Selbermach Samstag LXXX

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade? Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs oder auf den Blogs anderer? Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Der „Mein Feminismus“-Feminismus

Bei Onyx hatte Neuer Peter wie folgt kommentiert

Es hat nichts mit Kaffeesatzleserei zu tun, wenn man weiß, dass das Gedankengut von Schwarzer (die ich hier pars pro toto für ihre doch recht einflussreiche Fraktion verstanden wissen will) massiv von den misandrinen Werken von Dworkin, MacKinnon und Brownmiller beeinflusst wurde. Ebenso klar ist auch, dass die Mädchenmannschaft die amerikanischen Konzepte der Standpunkttheorie und der Identitätspolitik nach Deutschland importiert. Und auch die Initiatorin des Aufschreis, Anne Wizorek, hängt dem menschenfeindlichen Konzept der Rape Culture an:

https://personaldemocracy.com/anne-wizorek

Welche einflussreichen Feministen haben wir denn nun in Deutschland?

– Schwarzer (die deutsche Dworkin) und Co.
– die neuen Netzfeministen um die Mädchenmannschaft (die Identitätspolitik-Import-AG)
– Die Truppe um Anne Wizorek (Rape Culture)
– Femen (“Das Blut der Männer wird fließen”)
– Die Feministen der Piraten (Creeper Cards, “Awareness”-Teams, Rape Culture, Standpunkttheorie)
– die Feministen light der SPD (“männliche Gesellschaft überwinden”)
– und die Grünen (“Mädchen sind das talentiertere Geschlecht”, Männerdiskriminierung bereits in der Satzung angelegt)

Das sind die Leute, die das Bild des Feminismus in Deutschland prägen. Und wen haben wir auf der anderen Seite?

– Esther Vilar (wurde vor Jahrzehnten aus dem Land gejagt)
– Robin, Maren und dich. Nichts für ungut, aber wieviele Leser habt ihr zusammen? Ein paar Hundert?

Ich finde es ja großartig, dass ihr einen menschenfreundlichen Feminismus vertretet, der Gewaltaufrufe ablehnt. Nur stellt ihr innerhalb der Bewegung leider eine leise Minderheit dar.

Da hat er aus meiner Sicht durchaus recht: Gemäßigte Feministinnen kommen kaum in der öffentlichen Wahrnehmung vor. Jedenfalls fällt ein kein Name dazu ein. Die radikaleren Theorien sind vorherrschend bei denen, die man im Diskurs wahrnimmt.

Ein Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass der „untheoretische Feminismus“ gar keine tatsächliche Abgrenzung zur feministischen Theorie vornehmen möchte und indem Moment, in dem er das tut eigentlich schon fast außerhalb des Feminismus steht. Ich schrieb dort als Kommentar:

@neuer Peter

„Und wen haben wir auf der anderen Seite? – Robin, Maren und dich. Nichts für ungut, aber wieviele Leser habt ihr zusammen? Ein paar Hundert“

Ein weiteres Problem des „mein Feminismus ist anders, hör auf den Feminismus zu kritisieren“-Ansatzes ist ja, dass mit dessen Vertreterinnen eine tiefere Diskussion über die feministischen Theorien kaum möglich ist, weil sie sich eben nur sehr eingeschränkt in Opposition zu diesem stellen wollen. Es werden üblicherweise bestimmte Aktionen und bestimmte Leute moralisch kritisiert, aber es kommt selten ein „diese Aktion beruht auf der Theorie X und diese zugrunde liegende Theorie ist falsch, weil…“, verbunden mit einer Ortbestimmung, in welchen Teilen des Feminismus diese Theorie vertreten wird und zu was das führt.

Die Tweets oben haben ja einen direkten Bezug zu einer der populärsten feministischen Theorien, der Privilegientheorie in ihrer Ausprägung, dass immer eine Gruppe gegenüber einer anderen privilegiert ist und die benachteiligte Gruppe damit die andere nicht unterdrücken, sondern sich allenfalls gerechtfertigt wehren kann.

Das ist ja der Grund, warum die obigen Feministinnen davon ausgehen, gerechtfertigt zu sein und sich auf diese Weise verhalten zu können.

„Bitte seid nicht so misandrisch, mein Feminismus ist da ganz anders“ bringt da einfach nichts und klärt schlicht nicht auf, wo die Unterschiede liegen.

Aber dann müsste man sich natürlich mit der tatsächlichen Theorie beschäftigen, Gegentheorien entwickeln, die Konsequenzen davon tragen (zB Männer als potentiell benachteiligte Gruppe), mehr Anti(-gender-)feminismus betreiben, als einem lieb ist. Das erfordert ein nachhaltiges und unangenehmes Aufdecken von Fehlern innerhalb der feministischen Theorie, die man mit „Mein Feminismus ist anders, wir müssen gar nichts ändern, die sollen halt nur nichts Männerfeindliches sagen“ leicht unter den Teppich kehren kann.

Ohne Kritik an bestehenden feministischen Theorien und ohne entwicklung eigener wird sich der bisherige untheoretische „Mein Feminismus“ schlicht nicht durchsetzen können.

Dafür ist er recht bequem.

 

Sprich: Eine wirklich gemäßigte Position erfordert, dass man sich von den radikalen Kräften abgrenzt, was wiederum viel Arbeit ist und wenn man sie erst einmal anfängt, dann macht man sich schnell angreifbar.

Neuer Peter ergänzte dazu:

 

Damit hast du dem Phänomen einen guten Namen verpasst. Der “Mein-Feminismus-Feminismus”.

Wobei wir absolut nicht klar ist, was der Mein-Feminismus-Feminismus eigentlich will, was seine gesellschaftspolitische Vision ist und welche Maßstäbe der Weltordnung er an die Wirklichkeit anlegen will.

Der Mein-Feminismus-Feminismus ist irgendwie für Gleichberechtigung, klar. Und er ist ein Feminismus, weil der Feminismus für Gleichberechtigung ist. Wenn er das nicht ist, ist er eben kein Feminismus, oder zumindest nicht “Mein Feminismus”. Deswegen sind alle feministischen Forderungen für Gleichberechtigung auch Forderungen des Mein-Feminismus-Feminismus. Es sei denn, jemand arbeitet heraus, dass diese mit Gleichberechtigung nichts zu tun haben. Dann haben sie auch nichts mit dem Mein-Feminismus-Feminismus zu tun. Mein-Feminismus-Feministen finden es ganz schrecklich, wenn man den Feminismus kritisiert. Weil es den ja nicht gibt und er außerdem nicht ihrer ist. Und da der Mein-Feminismus-Feminismus eben für Gleichberechtigung ist, muss das auch für den Feminismus an sich gelten. Also, den wahren. Auch wenn allesamt alle wirkungsmächtigen feministischen Strömungen der letzten Jahrzehnte das Gegenteil bewiesen haben und alle einflussreichen Feministen aus der Politik, den Medien und der Landschaft des öffentlichen Diskurses nachweislich anderes taten. Das ist eben nicht Mein-Feminismus. Und damit auch kein wahrer.

Der Mein-Feminismus-Feminismus ist eine vollkommen schwammige, unausgegorene Nicht-Positionierung, die allein auf wohlklingenden Assoziation mit dem Wort Feminismus beruht, ansonsten aber schlicht keine Substanz aufweist.

In der Tat bleibt diese Form des Feminismus, also die Form, die eine sehr vage Zuordnung zum Feminismus vornimmt und bei allem, was dort zu kritisieren ist, darauf abstellt, dass das eben in „ihrem Feminismus“ gar nicht vorkommt, ohne sich mit der Theorie dahinter zu beschäftigen, sehr vage.

Es werden eben kaum übergeordnete Theorien entwickelt, es wird eher Einzelfall bezogen entschieden. Es wird sich eher von Leuten und konkreten Vorfällen distanziert als eine Einordnung in das große Ganze vorgenommen. Es bleibt irgendwie eine Feminismus nach dem Bauchgefühl, der sich gegen Kritik immunisiert, indem er keine tatsächliche Position hat und insofern nur negativ abgrenzt, was NICHT sein Feminismus ist. In dieser Form des Feminismus ist nicht wichtig, wie man eine Position begründet, sondern eher, wie man sie normativ wertet.

In einem weiteren Kommentar hier im Blog sagte Neuer Peter dann zu dem Thema der normativen Wertung:

Ja, daher kommt wohl auch die stete feministische Forderungen, immer sofort eine normative Positionen einzunehmen, wenn man eigentlich nur ein Phänomen beschreiben will. Wenn wir beispielsweise über Rollenzwänge vergangener Zeiten reden, wird sofort gefragt, ob ich dazu eine ablehnende oder zustimmende Haltung einnehme.

Mich nervt das extrem. Es kommt mir zum einen wie eine Ablenkung vor und zum anderen als Vorbereitung für den Versuch, meinen Standpunkt moralisch zu diskreditieren. Für viele Feministen, so scheint mir, ist alles, was ich auf der deskriptiv-analytischen Ebene aussage, aber nur Vorgeplänkel. Erst die normative Positionierung dringt zum Kern der Sache vor.

So muss sich wohl auch eine Feministin fühlen, wenn von ihr ständig eine abstrakte Einordnung einer Alltagserfahrung verlangt wird.

Hier zu fällt einem schnell die Abgrenzung zwischen dem systematischen und dem empathischen Gehirn ein. Aus einem jüngeren Artikel dazu:

“If you look at functional studies, the left of the brain is more for logical thinking, the right of the brain is for more intuitive thinking. So if there’s a task that involves doing both of those things, it would seem that women are hardwired to do those better,” Verma said. “Women are better at intuitive thinking. Women are better at remembering things. When you talk, women are more emotionally involved – they will listen more.”

She added: “I was surprised that it matched a lot of the stereotypes that we think we have in our heads.

Anscheinend spielen auch in der Art, wie wir über die Geschlechter diskutieren, die im Schnitt bestehenden Geschlechterunterschiede eine gewisse Rolle.