Faschismus

In dem Artikelideensammelartkel wurde vorgeschlafen über Faschismus zu diskutieren. Ich werfe dazu mal etwas in die Runde:

Faschismus war zunächst die Eigenbezeichnung einer politischen Bewegung, die unter Führung von Benito Mussolini in Italien von 1922 bis 1943/45 die beherrschende politische Macht war und ein diktatorisches Regierungssystem errichtete (siehe Italienischer Faschismus).

Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme verwendet, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten. Die Verallgemeinerung des Faschismus-Begriffs von einer zeitlich und national begrenzten Eigenbezeichnung zur Gattungsbezeichnung einer bestimmten Herrschaftsart ist umstritten, besonders für den deutschen NS-Staat. Mit der Beschreibung und Erklärung des Faschismus beschäftigt sich die Faschismustheorie.

Als Neofaschismus bezeichnet man im engeren Sinne die von Anhängern des Faschismus getragene politische Bewegung in Italien nach Mussolinis Sturz (Movimento Sociale Italiano, 1946–1995). Im weiteren Sinn werden auch in anderen Ländern bestehende rechtsextreme Bewegungen und Parteien so bezeichnet, insofern sie an Programmatik, Symbolik und Aktionsformen des Faschismus und Nationalsozialismus anknüpfen.[1][2] Die Schweizer Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus fasst 2015 zusammen: „Wie Faschismus im Sprachgebrauch ein Oberbegriff geworden ist, kann auch Neofaschismus als Sammelbegriff für alle modernen Strömungen mit faschistischen und nationalsozialistischen Inhalten verwendet werden.“ In politischen Auseinandersetzungen wird der Begriff auch als Schimpfwort gebraucht und oft nach unscharfen Kriterien auf rechte und rechtsextreme Gruppierungen angewandt.[3]

Das scheint mir eines der Probleme zu sein: Es ist ein teilweise sehr unscharfer Begriff. Aus der Einleitung in der Wikpedia ergibt sich:

  • nationalistische Bewegung
  • nach dem Führerprinzip organisiert
  • antiliberal und antimarxistisch

Das passt in der Tat auf viele rechte Bewegungen, scheint mir aber auch auf (vermeintlich) linke Strukturen anwendbar zu sein, die ja auch schnell einen Führer ausbauen können, der die eigene Nation betont (und sei es als Zusammenschluss der dortigen Arbeiter) und antiliberal ist.

Die Wikipedia hat noch einen eigenen Unterpunkt Definition:

Eine Definition von „Faschismus“ gestaltet sich schwierig, da weder der Begriff an sich etwas über sein Wesen aussagt (siehe oben), noch die meisten europäischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit, die im Allgemeinen als faschistisch bezeichnet werden, dieses Wort überhaupt verwendet haben – anders als fast alle kommunistischen Parteien und Regime, die es vorzogen, sich als kommunistisch zu bezeichnen.[9]

Was Faschismus ist oder sein soll, wurde vornehmlich von seinen Gegnern bestimmt, die Theorien des bzw. über den Faschismus entwickelt haben.[10] Seit den 1920er Jahren ist eine intensive Debatte um den Faschismus als umfassenden Gattungsbegriff geführt worden, der nicht nur die von Mussolini geführte Bewegung und Diktatur erklären, sondern ähnliche Organisationen und Regimes in anderen europäischen Staaten kennzeichnen soll. Die empirische Forschung hat dabei vorrangig auf die Identifizierung von strukturellen Kernelementen des Faschismus gezielt.[11]

Ein übergreifender (generischer) Faschismusbegriff, der die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bestehenden Regime in Italien, im NS-Staat und in Japan umfasst, ist in der historischen Forschung umstritten. Einige Historiker wollen den Begriff auf Italien beschränken. Andere wie Bernd Martin halten „Faschismus“ als Gattungsbegriff nur für die „Bewegungsphase“ für sinnvoll:

„Faschismus als übergeordneter Gattungsbegriff eignet sich mithin allenfalls für die Bewegungsphasen der drei genuin entstandenen, gemeinhin so genannten Faschismen in Deutschland, Italien und Japan. Als umfassender Begriff für die Regimephasen trägt der Ausdruck hingegen nicht und kann der völlig unterschiedlichen Herrschaftsabsicherung nicht gerecht werden. Es würde daher der historischen Wirklichkeit wie auch dem historischen Selbstverständnis der damaligen Regime in Berlin, Rom und Tokio besser entsprechen, den abgegriffenen Faschismusbegriff aufzugeben.“
– Bernd Martin[12]

Faschismusforscher wie zum Beispiel Roger Griffin, die von einem generischen Faschismusbegriff ausgehen, zielen auf den ideologischen Kern des Faschismus:

„Da die Definition auf den ideologischen Kern zielt statt auf die konkreten historischen Erscheinungsformen (Führerkult, Paramilitarismus, Politik des Spektakels usw.), mit anderen Worten: da sie Faschismus genau wie andere generische politische Ideologien (Liberalismus, Sozialismus, Konservatismus) behandelt, wird es einsichtig, ein politisches Phänomen auch dann als faschistisch zu betrachten, wenn es nur im embryonalen Zustand im Kopf eines Ideologen und ohne Ausdruck in einer politischen Partei, geschweige denn einer Massenbewegung, existiert. Darüber hinaus mag es sinnvoll sein, eine Form politischer Energie als faschistisch zu erkennen, selbst wenn sie auf die Absicht verzichtet, als parteipolitische und/oder paramilitärische Kraft zu operieren und stattdessen einem Ansatz folgt, der eher mit politischem Quietismus denn mit revolutionärem Fanatismus zu tun zu haben scheint.“
– Roger Griffin[13]
Gegen die Subsumierung des Nationalsozialismus unter den Faschismusbegriff wenden die französische Psychoanalytikerin Janine Chasseguet-Smirgel und der deutsche Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn ein, dass damit dessen Wesenskern, nämlich die Rassepolitik und der Holocaust, aus dem Blickfeld gerückt würde. Das NS-Regime erscheine in dieser Perspektive als „eine ganz banale Diktatur“, nicht anderes als die in Italien, in Francos Spanien oder im Chile Pinochets. Dies rationalisiere das Unfassbare der Judenvernichtung und sei letztlich eine Strategie der Erinnerungsverweigerung und Schuldabwehr.

Die erste Definiton kommt mir auch wenig praktikal vor, denn Führerpersönlichkeiten erzeugen ja gern eine Massenbewegung und verbinden das auch gerne mit bestimmten politischen Inhalten.

Die englische Wikipedia greift diese Definitionsschwierigkeiten auf:

The term „fascist“ has been used as a pejorative,[66] regarding varying movements across the far right of the political spectrum.[67] George Orwell wrote in 1944 that „the word ‚Fascism‘ is almost entirely meaningless … almost any English person would accept ‚bully‘ as a synonym for ‚Fascist'“.[67]

Communist states have sometimes been referred to as „fascist“, typically as an insult. For example, it has been applied to Marxist regimes in Cuba under Fidel Castro and Vietnam under Ho Chi Minh.[68] Chinese Marxists used the term to denounce the Soviet Union during the Sino-Soviet Split, and likewise the Soviets used the term to denounce Chinese Marxists[69] and social democracy (coining a new term in „social fascism“).

In the United States, Herbert Matthews of The New York Times asked in 1946: „Should we now place Stalinist Russia in the same category as Hitlerite Germany? Should we say that she is Fascist?“.[70] J. Edgar Hoover, longtime FBI director and ardent anti-communist, wrote extensively of „Red Fascism“.[71] The Ku Klux Klan in the 1920s was sometimes called „fascist“. Historian Peter Amann states that, „Undeniably, the Klan had some traits in common with European fascism—chauvinism, racism, a mystique of violence, an affirmation of a certain kind of archaic traditionalism—yet their differences were fundamental….[the KKK] never envisioned a change of political or economic system.“[72]

Professor Richard Griffiths of the University of Wales[73] wrote in 2005 that „fascism“ is the „most misused, and over-used word, of our times“.[25] „Fascist“ is sometimes applied to post-World War II organizations and ways of thinking that academics more commonly term „neo-fascist“.[74]

Das klingt nach einer schwierigen Abgrenzung.
Was ist also nun Faschismus?

88 Gedanken zu “Faschismus

  1. Die Nazis sahen sich selbst übrigens gar nicht als Faschisten, dass man nach dem Krieg alle Antikommunisten in einen rechten Topf geworfen hat, lag m.E. an den Kommunisten, die einen Feindbegriff brauchten, in dem „Sozialismus“ (aus naheliegenden Gründen) nicht vorkommt und für die sowieso alle nicht linientreuen zu den „Faschisten“ zählten, sogar die SPD:

    „Mit dem Etikett wurde alles auf der Linken stigmatisiert, was nicht auf stalinistische Komintern-Linie einschwenkte. Ganz oben auf der Proskriptionsliste standen die deutschen Sozialdemokraten. Thälmanns KPD tat folgsam mit bei der Schmähung der hellroten Brüder. Aus Sicht der Kommunisten fungierte die Sozialdemokratie als linker Flügel der bürgerlichen oder, in Marx’scher Terminologie, der von der Bourgeoisie beherrschten kapitalistischen Gesellschaft, die als äußerste Reaktion auf den Siegeszug des Kommunismus den „Faschisten“ die Macht übergab.“

    und

    „Die DDR war nicht antifaschistisch, sie war nationalsozialistisch, der eigentliche Nachfolgestaat des 3. Reichs auf deutschem Boden. Schon die alberne Kostümierung, farblich leicht nuanciert. Dazu eine Grenze, die nach innen wie außen ausgrenzend national war. Was gibt es Nationaleres als ‚Keiner rein, keiner raus?‘ Sozialistisch ist ja wohl keine Frage.“
    .
    Man kann durchaus zugleich national-sozialistisch („Sozialismus in einem Lande“, Stalin) und antifaschistisch sein. Witzigerweise hatten ja bereits die braunen nationalen Sozialisten Vorbehalte gegenüber den originären Faschisten, obwohl sie gegen denselben Gegner standen. (Wer weiß heute noch, dass Angehörige der von Horia Sima geführten „Eisernen Garde“, radikale rumänische Klerikalfaschisten, in Buchenwald und Sachsenhausen eingesperrt waren – sie hatten gegen Antonescu geputscht und mussten emigrieren.) Das hing im Wesentlichen damit zusammen, dass der Faschismus im Gegensatz zum Nationalsozialismus klerikal, international, elitär, ästhetizistisch und tatsächlich rechts war. Die Faschisten wollten die bürgerliche Gesellschaft und deren Traditionen gegen den Angriff von links verteidigen, den der Marxismus und speziell die russische Revolution losgetreten hatte, aber sie hatten nicht vor, eine sozialistisch nivellierte Volksgemeinschaft zu schaffen, andere Länder zu erobern und ihre Völker durch Umvolkung sukzessive auszurotten. Welcher Faschistenführer wäre auf die Idee gekommen, seine Landsleute irgendwo im Osten ansiedeln zu wollen?“

    Und

    „Armin Mohler, der das Dritte Reich als Zeitzeuge erlebt hat, berichtet in seinem Essay „Der faschistische Stil“, wie er 1942 während seines Studiums in Berlin „gegenüber einem höheren Hochschulbeamten“ den Namen Ernst Jünger erwähnt habe, woraufhin der Mann, „ein linientreuer Nationalsozialist“, ihn misstrauisch angeblickt und „mit tadelndem Unterton“ gesagt habe: „Jünger ist ein Faschist!“ Und sogleich als Erklärung nachschob: „Jünger kämpft nicht für sein Volk – im Kriege kämpfte er um des Kämpfens willen.“ Hellhörig geworden, so Mohler, habe er in der Folgezeit festgestellt, dass die Vokabel „faschistisch“ im internen Gebrauch der Nationalsozialisten der „geistige(n) Diskriminierung“ diente. Faschistisch zu sein, war „undeutsch“.“

    Quelle: https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna/item/1386-19-juni-2020

    Die sich selbst als „antifaschistisch“ definierenden Kommunisten, sind hingegen genau das natürlich nicht. Nicht im Wortsinne, denn prügelnde Kampftruppen hatten sie von Anfang an und unterhalten sie immer noch. Nicht im erweiterten Sinne, denn es gab bisher noch keinen nennenswert demokratischen oder gar liberalen kommunistischen Staat, alle waren sie mehr oder weniger Diktaturen, viele mit Führerkult (Stalin, Mao, PolPot, Kim usw). und alle (gezwungenermaßen) national orientiert.

    Man könnte den Faschismus-Begriff eigentlich beerdigen, er sagt nichts, seine ursprüngliche Bedeutung ist in alle möglichen Richtungen verzerrt. Aber es ist halt so eine schöne Kampfvokabel. Und solange linksextreme Schlägertrupps ihn mit einem „Anti“ im Namen tragen und damit ihrem zutiefst asozialem Tun mediale Rechtfertigung geben können, so lange bleibt er wohl am Leben.

    • „Man könnte den Faschismus-Begriff eigentlich beerdigen, er sagt nichts“

      Meine simple These: Der Begriff „Faschismus“ ist kurz und hat 3 Zischlaute, er erzeugt vielleicht schon aufgrund des Lautmalerischen negative Emotionen, eignet sich deswegen als Schimpfwort.

      Aber „antifaschistische Linke“, die noch Theorie lesen (was ich bei den meisten nicht mehr voraussetze) beziehn sich gern auf Georgi Dimitroffs Faschismustheorie, ich kenn das auch noch dunkel aus dem Staatsbürgerkundeunterricht, der Kapitalismus ist die Vorstufe zum Faschismus, deswegen muß auch der K. mit allen Mitteln sabotiert werden (was ja aktuell auch geschieht).

      „„Wir müssen uns völlig klar darüber sein, dass der Faschismus keine orts- oder zeitgebundene, vorübergehende Erscheinung ist. Er ist ein ganzes System der Klassenherrschaft der Bourgeoisie und ihrer Diktatur im Zeitalter des Imperialismus“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Georgi_Dimitroff#Im_Exil

      „Die für den Marxismus-Leninismus klassisch gewordene Definition lieferte Georgi Dimitroff in einem Beschluss des XIII. Plenums des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale im Dezember 1933, der von einer ähnlichen Formulierung auf dem V. Weltkongress 1924 vorbereitet worden war. Darin wurde der Faschismus als „terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“ definiert.“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Faschismustheorie#Die_Dimitroff-These

      Ist natürlich n Freibrief für Revoluzzer, jede bürgerlich-demokratische Gesellschaft niederzureißen, in Brand zu stecken.

      • „Ist natürlich n Freibrief für Revoluzzer, jede bürgerlich-demokratische Gesellschaft niederzureißen, in Brand zu stecken.“

        Genauso ist es. Deshalb reagieren die durch-und-durch (linksliberal-internationalistischen) Medien ja auch immer verwirrt, wenn sie mal von der Antifa angegriffen werden, obwohl sie meinen, doch alle auf der selben Seite zu stehen 🙂

        Es ist auch der Grund, warum mittlerweile selbst Konservatismus als „rechts“ und damit automatisch als „faschistisch“ gebrandmarkt wird. Es gibt jenseits vom Marxismus keine Ideologie, der eine Existenzberechtigung zugestanden würde, alles steuert angeblich unmittelbar zum Faschismus, sobald die „reine Lehre“ verlassen wird. Und Argumente dafür, dass Ideologie xyz zu einem unerwünschten Zustand führen könnte, finden sich ausnahmslos immer.

  2. Dazu möchte ich die folgenden 2ct ergänzen:

    Es gibt eine in meinen Augen soziologisch gehaltvolle Unterscheidung zwischen dem Faschismus und dem Nationalsozialismus, die man an Italien und (natürlich) Deutschland exemplifizieren kann. Sie stammt ursprünglich von M. Rainer Lepsius (Weber selbst ist ja vor nun genau 100 Jahren verstorben und konnte seine Theorie nicht mehr selbst auf diesen Gegenstand anwenden), wurde von Maurizio Bach vertieft und vom Historiker Martin Broszat übernommen und greift Max Webers Konzepte der charismatischen und bürokratischen Herrschaft auf.

    Ich versuche es so knapp wie möglich zu umreißen:

    (1) Charismatische Herrschaft beruht auf dem Glauben an einen charismatischen Helden, der ein Künstler wie Stefan George, ein religiöser Prophet wie Mohammed oder Christus, ein Kriegshäuptling wie Ragnar Lodbrok oder eben ein Politiker wie Mussolini oder Hitler sein kann. Der Inhalt dieses Charismatismus ist folglich variabel und wird sozusagen zwischen dem Held und seiner Gefolgschaft ausgemacht.

    (2) Charismatische Herrschaft ist »außeralltäglich« und volatil, weil sie darauf beruht, dass der Held sich beständig an den Erwartungen seiner Gefolgschaft orientiert und diese erfolgreich befriedigt, der Kriegshäuptling etwa ist nur so lange einer, wie er erfolgreiche Beutezüge organisiert. Das heißt, sie ist von »Veralltäglichung« bedroht, sobald ihre Dynamik der »Bewährung des Charisma« versandet.

    (3) Wenn charismatische Herrschaft »veralltäglicht«, erlischt sie entweder oder verwandelt sich (in vormodernen Zeiten) in »traditionale« oder (in modernen Zeiten) in »bürokratische« Herrschaft. Diese Unterscheidung passt auch auf die Unterscheidung zwischen der »Bewegungsphase« und der »Herrschaftsphase« der italienischen und deutschen Faschisten. Es läuft auf die Frage hinaus: was passiert mit dem »Charismatismus« im Augenblick der Machtergreifung?

    (4) Den Unterschied zwischen Deutschland und Italien kann man auf die Unterschiede in der Art und Weise beziehen, wie in beiden Fällen der Staat zur »Beute« der jeweiligen Bewegungen wurde. In beiden Fällen hat die Bewegung Machtpositionen, Einfluß, Status und Einkommensquellen gewonnen. Und in beiden Fällen waren dies Positionen in der bürokratisch organisierten Herrschaft eines modernen Staates. Mussolini bediente sich nach der Machtergreifung sehr weitgehend der traditionellen Strukturen des italienischen Staates und stutzte den Einfluß der Partei weitgehend zurück. Abgesehen von der inneren Feindbekämpfung kam es in Italien zu keiner ideologisch getriebenen Entwicklungsdynamik, die die weitere Politik bestimmt hätte. Den entscheidenden Unterschied zu Deutschland kann man am sogenannten »Röhm-Putsch« vom Sommer 1934 erläutern: damals wurde die von Ernst Röhm geführte SA parteiintern und innenpolitisch von der SS entmachtet und ihre Führer ermordet. Die SA-Führung hatte nach der Machtergreifung inhaltlich detaillierte, sachliche Vorstellungen von einem bevorstehenden Umbau der deutschen Gesellschaft, inklusive »sozialistischer« Vorstellungen des »linken« Strasser-Flügels der NSDAP. Die Parteispitze um Hitler bestand dagegen darauf, dass die Festlegung politischer Inhalte allein vom Führer ausgehen dürfe.

    Das führte in Deutschland dazu, dass eine »Veralltäglichung und Versachlichung« der faschistischen Herrschaft unterbleiben ist. An der Spitze des deutschen Staates blieb oberhalb des bürokratischen Herrschaftsapparates um Hitler und seine Paladine eine charismatisch strukturierte, aus den Spitzen der Partei rekrutierte und stark ideologisch motivierte Führungsspitze lebendig. Hieraus erklärt sich die spezifische destruktive Dynamik der nationalsozialistischen Herrschaft, die an diesem Punkt auch begrifflich von einem allgemeineren Begriff des Faschismus unterschieden werden sollte. Die Nazi-Herrschaft erhält die charismatische Bewährungsdynamik aufrecht, und zwar ohne auf die »Gefolgschaft« noch große Rücksichten nehmen zu müssen (hauptsächlich bestand diese Rücksichtnahme wenigstens in der ersten Kriegsphase darin, der Bevölkerung keine allzu großen Einschränkungen in der Konsumgüterversorgung zuzumuten). Dazu gehört auch der Übergang zu Kriegswirtschaft, Krieg und Beuteökonomie: hatte die alte Partei bis zum Röhm-Putsch im Staat Beute machen wollen, wollte Hitler im europäischen und Weltmaßstab vermittels des Staats Beute machen – in außenpolitischer Hinsicht war das Programm des »Lebensraums im Osten«. Dazu gehört auch, dass die NS-Herrschaft im Sinne einer regulären kapitalistischen Wirtschaft vollkommen irrational war – ohne den Kriegsbeginn und den Übergang zur Beutewirtschaft wäre Deutschland Anfang der 40er Jahre in den Staatsbankrott gerutscht. In dieser Hinsicht war der Krieg zur selbstgeschaffenen ökonomischen Notwendigkeit geworden.

    Die ideologische Dynamik folgt insofern dem Bedürfnis Hitlers und seiner unmittelbaren Umgebung, die »dem deutschen Volk gegebenen Versprechen« einzulösen. Und hier kam es zu dem, was die »negative Selektion von Weltanschauungselementen« genannt worden ist. Neben dem »Rassenkrieg« war das der »Kampf gegen das Judentum«. Die schrittweise Enthemmung der antijüdischen Politik ist die letzte Konsequenz einer solchen »charismatischen Bewährungsdynamik«, die sich nicht mehr an extern vorgefundenen, sachlichen Bewährungskriterien orientiert, sondern an selbstgesetzten, rein ideologischen Bewährungskriterien. Ihr Endpunkt war die Entscheidung zur »Endlösung der Judenfrage« mit dem bekannten Resultat.

    Mit ist diese Interpretation zum ersten Mal in einem Heidelberger Oberseminar bei Lepsius begegnet, ich fand sie damals schon überzeugend, und sie scheint sich auch als valide Analyse der Spezifität der nationalsozialistischen im Unterschied zu einer allgemein faschistischen Herrschaft bewährt zu haben.

    • Als Unterscheidung zwischen den damaligen Strömungen in Italien und Deutschland brauchbar, aber wie unterscheidet sich der Hitlereske „Faschismus“ dann z.B. vom „Stalinismus“? Ich vermag da keine so großen Unterschiede zu erkennen.

      Das einzige echte Alleinstellungsmerkmal des dritten Reiches war die radikale Antwort auf „die Judenfrage“ (beliebt waren Juden, in der Sowjetunion m.W. auch nicht, aber Stalins mörderische Abneigung war eher breit gestreut, vielleicht weil Russland immer ein Vielvölkerstaat und Stalin eher Pragmatiker war).

      Wichtig (wenn auch nicht neu und einzigartig) war noch der radikale Expansionismus. Mir fehlt allerdings der Überblick, wie die anderen, als faschistisch dargestellten Bewegungen, da aufgestellt waren. Wie stand etwa Mussolini dazu? Die Japaner waren m.W. immer noch Kaiserreich zu dem Zeitpunkt und passen auch nicht so richtig unter „Faschismus“.

      „Dazu gehört auch, dass die NS-Herrschaft im Sinne einer regulären kapitalistischen Wirtschaft vollkommen irrational war – ohne den Kriegsbeginn und den Übergang zur Beutewirtschaft wäre Deutschland Anfang der 40er Jahre in den Staatsbankrott gerutscht.“

      Hast du Statistiken zur Auslandsverschuldung des dritten Reiches? Die Frage ist auch, ob Deutschland nicht so oder so in diese Situation geraten wäre, denn das Bevölkerungswachstum war m.W. noch enorm und ohne Hitler wären vermutlich die „Kriegsschulden“ aus dem ersten WK (per Vertrag von Versailles) weiter gezahlt worden, oder irre ich mich?

      Was verstehst du übrigens unter „im Sinne einer regulären kapitalistischen Wirtschaft vollkommen irrational“. Die hat mit Schulden ja keinerlei Probleme, mit „Beute“ noch viel weniger…?

      • @Androsch Kubi:

        »… aber wie unterscheidet sich der Hitlereske „Faschismus“ dann z.B. vom „Stalinismus“? Ich vermag da keine so großen Unterschiede zu erkennen.«

        Im Sinne der Weberschen Typologie fällt die Sowjetunion klar unter »bürokratische Herrschaft«. Strukturell gesehen kann man die Sowjetunion als »Entwicklungsdiktatur« auch durchaus mit dem faschistischen Spanien analogisieren. Auch was die Brutalität im Bürgerkrieg betrifft, tun sich zumindest die frühe SU und Spanien nicht viel. »Strukturtypologisch« hat Nazi-Deutschland mit seinem Charismatismus daher ein Alleinstellungsmerkmal. Interessant wird es bei der Dynamik der Stalinschen Exzesse. Die sind (wie die der Nazis) ideologisch motiviert, wobei sich der ideologische Inhalt natürlich zwischen »Rasse« und »Klasse« differenziert.

        Aber die historische Konstellation ist eine andere. Im Stalinismus ist das Feindbild auf andere Weise paranoid als im Nazismus: die Stalinschen Massenhinrichtungen und Internierungen sind eine Fortsetzung der Bürgerkriegslogik: überall Feinde, die den Aufbau des Sozialismus bedrohen und die man »liquidieren« muss. Bei den Nazis ist das Bild der Juden natürlich auch paranoid, aber auf grundsätzlichere Weise: der Stalinsche Terror hat sozusagen ein internes Abbruchkriterium: den subjektiven Eindruck der Führung, die Klassenfeinde besiegt zu haben (wozu man sie nicht zwingend töten muss, die chinesischen Kommunisten haben dazu noch das Mittel der »Umerziehung« erfunden).

        Der rassistische Terror der Nazis kennt kein solches Abbruchkriterium, er hätte nach eigenen Kriterien weiter gemordet bis zum letzten einzelnen Juden auf dem ganzen Globus (als Rommel 1942 an der Grenze Ägyptens stand, wurde in der afrikanischen Etappe schon die nächste Einsatzgruppe organisiert, die die orientalischen Juden hätte ermorden sollen).

        Zu den anderen Punkten schreibe ich im Lauf des Tages noch was.

        • „Der rassistische Terror der Nazis kennt kein solches Abbruchkriterium, er hätte nach eigenen Kriterien weiter gemordet bis zum letzten einzelnen Juden“

          Das kann man natürlich auch umgedreht sehen: das stalinsche Feindbild ist weit flexibler, Stalin hätte niemals aufgehört zu morden, weil ihm (im Ggs. zu den Nazis) niemals die Feinde ausgegangen wären 🙂

          Stalin war ein Psychopath, m.E. mordete er nicht überwiegend ideologisch, sondern um Einzuschüchtern, sich Abzureagieren und teilweise aus Bequemlichkeit („ein Mensch ein Problem, kein Mensch kein Problem“). Zumindest das kann man von Hitler vermutlich eher nicht sagen.

          Das wird eindrucksvoll klar, wenn man Stalins Morde im engsten Kreis anschaut, etwa die Ermordung von Sinowjew:
          „Die Kugeln, mit denen Kamenew und Sinowjew getötet wurden, wurden in ein kleines Glaskästchen mit dem darauf geschriebenen Namen des Opfers gesteckt und vom Geheimdienstchef Genrich Jagoda privat behalten. Nachdem Jagoda exekutiert worden war, übernahm sein Nachfolger Nikolai Jeschow die Kugeln, die nach dessen Exekution in den Besitz seines Nachfolgers Lawrenti Beria übergingen, der später ebenfalls hingerichtet wurde.“

          Den Freund seiner Tochter ließ er nach Sibirien verbannen, seine Frau brachte er vermutlich um (offiziell Selbstmord), seine Schwägerin ließ er zu zehn Jahren Gulag verurteilen usw. der Mann war ein Monster, vor dem sich alle fürchteten und dem man besser nicht widersprach.

          Ansonsten: ja, hatte ich ja auch geschrieben. Das nationalsozialistische, faschistische dritte-Reich-Alleinstellungsmerkmal, war die radikale Antwort auf die „Judenfrage“. Aber auch die unterschied sich vor allem in Ausmaß und Vehemenz, nicht so sehr ideologisch von der anderer Staaten.

          • Um an dieser Stelle auf die Jetztzeit zu verweisen: Das fehlende Abbruchkriterium ist ganz klar ein Merkmal der „Anti- Fa“, weil sie alle naselang neue Definitionen für „Fa“ erfindet.
            Das ist imho das grösste Problem derzeit.

      • „aber wie unterscheidet sich der Hitlereske „Faschismus“ dann z.B. vom „Stalinismus“? Ich vermag da keine so großen Unterschiede zu erkennen.“

        *Zeigefingererektion*

        Vor allem dadurch, daß Stalin eine eigene Faschismusdefinition hatte (Trotzki übrigens auch), sowas ist überhaupt die beste Methode, um Faschismusvorwürfe gegen sich selbst abzuschmettern.

        „Der Faschismus ist eine Kampforganisation der Bourgeoisie, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokratie stützt. Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus. […] Diese Organisationen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen einander. Das sind keine Antipoden, sondern Zwillingsbrüder.“

        https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialfaschismusthese#Entstehung

      • „und ohne Hitler wären vermutlich die „Kriegsschulden“ aus dem ersten WK (per Vertrag von Versailles) weiter gezahlt worden, oder irre ich mich?“

        Die „Reparations“-Forderungen der Alliierten aus dem WK I wurden erst kürzlich von der BRiD „abschließend“(?) beglichen…

        • Ja (allerdings setzten sie m.W. erst nach der Wende wieder ein). Ich hatte auch mal irgendwo gelesen, die Zahlungen wären schon vor Hitler reduziert worden, genaues weiß ich aber nicht. Die Summe war damals jedenfalls so irrwitzig, dass man Deutschland wohl schon mit Beginn der Weimarer Republik als „pleite“ betrachten durfte.

          • „Ja (allerdings setzten sie m.W. erst nach der Wende wieder ein).“

            Nein! Vielmehr hat die „faschistische“ BRD als (alleiniger) „Nachfolgestaat“ des 3. Reichs m.W. durchgängig und regelmäßig seit Bestehen (1949) die entsprechenden Leistungen abgeführt. Diese waren wohl schließlich vor kurzem „auf Heller und Pfennig“endlich „abgestottert“…

            Die DDR war ja ein „ANTIFASCHISTISCHER“ Staat, der deshalb von den (West-)Alliierten für WK I-Reparations-Forderungen auch nie „in die Pflicht genommen“ wurde.
            An das „sozialistische Brudervolk der SU“ hat die DDR „Ihren Obulus“ aber unter anderer Titulierung mehr als abführen dürfen…

      • @Androsch Kubi:

        »Hast du Statistiken zur Auslandsverschuldung des dritten Reiches?«

        Zur finanziellen Bilanz schreibt Richard Evans (Das Dritte Reich II, 438): »Die Reichsfinanzen, deren Bilanz 1932 einen bescheidenen Überschuß auswies, verzeichneten 1933 einen Verlust von 796 Millionen Reichsmark, der sich bis 1938 auf knapp 9,5 Milliarden erhöhte.«, und zum Außenhandel, dass es nicht gelang »die chronischen Zahlungsbilanzprobleme in den Griff zu bekommen.« (S. 441) Und: »Am 15. Juni 1939 beseitigte ein neues Gesetz alle Hindernisse für das Drucken von Banknoten«. Mit dem Vierjahresplan von 1936 beginnt »eine massive Eskalation der Staatsintervention in die Wirtschaft«, Göring wird zum »Beauftragten für den Vierjahresplan« und damit oberster Lenker der deutschen Wirtschaft.

        Zur »Irrationalität«:

        Einerseits wollte man Deutschland autark machen, andererseits hatte man Erwartungen an Umfang und Tempo der Aufrüstung, die das völlig illusorisch machten, der Rohstoffmangel etwa war dramatisch. Wiederum Evans:

        »1938 schufen die NSDAP und verschiedene ihrer Gliederungen wie die DAF unter der Leitung Hitlers riesige Wirtschaftsunternehmen, die darauf abzielten, in der Verfolgung der machtpolitischen Ziele des Regimes die herkömmlichen kapitalistischen Operationen zu umgehen. (…) Eine anschwellende Flut von Gesetzen und Bestimmungen diente dem Zweck, Preislimits zu setzen, die Rationalisierung von Unternehmen zu erzwingen, Investitionen in kriegswichtige Unternehmen zu lenken, Produktionsquoten festzusetzen, den Außenhandel zu lenken und manchem anderen. (…) 1939 sorgten etliche Gesetze über Kredite, Hypotheken, Darlehen und Banken dafür, daß die Freiheit, in Projekte außerhalb des Rüstungsprogramms zu investieren, weitgehend eingeschränkt wurde. (…) Die Zahl der Eingriffe in Produktion und Handel wurde zunehmend unübersehbar.«

        Das Grundproblem war: »Es gab einen grundlegenden Widerspruch zwischen dem Streben nach Autarkie in Erwartung eines langen Kriegs und einer rücksichtslosen Aufrüstung in Vorbereitung auf einen unmittelbar bevorstehenden bewaffneten Konflikt, der nie aufgelöst wurde. Und es gab auch kein statistisches Zahlenmaterial, das für die Aufstellung eines rationalen Planungssystems erforderlich gewesen wäre. Trotz seiner komplexen Organisation … bestand der Vierjahresplan in Wirklichkeit aus wenig mehr als einer Reihe von unsystematischen Initiativen, die gleichwohl einen gewissen Erfolg erzielten.«

    • „Die ideologische Dynamik folgt insofern dem Bedürfnis Hitlers und seiner unmittelbaren Umgebung, die »dem deutschen Volk gegebenen Versprechen« einzulösen. Und hier kam es zu dem, was die »negative Selektion von Weltanschauungselementen« genannt worden ist. Neben dem »Rassenkrieg« war das der »Kampf gegen das Judentum«.“

      Wobei ich eher den Eindruck habe, dass „das Judentum“ für das deutsche Volk damals eher ein Abstraktum war, mit dem der Jude nebenan nichts zu tun hatte.
      Der Holocaust wurde nicht als Einlösung eines Versprechens zelebriert, sondern kaschiert und möglichst unauffällig umgesetzt, ja bestritten, wo der Verdacht geäußert wurde.
      Daraus kann man durchaus ableiten, dass dieser Massenmord von einer großen Mehrheit der Bevölkerung zumindest missbilligt worden wäre.

      • Denke ich auch. Die Nazis haben mal einen Propagandafilm mit echten Juden gedreht. Ziel war, Ekel gegen sie zu erregen (man nahm verwahrloste). Das Ergebnis war aber, dass die Zuschauer Mitgefühl entwickelten.

      • @carnofis:

        »Der Holocaust wurde nicht als Einlösung eines Versprechens zelebriert, sondern kaschiert und möglichst unauffällig umgesetzt, ja bestritten, wo der Verdacht geäußert wurde.«

        Das ist richtig! Das »Versprechen« der Nazis war ja nicht, einen Massenmord durchzuführen, sondern Deutschland »judenrein« zu machen. Soweit man nicht vermeiden konnte, davon zu reden, war ja von »Umsiedeln« die Rede. Aber die Nazis waren dann mit den Konsequenzen ihres eigenen Handelns konfrontiert, der Überfüllung der Ghettos und den Beschwerden von Hans Frank, dass ein Großteil der deportierten Juden in »seinem« Generalgouvernement landet. Wirklich ernähren und versorgen wollte man sie auch nicht, zumal sie ja angeblich am Krieg schuld waren, und nach der Eskalation zum Vernichtungskrieg (Russlandkrieg) fielen bei der Nazi-Führung dann die letzten Hemmungen weg, sie einfach umzubringen. Darüber dachte man bei der SS bereits früh in Eigeninitiative nach. Christopher Browning zitiert einen Brief von Sturmbannführer Höppner an Adolf Eichmann vom Juli 1941:

        »Es besteht in diesem Winter die Gefahr, dass die Juden nicht mehr sämtlich ernährt werden können. Es ist ernsthaft zu erwägen, ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitseinsatzfähig sind, durch irgendein schnell wirkendes Mittel zu erledigen. Auf jeden Fall wäre es angenehmer, als sie verhungern zu lassen.«

        Das Resultat war dann, aller Wahrscheinlichkeit nach auf mündliche Weisung Hitlers, die Wannseekonferenz.

        • Ich hab schon ein paar mal gelesen, dass Hitler die Juden eigentlich nach Palästina verbringen wollte (oder dies zumindest als eine Option zum Umgang mit der „Judenfrage“ sah), aber die dortigen Muslime hatten was dagegen. Es gibt da ein Bild, wo Hitler (der den Islam übrigens als die seiner Ideologie am nächsten kommende und nützlichste Religion sah, von der er sich wünschte, dass sie anstelle des verfluchten/verachteten Christentums sich in Deutschland/Europa ausgebreitet hätte, denn sie produziert gut Soldaten*) mit dem dortigen Großmufti im Gespräch ist; dabei soll es darauf hinausgelaufen sein, dass er Hitler riet, sie einfach umzubringen, um die „Judenfrage“ zu „lösen“. Hab allerdings keine Ahnung, wie sehr dieser Austausch zum Holocaust beitrug …
          Hier, hab was gefunden, wo’s anlässlich der öffentlichen Aussage B. Netanjahus im oben geschilderten Sinne um diese Frage geht: https://www.heise.de/tp/features/Netanjahu-Grossmufti-stiftete-Hitler-zur-Verbrennung-der-Juden-an-3376173.html

          * = Aus: Hitler, Adolf; Heim, Heinrich; Jochmann, Werner [Hrsg.]: „Monologe im Führerhauptquartier“:
          „Der Mohammedanismus könnte einen doch vielleicht noch für seinen Himmel begeistern!“ (S. 150)
          „Auch das Regime der Araber in Spanien war etwas unendlich Vornehmes: die größten Wissenschaftler, Denker, Astronomen, Mathematiker, einer der menschlichsten Zeiträume, eine kolossale Ritterlichkeit zugleich. Als dann später das Christentum dahin kam, da kann man nur sagen: die Barbaren. Die Ritterlichkeit, welche die Kastilier haben, ist in Wirklichkeit arabisches Erbe. Hätte bei Poitiers nicht Karl Martell gesiegt: Haben wir schon die jüdische Welt auf uns genommen – das Christentum ist so etwas Fades –, so hätten wir viel eher noch den Mohammedanismus übernommen, diese Lehre der Belohnung des Heldentums: Der Kämpfer allein hat den siebenten Himmel! Die Germanen hätten die Welt damit erobert, nur durch das Christentum sind wir davon abgehalten worden.“ (S. 370)

  3. Das erinnert mich an die Stigmatisierungsthese in Teilen der Psychiatrie: Psychisch krank ist demnach derjenige, der als psychisch krank bezeichnet wird. Würde man diese Denkart auf den Faschismus übertragen, käme man zu einer absurden Definition. Denn das, was Faschismus dann ist, hat nicht zwingend mit denen zu tun, die angeblich faschistisch handeln, sondern nur mit denen, die darüber urteilen und entsprechend etikettieren. Das ist aber durchaus Zeitgeist. Erfüllst du bestimmte Erwartungen von Menschen nicht, die sich selbst als benachteiligt ansehen, bekommst du schnell das Etikett Nazi, du bist dann Teil einer faschistischen Kultur, die sich eben nicht proaktiv für die einsetzt, die sich selbst als Benachteiligte sehen.

    Weil aber die gängigen Definitionen wirklich schwammig, unscharf und extrem abweichend voneinander sind, habe ich mir im Laufe der Jahre meine eigene Bedeutung gezimmert, die da lautet:

    Faschismus ist eine staatlich getriebene stark repressive Gesellschaftsform, in der Menschen nicht primär nach ihren Taten beurteilt werden, sondern nach überwiegend unveränderbaren Eigenschaften (Herkunft, Hautfarbe, Religion, Alter, Geschlecht) und ihrer Zugehörigkeit zu einer entsprechenden Gruppe.

    Ich finde das bis heute recht schlüssig, zumal es für diese gesellschaftlichen Tendenzen keine andere deutschsprachige Begrifflichkeit gibt.

    • „Faschismus ist eine staatlich getriebene stark repressive Gesellschaftsform, in der Menschen nicht primär nach ihren Taten beurteilt werden, sondern nach überwiegend unveränderbaren Eigenschaften (Herkunft, Hautfarbe, Religion, Alter, Geschlecht) und ihrer Zugehörigkeit zu einer entsprechenden Gruppe.

      Ich finde das bis heute recht schlüssig, zumal es für diese gesellschaftlichen Tendenzen keine andere deutschsprachige Begrifflichkeit gibt.“

      Habe neulich die Faschismusdefinition eines bekannten jüdischen Historikers oder Philosophen(Name vergessen) gelesen, der meinte nun wieder, Rassismus gehöre nicht zwangsläufig zum Faschismus.

      • @Blue Jaw:

        »Habe neulich die Faschismusdefinition eines bekannten jüdischen Historikers oder Philosophen(Name vergessen) gelesen, der meinte nun wieder, Rassismus gehöre nicht zwangsläufig zum Faschismus.«

        Ich glaube, der spanische Falangismus und Franquismus könnten in diese Kategorie passen. Die generelle politische Ausrichtung und die Art der Feindbekämpfung in Bürgerkrieg und Diktatur dürfte ihn klar als faschistisch kennzeichnen, andererseits war er eng mit der katholischen Kirche verbündet, was eine selbständige Rassenideologie als Ersatzreligion wieder ausschließt. Aufgrund der Polarisierung im Bürgerkrieg dürfte der »Bolschewismus« das wichtigere Feindbild gewesen sein. Aber ein Spezialist für dieses Thema bin ich jetzt auch nicht …

        • Im Fernsehen kam mal, dass Mussolini (und aus Italien stammt ja der Begriff „Faschismus“) Hitlers Rassentheorien ablehnte, das sei was für Pferdezüchter.

          Alles was heutzutage unter „Faschismus“ subsummiert wird, passt entweder nicht oder ist zumindest kein Alleinstellungsmerkmal. Der Begriff ist nicht mehr zu gebrauchen, zumindest nicht zu mehr, als zu Beschimpfungen 🙂

      • Es müssen ja nicht alle Faktoren sein. Nach meiner Ansicht wäre es auch faschistisch, wenn ein System alle Grünäugigen interniert oder vom gesellschaftlichen Leben ausschließt. Der Gedanke dahinter ist, dass Menschen systemisch repressiv behandelt werden aufgrund von Eigenschaften, für die sie nichts können und die sie in der Regel auch nicht ändern können.

        • Dafür gibts aber ja schon einen Begriff: Rassismus. Wenn du so argumentierst, wären auch Südafrika und die USA faschistisch gewesen, der Feminismus und der woke Progessismus wären es ohnehin 🙂

          Mussolini fiele dagegen vermutlich eher nicht darunter (dabei kommt der Begriff aus Italien).

          • „ wären auch Südafrika und die USA faschistisch gewesen, der Feminismus und der woke Progessismus wären es ohnehin“

            Waren sie das nicht während der Sklavenhaltung und der Rassentrennung? Und der Feminismus hat genau diesen faschistischen Kern. Sollte er nun noch weiter in die Staatsräson übernommen werden und entsprechende Repression ausgeübt werden, kämen wir in den Faschismus.

            Mit Mussolini kenne ich mich nicht so aus, aber wenn der Menschen „nur“ wegen der Gesinnung und nicht wegen unveränderlichen Eigenschaften verfolgt und unterdrückt hat, dann war er in meinen Augen zwar ein Diktator, aber kein Faschist.

      • Das nennt man doch „Identitätspolitik“. 🙂
        Würde ich als mindestens faschismuskompatibles Machtwerkzeug (Teile und Herrsche, Gruppenidentität vor individueller Identität) einordnen.

    • Ich denke auch, dass die Suche nach einer wissenschaftlich haltbaren Faschismus-Definition eine rein akademische Elfenbeinturm-Diskussion ist. Die tatsächliche Verwendung von „Faschist“ in der heutigen Zeit – und zwar keineswegs nur in der Umgangssprache, sondern auch weitestgehend in Medien und Politik – ist eben schlichtweg „weicht von meiner Meinung irgendwie nach rechts ab, ist also böse und hat demnach keinen Anspruch auf sachliche Auseinandersetzung, sondern muss diffamiert und ausgegrenzt werden“.

      • „weicht von meiner Meinung irgendwie nach rechts ab, ist also böse und hat demnach keinen Anspruch auf sachliche Auseinandersetzung, sondern muss diffamiert und ausgegrenzt werden“

        So sieht es aus, wobei du mit „rechts“ ja schon wieder eine ähnlich schwammige Bezeichnung drin hast 🙂

        Es reicht normalerweise vollkommen aus, logisch zu argumentieren, um als „Faschist“ bezeichnet zu werden. Oft reicht es, bestimmte Rituale und Selbstverständlichkeiten nicht mitzumachen, etwa die Nationalität des lokalen Messerstechers nicht zu verschweigen, die heilige Greta nicht anzubeten, irgendetwas nicht zu glauben oder einer bestimmten VT anzuhängen etc.

    • Wenn ich die „sozialwissenschftliche“ Fachdiskussion ueber den Begriff Faschismus so an mir vorbeiziehen lasse, die grossteils sich selbst widersprechen, denke ich die zutreffendste, heute gueltige Definition von Faschist ist ganz postmodern:
      Jemand, den ich als einen solchen bezeichne.

  4. Das Problem ist, Faschismus geht nicht wie Marxismus auf eine philosophische Schule zurück. Marxismus geht auf eine theoretische Denke zurück und daraus entwickelten sich Systeme, die nicht immer direkt Karl Marx ‚ Idee entsprechen.
    Umgekehrt ist der Faschismus ein real existierendes bzw mehrere Systeme, zwischen denen man Gemeinsamkeiten finden will, denke daher auch schwerer fassbar.

      • Mit solchen kausalen Aussagen wäre ich vorsichtig, mindestens Hitler war wohl recht interessiert und las sehr viel, war also vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Er war auch niemand, der einem Vorbeter folgte, er bildete sich, im Ggs. dazu, sogar sehr viel auf sein eigenes Urteil und seine praktischen Erfahrungen ein (sein zentrales Ideologie-Buch ist nicht umsonst autobiographisch).

        Auch gibt es markante Unterschiede zwischen Mussolini und Hitler, deren angeblicher „Faschismus“ waren nicht identisch.

        Um das Thema gibt es viele „Kontroversen“:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Nietzsche-Rezeption_im_Nationalsozialismus

        Einen ideologisch „Schuldigen“ zu finden, ist so ein typischer Intellektuellen-Sport. Tatsächlich neigen Intellektuelle aber dazu, ihren Einfluß massiv zu überschätzen, werden sie doch normalerweise nur von ihresgleichen gelesen und bekommen i.d.R. erst posthum Anerkennung. Die Debatte um Nietzsche schmeichelt also vermutlich ihrer Zunft 🙂

        Fatalerweise führt das Suchen nach ideologisch „Schuldigen“ aber zu Denkverboten. Weiter gedacht, könnte man Darwin etwa für Euthanasie und Sozialdarwinismus verantwortlich machen, was natürlich Unsinn ist, aber auf solche Gleise führt das. Am Ende darf man dann kein Buch mehr von ihm lesen und kein Zitat mehr bringen und er wird aus dem Unterricht verbannt, weil ja für xyz verantwortlich und selber Denken out ist.

        Vermutlich war es so, dass Nietzsche einfach den Zeitgeist (bzw. eine Strömung darin) ausformulierte, so wie das bei heutigen Philosophen ja auch ist. Entsprechend stoßen sie dann auch auf Resonanz oder werden ignoriert. Nietzsche wird z.B. m.W. kein einziges mal in „Mein Kampf“ erwähnt, wenn er einen Einfluß auf Hitler ausübte, dann wohl eher subtil und im Einklang mit anderen Eindrücken.

        • Ich sage ja nicht, dass Nietzsche der einzige Einfluss war, aber seine Bedeutung ist nicht zu übersehen. Ich könnte hier Zitate posten, da wüstest du nicht, ob sie von Nietzsche oder aus „Mein Kampf“ sind, z.B. „Wer fällt, den soll man stoßen“, oder „Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker“.

          Was Darwin betrifft, so ist mir kein Beleg für einen Zusammenhang bekannt. Dem hätte Hitler als Engländer auch skeptisch gegenüber gestanden.

          • „Was Darwin betrifft…Dem hätte Hitler als Engländer auch skeptisch gegenüber gestanden.“

            Das würde ich bezweifeln! Hitler sah doch in den Engländern ein germanisches Brudervolk, dem er vielleicht deshalb die „Schmach“ von Dünkirchen ersparen wollte?

          • „Ich sage ja nicht, dass Nietzsche der einzige Einfluss war, aber seine Bedeutung ist nicht zu übersehen.“

            Das ist die Frage, die ich nicht beantworten kann. Hatte er eine große Bedeutung oder formulierte er nur, was in den entsprechenden Kreisen sowieso seit jeher gedacht wurde? Kamen Hitler und er vielleicht unabhängig voneinander zu denselben Schlüssen, weil vielleicht ähnlich sozialisiert? Es gibt zweifelsohne Parallelen, aber das ist eben erstmal nicht mehr als eine Koinzidenz.

            Ungefähr so, als ob jemand behauptet, dass ich jetzt die Meinung eines Richard David Precht hätte, nur weil ich den mal im TV gesehen habe und bei manchen Sachen ähnliche Ansichten pflege und ähnliche Worte verwende.

            Aber gut, eine Einflussnahme ist durchaus nicht unwahrscheinlich, allerdings würde ich niemals so weit gehen und Nietzsche als „Vater des Faschismus“ (oder so) zu bezeichnen. Er war ein Schreiberling, der sich seine Gedanken machte, die damals vermutlich auch noch nicht politisch unkorrekt waren.

            „Rassenhygiene“ usw. war z.B. eine Modeerscheinung:
            https://www.aerzteblatt.de/archiv/7893/Zwangssterilisationen-in-Skandinavien-Weitverbreitete-Ideologie-der-Eugenik
            Das „Folkhemmet“ war, bei Licht betrachtet, eigentlich auch eine Form von Nationalsozialismus, nur ohne die expansionistischen (und judenfeindlichen?) Anteile.

            Ein Spätgeborenen-Urteil darüber ist auch da wieder schwierig, wir wissen, dass unsere Bevölkerung abnimmt und wir kennen den Flynn-Effekt, haben in der Hinsicht also nicht die gleiche Ausgangslage und den gleichen Druck, wie die Menschen damals, wo gerade die ärmsten Familien zwischen 5- und 10 Kindern bekamen.

            Ich kann mir auch kein Urteil über Nietzsche erlauben, dazu kenne ich sein Werk zu wenig.

            Das mit Darwin war nur ein Beispiel und hatte nichts mit Hitler zu tun. Ich wollte nur vermitteln, welche Dynamik heutzutage denkbar ist, wenn jemand als „ideologisch falsch gepolt“ eingeschätzt wird. Bücher großer Denker werden nicht mehr in der Schule behandelt, weil sie mal was geschrieben haben, was heutzutage als politisch unkorrekt eingestuft wird. Ich halte das für sehr gefährlich!

          • @Seerose

            „Hitler sah doch in den Engländern ein germanisches Brudervolk, dem er vielleicht deshalb die „Schmach“ von Dünkirchen ersparen wollte?“

            Sehr richtig! Er war sogar zu sehr weitgehender Zusammenarbeit bereit, realisierte irgendwie nicht, dass er von den Briten benutzt wurde, sie ihm regelrecht geopolitische Fallen stellten. Selbst in „Mein Kampf“ spricht er noch anerkennend von deren Fähigkeiten.

            Interessant in dem Zusammenhang ist übrigens die Putin-Rede von neulich:
            https://www.anti-spiegel.ru/2020/ueberraschender-inhalt-putins-artikel-ueber-den-weg-in-den-zweiten-weltkrieg-wurde-veroeffentlicht/?doing_wp_cron=1592765647.3571469783782958984375

            Sie gibt natürlich nur die Sichtweise und das Wissen der Russen wieder, aber da die ihre Archive geöffnet haben (Briten und Amerikaner m.W. nicht oder nur teilweise) kommen da sehr interessante Zusammenhänge zum Vorschein, etwa:
            „Später, während der Nürnberger Prozesse, erklärten die deutschen Generäle ihren schnellen Erfolg im Osten. Der ehemalige Stabschef der operativen Führung des Oberbefehlshabers der deutschen Streitkräfte, General Jodl, gab zu: „… Dass wir nicht schon 1939 verloren haben, liegt nur daran, dass etwa 110 französische und britische Divisionen, die während unseres Krieges mit Polen im Westen gegen 23 deutsche Divisionen standen, völlig passiv geblieben sind.““

            Meines Wissens fing danach die Bombardierung Deutschlands durch die Briten an, vermutlich war es das, was Hitler mehrmals veranlasst haben soll, ein gemeinsames Vorgehen von Russland und Deutschland gegen die Insel zu verabreden. Stalin ließ ihn abblitzen.

            Putin meint (und da liegt er vermutlich nicht falsch):
            „Großbritannien und auch Frankreich, das damals der wichtigste Verbündete der Tschechen und Slowaken war, haben sich entschieden, ihre Garantien aufzugeben und das osteuropäische Land seinem Schicksal zu überlassen. Sie haben die Tschechoslowakei nicht nur im Stich gelassen, sondern haben damit die Bestrebungen der Nazis mit dem Ziel nach Osten gelenkt, dass Deutschland und die Sowjetunion unweigerlich zusammenstoßen und sich gegenseitig ausbluten würden.

            Genauso kam es dann auch. Es kommt langsam immer mehr Licht in die Zusammenhänge und Dauerpropaganda. Sehr spannend.

          • Steven Pinker schreibt in „Enlightenment Now“:

            „More to the point, the intellectualized racism that infected the West in the 19th century was the brainchild not of science but of the humanities: history, philology, classics, and mythology. In 1853 Arthur de Gobineau, a fiction writer and amateur historian, published his cockamamie theory that a race of virile white men, the Aryans, spilled out of an ancient homeland and spread a heroic warrior civilization across Eurasia, diverging into the Persians, Hittites, Homeric Greeks, and Vedic Hindus, and later into the Vikings, Goths, and other Germanic tribes. (The speck of reality in this story is that these tribes spoke languages that fell into a single family, Indo-European.) Everything went downhill when the Aryans interbred with inferior conquered peoples, diluting their greatness and causing them to degenerate into the effete, decadent, soulless, bourgeois, commercial cultures that the Romantics were always whinging about. It was a small step to fuse this fairy tale with German Romantic nationalism and anti-Semitism: the Teutonic Volk were the heirs of the Aryans, the Jews a mongrel race of Asiatics. Gobineau’s ideas were eaten up by Richard Wagner (whose operas were held to be re-creations of the original Aryan myths) and by Wagner’s son-in-law Houston Stewart Chamberlain (a philosopher who wrote that Jews polluted Teutonic civilization with capitalism, liberal humanism, and sterile science). From them the ideas reached Hitler, who called Chamberlain his “spiritual father.”

            Science played little role in this chain of influence. Pointedly, Gobineau, Chamberlain, and Hitler rejected Darwin’s theory of evolution, particularly the idea that all humans had gradually evolved from apes, which was incompatible with their Romantic theory of race and with the older folk and religious notions from which it emerged. According to these widespread beliefs, races were separate species; they were fitted to civilizations with different levels of sophistication; and they would degenerate if they mixed. Darwin argued that humans are closely related members of a single species with a common ancestry, that all peoples have “savage” origins, that the mental capacities of all races are virtually the same, and that the races blend into one another with no harm from interbreeding.33 The historian Robert Richards, who carefully traced Hitler’s influences, ended a chapter entitled “Was Hitler a Darwinian?” (a common claim among creationists) with “The only reasonable answer to the question . . . is a very loud and unequivocal No!”

          • @Androsch Kubi:

            »Er war sogar zu sehr weitgehender Zusammenarbeit bereit, realisierte irgendwie nicht, dass er von den Briten benutzt wurde, sie ihm regelrecht geopolitische Fallen stellten. Selbst in „Mein Kampf“ spricht er noch anerkennend von deren Fähigkeiten.«

            Das ist jetzt aber ein ziemlich schiefes Bild! Erstens hat Hitler »Mein Kampf« 1925/26 veröffentlicht, also sehr früh in seiner Karriere. Zweitens ist Hitler von niemandem »benutzt« worden, er hat sein Rüstungs- und Kriegsprogramm aus eigenem Entschluss und auf eigene Verantwortung durchgezogen, nur am Anfang noch (Rheinland, Saarland) mit Rücksicht auf die machtpolitischen Umstände. Im Münchner Abkommen hat das Ausland noch versucht, ihm auf »Vernunftbasis« möglichst weit entgegenzukommen, selbst um den Preis, die Tschechoslowakei dafür zu opfern. Das hat Hitler nur als Schwäche gedeutet, und es war ihm ohnehin egal, und seither ist »Appeasement« im angelsächsischen Sprachraum ein Schimpfwort.

            Putin wiederum spricht natürlich nicht als Historiker, sondern als Politiker, der Verratsvorwürfe an den Westen richtet. Auch muß niemand seine Archive öffnen, um den »Sitzkrieg« im Westen bekannt zu machen. England und Frankreich hatten zwar Polen Garantien gegeben, aber verfügten, als sie sie mit der Kriegserklärung einlösten, zu dem Zeitpunkt über keinerlei Angriffsplanung. Das ist alles »old news«, da fügen auch die russischen Archive nichts Neues hinzu.

            Vor der »Bombardierung Deutschlands durch die Briten« gab es übrigens die »Bombardierung Großbritanniens durch die Deutschen«, insbesondere nach dem Taktikwechsel in der Luftschlacht um England ab September 1940 mit den verstärkten Angriffen auf zivile Ziele.

          • @El_Mocho:

            »Steven Pinker schreibt in „Enlightenment Now“« …

            Ich hatte ja vor ein paar Tagen schon mal an anderer Stelle kommentiert, dass der Rassismus meines Erachtens in seinem Kern eine »Metaphysik der Ungleichheit« ist, die sich auf die Biologie höchstens im Sinne eine Ausrede beruft. Das Apriori des Rassismus ist ein Wille zur Wertung, und das heißt: zur Ungleichwertung dessen, was er, anhand welchen Indikators auch immer, als »Rassen« identifiziert. Erst danach kommen die Begründungsversuche, die sich, anhand welchen biologischen Indikators auch immer, auf die Biologie berufen. Insofern bin ich da ganz bei Pinker, wenn er Darwin und die Evolutionstheorie gegen Rassismusverdacht in Schutz nimmt. Die trübe Suppe eines Gobineau und Chamberlain hat mit ernsthafter Biologie als Wissenschaft überhaupt nichts zu tun.

          • „Vor der »Bombardierung Deutschlands durch die Briten« gab es übrigens die »Bombardierung Großbritanniens durch die Deutschen«, insbesondere nach dem Taktikwechsel in der Luftschlacht um England ab September 1940 mit den verstärkten Angriffen auf zivile Ziele.“

            Ich gestehe, immer wieder die Lügenmedien zu konsultieren, auch wenn es um eine Einschätzung der Geschichte geht. Und danach waren es tatsächlich die Briten, die als erste zivile deutsche Städte angriffen. Damit wollte Churchill Hitler von der englischen Rüstungsindustrie und militärischen Zielen weglocken, die im Verlaufe des Luftkriegs derart in Mitleidenschaft gezogen worden war, dass eine Niederlage in Aussicht stand.
            Und Hitler, der damals schon immer der Meinung war „Meiner ist der größte“ tat Churchill den Gefallen und zersplitterte die Luftstreitkräfte in einen für die Zivilisten schlimmen, militärisch aber nutzlosen Bombenkrieg.
            Gelernt gerade erst vor einigen Wochen in einer Terra-X-Folge des ZDF.

          • „Das Apriori des Rassismus ist ein Wille zur Wertung, und das heißt: zur Ungleichwertung dessen, was er, anhand welchen Indikators auch immer, als »Rassen« identifiziert.“

            Genau deshalb ist es unsinnig, eine Rasseforschung „wertfrei“ betreiben zu wollen.
            Eine solche „Forschung“ soll mit einem Ziel gestartet werden, nämlich rassebedingte Intelligenzunterschiede sichtbar zu machen.
            Das Ziel krankt schon an einer hinreichend genauen Definition von „Rasse“, dann von „Intelligenz“ und am Ende vom Forschungsziel.

            Es stimmt schon, Forschung soll immer möglichst wertfrei und ergebnisoffen erfolgen. Aber in diesem Fall ist das schon beim Setzen der Rahmenbedingungen nicht möglich – und auch nicht gewollt!

            Wie ich schon vor einigen Tagen schrieb: Was, wenn die Rasseforschung herausfindet, dass Schwarzafrikaner im Mittel intelligenter als Mitteleuropäer sind?
            Undenkbar! Die Rahmenbedingungen werden vorab so festgelegt, dass dieses Ergebnis niemals entstehen KANN.

            Und wenn ein Forschungsziel derart wenig wissenschaftlichen Nutzen, dafür aber umso mehr politischen Sprengstoff liefert, sollte man besser die Finger davon lassen.

          • „Diese hier?“

            Nein.
            Thema war die Luftschlacht um England. Die deutsche Luftwaffe hatte die englische weitgehend niedergerungen. Die Briten konnten immer weniger die Verluste ausgleichen. Und Churchill ließ in dieser scheinbar aussichtslosen Lage deutsche Städte angreifen. Hitler war für ihn durchschaubar, wie ein Fenster. Er kalkulierte, dass der deutsche Diktator sich auf gleiche Weise rächen würde – und damit den Druck auf die Kriegsindustrie und die Flugplätze nehmen.
            Er sollte recht behalten.

          • @carnofis:

            Ok, danke! Ich dachte, es ginge schon um das strategic bombing mit den Flächenbombardements und Feuerstürmen.

      • Ja Aber hitler und mussolini hätten auch gewaltige Unterschiede.
        Außerdem sage ich nichts die hat keiner beeinflusst. Nur da gab es nicht einen Philosophen auf den der ganze Staat fußen soll, hoffe, der Unterschied, den ich meine ist verständlich.

      • @El_Mocho:

        »Wenn es einen geistigen Vater des Faschismus gibt, dann Nietzsche.«

        Das ist dann auch wieder zu einfach. Nietzsche hat ja eine ganze Generation geprägt. Und auch, wenn man ihm einige rassistische Aussagen nachweisen kann, war er nie so etwas wie ein Rassenideologe, da sind die Einflüsse von Gobineau und Chamberlain viel wichtiger, von den vulgären Versionen eines Lanz von Liebenfels ganz abgesehen, auf die Hitler in Wien gestoßen war.

        Außerdem hat seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche, eine glühende Antisemitin und später auch Verehrerin der Nazis, seinen Nachlaß höchst tendenziös editiert, Nietzsche selbst hat den Antisemitismus verabscheut, und es gibt auch beißend kritische Aussagen über den Nationalismus von ihm.

  5. Das ist wirklich eine interessante Frage, weil es heutzutage eigentlich nur noch ein inflationärer Kampfbegriff ist.

    Für mich ist Faschismus daher eher so das Prinzip, die Meinung des eigene politische Meinung auch mit Gewalt durchzusetzen und Gegenansichten aktiv unterbinden zu wollen.

    Beispiel: Man kann in Bezug auf den Klimawandel (Corona, Migration, Feminismus, …) unterschiedliche Ansichten vertreten, da es auch in der Vergangenheit bisher keinem überzeugend gelungen ist, zuverlässige Prognosen für die Zukunft abzugeben und es eine Vielzahl von unterschiedlichen Meinungen auch in der Wissenschaft gibt. Man kann nun sachlich miteinander argumentieren und seinen Gegenüber vielleicht auch für dumm halten, wenn dieser aus seiner Sicht bestimmte relativ nachweisbare physikalische Vorgänge nicht versteht. Sobald aber angefangen wird, unerwünschte Ansichten zensieren und verbieten zu wollen / Menschen mit anderer Ansicht mittels zwangsfinanzierter Instrumente (Staat, Gez, …) in extreme Ecken zu framen / staatliche Steuerungen der Meinungen, Erziehungen und Framing für zulässig zu halten / mittels Schlägertruppen (SA, Antifa, …) Personen mit anderer Meinungen mundtot zu machen, so dass sich möglichst kaum noch einer traut, eine andere Ansicht zu äußern / … ist das meiner Meinung genau das, was einen lupenreinen Faschisten ausmacht und quasi ein geistiger Zwilling eines früheren echten Fasschisten ist. Bei einem echten Faschisten mögen es vielleicht andere Themenkomplexe gewesen sein, die dieser mittels Terror und Gewalt anderen aufzuzwängen versuchte. Die Kernüberzeugung, dass andere keine andere Meinung haben dürfen und mit allen Mitteln der Obrigkeit umerzogen werden dürfen, ist aber ziemlich identisch.

    Von daher sind viele der heutigen Linken für mich Linksfaschisten, insbesondere wenn diese keine Probleme in Bezug auf die öffentlich-rechtlichen Medien, Antifa, .. sehen, die menschlich niederträchtig wie echte Faschisten sind.

  6. „Was Faschismus ist oder sein soll, wurde vornehmlich von seinen Gegnern bestimmt, die Theorien des bzw. über den Faschismus entwickelt haben.“

    Ja, das erklärt dann wohl Definitionen wie diese:

    „Ab den 1920er Jahren wurde der Begriff für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme verwendet, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten.“

    Ließe man nur die Begriffe „extrem nationalistisch“ und „antimarxistisch“ weg, wäre die Definition auch auf „linke“ Bewegungen anwendbar. Und mal ehrlich, wer auch etwa Hitlers Regime mit Faschismus als treffend bezeichnet betrachtet, der muss schon einen reichlichen Sockenschuss haben, dasselbe nicht auf Stalins System anwenden zu wollen, nur weil der wohl nicht vordergründig antimarxistisch war.

    Faschismus betrachte ich in erster Linie als bequeme Art, in einem Wort einen ganzen Rattenschwanz an definierenden Attributen zu formulieren. Ich würde zum Führerprinzip noch das Konzept übersteigerter Gruppenidentifikation ergänzen, denn dies geht mit dem Führerprinzip stets Hand in Hand, ist aber auch Teil eines Verhaltens, welches man, solange noch der große Führer einer Gruppe fehlt, die aber ansonsten nahezu alle anderen genannten Attribute erfüllt, als „faschistoid“ betitelt.

    Beginnend bei Mussolinis Ur- oder auch Originalfaschismus, führt die Anhängerschaft zu einer Führerpersönlichkeit und deren Ideologie zu einer erheblichen persönlichen Identifikation aller Individuen unter den Anhängern über eben ihre Anhängerschaft und die geteilte Ideologie. Diese persönliche Identifikation führte auch verlässlich immer zu extrem konfrontativem bis zügellos gewaltsamem Verhalten gegenüber Nichtanhängern und Menschen mit anderer Weltsicht. Diese Aggression und zügellose Gewalt wurde dabei von der Führerschaft nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern sogar im Bestreben eines radikalen Umsturzes der bestehenden Gesellschaftsordnungen gezielt einkalkuliert. Dies führt nämlich dazu, dass man auch mit nur einem relativ kleinen Teil der Bevölkerung hinter sich bereits zu einer erheblichen Gefahr für die bestehende Gesellschaftsordnung werden kann. Und das ist wichtig, denn selbst der beste Demagoge vermag es nicht, eine Mehrheit der Bevölkerung umfänglich von dem zu begeistern, was er vertritt. Spätestens wenn es an Themen wie Unterdrückung und Verfolgung Andersdenkender oder erst Recht an Dinge wie Genozide geht, streichen die meisten Menschen intuitiv die Segel. Der Vorteil des Führers ist dann aber, dass die gesellschaftliche Minderheit, aus der sich seine Gefolgschaft rekrutiert, sehr klar auf einen Kurs gebracht ist über die bis in den Fanatismus gesteigert vermittelte Ideologie, während die Mehrheit der Bevölkerung in erster Linie aus autonomen Individuen besteht, die zwar in der Regel mehrheitlich gemeinsame Werte teilen – auf unsere Gesellschaft bezogen dürften das wohl Dinge wie Rechtsstaatlichkeit, sozialer Liberalismus und die grundsätzliche Gleichwertigkeit aller Menschen sein – sich aber über diese Werte nicht als gemeinsam auftretende Gruppe definieren. Somit steht also einer Überzahl, die aber eher als wilder „Hühnerhaufen“ auftritt, eine vergleichsweise kleine Gruppe gegenüber, die sich aber über ihre Gruppenidentifikation gut organisiert hat und, befeuert durch ideologischen Fanatismus, stets sehr aggressiv bis teils gewaltsam auftritt. Ein Musterbeispiel dafür, wie so etwas umzusetzen ist und wie leicht so ein Staat destabilisiert werden kann, ist gewiss die SA, die von der NSDAP so lange als Angst verbreitende Schlägertruppe informell gestützt wurde, bis man an der Macht war, um sie dann in ähnlich gewaltsamer Art, wie die Truppe selbst stets aufgetreten ist, nur um einiges diskreter, quasi wortwörtlich von Heute auf Morgen auszuradieren, weil einem als Regierungsfraktion die offenkundigen Verbindungen zu einer Bande brutaler Proleten potentiell hätten schaden können. Nicht zu vergessen, dass sich der mutmaßlich homosexuelle Röhm gerne selbst als Hitlers engster Freund bezeichnete. Schlimmere PR hätte es zu diesen Zeiten und gemessen an dem, für was die Nazis auch dieses Thema betreffend standen, einfach für einen „Spitzenpolitiker“ nicht geben können.

    Warum ich eingangs auf die Verengung des Faschismusbegriffes auf klar rechte politische Strömungen eingegangen bin, ist darin begründet, weil ich in dieser Eingrenzung eine erhebliche Gefahr in der Wahrnehmung sehe. Nun kann man sagen, dass diese Eingrenzung sein muss, denn auch Mussolinis Bewegung war ideologisch eher dem rechten Lager zuzurechnen. Aber gerade vor diesem Hintergrund macht diese Einschränkung dann wiederum keinen Sinn mehr. Entweder ist Faschismus ganz klar nur als das definiert, wie er von Mussolini gelebt wurde. Dann hat es in der Geschichte aber nur ein einziges faschistisches Regime gegeben, nämlich das vom Benito. Oder man definiert Faschismus als etwas weniger konkret nur auf eine einzige Bewegung festgelegtes. Dann kommen wir aber schon in den Bereich, Faschismus nicht als eine Art Marke einer ganz bestimmten Gruppe zu definieren, sondern viel mehr als eine Ansammlung konstituierender Merkmale von Massenbewegungen mit bestimmten Verhaltens- und Vorgehensweisen. Und so macht die Eingrenzung auf ein klar rechtes politisches Spektrum keinerlei Sinn mehr.

    Dass es von den Gegnern beginnend in den 1920ern so definiert wurde, macht insofern Sinn, da man in der westlichen Welt zu dieser Zeit in erster Linie unmittelbar mit mehr oder weniger klar rechten Faschisten in Machtpositionen konfrontiert war. Über die Jahrzehnte wurde aber, nach meinem Empfinden, besagte Eingrenzung vermehrt als beliebtes Vehikel genutzt, um sich alleine damit schon von jeglichem Verdacht faschistoider Umtriebe freizusprechen, indem man einfach nur darauf verweisen konnte: „aber ich bin doch voll krass links; ich kann gar kein Faschist sein!“.

    Man öffnete also den Begriff Faschismus, um ihn auch auf andere politische Bewegungen als nur die von Mussolini anwenden zu können, ließ ihn dabei aber gezielt so eingeengt, dass er nur auf Bewegungen einer bestimmten politischen Ecke genutzt werden kann. Dass sich diese Definition auch über die Jahrzehnte, zumindest laut der diesbezüglich bekanntlich nicht ganz unverdächtigen Wikipedia, so halten konnte, ist in meinen Augen intellektuell unlauter. Wenn also Jünger eines Führers regelmäßig Massenaufmärsche unter seinem Banner organisieren, mit äußerster Brutalität gegen Andersdenkende vorgehen, um so die bestehende Gesellschaftsordnung auf antidemokratischem Wege zu stürzen und gewaltsam durch eine eigene totalitäre zu ersetzen, dann ist das nur faschistisch, wenn der Führer extrem nationalistisch und antimarxistisch drauf ist, aber nicht faschistisch, wenn er sich zu „no borders“ bekennt und / oder flammender Marxist ist? Sorry, aber das ist offenkundig grotesk. Zwei in der Praxis identisch agierende Bewegungen werden so komplett unterschiedlich gelabelt und auch – das darf man nie vergessen – in der psychologischen Wirkung aufgrund dessen völlig unterschiedlich wahrgenommen, nur weil sie sich in INHALTLICHEN DETAILS der vertretenen Ideologie unterscheiden. Diese Details haben aber in der Praxis lediglich, wenn überhaupt, Auswirkungen auf die Wahl derer, gegen die man bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Gewalt richtet. Die Auswirkungen für die so Betroffenen sind immer dieselben: Verlust von Existenzgrundlagen, Verlust von Grund- und Menschenrechten, Verletzungen, nicht selten Tod.

    Mir ist das deshalb so wichtig, weil ich es, als jemand der sich selbst politisch tendenziell links der Mitte verortet, brandgefährlich finde, mit welcher Blindheit und Unreflektiertheit man seelenruhig äußerst bedenklichen Entwicklungen zusieht, wenn sie von linker (linksextremer) Seite kommen, die man, kämen sie von Rechts, schon viel eher und bei wesentlich geringerer Ausprägung massiv verurteilen und bekämpfen würde.

    Mit der definitorischen Fixierung des Begriffes Faschismus nur für rechte Bewegungen geht meines Erachtens ein gefühltes Abo auf „die Seite des Guten“ im linken Lager einher. Man ist sich der Güte der eigenen Sache so sicher, dass man völlig blind wird für die Realität des eigenen Handelns. Und wenn uniform schwarzgekleidete, vermummte Idioten massenhaft keine Gelegenheit für Randale auslassen – derzeit gut zu sehen im Fahrwasser von BLM – auf alles, was nicht in ihr grobschlächtiges Weltbild passt wortwörtlich eindreschen, in nahezu allen Aspekten das Verhalten und Verfahren von SA und NSDAP zu Zeiten, als die sich noch als eine Art APO gerierten, kopieren und das dann als Antifaschismus bezeichnen, ist nicht nur Realsatire der traurigsten Art, es ist auch deutlichster Ausdruck der Verweigerung jeglicher Selbstreflexion, wie ich ihn eben beschrieben habe. Und die gleichermaßen radikale wie auch objektiv nicht nachvollziehbare Begriffseingrenzung des Faschismus‘ ist da meines Erachtens zugleich verantwortlich für diese verweigerte Selbstreflexion, wie sie auch gezielt aus diesen Kreisen in dieser Definition verteidigt wird, weil die ansonsten zwingende Selbstreflexion, da braucht man sich nichts vormachen, auch gar nicht erwünscht ist.

    • @Billy Coen:

      »… definitorische Fixierung des Begriffes Faschismus nur für rechte Bewegungen …«

      Ich finde es unzureichend, eine Definition festzulegen, die nicht auch das Selbstverständnis der Handelnden selbst mit in Betracht zieht: die Faschisten wollten niemals Bolschewisten sein, die Bolschewisten niemals Faschisten. Und das hat ideengeschichtliche Gründe: letztere wollten die industriegesellschaftliche Moderne vollenden, deren bürgerliche Form sie für eine inkonsequente, überwindungsbedürftige Halbheit hielten, erstere wollten dieselbe industrielle Moderne in einer paradoxen Weise mit vormodernen Kulturbeständen, insbesondere der ständestaatlichen sozialen und politischen Hierarchie, rückbinden, was auch ihre Nähe zur rassistischen Metaphysik erklärt: dort, wo das Prinzip der Hierarchie nicht mehr traditionell hergeleitet werden konnte (wie etwa im falangistischen Spanien), entstand das Desiderat nach einer vermeintlich zeitgemäßen Begründung einer solchen Hierarche, die in einer Hierarchie der Rassen gesucht wurde.

      • @ djad

        Vielleicht versteh ich dich auch nur falsch, aber die Aussage:
        „Ich finde es unzureichend, eine Definition festzulegen, die nicht auch das Selbstverständnis der Handelnden selbst mit in Betracht zieht: die Faschisten wollten niemals Bolschewisten sein, die Bolschewisten niemals Faschisten.“
        erscheint mir reichlich zirkulär. War nicht faktisch der einzige Faschist, der sich auch als ein solcher betitelte, Benito Mussolini? Wer sagt dir, welcher rechte Führer, den wir heutzutage als Faschisten bezeichnen, sich selbst auch als solcher gesehen hat? Was waren die individuellen Gründe, das nicht zu tun? Zumal du ja auch in dem Satz bereits genau das, was ich in Frage stelle, direkt als Prämisse nimmst: der Bolschwist KANN gar kein Faschist sein, weil er selbst keiner sein will. Wenig überraschend. Denn der Begriff Faschismus ist schon sehr lange sehr negativ besetzt. Niemand, der vorhat, eine relevante Zahl an Menschen hinter sich zu versammeln, wird erfolgreich sein, wenn er dabei so dämlich ist, sich selbst als Faschist zu bezeichnen.

        Sprache ist lebendig und beweglich. Man muss bei der Definition von Worten auch deren sprachlichen Gebrauch mit einbeziehen. Faschismus wird im Wesentlichen assoziiert mit: totalitär, autoritär, antidemokratisch, in radikalen Gruppendimensionen denkend, alles abweichende unterdrückend und bekämpfend. Es wird von der erdrückenden Mehrheit der Gesellschaft als eine Form des Denkens und Handelns verstanden, welche abgelehnt wird. Der ganze philosophische und soziologische Diskurs, was das denn nun sein soll, ist der Mehrheit der Bevölkerung dabei vollends egal und unzugänglich. Im Zweifel löst er gar Befremden aus, weil die meisten Menschen mit dem, worüber Philosophen und Soziologen Cognacglas schwenkend in Kaminstübchen sinnieren (sorry, konnte mir die klischeehafte Darstellung grad nicht verkneifen 😉 ), unmittelbar konfrontiert sind, wenn es denn dazu kommt. Und denen ist es schlicht scheißegal, ob derjenige, der sie wegen abweichender Meinungen oder einfach nur wegen irgendeiner Gruppenzugehörigkeit in Foltergefängnisse verschleppen und letztlich ermorden lässt, das jetzt tut, weil er ein antimarxistisches Nationenreich errichten oder endlich dem Kommunismus zum überfälligen Durchbruch verhelfen will. Es sind nicht die Gedanken sondern die daraus abgeleiteten Taten, die Menschen töten.

        Faschismus ist für die meisten Menschen einfach ein abschreckender Begriff. Und es ist meines Erachtens in der Massenwirkung unheimlich gefährlich, sich auf – in meinen Augen teils bis ins Absurde verkopfte – Diskurse berufend, gleiches Handeln mit völlig unterschiedlichen Attributen zu versehen, weil man somit einige der gleich Handelnden in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu ihren Pendants aus anderen politischen Spektren verharmlost. Der eine ist ein Faschist, weil sein Handeln auf (nach Meinung der ihn beurteilenden) moralisch verwerflichen Prämissen fußte, der andere ist keiner, weil sein weitgehend identisches Handeln ja auf (nach Meinung der ihn beurteilenden) „guten Absichten“ begründet war? Das ist einfach billig, aber genauso funktioniert der Umgang mit dem Signalwort Faschismus im ÖFFENTLICHEN Diskurs.

        Zu der Sache mit der Selbstbezeichnung könnte ich eigentlich noch eine kleine Spitze nachschießen:

        Charles Manson betrachtete sich selbst auch nicht als Mörder, sondern als Prophet, der einen Rassenkrieg vorhersagte, den die Schwarzen gewinnen würden und denen er sich, obwohl er sie geringschätzte, als Messias anbieten wollte. Die von ihm beauftragten Bluttaten sollten diesen Konflikt endlich lostreten, weil er langsam den Eindruck bekam, die Schwarzen seien sogar dazu zu dämlich, den von ihm prophezeiten Rassenkrieg zu beginnen. Deshalb wurden von seinen Jüngern an den Tatorten Spuren hinterlassen, die auf eine Täterschaft durch militante, schwarze Gruppen hinweisen sollten.

        Aber trotz seiner Selbstbezeichnung und trotz seiner „Legitimation“ der Taten, sind wir uns doch alle einig, dass er am Ende doch nichts anderes war, als ein kaltblütiger Mörder mit hochgefährlichen manipulativen Fähigkeiten, oder?

        • @Billy Coen:

          Dein ganzes Argument kreist um die heutige negative Besetzung des Begriffs im öffentlichen Diskurs. Daran kann sich aber doch der Versuch einer Bestimmung der historischen Bedeutung des Begriffs nicht orientieren. Du fragst:

          »Wer sagt dir, welcher rechte Führer, den wir heutzutage als Faschisten bezeichnen, sich selbst auch als solcher gesehen hat?«

          Das kann im Einzelfall nur der Blick in die historischen Quellen entscheiden, aber über den Begriff als solchen hinaus habe ich ja einen möglichen empirischen Indikator genannt, nämlich die Einstellung zur modernen Gesellschaft, auf den Du gar nicht eingegangen bist.

          »Niemand, der vorhat, eine relevante Zahl an Menschen hinter sich zu versammeln, wird erfolgreich sein, wenn er dabei so dämlich ist, sich selbst als Faschist zu bezeichnen.«

          jalavarietas hat im allerersten Kommentar hier auf die Casa Pound-Bewegung verwiesen, die genau das tun. Das dürfte außerhalb Italiens zwar nicht so leicht fallen, aber dort geht es vielleicht als »authentische« Tradition durch.

          »Und es ist meines Erachtens in der Massenwirkung unheimlich gefährlich, sich auf – in meinen Augen teils bis ins Absurde verkopfte – Diskurse berufend, gleiches Handeln mit völlig unterschiedlichen Attributen zu versehen, weil man somit einige der gleich Handelnden in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu ihren Pendants aus anderen politischen Spektren verharmlost.«

          Das heißt dann aber doch auch, die Arbeit der Historiker gegen den politischen Alltagsgebrauch auszuspielen! Die Untersuchung historischer Kausalitäten kann ja gar nicht umhin, auch die Ideengeschichte mit ins Urteil einzubeziehen. »Gleiches Handeln« allein kann insofern doch gar nicht das einzige Kriterium sein!

          »Aber trotz seiner Selbstbezeichnung und trotz seiner „Legitimation“ der Taten, sind wir uns doch alle einig, dass er [Charles Manson] am Ende doch nichts anderes war, als ein kaltblütiger Mörder mit hochgefährlichen manipulativen Fähigkeiten, oder?«

          Was heißt »nichts anderes«? Auch Berija und Amon Göth waren kaltblütige Mörder. Aber als historische Akteure stehen sie in einem Kontext, über den wir üblicherweise (von den Historikern) etwas wissen wollen, und zu dem auch ihre ideologische Affiliation gehört, bei Berija sicher noch mehr als bei Göth. Mansons Rechtfertigung war vermutlich gerade noch idiosynkratisch genug, um noch als Psychopathologie durchzugehen. Und was war Breivik? Primär Psychopath oder primär Ideologe?

          Ich verstehe ja, worauf Du hinauswillst – auf den denunzierenden heutigen Gebrauch des Begriffs, der »Links gegen Rechts« auf ein manichäisches »Gut gegen Böse« abbilden will. Aber Deine Lösung – das ist jedenfalls mein Eindruck – besteht darin, den stigmatisierenden Gebrauch des Begriffs zu verallgemeinern, anstatt ihn zugunsten seines analytischen Gebrauchs zurückzubauen. Wenn letzteres »verkopft« ist, welche Wissenschaft ist dann nicht verkopft?

          • Vielleicht habe ich mich selbst zu manichäisch ausgedrückt, um verständlich zu sein.

            Ich will natürlich keinem Wissenschaftler verbieten, sich über faschistische Strömungen seine Gedanken zu machen, so wie er es auf Basis seiner Expertise als angemessen erachtet. Ich finde das Wissenschaftliche auch nicht per se sinnbefreit.

            Ich finde nur, dass man viel mehr den Begriff, wenn man ihn in einer recht strikten Weise definieren möchte, entweder auch in der Öffentlichkeit (heißt in Medien und Politik) so verwenden sollte, was wiederum dazu führen würde, dass man ihn quasi gar nicht mehr in den Mund nehmen könnte oder man sollte ihn in der allgemein gültigsten Form verwenden, welche sich meines Erachtens in der Sprache etabliert hat und wie ich sie oben beschrieb. Das würde aber dazu führen, dass man den Begriff natürlich nicht mehr so leicht dazu missbrauchen könnte, um einseitig politisch Unliebsame anzuschmieren.

            Das Ausspielen von Wissenschaft gegen allgemeinen Sprachgebrauch, was du meinen Zeilen attestierst, findet faktisch in der Realität statt. Verwendet wird der Begriff von interessierten Kreisen, wozu unlängst zahlreiche Redaktionsstuben geworden sind, in der eingegrenzten Definition, wie sie im Artikel eingangs von Wikipedia zitiert wird, diese Definition wird dort aber NIE vermittelt. Das heißt, der Begriff wird – meines Erachtens absichtsvoll – anders verwendet, als er von der Mehrheit der Leser verstanden wird. Das führt zu solch kuriosen Konstellationen, dass man kein Problem darin sieht, einen einfach nur stinknormale Parteiarbeit betreibenden AfD-Politiker als (mindestens) Protofaschisten bezeichnen zu können, weil er ja schließlich qua Parteizugehörigkeit radikalnational und antimarxistisch eingestellt ist und die Partei insgeheim sowieso ganz sicher den antidemokratischen Systemumsturz plant, man aber Antifanten, die ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legen nur schlimmstenfalls als kriminelle Demonstranten darstellt.

            Das mag wie Erbsenzählerei klingen, ist meines Erachtens ein Werkzeug zur gesellschaftlichen und politischen Stimmungsmache, wie wir sie in den inzwischen ohne Not aufgeheizten Zeiten wirklich mal so gar nicht gebrauchen können.

            Daher meine Meinung: wissenschaftliche Definitionen sollen da verbleiben, wo Menschen sitzen, die damit umgehen wollen und dies auch können. Gesellschaftlich soll aber gefälligst die Definition Hoheit haben, welche von den meisten Menschen auch so geteilt wird. Sich, ohne dies klar zu machen, auf vermeintliche wissenschaftliche Definitionen zu berufen, wissend, dass diese von der Mehrheit der Adressaten einer Botschaft so nicht geteilt wird, ist mindestens manipulativ.

            Ganz nebenbei hätte ich kein Problem damit, wenn dieser Begriff gänzlich aus der Alltagssprache, in welcher Definition auch immer, verschwinden würde, weil er, wie auch andere hier schon meinten, längst in weiten Teilen nichts anderes mehr ist, als ein Kampfbegriff. Und davon haben wir eh schon mehr als genug…

            „Ihr“ Wissenschaftler dürftet nach meinem Dafürhalten also den Begriff nicht nur weiter erforschen, „ihr“ dürftet ihn auch gerne komplett für „euch“ allein behalten… 😉

        • Nein, djadmoros hat recht; ich finde seine Argumentation in seinem letzten Kommentar hier allerdings noch zu inkonsequent (z.B. weil er dann doch wieder auf eine Gruppierung hinweist, die sich selbst als „faschistisch“ bezeichnet – übrigens was auch immer sie darunter verstehen mag –, und er dadurch dein Argument, auf das er so antwortet, als zulässig erscheinen lässt). Es geht nicht darum, wie sich jemand selbst bezeichnet, sondern darum, wie er seine politischen Ziele definiert und verfolgt. Wenn so jemand im Sinne einer allgemeinen Definition faschistisch ist, dann ist er es, auch wenn er sich selbst nicht so bezeichnet. Das ist damit gemeint, was djadmoros vorher schrieb.
          Dein Problem ist, dass du das Wort „Bolschewist“ nicht als ebenso schlimm ansiehst – und da bist du nicht der einzige; indem man den Begriff „Faschist“ auf Bolschewisten u.Ä. anwendet, verharmlost man die Taten der Bolschewisten und ähnlichen linksextremistischen Gruppierungen/Regime in der Vergangenheit, da man so tut, als ob nur Faschismus so schlimm sei, dass man jemanden, der sich so schlimm (bolschewistisch) verhält, als „Faschisten“ bezeichnen muss (und nicht etwa als „Bolschewisten“). Das ist auf linke Propaganda zurückzuführen – da wurde ganze Arbeit geleistet. Schon Stalin wollte, als er von den Verbrechen des sich nationalsozialistisch nennenden deutschen Regimes hörte, nicht, dass „Sozialismus“ damit in Verbindung gebracht wird und befahl, ab sofort nur noch das Wort „Faschismus“ dafür zu verwenden – denn Stalins System ähnelte zu der Zeit dem „nationalsozialistischen“ so sehr, dass er nicht wollte, dass die Leute – besonders diejenigen im Einflussbereich der UDSSR – anfangen, sich Gedanken zu machen und auf seine Verbrechen (Massenmorde) aufmerksam werden.
          Und dass du es nicht tust, liegt vermutlich daran, dass du – selbst eine Linker seiend – „links“ nicht mit was Schlimmem in Verbindung gebracht sehen willst … Das ist wohl auch das Kalkül, welches hinter dem Framing und dem propgandistisch gezielten Gebrauch des Wortes „faschistisch“ für alles Schlimme steht. Und wie man an exemplarisch dir sieht, geht das Kalkül wunderbar auf. In die gleiche Kerbe schlägt die politmedial gezielt mittels Framing vorangetriebene Synonymisierung von „rechts“ mit „rechtsradikal“, „rechtsextremistisch“ und „faschistisch“ etc. – und so heißt es dann auch in staatlich geförderten Projekten „Kampf gegen rechts“ statt „Kampf gegen Rechtsextremismus“ (geschweige denn „Kampf gegen politischen Extremismus“ – aber das wäre inhaltlich auch tatsächlich falsch, denn es ist eben, was es sagt: gegen rechts).
          Übrigens: Dass Höcke gerichtlich bestätigt u.U. als „Faschist“ bezeichnet/genannt/gemeint(!) werden darf (allerdings – wie ein weiteres Gerichtsurteil klargestellt hat: – nicht als „gerichtlich bestätigter Faschist“ o.ä., denn es geht lediglich darum, dass es von der Meinungfreiheit gedeckt ist), gründet auf der eigenwiligen Faschismus-Definition von R. Griffin, genauer: auf einer noch viel eigenwilligeren Variante davon, die Andreas Kemper in seiner „Untersuchung“ zu der Frage, ob Höcke ein Faschist ist, verwendete, und die mir gerade dazu gemacht erscheint, alles Ultranationalistische*, was auch noch von einer (in desaströsen linksliberalen/pseudoliberalen resp. linken Zeiten wie unseren eigentlich folgerichtig logischerweise) notwendigen grundsätzlichen Neuausrichtung der nationalen Politik – also sozusagen nämlich einer Neu-/Wiedergeburt des Volkes – überzeugt ist, als „im Kern faschistisch“ zu definieren und somit zu brandmarken, und zwar oftmals ungerechtfertigterweise, da es sich nicht um das handelt, was man herkömmlicherweise unter Faschismus eigentlich verstand – bis vor einigen Jahren jedenfalls, bis sich solche linken (sich gegenseitig übrigens extrem widersprechenden, aber sich – (links-)politisch gesehen – „wunderbar ergänzenden“) Definitionen/Bedeutungen gesellschaftlich durchzusetzen begannen. (Dass die Faschismus-Definition von Griffin – und zwar noch nicht mal nur die von Adreas Kemper verwendete Variante mit „Ultranationalismus + Neu-/Wiedergeburt des Volkes“ – Unsinn ist, wird ja schon im von Christian zitierten Wikipedia-Artikelabschnitt eigentlich erklärt – siehe dort.) Diese Definition – oder ihr Anwender – macht übrigens genau das Gegenteil von dem, was du machst: sie geht allein von (bestimmtem) ideologischem Inhalt – also den von jemandem geäußerten politischen/weltanschaulichen Vorstellungen/Motiven – aus, ohne auf das (sonstige) Verhalten und sogar auch nicht auf Vorstellungen/Motive, die dem historischen oder dem herkömmlich gewöhnlich begrifflich-gefassten Faschismus klar widersprechen, zu schauen. Und dennoch können sich die linken Rechtsextremismus-„Experten“ dann darauf berufen und mittels dieser Referenzialität ihre Theorien etablieren – ähnlich wie beim Feminismus/Gender Studies. So hat man von beiden Seiten alles im Faschismus-Zangengriff: akademisch kann man so agieren und dann als Wissenschaftler/Experte auftretend einen solchen ganz speziellen Faschismusbegriff verwenden, ohne darauf hinzuweisen, dass er so ist; aber in der Allgemeinheit steht „Faschismus“ für alles Schlimme/Böse, sodass dies von rechts außen oder aus dem rechten Eck kommt, sodass dann linksaußen oder das linke Eck natürliche der Heilsbringer/das Gute ist (und alles, was zu weit rechts ist, schon zum Faschismus tendiert oder ihn unterstützt, s. „Sozialdemokratie ist Sozialfaschismus“, wie die Kommunisten/Stalinisten sagen/sagten).

          * = Überzeugung, dass ein Volk/eine Nation ein Wesen hat/ist, wobei diese Überzeugung schon dann vorliegt, wenn man von seinen/ihren „Anlagen“ spricht, die sich entfalten könnten …

          • „Und dass du es nicht tust, liegt vermutlich daran, dass du – selbst eine Linker seiend – „links“ nicht mit was Schlimmem in Verbindung gebracht sehen willst … Das ist wohl auch das Kalkül, welches hinter dem Framing und dem propgandistisch gezielten Gebrauch des Wortes „faschistisch“ für alles Schlimme steht. Und wie man an exemplarisch dir sieht, geht das Kalkül wunderbar auf.“

            Was für ein unfassbarer Quatsch. Dass du den absonderst, nachdem ich mich hier lang und breit darüber beschwert habe, dass sich die politisch Linke nur allzu gerne durch eine verengte Definition des Begriffes Faschismus per Definition von der Gefahr ausgeschlossen sehen will, ihr eigenes Handeln derart etikettiert zu sehen, deutet an, dass du wohl, spätestens nach meinem „Selbstbekenntnis“ nur noch rausgelesen hast, was du rauslesen wolltest.

            Und nein, ich betrachte auch Bolschewist nicht als einen positiven Begriff. Wie ich ebenfalls lang und breit ausgeführt habe, geht es mir aber um die Massenwirkung von Begriffen und da ist Faschismus weit prägnanter und vorgeprägter. Und ich habe beschrieben, wie meiner Meinung nach der Begriff von „Eingeweihten“ unter Einhaltung der stark verengten Definition nach außen verwendet wird, IM WISSEN, dass diese sehr verengte Definition von den Adressaten so mehrheitlich nicht geteilt wird und der Begriff so GEZIELT zu einem Kampfbegriff einseitiger Stimmungsmache verkommen ist.

            Im wesentlichen repetierst du mit anderen Worten in weiten Teilen das, was ich dazu geschrieben habe, meinst aber scheinbar, mir rundweg zu widersprechen.

            Und ehrlich, mir ist es wirklich unerklärlich, wie man auf Basis meiner Kommentare zu einer derart absurden Quint Essenz wie der oben zitierten kommen kann…

        • „Im wesentlichen repetierst du mit anderen Worten in weiten Teilen das, was ich dazu geschrieben habe, meinst aber scheinbar, mir rundweg zu widersprechen.“

          Nein, ich „repetiere“ nicht, was du geschrieben hast, und ja, ich widerspreche dir – bzgl. dessen, worum es mir ging/geht – rundweg. Dass du das nicht verstanden hast, ist dann wohl auch die Ursache für den restlichen Unsinn deiner Antwort.

          Wenn ich sage, djadmoros hat recht, und sage:
          „Es geht nicht darum, wie sich jemand selbst bezeichnet, sondern darum, wie er seine politischen Ziele definiert und verfolgt. Wenn so jemand im Sinne einer allgemeinen Definition faschistisch ist, dann ist er es, auch wenn er sich selbst nicht so bezeichnet.“,
          meine ich damit natürlich nicht „faschistisch“ in Sinne deines Verständnisses, wie du es hier dargelegt hast (das auf Bedeutungen beruht, wie sie in den letzten Jahren gesellschaftlich zu erstarken begannen, nämlich als reine Diffamierungsvokabel für den politischen Gegner, also inkl. der Variante „Linksfaschismus“), sondern natürlich „faschistisch“ im Sinne einer allgemeinen (d.i. bereits allgemein etablierten), mithin herkömmlichen Definition/Bedeutung (also nicht derjenigen, die du gebrauchst und die du m.E. fälschlicherweise als diejenige ansiehst, „welche von den meisten Menschen auch so geteilt wird“: „Man muss bei der Definition von Worten auch deren sprachlichen Gebrauch mit einbeziehen. Faschismus wird im Wesentlichen assoziiert mit: totalitär, autoritär, antidemokratisch, in radikalen Gruppendimensionen denkend, alles abweichende unterdrückend und bekämpfend.“ – Das halte ich zwar für richtig, aber nicht für definierend, denn Bolschewismus und andere totalitäre Ideologien werden auch im Wesentlichen damit assoziiert, aber – ebenso wie beim Faschismus – auch noch mit anderen Elementen/Merkmalen).

          Also widerspreche ich dir rundweg, wenn ich sage, dass es bei der Beurteilung, ob jemand faschistisch ist, darum gehen muss, zu gucken, wie er seine politischen Ziele definiert/festlegt/bestimmt und verfolgt (nicht: ob er sie als faschistisch ansieht, nennt, bezeichnet, betitelt, ettikettiert (in diesem umgekehrten Sinne „definiert“) – es geht also darum, was der tatsächliche Inhalt der politischen Programmatik ist und ob er bzw. sie tatsächlich faschistisch im Sinne einer allgemeinen/herkömmlichen Definition von Faschismus ist).
          (Du sagtest/fragtest in deiner ersten Antwort an djadmoros – eben genau das verwechselnd, worauf ich grade nochmal hingewiesen habe – Folgendes: „(…) erscheint mir reichlich zirkulär. War nicht faktisch der einzige Faschist, der sich auch als ein solcher betitelte, Benito Mussolini? Wer sagt dir, welcher rechte Führer, den wir heutzutage als Faschisten bezeichnen, sich selbst auch als solcher gesehen hat?“. Das ist übrigens etwas anderes, als was du dann im Anschluss behauptest: „Zumal du ja auch in dem Satz bereits genau das, was ich in Frage stelle, direkt als Prämisse nimmst: der Bolschwist KANN gar kein Faschist sein, weil er selbst keiner sein will.“ – Er kann es tatsächlich nicht sein, wenn er denn tatsächlich Bolschewist ist und man nicht eine völlig beliebige Definition von Faschismus anwendet, denn die unterschiedliche Ideologie und Programmatik – also des Bolschewisten Wille – verunmöglicht dies. Du verwechselst aber auch noch: „sich als Faschist bezeichnen(!) (und dementsprechend von Leuten als solcher angesehen(!) werden) (wollen)“, mit: „Faschist sein(!) (wollen)“. Mehr dazu weiter unten. Faschistsein kommt schließlich dadurch zustande, dass man per Entscheidung so denkt und handelt, dass man somit einer IST; und NICHT dadurch dass man sich wünscht, das eigene Denken und Handeln möge von anderen doch bitte als „faschistisch“ angesehen/bezeichnet werden, obwohl es das nach einer allgemeinen/herkömmlichen Definition nicht ist – sprich indem selbige so geändert wird, dass das eigene Denken und Handeln ihr entspricht.)

          Man muss sich in Anbetracht dessen, dass ich vorweg schickte, diskussionsmäßig auf djadmoros‘ Seite zu sein, eigentlich schon recht dumm anstellen, um misszuverstehen, was ich dann ausgeführt habe. ^^

          So kommt dann auch der folgende – im wahrsten Sinne des Wortes – unfassbare, weil nicht als kohärent auf meine Aussagen bezogen erkennbare Quatsch von dir zustande:

          „Was für ein unfassbarer Quatsch. Dass du den absonderst, nachdem ich mich hier lang und breit darüber beschwert habe, dass sich die politisch Linke nur allzu gerne durch eine verengte Definition des Begriffes Faschismus per Definition von der Gefahr ausgeschlossen sehen will, ihr eigenes Handeln derart etikettiert zu sehen, deutet an, dass du wohl, spätestens nach meinem „Selbstbekenntnis“ nur noch rausgelesen hast, was du rauslesen wolltest.“

          Linke können eben nämlich so, wie ich es vorangeschickt habe, tatsächlich nicht faschistisch sein, sprich: du verwendest den Begriff tatsächlich so, wie ihn linke oder zumindest anti-rechte Propaganda mittlerweile in weiten Teilen der Bevölkerung etabliert hat: als das, was wir (fast) alle ablehnen, das politisch Schlimme/Böse (Framing, Verklammerung, Wertaufladung beachten!). Dass sie selbst dann auch davon betroffen wäre, ist klar (daher verwenden viele politisch ungebildete Leute v.a. des rechten Lagers/Spektrums heute auch so unsinnige Wörter wie „Linksfaschismus“), aber abgewehrt wird es dadurch, dass es eben als Rechtsextremismus definiert ist und dies wiederum auf Linke ja nicht zutreffen kann (was ja auch richtig ist, weil es sich da eben nicht um Faschismus handelt, sondern z.B. um (Neo-)Bolschewismus). Auch was du in deinem allerersten Kommentar hier zu dem Thema schriebst, ist eben genau das, was ich für falsch halte und worauf u.a. ich hinweisen wollte, nämlich dass du einen ganz klaren Faschismusbegriff hast, von dem aus du operierst, und den du anscheinend nicht einmal durch die Lektüre meines Kommentars infrage zu stellen bereit oder in der Lage bist. Hier, was du im eben erwähnten allerersten Kommentar schriebst:
          „Über die Jahrzehnte wurde aber, nach meinem Empfinden, besagte Eingrenzung vermehrt als beliebtes Vehikel genutzt, um sich alleine damit schon von jeglichem Verdacht faschistoider Umtriebe freizusprechen, indem man einfach nur darauf verweisen konnte: „aber ich bin doch voll krass links; ich kann gar kein Faschist sein!“. (…)“
          Und ich sage eben: nein, es sind eben keine faschistischen (oder ‚faschistoiden‘ – das nehme ich hier mal als Synonym dafür an, denn hier geht’s um Faschismus) Umtriebe, sondern – je nach dem, was es war/ist – „voll krass linke“, (neo-)bolschewistische, (neo-)stalinistische, (neo-)leninistische, maoistische, trotzkistische, marxistische, kommunistische, sozialistische, … (ich verwende gerne „bolschewistisch“ und „kulturmarxistisch“ als Gegenbegriffe zu „faschistisch“, um ähnliche Tendenzen von links zu bezeichnen – wegen der Verwendung von „kulturmarxistisch“ will ich darauf hinweisen, dass ich Marx‘ politische Vorstellungen, z.B. nämlich auch seine recht unbekannte Vorstellung, dass de facto eine Staatsführung wohlmeinender weiser „Philosophen“(=Leute wie er, theoriegeschulte Revolutionsanleiter plus Soziologen etc.) existieren würde, nach deren Vorstellungen die [dummen] Arbeiter-/Bauern-/Soldaten-Räte dann den Staat führen würden …, und auch die Weiterentwicklungen von Marx‘ polit. Vorstellungen kenne). Nur willst du die entsprechenden, linke/linksextreme Politik beschreibenden Begriffe eben nicht mit was Schlimmem/Bösem gesellschaftlich assoziiert resp. kontaminiert sehen, wie ich bereits sagte; daher hältst du an dem Begriff „faschistisch“ (oder in einer für dieses Festhalten geschickten Abwandlung eben: „faschistoid“) fest, von dem du eine ganz klare Vorstellung hast, was er (dir) bedeutet: alles das, was du politisch auf gar keinen Fall willst (überspitzt, aber psychologisch korrekt formuliert 😉 … und nur so lässt sich dann auch erklären, warum du ihn auch auf bestimmte nicht-faschistische – sondern z.B. bolschewistische – linke Politik anwenden willst, denn natürlich gibt es einem in einer „Links-Rechts-Matrix“ einen Vorteil, wenn man Linker ist und „Faschismus“ originär ein bestimmtes rechtsextremes/-terroristisches Regime bezeichnet und die Definition des Begriffs daher auch sinnvollerweise eigentlich in dieser Ecke verankert ist – während es für die andere Seite eben andere Begriffe gibt, die ebenso abschreckend sein sollten, es aber gerade dadurch nicht sind, weil nach linker Anti-rechts-Propaganda und all ihrer Reproduzenten wie deinereins so etwas nur noch „faschistisch“ sei, sobald es angeblich gleiches (wobei das nicht mal der Fall ist – richtig wäre vielleicht: aus einer bestimmten universalistisch-humanistischen Perspektive oder aus derjenigen der von den Repressionen Betroffenen als gleich schlimm gesehenes/erlebtes) politisches Handeln sei: „Und es ist meines Erachtens in der Massenwirkung unheimlich gefährlich, sich auf – in meinen Augen teils bis ins Absurde verkopfte – Diskurse berufend, gleiches Handeln mit völlig unterschiedlichen Attributen zu versehen, weil man somit einige der gleich Handelnden in der öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu ihren Pendants aus anderen politischen Spektren verharmlost.“).
          Auch in deinem bereits erwähnten allerersten Kommentar schriebst du:
          „Man öffnete also den Begriff Faschismus, um ihn auch auf andere politische Bewegungen als nur die von Mussolini anwenden zu können, ließ ihn dabei aber gezielt so eingeengt, dass er nur auf Bewegungen einer bestimmten politischen Ecke genutzt werden kann. Dass sich diese Definition auch über die Jahrzehnte, zumindest laut der diesbezüglich bekanntlich nicht ganz unverdächtigen Wikipedia, so halten konnte, ist in meinen Augen intellektuell unlauter.“
          Das ist m.E. eben falsch. Du willst den Begriff eben deiner Bewertung der verschiedenen Sachverhalte angleichen, damit du für alles politisch besonders Schlimme/Böse den politischen Rundum-Kampfbegriff „Faschismus“ zur Verfügung hast, anstatt mehrere (und dann eben auch noch linke Politik bezeichnende) – oder derer mindestens zwei – Begriffe nehmen zu müssen. Denn „faschistisch“ bezeichnet eben nicht nur das, was du politisch ablehnst, …
          (Du: „Man muss bei der Definition von Worten auch deren sprachlichen Gebrauch mit einbeziehen. (…) Es wird von der erdrückenden Mehrheit der Gesellschaft als eine Form des Denkens und Handelns verstanden, welche abgelehnt wird. (…) Und denen ist es schlicht scheißegal, ob derjenige, der sie wegen abweichender Meinungen oder einfach nur wegen irgendeiner Gruppenzugehörigkeit in Foltergefängnisse verschleppen und letztlich ermorden lässt, das jetzt tut, weil er ein antimarxistisches Nationenreich errichten oder endlich dem Kommunismus zum überfälligen Durchbruch verhelfen will. Es sind nicht die Gedanken sondern die daraus abgeleiteten Taten, die Menschen töten. Faschismus ist für die meisten Menschen einfach ein abschreckender Begriff.“, wie es der Begriff „Bolschewismus“ – oder „Kommunismus“ – übrigens ungerechtfertigterweise eben leider (noch) nicht in dem Ausmaß ist, sei hier nochmal angemerkt),
          … sondern etwas Spezifisches, dem eine spezifische Ideologie mit spezifischen Zielen zugrundeliegt und das man daher von anderen Phänomenen unterscheiden können muss, wenn man es untersuchen sowie daraus logische Schlüsse (Wissen) bzgl. des konkreten Phänomens ziehen will und es eben nicht bloß politisch bewerten („gut/ideal—naja/ungut—böse/schlimm“) will. Und daher ist es richtig, den Begriff vom mussolinischen Faschismus her und so, wie er sich allgemein etablierte, zu definieren/verstehen. Intellektuell ist das gerade lauter; das, was du da willst, ist intellektuell unlauter.
          Dass ich mit meiner Analyse bzgl. deiner politisch-instrumentellen Begriffsverwendung ganz richtig liege, zeigt dann auch diese Passage deines erwähnten allerersten Kommentars:
          „(…) dann ist das nur faschistisch, wenn der Führer extrem nationalistisch und antimarxistisch drauf ist, aber nicht faschistisch, wenn er sich zu „no borders“ bekennt und / oder flammender Marxist ist? Sorry, aber das ist offenkundig grotesk. Zwei in der Praxis identisch agierende Bewegungen werden so komplett unterschiedlich gelabelt und auch – das darf man nie vergessen – in der psychologischen Wirkung aufgrund dessen völlig unterschiedlich wahrgenommen, nur weil sie sich in INHALTLICHEN DETAILS der vertretenen Ideologie unterscheiden. Diese Details haben aber in der Praxis lediglich, wenn überhaupt, Auswirkungen auf die Wahl derer, gegen die man bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Gewalt richtet. Die Auswirkungen für die so Betroffenen sind immer dieselben: Verlust von Existenzgrundlagen, Verlust von Grund- und Menschenrechten, Verletzungen, nicht selten Tod.“
          Es handelt sich eben nicht um „zwei in der Praxis identisch agierende Bewegungen“ oder nur um inhaltliche „Details“. Wie man auf so einen Quatsch kommt, weiß ich nicht. (Bsp.: Hitler machte mit anderen Völkern Umvolkung; Merkel, Macron und Konsorten machen Umvolkung mit ihren eigenen Völkern – und zwar aus völlig verschiedenen Ideologien/Programmatiken entsprungen mit völlig anderen (auch und v.a. künftigen) Wirkungen/Dynamiken/Konsequenzen. \\ Bsp.: Verschiedene Gruppen waren/wären/sind unter den verschiedenen Regimes aufgrund verschiedener Ideologien/Politikprämissen verschieden betroffen. Das sind keine inhaltlichen „Details“ – außer man hat als Definierer bloß das Ziel, das ich im übernächsten Satz beschreibe.) Unterschiedlich wahrgenommen würden die Phänomene auch so, zum einen (A) weil sie deutlich unterschiedlich sind und zum anderen (B) weil die Propaganda-/Massenmanipulationsmethoden inzwischen extrem verfeinert/professionalisiert wurden (wozu auch die von mir beschriebene doppelte Faschismus-Begriff-Anwendung sowie die mangelnde Aufarbeitung/Aufklärung der bolschewistischen/kommunistischen Menschheitsverbrechen und mangelnde Etablierung von entsprechenden Begriffen und/oder auch von militärischen Begriffen wie „Migrationswaffe“ gehört) und man keine Gegenperspektiven/-darstellungen von genauso großen Medien aus einem konkurrierenden System zur Verfügung hat (sowie nur sehr wenige ähnlich große – und wenn dann leider eher nur so aus dem mittelgroßen Bereich – ganz anders darstellende als seriös geltende Medien), die einem ermöglichen könnten, sich ein ausgewogeneres Bild zu machen (ich meine, man bedenke bitte: wir haben es z.B. mit einem UN(!)-Migrationspakt und einem UN-Flüchtlingspakt zu tun); aber nicht (C) weil es beides Faschismus oder rassenideologisch motivierte Lebensraumeroberung für arisches Leben sowie Kriegs- und KZ-Wirtschaft sei. Und am Ende der oben zitierten Passage zeigt sich wieder, dass es dir nicht darum geht, mit Begriffen spezifische Phänomene zu beschreiben, sondern sie nur nach gewissen, etwa aus einer universalistisch-humanistischen Perspektive abstrahierten Schlimmheitsgraden einzuteilen und dann mit entsprechenden Begriffen zu versehen („faschistisch“ eben als das ganz, ganz Schlimme). Das ist intellektuell unlauter, wenn dafür ein Begriff benutzt werden soll, der eigentlich ein recht spezifisches Phänomen bezeichnet (und zwar so gut wie unverrückbar), nämlich Mussolinis historischen Faschismus und evtl. noch das Phänomen Hitlers Nationalsozialismus, das Ersterem sehr ähnlich war, Hand in Hand mit diesem auftrat und von vielen anderen zu der Zeit sowie von noch mehr Leuten in der Zeit danach so bezeichnet wurde.
          Und dann gibt’s da noch folgenden Absatz aus deinem allerersten Kommentar:
          „Mit der definitorischen Fixierung des Begriffes Faschismus nur für rechte Bewegungen geht meines Erachtens ein gefühltes Abo auf „die Seite des Guten“ im linken Lager einher. Man ist sich der Güte der eigenen Sache so sicher, dass man völlig blind wird für die Realität des eigenen Handelns.“
          Hier hast du zwar mit dem „Faschismus ist rechts und es ist schlimm/böse, also ist links gut“ einen Teil dessen, was ich sagte, vorweggenommen, aber eben nicht das, was ich statt des Rests sagte: nämlich dass nicht nur Faschismus schlimm/böse ist, sondern auch Bolschewismus/Kommunismus etc., und dass der Begriff „Faschismus“ nicht alles „Schlimme/Böse“ (oder Antidemokratische) abdeckt sowie dass wer den Begriff dennoch so gebraucht, auch davon ausgeht und suggeriert, dass das politisch richtig Böse/Schlimme primär von rechts kommt. Du erklärst das dann infolgedessen auch so, dass „man [als Linker] völlig blind wird für die Realität des eigenen Handelns“ werden könne, so als ob man nicht ganz bewusst die (z.B. bolschewistische) Politik fahren könnte, die man fährt, sondern es nur ein „Blindsein“, also quasi eine Behinderung sei, die zu Schlimmem/Bösem führt, aber echte, bewusste/sehende linke Politik niemals dahin führen würde (so wird „linke Politik“ eben dann als „alles, was ich [also du] als das politisch Gute ansehe“ definiert).

          So, und dann im zweiten Teil/Abschnitt meines Kommentars habe ich dann dargelegt, dass hingegen auf akademischer Ebene von linken (oder zumindest anti-rechten) Politologen/Soziologen wie Griffin und Kemper ein in Bezug auf die Ebene tatsächlicher Politik zu verengter Faschismus-Begriff etabliert wird, der diese nämlich so gut wie gar nicht berücksichtigt, also nur auf das Weltanschauliche des Politischen zielt – ja, es handelt sich dabei um einen dem in dem vorigen Abschnitt diskutierten Faschismus-Begriff in dieser Hinsicht diametral entgegengesetzten Faschismus-Begriff. Und er ist noch dazu wiederum so konzipiert, wie ich es in jenem Abschnitt meiner vorigen Antwort an dich beschrieb (bitte dort nachlesen), sodass er – teils mit etwas Getrickse noch an anderer Stelle, z.B. mit Interpretation – auch auf solche nationalistische Strömungen angewandt werden kann, die (in herkömmlichem Sinne) gerade nicht faschistisch sind.
          Durch diese (mind.) zwei Definitionen/Bedeutungen (nämlich einmal von den (Rechtsextremismus-)“Experten“ für punktuell vorkommende Autoritätsargumentationssituationen (z.B. vor Gericht oder im TV bzgl. AfD-Politikern): Faschismus-Definition(en) von z.B. Griffin; und einmal vage und kampfbegriffmäßig für die breite Bevölkerung: „das politisch richtig Böse/Schlimme“, dabei dennoch – und dies richtigerweise – assoziativ gebunden an seinen Ursprung von ganz weit rechtsaußen: Mussolini, Hitler etc.) wird die Neue Rechte im Zangengriff attackiert. Einziger Nachteil ist, dass sich die von dir verwendete/gemeinte Definition/Bedeutung (also hier: eher die Letztere), die dann auch „Linksfaschismus“ beinhalten kann, gegen den linken inkl. linksliberalen Mainstreampolitiktrend (wozu übrigens auch große Teile moderner CDU-Politik gehören) gerichtet wird und sich in der Bevölkerung als allgemeine Bedeutung durchsetzen und etablieren könnte, aber dem wird der Riegel auf akademischer und politmedialer Ebene vorgeschoben.

          „Und nein, ich betrachte auch Bolschewist nicht als einen positiven Begriff. Wie ich ebenfalls lang und breit ausgeführt habe, geht es mir aber um die Massenwirkung von Begriffen und da ist Faschismus weit prägnanter und vorgeprägter.“

          Ja, eeeben, weiß ich doch. Das ist ja das, was ich für falsch halte: Wörter nur nach modenhaft aufkommenden und abflauenden Massenwirkungen hinsichtlich ihrer Bedeutung mit derselben anzunehmen und diese zu verwenden und zu legitimieren. Daher habe ich ja das meiste von dem, was ich gesagt habe, überhaupt gesagt.
          Und es geht mir darum, Wörter wie „Bolschewist“ als richtige Bezeichnungen dessen, was da vorliegt, ins Bewusstsein zu rufen. Du bestätigst ein weiteres Mal – auch hier –, was ich sagte, wenn du sagst, dass _du_ den Begriff „Faschismus“ als prägnanter und vorgeprägter empfindest, sprich als besser für deine politische Instrumentalisierung einsetzbar, auch weil du als Linker dann keinen Begriff mit übler linker Vorgeschichte nehmen musst (wie etwa „Bolschewist“).
          Und wenn du an anderer Stelle sagst:
          „Ganz nebenbei hätte ich kein Problem damit, wenn dieser Begriff gänzlich aus der Alltagssprache, in welcher Definition auch immer, verschwinden würde, weil er, wie auch andere hier schon meinten, längst in weiten Teilen nichts anderes mehr ist, als ein Kampfbegriff. Und davon haben wir eh schon mehr als genug…“,
          widersprichst du dir eigentlich, es ist aber vermutlich auch derartig motiviert, keine Begriffe wie „Bolschewist“ ausgleichend verwenden zu müssen, wenn der Begriff „Faschist“ durch Aufklärung bei den Leuten, die ihn so verstehen wie du (als das politisch richtig Schlimme/Böse), wieder klar auf eine Bedeutung reduziert würde, die seinem Ursprung gerecht wird.

          „Und ich habe beschrieben, wie meiner Meinung nach der Begriff von „Eingeweihten“ unter Einhaltung der stark verengten Definition nach außen verwendet wird, IM WISSEN, dass diese sehr verengte Definition von den Adressaten so mehrheitlich nicht geteilt wird und der Begriff so GEZIELT zu einem Kampfbegriff einseitiger Stimmungsmache verkommen ist.“

          Ja, und das ist eben zu vereinfacht, genauer: zu wenig bzgl. Verengung differenziert. Dazu habe ich ja oben schon was geschrieben. (Voraussetzung für eine weitere Diskussion ist aber, dass du es verstehst.)
          Daher halte ich die Aussagen dieses Absatzes für argumentativ entkräftet (also sie widersprechen meinen argumentativen Aussagen, ohne allerdings Begründungen dazu zu liefern, und zwar aus dem Grund, dass du denkst, es wäre das gleiche, was ich sagte, und du es mir hier nur nochmal hast verdeutlichen wollen). Soll ich dir das jetzt nochmal aufdröseln oder kannst du, nachdem du das, was ich weiter oben in dieser hiesigen Antwort dazu schon geschrieben habe, verstanden hast (also falls dem denn nun so ist), selber auf diesen Absatz übertragen und erkennen, warum er insbesondere im Kontext deiner vorigen Aussagen betrachtet falsch ist? Denn das, was du hier behauptest gesagt zu haben (nämlich angeblich als das gleiche, was ich sagte), hast du eben mitnichten gesagt. (Würde man den zitierten Absatz für sich betrachten, ohne Kontext, dann wäre er bei „passender“, aber nicht das von dir Gemeinte verstehender Interpretation mit meinen Aussagen kompatibel/kohärent, aber nur dann.)

          „Und ehrlich, mir ist es wirklich unerklärlich, wie man auf Basis meiner Kommentare zu einer derart absurden Quint Essenz wie der oben zitierten kommen kann…“

          Jetzt weißt du hoffentlich, dass dein Zitat von mir weder eine Quintessenz, noch absurd ist.

          • Sorry, Diskussionen sind hier wirklich überflüssig. Aber nicht mangels Verständnis‘, sondern in Ermangelung deiner Fähigkeit, Aussagen so zu lesen, wie sie getätigt werden und nicht ständig deine eigenen verkorksten Unterstellungen drunterzurühren.

            Exemplarisch: „Du bestätigst ein weiteres Mal – auch hier –, was ich sagte, wenn du sagst, dass _du_ den Begriff „Faschismus“ als prägnanter und vorgeprägter empfindest, sprich als besser für deine politische Instrumentalisierung einsetzbar, auch weil du als Linker dann keinen Begriff mit übler linker Vorgeschichte nehmen musst (wie etwa „Bolschewist“).“

            DU kommst immer und immer und immer wieder mit demselben strunzendämlichen Gequake daher „du als Linker blablabla…“ und konstruierst mir wild irgendwelche Absichten, im Zitat gar die Absicht einen Begriff für „meine politische Instrumentalisierung“ zu verwursten.

            Unappetitlich wäre noch schmeichelhaft für deine Art des „Diskutierens“.

        • „DU kommst immer und immer und immer wieder mit demselben strunzendämlichen Gequake daher „du als Linker blablabla…“ und konstruierst mir wild irgendwelche Absichten, im Zitat gar die Absicht einen Begriff für „meine politische Instrumentalisierung“ zu verwursten.“

          Das ist nicht „strunzendämliches Gequake“, sondern, wie ich mehrfach und in Gesamtschau nachgewiesen habe, die Realität, die du nicht zugeben willst. Dass du dir das eine Zitat rausgepickt hast, wo etwas Interpretation meinerseits zum Tragen kam und was ich daher auch nicht als Kernstück meiner Argumentation, sondern explizit nur als „Bestätigung“ (also zu meiner Argumentation passend) auswies, und du dieses eine Zitat dann als „exemplarisch“ für meine angeblich „verkorksten Unterstellungen“ anführst, hätte ich mir denken können, so unehrlich wie du vorher schon agiert hast.
          Dass du das dann als „unappetitlich“, was noch ein „schmeichelhafter“ Ausdruck sei, bezeichnest und gerne hättest, dass ich alles andere von dir bitte nicht so lese, wie es die Logik gebietet, weil du dies gerne ungesehen wissen willst, und deinen angeblichen Ekel gut als Ausrede für weiteres Eingehen auf meine Argumente (die übrigens nicht nur auf deine Person und Motivation gerichtet sind, sondern bei denen du nur als hier leicht verfügbares anschauliches Beispiel für meine Aussagen zur Faschismusbegriffsverwendung herangezogen wirst) hättest vorschieben können, kann ich gut verstehen. Aber sowohl du als auch ich, wir wissen beide, dass wahr ist, was ich sagte und gerade sage. Und wie ich das empfinde, was du hier für ’ne gegengeschlechtliche Nummer abziehst, kann ich nicht ausdrücken, da mein Kommentar sonst gesperrt wird. Und jetzt such dir ’nen safe space. Ist ja erbärmlich.

  7. Schon so eine lange Diskussion und niemand wirft Umberto Ecos „14 Merkmale des Ur-Faschismus“ ein.

    Die halte ich in ihrer Gesamtheit für sinnvoll und auch geeignet um Abgrenzungen vorzunehmen.

  8. Betrachtet man „Faschismus“ aus der Sicht eines gewöhnlichen demokratischen Bürgers, erscheinen viele der Details unwichtig.
    Was macht es für einen Unterschied, ob die zentrale Autorität von einem Führer oder einer Partei ausgeht? Ob sich die Bewegung national oder international versteht?
    Das kritische Wesensmerkmal ist Gewalt. Gewalt gegen alle, die sich nicht unterordnen. Gewalt, um mehr Macht, und damit noch mehr Gewaltpotential zu erhalten.

    Das „The Third Wave“ Experiment hat die Möglichkeit gezeigt, dass faschistische Bewegungen nur sehr wenige grundlegende Teile benötigen.
    Die typischen Elemente, wie politische Gewaltanwendung, folgen der Entwicklung zwangsläufig durch verbreitete menschliche Wesenszüge, wie den Glauben an Gruppenautorität und dergleichen.

    Das ist sicher keine akademische Definition, aber vielleicht auf andere Weise brauchbarer.

    • Nein. Siehe meinen Kommentar: https://allesevolution.wordpress.com/2020/06/24/faschismus/#comment-494211
      Als ob die Bolschewisten keine Gewalt angewendet hätten … 😀 Sie waren aber dennoch keine Faschisten, sondern eben Bolschewisten. Es liegt allein an deiner voreingestellten Bewertung dieser beiden Begriffe (oder auch nur einer der beiden Begriffe – denn die Bewertung für den anderen Begriff ergibt sich dann aus der Bewertung des einen, wenn man die Begriffe als Gegensatzpaar gegenüberstellt: faschistisch = schlimm/böse; bolschewistisch = ? – natürlich dann GUT, denn das kommt ja von der ANDEREN SEITE!!11!! ;-)).

      • Ich teile diese Gegenüberstellung nicht. Bloß weil Faschisten gegen Bolschewisten gekämpft haben, werden daraus keine Gegensätze. Wenn zwei Hunde gegeneinander kämpfen, wird auch nicht einer davon zur Katze.
        Außerdem geht es mir um eine praktische und möglichst reduzierte Definition des Begriffes um aktuelle oder zukünftige Bewegungen einschätzen zu können. An deinen Bolschewisten bin ich nicht interessiert.

  9. @Christian

    nationalistische Bewegung
    nach dem Führerprinzip organisiert
    antiliberal und antimarxistisch

    Das passt in der Tat auf viele rechte Bewegungen, scheint mir aber auch auf (vermeintlich) linke Strukturen anwendbar zu sein, die ja auch schnell einen Führer ausbauen können, der die eigene Nation betont (und sei es als Zusammenschluss der dortigen Arbeiter) und antiliberal ist.“

    Du hast da was missverstanden: Nicht _einer_ der „drei“ Punkte, sondern _alle_ „drei“ müssen nach dem Wikipedia-Artikeltext erfüllt sein, damit es faschistisch ist. Denn in diesem steht ein „und“, das du in deiner Drei-Punkte-Auflistung (s.o.) allerdings eben weggelassen hast.

    • Das Leben ist ein Minenfeld.
      Entweder bist Du Nazi, oder Bolschewist.

      Gibt es eigentlich einen offiziellen Katalog, welche Begriffe, Zahlen- und Buchstabenkombinationen man nicht verwenden darf, ohne sich strafbar zu machen?

      • Nein, natürlich gibt es so etwas nicht, zumindest niemals vollständig. Denn wenn es das gäbe, könntest du dich ja durch Nichtverwendung absichern und das gäbe Vollidioten z. B. von der AAS dann nicht die Gelegenheit, wenn sie, wie eigentlich immer, mit Argumenten nicht weiterkommen, einfach nur deine Aussagen nach „Nazisignalen“ zu scannen und die Sache dann einfach durch wild konstruierte Vorwürfe zu derailen.

        Welche Ausmaße der Verblödung das annehmen kann und das auch mit durchaus potentiell schwerwiegenden Folgen, das zeigt dieser Artikel (leider keine Satire): https://www.welt.de/vermischtes/article160149680/Der-Hitler-Code-auf-dem-Kinderkarussell.html

        Und obwohl der Schausteller die beanstandeten Nummernschilder sofort abmontierte…:

        „Peter Gutzeit kann ihm das nicht einfach so durchgehen lassen. Schließlich kommt hinzu, dass der Weihnachtsmarkt auf dem nach der jüdischen Komponistin Fanny Mendelssohn benannten Platz abgehalten wird. Kurzum: Gutzeit verlangt, Dieckmann die Konzession zu entziehen. Das sei das Mindeste.“

        Was für ein moralisch verkommenes Pack. SIE unterstellen jemandem etwas, der wiederum sagt, dass ihm das neu wäre und er keinerlei Verbindungen in diese Richtung hätte, entfernt das Monierte auch sofort, soll aber dennoch in seiner Existenz vernichtet werden. Schuld bei Anklageerhebung und Bewährung oder erst recht Vergebung, selbst bei einsichtigem Verhalten, ausgeschlossen. Die erregte Seele des Jüngers des Guten verlangt nach Blutzoll zur Besänftigung seiner theatralisch inszenierten Empörung des Aufrichtigen.

        • „SIE unterstellen jemandem etwas, der wiederum sagt, dass ihm das neu wäre und er keinerlei Verbindungen in diese Richtung hätte, entfernt das Monierte auch sofort, soll aber dennoch in seiner Existenz vernichtet werden.“

          Ja, da fängt die Political Correctness an, am Rad zu drehen.
          Es ist natürlich leicht zu sagen: „Ich hätte das Kennzeichen dran und es auf einen Prozess ankommen lassen“. Aber wenn Deine Existenz von so einem Fahrgeschäft abhängt und selbsternannte Gesinnungspolizisten es über eine Empörungsjustiz vernichten können, dann hätte auch ich es wahrscheinlich entfernt.
          Darf man irgendwann nicht mehr laut „Achtzehn!“ sagen?
          Wird die öffentlich angekündigte und gefeierte Vollendung des 18. Lebensjahres demnächst als Fahnenweihe eines Nazis interpretiert?
          Muss man an der TU bei der Berechnung eines Brückenträgers bei einem Ergebnis „18“ besser „17+1“ schreiben?
          Diese Leute gehören alle zum Psychiater.
          Doch halt: die sind ja genauso durchgeknallt.

      • In einem meiner Schulbücher von vor der Jahrtausendwende stand, dass nur die fünf Buchstabenkombinationen SS, SA, NS, HJ und KZ verboten sind. Ich meine, das ist noch immer so.

        • Ja, das kommt da noch dazu. Der Mann z. B. in dem Bericht hat faktisch nichts Verbotenes getan, soll dafür aber dennoch hart sanktioniert werden. Das ist völlig Gaga.

          Und ich bin, das folgt wohl auch dem allgemeinen Verständnis von Rechtsstaatlichkeit, gerne gewillt, dem Mann zu glauben, dass er das gar nicht wusste und entsprechend nicht schuldhaft gehandelt hat. Denn mal ehrlich: wer außerhalb äußerst rechtsextremer Zirkel und denen, die sich mit teils beinahe manischer Obsession mit ihnen beschäftigen (z. B. AAS), kennt denn bitte schön die dort verwendeten Codes? Und das ist nur logisch konsequent, denn Extremisten aller Lager verwenden solche Codes, um sich untereinander, unbemerkt von der Öffentlichkeit, kenntlich zu machen. Diese Codes existieren, um eben nicht von nicht Eingeweihten erkannt zu werden. Dass ein Rechtsextremer aber diese nun auf den Nummernschildern von Karussellautos verwendet, erscheint mir abwegig. Was sollte er damit bezwecken?

          Einem Bürger pauschal das Verbreiten rechtsextremer Gesinnung zu unterstellen, weil auf einem Nummernschild eines Karussellautos eine in rechtsextremen Kreisen benutzte Zeichenabfolge auftaucht, erscheint so erst einmal ähnlich logisch, wie ihm Hochverrat vorzuwerfen, weil eine andere Zeichenabfolge der eines streng geheimen Regierungscodes entspricht.

  10. Wenn man der Frage nachgeht „Was ist also nun Faschismus?“, dann ist es das Unintelligenteste, was man machen kann, sich auf die WikiPrawda zu beziehen. Es haben ja schon verschiedene Kommentatoren darauf hingewiesen, dass ein jeder den Begriff in seiner ganz eigenen Weise benutzt. Das zeigt, dass der Begriff Faschismus ein klassisches Wieselwort ist:
    https://at.wikimannia.org/Wieselwort

    Eigentlich ist Faschismus als Denunziationsbegriff verbrannt. Will man ihn trotzdem verwenden, sollte man sich sehr gut überlegen, was man damit bezeichnen will.

    Schon George Orwell beklagte sich 1944 darüber, dass Begriffe wie Faschist oder Nazi völlig inhaltsleer sind, siehe diesen Essay:
    «OF ALL the unanswered questions of our time, perhaps the most important is: ‚What is Fascism?‘
    One of the social survey organizations in America recently asked this question of a hundred different people, and got answers ranging from ‚pure democracy‘ to ‚pure diabolism‘. In this country if you ask the average thinking person to define Fascism, he usually answers by pointing to the German and Italian régimes. But this is very unsatisfactory, because even the major Fascist states differ from one another a good deal in structure and ideology.»

    Er sagt weiter über die Beliebigkeit und Willkürlichkeit des Begriffs:
    «Here I am not speaking of the verbal use of the term ‚Fascist‘. I am speaking of what I have seen in print. I have seen the words ‚Fascist in sympathy‘, or ‚of Fascist tendency‘, or just plain ‚Fascist‘, applied in all seriousness to the following bodies of people:
    Conservatives … Socialists … Communists … Trotskyists … Catholics … War resisters … Supporters of the war … Nationalists …
    It will be seen that, as used, the word ‚Fascism‘ is almost entirely meaningless. In conversation, of course, it is used even more wildly than in print. I have heard it applied to farmers, shopkeepers, Social Credit, corporal punishment, fox-hunting, bull-fighting, the 1922 Committee, the 1941 Committee, Kipling, Gandhi, Chiang Kai-Shek, homosexuality, Priestley’s broadcasts, Youth Hostels, astrology, women, dogs and I do not know what else.
    Yet underneath all this mess there does lie a kind of buried meaning. To begin with, it is clear that there are very great differences, some of them easy to point out and not easy to explain away, between the régimes called Fascist and those called democratic. Secondly, if ‚Fascist‘ means ‚in sympathy with Hitler‘, some of the accusations I have listed above are obviously very much more justified than others. Thirdly, even the people who recklessly fling the word ‚Fascist‘ in every direction attach at any rate an emotional significance to it. By ‚Fascism‘ they mean, roughly speaking, something cruel, unscrupulous, arrogant, obscurantist, anti-liberal and anti-working-class. Except for the relatively small number of Fascist sympathizers, almost any English person would accept ‚bully‘ as a synonym for ‚Fascist‘. That is about as near to a definition as this much-abused word has come.
    But Fascism is also a political and economic system. Why, then, cannot we have a clear and generally accepted definition of it? Alas! we shall not get one – not yet, anyway. To say why would take too long, but basically it is because it is impossible to define Fascism satisfactorily without making admissions which neither the Fascists themselves, nor the Conservatives, nor Socialists of any colour, are willing to make. All one can do for the moment is to use the word with a certain amount of circumspection and not, as is usually done, degrade it to the level of a swearword.»

    Faschismus als bedeutungsleeres, beliebiges Schimpfwort auf alles, was einem nicht passt.

    „Faschismus“ wurde als innerkommunistisches Schimpfwort für abtrünnige Sozialisten verwendet. In Italien Mussolini, ein Sozialist, der am Nationalstaat festhalten wollte, in Deutschland die SPD, dann die „Nationalsozialisten“. Die historischen Faschisten sind hier die SPD.

    «Die KPD reagierte auf diese Entwicklungen mit dem Aufruf zur „Einheitsfront Aktion“, die kurz darauf in „Anti­faschistische Aktion“ umbenannt wurde. Den Grund lieferte eine Schlägerei zwischen Angehörigen der Nazi-Partei und kommunistischen Abgeordneten am 25. Mai 1932 im preußischen Landtag, die acht Schwerverletzte zur Folge hatte. Am nächsten Tag titelte die Rote Fahne: „Feiger Überfall der Nazis im Landtag auf Kommunisten – Anti­faschistische Aktion – Aufruf des Zentral­komitees der KPD an die deutsche Arbeiterklasse“. In den nächsten Wochen fanden überall im Reich Bezirkskongresse der Anti­faschistischen Aktion statt. Dies traf sich mit Entwicklungen an der Basis. Es waren die Nazis welche KPD, SPD und andere Linke quasi in eine Front prügelten. Auf der Straße stand man oft ohne Acht auf die Partei­zugehörigkeit zusammen, einfach aus der Situation heraus. KPD-Mitglieder, die zum großen Teil arbeitslos waren, organisierten mit Häuser­schutz­staffeln 27 antifaschistische Selbsthilfe, an der sich natürlich alle Betroffenen beteiligten. Die Praxis war also oft etwas anderes als die Parteilinie. Allerdings gehen die Annahmen, dass sich in der KPD der Druck der Basis durchgesetzt hätte – was dann mit zur Gründung der Anti­faschistischen Aktion beigetragen haben soll – an der Realität vorbei. 1932 war die KPD eine durch und durch stalinistische Partei, eine Einflussnahme der Basis auf die Parteiführung war ausgeschlossen. Die Entstehung der Anti­faschistischen Aktion vollzog sich vielmehr im bekannten inhaltlich/strategischen Konzept der „Einheitsfront­politik“ nach Vorgabe der Komintern und markierte keinen Bruch mit der anti­sozial­demokratischen Linie. Offensichtlich handelte es sich bei der Anti­faschistischen Aktion um die kommunistische Gegen­gründung zur Eisernen Front.»

    Antifaschisten waren nie etwas anderes als die Prügeltruppen der Kommunisten.

    Was genau Faschisten sind, darauf kommt es nicht so an.

    Bemerkenswerterweise zeigt sich der Antifaschismus damit als reiner Faschismus: Alles prügeln, was nicht dem vorgegebenen Ideal huldigt.

    Das römische „Fascis“, Symbol und Namensgeber der italienischen Faschisten, ist ein Rutenbündel. Vom Wortbegriff ist „fascio“ ein Verein, ein „Bund“, daher wären Faschisten wörtlich übersetzt „Bündler“ und „Faschismus“ wäre Bündlertum. Der Begriff Fascismo, der um 1900 zum Banner der revolutionären Arbeiterbewegung avanciert war, wurde ab 1919 mit den „Fasci di combattimento“ identifiziert: jene „Kampfbünde“, die Mussolini im März 1919 gründete.

    Es geht, jetzt mal rein von der Wortbedeutung abgeleitet, bei Faschismus also um die Bündelung von Kräften mit dem Ziel der Gewinnung größerer (politischer) Durchschlagskraft. Das Gesagte wird vielleicht klarer, wenn man das Wort „Faschismus“ mit „Gleichschaltung“ übersetzt.

    Der Blogger Hadmut Danisch unterscheidet sieben Arten von Faschismus:

    Faschismus 1: Der Kommunismus-Sozialismus-Faschismus
    Sozialismus gut, solidarisch handeln gut, Kapitalismus schlecht. Wer nicht bereitwillig arbeitet und Steuern zahlt, bekommt auf’s Maul.
    Hakenkreuz-Symbol: Erhobene Honecker-Faust, RAF-Stern

    Faschismus 2: Der LBGT-Faschismus
    Wer sich dem Gender-Diktat und dem Lesben-Schwulen-Transen-Zirkus nicht beugt, und sich nicht der Ansicht unterwirft, dass weiße Männer Patriarchen, Sexisten und Vergewaltiger sind, und deshalb überall rausgedrängt werden müssen, ist ein Schuft und bekommt aufs Maul.
    Hakenkreuz-Symbol: Regenbogenfahne
    Weiterführende Information: Die Geschichte des Genderismus, CIBA-Symposium, Geschlechtsumwandlung bei Kindern

    Faschismus 3: Der Migrations-Faschismus
    Das gleiche nochmal mit Migration.
    Hakenkreuz-Symbol: Refugees-Welcome-Logo
    Weiterführende Information: Flüchtlingshilfe

    Faschismus 4: Der Antifa-Faschismus
    Eine der übelsten faschistischen Organisationen ist dann die Antifa. Denn die duldet ja auch keine Abweichung von einem diktierten Ideal.
    Jemanden als Faschist zu beschuldigen und zu bekämpfen ist selbst eine faschistische Methode.
    Hakenkreuz-Symbol: Antifa-Fahne

    Faschismus 5: Der Islam-Faschismus
    Selbes Strickmuster. Man erklärt eine willkürliche, nicht nachprüfbare Gefühlslage zur höchsten Instanz und schlägt auf jeden ein, der nicht mitmacht.
    Hakenkreuz-Symbol: Kopftuch, IS-Fahne

    Faschismus 6: Der EU-Faschismus
    Wir beobachten das gleiche beim EU-Wahn. Ich habe neulich schon geschrieben, dass die EU-Flagge quasi das neue Hakenkreuz ist, dazu noch als Kapuzenpulli dem FDJ-Design verblüffend nahe kommt. Und wieder wird jeder platt
    Hakenkreuz-Symbol: EU-Flagge

    Faschismus 7: Der Klima-Faschismus
    Erleben wir gerade in Reinform, es wird der gefühlte Weltuntergang verkündet und dann auf jeden eingeprügelt, der nicht mitmacht.
    Hakenkreuz-Symbol: Greta, Extinction-Rebellion-Symbol
    Die Aktionen der Extinction Rebellion haben faschismus-technisch eine ähnliche Funktion wie damals die Nazi-Aufmärsche.

    Interessant sind die Ausführungen von Jason F. Muller und Valeriy Pyakin, wonach Faschismus eine Methode und keine Ideologie ist, der Inhalt beliebig austauschbar ist. Dass es darum geht, eine Art Wahrheit zu verkünden und dann jeden zu bekämpfen und zu unterdrücken, der da nicht mitspielt und gehorcht. In die Richtung geht ja auch die Aufzählung der sieben Faschismusvarianten, die Danisch aufzählt. Valeriy Pyakin beschreibt Faschismus als eine Unrecht­schaffenheit, die als Recht­schaffenheit dargestellt werde. Der Machtmissbrauch einer Elite wird als Selbst­verständlich­keit hingenommen, gestützt. Dabei wird der Machtmissbrauch von den Eliten als etwas Gutes hingestellt. Unrecht­schaffenheit werde damit aufgezwungen.

    Wie schon weiter oben gesagt, geht es beim Faschismus um die Bündelung von Kräften mit dem Ziel der Gewinnung größerer Durchschlagskraft, was auch mit „Gleichschaltung“ umschrieben werden kann. Diese Gleichschaltung wird von den Eliten unter Einsatz von Machtmissbrauch rücksichtslos durchgesetzt. Im Gegensatz zum normalen Machtmissbrauch der Eliten, der für gewöhnlich Kritik hervorruft, findet im Faschismus der Machtmissbrauch die Zustimmung von unten, vom Volk. Diese „Einheit von Volk und Führung“ wurde sowohl von KPdSU, NSDAP und SED betont. Das zeigte sich darin, dass Hitler sich als den „wahren Kämpfer und Verteidiger der Interessen des deutschen Volkes“ präsentierte und das deutsche Volk seinen Anspruch mit „Führer befiehl, wir folgen!“ bestätigte. Der Faschismus, die Gleichschaltung, ist im NS-Staat sehr gut zu sehen.

    Die ganze Verlogenheit der Linken, der Kommunisten und ihrer „Antifa“ zeigt sich nun darin, dass sie bestreiten, dass der DDR-Staat struktrurell nichts anderes als der NS-Staat war. Hitler-Jugend (HJ) und Bund deutscher Mädel (BdM) wurden nun FDJ genannt, die NSDAP nannte sich SED, die Einparteiendiktatur nur leicht durch die Blockparteien kaschiert. Die gesellschaftliche Gleichschaltung war in der „Nationale Front der Deutschen Demokratischen Republik“ institutionalisiert.

    Der Ansatz von Jason F. Muller und Valeriy Pyakin, den Faschismus als eine Methode und nicht einer Ideologie zu verstehen, wobei der Inhalt beliebig austauschbar ist, scheint durchaus geeignet zu sein, dem Begriff Faschismus doch noch eine brauchbare Bedeutung zu geben.

    https://at.wikimannia.org/Faschismus#Definitionen:_Was_ist_Faschismus.3F
    [audio src="https://webarchiv.wikimannia.org/_audio/Jason_F_Muller_-_Was-ist-faschismus.mp3" /]

  11. Wenn es um das „In-die-Runde-werfen“ von WikiPrawda-Inhalten geht, habe ich da auch noch etwas gefunden:

    Sozialfaschismusthese

    Der Begriff Sozialfaschismus wurde 1924 von Grigori Sinowjew kreiert und von der Kommunistischen Internationale bis 1935 propagiert. Der Sozialfaschismusthese (weniger häufig auch Sozialfaschismustheorie) zufolge stellte die Sozialdemokratie den „linken Flügel des Faschismus“ dar und war daher vorrangig zu bekämpfen. Sie führte in Deutschland zu einer Lähmung der Arbeiterbewegung und trug indirekt dazu bei, das Aufkommen und den Sieg des Nationalsozialismus zu zementieren.

    Hat man je von den Rotsozialisten nach 1945 gehört, dass sie selbst es waren, die den „Sieg des Nationalsozialismus zementierten“?!??

    Fazit: Deutschland hatte in den 1930er Jahren nur noch die Wahl zwischen einem roten oder braunen Faschismus.
    Und auch im Deutschland der 1930er Jahre gab es Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Gewaltausbrüche, wie heutzutage in Atlanta und Stuttgart. Die Geschichte wiederholt sich offenbar gerade. Das sind überhaupt keine guten Aussichten.

    • „Fazit: Deutschland hatte in den 1930er Jahren nur noch die Wahl zwischen einem roten oder braunen Faschismus. Und auch im Deutschland der 1930er Jahre gab es Bürgerkriege und bürgerkriegsähnliche Gewaltausbrüche, wie heutzutage in Atlanta und Stuttgart. Die Geschichte wiederholt sich offenbar gerade. Das sind überhaupt keine guten Aussichten.“

      Nee, sie wiederholt sich eben nicht. Es gibt sehr markante Unterschiede:

      1) Damals kämpften zwei unverbrauchte Ideologien (Kommunismus und Nationalsozialismus) gegeneinander, heute können beide als gescheitert betrachtet werden (zumindest in der Form, wie sie damals angestrebt und realisiert wurden).

      2) Die Unruhen damals waren primär dem Kampf der zwei Ideologien geschuldet, angeheizt durch soziales Elend, Hyper-Inflation usw. es gab ausreichend kampfbereiten jungen Nachwuchs, heutzutage wird selten „gekämpft“, dafür, trotz fehlendem Elend, gern geplündert und das überwiegend nicht von unserem Nachwuchs (auch wenn der ein- oder andere Nachfolger des roten Frontkämpferbundes, also der linken SA, auch weiter aktiv den „Kapitalismus“ und vermeintliche „Faschisten“, also alle die nicht auf Linie sind, bekämpft).

      3) Damals war der Krieg gerade vorbei und allgemein in Erinnerung. Die meisten hatten ihn zwar satt, aber insbesondere jene, die sich durch den Versailler „Schandfrieden“ verraten fühlten, sannen intensiv nach Rache und hatten i.d.R. Kriegserfahrung. Heute fühlt sich nichtmal dann jemand verraten, wenn die Grenzen aufgegeben werden, unser Sozialstaat unterhöhlt und unsere Souveränität sehenden Auges an Brüsseler Kungelrunden verschachert wird. Die Deutschen sind so pazifistisch, verweichlicht und gehirngewaschen, wie wahrscheinlich nie vorher in ihrer Geschichte. Wenn hier ein Krieg zu befürchten ist, dann zu Allerletzt von ihnen ausgehend.

      Heute ist die Situation zwar ähnlich geladen, auch stehen sich wieder zwei Ideologien gegenüber, nämlich Eine-Welt-Alle-Menschen-Sind-Gleich-Grenzen-sind-doof-Globalisten und Wir-wollen-unser-eigenes-Ding-machen-und-Menschen-sind-nicht-gleich-Nationale. Aber die kämpfen nicht auf der Straße, weil die erstere Ideologie herrscht und sämtlichen propagandistischen und politischen Mittel einzusetzen vermag und es ihr (noch) gelingt, die „rechte“ Opposition klein zu halten. Die „linke“ Opposition ist hingegen keine mehr und fast geschlossen mit in ersterem Lager (für das sie teilweise die Schmutzarbeit macht, natürlich strebt sie was anderes an, aber praktisch arbeitet sie an ihrer eigenen Marginalisierung), während die Plünderungen die Folgen der Politik dieser Ideologie sind und (davon gehe ich aus) vollkommen beabsichtigt.

      Du hast zwar Recht, wir müssen uns berechtigte Sorgen um unsere Zukunft machen, große Sorgen, allerdings können wir nicht aus der Vergangenheit extrapolieren, was vermutlich passieren wird. Es gibt auch keine großen Demagogen vom Format eines Adolfos, auch ist Putin nicht annähernd der selbe Typus wie Stalin und die USA kämpfen gegen ihren Abstieg und haben kein glorreiches Jahrhundert mehr vor sich, sondern eines hinter sich usw.. Ich vermag daher nicht annähernd einzuschätzen, wie sich alles entwickeln wird…

      • „Nee, sie wiederholt sich eben nicht. Es gibt sehr markante Unterschiede“

        Man kann sich die Dinge natürlich immer so hinschieben, wie man es gerne hätte. Es bringt aber niemanden weiter. Ehrlich gesagt, habe auch ich geglaubt, dass 1990, als Gorbatschow in Russland das Experiment Kommunismus für beendet erklärte und die Wiedervereinigung Deutschlands über die Bühne ging, dass der linke Unfug überwunden sei. Ich habe aber irgendwann erschreckt festgestellt, dass Gesamtdeutschland sich in beängstigender Weise nach links entwickelt hat und auch die Entwicklung in den USA, die ich immer als links-feindlich in Erinnerung hatte, ist lange Zeit an mir vorbeigegangen.

        Es wiederholt sich tatsächlich und es gibt KEINE markanten Unterschiede. Egal ob Frankreich 1789, Russland 1913, China 1946 oder Deutsches Reich 1936 oder BRD 2020, es geht Linken damals wie heute darum, Menschengruppen gegeneinander aufzuhetzen und das damit verbundene Chaos für die Gewinnung, bzw. Sicherung ihrer Herrschaft nutzen.

        Klar können sich Claudia Roth und Anton Hofreiter nicht mit Lenin, Stalin, Mao und Mandela messen, aber durchaus „fähig“, Deutschland in die Katastrophe a là Simbabwe oder Venezuela zu führen. Für die Gesellschaftszerstörung braucht es nicht zwingend Gulags und KZs.

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