Selbermach Mittwoch

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Emilia Roig: „Das Ende der Ehe

Man braucht bei einem Buch anscheinend nur so etwas wie „Feminismus“ oder „gegen das Patriarchat“ drauf zu schreiben, schon kann man jeden Blödsinn bewerben.

Um so mehr noch, wenn man wie Emilia Roig ein Aktivist eines intersektionalen Thinktanks ist.

Der NDR hat sie interviewt:

„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“: Mit diesem Satz beginnen viele Ehen. Aber macht dieser Satz die Frau nicht zum Objekt? Die französische Politologin Emilia Roig hält die Ehe für ein völlig überkommenes Rollenmodell und fordert in ihrem neuen Buch „Das Ende der Ehe“.

In Frankreich ist die Ehe immerhin schon fast am Ende, abgelöst durch den Pacte civil de solidarité, eine Art „kleine Ehe“, die man zudem individueller gestalten kann.  Sie scheint sich aber in dem Buch auf Deutschland zu beziehen, wo sie ja auch seit 2005 lebt.

„Mit dem Ende der Ehe fordere ich das Ende einer obsoleten Institution, die die Ungleichheit und Unterdrückung der Frauen in unserer Gesellschaft produziert und aufrechterhält“, sagt Emilia Roig. „Die Ehe ist eine der wichtigen Säulen des Patriarchats. Und die Ehe ist nicht nur ein Stück Papier beim Standesamt, sondern es ist ein gesamtes politisches, wirtschaftliches System. Der Staat hat auch ein Interesse an unseren Beziehungen.“

Ja, die fiese Unterdrückung der Frau mit dem Halbteilungsgrundsatz, übigen Freibeträgen für Schenkungen und Erbschaften, Witwenrente etc.

Ihr wäre immerhin zuzustimmen, wenn sie meinen würde, dass es ein eine recht bequeme Absicherung für Frauen ist, die eben nicht vollberufstätig sein wollen und die den den größeren Teil der Erwerbstätigkeit an ihren Ehemann abgeben wollen. Eine nicht durch die Ehe abgesicherte Frau müsste hier viel individueller Aushandeln, wie es läuft und ggfs eben auch mehr arbeiten um sich abzusichern.

Ehe diene „Interessen der Männer“

Für sich selbst hat Emilia Roig die Ehe längst abgeschafft. Sie ist geschieden und forscht seit Jahren zu Feminismus und Gleichberechtigung. Ihr Fazit: Solange es die Ehe gibt, zögen Frauen den Kürzeren. „Der Ursprung der Ehe war dazu gemeint, die Frauen zu vereinnahmen“, so Roig. „Natürlich ihre Körper zur Reproduktion, aber auch ihre Arbeitskraft.“ Die Ehe sei von Männern erfunden worden. „Die Ehe diente und dient nach wie vor den finanziellen und politischen Interessen der Männer.“

Neu ist das nicht, aber so aktuell wie zu Beginn der Frauenbewegung. Zwar wurden die frauenfeindlichsten Gesetze reformiert. Aber Corona-bedingtes Homeoffice und Homeschooling gingen erwiesenermaßen zu Lasten der Frauen.

Richtig, die Frauen, die nicht verheiratet waren, haben da wesentlich besser abgeschnitten. Sie haben wahrscheinlich auch ausgesetzt, nur ohne dann von den Vorteilen der Ehe zu profitieren wie etwa dem Versorgungsausgleich und Unterhalt etc

„Die schädlichen Aspekte der Ehe werden komplett ausgeblendet“

Jeden dritten Tag ermordet in Deutschland ein Mann seine Frau. „Die schädlichen Aspekte der Ehe werden komplett ausgeblendet und verleugnet“, sagt Roig. Stattdessen sei die Ehe neu verpackt worden. „Es gibt jetzt ein hippes Bild von der Ehe – mit vielen Instagram-Seiten und Pinterest, wo man sich eine schöne hippe Hochzeit auch machen kann; und es gibt dann den Eindruck, dass die Institution gar nicht die gleiche ist wie die Institution vor 40 oder 50 Jahren. Das ist ein Trugschluss.“

Kann mir mal jemand erklären, wie der Satz, dass an jedem dritten Tag ein Mann seine Frau ermordet mit der Ehe zusammenhängt? Er scheint hier wahllos reingeworfen, denn ein Zusammenhang mit der Ehe besteht da wohl kaum.

„Der Staat ist keine neutrale Entität“
In ihrem Buch listet Emilia Roig minutiös auf, wie schlecht es um die Gleichstellung von Frau und Mann bestellt ist. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – ein Witz. Altersarmut bei Frauen – überdurchschnittlich. Das Ganze sei gezielt gefördert durch den Staat. Denn wer heiratet, spart Steuern. Die kostenlose Haus- und Care-Arbeit in der Ehe, meist von Frauen geleistet, entlastet den Staat. Der Staat sei keine neutrale Entität, meint Roig: „Wer ist denn der Staat? Der Staat sind überwiegend verheiratete heterosexuelle Männer. Mit Frauen zuhause, die diese Arbeit leisten“, sagt Roig. Ein Paradigmenwechsel müsse her:

Sie hat also auch keine Ahnung vom Gender Pay Gap und versteht auch nicht, dass Altersarmut relativ ist, wenn man in einer Ehe von den Versorgungsanwartschaften des anderen Ehegatten lebt, zur Not über den Versorgungsausgleich von diesen Partizipiert oder einem eine Hinterbliebenenrente zusteht, wenn derjenige stirbt.

Über die kostenlose Carearbeit haben wir hier bereits häufiger gesprochen. Die „Familie mit Geld versorgen“-Arbeit ist gegenüber der Familie auch kostenlos. Und natürlich profitieren Frauen innerhalb der Ehe auch von jedem Vermögensaufbau, etwa durch die Abzahlung eines Hauses oder einer Wohnung.

„AltenpflegerInnen, Krankenschwestern und KitaerzieherInnen sollten Millionär*innen werden – und nicht Fußballer, Börsenmakler und Investoren.“Emilia Roig – „Das Ende der Ehe“

Albern. Wie sollte das Wirtschaftlich vernünftig laufen? Es werden übrigens auch die wenigsten Fußballer Millionäre und viele, die versuchen im Profifußball zu landen und alles darauf setzen gehen sehr leer aus, wenn es nicht reicht. Ebenso gibt es genug Investoren, die pleite gegangen sind. Es sind eben Jobs mit einem hohen Risiko, dafür aber auch einer hohen Belohnung, wenn es klappt. Und Frauen sind vergleichsweise wenig risikoaffin.

„Das Ende der Ehe“, sagt Emilia Roig, müsse auch das Ende des kapitalistischen Wirtschaftssystems bedeuten. Ihre Forderung: eine feministische Lohnsteuer. Geringverdienende Frauen bekommen Geld, männliche Großverdiener geben Geld ab: „radikaler Lohnausgleich“.

Ja, nieder mit dem Kapitalismus! In der schönen neuen feministischen Welt braucht man das alles nicht.

Und natürlich: Wie immer im Feminismus müssen Frauen nichts ändern, sie machen einfach weiter wie bisher, nur müssen Männer sie dafür bezahlen.

Nur der guten Ordnung halber: Würde so natürlich nicht durchgehen, es müsste geschlechtsneutral gestaltet werden: Reiche Frauen müssten also ebenso an die armen Männer zahlen. allenfalls könnte man bezugsberechtigte Tätigkeitsbereiche bilden. Und natürlich würden sich Leute das so einrichten, dass sie bestmöglich profitieren. Da ist schon ein Abgrenzungsproblem vorhanden: Wenn ich einen normalen Job habe, aber danach von 17:00 bis 7 Uhr die Kinder betreue, bin ich dann bezugsberechtigt? Warum nicht, wenn meine Frau sie von 14:00 bis 17:00 betreut, wenn sie von der Schule kommen?

Eine „Revolution der Liebe“
Das Buch „Das Ende der Ehe“ ist eine Kampfansage an das patriarchale Staatsgefüge: „Der Staat hat ein Interesse daran, dass die Ehe die hauptsoziale Einheit in der Gesellschaft bleibt. Weil Ehen oder Kernfamilien von zwei Erwachsenen mit zwei bis vier Kindern viel einfacher kontrollierbar sind als größere Gemeinschaften“, sagt Roig. „Alle sozialen Fortschritte, wenn die Macht herausgefordert wird, dann passiert das nicht durch Kernfamilien, sondern es passiert durch Bewegungen.“

Was ist denn ihr Gegenmodell zur Familie (nicht: Ehe)? Denn die Einheit besteht ja in den meisten Fällen ohnehin, auch wenn Leute nicht mehr heiraten dürften wären da wahrscheinlich häufig zwei Erwachsene und zwei Kinder, die sich als eine Form von Einheit verstehen würde. Träumt sie von feministischen Langhäusern, in denen fortan Frauen mit ihren Kindern leben, während Männer irgendwie Geld in das System bringen müssen? Meint sie ohne Ehe werden alle Frauen plötzlich Mitglieder in feministischen Kampfgruppen? Und was ist eigentlich, wenn die Männer sich dann auch nicht mehr in der Einheit Familie „gefangen“ sehen und eine eigene Bewegung für ihre Rechte und Vorteile bilden?

Emilia Roigs Utopie: keine Geschlechter-Hierarchie statt „Frau“ und „Mann“, Menschen statt toxischer Machtstrukturen, kollegiales Zusammenleben. Eine „Revolution der Liebe“ nennt sie das. Die Abschaffung der Ehe setze voraus, dass die Wege des Seins neu gedacht werden: „Wie können wir leben?“, fragt Roig. Ihr Buch „Das Ende der Ehe“ erscheint am 30. März.

„Eine Revolution der Liebe“ klingt sehr naiv. Aber ich wäre interessiert, wenn jemand mehr dazu hat, was sie nun eigentlich konkret dem gegenwärtigen Verhältnissen entgegen setzt, was ihr neuer großer Wurf ist.

Noch einmal aus einem anderen Bericht:

Die Ungerechtigkeit und Ungleichheit zwischen Frauen und Männern werde durch die Eheschließung stetig reproduziert. Die Ehe verhelfe dem Mann dazu, eine gesellschaftlich übergeordnete Position einzunehmen. Diese Struktur lässt sich laut Emilia Roig nur mithilfe von drei gesellschaftlichen Veränderungen aufbrechen, die ineinandergreifen.

Geht es nach Roig, dann würde das Ende der Ehe auch zum Ende des kapitalistischen Wirtschaftssystems führen. Zudem plädiert die Autorin für die Einführung einer „feministischen Lohnsteuer“. Frauen, denen nur ein geringes monatliches Einkommen zur Verfügung steht, sollen finanziell vom Staat unterstützt werden.

Männer hingegen, denen ein hohes Einkommen zur Verfügung steht, geben monatlich einen Teil ihres Geldes ab. Könnte man in diesem Fall nicht auch von einer Art Abhängigkeitsstruktur sprechen?

Die Idee einer feministischen Lohnsteuer baut darauf auf, dass Männer in vielen Fällen mehr Geld verdienen als Frauen. Es bleibt also fraglich, ob dieses Modell die bestehenden Strukturen tatsächlich aufbricht oder doch nur der Umverteilung dient. Es bleibt auch unklar, wie die Abschaffung der Ehe ganz konkret durchgeführt werden soll. Muss ein gesetzliches Eheverbot erlassen werden oder reicht es aus, wenn einfach immer weniger Paare heiraten?

„Die Abschaffung der Ehe setzt voraus, dass wir die Wege des Seins neu denken“, sagt Emilia Roig im Interview mit dem NDR. Jeder Einzelne sollte sich die Frage stellen, wie er im bestehenden Gesellschaftssystem leben möchte. Ob die Abschaffung der Ehe in diesem Zusammenhang aber wirklich sinnstiftend ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

 

Also Geld vom Staat (eh immer die Lieblingsutopie aller Feministinnen), Zusatzabgaben nur für reiche Männer (aber anscheinend nicht für kapitalistische reiche kinderlose Frauen) und der Zusammenbruch des Kapitalismus.

Das alles noch garniert damit, dass sie „im Schnitt“ nicht versteht.