Selbermach Samstag XLVI

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Geschlechterrollen in Japan

Ein Spiegelbericht über Entwicklungen in den Geschlechterrollen in Japan:

Sie macht den Haushalt, er verdient das Geld: für viele junge Japanerinnen die ideale Rollenverteilung. Doch oft verdienen Männer nicht genug, um eine Familie zu ernähren. Schuld ist die Wirtschaftskrise – und die grassierende Apathie.

Honami Okouchi, 22, streift ihren Arbeitskittel über und stellt sich hinter die Supermarktkasse. Zehn Stunden wird sie hier heute verbringen. Von ihrem Lohn gibt sie ein Viertel ihren Eltern, bei denen sie noch immer wohnt. „Viele meiner Freunde haben versucht, allein zu leben, sind aber zu den Eltern zurückgekehrt, weil das Geld zum Leben nicht reicht“, erzählt die Japanerin. In zehn Jahren will sie verheiratet sein und Kinder haben. „Ich möchte einen Mann, der gut verdient, damit ich Hausfrau sein kann.“ So wie Okouchi streben viele junge Japaner nach der traditionellen Rollenverteilung: Der Mann soll Geld verdienen, die Frau sich um Haus und Kinder kümmern. Wegen der Wirtschaftskrise Japans ist ein solches Leben jedoch immer seltener möglich.

Hier wird etwas dargestellt, was man im Feminismus leider nahezu nie thematisiert und sich anscheinend auch nicht vorstellen kann – das Frauen bewußt und kalkuliert eine Lebensgestaltung wählen, die abseits der Karriere liegt und dies auch noch als Vorteil ansehen. Die bewusst einen Mann suchen, der ihnen dies ermöglicht und sie von der Erwerbstätigkeit frei stellt.

Zu den Schwierigkeiten der Frauen im Beruf:

Frauen müssen sich oft mit deutlich niedrigeren Gehältern abfinden als Männer. „Auch bei der Beförderung werden Frauen immer noch diskriminiert“, sagt Masahiro Yamada, Professor an der Chuo-Universität in Tokio. Der berufliche Aufstieg gelingt nur mit langen Arbeitszeiten, flexible Modelle sucht man in den meisten japanischen Firmen vergeblich. Und Kindergartenplätze sind rar. „Auch mit Hochschulabschluss wollen immer mehr Hausfrauen werden, weil sie die hohen Hürden sehen“, sagt Yamada.

Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Warum werden junge Leute konservativ?“. Seine Erkenntnis: Immer weniger Japanerinnen streben nach Selbstverwirklichung im Beruf. Laut einer Regierungsumfrage liegt der Anteil junger Frauen in ihren Zwanzigern, die dem Mann die Rolle des Alleinverdieners zuschreiben, bei 44 Prozent. Das sind 16 Prozentpunkte mehr als noch vor vier Jahren.

Hier ist mir nicht ganz klar, ob es eine Diskriminierung an sich ist oder eben die unflexiblen Modelle mit hohen Arbeitszeiten Frauen eher ausbremsen. 44% der Frauen, die sich einen männlichen Alleinverdiener als Partner wählen ist jedenfalls schon eine recht hohe Zahl. Man darf vermuten, dass die Anzahl der Frauen in Japan, die bereit wäre, selbst Alleinverdiener in der Beziehung zu sein dann eher gering ist.

Und auf der Männerseite:

Auch er träumt davon, eines Tages zu heiraten und Kinder zu haben. „Aber das wird schwierig sein, da ich finanziell nicht stabil bin.“

Tadakara spricht aus Erfahrung. Als er bei den Eltern seiner früheren Freundin um deren Hand anhielt, bekam er wegen seines geringen Einkommens vom Vater eine Abfuhr. Auch seine eigenen Eltern machten sich Sorgen um ihn: „So kannst du keine Familie ernähren.“

So gehe es vielen jungen Japanern, sagt Professor Yamada: Zwar gebe es mehr Universitäten als in den achtziger Jahren und auch mehr Absolventen, aber es würden weniger junge Leute eingestellt als früher. Abgänger ohne Festanstellung begnügten sich mit Nebenjobs, blieben bei den Eltern und heirateten nicht.

Scheint also als würden die Geschlechter beide mit der recht starren Lage in Japan überfordert sein und jeweils versuchen auf die ihnen mögliche Art auszubrechen. Die einen, in denen sie einen passenden Partner suchen, die anderen, indem sie sich aus der Gesellschaft und ihren Anforderungen ausklinken