„Innerhalb der Geschlechter gibt es weit größere Unterschiede als zwischen den Geschlechtern“

Leserin Muttersheera verweist auf zwei klassische Sätze in der Geschlechterdiskussion. Es wird dabei auch noch Hausmann zitiert, von dem ich eigentlich hoffte, dass er das nicht in der simplen Form als Argument verwendet hat:

Innerhalb der Geschlechter gibt es weit größere Unterschiede als zwischen den Geschlechtern«, sagt der Biopsychologe Markus Hausmann, der an der Universität Bochum über Männer und Frauen forscht. »Die Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern sind viel größer als die Differenzen.«

Ich hatte dazu schon mal was geschrieben, zB hier in einem Kommentar:

@Salvatore

“dass die Unterschiede innerhalb der Geschlechter größer sind als als dazwischen, ist so ein klassischer Neofeministinnen Spruch.”

ja, in der Tat der Spruch kommt recht häufig. Kennt jemande seinen Ursprung? Er ist allerdings auch bereits in sich ein schwaches Argument. Ich hatte das schon mal erläutert:

Wenn Männer zwischen 1.45 und 2.30 m groß werden und Frauen zwischen 1,40 und 2,10 (fiktive Zahlen), der Durchschnittsmann aber 1,80 und die Durschnittsfrau 1,70, dann ist der Unterschied innerhalb der Kategorie Männner und innerhalb der Kategorie Frauen stärker ausgeprägt als der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Trotzdem ist der Unterschied deutlich vorhanden und die Aussage „im Schnitt ist ein Mann größer als eine Frau“ wahr. Ebenso wären mit hoher Wahrscheinlichkeit die 10 größten Menschen alle Männer etc.

Zudem ist das Argument auch relativ nichtsagend, weil es nichts darüber sagt, wie die Mengenverhältnisse sind.

Helena Cronin schreibt dazu:

The ‚differences within and between‘ argument somehow has a politically correct air. But it’s actually useless — or downright misleading — as a guide to making decisions.

I also suspect — I say ’suspect‘ because ‚within and between‘ is a bit vague — I suspect that, although this is a popular argument with feminists, it doesn’t always fit happily with other feminist arguments. If there are wide ‚differences within‘, then women aren’t very homogenous — there’s a wide spread of abilities and dispositions — and some proportion of women will be in the male end of the distribution. That might be for any characteristic, from hormone levels to 3D rotation (being able to imagine rotating objects in space — a notoriously male trick). But how does this mesh with the idea that women who are high achievers in traditionally male pursuits — engineering, mountaineering or whatever — are ‚role models‘ for other women? The idea is that these women are just like the others and it’s only male prejudice and self-doubt that’s holding the other women back. But maybe these women are the extremes of those ‚differences within‘ that feminists themselves emphasise — and so they’re not just like the next woman? But then how can feminists confidently claim that it’s only prejudice and self-doubt that’s preventing any woman from achieving the same?

Worse, how can anyone confidently point to these women — as anti-Darwinians often do — as evidence against evolved sex differences? And, actually, it does turn out that this confidence is seriously misplaced. Far from undermining an evolutionary analysis, these women are probably exceptions that prove the Darwinian rule. So, for example, with 3D rotation, women exposed in the womb to high levels of androgen perform far better than normal women — indeed, almost as well as men. And with dispositions, too — women in traditionally male professions respond to challenges with a characteristically ‚male‘ high adrenaline charge; and it seems that their job choice follows their disposition rather than — as I wrongly guessed when I first heard this — their disposition being shaped by the job.

A final example. ‚Within and between‘ is used routinely to remind people like me that sex differences are only statistical generalisations and that they don’t hold true for all individuals — which is, of course, right. But isn’t the glass ceiling ‚only‘ a statistical generalisation? There’s an overlap in men’s and women’s jobs, particularly in middle management; some women are higher up than the average man — and so on. But is that a reason for dismissing the glass ceiling as unimportant? Statistical generalisations are exactly what many feminist issues are all about.

I think that the statistical distribution of male-female differences is a really interesting issue, with important implications for policy. It’s one of those areas that’s just waiting for the marriage of the evolutionary approach — which deals with universals — and behavior genetics — which deals with individual differences. I’m really keen to see research on this. It seems to me to be something that Darwinism, feminism and policy-makers most definitely need to deal with. Meanwhile, ‚within and between‘ gets us nowhere.

Eine Feministin, die dieses Argument anführt, sollte sich also zusätzlich zu seiner Sinnlosigkeit auch noch bewusst machen, dass es ebenfalls einen Teil feministischer Theorie entwerten würde. Es würde eben keine durch Geschlechternormen einheitlich eingezwängte Masse Frau mehr geben und auch keinen Gender Gap: Die Lohnunterschiede innerhalb der Geschlechter (von 100 € für Aushilfsjobs bis mehrer Millionen als Geschäftsführer eines großen Unternehmens) sind größer als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern (23%). Der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern wäre also wenn das Argument stimmt egal.

Auch noch kurz zu dem weiteren Argument, dass auch die Gemeinsamkeiten größer sind‘: Natürlich sind sie das, wir sind ja Menschen. Wir haben jeweils 2 Arme und Beine, viele vergleichbare Funktionen, aber die Unterschiede zeigen sich eben dennoch sehr deutlich, weil sie in bestimmten Bereichen auftreten und man sie in diesen deutlich wahrnimmt.

(zu einem anderen Artikel, der aus dem Interview mit Cronin entstanden ist: „“Die meisten feministischen Schulen sind sich einig, dass sie anti-darwinistisch sind”)

Ergänzung:

Deutlich wird dies auch, wenn man sich einmal eine Grafik dazu anschaut, die in etwa zu den Werten passt, die beim räumlichen Denken auftreten:

Effektstärke Männer Frauen

Hier sieht man, dass es große Unterschiede innerhalb der Gruppen gibt und diese auch viel gemeinsam haben. Gerade bei einer Betrachtung des äußeren Endes sieht man aber, dass der Anteil derer mit sehr hohen Werten aufgrund des Unterschiedes deutlich höher ist. Wenn die besten 5% mit diesen Fähigkeiten üblicherweise einen bestimmten Beruf, der mit dieser Fähigkeit in Verbindung steht, ergreifen, dann wird der Anteil der einen Gruppe deutlich höher sein als der Anteil der anderen Gruppe.