Tote durch die Polizei in den USA, George Floyd und die BLM-Demonstrationen

Der Tod von George Floyd und die Proteste in den USA dürften niemanden hier entgangen sein.

Mich würde interessieren, warum es überhaupt nach eurer Meinung so viel Tote durch Polizeigewalt in den USA gibt (unabhängig von der Hautfarbe).

Die Unterschiede zu etwa Deutschland sind ja enorm. In den USA werden etwa 1000 Menschen pro Jahr von der Polizei erschossen (bei ca. 150 Toten Polizisten)

In Deutschland im Schnitt etwa 12 Leute pro Jahr (geschätzt von mir nach den dortigen Zahlen).  (bei teilweise gar keinen toten Polizisten im Jahr)

Die Bevölkerung der USA ist etwa 2,5 mal so groß, da bleibt immer noch ein erheblicher Unterschied.

Die naheliegende Antwort ist natürlich, dass ein amerikanischer Cop weitaus eher damit rechnen muss, dass er selbst erschossen wird und das sein Gegner schwer bewaffnet ist. Er kann sich einen Irrtum bei der Frage, ob der andere gerade eine Waffe zieht weitaus weniger erlauben als sein deutscher Kollege.

Kommen andere Fakten dazu? Sind die amerikanischen Polizisten schlechter ausgebildet, ist es das größere Problem der Armut, weil es weniger Sozialhilfe gibt? Ist die amerikanische „Festnahmestrategie“ eher auf Eigenschutz als auf Deeskalation ausgerichtet (weil dort eben das Gewaltniveau höher ist?)

Und dann natürlich zur Frage des Rassismus auch noch ein paar Zahlen, die ich interessant finde:

Eine Studie, die die Ethnie der Opfer und die Ethnie der Polizisten vergleicht und zudem die Häufigkeit von Delikten pro „Rasse“ einbezieht:

Significance

There is widespread concern about racial disparities in fatal officer-involved shootings and that these disparities reflect discrimination by White officers. Existing databases of fatal shootings lack information about officers, and past analytic approaches have made it difficult to assess the contributions of factors like crime. We create a comprehensive database of officers involved in fatal shootings during 2015 and predict victim race from civilian, officer, and county characteristics. We find no evidence of anti-Black or anti-Hispanic disparities across shootings, and White officers are not more likely to shoot minority civilians than non-White officers. Instead, race-specific crime strongly predicts civilian race. This suggests that increasing diversity among officers by itself is unlikely to reduce racial disparity in police shootings.

Abstract

Despite extensive attention to racial disparities in police shootings, two problems have hindered progress on this issue. First, databases of fatal officer-involved shootings (FOIS) lack details about officers, making it difficult to test whether racial disparities vary by officer characteristics. Second, there are conflicting views on which benchmark should be used to determine racial disparities when the outcome is the rate at which members from racial groups are fatally shot. We address these issues by creating a database of FOIS that includes detailed officer information. We test racial disparities using an approach that sidesteps the benchmark debate by directly predicting the race of civilians fatally shot rather than comparing the rate at which racial groups are shot to some benchmark. We report three main findings:
1) As the proportion of Black or Hispanic officers in a FOIS increases, a person shot is more likely to be Black or Hispanic than White, a disparity explained by county demographics;
2) race-specific county-level violent crime strongly predicts the race of the civilian shot; and
3) although we find no overall evidence of anti-Black or anti-Hispanic disparities in fatal shootings, when focusing on different subtypes of shootings (e.g., unarmed shootings or “suicide by cop”), data are too uncertain to draw firm conclusions. We highlight the need to enforce federal policies that record both officer and civilian information in FOIS.

Also nach diesen Daten werden mehr Schwarze und Hispanische Zivilisten erschossen, wenn weniger weiße Polizisten eingesetzt werden und die Quote der jeweiligen Ethnie an den Gewaltverbrechen passt zu der Quote der Ehtnie an den Erschossenen.

Die Studie hat natürlich einiges an Gegenwind bekommen, scheint mir aber recht interessant.

oder dieser Tweet:

Aus meiner Sicht ist zu erwarten, dass ein weißer Polizist ganz besonders vorsichtig ist, wenn er auf einen schwarzen schießt. Denn ihm ist ja bewußt, dass er dann schnell diverse Bürgerbewegungen gegen sich haben kann und in die Presse kommen kann.

Was nicht bedeutet, dass es nicht auch tatsächliche Rassisten geben kann, denen das egal ist oder die sich darauf verlassen, dass man ihnen nichts nachweisen kann.

Natürlich wird in einer Gruppe wie der Polizei auch ein gewisses Vorurteil entstehen, wenn, wie oben ersichtlich, Gewaltverbrechen eher durch Schwarze als durch Weiße verurteilt werden. Interessant wäre eine Aufschlüsselung der Zahlen der Toten bei der Polizei: Welche Ethnie erschießt eher Polizisten, welche Ethnie haben die Polizisten eher, die erschossen werden? Kennt da jemand Statistiken?

BLM scheint mir eine klasse Identitätspolitik zu vertreten: Wenn mehr Schwarze getötet werden, dann muss Rassismus der Grund sein. So einfach scheint es aber gar nicht zu sein.

Auch interessant etwa diese Studie:

Wie man sieht sind die meisten Täter bei Tötungsdelikten in den USA eher schwarz als weiß, die Opfer von Schwarzen sind eher Schwarze.

Hier würde aber nicht das sonst bei Männern gerne verwendete Argument aufgegriffen werden, dass die Tötungen ja egal sind, weil sie ganz überwiegend innerhalb der Gruppe stattfinden.