Frauenquote und ihre Umsetzung: „Die meisten Firmen sagen: Frauen, ihr könnt uns mal“

In der Süddeutschen schreibt man über Frauen in Aufsichtsräten eine Glosse:

Als die Bundesregierung vor zweieinhalb Jahren eine feste Frauenquote von 30 Prozent für die Aufsichtsräte in 105 deutschen Unternehmen einführte, war das Gezeter groß. So groß, als stünden die Weibsbilder kurz davor, dem Wirtschaftsstandort Deutschland den Garaus zu machen. Am Mittwoch hat die Bundesregierung nun einen Bericht vorgelegt, wonach inzwischen tatsächlich auf fast jedem dritten Aufsichtsratsstuhl dieser Unternehmen eine Frau sitzt. Die große Katastrophe? Wegen Nebels vertagt.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die Sicht da so einseitig ist. Man erfüllt die Auflagen, aber gerade eben so. Niemand will mehr Frauen einstellen als er muss. Und sie stellen nur fest, dass die Katastrophe ausgeblieben ist. Wie die Arbeit im Aufsichtsrat läuft, ob es auch hier „goldene Röcke“ gibt, ob man eben weiblichere Aufsichtsratsmitglieder niedrigerer Qualität genommen hat als die bei männlichen der Fall gewesen wäre und deswegen der Aufsichtsrat an sich schlechter arbeitet ist damit gar nicht beantwortet und kann auch in 2 1/2 Jahren gar nicht beantwortet werden. Es wird schlicht eine falsche Dichotomie aufgebaut: Wenn es keine Katastrophe war, wenn der Wirtschaft nicht der Garaus gemacht worden ist, dann muss es wohl alles gut gelaufen sein und mehr Frauen stünde nichts im Weg.

Constanze von Bullion hat übrigens Geschichte studiert, sie scheint gerne feministisch zu schreiben, Wirtschaft ist nach allem was ich gefunden habe, nicht ihr Gebiet.

Das Tempo, mit dem Frauen in Aufsichtsräten auftauchen, hat sich mit Einführung der festen Frauenquote verdoppelt. Doch Grund zur Entspannung gibt es nicht. Für die Vorstände und fürs oberste Management von Unternehmen nämlich gibt es keine verbindliche Quote – für Jobs also, in denen oft spitze verdientwird und die Macht operativer Unternehmensführung sitzt. Die Unternehmen wurden 2014 nur aufgefordert, mit einer freiwilligen Zielvorgabe den Frauenanteil im Vorstand zu erhöhen. Ergebnis: Keines. Der Frauenanteil in Vorständen stagniert bei lächerlichen sechs Prozent. Knapp 70 Prozent der Unternehmen schrieben sich auch noch kokett die „Zielgröße Null“ ins Programm. Mit anderen Worten: Frauen, ihr könnt uns mal.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass so frei von aller Kritik einfach nur Sexismus als Begründung angeführt wird. Ein Vorenthalten der guten Verdienste und der Gestaltungsmöglichkeiten, also ein Wegnehmen der gebratenen Tauben, die einen gleichsam in den Mund fliegen.

Dabei sind Führungspositionen eben sehr häufig schlicht eine Bestenauslese aus Leuten, die in dem Bereich tätig sind und sich auf dem Weg nach oben enorm eingesetzt und durchgesetzt haben. Die ihren Beruf an erste Stelle gesetzt haben und alles andere hinten angestellt haben. Die Risiken eingegangen sind und einen Job übernommen haben, der keinen Feierabend kennt.

Was fällt den Unternehmen ein, Frauen da nicht einfach mal an die Spitze zu setzen?

Die Idee, dass viele Frauen sagen „Überstunden, harter Wettbewerb, keine Zeit für Familie?: Führungspositionen, ihr könnt uns mal!“ kommt ihr da gar nicht in den Sinn.

Auch nicht die Idee, dass es keine Leistung der Frauen ist, eine feste und verbindlich zu erfüllende Quote gerade so umgesetzt zu haben. Wenn überhaupt, dann zeigt das gerade das Scheitern der gesamten Idee: Wenn Unternehmen nicht gezwungen werden, dann sind ihnen Frauen zu teuer im Vergleich zu Männern und sie nehmen daher keine mehr als sie müssen. bzw die Frauen, die sich in gleicher Weise auf den Beruf einlassen, wie die Männer sind so rar, dass Einstellungen über die Quote hinaus unattraktiv sind.