Weltweite Akzeptanz der Homosexualität

Ein Artikel zu der Akzeptanz der Homosexualität in verschiedenen Ländern weltweit enthält diese Grafik:

Akzeptanz Homosexualität

Akzeptanz Homosexualität

Hier noch einmal aus dem Text:

Views of homosexuality are particularly positive in Spain (88% say it should be accepted by society), Germany (87%), Czech Republic (80%), Canada (80%), Australia (79%), France (77%), Britain (76%), Argentina (74%), Italy (74%) and Philippines (73%).

Conversely, fewer than one-in-ten in Nigeria (1%), Tunisia (2%), Ghana (3%), Senegal (3%), Egypt (3%), Jordan (3%), Indonesia (3%), Uganda (4%), Palestinian territories (4%) and Kenya (8%) say homosexuality should be accepted by society.

Für weite Teile Afrikas liegen anscheinend keine Zahlen vor, ich vermute mal die Zahlen werden dort nicht besser sein, ebenso wenig wie in Teilen der arabischen Welt.

Merkwürdigerweise scheinen die westlichen Länder Europas mit überwiegend weißer Bevölkerung Spitzenreiter bei der Zustimmung zu sein. Lediglich die sehr religiöse USA tanzt aus der Reihe.

 

Wie und warum bilden wir Gruppen?

Es war angesprochen worden, dass Gruppenbildung und evolutionäre Betrachtungen dazu interessant als Thema wären. Ich habe daher dazu einfach mal ein paar Gedanken heruntergeschrieben, quasi als Einstieg:

Gruppenbildung bei Menschen ist aus meiner Sicht stark mit dem Konzept von Geben und nehmen, do ut des, bzw reziproken Altruismus verknüpft.
Natürlich bildet eine Gruppe auch zunächst eine gewisse Sicherheit und dies einfach, weil sich mehr Menschen leichter gegen wilde Tiere oder andere Menschen verteidigen können. Zudem erhöhen Ansammlungen von wesentlicher Art natürlich auch Fortpflanzungschancen Dies mag beispielsweise Gruppen bei Herdentieren begünstigen, bei intelligenteren Tieren, die zu einer Kooperation fähig sind, kommen aber weitere Aspekte dazu. Umso mehr Kooperation zwischen Individuen besteht umso größer ist auch die Gefahr, dass ein Individuum die Arbeit für andere macht und insoweit ausgebeutet wird. Gerade dann, wenn es auch dazu kommen kann, dass ein Lebewesen über eine gewisse Zeit dem anderen hilft, ohne dass das andere Lebewesen sich revanchieren kann, ist es wichtig, dass sich der eine darauf verlassen kann, dass irgendwann auch der andere etwas für einen macht.
Verschiedene Experimente haben gezeigt, dass eines der einfachsten Mittel zur Erzielung einer dauerhaften Kooperation und Abwehr einer einseitigen Ausbeutung ist, dass man die eigene Kooperation davon abhängig macht, dass der andere ebenfalls kooperativ ist. Wenn Kommunikationsmöglichkeiten hinzukommen, dann kann zudem ein entsprechender Ruf aufgebaut werden bzw. schlechtes Verhalten an andere weitergegeben werden. Wenn jemand also ein anderen ausbeutet, dann kann dieser anderen abraten, mit ihm zu kooperieren bzw. diese können aus den Erzählungen eigene Schlussfolgerungen darüber vornehmen, ob sich eine Kooperation lohnt. Damit wird die Ausbeutung von jemanden, der dies an andere weitergeben kann, weniger attraktiv, so dass kooperatives Verhalten gefördert wird.

Dies ist allerdings bei Personen schwierig, die um eine Beschädigung ihres Rufes nicht fürchten müssen, weil sie üblicherweise nicht mit Person in Kontakt kommen, die ein Kontakt zu demjenigen haben, den sie reingelegt haben. Umso weniger Kontakt eine Person hat, und umso eher sie anonym bleibt, umso geringer ist insofern die Gefahr, dass sich ein schlechter Ruf entwickelt.

Es kann sogar ein gegenteiliger Effekt eintreten:
Wer etwas von jemanden günstig erhält, indem er dessen Kooperation ausnutzt und das Produkt dieser Kooperation dann an Leute weitergibt, die üblicherweise mit ihm kooperieren, dann können diese sogar dieses Verhalten begrüßen und als Unterstützung der Gruppe werten.

Geht man davon aus, dass in prähistorischen Zeiten keine Sesshaftigkeit vorlag und Menschen im wesentlichen Jäger und Sammler waren, die umherwanderten, dann ist dieses Szenario durchaus wahrscheinlich. Dann stellt eine Ansammlung anderer Personen erst einmal eine Ansammlung von Ressourcen dar, die man sich aneignen kann und für die eigene Gruppe und sich selbst verwenden kann. Unfair zu spielen kann sich hier wesentlich mehr lohnen als kooperativ zu spielen, wenn man es geschickt macht.

Damit wäre die Grundlage dafür gelegt, dass man zwischen einer eigenen Gruppe und den dort vorhandenen Personen, über die man einen schlechten Ruf verbreiten kann, und anderen Gruppen, bei denen ein Ausbeuten der eigenen Gruppe nutzen kann und die ein schneller Ausdruck ausbeuten können, weil sie einen schlechten Ruf durch einen selbst nicht fürchten müssten, differenziert. (In-Group und Out-Group)

Nimmt man hinzu, dass Ansammlung von Person eben auch um Ressourcen vor Ort konkurrieren und zudem eine Gefahr darstellen, weil sie bereits angesammelte Ressourcen wegnehmen wollten, dann erklärt sich die Attraktivität der Gruppenbildung, bei der die eigene Gruppe die „guten“ sind und die andere Gruppe die „schlechten“ oder jedenfalls potentiell gefährlichen. Hier liegt der Grund für Kriege, Feindschaften und Rassismus.

Dieses Bild ist aber natürlich noch zu einfach gehalten: Auch Gruppen, die mit einander konkurrieren können kooperieren und das passende Vertrauen aufbauen. Archäologische Funde zeigen, dass bereits in der Frühzeit viel Handel betrieben worden ist. Gruppen, die sich eher im Landesinneren aufhielten haben beispielsweise Steine oder dort vorhandene Früchte gegen Muscheln und Fische anderer Gruppen, die er am Meer bewanderten, eingetauscht. Handwerker aus einer Gruppe, die in einem Bereich besonders gut waren haben mit Handwerkern anderer Gruppen, die in einem anderen Bereich besonders gut waren, getauscht. Insofern handelt es sich nicht um ein striktes näheres Modell, bei dem wir nur unsere Gruppe als die Guten akzeptieren und jede andere Gruppe schlecht ist, sondern um ein vielschichtiges Modell, bei dem es von dem Zusammenwirken und den daraus entstehenden Vorteilen abhängt, ob wir eine Gruppe als vertrauenswürdig ansehen oder nicht.

Wenn das 1. Konstrukt Kriege und Rassismus ermöglichen, dann ermöglicht die weitergehende Betrachtung Völkerverständigung und weltweiten Handel. Um so eher eine Gruppe von einem kooperativen Handel zitiert und umso eher sich und kooperatives Verhalten auch auf die Kooperationsbereitschaft andere Gruppen auswirkt, umso eher lässt sich dies erreichen.

Dabei kommt uns die Neuentwicklung von Kommunikationstechniken und schnellen Beförderungen gegenwärtige sehr zugute. Wenn man weltweit nahezu alles produzieren kann und die örtlichen Gegebenheiten wie die Fruchtbarkeit des Bodens oder das Klima einen weit weniger einschränken, weil technische Produkte und Erfindungsreichtum weitaus eher die wichtigen Faktoren sind, dann kann eine weltweite Kooperation ermöglicht werden.
Wo früher die Wikinger aufgrund kargen Bodens Reichtum weit eher erreichen konnten, indem sie plündernd über andere hergefallen sind würde dieses Modell heute nicht mehr funktionieren, weil Kriege zu zerstörerisch geworden sind und Unterstützung von überall auf der Welt kommen kann, wenn ein anderes Land angegriffen wird. Wenn aufgrund der langen Handelswege Italien in jedem Fall mit Frankreich Handel treiben musste, dann konnte es Italien auch egal sein, ob Frankreich gleichzeitig Kriege gegen England führt. Es blieb nichts anderes übrig als auf diesem Wege zu kooperieren.

Es lohnt sich heute nicht ein Land tatsächlich zu bekriegen, wenn man es auch „ökonomisch besetzen“ kann, in dem man dort Produkte verkauft, Filialen oder Zweigstellen unterhält und anderweitig kooperiert.

Natürlich setzt dies allerdings immer noch voraus, dass das Gefühl besteht, dass man dem anderen vertrauen kann, dass er ebenfalls mit einem kooperieren will und dass man zumindest gewisse Werte miteinander teilt. Und natürlich kooperieren wir leichter mit Leuten, mit denen wir mehr teilen, mehr Gemeinsamkeiten entdecken, die uns nicht fremd und merkwürdig vorkommen, mit denen wir kommunizieren können etc. Gleichzeitig spielt auch hier eine Eingebundenheit in Recht und Gesetz in ihrem jeweiligen Staat eine entsprechende Rolle. So würden die meisten Leute bei einem Geschäft mit einem Japaner eher davon ausgehen, dass dieser sich an Recht und Gesetz halten wird, da man ihn zur Not vor einem japanischen Gericht zur Verantwortung ziehen kann. Bei einem Chinesen mag dies ganz anders sein,China ist im wesentlichen ein relativ rechtloses Land, in dem es durchaus als okay gilt, sich etwas mehr zu nehmen und die Fremden reinzulegen.  In einem afrikanischen Land mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen wird man noch vorsichtiger mit seiner Kooperation sein. Ebenso auch in einem beispielsweise muslimischen Land, bei dem teilweise Religion und Recht vermischt ist.

Also: Umso mehr Gemeinsamkeiten wir haben bzw. umso leichter Vertrauen besteht, dass Verstöße gegen Kooperation geahndet werden bzw. derjenige diese von vornherein unterlässt, umso eher fällt uns eine Einordnung in die (erweiterte) In-Group einfach. Umso eher eine Abgrenzung zu einer anderen Gruppe möglich ist, mit der keine Gemeinsamkeiten bestehen und zu der auch kein Vertrauen besteht, umso eher findet eine Einordnung in die Out-Group statt.

Dabei ist dies natürlich nicht lediglich an Gruppen gebunden, sondern findet auch auf einer persönlichen Ebene statt. Beispielsweise mag einer bestimmten Person vertraut werden, wenn man diese kennt, während man bei anderen Mitgliedern einer bestimmten Gruppe misstrauisch ist und umgekehrt.

Die Fähigkeit des Menschen zu Kooperation auch über seine Verwandtschaft und seinen Nächsten Bekanntenkreis hinaus ist eine der wesentlichen Eigenschaften, die das Erfolgsmodell Mensch begründet hat. Weil wir kooperative Wesen sind konnten wir uns weiterentwickeln und die Ergebnisse dieser Kooperationen nutzen. Grundsätzlich kann Ihre Kooperation nahezu unbegrenzt ausgeweitet werden. Dies wird umso leichter, wenn alle darum bemüht sind in sie gesetzte Vertrauen auch zu rechtfertigen und nicht andere Gruppen zu einer Out-Group erklären.