Das Unglück oder Glück des Partners erkennen und zulassen, dass er daran Teil hat

Ein interessanter Artikel beleuchtet Unterschiede in den Einschätzungen der Partner:

Now a study has helped shed light on why couples can find it so hard to understand each other. It may all come down to the different ways  we try to empathise with the opposite sex.

Women, it claims, feel reassured when they see their man unhappy. They believe that if the man allows them to see that he is upset – rather than withdraw – it shows he is committed to the relationship.

Es geht also nicht darum, dass sie ihn unglücklich sehen wollen, sie wollen aber sehen, dass er in einem bestimmten Moment unglücklich ist und ihnen das zeigt. Denn das wäre aus ihrer Sicht ein Zeichen von Vertrauen und damit ein gutes Zeichen für die Beziehung.

Research from U.S. universities found that women are happy when they can spot when their husband’s and boyfriends are upset

Women also prefer their male partner to know when she is upset than when she is happy as a way of showing their empathy.

Dementsprechend wollen sie auch einen Partner, der das bei ihnen bemerkt und dann entsprechend darauf reagiert.

Men, however, prefer to know when their wife or girlfriend is in a good mood in order to feel empathetic.

„Sie glücklich machen“ vs. „alle Gefühle mit ihm teilen“

Researchers from US universities including Harvard conducted tests on more than 150 male-female couples for the American Psychological Association.

Just over half were married but all were in what the study called a ‚committed‘ long term relationship.

They were given tests in which they had to talk to each other about dramatic or traumatic events in their relationship and then watch clips of their discussions.

During each stage, the volunteers were wired up to monitors that took brainwave readings which can detect their various emotions at that time.

Ich habe die Orginalstudie nicht gelesen und kann insoweit auch nicht abschätzen, wie genau diese Geräte arbeiten und ob man damit tatsächlich etwas ermitteln kann. Also Studie an sich aber interessant.

The differences between the sexes appears to come down to understanding how the other feels, the researchers told the Journal of Family Psychology.

A woman, typically, thinks a partner understands her if he can recognise when she is upset.

If he can do this then it suggests a strong link to their relationship that will make it easier to come through the hard times together.

She also believes that if he allows her to see that he is upset, then that also shows he is committed to the relationship.

Grundsätzlich ja auch kein schlechter Schluss. Wobei es eben darauf ankommt, weswegen man schlecht gelaunt ist oder einen etwas beschäftigt. Südländerin fragt da auch immer nach, nur wenn ich ihr zB von etwas erzähle, bei dem ich beruflich ein schwierigeres Geschäft habe, welches auch ein gewisses Risiko hat, dann kann sie mir schlicht dabei nicht helfen. Sie versucht es dann aber gerne, da sie aber in einem anderen Bereich tätig ist, ist das sinnlos und hilft mir nicht. Ihm Gegenteil: Wenn sie dann immer nachfragt, ob es alles geklappt hat, und sich das Geschäft eben über einen längeren Zeitraum hinzieht, dann kann man noch nicht einmal zu Hause mehr abschalten. Und es denken zwei Personen an die Risiken statt einer, was sich auch nicht lohnt. Es kann dann besser sein, ihr davon dann schlicht nichts zu erzählen.  Vielleicht auch schlicht der Ansatz, dass man bestimmte Probleme besser alleine löst, gerade wenn einem der andere außer seelischen Beistand zu liefern nicht helfen kann.

He, on the other hand, thinks the relationship is strong by being able to spot what makes her happy, perhaps so that he can continue to do whatever it is that works.

„A Happy wife is a happy life“

Lead researcher Shiri Cohen of Harvard Medical School explained why women’s brains showed a positive reaction to seeing their husband or partner upset.

She said: ‚It could be that for women, seeing that their male partner is upset reflects some degree of the man’s investment and emotional engagement in the relationship, even during difficult times.

‚This is consistent with what is known about the dissatisfaction women often experience when their male partner becomes emotionally withdrawn and disengaged in response to conflict.‘

Her report added: ‚Relationship satisfaction was directly related to men’s ability to read their female partner’s positive emotions correctly.

‚The more men and women try to be empathetic to their partner’s feelings, the happier they are.‘

Das Frauen das Gefühl haben, dass er emotional zurückgezogen ist, dass ist ja durchaus eine Beschwerde, die man schon gehört hat. Da kann es wichtig sein, sich diesen Unterschied bewusst zu machen und sie auch an gewissen Sorgen teilhaben zu lassen.

45 Gedanken zu “Das Unglück oder Glück des Partners erkennen und zulassen, dass er daran Teil hat

  1. „…wenn ich ihr zB von etwas erzähle, bei dem ich beruflich ein schwierigeres Geschäft habe, welches auch ein gewisses Risiko hat, dann kann sie mir schlicht dabei nicht helfen… Und es denken zwei Personen an die Risiken statt einer, was sich auch nicht lohnt.“

    Das sehe ich genauso. Wenn ich zuhause von Problemen auf der Arbeit erzähle, führt das erfahrungsgemäß nur dazu, dass sich meine Frau ebenfalls Sorgen macht und ich dann nicht nur selbst mit meinem Problem klarkommen, sondern zusätzlich auch noch meine Frau beruhigen muss – deshalb habe ich gelernt, lieber nichts zu erzählen.
    Umgekehrt erhalte ich jeden Abend ausführliche Berichte über Probleme auf ihrer Arbeit, wobei konkrete Lösungsvorschläge meinerseits konsequent ignoriert werden, stattdessen wird lieber immer wieder dasselbe Problem bejammert. Das ist, weil ich es auch bei vielen anderen Frauen bemerkt habe, offenbar tatsächlich schlicht die weibliche Herangehensweise – die Probleme sind gar nicht so schlimm, dass eine Behebung zwingend notwendig wäre, sondern werden eher als Mittel zum Zweck genutzt, um menschliche Anteilnahme einzufordern. Hat mal jemand einen Link zu diesem herrlichen Video mit der Frau, die einen Nagel im Kopf hat und einfach nur drüber reden will? Das trifft es wirklich gut, aber ich habe große Schwierigkeiten, damit klarzukommen.

    • Mein Mann – im Gegensatz dazu – berichtet mir äußerst gern von denjenigen Arbeitsproblemen, bei denen er selbst nicht weiter weiß. Weil ich ihm eigentlich immer neue Aspekte aufzeigen und oft auch eine mögliche Problemlösung anbieten kann. Das belastet mich nicht, es freut mich. Und er dankt es mir.

      • Gut so!
        Aber Untersuchungen wie diese urteilen ja nicht über Individuen, sondern über das „Große Ganze“.
        Wenn man selbst (als Individuum) „anders“ ist oder andere Erfahrung macht, ist das noch kein Widerspruch zur allgemeinen Aussage. Diese beinhaltet eben nicht ein Urteil über jedes Paar, jede Beziehung, jede Frau. Daß Ausnahmen nicht nur möglich sind, sondern mit Sicherheit vorkommen, ist integraler Bestandteil statistischer Aussagen.
        Wer glaubt, seine spezielle Erfahrung allein widerlege die grundlegende Aussage, täuscht sich.
        (Die sogenannte Anektoten-Evidenz.)

    • „stattdessen wird lieber immer wieder dasselbe Problem bejammert“
      Genau das hat ja John Grey in seinen „Mars und Venus“ Büchern beschrieben. Den grössten Fehler, den ein Mann machen kann, ist sich den Fix-it Hut anzuziehen. Frau fühlen sich beim Jammern über Probleme emotional verbunden. Darauf folgt:
      – Frauen brauchen Probleme, um sich mit anderen Personen verbunden zu fühlen (bonding).
      – Löst du alle Probleme einer Frau, wird sie neue erfinden, um darüber zu jammern.

    • „… immer wieder dasselbe Problem bejammert … [Probleme] werden eher als Mittel zum Zweck genutzt, um menschliche Anteilnahme einzufordern.“

      Keine Selbstkontrolle: „bejammern“ und „einzufordern“ sind negativ besetzt- wieso eigentlich? Sie drücken implizit aus, daß man wenig Lust dazu hat bzw. daß es ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage gibt.

      Emotionale Teilnahme anderer an den eigenen Problemen und Stimmungen – positiven wie negativen – ist mMn ein menschliches Grundbedürfnis (Foren wie dieses hier könnten womöglich genau diese Funktion haben 😉 ). Bei Frauen ist es das deutlich stärker, in krassen Fällen sozusagen Lebenszweck, bei Männern weniger – Autisten sind die krassen Fälle -, zumal die Veranlagung nicht gerade gefördert wird. Nach dem Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun liegt der Hauptzweck dieser Kommunikation auf der Beziehungsebene.

      „ich habe große Schwierigkeiten, damit klarzukommen.“

      Wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, sollte man das zumindest etwas gelassener sehen. Es soll übrigens auch umgekehrte Interessenasymmetrien geben, bei denen Frauen öfter mal Interesse heucheln 🙂

      • mitm – meiner Meinung nach ist es negativ, herrscht tatsächlich ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Ich kann natürlich nicht für alle Männer sprechen, aber bei mir ist es auf jeden Fall so (Heucheleien finde ich übrigens genauso negativ), und meinem Eindruck nach bin ich da keine große Ausnahme.
        Ich würde sagen, dass es, von der Zeit als kleineres Kind mal abgesehen, in meinem Leben nicht eine einzige Frau (aber durchaus einige Männer) gab, bei denen ich den „emotionalen Saldo“ als ausgeglichen oder gar positiv betrachten würde. Deswegen nervt es mich auch jedesmal, wenn Frauen sich mit ihrer „emotionalen Arbeit“ brüsten.
        Mir ist durchaus bewusst, dass es da Probleme in der Kommunikation zwischen mir und Frauen gibt. Ich musste allerdings feststellen, dass es auch dann, wenn ich mir wirklich Mühe gegeben habe, nicht wirklich funktioniert hat, und mittlerweile sehe ich auch nicht mehr ein, wieso ich nach den Regeln der Frauen spielen soll.
        Aber du hast völlig recht, seit ich das Prinzip zumindest grundlegend verstanden habe, kann ich damit etwas gelassener umgehen, wie auch in anderen Bereichen der Interaktion mit Frauen. Verbessert hat dieses Verständnis meine Meinung von Frauen allerdings nicht – wobei die früher wohl auch viel zu hoch war.

    • „Wenn ich zuhause von Problemen auf der Arbeit erzähle, führt das erfahrungsgemäß nur dazu, dass sich meine Frau ebenfalls Sorgen macht und ich dann nicht nur selbst mit meinem Problem klarkommen, sondern zusätzlich auch noch meine Frau beruhigen muss – deshalb habe ich gelernt, lieber nichts zu erzählen.“

      Boah, das kenne ich auch zur Genüge.
      Und ich händel es genauso.

      Hinzu kommt, dass die Gute in dem Glauben, helfen zu können (was beruflich in aller Regel nicht klappt) ein Feuerwerk an Vorschlägen zur Problemlösung anbietet und am Ende sauer ist, wenn man ständig mit „Geht nicht!“ oder „Hab ich schon ausprobiert!“ antwortet.
      Für den, der nicht betroffen ist, sind gute Ratschläge immer wohlfeil.

  2. Es geht also nicht darum, dass sie ihn unglücklich sehen wollen, sie wollen aber sehen, dass er in einem bestimmten Moment unglücklich ist und ihnen das zeigt.

    vs

    This is consistent with what is known about the dissatisfaction women often experience when their male partner becomes emotionally withdrawn and disengaged in response to conflict.

    Das widerspricht sich doch ein wenig, an dem Konflikt ist auch die Frau maßgeblich beteiligt, und seine emotionale Reaktion darauf ist ihr entscheidend. Das PU Konzept des Shittests geht ja in eine ähnlich Richtung.

    Ich habe da eher den Verdacht, es ist für die Frau wichtig zu sehen, dass sie noch die emotionale Kontrolle über den Mann hat.

    Biologisch gesehen ist die schwangere Frau mit Säugling materiell abhängig davon versorgt zu werden. Dazu muss sie die emotionale Kontrolle über den Mann haben, kann sie sich dessen nicht mehr gewiss sein, i.e. seine emotionallen Reaktionen nicht mehr sehen, hat sie ein Problem.

    • „Ich habe keine Kontrolle“ und „Ich bin ihm egal“ sind nicht synonym.

      Es wäre allerdings interessant, all die krankhaften Variationen weiblichen Gefühlskonsumbedürfnisses auseinanderzudröseln.
      Ich kenne Paarungen, in denen sie ihn so oft getrietzt hat, um emotionale Reaktionen zu provozieren, dass das ganze über kurz oder lang in die Brüche ging. Das kann sich leicht verselbständigen.

  3. „Es kann dann besser sein, ihr davon dann schlicht nichts zu erzählen. Vielleicht auch schlicht der Ansatz, dass man bestimmte Probleme besser alleine löst, gerade wenn einem der andere außer seelischen Beistand zu liefern nicht helfen kann.“

    Ich versuche ganz generell meine Frau mit Anekdoten aus dem Arbeitsleben zu langweilen (am Anfang der Beziehung ist das am wichtigsten, um am alltäglichen Leben des Partners wenigstens indirekt teilzuhaben, sonst kommt schnell Langeweile in der Beziehung auf) und frage auch sie, was sie macht.

    Zum einen lernt man nebenher etwas, kennt die Namen der Kollegen, hört auch lustige Begebenheiten, zum andern kann genau das m.E. zum Druckabbau führen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es reicht mir normalerweise, wenn sie zuhört und mein Gejammer erträgt 🙂 u.U. nachfragt oder auch mal eine Idee hat, geheucheltes Mitleid bringt mich aber nur auf die Palme. Macht sie zum Glück nie.

    Dafür kann man hinsichtlich der Haushaltspflichten Rücksicht auf den anderen nehmen. Wenn ich mal richtig mies drauf bin, fängt sie das ganz gut auf und übernimmt einen Teil meiner Aufgaben und vice versa.

        • Androsch – ich hatte mich beispielsweise mal zuhause darüber beklagt, dass meine Chefs mir mangels Koordination soviele verschiedene Aufgaben überhelfen, dass ich sie unmöglich alle zeitnah schaffen kann. Das führte, dass meine Frau Panik schob, weil sie befürchtete, die Situation werde dazu führen, dass mir mangel Leistungserbringung gekündigt wird (was tatsächlich schwere wirtschaftliche Probleme für unser Familie bedeuten würde). Im Ergebnis war die Situation für mich dadurch nur noch anstrengender geworden…

          • Ja, Ok. Hängt somit wohl auch von der generellen finanziellen Sicherheit und der Verunsicherbarkeit der Frau ab.

            Da bin ich gesegnet, meine Frau ist die Ruhe selbst und das Haus ist abbezahlt. Selbst wenn wir beide unsere Jobs verlören und nichts mehr neues fänden (was hier unwahrscheinlich ist), könnten wir uns vermutlich noch relativ lange durchschlagen und notfalls mind. auf die Schwiegereltern zurückgreifen, die ein gewisses Polster haben.

            „meine Chefs mir mangels Koordination soviele verschiedene Aufgaben überhelfen, dass ich sie unmöglich alle zeitnah schaffen kann“

            Das kenne ich auch noch. War bei meinem ersten AG so.

  4. Es gibt einen alten Artikel von Dalrock unter dem Titel „Ihn mit ihrer Anwesenheit bestrafen“.

    They go out of their way to be unpleasant to their husbands and then complain that their husbands don’t want to spend time with them. This mode of thinking makes perfect sense to the women involved, but is truly puzzling to men.

    I’ve written in the past about a time in our marriage roughly 20 years ago where my wife would at times go out of her way to make me not want to be around. When she did this I’d go hunting or fishing, or do something else rather than choose to stick around and be treated that way. She would go from desperately wanting to drive me away to feeling terribly alone after having done so. To my wife’s great credit she eventually figured out how to stop doing what she was doing. The most difficult part for her was whenever she talked to other women about this impulse she was feeling they acted like she was crazy. All of them denied ever having experienced or even hearing about this impulse, even though in some cases she had watched them do the exact same thing. Eventually she figured out that if she just resisted the immediate urge and focused on something else for a while, the impulse would quickly go away.

    Recently we were talking about this and she reminded me of the term I used at the time for how she was acting:

    Punishing me with her presence.

    Despite near universal denial this impulse is extremely common. When women complain to my wife that their husbands never want to spend time with them she gently asks them if when they are around their husband they are pleasant and nice to be around. The response she receives varies from viewing my wife as a traitor to women, to shock that they had never considered this themselves.

  5. Als ich meinen Mann das erste Mal zum Weinen bringen konnte, war das wichtig, weil es für mich bewies, dass er endlich meine Perspektive übernehmen konnte. Es ging dabei darum wie die erste Geburt verlaufen war, und auch um die Rolle, die er vorher, währenddessen und danach spielte.
    Es brauchte viele verschiedene Anläufe, über mehrere Jahre hinweg, aber irgendwann kam es bei ihm an. Und seither können wir auch mal gemeinsam über all die Tragik lachen.

        • „Warum so gehässig, Adrian?
          Semikolons Beiträge sind doch gut und da und dort bedenkenswert.
          Hab ich was versäumt?“
          Wenn in einem linksradikalem Forum andauernd eine Nazifrau Kommentieren würde, dann würde er vermutlich auch nicht allzugut aufgenommen werden, selbst wenn sie mal den einen oder anderen guten Kommentar liefert. Genauso ist es in einem feminismuskritischen Blog wo sich eine Radikalfeministin äußert (meistens trollt sie ja).

  6. „Es ging dabei darum wie die erste Geburt verlaufen war, und auch um die Rolle, die er vorher, währenddessen und danach spielte.“

    Was ist denn da schief gelaufen?

    • Es war irgendwie als hätte er auf den letzten Drücker kalte Füße gekriegt. Es war wohl auch für ihn ein bisschen viel auf einmal damals, nicht zuletzt, weil der kurz vor der Niederkunft geplante Umzug sich verschob auf eine Woche danach, da uns am Morgen des anvisierten Tags der frisch-renovierte Flur abbrannte, oder auch, weil er – zum ersten Mal – einen Vertrag für eine unbefristete Vollzeitstelle unterschrieben hatte. Jedenfalls reagierte er auf die Gemengenlage überraschend. Ausgerechnet die letzten beiden Abende vor der Nacht in der die Wehen einsetzten (ein Tag früher als errechnet) traf er sich mit Kumpels zum Saufen, verpasste jeweils die letzte Bahn und kam erst in der Früh angeschickert zurück, mobil war er nicht erreichbar. Als ich die Wehen nicht mehr aushielt, weckte ich ihn damit er ein Taxi ruft, aber irgendwie hat er nicht registriert wie dringend es mir war, da er zu seiner normalen Morgenroutine überging und mich zunächst nicht weiter beachtete. Im Krankenhaus saß er dann 8 Stunden am Stück ziemlich schweigsam neben mir. Wann immer ich ihn ansah, bekam ich ein schlechtes Gewissen ihn überhaupt mitgenommen zu haben, er schien bloß müde und gelangweilt, erst unter den Presswehen änderte sich das (da hatte er dann Angst, dass die Große es nicht schafft, so gesehen nahm er die Situation als bedrohlicher wahr als ich – die zwischendurch schon auch selbst mit Todesangst zu kämpfen hatte). Als postnatal endlich Ruhe eingekehrt war, kratzte er sich lange am Bart und meinte dann – ohne ein „herzlichen Glückwunsch“ – ich dürfe mir ein Geschenk aussuchen, weil er hätte es leider nicht geschafft eins zu besorgen. Das war nämlich zufällig auch mein Geburtstag. Am Abend vor dem tatsächlichen Umzug dann – eine Woche nach der Geburt wie gesagt – ist er dann erneut zu einem Kumpel zum Saufen und hatte sein Handy aus (ich wusste nichtmal zu welchem). Als er so gegen zwei zurückkehrte, hat er mich mit besoffenem Kopf so angepflaumt wie nie sonst. Ging los mit: „Tantchen, nur weil Du jetzt ein Kind von mir hast, heißt das nicht, dass Du jetzt über mein Leben bestimmen kannst.“ Der Umzug ein paar Stunden später verlief dann aber reibungslos (mich allerdings nervte es ab, dass ich nicht wirklich mithelfen konnte). Der nächste Tag hielt dann wieder eine Überraschung bereit, beim gemeinsamen Zähneputzen nämlich fiel mir auf, dass ich meine rechte Gesichtshälfte nicht mehr bewegen konnte. Auf meine leicht panische Mitteilung reagierte er mit dem legendären „Leg nen Waschlappen drauf, morgen geht’s wieder“. Ist das nicht ein Brüller?

      Ich hab noch einen: als ich nach laaaanger Zeit des vergeblichen Wartens darauf, dass er ein Gespräch über das Alles beginnt ihn dann fragte: „Wie fandest Du die Geburt eigentlich so?“, antwortete er doch tatsächlich: „Super!“. Für ihn hätte es sich damit auch gehabt.

      • Danke, das erklärt einiges.

        War das Kind geplant, ein Unfall oder hast du es ihm untergeschoben?

        Ansonsten hat er überwiegend wie ein überforderter Mann reagiert, der sich plötzlich bewusst wird, dass er seine bisherige Lebensplanung in die Tonne treten kann. Wie alt war er zu dem Zeitpunkt?

        Dass er deine Gesichtslähmung so lapidar abgehakt hat, kann an seiner medizinischen Unwissenheit liegen (und daran, dass du zuviel rumjammerst *g*). Was war es eigentlich? Bei sowas denke ich zuerst an einen Schlaganfall, aber dann könntest du dich vermutlich kaum hier artikulieren.

        • “ Als postnatal endlich Ruhe eingekehrt war, kratzte er sich lange am Bart und meinte dann – ohne ein „herzlichen Glückwunsch“ – ich dürfe mir ein Geschenk aussuchen, weil er hätte es leider nicht geschafft eins zu besorgen. Das war nämlich zufällig auch mein Geburtstag.“

          Heißt das eigentlich, dass du am selben Tag Geburtstag hast, wie deine Tochter? Oder den danach (meine Kinder kamen immer nachts).

          Ansonsten scheint dein Typ ja ganz in Ordnung zu sein, ihr Frauen seid einfach zu empfindlich 😉

        • Knapp zwei Jahre vorher waren wir zusammengekommen und schon währenddessen hatten wir über unseren grundsätzlichen Kinderwunsch gesprochen. Wenige Wochen später dann Probealarm in Form eines entweder falsch-positiven Schwangerschaftstests – oder es war ne frühe Fehlgeburt, wer weiß das schon.

          Die Enttäuschung darüber war ihm stark anzumerken, so wie zuvor auch schon die Freude. Da ich aber noch studierte, lag es in meinem Interesse, Zeit zu schinden. Verhütet haben wir mit Kondomen wann immer die „Persona“ das entsprechende Signal dazu ausgab. Am vermutlichen Zeugungstag hatten wir Morgensex bevor ich zur Toilette geeilt war und aufs Stäbchen gepinkelt hatte, sprich ich sah das rote Licht zu spät. Ich hätte da aber nicht damit gerechnet, dass es direkt auch nen Treffer geben würde.

          Wir sprechen von ungeplante Wunschkindern, im Grunde sogar bei allen Dreien.

          Er befand sich zu dem Zeitpunkt in seinem 30. Lebensjahr.

          Die lapidare Äußerung, so habe ich mir von ihm erklären lassen, sollte wohl Beruhigung bezwecken. Hat sogar funktioniert^^ Ich war abrupt völlig sprachlos und wartete erstmal ab anstatt mich in die Notaufnahme zu begeben (wie ich es heutzutage in diesem Fall täte). Als es aber nur schlimmer wurde bis zum nächsten Tag (ich konnte dann auch z.B. mein Augenlid nicht mehr schließen, sprich die gesamte Seite war gelähmt, bekam dazu noch fiese Ohrenschmerzen auf der Seite, die schmerzhaft anschwoll), ging ich zu meinem Hausarzt, der mir neben der Augenklappe und zugehöriger Salbe (größtes Langzeitrisiko ist nämlich ein Austrocknen des Auges) eine Überweisung zum Neurologen aufschrieb. Dann hab ich da einen Termin gemacht für den nächsten oder übernächsten Tag und das Gespräch mit dem Doc geführt. Der sagte mir, dass frischgebackene Mütter eine Risikogruppe dafür darstellten, er in meinem Fall Herpes als Ursache ausschließen könnte und die einzige Therapiemöglichkeit, deren Wirksamkeit aber nicht bewiesen sei, in hochdosiertem Cortison bestünde – wofür ich allerdings abstillen müsste. Jetzt hatte ich aber gerade erst den schmerzhaften Milcheinschuss hinter mir und wollte noch lange weiterstillen, also entschied ich mich dagegen. Hieß nur leider auch, dass ich keine Schmerzmittel einnehmen konnte (bzw. so hab ich es gehandhabt). Was es war: trotz eigentlicher Harmlosigkeit unerwartet langwierig. Ca. vier Monate wird es gedauert haben bis ich erstmals wieder unfallfrei aus einem Glas trinken konnte, pfeifen kann ich bis heute nicht wieder, sprich völlig ausgeheilt ist es nie, druckempfindliche Stellen hab ich z.B. auch immernoch (nach mehr als einer Dekade).

          „Heißt das eigentlich, dass du am selben Tag Geburtstag hast, wie deine Tochter?“

          Genau das heißt es.
          Der Oberknaller ist allein schon die Möglichkeit des triples beim Dritten, da ich für – je nach Rechner – einen Tag vorher oder für an unserem Geburtstag ausgezählt bin 🙂

  7. Mich stört an diesen Studien, dass vorwiegend die Perspektive der Frau eingenommen, und dann die Reaktion des Mannes betrachtet wird. Häufig wird implizit oder explizit angenommen, dass der Mann sich an die Gefühlslage der Frau anpasse. Hier in den Kommentaren und bei Dalrock werden auch die Gefühle der Frau problematisiert, was in vielen Froschungsansätzen nicht passiert. Ist das ein Zeichen dafür, dass die angeblich „patriarchalische“ Wissenschaft das Mysterium Frau lösen will, oder eher für die immanente ‚gynozentrische‘ Weltsicht?

    • Letzteres.

      In krass patriarchalen Gesellschaften ist der Mann niemals schuld, sondern immer die Frau, siehe Saudi Arabien und Co.

      In eher zivilisierten patriarchalen Gesellschaften, findet man(n) z.B. Begründungen dafür, dass Vergewaltigung nicht so schlimm ist und Männer gar nicht anders können und daher nicht allzu arg bestraft werden dürfen.

      In krass gynozentrischen Gesellschaften ist hingegen gar keine Vergewaltigung mehr nötig, um den Mann zu ruinieren (nach dem Motto: er wird es schon verdient haben bzw. soll sich nicht so anstellen). Das genaue Gegenteil der patriarchalen Gesellschaft und genauso faschistisch.

      Daran, wer den größeren Bonus hat, erkennt man, wer wirklich die Macht hat.

  8. Guter Beitrag. Ergänzung dazu, sozusagen mit verändertem Vorzeichen:

    Bei mir ist es so, daß es mir bei schlechter Laune, Frustration, Problemen, Lebensunlust, etc. HILFT, wenn meine Frau gut gelaunt ist, fröhlich, optimistisch. Hebt auch meine Stimmung. Entlastet mich. Relativiert mein „Problem“.

    Aber welch ein Irrtum, es vice versa für eine HILFE zu halten, wenn man sich im umgekehrten Fall ebenso verhält: guter Dinge sein, voller Lebenslust, Elan und Kraft…
    Was liebevoll als STÄRKUNG und Unterstützung gedacht war, wird als Kränkung und Desinteresse fehlinterpretiert.

    Vielleicht ist in Beziehungen nicht das Gewahrwerden der „schlechten“ Eigenschaften des/der anderen das größere Problem – sondern das Übersehen der „guten“. Nicht die vermutete Distanz, sondern die nicht erkannte Nähe.

    Und weiter: vielleicht sollte man sein Selbstbild stärker an seinen Qualitäten ausrichten und weniger an den da und dort negativen Interpretationen der/des anderen.
    Dann geht man schon um einiges souveräner in die sogenannten Beziehungsprobleme oder -krisen. Je mehr man sich seiner selbst gewiß ist, desto aufmerksamer kann man auch „das Andere“ wahrnehmen.
    Wirkliche Toleranz (im Gegensatz zur politisch geheuchelten) beruht immer auf Selbstbewußtsein.

  9. Die grosse Aussage hier ist doch:

    „Women, it claims, feel reassured when they see their man unhappy.“

    Das wird damit erklärt, dass die Unglücklichkeit (des Mannes, der sich um die Beziehung sorgt) der Frau die Ergebenheit, Solidarität, etc des Mannes klar macht, im Gegensatz zum Desinteresse.

    Ist das irgendwas anderes als die Begründung der typischen männlichen Geschlechterrolle, die in der „Sorge“ um „die Familie“ (also Frau) bestehen würde?

    Ich halte es für Unsinn, dass Frauen solche Sorgen und das Unglück der Männer positiv finden würden. Ich glaube eher, dass den Männern hier eingeredet werden soll, dass es eben ihre Rolle sein soll unglücklich zu sein.

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