Tag: 27. Oktober 2015
Fettlogik, Bevormundungsfeminismuslogik und Veränderung im Feminismus
Erzählmirnix ist ja bekannterweise von Feministinnen ins Visier genommen worden, ist aber aus dem Shitstorm mit einem weitaus höheren Bekanntheitsgrad, vielen neuen Followern und einem Plus an verkauften Büchern hervorgegangen.
Der Grund war dafür aus meiner Sicht der Folgende:
- sie macht lustige Comics, die ein weites Feld haben und Feminismuskritik ist nur ein sehr kleiner Teil davon
- Bei ihrem eigentlichen Kernthema, Abnehmen, hat sie die wissenschaftliche Methode verwendet und Studien ausgewertet, sie hat Mythen als solche bezeichnet und konnte auf Fakten verweisen
Das hatte den Vorteil, dass sie mit dem Thema Feminismus nur am Rande in Berührung kam und man ihren Blog so lesen konnte ohne dass man beständig in Bereichen, in denen es für alle außer Fataktivistinnen relevant ist, auf zu heikle Angriffe auf Tabuthemen stieß. Fataktivismus ist denke ich auch für die meisten eine echte Herausforderung an unlogisches Denken, so dass man da mit dem Hinweis, dass es nicht gesund sein kann, offene Türen einrennt. Diejenigen, die eben keine radikalen intersektionalen Feministinnen sind, konnten mit den anderen Punkten nocg ganz gut leben, hatten aber auch genug Kontakt mit der feministischen Szene, dass sie Erzählmirnix auch immer wieder den radikalen Feministinnen in die Timeline gespült haben, für die solche Bereiche unerträglich sind. Deswegen konnten diese radikalen Feministinnen Erzählmirnix auch nicht ausblenden und mussten darauf reagieren, eben mit Aufforderungen „so etwas“ nicht mehr in die Timeline zu spülen, sondern wie es sich gehört zu blocken.
Erzählmirnix hat diese Art des radikalen Feminismus den Bevormundungsfeminismus genannt, weil er einem vorschreiben will, was man machen darf, was man lesen darf und was man denken darf. Dagegen hatte sie kurz ein bereits wieder eingestelltes Experiment gestartet, dessen Arbeitstitel „Freiheitsfeminismus“ war, eben als Abgrenzung zum Bevormundungsfeminismus. Jetzt will sie sich aber lieber wieder auf das Kerngeschäft, eben Abnehmen und Comics beschränken.
Ich würde es ja hoch interessant finden, wenn Erzählmirnix auf gleiche Weise wie bei der „Fettlogik“ in das Thema Feminismus einsteigen würde, ich bin überzeugt davon, dass sie allerdings viele viele Sympathien aus dem Bereich verlieren würde, denn dann würde sie eben bei vielen Feministinnen und Feministen tatsächlich Themen berühren, die diese als Tabu ansehen. Es wäre aber interessant, wie man dort auf eine Besprechung einer Studie zu der Wirkung von pränatalen Testosteron auf die Bildung von Geschlechterrollen und den Hinweis, dass eine rein soziale Konstruktion eine „Bevormundungsfeminismuslogik“ ist reagieren würde.
Ich denke ihre übrigen Comics würden viele nach wie vor retweeten, aber einige, die sie jetzt gut finden, würden sich empört abwenden und sie blocken, weil es in dem Bereich dann für sei wesentlich wichtiger ist, diese Logik aufrechtzuerhalten.
Ich würde es genial finden, wenn eine Feministin sich an Erzählmirnix ein Vorbild nehmen würde und einfach mal den wissenschaftlichen Weg angeht und versucht, Studien zu finden, die ihre Sicht auf den Feminismus stützen und sich kritisch mit Theorien auseinandersetzt, die ihrer Sicht des Feminismus entgegenstehen. Die meinetwegen sogar versucht „Biologistenlogik“ oder „Biothrutherlogik“ aufzuzeigen, indem sie Studien bespricht, die gegen zb hier und hier geäußerte Theorien sprechen und Fehler in der Argumentation aufzeigt.
Eine so gebildete oder verteidigte feministische Theorie hätte dann tatsächlich einen gewissen Anspruch.
Wer eine Reform des Feminismus weg von den ideolgoischen Bevormundern will, der muss von der Idee weg, dass man über die Grundlagen nicht diskutieren darf und hin zu der Idee, dass man seine Grundlagen beweisen und offen für eine Diskussion sein sollte.
Die Öffnung des Feminismus weg von der reinen Philosophie hin zum wissenschaftlichen Prinzip wäre die radikalste Revolution überhaupt.
Dazu passend sind einige andere interessante Artikel erschienen:
- Wozu eigentlich brauchen wir eine Wirklichkeit? (Man-Tau)
- Absurde Symmetrien
- Vom Essentialismus zum Totalitarismus Teil 1, Teil 2