Ein vermeintlicher Widerspruch in der feministischen Theorie ist der Folgende:
- Der Feminismus sagt, dass Frauen sozial konstruiert sind und es gar kein Geschlecht gibt
- Er sagt gleichzeitig, dass Frauen mit Quoten etc gefördert werden sollen
- Wenn es aber keine Frauen gibt, warum sollte man diese dann durch Quoten fördern?
Das ist aus meiner Sicht ein Mißverständnis der feministischen Theorie:
Im Genderfeminismus werden soziale Regeln, die konstruiert sind, an körperlichen Merkmalen festgemacht, in diesem Fall an denen, die wir als “Frau” bezeichnen. Es könnte aber genau so gut Rothaarigkeit sein. Dann wären die Regeln für Rothaarige eine soziale Konstruktion, aber Rothaarige eben nicht. Und man würde dann fordern, dass zur Abschaffung der sozialen Regeln eben Rothaarige entgegen dieser Regeln voll an der Gesellschaft teilhaben können, weil Rothaarigkeit kein Kriterium für eine willkürliche Unterscheidung sein darf (ebensowenig wie die körperlichen Anzeichen, die man (willkürlich) unter “Frau” zusammenfasst).
Es sollen insofern nicht Frauen gefördert werden, sondern eine Neutralität geschaffen werden, in der alle Menschen unabhängig davon, welche körperlichen Besonderheiten sie haben (sei es Rothaarigkeit oder eben vergleichsweise biologisch unbedeutende Merkmale, wie eine Gebärmutter, Brüste, eine Vagina, einen vollkommen anderen Hormonhaushalt, einen anderen Chromosomensatz etc).
Natürlich wird das so strikt dann auch wieder nicht durchgezogen, denn tatsächlich sollen eben Frauen gefördert werden, weil sie auch im Feminismus recht deutlich als etwas eigenes, als Bestandteil einer Gruppe gesehen werden und sich wohl kein Mensch davon frei machen kann.
Wie man wirklich glauben kann, dass Geschlecht eine rein soziale Konstruktion ist und diese Einteilung nicht biologische Grundlagen hat ist mir ein Rätsel. Meiner Meinung nach gehört eine erstaunliche Realitätsverleugnung dazu, die cognitive Dissonanz muss enorm sein.