„Man entscheidet innerhalb von 5 Sekunden darüber, ob man jemanden grundsätzlich interessant finden kann oder nicht“

Eine Aussage, die man immer wieder hört, auch als Hinweis darauf, warum Pickup sinnlos ist, ist die, die auch hier in den Kommentaren kam:

Man entscheidet innerhalb von 5 Sekunden darüber, ob man jemanden grundsätzlich interessant finden kann oder nicht. Schon bevor er den Mund aufmacht. In fünf Sekunden kann man das Auftreten eines Menschen nicht beurteilen, jedenfalls nicht über die Körperhaltung und Gestik hinaus.

Das kann durchaus sein: Natürlich nimmt unser Gehirn eine sehr schnelle Bewertung des Partnerwertes vor, es ist aus evolutionärer Sicht eine sehr wichtige Berechnung und gerade bei Betrachtungen aus dieser Sicht halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass zumindest eine sehr schnelle Vorbewertung erfolgt.

Das passiert bei Männern und Frauen (bei Männern lautet das Ergebnis nur in Hinblick auf eine Kurzzeitstrategie wesentlicher häufiger „Ja“).

Ich glaube aber nicht, dass diese Vorbewertung abschließend ist. Sie sortiert sicherlich einige Leute zunächst aus, es wäre aber wenig effektiv eine solche Bewertung bei geänderten Umständen nicht korrigieren zu können, da einen dadurch potentiell hochwertigere Partner entgehen.

Aus einem „interessiert mich nicht“ kann insofern immer noch ein „Ja“ werden, wenn sich die verwerteten Informationen als falsch herausstellten. Dies wird meist nicht der Fall sein, was aber nichts daran ändert, dass man eine Einschätzung ändern kann. Nimmt man einen Partnerwert von 0-100 an, dann wird es eben für eine 0 nahezu unmöglich sein, dass sich die Voreinschätzung ändert, hingegen für eine 50 durchaus. Bei einer 100 hingegen müssen vielleicht schon deutliche Fehler im Verhalten hinzukommen („Antigame“), damit sich der Eindruck nach unten verändert.

Meiner Meinung nach kommt es auch darauf an, in welcher Situation man auf den jeweiligen trifft. Um so eher es als Flirtaktion aufgefasst wird um so eher erfolgt eine umfassendere Bewertung des Partnerwertes, die dann in die direkten Entscheidungen einfließt. Bei einer indirekten Ansprechweise hingegen erfolgt diese Bewertung zurückhaltender und ist damit auch eher für neue Signale offen. Deswegen erlaubt es ein indirektes Ansprechen, beispielsweise indem man die Frau zu etwas ganz anderem befragt („Opinion Opener“) oder wenn man sie in Begleitung von Freunden kennenlernt, eher eine gewisse Zeit, in der man Punkte sammeln kann. Ich denke man kann auch, gerade in den Situationen, in denen man in einem sozialen Umfeld aufeinandertrifft auch als relativ neutral eingestuft werden.

Jedenfalls entspricht es meiner Erfahrung, dass man sexuelle Anziehung durchaus erzeugen kann, Attraction is not a choise, wie es im Pickup heißt. Ich habe insofern durchaus schon Veränderungen erlebt, bei denen ich merkte, dass sich ihre Ansicht geändert hat und sie Interesse hatte.