Antifa

Gerade ist die Antifa wieder stark im Gespräch.

Aus der Wikipedia heißt es in dem Einleitungstest:

Als Antifa (Akronym für Antifaschistische Aktion) werden seit etwa 1980 linksradikale und autonome Gruppen und Organisationen bezeichnet, die Neonazismus, Antisemitismus, Rassismus, völkischen Nationalismus und rechtsgerichteten Geschichtsrevisionismus bekämpfen, besonders das Relativieren, Rechtfertigen oder Verharmlosen des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen.

In den 1970er Jahren griffen Antifagruppen das Signet der „Antifaschistischen Aktion“ von 1932 auf. Beide Fahnen und der Rettungsring waren damals rot und standen für Sozialismus und Kommunismus. In den 1980er Jahren wurde die kleinere Fahne als Zeichen für den autonomen Anarchismus schwarz; seit 1989 zeigen die Fahnenstangen immer nach rechts.[1] Gruppen, die dieses Symbol verwenden, verstehen Faschismus im Anschluss an die marxistische Kritische Theorie als besondere Form des Kapitalismus und Antifaschismus daher als Teil eines revolutionären Kampfes zur Überwindung jeder Klassengesellschaft. Um sich von „bürgerlichen“ oder „staatskonformen“ Antifaschisten zu unterscheiden, bezeichnen sie sich als „autonome“, „militante“ oder „unabhängige Antifaschisten“.[2]

Der Verfassungsschutz mancher Staaten, darunter Deutschland, ordnet autonome Antifagruppen dem Linksextremismus zu und beobachtet einige davon. Besonders umstritten ist deren Akzeptanz und Anwendung von Gewalt.

 

Stokowski schreibt beispielsweise im Spiegel:

Nun ist es bei der Antifa so, dass niemand sie bräuchte, wenn es keine Nazis mehr gäbe. „Antifa“ ist ein Sammelbegriff für sehr unterschiedliche Gruppen von Leuten, die sich gegen Rassismus, völkischen Nationalismus und Antisemitismus engagieren und gegen die Verharmlosung von faschistischen Verbrechen.

Wer die Antifa mit einigen wenigen Schlägern gleichsetzt und als „Staatsfeind“ bezeichnet, macht es sich nicht nur sehr einfach, sondern macht es vor allem falsch. Die Antifa leistet in Deutschland einen ganzen Haufen Bildungs-, Informations- und Mobilisierungsarbeit, die dazu beiträgt, dass es in diesem Land nicht noch düsterer wird, und wer all das ausblendet, hat entweder schäbig recherchiert oder will es nicht besser wissen.

(…)

Es ist ein – schlechter – rhetorischer Trick, diesen Gruppen Widerstand zu verunmöglichen, indem man ihnen als einzige Art, sich zu wehren, ein sanftes Lächeln und ein paar warme Worte zugesteht.

Mir scheint eher ihr Text ein rhetorischer Trick zu sein. Denn die meisten werden mit „Antifa“ eben die relativ militanten und sehr linken Leute verstehen, nicht Leute die aus allen möglichen politischen Richtungen heraus sich gegen Faschismus aussprechen.
Und der Verweis auf die Nazi-Bekämpfung in den Vierzigern ist mehr als billig.
Auch darüber, ob von linken Fanatikern, die überwiegend in diesen Gruppen sind, wertvolle Bildungs- und Mobilisierungsarbeit, kann man wohl trefflich streiten.
Was versteht ihr unter Antifa?
Was haltet ihr für Gruppierungen unter diesem Namen?

51 Gedanken zu “Antifa

  1. Jonathan Pie hat das einmal sehr schön ausgedrückt in seinem wunderschönen Rant „Oppression Obsession“

    Ab 04:10

    Ich fasse das mal zusammen:
    =======
    Es gibt Leute da draußen, die sich als „Antifaschisten“ definieren. Wer ist denn bitte NICHT gegen den Faschismus?! Das ist doch die normale Einstellung! Es ist nicht BEEINDRUCKEND gegen den Faschismus zu sein.
    Den Faschismus nicht zu befürworten ist ungefähr so beeindruckend wie das befingern von Kindern nicht zu befürworten.
    =======

    Und das ist auch schon alles was es über die „Antifa“ zu sagen gibt.

  2. Die Antifa ist keine Organisation, sondern eine Szene, die aus mehreren Unterströmungen und zahlreichen Gruppen besteht. Manche Antifa-Gruppen sind miteinander vernetzt, andere nicht, es gibt aber keine Dachorganisation für alle Antifa-Gruppen. Eine bestimmte Antifa-Gruppe hat mit der Mehrheit der anderen Antifa-Gruppen direkt nichts zu tun. Es gibt zwar auch Antifa-Gruppen, die im Rahmen eines gemeinsamen Bündnisses mit anderen Antifa-Gruppen oder linken Gruppen mit anderen Arbeitsschwerpunkten agieren, aber auch solche Bündnisse beinhalten nur einen kleinen Teil der Gesamtheit aller Antifa-Gruppen und auch in diesen können sich die einzelnen Gruppen stark unterscheiden.

    Die Antifa-Szene ist wesentlich, aber nicht ausschließlich eine linke Jugendsubkultur. Sie überschneidet sich mit der autonomen Szene ist aber nicht mit ihr identisch, denn nicht alle Antifa-Aktivisten sind der autonomen Szene zuzuordnen und es gibt nicht wenige Autonome, die andere Arbeitsschwerpunkte haben als Antifa-Arbeit, aber viele Antifa-Aktivisten sind Teil der autonomen Szene.

    Es gibt mehrere Möglichkeiten die Antifa-Szene in Unterströmungen zu unterteilen, eine bekannte ist die von Keller/Kögler/Krawinkel/Schlemermeyer, die die Antifa-Szene in fünf Unterströmungen unterteilt:

    – bewegungslinke Antifa
    – antinationale Antifa
    – klassische Antifa
    – antideutsche Antifa
    – rote Antifa.

    Ich werde nun nicht die genannten Unterströmungen im Einzelnen darstellen, verweise aber darauf, dass man diese Uneinheitlichkeit im Kopf behalten muss, wenn man die Antifa-Szene verstehen will. Erst Recht können sich einzelne Antifa-Gruppen stark unterscheiden.

    Das Durchschnittsalter von Antifa-Aktivisten ist eher jung. In dem Buch „Antifa. Geschichte und Organisierung“ von Keller/Kögler/Krawinkel/Schlemermeyer findet sich die Angabe, dass die meisten Antifa-Aktivisten zwischen sechzehn und dreißig Jahre alt sind, was auch meiner persönlichen Erfahrung entspricht (vgl. Keller/Kögler/Krawinkel/Schlemermeyer – Antifa. Geschichte und Organisierung, Schmetterling Verlag, 2013, S. 156).
    Mit dem eher jungen Alter vieler Aktivisten hängen oft auch die problematischen und kritikwürdigen Aspekte, die in der Antifa-Szene z.T. vorkommen, zusammen, wie Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, PC-Blödsinn, irrationaler Aktionismus, im Extremfall Gewaltbereitschaft.
    Aber natürlich gibt es auch viele Aktivitäten von Antifa-Aktivisten, die nicht gewaltsam sind, z.B. Informationsveranstaltungen, gewaltfreie Demonstrationen, gewaltfreie Kundgebungen, Recherche zu rechtsradikalen Strömungen und deren Hintergründen etc.

    Ob Bereitschaft zu Gewalt vorhanden ist, kann von Gruppe zu Gruppe und erst Recht je nach Individuum variieren. Die meisten Antifa-Aktivisten in meiner Region, die ich im Laufe meines Lebens kennengelernt habe, begingen/begehen keine Gewalttaten, in anderen Städten/Regionen kann das natürlich anders sein.

    Gewaltbereitschaft in Teilen der Antifa-Szene wird auch innerhalb der radikalen Linken kritisiert, z.B. von traditionellen Anarchisten, Neomarxisten etc., denn entsprechende Einstellungen und Verhaltensweisen stehen aufgrund ihres Abweichens von Prinzipien der allgemeinen Menschenwürde und der Meinungsfreiheit natürlich in deutlichem Widerspruch zu zentralen Werten klassischer linker Theorien, z.B. traditionell-anarchistischer oder libertär-marxistischer Theorien.

    Reflektionen zum Wert der Meinungsfreiheit anzuregen, finde ich bezügich Antifa-Aktivisten stets eine gute Sache, ich versuche dies z.B. u.a. mit Bezug auf Zitate wie diese:

    https://geschlechterallerlei.wordpress.com/2017/04/23/gastartikel-leszeks-zitatesammlung-zur-meinungsfreiheit-von-linken/

    • „Gewaltbereitschaft in Teilen der Antifa-Szene wird auch innerhalb der radikalen Linken kritisiert“

      Man sieht sie direkt vor sich: vier Intelektuelle im Pullunder, die in ihrer Stammkneipe überm Cognac den Kopf schütteln und synchron „Das ist nicht gut, das“ murmeln.

    • „Gewaltbereitschaft in Teilen der Antifa-Szene wird auch innerhalb der radikalen Linken kritisiert“

      Ungefähr so deutlich, wie Muslime islamischen Terror oder islamische Unterdrückung kritisieren.

    • Siehe z.B. Noam Chomsky zur Kritik an Teilen der US-amerikanischen Antifa-Szene:

      https://www.washingtonexaminer.com/noam-chomsky-antifa-is-a-major-gift-to-the-right

      Der folgende Artikel aus der anarchistischen Zeitung „Graswurzelrevolution“ enthält zwar keine Kritik speziell bezüglich der Antifa-Szene, aber eine Kritik von linker Gewalt auf Demonstrationen. Der Artikel kritisiert aus anarchistischer Perspektive in deutlichen Worten die Gewalt in Hamburg anlässlich des G20-Gipfels sowie den nachträglichen Umgang damit in Teilen der autonomen Linken:

      Ziesar Schawetz – Angst und Schrecken statt Glück und Freiheit. Lehren aus dem Desaster von „Welcome to Hell“

      https://www.graswurzel.net/421/g20hell.php

      Solche gewaltkritischen Artikel gab es in der „Graswurzelrevolution“ im Laufe der Jahre viele.

      • Linke definieren Gewalt halt einfach weg. Gewalt gegen Polizisten und Nazis ist keine, will diese Gruppen in linken Kreisen entmenschlicht sind. Flüssigkeit ins Auge spritzen ist auch keine Gewalt und Polizisten sollen sich nicht so anstellen….. Psychische Gewalt ist interessanter Weise dann keine Gewalt, wenn sie von Links ausgeht. Gewalt gegen Oppression ist halt vermutlich keine aus intersektioneller Sicht….

        Leszek verbreitet hier halt die Antifa-Propaganda für die Öffentlichkeit. Wer in linke Zentren geht und die Texte dort liest oder gar Vorträge anhört, hört zwischen dem Antifa ist Frieden gewalttätige Zeilen heraus, wenn man den Begriff in klassischer Definition versteht.

        Die vermeintliche Vielfalt ist halt ein Artefakt dessen, dass es dezentrale Strukturen sind. Dann gibt es noch das Konzept, das nicht so gut vermittelbare primäre Ziel (Kampf gegen Gegner) mit gutem Nebel zu verdecken gegen den man erstmal nichts haben kann (Bildung, Aufklärung, friedlich sein). Es ist aber bewusste Strategie.

        • @Blub

          „Leszek verbreitet hier halt die Antifa-Propaganda für die Öffentlichkeit.“ – auch das ist eine nette Verschwörungstheorie und zeigt, dass du den vom ihm verlinkten Artikel nicht einmal überflogen hast.

          Daraus: „Letzten Endes ist der stereotype Verweis auf die alleinige Verantwortung der Polizei, der sich durch die Stellungnahmen der „Interventionistischen Linken“ und die Diskussionsbeiträge von Autonomen zieht, antiaufklärerisch. Er dient dem Zweck, eine offene Debatte zu verhindern, in der es um die Aufarbeitung der Hamburger Vorgänge auf Seiten der Demonstrant*innen, um Verantwortung und Grenzen politisch motivierter Gewalt und um Formen des Widerstands gehen muss, welche die Risiken und verheerenden Schäden unkontrollierbarer Gewalt vermeiden – mithin um kämpferische (militante) Gewaltlosigkeit.“

          Leszek plädierte und plädiert durchgängig für gewaltlose Widerstandsformen.

          Dein zentrales Missverständnis ist jedoch, sich die Linke wie einen monolithischen Block vorzustellen, der zudem zentral gelenkt wird. Dem ist aber in beiden Fällen nicht so.

        • @ Blub

          Na, du Hohlkopf. Wolltest du die drei von mir verlinkten Seiten vielleicht auch mal lesen.

          Und hast du nicht selbst vor einigen Monaten einen Gewaltaufruf gegen Andersdenkende von dem rechten Hassprediger Jordan Peterson ausdrücklich relativiert und schöngeredet.
          Von mir werden Gewaltaufrufe und Gewalttaten hingegen kritisiert – und zwar auf allen Seiten.

          • Es gibt nicht DIE Antifa…. Bitte lies erst einmal elf Bücher bevor du uns kritisierst. Hmmm, woher kenne ich diese beiden überragenden Strategien nur?

          • @ Mario

            „Es gibt nicht DIE Antifa…. “

            Das ist richtig.
            Und würdest du meine Beiträge besser kennen, wüsstest du, dass ich bei allen politischen Strömungen stets angemessene Strömungsdifferenzierungen vorzunehmen versuche, denn nur so lässt sich die soziale Wirklichkeit verstehen.

            „Bitte lies erst einmal elf Bücher bevor du uns kritisierst.“

            Das habe ich nicht geschrieben, aber ich bin in der Tat Anhänger der vier Prinzipien wahrheitsorientierter Kritik. Und das kann manchmal bedeuten – je nach dem, worum es konkret geht – dass man einige Zeit recherchieren muss.

    • @Adrian

      Das ist eine verschrobene Idee, die mit der Realität nichts zu tun hat.
      Der „Flügel“ hat mit der politischen Linken eigentlich nichts zu tun und hält sich für die eigentliche Avantgarde.
      Das hat mit dem Durchschnittsalter der Gruppen zu tun, siehe Leszek oben, in denen ein hohes Maß an Fluktuation herrscht und mit einem – in der Regel – niedrigen Bildungsstand, was Kenntnis der Geschichte der Linken in Deutschland betrifft.
      Anzeichen zur Selbstkritik demzufolge kaum ausgeprägt und auch nicht fähig, aus dem Scheitern militanter Aktionsformen zu lernen.

      Wenn wieder einmal die Unterwanderung durch verdeckt arbeitende Ermittler bzw. Ermittlerinnen in der radikalen Linken platzt (siehe Hamburg), kommt so etwas heraus:
      „Mehrere Zeugen gibt es indes dafür, dass Maria Block sich im Vorfeld von Anti-Nazis-Demos für ein Motto ausgesprochen haben soll: „Brecht den Nazis die Beine“. Noch eine Aufforderung zur Gewalt aus dem Munde einer Undercover-Polizistin? „Sie hat bewusst versucht, Gefahren aufzubauen, damit die Polizei ordentlich zulangen kann“, sagt ein Aktivist.“
      https://www.stern.de/kultur/film/kinofilm–im-inneren-kreis–entlarvt-polizeimethoden-7516352.html

      Nur um aufzuzeigen, wie leicht – aus den genannten Gründen – diese Gruppierung instrumentalisierbar ist, nicht um ihre Gewalttaten zu entschuldigen.

      • Crumar, nur weil es lose organisiert ist und Fluktuation hat, hat Adrian doch nicht unrecht.

        Und wie würdest du gewaltsame Übergriffe linker Antifa-Gruppen zur Einschüchterung bezeichnen? Zerstörung von Büros, Wahlständen, Prügel, …

        Erzähl mir keine V-Mann-Märchen, ich war genug in linken Zentren und hab mit mehr als einem Antifa-nahen Linken geschlafen. Das ist die logische Konsequenz der Ideologie und geplant. V-männer können höchstens etwas zusätzlich anheizen.

        Und es sind sicher nicht nur V-Männer, die aktuell im Hambacher Forst mit Schleudergeschossen und Fäkalien auf Polizisten losgehen.

        • Ich halte militante Aktionsformen zu 99,9% für einen Fetisch und lehne sie ab, besonders wenn es sich um Gewalt gegen Menschen handelt. Die Entmenschlichung von Polizisten zu betreiben lehne ich nicht ab, weil sie sich gegen Polizisten richtet, sondern weil ich prinzipiell gegen jede Form von Entmenschlichung bin.

          „Das ist die logische Konsequenz der Ideologie und geplant. V-männer können höchstens etwas zusätzlich anheizen.“ – das ist erstens genau das, was ich gesagt habe und macht zweitens deutlich, wie einfach manipulierbar diese Gruppierungen und drittens handelte es sich um Frauen als verdeckte Ermittler.

          Was man aus der Geschichte der RAF hätte lernen können, hier aus einem Interview in der FR:
          „Es gab aber auch, weil Sie ja nach Instrumentalisierungen fragen, eine unheilvolle Symbiose zwischen Sicherheitsapparaten und Terroristen.

          Die Behörden brauchten die Terroristen?

          Wenn man eines aus der RAF-Geschichte lernen kann, dann ist es die Gefährdung der Demokratie durch ihre „Beschützer“. Wir wissen heute, dass der Gang linker Aktivisten in den Untergrund 1968 vom Westberliner Verfassungsschutz aktiv begleitet wurde, indem er die Leute mit Waffen versorgte, um sie erst recht in die Illegalität zu drängen und zu kriminalisieren. Der Staat selbst war also mitverantwortlich dafür, dass die in der linken Bewegung angelegte Gewalt sich nicht mehr einhegen ließ. Der Angriff auf demokratische Ideale durch einen ungenügend kontrollierten Verfassungsschutz ist ein Kontinuum bis in unsere Tage.“
          http://www.fr.de/politik/zeitgeschichte/deutscherherbst/raf-terror-der-staat-war-mitverantwortlich-a-1347716,0

          D.h. es gibt eine über vierzigjährige Geschichte, in der diese Gruppierungen zu nützlichen Idioten gemacht worden sind. Noch einmal: für die ausgeübte Gewalt sind dennoch die Individuen verantwortlich – doch ein Staat, der Terroristen Waffen liefert, ist Mittäter.

          • Letztlich ist die Entmenschlichung Bestandteil vieler Ideologien mit einem Alleinvertretungsanspuch. Egal ob links, rechts, religiös oder atheistisch (z.b. Feminismus oder Veganismus).
            Es gibt immer einen kleinen Teil an Radikalen und einen großen Teil an Supportern die weggucken.
            Da letztlich jede Idee pervertiert werden kann, muss man sich fragen ob es sich hier um einen urmenschlichen Aspekt handelt. Die Fokussierung auf rechts und links ist eindeutig nicht ausreichend.

          • @PuS

            „Letztlich ist die Entmenschlichung Bestandteil vieler Ideologien mit einem Alleinvertretungsanspuch.“
            Da ist was dran – vor allem in Kombination mit einem Unfehlbarkeitsanspruch.

          • „Letztlich ist die Entmenschlichung Bestandteil vieler Ideologien mit einem Alleinvertretungsanspuch.“

            Entmenschlichung ist Voraussetzung für die Bereitschaft, den „Feind“ auch physisch zu vernichten, sprich, zu töten.
            Das ist primär keine Frage der Ideologie. Auch bei der Bundeswehr bekämpft man Weichziele, nachdem man erfolgreich ein „Hartziel“ vernichtet hat.
            Auf deutsch übersetzt heißt das, dass man Menschen/Männer, die aus einem abgeschossenen und brennenden Panzer zu fliehen versuchen, mit dem Bord-MG tötet.
            Wer würde Menschen töten?
            Aber bei Weichzielen, Monstern, kurz „Nicht-Menschen“ ist das kein Problem.

          • „Aber bei Weichzielen, Monstern, kurz „Nicht-Menschen“ ist das kein Problem.“
            Richtig, aber mit der passenden Ideologie wird es viel leichter Menschen zu Monster zu machen. Sehen wir ja bei unseren Feminazis andauernd.

    • Es sollte auch nicht verschwiegen werden, dass die Antifa – vor allem in den USA an Unis – verantwortlich ist für Gewalt gegen Menschen, die sich kritisch mit dem Islam und dem Feminismus auseinandersetzen.

      • @Adrian

        Die Antifa in den USA ist doch nur die Spitze des Eisbergs.
        Das größte Problem sind die aberwitzigen Verschwörungstheorien der Demokraten = Liberalen, warum Clinton die Wahl verloren hat.
        Von den russischen Hackern über den bösen, weißen-alten-Mann, bis hin zur „white supremacy“ und der „Erkenntnis“, dass alle Nazis sind außer Mutti.
        Dies wiederum die Folge einer Ideologie, die sich von der sozialen Realität der USA völlig abgekoppelt hatte – statt soziale Realität ging es nur um Identität.

        Beispiel „Opioid epidemic“ und Drogentote: „In 2016, over 64,000 Americans died from overdoses, 21 percent more than the almost 53,000 in 2015.“ (Wiki)

        Zur Entwicklung (gleiche Quelle+Bloomberg):
        1999 4.000
        2010 16.000
        2015 53.000
        2016 64.000
        2017 71.600

        Diese Entwicklung hätte spätestens 2010 die Alarmglocken zum klingeln bringen müssen.

        Warum war das eigentlich erst in den letzten zwei Jahren das großes Thema?
        Weil man es gerne so gesehen und berichtet hätte: „Die Opioid-Krise in den USA trifft fast jede Region und jede soziale Schicht und führt zu 170 Todesfällen pro Tag“
        https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-04/opioid-krise-usa-donald-trump-strategie

        Die Realität: „Am heftigsten trifft es den Nordosten der Vereinigten Staaten, etwa Neuengland, Appalachia und den „Rostgürtel“, eine Industrieregion zwischen den Großen Seen und der Ostküste. Die meisten der Abhängigen sind weiße US-Amerikaner, häufig aus der Mittelschicht.“
        https://www.spektrum.de/wissen/5-fakten-zur-opioid-krise-in-den-usa/1544581

        Weil man das weiße Privileg mit dieser Realität nicht verkaufen kann, hat die Realität eben Pech gehabt und muss gehen.
        Das ist das Ausmaß an Abkopplung von der sozialen Realität, die ich meine.

  3. Nur weil viele Leute unter Antifa militante Linke verstehen, heißt das ja nicht, dass es auch welche sind. Es zeigt eher wie wenig diese Leute mal mit tatsächlichen Antifa-Mitgliedern zu tun hatten. Die meisten wären überrascht wie bürgerlich der Großteil von denen ist.
    Was die Bildungs- und Mobilisierungsarbeit angeht muss man, wenn man sie nüchtern betrachtet einfach sagen, dass die Antifa oft besser informiert ist als der Verfassungsschutz. Selbiger schreibt ja auch gerne aus Antifaberichten ab, ähm ich meine lässt sich von diesen inspirieren. Dass die Antifa die ersten und oftmals einzigen sind, die sich Rechten Demonstrationen in den Weg stellen, ist hoffentlich unbestritten. Ansonsten alles was Leszek sagt.

    • Ja, die Antifa ist meistens die erste, die das grundgesetzlich geschütze Recht auf Demonstrations- und Versammlungsfreiheit verhindert. Oft gewaltsam.

    • „Dass die Antifa die ersten und oftmals einzigen sind, die sich Rechten Demonstrationen in den Weg stellen, ist hoffentlich unbestritten.“

      Genehmigte Demonstrationen zu behindern ist strafbar.

      *Wer in der Absicht, nichtverbotene Versammlungen oder Aufzüge zu verhindern oder zu sprengen oder sonst ihre Durchführung zu vereiteln, Gewalttätigkeiten vornimmt oder androht oder grobe Störungen verursacht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.*

      https://dejure.org/gesetze/VersG/21.html

    • „Die meisten wären überrascht wie bürgerlich der Großteil von denen ist.“

      Das sind halt zu einem großen Teil Bürgerkinder, die die Probleme der eigentlichen Zielgruppe linker Politik weder kennen noch sich ernsthaft dafür interessieren.

  4. Antifa sind diejenigen, die Autos von Freunden und Bekannten niederbrannten.
    Antifa sind diejenigen, die mir immer wieder Gewalt androhten.
    Antifa sind diejenigen, die mit Steinen nach Leuten schmeißen und diese so in Lebensgefahr bringen.
    Antifa sind diejenigen, die Leute auf der Straße krankenhausreif prügeln, weil diese eine andere Meinung haben oder die falsche Veranstaltung (zb. Akademikerball) besuchen.
    Antifa sind diejenigen, die Anleitungen und Aufforderungen dazu herausgeben, wie man mit wenig Aufwand Leute mit Waffengewalt töten kann.

    Antifa sind kriminelle, gewalttätige Terroristen, die sich selbst für die moralisch besseren halten und einen totalitären Staat forcieren.

  5. Bis heute mit dem Term nicht warm geworden, geschweigedenn ein Bild im Kopf bekommen, für was sie denn nun eigentlich stehen sollen.
    Das Einzige, was man von denen regelmäßig zu sehen bekommt, sind auf Demos die vermummten Gesichter.
    Eigentlich ’ne sehr eindeutige Signalgebung. („Wir wollen nicht kommunizieren, wir wollen groß und bedrohlich wirken“)
    So würde man da von vorn herein hingehen, wenn man ’nen Coup geplant hat…
    Gangster wollen ja auch nicht erkannt werden. Darum sind die auch mal auf die Strumpfmasken gekommen.

    Was soll man zum Abschluss sagen?
    Ja, ist halt West German order… Darum versteht man’s nicht.
    Die kennen links nur Sozialdemokratie oder „Macht kaputt, was euch kaputt macht“.
    Was produktives gibt’s anscheinend da nicht.

  6. Antifaschistisch ist jeder Demokrat. Beweis? Wer für Faschismus ist, ist gegen Demokratie, weil Faschismus das Gegenteil von Demokratie ist, ergo sind im Umkehrschluss alle, die _pro_ Demokratie sind, _anti_ Faschismus.

    „Antifa“ ist dessenungeachtet eine Selbstbezeichnung, der man sich nicht anschließen muss. Nicht jeder, der die Evangelien liest, ist deshalb evangelisch. 😉

  7. Meines Erachtens ein weiteres Label, das alle Dinge unnötig verkompliziert.

    Wie Leszek schon sagte, gibt es einfach wieder mal viel zu viel verschiedenes, was man darunter versteht, so dass eine generelle Aussage im Grunde sinnlos ist. Man trifft es nicht, wenn man sie als gewalttätigen Unterdrückerarm der Linken bezeichnet (obwohl Teile von ihr das sind) und auch nicht, wenn man sie als tapfere Kämpfer gegen den Faschismus bezeichnet (obwohl Teile von ihr auch das sind). Bei letzterem sei aber zumindest zu bedenken, dass gegen etwas Böses zu sein nicht automatisch heißt, dass man gut ist. Ich stutzte auch, als eine Kommilitonin mal von Stalins antifaschistischem Kampf sprach. – Das ist sachlich richtig, aber… es schwingt doch etwas mit, das einen unschönen Beigeschmack hat.

    Antifa als Terrororganisation zu bezeichnen, ist schon deshalb unrichtig, weil es keine Organisation ist. Ebenso falsch ist es natürlich in der anderen Richtung, alles, was antifaschistisch ist mit diesem Label zu bekleben, denn Antifaschist zu sein ist ja keine Leistung, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die sich nicht damit beißt, auch Anti-Marxist o.ä. zu sein. Dass man Antisemitismus auch gleich mit in den Katalog aufnimmt, zeigt, wie unsauber es ist, denn schließlich ist linker Hass gegen Juden auch nicht gerade selten.

  8. Mal wieder das alte Dillemma, daß Basis und Sympathisanten ein völlig anderes Kaliber sind, als Rädelsführer und Aktivisten.

    Mag sein, daß es auch heute noch einige Jugendliche gibt, die mit roten Schuhbändern in Glatzenclubs gehen und sich vor lauter Weltverbesserungsdrang verbeulen lassen. Und möglw. würden die sich immer noch als antifaschistischen Nachwuchs betrachten, so, wie es vor dreißig bis vierzig Jahren mal der Fall war.

    Das hat aber mit dem radikalen schwarzen Block nix zu tun.
    Was Otto N. aus den Medien kennt, sind geschlossene uniformierte Blöcke, die man locker unter Schwarzblock-SA definieren kann.
    Die sind vermummt, tragen darunter bunte Tarnkleidung und verfolgen stets das Ziel Demos zu verhindern/beenden und zwar mit Gewalt gegen alles und jeden.
    Sie verhalten sich faschistoid terroristisch und niemand davon ist „autonom“, im Gegenteil, die meisten sind parasitäre Existenzen.
    Das Motto einer Kundgebung ist der Schwarzblock-SA letzendlich völlig wurscht, wie man z.B bei G20 in Hamburg unzweifelhaft sehen konnte. Hauptsache Terror verbreiten und beweisen, daß einem Menschenleben nix bedeuten. Gegenbeispiel wäre die versuchte Steinigung der Frauendemo in Berlin vor ein paar Monaten wo die Terrorbanden von berliner Politbonzen aktiv geschützt wurden, weil denen eine „rechte“ Frauendemo gerade gar nicht in’s Konzept passte.

    Insofern ist die Bezeichnung „Transatlantifa“ von Fiedler/Pohlmann durchaus richtig, da die Truppe zum „relativ kontrollierten Zündeln“ eingesetzt wird. Kleinere Aufstände lenken hübsch von „echten“ Problemen ab.
    Und sollte man je einen RegimeChange hier erwägen ( was wohl ziemlich unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich unmöglich ist ), so sähe es doch besser aus, wenn man, statt Hitleristen, wie in der Ukraine, ein paar „Gutnazis“ für die Pressebilder hätte.

    • „Das hat aber mit dem radikalen schwarzen Block nix zu tun.“

      Ich hab auch seit jeher meine Prob mit dem Begriff „Antifa“.
      Im Schwarzen Block, den man in wohl jeder linken Demo beobachtet, wird man auch viele Leute finden, die sich als „Antifa“ bezeichnen. Der eine oder andere mag das sogar ernst meinen, aber der Schwarze Block war schon in den Demos der 80er schwerpunktmäßig eine Truppe, die auf Krawall, auf Schlägerei aus war – und mehr nicht.
      Wäre das Thema Fußball, würde man sie als Hooligans bezeichnen.
      Ihr Antikapitalismus ist nur vorgeschoben, um ihren Aktionen einen moralischen Anstrich zu geben.
      Ich fragte mal einen ihrer Vertreter, warum sie auf einer Anti-AKW-Demo die Fenster eines nahen kommunalen Wasserwerks eingeworfen hatten.
      Seine Antwort: „Irgendwas muss man doch tun!“

      Aber es gibt eben auch die, die sich als Antifa bezeichnen, und damit eine tatsächliche Kritik am herrschenden System verbinden, ohne gewalttätig zu werden, wie ich jüngst bei einigen Aktivisten im Hambacher Forst lernen durfte.
      Mir scheint, ein „Antifa“ zu sein, hat auch was Prickelndes, Abenteurliches, Verruchtes, so wie sich heute junge Frauen „Hexen“ nennen, Politiker „Piraten“, oder man sich vorstellt, im selben Gehege mit einem T-Rex eingesperrt zu sein.

  9. Ernstgemeinte, grundsätzliche Frage an die Theoretiker hier:
    Wer entscheidet (und auf welcher Grundlage), wer oder was als „Antifa“ bezeichnet wird bzw. ist? Und inwiefern gelten die gleichen Grundsätze auch für „Nazis/Faschisten“ bzw. generell „Rechte“?

  10. Angela Marquardt, Mitarbeiterin von Nahles und vor Jahren von derPDS zur SPD gewechselt, hat gerade im vorwärts ja für eine Zusammenarbeit mit der Antifa plädiert. https://www.vorwaerts.de/artikel/kampf-gegen-rechts-braucht-spd-antifa Sie gibt im Wesentlichen zwei Gründe an:

    Erstens: „Und auf der Grundlage all meiner Erfahrungen, bin ich froh, wenn in diesen rassistischen und Angst machenden Zeiten, sich Menschen die Hand reichen und dagegen aufstehen.“ Das heißt: Wir haben einen gemeinsamen Feind, und wir brauchen gegen den breite Bündnisse „vom Konservativen bis zum Antideutschen.“

    Zweitens: „Bündnisfähig sind wir jedoch nicht, wenn wir die rechtskonservativen Diskurse ohne Not selber mitmachen.“ Die Antifa werde nämlich zu Unrecht kriminalisiert, statt in ihrer antifaschistsichen Arbeit gefördert zu werden.

    Sowohl die Notwendigkeit der Bündnisse als auch die Abwehr von Kritik an der Antifa wird von Marquardt also mit dem Hinweis auf Gegner – eigentlich: Feinde – abgelehnt, gegen die man zusammenstehen müsse. Das ist zu einfach.

    Es geht ja nicht darum, dass bei der Antifa alle gewaltbereit wären. Wichtig ist: Es gibt starke Gruppen, die politische Gewalt grundsätzlich als legitim erachten. Andere, die politische Gewalt nicht befürworten, verharmlosen sie zumindest – dafür gibt der von Leszek verlinkte graswurzel-Artikel Beispiele, aber auch Marquardts Text gehört selbst dazu. Es ist aber völlig illusorisch, und unehrlich, breite Bündnisse von Konservativen bis Linksaußen zu fabulieren, wenn der Schwarze Block dabei ist.

    Das wäre der eigentlich entscheidende Punkt: Anstatt sich auf die „Antifa“ (die amerikanische Konservative sich übrigens als sowas wie eine satanistische Sekte mit unbegrenzten Machtmitteln fantasieren) zu fixieren und zu überlegen, ob die denn nun insgesamt abzulehnen wäre oder nicht, muss die Ablehnung politischer Gewalt klar sein.

    Das bedeutet auch: Keine gemeinsamen Demonstrationen mit dem Schwarzen Block. Ich hab das oft gemacht, GERADE wenn ich wusste, dass der Schwarze Block dabei ist – weil ich dachte, es wäre wichtig, dass möglichst viele Menschen auf der Demonstration dabei sind, die eben nicht gewaltorientiert sind. Irgendwann hab ich es dann aber gelassen, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, dem Schwarzen Block mit seinem dämlichen martialischen Auftreten, seinem SS-Gedächtnis-Schaulaufen und seiner offenkundigen Sehnsucht nach gewalttätiger Eskalation irgendeine Legitimation zu verschaffen.

    Das heißt auch, dass es einfach nicht angeht, etwa die schwadronierende Gewaltgeilheit von „Feine Sahne Fischfilet“ kleinzureden – auch wenn man durchaus anerkennen kann, dass deren klare Position gegen Nazis in den kleinen ostdeutschen Städten, wo die auftreten, tatsächlich mutig ist. Weil jemand in EINEM Bereich etwas Gutes tut, ist sein Verhalten jedoch nicht notwendig in allen Bereichen okay – und wer Gewalt gegen andere propagiert, der hat sich als Bündnispartner erledigt, auch wenn er sonst gute Positionen vertritt.

    Ein weiterer großer Vorteil, von einer Ablehnung der Antifa auf eine Ablehnung politischer Gewalt umzustellen (und die ist heute, leider, nicht mehr selbstverständlich), ist natürlich, dass darunter dann sofort auch Gewalt von Rechten fällt. Komisch eigentlich, dass die generelle Ablehnung politischer Gewalt heute durchaus nicht mehr selbstverständlich ist – obwohl ihre Vorteile ja offensichtlich sind.

    • „Das bedeutet auch: Keine gemeinsamen Demonstrationen mit dem Schwarzen Block. Ich hab das oft gemacht, GERADE wenn ich wusste, dass der Schwarze Block dabei ist – weil ich dachte, es wäre wichtig, dass möglichst viele Menschen auf der Demonstration dabei sind, die eben nicht gewaltorientiert sind. Irgendwann hab ich es dann aber gelassen, weil ich einfach keine Lust mehr hatte, dem Schwarzen Block mit seinem dämlichen martialischen Auftreten, seinem SS-Gedächtnis-Schaulaufen und seiner offenkundigen Sehnsucht nach gewalttätiger Eskalation irgendeine Legitimation zu verschaffen.“

      Das bedeutet was? Habe ich richtig verstanden, daß Du „oft“ (was ich nicht ganz glauben kann, denn was ist oft? Wie „oft“ hast Du denn sonst demonstriert? Wann und wogegen? Mit anderen Worten, ich halte das „oft“ für reichlich unglaubwürdig.) über Dein Demonstrationsrecht von Radikalen entschieden lassen hast?

      • Oder habe ich Dich falsch verstanden und Du bist gerade wegen dem Schwarzen Blog (Antifa) erst recht zur Demo?

        Das frage ich dann nicht Dich, aber sollte man dann den Chemnitzern nicht auch solche Motive vorverurteilen?

        Sollen also über deren Demonstrationsrecht gerade ein paar Nazis bestimmen dürfen?

    • „Keine gemeinsamen Demonstrationen mit dem Schwarzen Block. Ich hab das oft gemacht, GERADE wenn ich wusste, dass der Schwarze Block dabei ist – weil ich dachte, es wäre wichtig, dass möglichst viele Menschen auf der Demonstration dabei sind, die eben nicht gewaltorientiert sind.“

      Hast Du die Demos in den 80ern mitgemacht?
      Da war es nämlich gar nicht so einfach, NICHT gewaltorientiert zu sein.

      Ich hatte mir über den Schwarzen Block nie wirklich ernsthaft Gedanken gemacht, bis zu der Protest-Demo wegen des Hamburger Kessels am darauffolgenden Donnerstag durch Hamburg.
      Wir rechneten alle mit viel Ärger und Blut, waren also sehr nervös, waren aber auch der Meinung, nach der offensichtlichen Grenzüberschreitung der Cops nicht widerstandslos zur Tagesordnung übergehen zu können.
      Damals fiel mir erstmals bewusst auf, dass der schwarze Block ein deutlich abgetrenntes Gebilde innerhalb einer Groß-Demo ist, mit mindestens 10 m Lücke vor und nach dem Block zu den anderen Demonstranten.
      Von diesem Block eskalierte regelmäßig die Gewalt – und ebenso regelmäßig wurden die Mitglieder von der Polizei nicht etwa herausgetrennt, sondern bewusst in die friedlichen Gruppen der Demonstration getrieben und beide zusammen dann vermöbelt.
      In den Medien hieß es dann immer verkürzend, dass die Demonstration „plötzlich“ gewalttätig wurde.

      Nach meinem Eindruck ließ die Polizei erst nach dem Hamburger Kessel von solchen Machenschaften zunehmend ab, also erst nachdem das Hamburger Wohlstandsbürgertum seine Kinder als „5. Kolonne Moskaus“ im Kessel wiederentdeckte.

  11. Antifa definiert sich, schon dem Namen nach, als „gegen etwas“, nämlich „Faschismus“, den zu definieren, ist aber alles andere als einfach, weshalb die meisten „Antifa“-Gruppen einfach nur billiges Werkzeug sind. Hirnlose Trottel, die auf jeden losgehen, den eine Szenegröße als „rechts“ vorgibt. Wie bei den Intersektionalen auch, geht es da viel um Selbstaufwertung und virtue signalling, was dazu führt, dass die immer extremer werden. Argumentativ erreichbar sind die meisten erfahrungsgemäß nicht mehr.

    Da sie den Rechtsstaat nicht akzeptieren, bewusst Recht brechen, politische Opposition einschüchtern, Gewalt anwenden, linke Demos unterwandern usw. zähle ich sie zu den Kräften die „stets das Gute wollen und das Böse schaffen“. Wer Recht bricht, schafft die Legitimation für den Gegner, es gleich zu tun…

  12. „Was fällt dir zum Thema Antifa ein?“

    Ich war zweimal auf einer Antifa-Demo, bzw. genaugenommen dreimal, wenn man eine Frauentagsdemonstration, die eine hohe personelle Überschneidung damit aufwies, mitrechnet.

    Zur ersten Demo ging es mit komfortabel ausgestatteten Reisebussen in ein thüringer Nest (ich habe gerade vergessen, welches), in dem Flüchtlinge einquartiert waren. Die örtlichen Bürger hatten irgendeinen rechten Fackelzug dagegen veranstaltet, und die Linken gedachten nun, Flüchtlinge, Bürger und Politiker an einem runden Tisch zur Diskussion zusammenzubringen, um die Situation zu entspannen HAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA

    „…und wenn die Bullen uns durchsuchen, müssen wir unsere Sachen auf einen Haufen werfen, damit sie die Taschen nicht zuordnen können!“ Die warnfarbbeschopfte Tumblrina, die uns für die Demo instruierte, schien sich wie einen Partisanenkommandantin zu fühlen, die ein entscheidendes Gefecht vorbereitet. Die Vorstellung, dass wir uns in äußerste Gefahr begäben, um die gute Sache gegen einen übermächtigen Gegner zu verteidigen, schien ein beträchtlicher Teil der Aktivisten erfolgreich bei sich aufrechterhalten zu können.

    In dem Städtchen angekommen, formierte man sich zu einem langen Krawallzug, der mit Polizeischutz außen herum durch die Gassen trabte, wobei eine schepprige Sorte von EDM aus einem Lautsprecherwagen dröhnte und die Antifas „Hoch die antinationale Solidarität!“ u.ä. skandierten. Den Bürgern, die aus den Fenstern sahen, bot sich mit anderen Worten das Bild, dass diejenigen, die sich auf die Seite der Flüchtlinge stellten, schwarzvermummte, aggressive, brüllende, lärmende Individuen waren. Himmel: Wie merkbefreit kann man eigentlich sein?? Wenn es darum, ging, den Flüchtlingen einen Bärendienst zu erweisen, waren die Antifas fraglos Experten.

    Ich sah mit meinem atypischen Kleidungsstil — Sakko, Hemd, Stoffhose — vermutlich wie ein zufällig hineingeratener Außerirdischer vom Planeten Bülthungsbyrgerthum aus, oder eher — was wohl die meisten glaubten — ein sympathisierender Professor, der sich mal anschauen wollte, wie die wackere Jugend gegen die Rechten kämpft. „Manche von den Bullen sind vielleicht ganz nette Menschen!“ bemerkte ich zu einem Aktivisten, der neben mir lief. „Hm. Hm-hm-hm. Ja. Nun. Sind auch alles Individuen, doch-doch“ grummelte er wenig überzeugt zurück.

    Der einzige Ausländer, den wir während der ganzen Aktion zu Gesicht bekamen, war ein geschätzt 130 kg schwerer Klischeetürke, der in fleckigem T-Shirt und Trainingshose am Straßenrand umherschusselte und sich abwechselnd mit seinem Smartphone beschäftigte und mäßig amüsiert zusah.

    Zum Schluss schien es einigen der Teilnehmer nicht zu gefallen, dass gar keine Gewalt aufkommen wollte, weswegen sie gegen die „Bullen“ andrängelten. Es gelang jedoch nicht, eine Eskalation heraufzubeschwören.

    Die zweite Demo führte uns nach Dresden, wo man ein „Zeichen gegen Nazis setzen“ wollte. Luxuriöse Reisebusse (sofern ein Bus wirklich luxuriös sein kann: ich habe da meine Zweifel, da ich reisebussophob eingestellt bin) trugen uns zu unserem Ziel. Es war an diesem Tag empfindlich kalt, schneidender Winterwind schüttelte rote und schwarze Fahnen, zwischen denen sich auch ein orangefarbener Wimpel der Ponypartei zeigte. Fröstelnd standen die Aktivisten herum und warteten auf den Anpfiff. Ich lobte mir indes eine Art Feldküchenfahrrad, mit dem jemand herumfuhr und heiße Suppe verteilte.

    Schließlich trottete der Demonstrationszug los, wobei einige TV-Kameras zusahen. Der Umzug war größtenteils ereignislos, vielleicht, weil die Kälte jeglichen Abenteuergeist erstarren ließ. Ich unterhielt mich mit dem DJ, der für die Erzeugung der linkentypischen Schepper-EDM zuständig war, darüber, wie man sich am besten die Fähigkeiten eines DJs aneigne, er empfahl hierzu diverse freie Software.

    Unterwegs fiel mir vor allem auf, dass der Umzug, über dem Hammer und Sichel und ähnliche Symbole flatterten, kaum jemanden enthielt, der mit solchen Werkzeugen umzugehen verstand: Es waren gefühlt zu 90% Studenten. Die einzigen Proletarier weit und breit waren ein Trüppchen Bauarbeiter, die genervt von ihrem Gerüst herabblickten.

    Auf der Heimfahrt unterhielt ich mich mit einer älteren Kommunistin, der die „Ausplünderung der Trikont-Länder für die kapitalistische Industrie“ und im Gegenzug die „Flutung dieser Länder mit giftigem Abfall“ gewaltige Kopfschmerzen und Seelenpein zu bereiten schienen. Ich wies darauf hin, dass der Einmal-Durch-Stoffkreislauf, wie er heute praktiziert werde, kein Sine qua Non moderner Industrie sei, Wissenschaftler würden bereits an Technologien forschen, um in geschlossenen Kreisläufen zu arbeiten, nötig hierfür seien jedoch extreme Energieflussdichten zum Betrieb von Plasmafackeln und Massenspektrografen mit hohem Stoffdurchsatz. Diese mir bemerkenswert scheinende Tatsache rief bei der Dame nur ein gequältes Seufzen hervor. Es ist eben nun mal bei Linken — insbesondere bei Linken über 40 — allerstrengstens verboten, irgendetwas hoffnungsvoll und optimistisch zu sehen.

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    An Unterhaltungswert schlug jedoch nichts die Frauentagsdemo in Berlin, deren Teilnehmer zu nicht unbeträchtlichem Anteil mindestens Antifa-nah waren.

    Auf der Hinfahrt in edlen Karossen mit Klimaanlage und Polstersitzen flößte ich einer Tumblrina, die neben mir saß, nahezu posttraumatische Belastungsstörungen ein, indem ich eine Wurst herausholte und zu speisen begann — sie war tiefüberzeugte Kampfveganerin.

    In Berlin stießen wir zu einer umfangreichen Armee von Tumblrinen, Warnfarbschöpfchen, Herren mit Halsbart und fragwürdig gewählter Garderobe und allerlei noch befremdlicheren Gestalten. Dazwischen flammten die roten Regenschirme der Sexworker-Bewegung. Ich vermutete, dass sich unter diesen Schirmen die wahrscheinlich rationalsten Teilnehmer der Veranstaltung befanden. Am Rande schob ein charakteristischer berliner Straßenprophet sein mit handgemalten Schildern behängtes Fahrrad, es ging ihm um „sofortige Beendigung jeglicher Tiernutzung“. Da ich bereits mein Soll an bösen Taten für diesen Tag erfüllt hatte, verzichtete ich auf genüsslichen Schnitzelbrötchenverzehr in seinem Gesichtskreis.

    Im Laufe des Tages kamen die Berliner in den Genuss, einen endlosen Heerwurm von roten, neongrünen, blauen, violetten, ultravioletten, vielleicht vereinzelt sogar gammastrahlenden Schöpfchen bewundern zu können, der sich durch die Hauptstadt wand. Einer schien so begeistert, dass er auf seinem Balkon ein Feuerwerk zündete. Dann und wann pausierten wir, damit Aktivistinnen von einem Lautsprecherwagen Judith-Butler-Zitate vorlesen konnten, wobei sie öfters ins Stolpern kamen, wofür man angesichts des katastrophalen Schreibstils dieser Autorin nur Verständnis haben kann.

    Zum Schluss entschloss ich mich, die Armee der SJWs anzuführen, wofür ich mich an der Spitze des Zuges postierte. „Weg da, hier ist Grrrlz-only-Zone!“ grrr’te eine Tumblrina. „Ich bin aber weder männlich noch weiblich, mein Geschlecht ist ein ganz anderes!“ sagte ich, weil mir das gerade so einfiel. Wow, da wurden die Augen der Tumblrina herzförmig! „Cool! An die Spitze mit dir! Werde laut, zeig’s dem Patriarchat!“ So ging es mit mir vorneweg auf zum Rosa-Luxemburg-Platz. Die Tumblrina bemerkte: „Du musst verstehen, wir haben in letzter Zeit furchtbaren Stress mit sexistischen Mackertypen gehabt, deshalb sind wir auf der Hut.“

    Auf dem Rosa-Luxemburg-Platz, zwischen Theater und Parteibüro der Linken, fand die Abschlusskundgebung statt. Sookee, ihres Zeichens feministische Rapperin, gab einige Protestsongs zum Besten. Ich fand, Sookee ähnelte am ehesten einer netten kleinstädtischen Sozialarbeiterin. Man würde sie ohne mit der Wimper zu zucken als Babysitterin beschäftigen. Die Songs waren brav, bieder geradezu, und hatten, soweit ich das als Nicht-Gangsta beurteilen kann, keinen sonderlich guten Flow.

    Unter den Aktivisten im Gedächtnis geblieben ist mir übrigens vor allem Markus, ein Student, dessen Kleidungswahl — rosa Kleidchen und Stöckelschuhe — mich auf eine Transperson tippen ließen; Markus ließ sich jedoch als ein „er“ anreden. Er schien wohl zu denken, durch sein Outfit gegen das cisheteronormative Patriarchat zu kämpfen. Vielleicht gelang ihm das wirklich. Man müsste das Patriarchat mal fragen, ob es immer dann, wenn Markus seine Stöckelschuhe anzieht, Hexenschuss bekommt und ganz laut „Au! Au! Au!“ ruft.

    Man brachte mir dieses „Simone de Beauvoir/sagt Gott bewahr!“-Lied von Nina Hagen bei. Ich würde gerne mal ein Hatsune-Miku-Cover davon sehen.

    Insgesamt hatte ich bei diesen Veranstaltungen durchaus Spaß, allerdings nicht so viel, wie als ich im Grundschulalter mit Schulkameraden Geheimdienst spielte. Letzteres nahm ich ernst, bei der Antifa fällt mir das irgendwie schwerer.

  13. Ich wäre ja schon mal ganz glücklich über eine Definition des Begriffes „Faschismus“, so als Ausgangspunkt. Ich hab da noch nie was halbwegs schlüssiges gelesen.

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