„Wunschgeschlecht: Alle wollen nur noch Mädchen ‒ was steckt hinter dem Phänomen?“

Arne zitiert aus einem Artikel, der leider hinter der Bezahlschranke liegt:

Ein Mittwochnachmittag auf einem Wilmersdorfer Spielplatz. Zwei Mütter schauen ihren etwa vierjährigen Töchtern beim Fangenspielen zu. Eine von ihnen ist deutlich schwanger. „Morgen ist Ultraschall“, sagt sie mit Blick auf ihren Bauch und fügt hinzu: „Hoffentlich ist kein Schniedel dran“. Die andere Mutter nickt verständnisvoll.

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In deutschsprachigen Onlineblogs und Elternforen finden sich unter dem Stichwort Geschlechterwunsch unzählige Beiträge von Schwangeren, die sich dringend ein Mädchen wünschen oder ihre Trauer darüber schildern, dass der Nachwuchs ein Sohn wird. Dubiose Ratschläge liest man dort, wie sich angeblich schon bei der Zeugung die Wahrscheinlichkeit erhöhen lässt, dass ein Spermium mit X-Chromosom das Rennen macht. Man findet Berichte von Frauen, die eine Psychotherapie beginnen, um den männlichen Fötus in ihrem Bauch nicht abzulehnen.

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Jungen gelten in Deutschland seit einigen Jahrzehnten zunehmend als das „schwierige Geschlecht“. Mädchen machen die besseren Schulabschlüsse und studieren häufiger, während Jungen öfter die Schule abbrechen oder mit Verhaltensstörungen wie ADHS diagnostiziert werden. Sie sind auch unbeliebter beim Lehrpersonal und bekommen bei gleicher Kompetenz schlechtere Noten als ihre Mitschülerinnen, auch das ist durch Studien belegt. Die Soziologin Heike Diefenbach hat dieses Phänomen 2010 in einem Aufsatz mit dem Titel „Jungen – die neuen Bildungsverlierer“ behandelt.

Ist für mich nicht nachvollziehbar, wie man sich da so reinsteigern kann. Ich kann verstehen, dass man gewisse Vorlieben hat („Lieber ein Mädchen/ein Junge“), aber um sich so schwer da reinzusteigern, dass man zu einer Psychotherapie muss… Gut, das wird auch in den wenigsten Fällen der Fall gewesen sein. Ich muss sagen, dass ich es ganz interessant finde, eines von jeder „Sorte“ zu haben. Aber wie ich schon bei der Geschlechtsverkündung von Schmidt Junior schrieb:

Mir war es in der Tat relativ egal, Hauptsache gesund. Ein Mädchen hätte vielleicht den Vorteil gehabt, dass Fräulein Schmidt und sie dann besser miteinander spielen könnten, aber das wird sich sicherlich auch so ergeben.

Aber ein Junge ist natürlich schon spannend. Ich habe Südländerin schon angedroht, dass ich nunmehr das Haus mit Dinosauriern füllen werde.

Ich bin gespannt auf die Unterschiede, die sich aus dem anderen Geschlecht ergeben, wobei natürlich die Familienstudie hier eine etwas kleine Teilnehmerzahl für verlässliche Ergebnisse hat.

Arne ergänzt:

Leider flüchtet sich der Tagesspiegel in den folgenden Absätzen wieder in den Mythos, dass Männer „trotz Emanzipation und Antidiskriminierungsgesetzen noch immer bessere Karrierechancen und höhere Einkommen“ hätten. Dass dies die Folge von persönlichen Lebensentscheidungen der Frauen ist, wird von Anna Pannen nicht gesehen, weshalb sie zu dem Fehlschluss gelangt: „Wer seinem Kind Erfolg und ein leichtes Leben wünscht, müsste also eigentlich einen Jungen wollen.“ Offenbar wissen etliche Mütter es insgeheim besser.

Ja, da stoßen die Theorien mal wieder an die Realität.

Habt ihr schon mal außerhalb von Artikeln dazu eine so starke „Geschlechtsbevorzugung“ bei künftigen Eltern erlebt?