Unterdrückungsolympiade

Nils Pickert zieht über indische Männerrechtler her. Er meint, sie würden sich mit den Frauen auf eine Unterdrückungsolympiade einlassen, die sie nicht gewinnen können:

„Wir können die Tatsache nicht verleugnen, dass Frauen mehr verwöhnt und geliebt werden, und zudem mehr Aufmerksamkeit bekommen“, heißt es da. Kein Wort davon, dass weibliche Föten in Indien statistisch häufiger abgetrieben werden oder Mädchen weniger zu essen bekommen als Jungen.

Kein Wort auch darüber, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, als Frau oder Mädchen Opfer massiver sexualisierter Gewalt zu werden. Stattdessen Krokodilstränen darüber, dass zu einvernehmlichem Sex eben auch ihr Einvernehmen gehören muss und nicht nur seines. Ja genau! Bei dieser Form von Unterdrückungsolympiade sehen wir Männer ziemlich alt aus – schon allein deshalb, weil Frauen dabei in Gewichtsklassen antreten (müssen), in denen der durchschnittliche Heteromann gar nicht vorkommt.

Die Unterdrückungsolympiade macht dabei allerdings Pickert auf und das mit merkwürdigen Beispielen. Im indischen Text steht nichts davon, dass man dagegen ist, dass zu einvernehmlichen Sex auch ihr Einvernehmen gehört, es steht etwas darüber, dass Frauen häufig auf ein Podest gestellt werden und Männer als die schlechten dargestellt werden. Und es geht auch nicht um eine Unterdrückungsolympiade, sondern darum, dass man (auch) Männer nicht unterdrücken soll.

Der Gedanke der Unterdrückungsolympiade ist eigentlich nur ironisch zu gebrauchen, Pickert erkennt aber gar nicht, dass er hier in eine solche tatsächlich einsteigt und sie als Argument gebraucht. Selbst wenn Frauen mehr unterdrückt werden würden, warum sollte an dann nicht gleichzeitig die Diskriminierungen von Männern einstellen bzw überdenken, welche Punkte für diese ungerecht sein könnten?

Es macht wenig Sinn auf einer Unterdrückungsolympiade zu bestehen, selbst wenn Frauen sie gewinnen würden. Im Gegenteil, es würde nach wie vor zynisch bleiben. Und das gerade auch, weil die Rollen sich gegenseitig stützen.