer auf immer und ewig fressen werden – wenn wir uns denn bloss fressen lassen.

Das schädliche an dem Opferdogma des intersektionalen poststrukturalistischen Feminismus ist, dass er keine Eigenständigkeit anerkennt und ein Verlangen dieser bereits als Beleidigung und Victim Blaming ansieht. So kann man aber keine starken Frauen schaffen, nur motzende, ewig diskrimierte Opfermentalitäten.