Einige der am beständigsten festgestellten Ergebnisse in der Psychologie

 

Sind Ostdeutsche eine marginalisierte Minderheit?

Bekanntlich übersehen Privilegierte ja gerne, dass sie privilegiert sind. Hier möchte ich einmal die These darstellen, dass Ostdeutsche gegenüber Westdeutschen eine marginalisierte Minderheit sind und insofern wegen ihres „ostseins“ abgewertet werden:

Bekanntlich funktioniert Diskriminierung über Macht und Vorurteile.

1. Macht

Demnach müsste also geschaut werden, ob die „Wessis“ Macht haben und die „Ossis“ nicht.

Dafür spricht einiges. Denn natürlich sind im Bundestag auch mehr Wessis (nur 14 Ossis), in Firmen sitzen mehr Wessis in wichtigen Positionen, die Ossis arbeiten länger und erhalten einen niedrigeren Lohn:

Die Spaltung am Arbeitsmarkt halte auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Wende an, sagte Linke-Sozialexpertin Sabine Zimmermann. „Die Bundesregierung hat sich offensichtlich mit einem Sonderarbeitsmarkt Ost abgefunden. Das ist nicht akzeptabel.“

Ein wesentlicher Schlüssel für eine Angleichung sei eine Stärkung der Tarifbindung im Osten. Niedrigstlöhnen und prekärer Beschäftigung müsse deutschlandweit der Kampf angesagt werden, unter anderem durch eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro die Stunde, forderte Zimmermann.

Im Schnitt am längsten gearbeitet wurde 2017 der Statistik zufolge in Thüringen mit 1371 Stunden. Es folgen Sachsen-Anhalt mit 1362 Stunden und Mecklenburg-Vorpommern mit 1353 Stunden je Arbeitnehmer. Am wenigsten Arbeitsstunden waren es in Nordrhein-Westfalen (1261), im Saarland (1259) und in Rheinland-Pfalz (1255).

Als Ursachen für Unterschiede gelten unter anderem tarifliche Regeln. Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden hatten im Westen noch acht Prozent der Tarifbeschäftigten, im Osten aber 40 Prozent, wie eine Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von 2017 ergab. Einfluss haben etwa auch die Zahl der Feiertage und der Anteil von Vollzeit, Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung.

Bei Löhnen und Gehältern je Arbeitnehmer war Hamburg mit 40.771 Euro brutto im vergangenen Jahr der Spitzenreiter. Es folgen Hessen (37.832 Euro) und Baden-Württemberg (36.786 Euro). Am wenigsten verdienten Arbeitnehmer demnach im Schnitt in Mecklenburg-Vorpommern mit 27.520 Euro, Sachsen-Anhalt (28.607 Euro) und Brandenburg (28.715 Euro).

Zwar ist ein Ossi Bundeskanzler, aber Frauen sind ja auch eine marginalisierte Minderheit, das ist also nicht so stark zu gewichten.

Ossis sind also nahezu von allen Positionen der Macht abgeschnitten, die Wessis machen die Regeln und setzen diese um. Ihre Gehaltsunterschiede sind sogar größer als bei den Frauen, so verdient ein Ossi in Meck-Pom nur 67% des Einkommens eines Hamburgers, also nur etwa 2/3. Und man darf annehmen, dass das, wenn man Einkommen an sich und nicht nur die Löhne an sich sieht, sogar noch größer ist.

Ossis sind also im wesentlichen machtlos, der Gnade der Wessis ausgeliefert.

Das wird natürlich auch daran deutlich, dass deren Regeln und Institutionen nahezu vollständig durch westliche Regeln und Institutionen ersetzt worden sind und damit die gesamte Ostdeutsche Kultur ausgelöscht wurde.

Das Problem dürfte sogar noch dadurch verschärft werden, dass viele wichtige Positionen bei der „Wende“ schlicht durch Wessis besetzt worden sind, die ihr Westprivileg da voll ausspielten.

b) Vorurteile

Zu den Vorurteilen hier eine interessante Schilderung eines Betroffenen:

Es gibt Leute, die sagen: „Wir Westdeutschen haben die DDR besiegt!“ Das ist ein tief sitzendes Gefühl der Überlegenheit. Ich war vor einiger Zeit in einem Comic-Laden in Hamburg und bekam mit, wie sich zwei Frauen über Ostdeutschland unterhielten. „Die sind doch alle Nazis da drüben“, sagte die eine. Ich habe diese Frauen angesprochen und ihnen gesagt, dass wir uns hier gar nicht vorstellen können, wie es ist, wenn ein Land von einem Tag auf den anderen verschwindet, inklusive der Arbeitsplätze und all dessen, was den Alltag ausgemacht hat.

Unvergessen auch diese Schmähung:

Gabi meine erste Banane

Gabi meine erste Banane

Selbst bevor die Westler die Macht im Osten übernommen haben, machte man sich schon über Ossis lustig:

Und hier etwas, was ganz klar die Privilegierung und die Vorurteile zeigt:

Eine Umfrage ergab immerhin, dass 30 % der Deutschen glauben, dass Ossis zu viel jammern, Wessis nur 17%. Eine andere Befragung beweist: Zwar denken noch 66 % der Ostdeutschen geteilt, aber 78 % der Westdeutschen sehen nicht mehr die Wessis und Ossis. Es gibt also noch Hoffnung, dass 25 Jahre nach der Einheit trotz aller Klischees zusammenwächst, was zusammengehört!

Der Ossi kritisiert berechtigterweise, dass der Wessi ihn marginalisiert und der Wessi tut es eben als „Gejammer“ ab und führt dann noch an, dass er „keine Zonenzugehörigkeit mehr sehe„. Ähnlich wie der Ausspruch keine Rasse mehr zu sehen entwertet das natürlich den Struggel der Marginalisierten und kann so eben auch nur Privilegierten passieren.

3. Was folgt daraus

Wessis müssen demzufolge natürlich ihre eigene Privilegierung hinterfragen und Ostdeutschen wesentlich mehr Raumzugestehen und ihnen insbesondere zuhören. Sie dürfen ihre Entscheidungen nicht kritisieren und hinterfragen, denn nur die Marginalisierten wissen, wie sich die Marginalisierung auswirkt und wie man sie bekämpft.

Gerade ist wieder eine Zeit angebrochen, in der Wessis ungehemmt ihren Privilegien frönen und über Westdeutsche herziehen. Diese Zurschaustellung von Privileg macht einen traurig. Sofern Gewalttaten von Ostdeutschen angesprochen werden wäre das natürlich auch nur ein Wehren gegen ihre Unterdrückung. Es ist verständlich, wenn Unterdrückte irgendwann die beständigen Zurücksetzung nicht mehr ertragen und dann entsprechend reagieren. Folge kann nur sein, dass man seine eigenen Privilegien hinterfragt und sich nicht über berechtigte Wut aufregt!

 

(*Nein, ich denke nicht, dass die Privilegientheorie und Deutungshoheit gut funktionierende und damit anzuwendende Theorien sind. Aber sie lassen sich sehr gut auf Ostdeutsche übertragen und dann könnte man damit so ziemlich alles entschuldigen („die Flüchtlinge wurden gegen den Willen der Ostdeutschen von Westdeutschen bei ihnen abgesetzt etc“) und Kritik abwerten. Warum sind Ossis insofern anders zu behandeln als andere Minderheiten ohne Macht)

 

„Männerhassender Feminismus ist kein Feminismus“

In Diskussionen mit weniger radikalen Feministinnen kommt immer wieder das Argument, dass die männerhassenden Feministinnen eben keine Feministinnen seien.

Also ein klassischer „no true Scotsmen

Natürlich ist es löblich, wenn deutlich gemacht wird, dass der eigene Feminismus nicht dafür steht. Aber diese Haltung bringt viele Probleme mit sich:

  • sie verleugnet die tiefgreifenden Probleme im Feminismus und die Verbreitung des Männerhasses dort
  • sie verkennt, dass der Männerhass eben gerade nicht ein Einzelfall ist, sondern üblicherweise das Produkt einer Betrachtung des Verhältnisses der Geschlechter als Nullsummenspiel, bei dem Männer die Macht haben und sie Frauen daher vorenthalten, und daher natürlich die Bösen und damit hassenswert sind.
  • sie verkennt auch die daraus folgende tiefe Verwurzelung in vielen Feministischen Theorien, gerade den vorherrschenden intersektionalen Feminismus, in dem alle potenziellen Diskriminierungsmerkmale wie Rasse, Geschlecht sexuelle Identität in Personen mit Macht und solche ohne Macht eingeteilt wird wobei die Personen mit Macht den anderen etwas wegnehmen und Privilegiert sind und damit geradezu zu Hass, mitunter verkleidet als „Wir hassen nicht euch, sondern nur, dass ihr als Gruppe einfach absolut böse seid, das auch nicht wirklich ablegen könnt und beständig diesen Fluch entgegensteuern und euch entschuldigen müsst, damit wir euch nicht hassen“

Letztendlich wird Leuten, die einen besseren Feminismus wollen nichts übrig bleiben als sich diese Probleme einzugestehen und ihnen massiv entgegen zu arbeiten statt sie zu leugnen

Wie erreicht man die Unzufriedenen? #Chemnitz

Gerade sind die Vorfälle in Chemnitz in den Medien.

Hier eine kurze Zusammenfassung:

In der Nacht zu Sonntag kam es laut Polizei am Rande des Chemnitzer Stadtfestes gegen 3.15 Uhr „zu einer tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalitäten“. Dabei wurden drei Männer im Alter von 33, 35 und 38 Jahren schwer verletzt. Der 35-Jährige erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Polizei fasste zwei Männer, die vom Tatort geflüchtet waren. Spekulationen in den sozialen Netzwerken, wonach der Auseinandersetzung die sexuelle Belästigung einer Frau vorausgegangen sein soll, wies die Polizei am Sonntag zurück.

Das Amtsgericht Chemnitz hat Haftbefehle gegen einen Syrer und einen Iraker wegen gemeinschaftlichen Totschlags erlassen. Die beiden Männer sollen „ohne rechtfertigenden Grund“ mehrfach auf den 35 Jahre alten Mann eingestochen haben, teilte die Behörde mit. Die Ermittlungen zum Tatmotiv und Ablauf der Tat dauern an.

Bei dem Toten soll es sich um einen 35-jährigen Tischler aus Chemnitz mit kubanischen Wurzeln handeln.

Im folgenden rief dann wohl die AfD und weitere, wohl auch rechtsradikale Gruppen zu Demos auf. :

Dem Aufruf der AfD folgten zunächst nur rund 100 Menschen. Es blieb friedlich. Gegen 16.30 Uhr versammelten sich laut Polizei dann rund 800 Menschen am Karl-Marx-Monument. Wenig später setzte sich die Gruppe in Bewegung und zog „quer durch die Innenstadt“. Dabei kam es auch zu Flaschenwürfen in Richtung der Polizeibeamten. Auf Videos ist zu sehen, wie Migranten von Personen aus der Masse heraus attackiert werden. Zu hören sind Rufe wie „Wir sind das Volk“, aber auch rechte Parolen wie „Deutsch, sozial, national“. Aus Sicherheitsgründen war zuvor das Stadtfest abgebrochen worden.

In den sozialen Medien ging es dann hoch her:

Auf der einen Seite: „Messerimmigration verhindern“ oder „wir müssen uns wohl von noch Nicht-So-Lange-Hier-Lebenden abstechen lassen“.

Auf der anderen Steie „Nazis auf die Fresse hauen“, „mit Nazis redet man nicht“ und „wie viele Nazis hast du heute gehauen?“

Es soll Hetzjagden durch die Stadt gegeben haben, viele Journalisten beschrieben die Situation als äußerst beunruhigend und waren wohl später froh wieder ohne Schäden nach Hause gekommen zu sein. Insgesamt wurde das Bild einer Stadt außer Rand und Band, quasi im Bürgerkrieg, ein Aufmarsch der Nazis, gezeichnet.

Ich schrieb bei Twitter:

Und:

Das ist auch der Punkt, den ich wirklich interessant finde: Im Osten scheint die Stimmung teilweise sehr radikal zu sein, die AfD erzielt erstaunliche Ergebnisse und die anderen Parteien scheinen sich aber auch nicht wirklich um den Osten zu bemühen oder jedenfalls empfindet man es dort in großen Teilen so.

Gleichzeitig scheinen mir beide Seiten ein extremes Feindbild zu bedienen.

Das einen sind die „Gutmenschen“ und die „vergewaltigenden und mordenden Flüchtlinge, denen alles nachgeworfen wird“ bzw die Linksextremen, die auch nur auf Krawall aus sind und vor denen man das Land schützen muss

Und auf der anderen Seite Nazis, die man radikal bekämpfen muss und die jenseits von Gut und Böse sind und mit denen jedes Gespräch sinnlos ist, weil sie eben böse sind, ohne auch nur im geringsten irgendwie von etwas anderem als Hass getrieben zu werden.

Natürlich löst man keine Probleme, wenn die Extremen sich untereinander prügeln oder wenn man bei der anderen Seite schlicht das Böse sieht, was sich in bestimmten Personen manifestiert.

Mir scheinen die Grundlagen für die Stimmung im Osten, die das begünstigen, könnten diese hier sein:

  • der Osten/gerade arme Leute fühlen sich vernachlässigt
  • der Osten/gerade arme Leute haben das Gefühl, dass die Leute die Outgroup eher fördern als die Ingroup und vermissen Solidarität, die sie aus ihrer Sicht benötigen
  • die Leute haben dann noch das Gefühl, dass die Bevorzugung  der Outgroup Leute belohnt, die das nicht verdient haben, undankbar sind und nichts zurück geben, klassische Trittbrettfahrer eben, und das diese der Kritik entzogen werden und Verfehlungen klein geredet werden.
  • Sie haben das Gefühl, dass diese im Gegenzug keine Demut oder Dankbarkeit zeigen, sondern die Ingroup sogar zum Feind erklärt haben (Ungläubige) und selbst keine Bemühungen vornehmen sich anzupassen (das aber im Gegenzug fordern)
  • Sie haben das Gefühl, dass diese Unterstützung der Leute aus der Outgroup stark übertrieben wird (Neubauten zum Erstbezug, hohe Zahlungen)
  • Sie haben das Gefühl, dass das den Leuten wichtiger ist, Virtue Signalling zu betreiben und dafür die In-Group zu „verraten“, weil Flüchtlinge da in der Hinsicht besser für geeignet sind als der Osten
  • Flüchtlinge

Vor der Flüchtlingskrise hatten die Leute ähnliche Gefühle, nur gab es eben den Sündenbock Ausländer noch nicht. Deswegen haben die Leute eher Parteien wie erst die PDS und dann die Linke gewählt, die als Vertreter des kleinen Mannes und „Ostbezogen“ galten. Jetzt, mit den Flüchtlingen als Sündenbock, kann eine Identitätspolitik von Rechts auch gut Fuß fassen, indem sie den Leuten das Gefühl gibt, dass gerade für die „Anderen“ plötzlich Geld da ist, aber eben nicht für die „eigenen“.

Diese Sorgen müsste man in irgendeiner Form ansprechen, wenn man die Bürger abholen will. Man müsste evtl das Gefühl vermitteln, dass auch für sie etwas getan wird und das die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt überschritten hat etc.

Oskar Lafontaine schreibt auf Facebook

Alarm: SPD und AfD bei 17 Prozent!

Das Emnid Institut hat für SPD und AfD zum ersten Mal einen Gleichstand, eine Wählerzustimmung von 17 Prozent gemessen. Jetzt reden viele wieder darüber, woran das liegt. Die Antworten, die gegeben werden, sind in der Regel falsch. Auch die naheliegende Antwort, die Zuwanderung vieler Menschen sei die wichtigste Ursache für den Aufstieg der rechten Demagogen. Daran ist allerdings richtig, dass Arbeitnehmer und Arbeitslose nur den Kopf schütteln, wenn auch Politiker, die sich zur Linken zählen, die aus der Zuwanderung resultierende Lohn- und Mietkonkurrenz einfach leugnen.

Die Hauptursache des Aufstiegs der AfD ist aber der von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen zur verantwortende Sozialabbau der letzten Jahre. Unsichere Arbeitsplätze, niedrige Löhne, sinkende Renten und Kürzungen bei den sozialen Leistungen haben zu einer latenten Wut der Millionen geführt, die davon betroffen sind. Nach einer Untersuchung des DIW haben 40 Prozent der Deutschen heute weniger Einkommen als in den 90er Jahren. Diese Verlierer der neoliberalen Politik haben schon nicht verstanden, warum für die Rettung der Banken von einem Tag auf den anderen mehrere Hundert Milliarden zur Verfügung standen, während man ihnen eine bescheidene Erhöhung der sozialen Leistungen, der Renten und der Löhne, mit dem Argument, das Geld sei nicht da, verwehrte. Als die vielen Flüchtlinge kamen, verstärkten sich Enttäuschung und Zorn auf die etablierten Parteien, weil sofort Milliarden bereitgestellt wurden, um die Flüchtlinge zu versorgen und mit der Integration zu beginnen, während immer noch kein Geld da war, um das tägliche Leben der Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen, der Arbeitslosen und der Rentner zu verbessern.

Die eigentliche Ursache des Aufstiegs der AfD ist also die Agenda 2010 mit dem Sozialabbau, der Lohndrückerei und den Rentenkürzungen. Solange die SPD das nicht begreift und sich einbildet, bescheidene Korrekturen, wie die Einführung eines Mindestlohns, der zu millionenfacher Altersarmut führt, würden die abgewanderten Wähler zufrieden stellen, ist ihr Niedergang unaufhaltsam.

Wer nicht hören will muss fühlen, sagt das Sprichwort. Auf ihre ehemaligen Wählerinnen und Wähler hört die SPD schon lange nicht mehr.

Das scheint sich zumindest in Teilen mit dem zu decken, was ich oben schrieb.
Allgemein scheint ja der klassische Arbeiter, der Arme, für die Politiker immer uninteressanter zu werden. Er ist ja auch in Deutschland meist ein „weißer Mann“, was in der linken Politik eine Gruppe ist, bei der der Einsatz für diese keine besonderen Punkte gibt.

Letztendlich wird sich die Politik aber diesen Gruppen wieder zuwenden müssen, wenn sie nicht schlicht Anteile an andere Parteien verlieren will, die das dann aufgreifen.

Auch Sigmar Gabriel scheint etwas in die Richtung machen zu wollen. Aus einem Artikel:

Die Unterscheidung zwischen mehr und weniger sinnvollen Ausgaben sollte auch in der Flüchtlingskrise gemacht werden. Doch nun droht sie ausgerechnet durch die Sozialdemokraten verwischt zu werden: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel fordert ein „Solidaritätsprojekt“ für die deutsche Bevölkerung, zu dem unter anderem die Einführung der Mindestrente gehören soll. Andernfalls drohe der Eindruck: „Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts.“

Der Artikel dann weiter:

Der von Gabriel vermittelte Eindruck ist falsch. Geld, das für Flüchtlinge ausgegeben wird, kommt durchaus auch anderen Teilen der Gesellschaft zugute.

Es wird von Migranten in die Läden getragen und belebt so den Konsum. Es wird in den Bau von Unterkünften gesteckt und nützt so heimischen Betrieben. Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds kann das Wachstum durch die zusätzlichen Staatsausgaben schon im kommenden Jahr um 0,3 Prozent höher ausfallen (Lesen Sie mehr dazu im aktuellen SPIEGEL). Auch von längerfristigen Investitionen profitieren Einheimische – etwa, wenn nach vielen Jahren des staatlichen Rückzugs jetzt wieder mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau gesteckt wird.

Natürlich würde das Geld genauso den Konsum beleben, wenn es nicht an Flüchtlinge ausgezahlt wird, sondern an Ostdeutsche. Insofern scheint mir dieser Einwand wenig sinnvoll zu sein. Und es wird Geld in den sozialen Wohnungsbau gesteckt, der Markt für Wohnungen ist aber gleichzeitig erheblich belastet, weil ja für die Flüchtlinge auch Wohnungen benötigt werden. Es dürfte er das Gefühl verstärken, dass man jetzt, wo es anderen zugute kommt, eben Geld ausgegeben wird.

„People of Color“ zu Rassismus gegen Weiße, White Privilege und White Guilt

Weil es in einer Diskussion mal ganz nützlich war hier eine Sammlung von Pocs, die sich gegen bestimmte intersektionale Theorien aussprechen:

(Weil ja immer das Argument kommt, dass man das als Weißer gar nicht bewerten könnte und daher den PoCs glauben muss)

Bitte gerne ergänzen

Anforderungen an Führungspersonen, hier beim Spiegel, und Agreeableness

Ein interessanter Artikel beleuchtet Führungspositionen beim Spiegel:

Brinkbäumers Kritiker sollen dem 51-Jährigen vorgeworfen haben, dass er die Reform des Hauses nicht mit der nötigen Willensstärke betreibe. Print- und Online-Redaktionen arbeiten beim «Spiegel» zwar enger zusammen als früher, aber es sind nach wie vor getrennte Welten mit unterschiedlichen Gehaltsstrukturen und Kulturen. Dazu kommt der Rückgang der Auflage. Gedruckte Medien verlieren überall Leser, aber beim «Spiegel» ist die Entwicklung dramatisch. Im zweiten Quartal lag die harte Auflage (Einzelverkauf plus Abonnements) nur noch bei rund 530 000 Exemplaren. Das entspricht einem Minus von fast acht Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Brinkbäumer habe Eigenschaften, die einen angenehmen Kollegen, aber nicht unbedingt einen guten Chefredaktor ausmachten, hört man aus der Redaktion. Der hochgewachsene Journalist sei im Umgang nett und sanft. Daran, dass er mal gebrüllt hätte, kann sich niemand erinnern. Wohl auch aufgrund solcher Eigenschaften hat sich Brinkbäumer lange in der zweiten Reihe der Chefredaktion halten können.

Jetzt weiß man natürlich nicht, ob es stimmt. Aber es passt wunderbar dazu, dass man ein gewisses Maß an „Disagreeablness“ braucht, um oben mitzuspielen bzw das dies eine sehr gewünschte Führungseigenschaft sein kann.

Das sie gerade beim Spiegel gesucht wird, der damit gewissermaßen eine gewisse „Toxische Männlichkeit“ fordert, hat eine gewisse Ironie

Religion als gutes Meme

Als Atheist und jemand, der davon ausgeht, dass die Evolutionstheorie keinen Raum für einen Gott lässt, der die Welt und den Menschen geschaffen hat, und der auch davon ausgeht, dass alle „Wunder“ eine rationale Erklärung haben, würde ich dennoch vertreten, dass Religion häufig sehr gute Memes bietet.

Damit meine ich nicht entsprechende Bilder sondern eher etwas auf der Grundlage der Memetheorie von Dawkins:

Religionen passen sehr zu unserem Denken und sind damit sehr verführerisch, was ihnen eine hohe Haltbarkeit gibt.

Zum einen geben einem Religionen einen festen Halt, ein Gut und Böse, wobei das Gute meist auf der eigenen Seite ist, wenn man nicht einer Religion folgt, die weniger auf Moral als auf Macht abstellt, die dann auch aus der „Bösen“ Seite folgen kann (aber natürlich damit gerechtfertigt werden kann, dass man überlegen ist).

Sie bedient häufig unser Bedürfnis Gründe zu erkennen, Sachen einen Sinn zu geben, sie erlaubt ein Verhandeln und Zwigespräche, wenn es eigentlich nichts zu verhandeln gibt („Bitte Gott, lass mich diese Klausur bestanden haben, dann werde ich in Zukunft ein guter Mensch sein.“)

Sie ordnet einen in eine Hierarchie ein, in der man über anderen steht, aber gleichzeitig auch einen „guten Herrscher“ hat, der an dem wohl von einem interessiert ist. Früher mögen sie auch die Bildung einer einheitlichen Meinung erleichtert haben und Regeln absolut gesetzt haben und Strafen für einen Verstoß gegeben haben, eine Instanz, die alles sieht und Fehlverhalten teuer macht. Dieser Prozess spielt denke ich in der heutigen Welt häufig eine geringere Rolle, aber im persönlichen mag die Vorstellung vielen helfen solches Verhalten für sie selbst lohnender zu machen und sich gut dabei zu fühlen.

Sie erlauben zudem ein gewisses Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.

Momentan treten immer mehr Funktionen von Gott zurück, weil die Wichtigkeit verschiedener Memes in ihrer Funktion zurückgeht. Wir haben eine vergleichsweise sichere Welt, die ihre eigenen Regeln vorgibt und umsetzen kann, ohne das wir einen strafenden Gott glauben.

Aber auch viele Atheisten werden in passenden Stunden schon mal den Gedanken an einen „Handel“ im Kopf gehabt haben, ein „Lass das gut gehen und ich werde dann was für dich/die Gesellschaft  tun“ an eine imaginäre Person oder ins nichts gesprochen. Es beruhigt einen vielleicht einfach, wenn man das Gefühl hat, dass man da noch etwas machen kann, dass es dann irgendwie ja gut gehen muss, weil man ja auch ein Gegenangebot dafür gemacht hat.

Das bedeutet nicht, dass ich Religionen plötzlich gut finde. Es erklärt aber, warum der Gedanke an etwas Übergeordnetes eine hohe Widerstandskraft hat