Samstag ist schon tagelang vorbei. Da muss es doch was neues geben?
Monat: September 2015
„Männlichkeit ist so zerbrechlich“ #MasculinitySoFragile
Mal wieder gab es einen feministischen Hashtag auf Twitter, diesmal dazu, dass Männlichkeit ein Konzept sei, bei dem sich Männer immer wieder versichern müssten, dass sie tatsächlich Männer sind und das entsprechend absichern wollen.
Ich habe mal nach einem Artikel dazu gesucht und diesen hier gefunden, der passt, auch wenn er schon älter ist:
The traditional idea of masculinity is still strongly abundant throughout western culture today. From the age we are old enough to understand the concept, to the time we kick the bucket. Countless times I have witnessed boys in the playground in tears told to “stop crying and be a man”. Numerous physical education lessons where boys were told through roars of laughter and condescending giggles that they “throw like a girl”.
Das wäre also im wesentlichen, dass Männer in dem Konzept der Männlichkeit unsicher sind, weil sie bei entsprechender Sicherheit keine solchen Abwertungen des weiblichen vornehmen müssten bzw. sich selbst nicht so einengen müssten und ihre Männlichkeit durch alles bedroht sehen würden, was als „nichtmännlich“ gilt.
My question isn’t why this constant competition of one upmanship and why it’s still prevalent in a supposedly evolved culture. But if it’s so integral to our society, then how is it so fragile?
All it takes would be a few ‘effeminate’ actions to bring the entire system down on its head.
Ich glaube das hat sie eine etwas falsche Vorstellung von der Verletzlichkeit oder der Anfälligkeit von Männlichkeit. Nur, weil wir jemanden sagen, dass er wirft wie ein Mädchen bleibt er ja ein Mann. Er verliert vielleicht ein paar Punkte in der Konkurrenz um die Spitze, aber das ändert nichts an seinem Mann sein.
Einiges davon sind auch einfach nur Sprüche, mit denen man eben klarkommen muss, ein sich messen. Natürlich kann das für Männer, die sich tatsächlich nicht so sicher in ihrer Geschlechterrolle fühlen, aber meinen das nicht zugegeben zu dürfen,
Would that be so terrifying? To not hide a friendship behind the term bromance, because it’s weird to hang out with the same sex, but to instead call a spade a spade?
Ich finde gerade eine „Bromance“ ist ja eher ein zugehen auf Homosexualität, weil es eben eine Freundschaft einer Beziehung gleich stellt
No you’re not wearing a manbag, you’re wearing a handbag.
Gut, der Begriff „Manbag“ hat glaube ich keine deutsche Entsprechung. Aber die Handtasche ist in der Tat ein sehr weibliches Aufbewahrungsutensil. Allerdings ist es auch verständlich, dass man klare Signale senden möchte, das geht denke ich Frauen nicht anders.
Not because you have a vagina but because you have the same limbs as a woman. That’s not guyliner on your face, it’s eyeliner, because you have eyes, not guys. Well, you might have guys, but that’s neither here nor there. You want to give someone of your gender a hug or do something that might be considered feminine or homosexual? You can do so as long as you say “no homo” as you do it. Of course there are many males in society who have no qualms with abolishing these norms, but I can still see it like the big pink elephant in the room.
Bei den meisten Männern ist es weder Guyliner noch Eyeliner. Schminken für Männer ist noch nicht sehr populär oder habe ich etwas verpasst. Abgesehen von der Gothicscene würden es wohl auch die meisten Frauen merkwürdig finden und entsprechend reagieren.
When you ask a girl if another female is attractive, they will have no qualms with being completely honest, we don’t question our sexuality when we do it, and we don’t question others when we ask them the same thing.
Das ist schon lustig: Wenn man eine Frau fragt, ob eine andere Frau hübsch ist, dann kann das wegen intrasexueller Konkurrenz durchaus stark vermintes Gebiet sein. Sie mögen dann ihre Sexualität nicht hinterfragen, wohl aber ihren Partnerwert. Was ja auch der Grund dafür ist, dass viele Feministinnen extreme Probleme mit Werbeplakaten mit „normschönen“ Models haben.
But ask a self proclaimed masculine guy if another guy is attractive and all hell breaks loose. They won’t even look at them, and will start melodramatically claiming that they aren’t gay. I just asked you if a guy was attractive, not if you wanted to bang them. But how are we to stop this ridiculous facade that’s so damaging to our society that you can practically choke on its toxicity?
Kommt mir auch eher wie ein Strohmann vor. Wenn mich eine Frau fragen würde, ob ein anderer Mann schön ist, dann würde ich eben was dazu sagen, ob er attraktiv ist. Das kommt durchaus häufiger vor, wobei ich häufig daneben liege, weil Frauen auf ganz verschiedene Typen stehen.
I don’t think these overtly hetero guys really mock homosexuals for having sex with men, but because they’re jealous of the freedom that homosexuals have had to attain to even come out.
Das wäre ja ein Argument für Adrian. Wir sind vielleicht auch durchaus neidisch darauf, dass Schwule das so unkompliziert haben, aber deswegen will man ja noch lange nicht mit einem Mann schlafen. Es ist denke ich eher eine Form intrasexueller Konkurrenz und eben auch fehlendes Verständnis für die Hingezogenheit zum eigenen Geschlecht.
All these various types of homosexual men are the complete embodiment of what these poor masculine guys need. But can we blame you for hating on someone who hasn’t had to suppress their emotions and boundaries their entire life?
Auch interessant: Schwule müssen ihre Emotionen und Grenzen nicht unterdrücken? Das klingt ja fast nach einer Privilegierung. Genug Schwule werden sich mit einem Coming Out eher schwerer getan haben. Die meisten Männer müssen auch nicht beständig Emotionen unterdrücken, sie sind ganz zufrieden mit den Emotionen, die sie haben und zeigen.
Yes it’s a ridiculous construct, but one that is so salient we might as well consider it nature instead of nurture. Did you know studies show that it’s likely for a man’s self esteem to drop if someone holds the door open for them? Also that when they find out their female counterparts who they’re in relationships with perform a task better than them that that can also bruise their ego? That sure doesn’t sound healthy to me.
Das ist ja auch reichlich übertrieben. Klar können bestimmte Punkte auch am männlichen Ego kratzen, andererseits auch nicht ganz ohne Grund, wenn ihn seine Freundin beständig überflügelt. Ansonsten scheinen mit viele Partnerschaften durchaus darauf ausgerichtet zu sein, dass der Partner in anderen Sachen gut ist als man selbst
Internalised sexism, misogyny, homophobia, transphobia, racism, bigotry and violence all stems from this traditional gender ideal of masculinity. This is why it needs to be redefined into something harmless, something where freedom of expression is the norm and eccentricity is celebrated. This is why mental health is such a stigma for men, because when they want to reach out they are taught they can’t which results in a higher suicide risk. And everyone knows what happens when feelings are bottled up inside for too long, there will come a point where you explode, and that explosion is sure as hell going to result in some casualties.
Das wäre dann der „Befreiungsansatz“. Männer leiden unter der Männerrolle, die das Patriarchat geschaffen hat und der Feminismus will sie ja gerade davon befreien. Die meisten Männer sind aber gar keine Sexisten, Frauenfeinde, nicht schwulenfeindlich und auch nicht transphob, nicht rassistisch und üben auch keine Gewalt aus. Hier wird mehr Befreiungsnotwendigkeit suggeriert als eigentlich vorhanden ist.
Es ist auch interessant, dass sie da anscheinend die Frau als so frei ansieht, die doch ansonsten gerade als in ihren nachteiligen Geschlechterrollen feststeckend bezeichnet wird und dabei die Feindlichkeit gegen das eigene Geschlecht und ihre Schlechtigkeit so sehr verinnerlicht hat, dass sie noch nicht einmal gegen das Patriarchat stimmen kann, um sich davon zu befreien.
So richtig konsistent ist der Feminismus da nicht: Auf der einen Seite die unterdrückte Frau, die auf der anderen Seite doch wieder die gute ist, die wenigstens Gefühle ausleben kann.
How many boys need to kill themselves? How many transgender people must be murdered? How many women sexually assaulted while their children have to stand by and watch, helpless?
„Wenn ihr euch nicht ändert, dann seid ihr eben potentielle Mörder und Vergewaltiger, im Feminismus aber liegt das Heil“ ist merkwürdigerweise keine Betrachtung, mit der man die meisten Männer begeistert und sie davon ausgehen lässt, dass Feminismus nichts gegen Männer hat. Denn diese Schuldzuweisungen für Männer generell, die schlicht nichts mit der Lebenwirklichkeit der Männer zu tun hat, ist eben nicht sehr überzeugend.
Because if you raise a man to think he is nothing but his gender and the pride he has in it, once that is stripped of him, even for one moment, I’d hate to be a bystander when that mask is ripped off. Because it’s going to be the most terrifying thing to ever witness. So next time you tell someone to grow a pair or be a man, understand that masculinity is a killer and it has no place in this world
Der Mann als tickende Zeitbombe, wenn nicht gar tickende Atombombe („die angsteinflössenste Sache die man sehen kann“). Welch Dramatik! Dabei sind die allermeisten Männer zum einen durchaus mit ihrer Männlichkeit im reinen und zum anderen auch vollkommen ungefährlich.
Interessanterweise sind es auch eher Kinder, die sich in ihren Rollen wohlfühlen, die mit Abweichungen besser umgehen können und sich nicht an das starre Konzept klammern müssen. Hatte ich hier eine Studie zu, finde ich aber gerade nicht.
Nun aber zu den Tweets
Jemanden vorsichtig abzulehnen ist immer ein guter Weg, weil man eben nur sein eigenes Verhalten planen kann, aber nie weiß, wie der andere tickt. Im übrigen reagieren Frauen super angepisst, wenn man sie zurückweist. Auch dort kann es insofern für Männer besser sein, dass man vorsichtig ist. Der umgekehrte Fall ist nur schlicht häufiger, weil Männer nach wie vor ansprechen müssen.
Könnte natürlich daran liegen, dass er schlicht Männerhass ist, weil er eben Männlichkeit unnötig dämonisiert. Da finden doch Männer einfach nicht, dass sie – allesamt – wandelnde Bomben, Mörder und Vergewaltiger sind, wie können sie nur so wenig Selbstreflektion haben!?!
Weitere Tweets gehen in die gleiche Richtung – Männlichkeit sei so zerbrechlich, dass Männer bei dem kleinsten Infragestellen ausrasten und gewalttätig werden oder sich in selbstzerstörerische Wettbewerbe schmeißen.
Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten:
Gerade Feministinnen sind in der Tat zerbrechlich und stellen Frauen auch so dar: Ein Vortrag in dem dargestellt wird, dass es gar keine Rape Culture gibt? Man braucht Katzenbabybilder um das überhaupt ertragen zu können. „Mikroaggressionen“ sind regelmässig geeignet das Ende der Welt auszurufen. Das können dann extreme Kleinigkeiten sein, die schon das Patriarchat belegen. Wer widerspricht wird geblockt. Wer nichtkonformes in die Timeline trägt wird auch geblockt, zumindest aber gemaßregelt.
Hier scheint mir die eigene Zerbrechlichkeit eher auf die Gegner übertragen worden zu sein.
Der „Einer aus der Gruppe muss doch auch mal was für X machen“-Effekt
Ich hatte schon einmal in einem Artikel ausgeführt, dass kleine Unterschiede große Auswirkungen haben können. Ein andere Effekt, der häufig nicht beachtet wird, ist, dass es sich häufig nicht lohnt, seine Wahl auf Minderheiten auszurichten, sondern – gerade wenn die Kosten hoch sind – alle sich an den Gruppen orientieren, die ihnen den meisten Profit bringen. Eine dies nicht beachtende Fehlvorstellung ist der „Einer aus der Gruppe muss doch auch mal was für X machen“-Effekt. Demgegenüber steht das „Nischenprodukt“.
Dies spielt stark in etwas rein, was im Feminismus und anderen poststrukturalistischen Theorien unter „Heteronormativität“ oder anderen „Normativitäten“ diskutiert wird:
Wenn man beispielsweise dort anführt, dass die Hauptdarsteller meist heterosexuell sind und eine klassische Liebesgeschichte in einen Plot eingebaut wird und große Blogbuster nicht andere Gruppen, etwa Homosexuelle einbeziehen, dann liegt dem eben dieser Aspekt zugrunde. Ein heutiger Blockbuster kostet zumindest zweistellige, meist sogar dreistellige Millionenbeträge. Er muss sich demnach an ein Publikum richten, dass diese Beträge wieder reinbringen kann. Das ist eben aufgrund der Häufigkeit der Homosexualität die klassisch heterosexuelle Liebesgeschichte.
Und wenn eine Geschichte sich um eine Minderheitengruppe geht, dann lohnt es sich dennoch, den gesamten Film eher auf ein heterosexuelles Publikum auszurichten. Vielleicht auch der Grund, warum „Queer as folk“ eine Hauptfigur hat, die eher nicht den Klischees entspricht.
Ähnlich ist es mit gutem Aussehen. Klar kann man auch Filme mit hässlichen Menschen drehen, aber die meisten Leute schauen sich eben lieber hübsche Menschen an, gerade wenn es um Filme geht, die sich um Liebe und Attraktivität drehen. Demnach machen solche Besetzungen es eben wahrscheinlicher, dass man sein Geld wieder reinbekommt.
Natürlich gibt es Nischenfilme, die meist entweder mit geringeren Kosten produziert worden sind oder eben auf da besondere setzen und dies in eine spezielle Geschichte einbinden, aber eben gerade nicht Filme sind, in denen dies nicht weiter thematisiert wird, in denen also zB ohne das dies eine besondere Rolle spielt eine Transsexuelle vorkommt.
Es ist also in gewisser Weise kein Wunder, dass sich Nadine Lantzsch in diesen Filmen und Serien nicht wiederfindet:
Bis auf L-Word und Orange Is the New Black konnte ich mich bisher weniger für queere (in den verschiedenen historischen und ahistorischen Bezugnahmen und Bedeutungen des Begriffs) Serien begeistern, weil die Darstellung von Identität, Begehren, Sexualität und Beziehungen in diesen oft klischeebehaftet und für ein hetiges und anderweitig privilegiertes Publikum gemacht ist. Ja, auch L-Word zählt mitunter dazu, aber als die Serie vor genau zehn Jahren auf Pro7 in deutscher Synchronisation anlief, war es genau das, was mein von Homophobie und Kleinstadt-Mief und ausschließlich von Heten geprägtes Herz begehrte: Das Gefühl von Identifikation. Dennoch müssen sich Begehren, Sexualität und Beziehungen in Serien mit „LGBT-Fokus“ in ein hetiges, zweigenderkonformes, rassifiziertes, ableisiertes, klassenprivilegiertes Körper- und Performancebild einpassen, weil die „Masse“ der Zuschauer_innen in der Film- und Fernsehwelt als eine solche definiert wird. Umfassend privilegierte Menschen scheinen die Mehrheit der Weltbevölkerung und damit Zuschauer_innen zu stellen, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Außerdem geht es häufig um ökonomische Ausbeutung und Verwertbarkeit queerer/widerständiger Körper und Geschichten für ein umfassend privilegiertes Publikum und je höher die angenommene oder tatsächliche Kaufkraft des antizipierten „Masse“-Publikums, desto vermarktbarer und diskriminierender die Figuren und Erzählungen.
Das es gerade Serien sind, die im übrigen eher aus dem Schema ausbrechen können, liegt daran, dass sie schlicht mehr Zeit haben, Charaktere zu entwickeln und damit auch einen Bedarf an besonderen, teilweise eben auch an stereotypen Charaktern haben, die man in einer größeren Gruppe dennoch schnell einordnen kann und deren Besonderheit man zu Handlungssträngen verarbeiten kann, gerade im Zusammenhang mit den Besonderheiten anderer. Bei Serien wie „How I met your Mother“ gibt es eben den Romantiker, den Aufreißer (der gleichzeitig Comic Relief ist um das abzufangen und sozial verträglicher zu machen), das Paar mit dem netten Beziehungsmann und der unkomplizierten Traumpartnerin, die auf die Beziehung ausgerichtet geradezu nymphoman ist, und den Loveinterest, der etwas dadurch aufgepeppt wird, dass sie Kanadierin ist. Diese Charakterzeichnungen und Besonderheiten kann man sich auch aus anderen Bereichen holen und entsprechend variieren und um so größer die Gruppe um so interessanter wird es eben auch Randthemen einzubauen. Bei einer Serie in einem Frauengefängnis bietet es sich zudem natürlich auch an, Homosexualität einzubauen, weil man dann andere Beziehungen ausbauen kann und gleichzeitig mit ein paar Nackt- und Sexszenen auch andere Interessen bedienen kann.
Auch in anderen Bereichen wirkt sich der Fehlschluss aus, er spielt beispielsweise bei einem allgemeinen „Entitlement“ herein, zB bei der Vorstellung, dass einen doch eine Frau mögen muss, dass die Gruppe der Frauen eine Frau abstellen muss, die einen mag und das sonst den Frauen anzulasten ist.
Auch die Entscheidung, mit wem man in einer exklusiven Partnerschaft leben will ist eben eine kostenintensive Frage, da sie wesentlich das Leben bestimmt. Dabei setzen die meisten Personen in bestimmten Bereichen gewisse Mindestwerte voraus, unter denen sie eine Beziehung oder eben auch nur ein näheres Kennenlernen als Vorstufe der Beziehung interessant finden. Wenn jemand wie zB Rodger Eliot als Extrembeispiel in diesem Bereich deutlich macht, dass er sich extreme Probleme hat, kein Selbstbewußtsein und einen entsprechenden Frauenhass entwickelt hat bzw eben meint, dass die Gruppe ihm etwas schuldet, dann erfüllt er diese Mindestkriterien bei den meisten Frauen nicht, genau wie umgekehrt wohl die meisten Männer an einer Beziehung mit einer Radikalfeministin nicht interessiert wären.
Es gibt eben keinen Grundsatz, dass einer aus der Gruppe das schon übernehmen muss, sondern jedes einzelne Mitglied der Gruppe möchte für seine Situation die Lösung finden, die für ihn jeweils die Beste und Sicherste ist. Es gibt keinen Anlass, dass eine Person aus der Gruppe davon abweicht und eine suboptimale Entscheidung trifft, um Einzelinteressen einer anderen Person zu genügen. Insbesondere gibt es keinen Anlass, wenn dieser jemand erhebliche Defizite in wichtigen Bereichen mit sich bringt und man die Aussicht hat, in Zukunft einen besseren Fang zu machen, der einem nicht möglich ist, wenn man sich bereits jetzt darauf einlässt, mit dieser anderen Person etwas anzufangen.
Ein anderes Beispiel wäre die Auffassung „eine von diesen Frauen muss doch mit mir schlafen wollen, ich würde ja auch mit jeder von ihnen schlafen“. Das bewertet nicht, dass Frauen zum einen ein geringeres Interesse an Sex einfach so haben und wenn sie diesen haben eben etwas anderes brauchen als reine Verfügbarkeit und hinreichendes Aussehen, sie brauchen eben jemand, der ihre Lust weckt, ihnen ein Gefühl der Sicherheit gibt etc. Es berücksichtigt auch nicht, dass Frauen nicht das gleiche Nachfrageproblem haben wie Männer sondern eben eher ein Luxusprodukt mit hoher Nachfrage anbieten und deswegen zu ihren Bedingungen (oder jedenfalls wesentlich besser) verkaufen können. Auch hier wird die Asymmetrie des Markes und die daraus erfolgende individuelle Entscheidung nicht wahrgenommen, wenn man einfach darauf abstellt, dass die Gruppe schon groß genug ist als das einer davon bereit sein müsste (zumal „einer davon“ da auch sehr relativ ist: Meist wird auch derjenige es einengen auf „eine von den hübscheren“ oder etwas in der Art).
Wie werde ich einen Pickuper/PUA los?
Da die Frage wiederholt – wenn auch aus meiner Sicht mit eher zweifelhaften Beispielen bezüglich der pickupbezugs – an mich herangetragen wurde, wie man einen Pickupbetreibenden loswird, schreibe ich mal was dazu:
Die Theorie beim Pickup ist eigentlich recht einfach:
In der ersten Phase geht es darum, dass man ihr Interesse weckt, indem man Attraktion aufbaut. Ziel der ganzen Sache ist, dass sie Interesse entwickelt und das entsprechende signalisiert. („Female to Male Interest“). Wenn sie Interesse zeigt, also Indikatoren für Interesse, dann kommen wir in die nächste Stufe, in der man Interesse an ihr zeigt. Sofern sie kein Interesse hat, also Indikatoren von Desinteresse sendet, wird der Flirt nicht zu Erfolg führen.
Diese hatte ich schon einmal aufgelistet:
- Avoidance- She avoids eve contact. She avoids your calls. She avoids you in general.
- If she can pretend that she didn’t hear what you just said, she will.
- She won’t contribute to the conversation.
- She gets impatient easily
- She walks away or looks away.
- She leans away, turns her back or talks to someone else.
- She is non-responsive, or she repetitively says “uh-huh” instead of giving you a real response.
- She won’t move with you, even two feet away.
- She won’t invest.
Es wäre also im wesentlichen klassische Zeichen von Desinteresse. Dreh ihm einfach den Rücken zu. Sage, dass du dich lieber mit deinen Freundinnen unterhalten willst und er stört.
Das schöne an Pickup: Um so besser er in dem Bereich ist, um so eher wird er dich dann bei so deutlichen Zeichen auch schlicht in Ruhe lassen. Es lohnt sich schlicht nicht, so viel Arbeit in jemanden zu investieren, wenn man nebenan jemanden hat, der einen vielleicht mit wesentlich weniger Arbeit interessant findet.
Hier muss die jeweilige Frau (ebenso wie ein Hadcore-Pickuper) die Einstellung ablegen, dass sie etwas so besonderes ist: In der Attractionphase hat man quasi keine Verbindung zueinander und noch nicht wirklich etwas investiert. Es ist insofern kein großer Verlust. Gerade wenn er etwas mehr Erfahrung hat, sollte er die passende Outcome Indifference haben, die ihm ermöglicht das entspannt zu sehen.
Natürlich kann man auch einfacher deutlich werden: Man kann ihm einfach direkt innerhalb der Theorie sagen dass es nichts wird. Hier wäre ein einfacher Text, der das kommuniziert:
„Klappt leider nicht, du bist nicht mein Typ*, ich könnte dir jetzt IODs senden, bis dir das klar wird, aber es sieht ja besser aus, wenn wir und freundlich verabschieden und die anderen Frauen nicht sehen, dass du einen Korb bekommst oder noch schlimmer, damit wie ein AFC umgehst, indem du dich aufregst. Style empfiehlt, dass man sich einfach mit „War nett, dich kennenzulernen!“ verabschiedet. Ich glaube, die dahinten hat vorhin etwas rübergeschaut, versuch es doch mal bei ihr“
Danach ihn einfach ignorieren und ihm, wenn er nicht geht, den Rücken zudrehen, bis er geht. Nichts mehr zu ihm sagen, nicht auf ihn reagieren, einfach ignorieren.
*(kann angereichert werden mit „ich stehe auf große/Kleine/Dicke/dünne/ich bin vergeben/du bist eher der One-Night-Stand-Typ und ich die „erst Sex nach dem 20sten Date Frau“/
Hier wurde angeführt, dass der jeweilige Anmacher Techniken wie „Freeze Out“ einsetze, also seinerseits einen Kontaktabbruch betreibt. Ich wüsste nicht, was günstiger sein sollte, um ihn loszuwerden: Ein Freeze Out funktioniert nur dann, wenn man selbst Interesse hat. Wer ihn loswerden will, der kann den Freeze Out einfach nutzen und sich freuen.
Bliebe natürlich noch der Einwand, dass er das als Shittest abtut und gerade nicht aufgibt. Aber bei so deutlichen IOIs und der Verdeutlichung durch das Ausgrenzen wird es eigentlich recht deutlich, dass es eben kein Shittest ist, sondern die Frau sich tatsächlich gestört fühlt.
Über Rückmeldungen freue ich mich.
Männerberatungsnetzwerk
Tristan Rosenkranz hat über Gleichmaß e.V. als Träger ein Männerberatungsnetzwerk etabliert.
Aus der Selbstbeschreibung:
Das Männerberatungsnetzwerk ist eine Vernetzungsplattform existenter Notrufe, Beratungseinrichtungen und Schutzwohnungen in Deutschland, die von häuslicher Gewalt betroffenen Männern Unterstützung gewähren. Der Anspruch des Netzwerkes ist es, einen Überblick über vorhandene Angebote zu ermöglichen, mithilfe von Informationen zu Kontaktstellen die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen zu erleichtern sowie eine stärkere Sensibilisierung zu erreichen.
Vorliegendes Netzwerkangebot versteht sich als notwendige Ergänzung zur Hilfelandschaft für von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und leistet im Bedarfsfall auch für Frauen Hilfe in Form örtlicher Weiterverweisung an Beratungs- und Unterbringungseinrichtungen.
Als Initiator, Koordinator und Ansprechpartner zeichnet sich der Gleichmaß e. V. mit Sitz in Gera verantwortlich.
Wenn ich es richtig verstehe, dann geht es also darum eine Sammelstelle für Beratungsstellen zu bilden, aus denen dann ein entsprechendes Netz entstehen kann.
Eine Anlaufstelle zu bilden, der andere sich anschließen können, finde ich eine gute Idee. Es bietet eine leichtere Übersicht und erlaubt auch den Austausch von Erfahrungen.
Würde mich interessieren, ob und wie das Angebot angenommen wird.
Konservative Geschlechterrollen: Religion als Stabilisator
Religion, in unserem Bereich eben das Christentum, erlaubt die Berufung auf eine höhere Autorität, die es erlaubt moralische Regeln abzusichern und auf ein festeres Fundament zu stellen.
Entsprechend wurden damit diverse Tabus aufgestellt: Von der Abwertung des Ehebruchs bis hin zu der Absicherung der Geschlechterrollen als von Gott vorgegebene Rolle für Mann und Frau. Aber auch eine weitere Absicherung vor einem Ausbruch des Mannes aus der Ehe zugunsten seines Sexualtriebs: Das Verbot der Homosexualität aber auch das sonstige Verbot sexueller Aktivitäten.
Damit konnte man Verstöße gegen entsprechende Verbote moralisch noch verwerflicher darstellen, da sie nicht nur gegen irdische Verbote, sondern auch gegen göttliche Gebote verstießen.
Ein Ausbrechen aus den zugewiesenen Rollen konnte damit wesentlich erschwert werden. Und da Gott sich nicht irrt und seine Regeln nicht veralten können, kann man auch Veränderungsbegehren leichter abwehren
Selbermach Samstag 155 (26.09.2015)
Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?
Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)
Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?
Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?
Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.
Konservative Geschlechterrollen: Der Schutz der Familie
In der konservativen Wertvorstellung ist die Familie die wichtigste Instanz und ihre Einheitlichkeit und ihr Fortbestand schützenswert. Allerdings kann dieser Schutz dann eben auch ins Gegenteil umschlagen: Der Schutz der Familie kann eben auch zu Lasten derer Mitglieder gehen:
Wer die Familie schützt, der kann zB Vaterschaftstests erschweren, weil das Aufdecken eines Seitensprunges eben die Familie gefährdet. Gerade im Zusammenspiel damit, dass die Frau schutzbedürftig ist und die Kinder erziehen muss kann Schutz der Familie sich eben auch gerade gegen den Mann richten. Es kann bedeuten, dass der Mann entsprechend mehr verliert, wenn er sich „aus der Verantwortung stehlen will“. Es kann bedeuten eben gerade die Unterhaltspflichten möglichst hoch anzusetzen und den nachehelichen Unterhalt möglichst lang.
Es kann eben auch bedeuten, dass man die Ehe als „Costly Signal“ erhält, indem man sich einen Ausstieg sehr gut überlegen muss: Steig aus der Familie aus und du musst zahlen wie vorher, nur das du deine Kinder nicht mehr bei dir hast.
So kann man auch verhindern, dass sich der Mann nach einer neuen, jüngeren Frau umschaut und die Monogamie aufkündigt.
Hier trägt eben auch der Gedanke, dass die Frau die unschuldige und schützenswerte ist, zusammen mit den Kindern, bei. Es ist dagegen der männliche Sexualtrieb, den man auf die richtige Bahn leiten muss, um die Familie zu schützen.
Verletzt Sexismus auch Männer? (Und wie Feminismus hilft)
Konservative Geschlechterrollen: Der Mann als Beschützer
Da dem Mann insoweit im weiteren das „Außen“ zugewiesen war und der Frau das „Innen“ im Sinne eines Heimes, war er auch verantwortlich dafür, den Schutz der Frau sicherzustellen. Natürlich zuallererst seiner Frau, aber aus der Übernahme der generellen Schutzfunktion eben auch schließlich aller Frauen und natürlich seiner Kinder und daraus folgend allen Kindern.
Das wirkt sich sowohl in einem Militärdienst bzw. der Pflicht, in den Kampf zu ziehen als auch dem sonstigen Schutz aus.
Auch hier ist ein evolutionärer Bezug natürlich vorhanden, denn der Schutz der Kinder und seiner Frau vor allen Gefahren stellt natürlich zum einen tatsächlich einen wichtigen Teil der Sicherstellung der Weitergabe der Gene dar und es dürfte auch Attraktivitätsmerkmale bedienen, da die Frau eben auf Schutz in vielen Situationen angewiesen war. Natürlich umfasste dies auch den Schutz vor Konkurrenz, also Mate Guarding.
Aber auch hier wurde das ganze im Wege eines Essentialismus ausgebaut: Ein echter Mann beschützt alles, er ist in der Lage Gefahren abzuwehren und ist er dies nicht, dann ist er eben auch kein echter Mann und damit entbehrlich: Der Ursprung des „disposable Mann„.