Bechdel Test

Ein in feministischen Kreisen gerne zitierter Test für Filme ist der Bechdel Test:

Mit ihm soll die angemessene Repräsentation von Frauen in dem Film nach den folgenden Kriterien überprüft werden:

1. Spielen in dem film mindestens zwei Frauen mit?

2. Sprechen diese Frauen miteinander?

3. Sprechen sie über etwas anderes als Männer?

Die erste Erwähnung stammt wohl aus einem Comic:

Bechdel Test

Bechdel Test

Eine weitere Besprechung findet sich hier in dem Video von Feminist Frequency

Dazu:

1. Zur Qualität des Tests

Ihre Schlußfolgerung, dass Filme, die diese Bedingungen nicht befolgen, auf männliches Publikum ausgerichtet sind und sich um Männer drehen (etwa 1:42) , finde ich schon wieder etwas verfrüht.

Water for Elephants beispielsweise ist mit seiner Liebesgeschichte sicherlich eher auf ein weibliches Publikum ausgerichtet als auf Männer, besteht aber den Bechtel Test nicht.

Conan der Zerstörer, eher kein Film, der auf Frauen ausgerichtet ist und deswegen sogar in dem Comic oben angedeutet, besteht den Bechdel Test. Street Fighter besteht den Test mit der schönen Begründung „Chun-Li and Cammy discuss clothing and hair on two separate occasions“

Und auch beide Sex and the City Filme (1, 2)bestehen den Bechdel Test: Sie sind auf ein weibliches Publikum ausgerichtet und es kommen viele Frauen vor, ich bezweifele jedoch, dass die klassische Feministin glücklich damit ist.

Lara Croft: Tomb Raider mit einer sehr starken weiblichen Hauptrolle in einem Aktionfilm besteht den Bechdel Test nicht, ebenso wenig wie „Das Schweigen der Lämmer“ mit einer starken weiblichen Hauptfigur, schließlich redet die Ermittlerin die ganze Zeit über den Mörder.

Die starke Schwäche des Tests ist eben, dass er nicht darauf abstellt, ob interessante Frauen in dem Film vorkommen, sondern ob diese sich noch so belanglos unterhalten und nicht über Männer reden. Die Qualität spielt in der Bewertung keine Rolle, es wird auf eine rein abstrakte Wertung abgestellt.

Die nach diesem Test vorgehende Person dürfte zwar die neuen Star Wars Teile (1,2,nicht 3) sehen, die alten Star Wars Teile (1, 2, 3)  aber nicht, trotz einer wesentlich überzeugenderen Leia.  Was eigentlich alles über den Test sagt.

2. Ein paar Gründe dafür, dass Filme den Test nicht bestehen

Teilweise liegt es sicherlich schlicht am Setting. In einem Film über Soldaten in Vietnam wird man eben weniger Frauenrollen unterbringen können, ebenso in einem Film über Mönche.

Ich meine allerdings, dass auch Gründe aus dem „Storytelling“ dabei eine Rolle spielen. Figuren müssen eben das Publikum überzeugen und damit muss die Dynamik zwischen ihnen stimmen. Ich schrieb in dem Artikel „Warum ist Harry Potter männlich?“ dazu:

Ich denke, dass da viele Mann-Frau-Mechanismen dahinter stecken und insbesondere die Art des Attraktivitätsaufbaus bei Mann und Frau einige Auswirkungen hat.

Das wirkt sich in vielen Filmen aus. Ich denke, dass Frauenrollen rarer sind, weil sie teilweise die Story kompliziert machen.

  • In einer klassischen Story brauchen wir einen Haupthelden (m/w). Haben wir eine Heldin, dann wird es schwieriger eine Lovestory zu entwickeln, bei der der Mann genug Status hat um ihre Attraktion für ihn zu erklären. Sie müssen dann gegeneinander arbeiten, damit sie sich messen können (und er kann dann seine Gefühle für sie zeigen, indem er ihr in gewisser Weise einen Vorteil gibt) oder sie müssen Konflikte haben. Beides engt die Story sehr auf sie ein.
  • Hat er eine Gruppe von Gehilfen, dann zeigt das “Leader of Men” oder Anführerqualitäten. Wegen dieser steht sie auf den Anführer. Dass die anderen Männer sie nicht anmachen zeigt Respekt und erhöht seinen Wert.
  • Hat sie eine Gruppe von Frauen, dann muss erst einmal erklärt werden, warum diese sich nicht von unserem ach so attraktiven Helden angezogen fühlen und er sich nicht von Ihnen (hängt sie mit nicht attraktiven Frauen rum, dann wirft das auch ein schlechtes Licht auf sie, hängt sie mit attraktiven Frauen rum, dann könnte ein Zuschauer ein der anderen Frauen für attraktiver halten, was die Wahl des Helden unverständlicher macht.
  • Es ist daher einfach nur einen potentiellen weiblichen Charakter einzubauen damit sich die Geschichte neben der Aktion auf die Liebesbeziehung zwischen den beiden konzentrieren kann. Deswegen bestehen vielleicht auch weniger Filme den Bechdeltest, weil die Reduzierung der Frauenrollen für klarere Filme sorgen kann. Wie man auf der Datenbankseite zum Bechdeltest sieht, sind es allerdings auch gar nicht so wenige.

Klare, einfache Strukturen in der Geschichte können diese übersichtlicher, konzentrierter und fokussierter machen. Im ersten Star Wars hätte eine weitere Leia oder eine Freundin von Leia, die sich der Story anschließt, nicht wirklich vorangebracht. Männer sind, weil man sie hierarchischer ordnen kann, einfacher in Geschichten einzubringen, einfach in dem man ihnen eine bestimmte Funktion zuweist. Sie können dann recht steifmütterlich behandelt werden, ohne sich zu viel um sie zu kümmern.

Beitragen könnte dazu auch, dass weibliche Charaktere insofern auch häufig mehr Aufmerksamkeit verlangen. Ihr Tod kann häufig nicht nebenher erfolgen, sie können weniger ausgeblendet werden, es wird erwartet, dass auf sie auf eine bestimmte Weise reagiert wird und das sie auf eine bestimmte Weise reagieren. In einem Film die Rettung einer Frau vor einer Gefahr zu zeigen kann eine spannende Szene sein, die gleichzeitig die Beziehung zwischen zwei Charakteren verändern kann. Die Rettung von zwei Frauen zu zeigen hingegen ist weit weniger fokussiert.

Natürlich kann man so etwas schreiben. Aber es werden dann eben andere Filme. Natürlich kann man irgendwo einen weiteren weiblichen Charakter mit einer weiblichen Sprechrolle reinbringen. Das macht die weibliche Hauptrolle allerdings nicht  besser.