Guten Rutsch in das Jahr 2019!

Ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr, ich bedanke mich für viele Besuche, Diskussionen, Anregungen und viele neue Ideen, die durch euch in den Blog getragen worden sind, ob ich ihnen nun zustimme oder nicht.

Ohne meine Leser und Leute, die sich hier einbringen, würde das Bloggen bei weitem nicht so viel Spass machen.

Ich hoffe ich sehe euch alle im nächsten Jahr hier wieder!

Themen des Jahres 2018

Was waren für euch die Themen 2018?

Bei Arne findet sich eine gute Übersicht dazu. 

Wie jedes Jahr: Arne bittet für seine gute Arbeit um eine Spende, wer was übrig hat sollte da mal vorbeischauen.

Ansonsten scheint mir #Metoo die Debatte immer noch stark geprägt zu haben zb Ansari oder dieses fiktive Interview, Jordan Peterson ist durch sein Interview mit Cathy Newman aus Januar noch bekannter geworden, Ein Anschlag in Torronto brachte die „Incels“ zu mehr Bekanntheit, #menaretrash zeigte die Männerfeindlichkeit des modernen Feminismus, mehrere Studien bestätigten das Gender Equality Paradox, der CERN-Mitarbeiter Strumia hielt einen Vortrag zu den Unterschieden von Mann und Frau, die SPD stürzte in der großen Koalition ab, beschloss aber feministische Pornos zu fördern, was sicherlich bald wieder einen Aufstieg bewirkt. 

Die Artikel mit den meisten Aufrufen dieses Jahr waren:

„Fuckzone“: Einfach nur Sex, aber keine Beziehung/Freundschaft (Gegenstück zur Friendzone) 24.530
Wie vermeidet man die Friendzone? 15.185
Mag sie mich oder ist sie nur nett? – Indikatoren für Interesse 14.624
Einen Mann zum (besseren) Orgasmus bringen 13.458
Wenn die Freundin mit einem anderen flirtet / schreibt 11.353
Grafiken zu Vergewaltigung, Gewalt gegen Frauen, Eigentumsrechten etc weltweit 11.181
„Er hat keine Gefuehle, will aber mit mir schlafen“ 10.948
Wie schnell/oft bei einer Frau am Anfang melden? 10.454
„BRAVO: So fällst du Jungen auf“ (Flirttipps für Mädchen) 10.186
„Wie macht man einen Mann sexuell abhängig“ 8.372

Das sind eher ältere Artikel, die üblicherweise gut abgeschnitten haben, wenn auch die „Fuckzone“ die „Friendzone“ dieses Jahr überholt hat.

Artikel aus diesem Jahr mit den meisten Zugriffen:

Stevie Schmiedel von Pinkstinks über Frauen, die sich in Fantasiewelten flüchten und das schreckliche Patriarchat 2.153
Ich jogge allein…Straßenwechseln für Männer 2.116
„Ich bin ein Mann, 23 Jahre alt und hatte noch nie eine Freundin, ich habe noch nie ein Mädchen geküsst, ich hatte noch nie in meinem Leben Sex und noch nie hat sich eine Frau in mich verliebt“ More stats 1.867
Margarete Stokowski hasst gepolsterte BHs 1.770
Die beste Gegenlyrik zu „Männer sind Arschlöcher“ von Sibel Schick 1.743
Jens Jessen und der bedrohte Mann 1.699
Studien aus den Gender Studies (Real Peer Review) 1.659
Partnerbörsen und was die Leute für einen Partner wollen: „Die Ressource gebildeter Mann wird knapp“ 1.654
Jordan Peterson 1.636
Es wird ein Mädchen 1.572

Mein größtes Ereignis dieses Jahres war natürlich die Geburt meiner Tochter.

Was war für euch 2018 ein wichtiges Ereignis? Welcher der hier oder in anderen Blogs erschienenen Artikel hat euch besonders gefallen?

 

Frauen als Zuckerguss und Stahlträger

Margarete Stokowski bedient mal wieder die Opferrolle der Frau:

Harmonische FeiertageFrauen als Stahlträger und Zuckerguss

Geschenke besorgt, Essen gekocht, Schwiegereltern angerufen. An Weihnachten zeigt sich: Die Welt glaubt immer noch, dass Frauen anderen das Leben schöner machen sollen. Wie wäre es an dieser Stelle mal mit Streik?

Die Welt, dass sind übrigens Männer und Frauen. Häufig genug sind es durchaus auch Frauen, die eben ein Weihnachtsfest auf bestimme Weise ausgestalten wollen. Und gegen sich selbst zu streiken ist in der Hinsicht eben nicht so einfach.

Eine Gans ist im übrigen auch kein so wahnsinniger Aufwand: Sie muss zwar lange in den Ofen, aber das besagt ja wenig über die Arbeit die man damit hat. Die Klöße gibt es aus der Packung und den Rotkohl aus dem Glas.

Natürlich: das ist nicht das Einzige, was zu Weihnachten erledigt werde muss: Die Geschenke müssen besorgt werden, es muss eingekauft werden, das Haus muss vielleicht geschmückt werden und geputzt werden, wenn man Besuch hat und je nach Verhältnis zu insbesondere der Schwiegermutter oder der eigenen Mutter kann das natürlich stressig sein.

Aber es ist ja nun nicht so, dass besonders stressige Zeiten oder Überstunden in einem Bereich Männern fremd sind. In ihrer kostenlosen Versorgerrolle gegenüber der Familie sind es weitaus eher die Männer, die die Überstunden machen.

Fröhliche Weihnachten, das heißt immer auch, fröhliche Tage in einer Welt, die von Frauen zusammengehalten wird. Frauen, die sich kümmern, weil es sonst niemand tut, weil sonst alles zusammenbricht.

Und üblicherweise auch Männer, die einen ganz wesentlichen Teil  des dafür erforderlichen Geldes dafür verdienen. Und die in den meisten Familien ja auch ihren Teil machen: Hier ein Geschenk kaufen, dort den Weihnachtsbaum kaufen und aufstellen, Getränkekisten erwerben und in den Keller schleppen oder eifrig um die Bewahrung des Hausfriedens zwischen einer gestressten Mutter und aufgeregten Kindern und den weiteren Verwandten bemüht sind.

Ich habe gelesen, es gibt Planungen für einen Frauen*streik am 8. März, und wie könnte ich anders, als das gut zu finden? Aber viel interessanter wäre ein Frauenstreik über Weihnachten. Nicht im Sinne der Niederlegung von Erwerbsarbeit, sondern als Verweigerung der Familien-, Beziehungs- und emotionalen Arbeit, die am Ende dazu führt, dass die Geschenke unterm Baum liegen, das Essen auf dem Tisch steht und die Schwiegereltern angerufen werden. Einmal diese Apokalypse sehen!

Ja, oder der Männerstreik bei dem diese das Weihnachtsgeld für ihre Hobbys ausgeben statt es der Familie zukommen zu lassen und dann zusehen, wenn das Geld nicht mehr für die Geschenke, den Baum und die Weihnachtsdeko reicht. Das wäre ungefähr auf dem gleichen Niveau.

Natürlich liegt es auch an jeder Frau, wie sie ihren Mann oder andere Mitglieder der Familie an einem Weihnachtsessen oder den Vorbereitungen beteiligt bzw an einer Familie, wie sie eine solche Arbeit untereinander verteilt,  aber wenn man eine Arbeitstteilung hat, bei der sie Halbtags arbeitet, damit Zeit für den Haushalt bleibt und er Ganztags arbeitet, damit das Geld vorhanden ist, ist es auch nicht ungerecht, wenn sie Familienarbeit im Rahmen dieser Absprache erledigt.

Und die Carearbeit ist eh etwas, was Feministinnen beliebig ausweiten und zu einer ungeheuren Belastung ausbauen. Jedes freundliche Wort, jedes anhören von Sorgen, jedes Einkaufen, ist wertvolle Carearbeit, bei der die Frau ausgebeutet wird. Seinen Kindern ein Geschenk zu kaufen kann dabei natürlich auch schlicht etwas schönes sein, was Spass macht (und muss in den Zeiten von Amazon auch nicht sonderlich in Stress ausarten).

In Stokowskis Welt ist es natürlich Schwerstarbeit, bei der die Frau schuftet und der Mann gemütlich Zigarre raucht, jedes sprechen mit den Kindern ist bei ihr Carearbeit, während er so etwas aus Prinzip nicht macht.

Frauen sind immer noch die Stahlträger und der Zuckerguss dieser Gesellschaft. Das ist an Weihnachten am irrsten, wenn sie wochenlang dafür sorgen, dass dieses Konzentrat bürgerlicher Vorstellungen von Familie und Harmonie halbwegs ansehnlich ausfällt und man den Kindern dann erzählt, dass irgendwelche drolligen Fantasiefiguren die Geschenke besorgt hätten. Konkret: ein Kind oder ein alter Mann, aber nie eine Frau.

Das Feindbild ist schon tief verinnerlicht, wenn man da wochenlange Arbeit zusammenfantasiert und meint, dass das Geschlecht der Fantasiefigur da wirklich von Bedeutung ist.

Natürlich hat auch der Mann seinen Teil dazu beigetragen, er hat in diesem klassischen Bild die Geschenke bezahlt (und in der klassischen Hausfrauenehe bezahlt er letztendlich sogar sein eigenes Geschenk und bedankt sich dann für dieses bei seiner Frau).

Gleichzeitig berichten die Betreiberinnen von Frauenhäusern oder Hilfetelefonen regelmäßig, dass sogenannte häusliche Gewalt gegen Frauen um Weihnachten herum besonders zunimmt, was kein Wunder ist bei einem Fest, das hauptsächlich darin besteht, besoffene Angehörige zu ertragen.

Natürlich ist Gewalt in einer Beziehung schlecht. Aber es darauf runter zu brechen, wer in eine Frauenhaus geht, ist schon deswegen etwas simpel, weil es nun einmal keine Männerhäuser gibt. Und natürlich gibt es auch genug Provokationen und Streitigkeiten, die von den Frauen angefacht und ausgetragen werden.

Ich muss da immer an Bill Burs Video Denken:

Was Gewalt nicht schönreden soll oder in Abrede stellen soll, dass es auch Männer gibt die gewalttätige Mistkerle sind und ihre Frauen ohne Grund schlagen.

Eva, Intrigen, Total-Absturz

Die allerbesten Chancen, Aufmerksamkeit zu bekommen, haben Frauen immer noch, wenn sie sich der Rolle der Harmonieversprüherin unter den Menschenartigen verweigern. Die ganze christliche Tradition beruht auf der Erzählung über eine Frau, die sich angeblich danebenbenommen hat. Eva, die erste freche Frau.

Die armen Frauen, die sonst immer nur Harmonie versprühen. Engeln gleich schweben sie durch die Welt, tun Gutes, bis ein Mann sie schlägt um sie zu unterdrücken.

Nie hat eine Frau von sich aus Stress gemacht, nie ihren eigenen Anteil an Streit.

Und dann geht man im Jahr 2018 in einen beliebigen Kiosk und findet immer noch Zeitschriften, deren komplettes Geschäftsmodell daraus besteht, die vermeintlichen Verfehlungen (essen, trinken, selbst entscheiden) von Frauen zu dokumentieren: „Jennifer Aniston: ihre peinliche Trennungslüge!“, „Katie Holmes: Total-Absturz! Dramatische Schock-Fotos! Jetzt droht Katie die Psychoklinik“ („InTouch“).

Wer ist im übrigen der Hauptkonsument dieser Artikel? Die überwiegend weibliche Leserschaft. Weil man eben im Rahmen intrasexueller Konkurrenz gerne über Verfehlungen der anderen liest.

Die „In“ berichtet über den „Krieg“ der Promi-Mütter, die „Bunte“ lässt Boris Becker über seine Trennungsgründe sprechen („Sie hatte die falschen Freunde, sie hatte Probleme mit meinen großen Kindern“) und die „Gala“ forscht in England den „Intrigen am Hof“ nach, weil es unmöglich sein kann, dass Kate und Meghan einfach alles im Griff haben. Und sie alle sind bereit, seitenlang Mutmaßungen über innere Zustände zu halluzinieren, sobald sie eine prominente Frau beim Nichtlächeln erwischen, dem Verstoß gegen die erste weibliche Bürgerpflicht.

Und auch hier: Sie zeichnet ein sehr einseitiges Bild. Natürlich hat die Bunte auch Lilly Becker gerne zu Wort kommen und die Intrigen am Hof sind eben genauso intrasexuelle Konkurrenz. Zumal man über Harry ja nun auch genug geschrieben hat.

Alle Promis haben Paparazzi, die aus allem gerne einen Skandal machen wollen. Ob Mann oder Frau.

„Lächel doch mal“

Ich würde gern behaupten, dass es übertrieben ist zu behaupten, Frauen seien immer noch dafür zuständig, die Welt mit Liebe zu dekorieren, aber dazu wird Frauen immer noch viel zu oft in den unmöglichsten Situationen ein „Lächel doch mal“ oder „Warum so ernst?“ reinpenetriert, wenn sie gerade auf den Bus warten oder ein Graubrot kaufen. Würden Männer gleich oft solche Kommentare hören, gäbe es wahrscheinlich dreimal so viele Amokläufe, nur eine kleine optimistische Schätzung.

Oh, wenn Männer von allen möglichen Frauen gesagt bekommen würden, dass sie doch mal lächeln sollen, ich glaube sie würden das ganz interessant finden, als Interesse ansehen, als Versuch der Kontaktaufnahme und als Einstieg in einen Flirt. Und natürlich gibt es auch genug über die Gemütsregungen diverser männlicher Stars.

„Der einzige Grund dafür, warum die Welt noch nicht in Flammen steht, ist die Fähigkeit von Frauen, ihre Gefühle im Griff zu behalten“, hat Alena Schröder vor Kurzem im „SZ Magazin“ geschrieben.

Was für ein idiotischer Satz. Hat mich gleich dazu veranlasst, den Artikel mal nachzuschlagen:

Der einzige Grund dafür, warum die Welt noch nicht in Flammen steht, ist die Fähigkeit von Frauen, ihre Gefühle im Griff zu behalten. Wenn die weibliche Hälfte der Menschheit mit ihrer berechtigten Wut über Sexismus und Unterdrückung genauso umgehen würde, wie es die männliche Hälfte der Menschheit in den vergangenen Jahrtausenden getan hat, läge das Patriarchat längst in Trümmern. Und der Planet wahrscheinlich auch.

Dass Wut nach wie vor ein männliches Privileg ist, konnte man in der vergangenen Woche beispielhaft in den USA beobachten, wo die Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford vor dem Kongress aussagte, von Brett Kavanaugh, dem designierten Kandidaten für einen lebenslangen Sitz im obersten Gerichtshof der USA, als 15-Jährige massiv sexuell bedrängt worden zu sein.

Frauen, die ihre Wut zurückhalten? Wo denn das? Ich vermute mal die feministische Autorin schließt das daraus, dass Frauen doch über die fiese patriarchische Welt, von der sie ausgeht wütend sein müssten. Dass diese die meisten Frauen gar nicht sehen und schlicht deswegen nicht wütend sind kann einer Fanatikerin natürlich nicht in den Sinn kommen. Um so bizarrer, wenn es mit den Anschuldigungen gegen Kavanaugh begründet wird, die sich inzwischen ja als falsch herausgestellt haben.

„Frauen haben verinnerlicht, wie wichtig es für die öffentliche Wahrnehmung ist, dass sie ihre berechtigten Anliegen freundlich vortragen.“ Aber nicht nur für die öffentliche. Zumindest kenne ich auch aus dem Privatleben wenig Geschichten über Männer, die Konflikte mit der Familie so lächelnd wie möglich ertragen, um sich anschließend auf der Toilette einzuschließen und vor Wut zu weinen.

Ich kenne Konflikte zwischen Frauen eigentlich eher so, dass sie nicht mit einem Lächeln ausgetragen werden, sondern mit vielen Spitzen, Vorwürfen, kleinen Verächtlichmachungen und Abwertungen und mit ziemlich viel Auslegungen auf eine möglichst ungünstige Weise („Das hat sie doch nur gesagt, weil sie weiß, dass …“). Es mag sein, dass Frauen dann eher auf der Toilette weinen als Männer. Weil Männer eben eine andere Art und Weise haben so etwas auszutragen. Und weil sei schlicht weniger emotional an solche Themen herangehen.

Jetzt könnte man sagen, Frauen sollen das alles eben nicht mitspielen, und natürlich gibt es längst Frauen, die sich dem Wahn verweigern. Das ist schön, aber nicht die einzige Lösung, weil die feministische Lösung für Probleme der Ungleichheit nie sein kann, Frauen einfach einen Tick mehr Kampf ans Herz zu legen.

„Einen Tick mehr Kampf“. Warum eigentlich nicht? Oder noch besser: Ein sachliches Ansprechen, was ihr nicht gefällt und eine konstruktive Planung für das nächste Jahr. Keiner verlangt, dass sie alles alleine macht, nur muss sie dann eben auch bereit sein, bestimmte Aufgaben abzugeben und einverstanden damit sein, dass der andere sie auf seine Weise durchführt.

Es gibt ein Kunstprojekt von Tatyana Fazlalizadeh, das „stop telling women to smile“ heißt. Der Adressat: eine Welt, die glaubt, dass Frauen dazu da sind, anderen das Leben schöner zu machen. Eine Welt, in der Frauen geben und Männer nehmen. Eine Welt, die es verdient hat, angezündet zu werden. Fröhliche Weihnachten!

Welch schreckliche Welt, in der gelegentlich Frauen  gelegentlich darum gebeten werden zu lachen. Ich hatte dazu meine Sicht schon mal dargestellt:

Nun ist „lächele doch mal“ erst einmal eine harmlose Aussage. Sie stammt vermutlich daher, dass gerade Männer für sie interessantere Frauen nicht gerne traurig sehen und dies quasi beenden wollen, ihnen aber sonst nichts einfällt.

Aber hier ist es natürlich schlicht die Unterwerfung der Frau und ein Grund die Welt anzuzünden.

Ich wäre jedenfalls für einen Streik feministischer Frauen, gerne auch Stokowski, zu haben.  Vielleicht zusammen mit dem Streik der Gender Studies

Selbermach Samstag 220 (29.12.2018)

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs? (Schamlose Eigenwerbung ist gerne gesehen!)

Welche Artikel fandet ihr in anderen Blogs besonders lesenswert?

Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

Für das Flüchtlingsthema gibt es andere Blogs

Ich erinnere auch noch mal an Alles Evolution auf Twitter und auf Facebook.

Es wäre nett, wenn ihr Artikel auf den sozialen Netzwerken verbreiten würdet.

Wer mal einen Gastartikel schreiben möchte, der ist dazu herzlich eingeladen

Many Shades of Gender – Ein FAQ zu den Gender Studies: Wollen die Gender Studies das Geschlecht abschaffen? (3)

Paula-Irene Villa, Genderprofessorin, hat ein FAQ zu Mythen über die Gender Studies erstellt. Ich wollte sie nach und nach hier besprechen:

Heute:

Wollen die Gender Studies das Geschlecht abschaffen?

Die Gender Studies wollen insgesamt weder Geschlecht abschaffen noch, wie manchmal auch vermutet wird, es allen aufzwingen. Vielmehr wollen die Gender Studies forschend herausfinden, wo wie für wen warum in welcher Weise und mit welchen Folgen Geschlecht überhaupt eine Rolle spielt (oder auch nicht). Dabei hat sich im Laufe der Forschung, insbesondere in historischer Hinsicht gezeigt, dass ‘Geschlecht’ im Laufe der Geschichte sehr Verschiedenes bedeutet hat

Eine sehr ausweichende Antwort. Denn die Gender Studies wollen es ja weniger erforschen, sie haben eine sehr klare Meinung davon, was „Geschlecht“ eigentlich ist und sie sehen es üblicherweise als eine rein soziale Konstruktion, bei der zwar gewisse Körperliche Gegebenheiten vorhanden sind, alles darum aber sozial „erfunden“ worden ist. Hier wird dann auch wieder nicht zwischen Geschlecht und Gender unterschieden, wobei diese Unterteilung letztendlich im radikaleren „Trans-Feminismus“ auch irrelevant wird, weil man dort ist, was man selbst festlegt und fühlt und eine Aussage wie „Männer haben einen Penis, Frauen eine Vagina“ transfeindlich und falsch wäre.

Auch in diesem Absatz wird schon eine Beliebigkeit vorgetäuscht, die so in der Geschichte eben gerade nicht vorhanden war: Selbst in frühsten Überlieferungen kennt man die Einteilung in Männer und Frauen und selbst wenn Transsexuelle oder „männlichere Frauen“ und „weiblichere Männer“ vorhanden waren ändert das nichts an der ganz wesentlichen Einteilung in zwei Geschlechter.

Letztendlich ist die angebliche Unsicherheit hier eine relative:

Biologisch ist männlich, wer die kleineren Geschlechterzellen produziert und weiblich, wer die größeren Geschlechterzellen produziert, eben beim Menschen Spermien und Eizellen. Das geschlechtliche Verhalten hingegen entsteht im wesentlichen unter der Wirkung pränataler und postnataler Hormone, deren Menge graduell schwanken kann, aber üblicherweise bei den Geschlechtern schon deswegen festgelegt ist, weil Männer eben Hoden haben, die sehr viel Testosterone produzieren und Frauen Eierstöcke, die sehr viel Östrogene etc produzieren.

(z.B. in Bezug auf Männlichkeit https://www.univie.ac.at/igl.geschichte/maennlichkeiten/Mueller/literatur_maennlichkeiten.htm; Waldner o.J. für die Altertumswissenschaften; https://www2.hu-berlin.de/nilus/net-publications/ibaes2/Waldner/text.pdf), auch körperlich (z.B. Laqueur 1993) sein kann. Auch im regionalen Vergleich, oder entlang von religiösen oder kulturellen Differenzen kann Geschlecht enorm variieren. Zudem hat sich in empirischen Studien gezeigt, dass ‘Geschlecht’ ganz Unterschiedliches und nicht etwas immer Gleiches meinen muss (eine Übersicht zur Forschung in der Anthropologie bei Shahrokhi o.J.: https://www.eolss.net/sample-chapters/C04/E6-20D-68-22.pdf oder für die Ethnologie S. Schröter http://www.bpb.de/apuz/135446/grenzverlaeufe-zwischen-den-geschlechtern-aus-ethnologischer-perspektive?p=all): Geschlecht bezieht sich im Alltag auf Gefühle, Sexualität, Körper, Tätigkeiten, Lebensentwürfe, Identität, Zuständigkeiten usw. All’ dies zusammen genommen bedeutet, dass es gar nicht so klar ist, wie und als was ‘das Geschlecht’ fest zu machen ist.

Auch da eine klassische Taktik: Leichte Abweichungen, die teilweise enorm selten vorkommen, und üblicherweise Vermischungen der beiden Geschlechter darstellen, werden als Argument dafür genommen, dass die zwei Hauptkategorien nicht bestehen. Aber selbst wenn Abgrenzungen nicht genau sind kann man Kategorien bilden (Fuzzy Sets) und dies natürlich erst recht, wenn in geringen Fällen „Vermischungen“ in den Randbereichen vorliegen. Nur weil es zB Kreuzungen von Eseln und Pferden gibt bedeutet das nicht, dass es Esel und Pferde nicht als Kategorie gibt.

In diesem Link verweisen sie auf Mead, deren Forschung sich im wesentlichen als falsch herausgestellt hat, weil die Eingeborenen ihr Geschichten erzählt haben

In diesem Text geht es um Frauenfeste im antiken Griechenland

Und dieser Text führt bestimmte Formen „dritter Geschlechter“ (im wesentlichen Transsexuelle oder Sonderformen der Hormonverläufe) und deren Namen in bestimmten Regionen an.

All das kann wie gesagt die grundsätzliche Einteilung in Mann und Frau wenig angreifen.

Geschlechtlichkeit ist, wie manchmal in der Forschung gesagt wird, prekär oder fragil; eine hoch wirksame und wichtige ‘Uneigentlichkeit’ gewissermaßen. Diese Uneigentlichkeit hat Folgen. Auch wenn Geschlecht bei näherer Betrachtung gar nicht so eindeutig ist, zeigen sich dann aber oft eindeutige Folgen in Bezug auf soziale Ungleichheit (Pay Gap, Pension Gap, Zeitverwendung auf unbezahlte und bezahlte Arbeit). Gender Studies wollen also weder Geschlecht wichtiger machen als es ist, noch es abschaffen, sondern herausfinden, wieso etwas, das gar nicht so einfach und eindeutig und immer gleich bestimmbar ist, sich in sozialer Ungleichheit verhärtet.

Das große Problem ist eben, dass sie eben nicht herausfinden wollen, wieso etwas ist: Sie haben die Antwort bereits gefunden: Männer sind aufgrund ungerechter sozialer Konstruktionen der Gesellschaft privilegiert, Frauen benachteiligt. Gerecht ist nur Ergebnisgleichheit. Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus ihrer Biologie heraus in Interessen und Fähigkeitsausprägungen werden ignoriert.

Manche (nicht alle!) Positionen in den Gender Studies möchten tatsächlich dazu beitragen, die großen Folgen des ‘kleinen Unterschieds’ abzumildern oder ganz zu überwinden. Das hieße dann nicht, ‘das Geschlecht abzuschaffen’, sondern dessen ungleichen Folgen auf dem Arbeitsmarkt, beim Einkommen, in der Lebenserwartung oder der Gesundheit usw. Wenn etwa bei Karrieren oder der Berufswahl tatsächlich die Geschlechtszugehörigkeit gar keine Rolle spielte oder bei der Frage, wer sich hauptsächlich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Man kann sich ja durchaus zudem die Frage stellen, was gewonnen – oder verloren – wäre, wenn Geschlecht ein derart relativ unwichtiges Merkmal wäre wie, sagen wir, die Form des Ohrläppchens. Solche Phantasien gehören aber eher in das Reich der Belletristik.

„Wenn etwa Geschlechtszugehörigkeit keine Rolle spielte…“ eine sehr vorsichtige Formulierung, die deutlich macht, dass man hier Feld und Festung betreibt. Denn ein Ansatz, der das tatsächlich hinterfragt, gibt es ja bei den Gender Studies nicht: Geschlechtszugehörigkeit DARF keine Rolle spielen.

Insofern mal wieder ein Text, der Kritik entkräften soll, dabei aber unehrlich vorgeht und wenig Argumente bringt.

Verheiratete Männer verdienen mehr als Single-Männer, die etwa soviel verdienen wie Frauen

Eine sehr interessante Grafik:

Hier noch mal als Grafik:

verheiratete Männer verdienen mehr

verheiratete Männer verdienen mehr

Sie lässt verschiedene Thesen zu den Gründen zu, die man dann jeweils untersuchen müsste:

  • verheiratete Männer bekommen von ihren Frauen den Rücken freigehalten und können sich daher ganz auf die Karriere konzentrieren.
  • verheiratete Männer haben die Versorgerrolle übernommen und bemühen sich für ihre Familie ein besseres Leben zu schaffen / müssen mehr Geld verdienen, weil sie eher Kinder haben und die Frau nicht berufstätig ist
  • Verheiratete Männer sind deswegen eher verheiratet weil sie besser verdienen und sie damit als Partner interessanter werden / Frauen sie eher heiraten wollen
  • Männer, die heiraten sind auch sonst sozial angepasster und gesellschaftlich besser aufgestellt, wollen ein solideres Leben, so dass schlicht die Charaktereigenschaften, die Heirat und Gutes Einkommen bedingen, hier die gleichen sind.
  • Männer, die gut verdienen und verheiratet sind, haben Eigenschaften, die ihnen in der Partnerwahl und im Beruf Vorteile bringen, die aber abseits reiner Ressourcen liegen, wie etwa Gesundheit, gutes Aussehen, Größe, Führungseigenschaften, Mut, Tatkraft etc

Aus dem oben im Tweet verlinkten Text dazu:

Vandenbroucke’s first observation is that there was very little, if any, difference between single men and single women.

Was auch wieder schwer zu erklären sein dürfte nach den feministischen Theorien, die ja darauf abstellen, dass Männer an sich privilegiert sind. Warum verdienen dann Single-Männer nicht auch mehr als Single Frauen?

Wobei die Kurven natürlich da auch deutlich machen, dass so etwa bis 28 die Männer mehr verdienen als die Frauen und dann wahrscheinlich die besser verdienenden Männer heiraten und damit aus dem Pool der Single-Männer ausscheiden. Es wäre interessant zu sehen, wie sich die jeweiligen Zahlenverhältnisse verändern und das näher aufzuschlüsseln, auch in Bezug auf „Rückkehr“ der verheirateten Männer in den „Singlestatus“. Hier meint Single aber wie diesem Text zu entnehmen ist, tatsächlich Leute, die nie verheiratet waren

Next was that single women and married women also earned similar wages. “This is surprising since married women may be more likely to have children than single women,” he noted. “Thus, this second point is not consistent with the view that the gender wage gap results from women having children earlier in life and losing ground in human capital accumulation relative to men.”

Das ist in der Tat interessant, gerade weil in anderen Studien der Verdienst der Frauen, die Kinder haben, radikal einbricht, weil sie eben auf Halbzeittätigkeiten oder auf  mit der Kinderbetreuung besser in Einklang zu bringenden Tätigkeiten ausweichen. Hier ist die Kurve bis 26 recht steil und bricht dann im Wachstum ein.

His final observation was that married men earned significantly more than the other three categories. He cautioned that the data don’t imply that being married increases a man’s wage: “It might be that men with higher wages are more likely to marry; therefore, the average married man earns a higher wage than the average single man.”

Oder das sie eher geheiratet werden. Das würde gut zu den Studien passen, dass Frauen Männer mit Status und Ressourcen interessant als (Langzeit-)Partner finden.

Hinzu kommt sicherlich, dass viele Männer erst dann heiraten werden, wenn sie einen Job haben und Männer und Frauen, die sehr jung heiraten wahrscheinlich auch eher konservativ in ihren Rollenvorstellungen sind.

“The gender wage gap remains a complicated topic,” Vandenbroucke concluded. “But progress may come from asking different questions: not just why women earn less than men (although not compared with single men), but also why married men earn so much more than everyone else.”

In der Tat eine sehr interessante Frage. Ich finde insbesondere die Umkehrung allerdings viel interessanter: Warum sind Männer, die gut verdienen, eher verheiratet?

Vorlieben, bei denen der Partner mit einem übereinstimmen soll

Triggerwarnung für „Cultural Background“

Bei einer Heirat wählen die Eheleute meist den Namen des Mannes als Ehenamen

Eine interessante Statistik zur Wahl des Ehenamens:

1976 wurde das Eherecht reformiert. Bis dahin wurde der Familienname des Mannes standardmäßig zum Ehenamen. Kurz nach der Gesetzesänderung entschieden sich die Paare noch zu 98 Prozent für den Nachnamen des Mannes. Im Vergleich zu damals ist die Zahl der Fälle, in denen der Familienname des Mannes übernommen wird also um knapp 25 Prozent zurückgegangen.

Warum sich nach wie vor die meisten Paare für den Familiennamen des Mannes entscheiden? Die GfdS nennt mögliche Gründe:

  • Der Wunsch, einen gemeinsamen Familiennamen und keinen Doppelnamen zu führen, beeinflusse die Entscheidung, vor allem, wenn Kinder geplant sind.
  • Tradition sei noch immer stark in den Köpfen der Menschen verankert.
  • Männer würden es mitunter als Schwäche auslegen, den Namen der Frau anzunehmen.

Der GfdS-Studie zufolge gibt es aber auch sprachästetische Beweggründe bei der Namenswahl, zum Beispiel, welcher Name als schöner empfunden wird – oder als weniger unangenehm.

Für die Studie hat die GfdS Daten von 174 deutschen Standesämtern aus den Jahren 1976, 1986, 1996, 2006 und 2016 untersucht. Pro Jahrgang wurden im Schnitt 20 000 Eheschließungen erfasst.

Ich hatte dazu schon über Grunde nachgedacht:

Ich würde hier die folgenden Gründe sehen:

  •  zum einen hat die Tradition sicherlich einen patriarchischen Hintergrund. Frauen galten über lange Zeit als Besitz des Mannes und über den Namenswechsel gingen sie aus der Verantwortung des Vaters in die Verantwortung des Ehemannes über. Es markierte insofern schon einen Besitz und diente innerhalb der intrasexuellen Konkurrenz unter Männern auch als entsprechende Abschreckung.
  • beim Menschen verliess nach archäologischen befunden  eher die Frau ihre Familie (virilokal), Die Frau dann der bereits vorhandenen Familie zuzuordnen erleichert sicherlich ein In-Grouping
  • Die Zuordnung zum Mann betont die Zusammengehörigkeit und seine Verantwortung für Kinder und Familie.
  • Ruhm und Status ist für Männer ein klassisches Attraktivitätsmerkmal. Die Beibebehaltung seines Names erlaubt eine kontinuierlichere Betrachtung dieses Mannes und ist insofern für ihn und Leute, die ihn bewerten wollen, wichtiger.
  • Männerbeziehungen sind häufiger auf eine große Gruppe ausgerichtet, Frauenbeziehungen eher persönlicher. In einer großen Gruppe sind Zugehörigkeiten wichtiger und es ist bedeutsamer solche Informationen zu erlangen als in persönlicheren Beziehungen, die eher auch nur über einen Vornahmen laufen können.

Ein weiterer Grund könnte sein, dass es eben nicht nur Männer als Schwäche auslegen, sondern auch Frauen. Wenn Status und „Männlichkeit“ ein Attraktivitätsmerkmal ist, dann bringt es der Frau genau so wenig, wenn sie sich durchsetzt und der Mann den Namen annimmt. Sie hat dann erst einmal einen „schlechteren“ Partner, der auch in der intrasexuellen Konkurrenz weniger wert ist.

Many Shades of Gender – Ein FAQ zu den Gender Studies: Werden Jungs in der Schule benachteiligt? (2)

Paula-Irene Villa, Genderprofessorin, hat ein FAQ zu Mythen über die Gender Studies erstellt. Ich wollte sie nach und nach hier besprechen:

Heute:

Werden Jungs in der Schule benachteiligt?

Diesen Eindruck kann man bisweilen haben, wenn man bedenkt und sieht, wie sehr Mädchen und Frauen tatsächlich seit der sogenannten Bildungsexpansion in Westdeutschland der 1960er und 1970er Jahre im Bereich Bildung aufgeholt haben. Junge Frauen machen inzwischen mindestens 50% der Abiturient_innen aus, und sie machen im Schnitt so gute Abiturabschlüsse wie junge Männern. Allerdings: von der Bildungsexpansion haben auch Jungs und junge Männer profitiert. Das heißt, beide Geschlechter stehen typischerweise schulisch besser da als vor Jahrzehnten – “je jünger Frauen und Männer sind und damit je kürzer ihre Schulzeit zurückliegt, desto niedriger ist der Anteil der Personen mit einem Hauptschulabschluss. Gleichzeitig erreicht ein immer größerer Anteil der Schüler die Fachhochschul- oder Hochschulreife”, so zusammenfassend das Demographie-Portal des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (https://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Informieren/DE/ZahlenFakten/Schulabschluss_Alter_Geschlecht.html).

Danach scheint ja alles – nunmehr endlich für die Mädchen – einigermaßen gerecht zu laufen.

 

Ein genauerer Blick zeigt dabei – wie üblich – jedoch ein komplexeres und nuancierteres Bild. Junge Frauen machen einerseits gegenwärtig pro Kohorte im Schnitt einen leicht höheren Anteil der Abiturient_innen aus.  Jungs haben andererseits, dies zeigen neuere Studien, bereits in der Grundschule häufiger Probleme als Mädchen: sie wiederholen häufiger die Klasse oder erhalten weniger häufig die Empfehlung zum Gymnasium. Manche Studien sehen sogar eine Diskriminierung dahingehend, dass gleiche Leistungen bei Jungen im Vergleich zu den Mädchen etwas schlechter bewertet werden (https://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Schwach_im_Abschluss/Bildung_online_gesamt_final.pdf). Es gibt, so lässt sich empirisch begründet vermuten, tatsächlich einen strukturellen bias – ein eingebautes Vorurteil – im Schulsystem Deutschlands, das gewisse Fähigkeiten, gewisses Verhalten und gewisse Interessen stärker belohnt als andere

Es wird also hier sogar ein struktureller Bias zugestanden, in dem gewisse Vortiele und gewisses Verhalten stärker belohnt werden.

und dies deckt sich mit geschlechtlichen Stereotypen: Mädchen gelten tendenziell als brav, ordentlich, leseinteressiert, konzentriert, ruhig, diszipliniert – Jungen als laut, raumgreifend, unkonzentriert, wild, schlampig usw. Schulen belohnen daher Mädchen. Aber eben auch nur die, die ‘mädchenhaft’ sind. Mädchen und Jungen also, die diesen Klischees nicht entsprechen, haben es beide schwerer.

Alles liegt also nur an den Stereotypen und man darf vermuten, was kommt. Eigentlich sind die Mädchen benachteiligt bzw die Jungs diskriminieren sich als Teil der Gruppe Männer hier ja selbst, weil Männer die Macht haben.

 

Studien weisen allerdings insgesamt darauf hin, dass für Deutschland nach wie vor gilt, dass Schichtzugehörigkeit und Bildungsgrad der Eltern die maßgeblichen Variablen für schulische Erfolge sind (zu diesen Themen im Interview der Forscher S. Sievert https://www.spektrum.de/news/warum-jungen-in-der-schule-auf-der-strecke-bleiben/1353755 ; ausführlicher auch hier bei Solga 2009 https://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_171.pdf). Sie überlagern Geschlecht

Man wünscht sich ja immer solche Diskussionen mal mit denen zum Gender Pay Gap parallel zu führen. Denn Schichtzugehörigkeit dürfte auch da zu niedrigeren Einkommen führen und Geschlecht überlagern. Ich vermute das würde die Feministinnen auch nicht überzeugen.

– was aber nicht bedeutet, dass Geschlecht keine Rolle spiele. Verdichtet hieße das: der Sohn von gut verdienenden Akademiker_innen-Eltern in einer reichen Stadt hat weitaus bessere Chancen in der Bildungslaufbahn als die Tochter prekär beschäftigter Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss auf dem Land. Migration und Region spielen hierbei ebenfalls eine Rolle, aber wiederum keine pauschale: Die Tochter schweizer-südafrikanischer Eltern, die im höheren Management einer Pharmafirma arbeiten und die selbst auf ein bilinguales Gymnasium geht, der wird es – statistisch gesehen – bildungsbezogen eher besser gehen als dem Sohn bulgarischer Tagelöhner, die semilegal auf dem Bau arbeiten. Menschen sind immer durch die gleichzeitige Zugehörigkeit zu mehreren Gruppen und Differenzen sozial positioniert. An solchen Beispielen zeigt sich die Intersektionalität von sozialen Positionen

Da würde tatsächlich die Intersektionalität an ihre Grenzen stoßen oder sie müsste hier einen Systembruch vornehmen: Denn Geschlecht darf ja nur dann benachteiligend sein, wenn es Frauen betrifft.

Aber das zeigt eben auch gut, wie man Probleme zerreden kann: Es ist in der Sprache der Feministinnen eine Form des Whataboutism:

  • Jungs mögen ja leichte Nachteile haben, aber die haben Mädchen auch, wenn sie sich nicht wie Mädchen benehmen.
  • überhaupt haben Schüler aus ganz anderen Gründen Probleme, also sind die Probleme von Jungs ja allenfalls welche unter vielen.

Diese Klischee-Figuren zeigen: Bildungsverläufe sind maßgeblich von Variablen wie Geschlecht, Region, Migrationshintergrund, Schichtzugehörigkeit geprägt – wie genau und was dies bedeutet, dies ist komplex. Die Gender Studies befassen sich auch mit diesen Fragen und tragen so zum Verständnis dieser Zusammenhänge bei.

Das ist eine Nullantwort.  Den wie man sieht tragen sie ja eben gerade nicht dazu bei, sie kann die Frage letztendlich nicht beantworten, sondern verrent sich in Ausflüchten. Wahrscheinlich klang ihr „Jungs haben nur Probleme, weil das Patriarchat die Geschlechterrollen so ausformt, dass Jungs laut und störrend sind, Feminismus würde helfen auch diese Geschlechterrollen zu beseitigen und diese toxische Männlichkeit abzustellen“ bei Jungs zu hart.

Zum Weiterlesen:

Insgesamt also ein sehr ausweichender Artikel. Was sagt ihr?