Jung und naiv: Svenja Flaßpöhler über Sexualität und Feminismus

 

Aus den Kommentaren:

Sie gehört sicherlich zu den wenigen Feministinnen unserer Zeit, die sich noch den Zielen der ersten und zweiten Generation verbunden fühlen. Leider ist die dritte Welle der Frauenbewegung im Grunde gar nicht mehr feministisch, sondern vielmehr an der Implementierung und Durchsetzung totalitärer und antidemokratischer Praktiken interessiert. Der Verrat an den ursprünglichen Werten der Frauenbewegung wird insbesondere durch einen neuen Puritanismus deutlich, der weibliche sowie männliche Potenz grundsätzlich in Frage stellt und mit Skepsis betrachtet. Sexualität soll nach deren Meinung im öffentlichen Raum wieder stärker tabuisiert werden, gerade weil sie nicht beabsichtigen sich zu ermächtigen und im öffentlichen Raum potent zu agieren, sondern das Sexuelle als Gefahr für ihre Identität wahrnehmen, die wiederum so wesentlich durch die Gesellschaft geprägt werden würde, dass sich in ihrem Sinne die gesamte Gesellschaft an ihre Befindlichkeiten anzupassen habe. Sie versuchen also aus einer Opferperspektive die Gesellschaft zu verändern, was in Anbetracht unserer eigenen Vergangenheit nachdenklich stimmen sollte. Eine Gesellschaft die auf solchen Mythen aufbaut kann ihre fehlende Authentizität nur durch das immer stärkere Fokussieren auf vermeintliche Tätergruppen ausgleichen, was Ressentiments und gesellschaftliche Ausgrenzung befeuert. Ein unheilvoller Weg.

Oder:

Der Feminismus ist (man bezeichnet ihn ja nicht umsonst als -ismus, was immer etwas Einseitiges, Tendenziöses bezeichnet) eine Ideologie, die auf dem Opfer-Narrativ beruht. Ohne das Narrativ, dass Frauen Opfer seien, kein Feminismus. Daher müssen die Feministinnen, auch wenn Gleichberechtigung schon längst da ist oder sogar in manchen Bereichen Frauenbevorzugung, immer neue Opfernarrative aus der Tasche ziehen bzw. hergebrachte aufrechterhalten, da sonst der Feminismus beendet wäre. Verständlich, dass vor diesem Hintergrund eine Philosophin, die (obwohl sie in vielem noch feministischen Glaubenssätzen verhaftet ist) sagt, dass Frauen eben nicht Opfer sind, sondern genauso „agency“ haben wie Männer, als Verräterin zerrissen wird.

Wir brauchen die Quote, weil Frauen die Care Arbeit machen vs Quoten sind nötig weil genau so gute Frauen wegen Diskriminierung nicht nach oben kommen

Frau Bücker schreibt in einem Tweet:

Diese Form der Argumentation trifft man häufiger. Mir scheint sie unter sehr selektiv vertreten zu werden, weil gerne

  • Frauen können wegen ihrer Arbeiten in der Familie nicht politisch aktiv werden/ nicht mit gleicher Kraft um Vorstandspositionen kämpfen
  • Frauen auf solchen Posten sind genau so gut wie Männer und keine Quotenfrauen

Aus meiner Sicht zerstört dieses Argument eigentlich die gesamte Argumentation, sofern man nicht auf „Repräsentation kann nur durch das gleiche Geschlecht erfolgen, egal wie die Qualität der Arbeit ist“ ausweicht.

Wenn Frauen zwingend durch die Care Arbeit so ausgelastet sind, dann ist es kein Wunder, dass sie weniger vertreten sind in allen Bereichen, die eine Mehrarbeit erfordern.  Sie arbeiten dann weniger in Stadtratssitzungen mit, sie hätten weniger Zeit für Wahlkampf, sie hatten weniger Zeit dafür zu jedem Kaninchenzüchterverein zu gehen und anderweitig zu werben .

Das Gegenargument wäre, dass man diese Einschränkungen hinnimmt, weil solche Vorbilder die Rollen ändern. Mit mehr Frauen oben, selbst wenn sie weniger Zeit für ihre Arbeit haben, würde sich dann alles ändern.

Frage wäre natürlich wie es sich ändern würde und warum keiner sich die Mühe macht gleich mit einem direkten Appell an die Frauen zu arbeiten: Frauen, wenn ihr gleiche Vertretung durch euee Geschlecht wollt, dann musst ihr euer Leben ändern und die „Care Arbeit“ loswerden. Sucht euch Männer, die weniger verdienen und euch für die wichtigeren Arbeiten freistellen.“ Oder etwas in der Art.