Fräulein Schmidt hat ein Konzept von Eigentum entwickelt: „Mein“, verkündet sie, und hält diverse Sachen fest, einen Ball oder einen Kugelschreiber, an den sie herangekommen ist oder was auch immer.
Wenn sie am Spielplatz in der Sandkiste mit Eimer, Schaufel und ein paar Förmchen spielt, dann ist sie sehr kritisch, wenn ein anderes Kind sich etwas „ausleihen“ will. „Meins“ hört man zuerst, und man muss ihr erst einmal versprechen, dass das Kind es ja wieder gibt und sich nur kurz leiht, so wie sie auch, wenn sie selbst mal kein Spielzeug dabei hat.
Ihre Eigentumsvorstellung erstreckt sich mitunter auch recht weit: Wenn wir am Spielplatz zuerst auf der Schaukel waren und dann zu einem anderen Spielgerät gehen, dann schaut sie auf, wenn ein anderes Kind sich der Schaukel nährt und möchte dann auch dorthin zurück. Es ist schließlich ihre Schaukel!
Ich denke andere Eltern werden gleiche Erfahrungen gemacht haben ohne das sie ihre Kinder nun zu einem besonderen Egoismus erzogen haben oder sie Angst haben müssen zuwenig zu haben oder das man ihnen wirklich etwas wegnimmt.
Es ist auch durchaus nicht so, dass sie nicht teilt. Sie ist nur vorsichtig damit, gerade bei Sachen, denen sie eine hohe Bedeutung zuspricht.
Evolutionär wäre eine Vorstellung von Eigentum auch sehr verständlich: Ressourcen zu besitzen ist nützlich. Sie nicht zu einfach abzugeben kann sehr vorteilhaft sein. Sie mit den richtigen zu teilen ebenso. Aber nicht einfach mit jedem und nicht so, dass man den Eindruck erweckt, dass man derjenige ist, dem man leicht etwas leicht wegnehmen kann.