Die woke Welle

Ein bekanntes Buch ist „Die Welle„. Ein Lehrer startet ein Experiment, indem die Kinder in der Schule eine gewisse Gruppenidentität übernehmen und sich immer ablehnender gegen andere Verhalten.

Aus dem Wikipediaartikel:

Die drei Prinzipien der Welle
Die erste Stufe Macht durch Disziplin  besteht nur aus der Einübung von Disziplin und einer straffen, auf die sich autoritär verhaltende Person des Lehrers fixierten Unterrichtsform, wie sie bis in die 1950er und frühen 1960er Jahre in Schulen alltäglich war.

In der zweiten Unterrichtseinheit Macht durch Gemeinschaft! wird die Klasse auf ein unbedingtes, überindividuelles Gemeinschaftsgefühl eingeschworen und erhält vom Lehrer das gemeinsame, identitätsstiftende Symbol der Welle samt dem dazugehörigen Gruß.

Es ist das Gefühl, Teil eines Ganzen zu sein, das wichtiger ist als man selbst“, erklärte Mr. Ross. „Man gehört zu einer Bewegung, einer Gruppe, einer Überzeugung. Man ist einer Sache ganz ergeben …“[5]
In der dritten Einheit Macht durch Handeln![6] verpflichtet er die Schüler auf geschlossenes Handeln der Gruppe, Egalität innerhalb der Gruppe und die Pflicht, neue Mitglieder anzuwerben. Dennoch wird mit der Verteilung von Mitgliedskarten für einfache Mitglieder und Führungspersonen, welche die Pflicht zur Meldung abweichenden Verhaltens haben, eine hierarchische Struktur und ein Überwachungssystem geschaffen.

Die Welle verfügt dennoch trotz der eingeführten autoritären und totalitären Strukturen über keine inhaltlichen Grundsätze, Ziele oder eine Ideologie, wie sie totalitären Systemen und Gruppierungen wie dem Nationalsozialismus, Faschismus, Stalinismus oder religiösen Sekten zu eigen sind.

Es ist natürlich ein interessantes Experiment und auch eine gute Erklärung wie verführerisch eine Identitätpolitik sein kann. Interessant würde ich finden, ob sich Teile dieser Erkenntis auch auf linke Identitätstheorien übertragen lassen. 
Lässt sich etwa statt der rechten Version von „die Welle“ (da ist es ja gut dargestellt, dass es funktioniert) auch eine „Woke Welle“ darstellen?

Innerhalb der „Woken Welle“ gibt es ja durchaus eine straffe Disziplin, eine Struktur, in die man sich einpassen muss. Es gibt auch gewisse Hierarchien der Unterdrückung, etwa Transpersonen, PoCs, Frauen etc. Man darf nur bestimmte Sachen mögen oder nicht mögen etc. 

Die Macht der Gemeinschaft wird dort auch sehr betont. Denn zum einen droht bei Falschverhalten eine „Cancel Culture“ und der Ausschluss aus der Gruppe und zum anderen sind alle anderen eben „Nichtwoke“ und müssen erst die Ideologie der Gruppe übernehmen um Teil dieser zu werden. 

Es gibt zwar keine klaren Führungspersonen, aber es lauert eben der Shitstormmob auf diejenigen, die sich falsch verhalten. Da das Leben auf sozialen Medien stattfindet ist eh eine einfache Überwachung möglich, aber auch im „wahren Leben“ darf man ja nicht vom richtigen Pfad abweichen. 

 

Eigendynamische Verselbstständigung


Im Verlauf des Romans werden diese Grundsätze von den Beteiligten immer mehr verinnerlicht. Ross bemerkt, dass seine Schüler zwar Informationen – vor allem geschichtliche – wie automatisch wiedergeben können, aber aufhören, eigenständig zu denken und kritisch zu hinterfragen. Innerhalb der elitären Gruppe entsteht einerseits der Anschein, alle seien gleichberechtigt, und vorherige Außenseiter wie der Schüler Robert können sich integrieren und besonders profilieren.

Andererseits droht das Experiment Beziehungen zwischen guten Freunden zu zerstören, so zum Beispiel das Verhältnis zwischen Laurie, der kritischen Chefredakteurin der Schülerzeitung, und ihrem Freund David, der von den positiven Aspekten der Welle überzeugt ist, da er diese auf den Mannschaftsgeist seines Sportteams überträgt. Sowohl David als auch Amy, die beste Freundin von Laurie, halten Lauries Bedenken für das Resultat von Eifersucht, da ihre vorherige Beliebtheit mit dem Erstarken der Welle abnimmt.[7] Allmählich zeigt das Experiment totalitäre Züge, da eine Mitgliedschaft in der Welle, die sich längst über die Geschichtsklasse hinweg ausgebreitet hat, an der Schule immer mehr zum unhinterfragten Zwang wird.

In Woken Gruppen herrscht auch ein gewisser Frieden, der etwas trügerischer ist, weil es so einfach ist etwas falsch zu machen. Ebenso enden Freundschaften schnell und zB an US-Universitäten kann einem eine fehlende Mitgliedschaft im woken Club sehr negativ ausgelegt werden.


Wie könnte eine „Woke Welle“ aussehen? Was müsste man ändern? 

29 Gedanken zu “Die woke Welle

  1. Ich habe massive Zweifel daran, dass dieses Experiment an der Schule wirklich so abgelaufen ist, wie es dargestellt wurde. Gibt es da überhaupt verlässliche Quellen?

    Was unsere reale woke Welle angeht, würde mich vor allem interessieren, was eigentlich der Auslöser war und wodurch sie angetrieben wird. Warum kommt das gerade jetzt?

    • Meine Vermutung warum gerade jetzt: Internet und speziell Smartphones.

      Die ‚woke‘ Ideologie gibt es schon sehr lange. Ich habe 1990 an der Uni im AstA Umfeld mitgearbeitet, und dieser Irrsinn war damals schon voll ausgeprägt. Hysterischer Feminismus der überall Unterdrückung und Vergewaltigung gesehen hatte. Triviale Vorkomnisse wo sofort „Rassismus“ und „Faschismus“ gerufen wurde. Üble Attacken gegen Professoren die in einem Halbsatz was politisch nicht 150% korrektes gesagt hatten. Alles schon vor 30 Jahren vorhanden, und wenn man bisschen recherchiert, dann findet man genug Beispiele noch viel weiter vorher.

      Unterschied zu heute war daß diese Gruppen noch ziemlich isoliert waren. Die Vernetzung ist heute Lichtjahre besser, zusammen mit globalen Filter Bubbles gibt das eine gefährliche Mischung.

    • Man kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, ob es so abgelaufen ist, wie der Lehrer es darstellt. Allerdings hat das Experiment an sich wohl stattgefunden, da es Erwähnungen in der Schulzeitung von damals gibt. https://sites.google.com/site/mrmooreswhsemesterii/readings/the-third-wave—fact-or-fiction

      Der Lehrer selbst ist natürlich keine verlässliche Quelle, aber zumindest ist seine Beschreibung interessante Lektüre: https://libcom.org/history/the-third-wave-1967-account-ron-jones

  2. „Die Welle verfügt dennoch trotz der eingeführten autoritären und totalitären Strukturen über keine inhaltlichen Grundsätze, Ziele oder eine Ideologie, wie sie totalitären Systemen und Gruppierungen wie dem Nationalsozialismus, Faschismus, Stalinismus oder religiösen Sekten zu eigen sind.“

    Ein wichtiger Aspekt.
    Als wir das Buch in den 90er Jahren in der Schule durchgenommen hatten, haben meine woken Mitschüler schon nicht einsehen wollen (oder wohl eher können), dass sich der Mechanismus der Welle auch auf andere Systeme als den Faschismus anwenden lässt. Nichtmal die Analogie der blauen Hemden (in der amerikanschen TV-Verfilmung) zur FDJ konnten die erkennen.
    Ähnliches gilt übrigens auch für Max Frischs „Andorra“.

    Die deutsche Verfilmung mit Jürgen Vogel ist übrigens total verdorben.
    Ich erinnere mich daran, dass bei der „Original“-Welle eben alle mitgemacht haben. Auch die Woken.
    In der deutschen Version wird noch ein zusätzlicher, weiblicher Charakter eingeführt. Die woke Chefredakteurin der Schülerzeitung. Klassisch angezogen wie eine Hambi-Aktivistin, durchschaut sie SOFORT, dass der Lehrer ein 4. Reich aufbaut.
    (Also klassischer Fall der weiblichen, makellosen Superheldin)

    • „durchschaut sie SOFORT, dass der Lehrer ein 4. Reich aufbaut.“

      Theoretisch ist es ja auch leicht zu erkennen. Jeder Verweis auf Gemeinschaft und Gruppen und Zusammenhalt sollte einem immer suspekt sein.

      • Dein Hyper-Individualismus in allen Ehren, aber du verkennst, bzw. ignorierst regelmäßig die historischen und gesellschaftlichen Umstände, die ihn produziert und ermöglicht haben.
        Du lebst zweitens nolens volens immer in einer Gemeinschaft und in unterschiedlichen Gruppen, die ein unterschiedliches Maß an geregeltem Zusammenhalt haben.
        Das Verhältnis von dir zu dieser Gemeinschaft und den Gruppen nicht zu reflektieren sollte dir demzufolge suspekt sein.

      • Andererseits lebt die Gruppe durch den Input ihrer Mitglieder. Fußballgruppen zB, wo sich nicht genug Spieler finden und keiner Zeit zum Training findet, leben nicht lange.

        Und ab einer gewissen Größe, Ausstattung und auch Fähigkeitenstand kann man nicht „einfach mal eben eine neue Gruppe gründen“. Es gibt einen realen Verlust – für manche mehr (ZB der Ausgeschlossene in „die Welle“) für manche weniger.

        Auf der anderen Seite sind auch die Möglichkeiten einer Gruppe begrenzt, Cheater oder bloße Nutznießer zu „bestrafen“. Also Leute, die gerne mitnehmen aber „leider diesen Freitag keine Zeit haben, um bei den Reparaturen zu helfen“.

  3. Die Welle – klingt wie ein Angestelltenverhältnis.

    Disziplin: Wird von Anfang an eingeübt. Wer zu spät erscheint oder die geforderte Leistung nicht erbringt, muss mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen, die im Extremfall die Existenz gefährden.

    Überwachungssystem: Die Stempeluhr erinnert jeden daran, dass er von nun an bis Feierabend seine bürgerlichen Rechte abgibt.

    „Innerhalb der elitären Gruppe entsteht einerseits der Anschein, alle seien gleichberechtigt“. Ja, wobei zumindest einer gleichberechtigter ist. Wird nicht Führer genannt, sondern „Chef“.

    Das perfekte autoritäre System ist dasjenige, das als völlig natürlich und alternativlos wahrgenommen wird.

  4. Ich glaube, es gibt eine Art permanenter Sehnsucht, sich Gruppen zugehörig zu fühlen. Durch die Zugehörigkeit übernimmt man auch Vorstellungen und Verhaltensweisen, die bei eigenem Überlegen außerhalb der Gruppe abgelehnt würden. Gut sichtbar ist das bei Kirchen- oder Parteimitgliedern, die sich für ihre Kirche und Partei plötzlich auch bei Themen starkmachen, die sie nach ihrem eigenen (bisherigen) Wertesystem eher ablehnen würden. Es entsteht ein Gruppendruck gepaart mit Gehorsam. Denn nur durch Gehorsam kann der Verbleib in der Gruppe gesichert werden. So kann man beispielsweise schnell aus feministischen Kreisen fliegen, wenn man sich auch für queere Menschen einsetzt. Parteiausschlussbestrebungen wie bei Sarrazin oder Boris Palmer zeigen das auch gut.

    Das zentrale Thema Gehorsam ist mit dem Milgram-Experiment gut dargelegt. Dieses Experiment beweist vor allem, dass das eigene in der Selbstsicht stabile Wertesystem fast immer eine Illusion ist und ganz schnell gruppendynamischem Druck nachgeordnet wird.

    Das Problem bei einer Woken Welle ist meiner Ansicht nach, dass woke Gruppen keine klare gemeinsame Botschaft haben. Das macht es schwer, eine Untertänigkeit aufzubauen. Es ist eher ein Woker Brei. So fragen sich manche Feministen, warum sie sich plötzlich auch für PoCs stark machen sollten und umgekehrt.

    Eine Welle braucht klare Führung und verständliche abgegrenzte Inhalte. Das Sammelsurium derer, die moralisch aufgeheizt irgendwen in ihrer Filterblase vollblubbern, ist eigentlich nur eine riesige woke Pampe, durch die wir täglich waten und die ziemlich stinkt. Die kann uns zwar bis zum Hals steigen, aber eine Welle wird daraus nicht.

    • Es reicht u. U. aber schon, dass der Hals bei anderen Menschen weiter unten beginnt, um sie in der woken Pampe absaufen zu lassen.

      Wirklich beruhigend ist das Fehlen der Welle also nicht.

  5. „Was müsste man ändern?“ Gar nix. Oder, wenn es explizit über _woke_ gehen soll, dann verbietet man den Schüler nicht-nachhaltige Produkte, statt sie einfach zu mehr Ordnung zu erziehen. Fänd ich aber zu sehr auf die Fresse als Botschaft.

    Bzw., der Lehrer könnte am Ende eine komplette 180°-Drehung machen und sagen, dass alle Schüler, die meinten, der Fehler des 3. Reiches könne sich nicht wiederholen, sollen sich bitte schämen und bekommen eine sechs in SoWi.
    Oder, er lässt die Schülerin oder den Schüler, der/die zuvor am lautesten „Das kann uns nicht passieren.“ rief, von der versammelten Klasse verprügeln, den selbstgerechten Heuchler(m/w/d). Lehrer kommt in den Knast, restliche Klasse macht weiter wie bisher. Am Ende liefern sie sich eine wüste Straßenschlacht mit der Parallelschule, wo exakt dasselbe Experiment mit exakt derselben Idee durchgeführt wurde, aber anderer Hemdfarbe, um zu zeigen, dass es nicht zwei inhaltsleere Ideologien zugleich geben kann. Außer im Fußball.

  6. Ich denke wir haben es im woken Bereich nicht mit einer Welle zu tun. Sondern mit mehreren welche ineinander Laufen. Die Merkmale sind durchaus vorhanden:

    – Disziplin: Man protestiert gegen etwas bzw. arbeitet in einem Feld das dem Ziel zuträglich ist
    – Macht durch Gemeinschaft: Cancel Culture gegen Andersmeinende von Außen. Dazu Strafung von Abweichlern im Inneren.
    – Verselbstständigung: Das Aufsaugen immer weiterer Themenbereiche. Bestes Beispiel der Intersektionalismus mit immer komplizierteren Erklärsystemen für Unterdrückung usw.

    Und warum mehrere Wellen. All diese Bewegungen 3. Welle Feminismus, Antirassismus etc. sind alle unabhängig voneinander gestartet und laufen jetzt zu einer Suppe zusammen.

  7. Ich denke, man sollte die klassischen (religiösen) Sekten mehr mit politischen Systemen zusammendenken. Der Ansatz ist bei Milgrim schon drin: Du bfrauchst nur einen höheren Zweck, scheinbar oder tatsächlich, um Unterordnung zu bewirken. Genauso Zimbardos Gefängnisexperiment oder die Studie zum Reservepolizeibatallion 101 von Browning u.s.w. Bei letzteren hatte der unmittelbare Vorgesetzte sogar Schlupflöcher gelassen, um sich dem Druck zu entziehen. Und religiöse Sekten bieten allesamt ein Patentrezept zur Rettung der Welt, da steckt es also auch in der Ideologie selbst drin. Dagegen ist das höhere Zeil der „Welle“ geradezu schwach, denn es geht ja bloß darum ein Football-(?)-Spiel zu gewinnen. Trotzdem hat es gereicht, vielleicht durch die intensiver von oben gesteuerte Gruppendynamik.
    Bei den „Woke“-Erweckten gibt es vielleicht ein Hemmnis, weil da viele konkurrierende Ideologien mitmischen und um Vorherrschaft kämpfen. Da würde ich Effekte erwarten wie bei den sich gegenseitig neutralisierenden alten K-Gruppen und diesen vielen trotzkistischen Polit-„Sekten“. Und andererseits auch autarke Querströmungen wie bei der Esoterik und bei den charismatisch-christlichen Kleinst-Kirchlein. Also eine ziemlich große Füllmasse, die relativ wenig intensiv die momentan alleinseeligmachende Gesamtideologie übernimmt.
    Eher als das Entstehen einer relativ einheitlichen Großgruppe würde ich intensive kurze Ereignisse erwarten, die dann aber durchaus extrem werden könnten; sowas ist dann ja kaum vorhersehbar.
    Ich sehe das eher wie einen Rausch, weil zu viel Selbstverleugnung bei Weißen, bei Heterosexuellen u.s.w. erforderlich ist. Das kostet den Verstand ziemlich viel Energie bei der Aufrechterhaltung. Anders als bei einer geschlossenen Sekte ist aber ein äußerer Zwang zum Bleiben kaum vorhanden und wohl auch kaum machbar.

    Na, mal sehen. Bin da selber gespannt…

    • Guter Kommentar, um darüber zu diskutieren:
      „Bei den „Woke“-Erweckten gibt es vielleicht ein Hemmnis, weil da viele konkurrierende Ideologien mitmischen und um Vorherrschaft kämpfen.“

      Der „Intersektionalismus“ existiert nicht im luftleeren Raum, sondern in seinem Machtreduktionismus gibt es klare Vorgaben, wer die „Unterdrücker“ sind und wer die „Unterdrückten“.
      Mehr oder weniger politischen Burgfrieden im woken Lager der xxx-studies gibt es dadurch, fünf Formen der Unterdrückung „analysiert“ zu haben, welche sozusagen den Schirm bieten, unter den alle passen.
      Wie lange dieser Burgfrieden hält, lässt sich nicht sagen.
      Die Verlockung der „Opferpyramide“ ist natürlich, mit zweien, Spiel drei Opfermerkmalen besondere Vorteile für sich uns seine Klientel herauszuholen.

      „Da würde ich Effekte erwarten wie bei den sich gegenseitig neutralisierenden alten K-Gruppen und diesen vielen trotzkistischen Polit-„Sekten“.“

      Auf der einen Seite ist das richtig, doch auffällig ist, wie sehr diese Gruppen medial und politisch hofiert werden und wie viel Raum ihnen bereitwillig gegeben wird.
      Bspw. die Gefahr durch Berufsverbote ist faktisch inexistent – hingegen befördert die woke Ideologie geradezu die Karriere.
      Man kann das Maulheldinnentum von #killallmen entweder komisch oder bedenklich finden, aber als Aufforderung zu einer Straftat wurde es bisher nicht geahndet.

      „Ich sehe das eher wie einen Rausch, weil zu viel Selbstverleugnung bei Weißen, bei Heterosexuellen u.s.w. erforderlich ist. Das kostet den Verstand ziemlich viel Energie bei der Aufrechterhaltung.“

      Die Schreckensfigur des „weißen alten Mannes“ medial zu etablieren und damit eine „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“, die leicht über die Lippen geht gelang immerhin.
      Meine These immer noch, das der Hass gegen Weiße und Männer und Heterosexuelle in einen Hass gegen Mehrheiten übersetzt werden kann und dass es sich hier um eine zeitgemäße Elitetheorie handelt.

      • > Hass gegen Mehrheiten
        Das ist gut möglich und würde sich in den Anarchismus ja auch einpassen, zumal die systemimmanent eh nie siegen werden (zu viel Individualismus, als dass eine Dauerkoalition gelingen kann).

        Ebenso ist sehe ich genauso die Gefahr, dass das in den Mainstream überspringt, weil Leute dem Druck einer scheinbaren Mehrheit nachgeben. Die Effekte sind ja bekannt. – Also dass man sich selber Begründungen zurechtlegt wen eine scheinbare Mehrheit einen bestimmten Standpunkt vertritt, selbst wenn dieser absurd erscheint. – Heute las ich zum Beispiel, dass eine Kirche den schwarzen heiligen „König“ Balthasar aus dem Krippenspiel rausnehmen, weil das angeblich rassistische Stereotype bediene u.s.w. – So etwas ist dann schon der normale Spießer, nicht mehr der Woke. Da scheint die Welle also doch am Laufen zu sein.

  8. Nun die Frage, wer verfolgt die besseren Ziele: „Die Welle“ oder die „Woke Welle“?

    Die Welle = Gemeinschaft
    Woke Welle = Individualisten (teile und herrsche)

    • > Die woken Theorien sind im gewisser Weise beliebig,

      Stimmt. Manchmal denke ich, als Überbegriff wäre „Besserwisser“ am passendsten. Dem geht es ja auch nur um Macht – irgend etwas zu finden, mit dem er sein Gegenüber herabdrücken kann. Sobald man ihm dann aber recht gibt, fehlt ihm eigentlich die Waffe und er muss ein neues Ding zum Besserwissen finden. Also Nachgeben wäre demzufolge ein sinnloses Spiel ohne Ende.

      Gibts für den Besserwisser eigentlich ein besseres Fachwort?

  9. Als ich den Film „die Welle“ zum ersten mal sah, war ich dreizehn und Ronald Reagan war damals der PotUS. Gegen den Lehrer und seine Strukturen empfand ich damals schon recht schnell eine Abscheu.
    Das Erschrekende an diesem Film jedoch war, wie schnell sich diese faschistischen Strukturen in dieser Schule etablieren konnten, und wie wenige etwas dagegen unternahmen.
    Eine „woke Welle“ ist für mich alter Wein in neuen Schläuchen. Es ist derselbe grauenhafte Wein des Totalitarismuses. Hier die Guten, dort die Schlechten. Alte weisse Männer, Antifeministen und Incels sind der neue Klassenfeind. Die Medien marschieren schon stramm nach der Musik des Totalitarismuses. Noch sind sie nicht stark genug, aber die Schieflage in Richtung zum Ministerium für Wahrheit ist deutlich erkennbar.

  10. Andererseits lebt die Gruppe durch den Input ihrer Mitglieder. Fußballgruppen zB, wo sich nicht genug Spieler finden und keiner Zeit zum Training findet, leben nicht lange.

    Und ab einer gewissen Größe, Ausstattung und auch Fähigkeitenstand kann man nicht „einfach mal eben eine neue Gruppe gründen“. Es gibt einen realen Verlust – für manche mehr (ZB der Ausgeschlossene in „die Welle“) für manche weniger

  11. Der Mechanismus, über den so etwas wie „die woke Welle“ funktionieren kann, ist die DEINDIVIDUATION (https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/deindividuation), die den Menschen von seiner persönlichen Verantwortung „entbindet“, und ihn in einem Akt von Gleichschaltung zugusten eines Kollektivs, unter Steuerung eines Anführers irrational-aggressive Handlungen vollführen läßt, wobei er sämtliche Kontrollinstanz über sein Verhalten ABGEGEBEN hat.

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