154 Gedanken zu “Julia Schramm – Redakteurin/Autorin der Antonio-Amadeu Stiftung

  1. Läuft wirklich häufig so ab.

    Man könnte ja auch sagen „für ein vereintes Europa/offene Grenzen/EIN Europa/ etc.“. Aber nö, lieber „Deutschland abschaffen, du scheiß Land, danke Bomber Harris, Deutschland weg“ UUNNNNDDDD dann natürlich noch als OPFA aufspielen, weil die Leute nicht vor freudiger, überschwänglicher Zustimmung im Dreieck springen.

    • @Matze

      Man könnte ja auch sagen „für ein vereintes Europa/offene Grenzen/EIN Europa/ etc.“.

      Selbst wenn man inhaltlich einigen Punkten zustimmt. Die Art und Weise, wie solche Leute etwas „vertreten“ lässt einen nur noch in die Kontra Position gehen.
      Das sind geborene Nörgler und Bullies. Sowas gibt es rechts wie links.
      Ihr Spiegelbild auf der anderen Seite ist in meinen Augen Danisch.
      Es ist witzig, dass die sich wahrscheinlich untereinander auch allergisch sind, aber ich hab Allergien gegen beide.

  2. Ich finde, sie wirkt auf der persönlichen Ebene nicht unsympathisch.

    Mir ist natürlich bewusst, dass sie selbst in der Vergangenheit andere Leute beleidigt hat und mit bekloppten Slogans aus dem Spektrum der antideutschen Linken in pubertärer Weise zu provozieren versucht hat.
    Auf der anderen Seite hat sie wohl aber tatsächlich – neben berechtigter scharfer Kritik – leider auch einiges an Beleidigungen und Drohungen erhalten, ich habe einige entsprechende Tweets selbst gelesen.

    Mag sein, dass das zu der doppelten Absurdität beigetragen hat, dass sie zur Zeit als Referentin für „Hate Speech“ tätig ist.
    Doppelt absurd, weil sie in der Vergangenheit selbst Aussagen produziert hat, die sich leicht als „Hate Speech“ klassifizieren ließen, andererseits, da sie als zeitweise der antideutschen Linken – die ja die postmoderne Political Correctness ablehnen – nahestehende Person jetzt in einem Bereich tätig ist, der sehr pc-lastig ist.

    Ich bin, wie schon häufiger erwähnt, kein Freund der Antideutschen. Ich bin traditioneller libertärer Sozialist und lehne viele Grundpositionen der antideutschen linken Strömung ab. Ich bin Antinationalist, kein Antideutscher. Aber zwei Dinge muss man den Antideutschen m.E. schon zugutehalten, einerseits haben sie dazu beigetragen dass das Phänomen eines Antisemitismus von links innerhalb der Linken stärker kritisch thematisiert wurde, andererseits sie die Antideutschen Kritiker der postmodernen Political Correctness, sie lehnen Gender-Feminismus, Critical Whiteness und Kulturrelativismus/Multikulturalismus ab und zumindest ein Teil ihrer pc-kritischen Analysen ist m.E. durchaus lesenswert.
    Gegner der Meinungsfreiheit sind die Antideutschen in diesem Sinne nicht.
    Ich fände es gut, wenn Julia sich stärker auf den pc-kritischen Aspekt der Antideutschen besinnen würde und den restlichen ideologischen und einseitigen Murks dieser Strömung ablehnen würde.

    Zu Julias Aussage zu Nationalstaaten:
    Auch ich bin als libertärer Sozialist Gegner von Nationalstaaten, aber ich bin auch Gegner des Kapitalismus. Und eine Schwächung der Nationalstaaten zugunsten von Europa würde in der derzeitigen Situation leider nur die Macht von neoliberalen Großkapitalisten und Superreichen über die europäischen Länder noch mehr stärken.
    Daher bleibt aus libertär-sozialistischer Perspektive m.E. nichts anderes übrig als langfristig zu versuchen die anti-kapitalistische, anti-staatliche und anti-nationalistische direktdemokratische Selbstorganisation der Menschen gegen die herrschenden ökonomischen und politischen Eliten zu fördern.

    In der jetzigen Situation aber politisch daraufhin zu wirken, die Nationalstaaten gegenüber Europa zu schwächen – ohne dass bereits potentielle basisdemokratische und föderalistische funktionale Alternativen zu Nationalstaaten in ausreichendem Maße aufgebaut wurden – stärkt leider nur das Großkapital
    Das möchte ich Julia zu bedenken geben.

    Ansonsten wünsche ich, dass sie keine Beleidigungen und Drohungen mehr erhält, sondern sachliche argumentative Kritik.

    • Drohungen usw. gehen in der Tat nicht. Aber es gibt einen unterschied zwischen „no borders“ und Antinationalismus auf der einen und „Deutschland verrecke“ und „Bomber Harris, do it again“ auf der anderen Seite.
      Gegen sachliche Kritik ist sie aber in Ihrer Filterblase gefeit, das was nun passiert halte ich dennoch für richtig. Es kann nicht sein, dass man Menschen wie ihr unwidersprochen die Definitionsmacht über Hatespeech überlässt. Es kann nicht sein, dass Antikommunismus auf eine Stufe wie Rassimus gestellt wird. Irgendwann ist das Maß voll. In einer Stiftung, die beauftragt wird, Hass im Netz entgegenzutreten, haben Extremisten nix verloren. Entweder die Amadeo Antonio Stiftung verliert da den Auftrag, oder sie muss sich von den radikalen Elementen trennen.

      • @ tom174

        „Drohungen usw. gehen in der Tat nicht. Aber es gibt einen unterschied zwischen „no borders“ und Antinationalismus auf der einen und „Deutschland verrecke“ und „Bomber Harris, do it again“ auf der anderen Seite.“

        Linker Antinationalismus und Antifaschismus sollten m.E. humanistisch-universalistisch fundiert sein.
        Eine Bejahung der Bombardierung deutscher Zivilisten in Dresden während des 2. Weltkrieges ist mit einer humanistisch-universalistischen linken Sichtweise m.E. nicht vereinbar.
        Das sehe ich also anders als die Antideutschen.

        „Gegen sachliche Kritik ist sie aber in Ihrer Filterblase gefeit,“

        Sachliche Kritik kann ja auch scharf formuliert sein, sie sollte aber ohne persönliche Beleidigungen und Drohungen auskommen. Du bist in deinen Kritiken ja auch stets sachlich.

        „das was nun passiert halte ich dennoch für richtig.“

        Dass es Proteste aus der Bevölkerung gegen Julia Schramm als Referentin für „Hate Speech“ gibt, ist schon richtig. Die Forderung, dass sie aus diesem Job entlassen wird, ist berechtigt.
        Ich halte aber trotzdem nichts davon, die notwendige Kritik an der aktuellen bekloppten Anti-„Hate Speech“-Kampagne primär zu personalisieren. Diese Anti-„Hate Speech“Kampagne wäre auch ohne Julia Schramm kritikwürdig.
        Es ist ja außerdem noch nicht mal klar, was sie zu dieser Kampagne überhaupt konkret beigetragen hat.

        „Es kann nicht sein, dass man Menschen wie ihr unwidersprochen die Definitionsmacht über Hatespeech überlässt.“

        Das sehe ich auch so und habe ihre Tätigkeit in diesem Bereich oben ja auch kritisiert.

        „Es kann nicht sein, dass Antikommunismus auf eine Stufe wie Rassimus gestellt wird.“

        Wo passiert das denn?
        Man sollte selbstverständlich weder Antikommunismus, noch Antilberalismus, noch Antikonservatismus auf eine Stufe mit Rassismus stellen.

        Ich persönlich bin allerdings der Ansicht, dass alle Hauptströmungen der politischen Philosophie (ich meine jetzt Liberalismus, Sozialismus, Konservatismus, Kommunitarismus und Poststrukturalismus) Teilwahrheiten beinhalten und halte diesbezüglich grundsätzlich nichts von undifferenzierten Anti-Haltungen.

        „Irgendwann ist das Maß voll. In einer Stiftung, die beauftragt wird, Hass im Netz entgegenzutreten, haben Extremisten nix verloren.“

        Ich lehne den „Linksextremismus“-Begriff als unwissenschaftlichen Kampfbegriff ab, bin aber Gegner der aktuellen Anti-„Hate Speech“-Kampagne, in der ich einen Schritt hin zur Abschaffung der Meinungsfreiheit vermute.

        „Entweder die Amadeu Antonio Stiftung verliert da den Auftrag, oder sie muss sich von den radikalen Elementen trennen.“

        Ich würde sagen: Entweder die Amadeu Antonio Stiftung macht eine vernünftige, nach allen Seiten hin ausgewogene Arbeit bezüglich des Themas „Hass im Netz“, die nicht ideologisch nur in eine bestimmte Richtung tendiert, keinen begründeten Verdacht erweckt sich gegen die Meinungsfreiheit zu richten und die darauf abzielt Menschen mit verschiedenen Weltsichten miteinander in einen konstruktiven Dialog zu bringen – dann ist mir egal, wer die Beteiligten an der Kampagne sind – oder die Stiftung produziert diesbezüglich einseitigen, dummen, regressiven, ideologisch verblendeten Müll, wie er in der aktuellen Kampagne zum Ausdruck kommt – dann wäre es wohl angebracht sich von den Verantwortlichen zu trennen und zwar unabhängig davon, ob diese nun „radikal“ sind oder nicht.

        Ich weiß aber nicht genau, für welche Aspekte der aktuellen bescheuerten Anti-„Hate Speech“ Kampagne nun die Amadeu Antonio Stiftung genau verantwortlich ist und für welche andere Institutionen/Organisationen verantwortlich sind. Erst Recht habe ich keine Ahnung, was Julia Schramm konkret zu dieser Kampagne beigetragen hat.

      • @ Tom

        „In einer Stiftung, die beauftragt wird, Hass im Netz entgegenzutreten, haben Extremisten nix verloren. Entweder die Amadeo Antonio Stiftung verliert da den Auftrag, oder sie muss sich von den radikalen Elementen trennen.“

        Ich verstehe die deutsche Obsession „mit radikalen Elementen“ nicht.

        Solange man sich nicht strafbar macht, indem man Leute beleidigt oder zu Straftaten auffordert, gilt die Meinungsfreiheit. Ob jemand privat Kommunistin ist oder CDU oder FDP geht niemanden was an.

        Was allerdings nicht geht, ist eine staatlich geförderte Zensurinstanz, die ohne rechtliche Grundlage Jagd auf „abweichende Meinungen“ macht.

        Das ist einem Rechtsstaat unwürdig und es ist auch eigentlich egal, ob diese schmutzige Arbeit von „Extremisten“ oder Langweilern gemacht wird.

        Frau Schramm ist eine Krawallnudel und das ausgerechnet sie ihr Geld mit Zensur verdient, ist nur das Sahnehäubchen auf dem eigentlichen Skandal und eigentlich ganz lustig.

        • hm. ich erwarte da aber schon Neutralität. Dass Julia an ihren Aussagen nichts Schlimmes findet, hat sie nun bekundet, wie können die dann von anderen schlimm sein?
          Sie kann gerne in irgendeiner demokratischen Partei sein, aber sie muss Hetze und Hass neutral erkennen können. Da scheitert sie imho. Einer Exstasi IM den Auftrag zu geben, Kommunikation zu überwachen, hat ebenso zumindest ein Geschmäckle. Finde ich ein komplett falsches Signal

        • Ich finde das ja auch alles voll grotesk. Aber eigentlich finde ich es ganz gut, dass das alles so offensichtlich parteilich ist.

          Ein „objektiver“ Anstrich würde den Angriff auf die Meinungsfreiheit nur aufwerten.

          „Hetze und Hass neutral erkennen können“

          beides sind vage Begriffe, die nicht rechtlich definiert sind. „Hass“ ist außerdem ein legitimes Gefühl, ich hasse IS-Terroristen, warum auch nicht? 😀

      • @ Max

        „Gilt die Anti-Nationalstaaten-Einstellung auch für Israel?“

        Im libertären Sozialismus werden alle Nationalstaaten abgelehnt – als Alternative zum Nationalstaat werden basisdemokratische Föderationen gesehen – keinesfalls wird der Staat Israel aber in besonderer Weise abgelehnt. Irgendeine Vorstellung der Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge bei der Abschaffung von Nationalstaaten gibt es nicht.

        Die Antideutschen sehen das hingegen so, dass Nationalstaaten zwar abgeschafft werden sollten, aber der israelische Staat dann als letzter.

        • „als Alternative zum Nationalstaat werden basisdemokratische Föderationen gesehen“

          „basisdemokratische Föderationen“ – Das sind dann natürlich keine Staaten…

        • Hatten wir ja alles schon – deine Basisdemokratie mit Räten, für jederzeit abgesetzt werden können ist sehr ineffektiv und deine Vermutung, das es dadurch groß anders wird fehlt die Grundlage.

          Sobald man da ins Detail geht und etwa mal nachfragt wie das konkret aussieht und wie sie Eigennutz Probleme nutzen kommt nichts mehr

        • @ Adrian

          „„basisdemokratische Föderationen“ – Das sind dann natürlich keine Staaten…“

          Wir nennen es jedenfalls traditionell nicht so.
          Ist mir persönlich aber eigentlich egal, ob das jemand als eine bestimmte Staatsform bezeichnet oder nicht – solange die libertär-sozialistischen Grundprinzipien und Organisationsstrukturen eingehalten werden.

        • Christian, Adrian, hört bitte mit diesem Hinterfragen auf. Leszek hat doch nun wirklich schon oft genug erläutert, dass er einen ganz speziellen Mein Sozialismus – Sozialismus vertritt, der sämtliche Fehler und immanenten Probleme anderer linker Ideologien ausschließt und das Paradies auf Erden bringen würde, wenn man ihn nur machen ließe.

        • „Leszek hat doch nun wirklich schon oft genug erläutert, dass er einen ganz speziellen Mein Sozialismus – Sozialismus vertritt, der sämtliche Fehler und immanenten Probleme anderer linker Ideologien ausschließt und das Paradies auf Erden bringen würde, wenn man ihn nur machen ließe.“

          Wenn da nur nicht die ganzen Konterrevolutionäre, Reaktionäre, Faschisten, Egoisten, Kapitalisten, Saboteure, Volksfeinde etc. wären…

        • @ Christian

          „Hatten wir ja alles schon – deine Basisdemokratie mit Räten, für jederzeit abgesetzt werden können ist sehr ineffektiv“

          So deine Behauptung. Ausgehend von den bisherigen historischen Erfahrungen und organisationssoziologischen Umsetzungen, die es zu diesem Modell gibt, sehe ich aber nicht, dass das stimmen würde.
          Ich war ja selbst schon Mitglied in Organisationen, die entsprechend organisiert waren und weiß aus der Praxis wie solche Organisationen funktionieren.

          „und deine Vermutung, das es dadurch groß anders wird fehlt die Grundlage.“

          Da besteht wie gesagt sogar eine persönliche Erfahrungsgrundlage, da ich beide Organisationsformen im Kontext politischer Organisationen schon kennengelernt habe.

          Darüber hinaus dürfte es aber eigentlich klar sein, dass unterschiedliche Modelle demokratischer Entscheidungsfindung jeweils Vorteile und Nachteile haben und dadurch eben auch spezifische Änderungen eintreten. Ansonsten müsste man die Vorteile und Nachteile verschiedener Formen demokratischer Entscheidungsfindung ja gar nicht diskutieren.

          Direktdemokratische Organisationsformen mit imperativem Mandat haben den großen Vorteil einer besseren Kontrolle von Machtpositionen. Sie sind in organisationssoziologischer Hinsicht besser dafür geeignet der Gefahr der Verselbständigung von Macht, Machtmißbrauchund Korruption entgegenzuwirken.

          Trotzdem bedeutet das nicht, dass die Bevölkerung im Kontext dieses Modells nun tagtäglich Versammlungen und Abstimmungen durchführen müsste, denn man kann den in die Föderationsräte gewählten Delegierten, die einem imperativen Mandat unterliegen, natürlich einen vorher klar bestimmten Entscheidungsspielraum zuweisen, so dass sich die Abstimmungen der Basis eben auf wichtige Dinge beschränken.

          „Sobald man da ins Detail geht und etwa mal nachfragt wie das konkret aussieht und wie sie Eigennutz Probleme nutzen kommt nichts mehr“

          In Wahrheit habe ich nicht nur einmal, sondern mehrfach deine Frage nach Eigennutz-Problemen beantwortet. Und zwar habe ich gesagt, dass hinsichtlich des Falles einer Kommune oder Region, die sich in Bezug auf andere Kommunen/Regionen klar schädigend verhält – das war ja das Beispiel – potentiell mehrere Sanktionsformen von Boykotten, Einstellung der Kooperation bis hin zu – im Extremfall – Interventionen mit Gewalt möglich wären.

          Darüber hinaus habe ich darauf hingewiesen, dass aber ohnehin alle Kommunen/Regionen in eine übergreifende Föderation mit rechtlich festgelegten Verantwortlichkeiten und Verbindlichkeiten eingebunden wären, die vorher direktdemokratisch von der Bevölkerung beschlossen würden.
          Es ist daher nicht klar, warum diese Form des Eigennutzproblems zu einem größeren Problem werden sollte als bei den heutigen politischen Strukturen.

          Und was Details allgemein angeht, so ist es weder möglich, noch sinnvoll alle Details einer Gesellschaftsordnung im Voraus zu planen, weil vieles erfahrungsgemäß eben am besten von den Betroffenen vor Ort oder durch Experimentieren gelöst werden kann.

          Sinnvoll ist es auf allgemeine Grundregeln und spezifische Organisationsvarianten zu verweisen, die ausgehend von den Forschungsbefunden zu direktdemokratischen Organisationsformen auf den verschiedenen Kulturstufen quer durch die Menschheitsgeschichte sich als funktional erwiesen haben.
          Libertäre Sozialisten haben ihre Vorschläge für Gesellschaftsmodelle stets auf der Grundlage der Sichtung und Auswertung des Forschungsstandes in Geschichtswissenschaft, Ethnologie und Soziologie entwickelt, was für direktdemokratische Organisationsformen es gab/gibt, wie diese funktionier(t)en usw. Das ist m.E. sehr sinnvoll.
          Komplexe Gesellschaften bis in die Details hinein am Reißbrett zu planen zu versuchen, ist hingegen unsinnig und hemmt nur die Kreativität der Menschen beim Finden von kontextspezifisch angemessenen Problemlösungen.

          • „Und zwar habe ich gesagt, dass hinsichtlich des Falles einer Kommune oder Region, die sich in Bezug auf andere Kommunen/Regionen klar schädigend verhält – das war ja das Beispiel – potentiell mehrere Sanktionsformen von Boykotten, Einstellung der Kooperation bis hin zu – im Extremfall – Interventionen mit Gewalt möglich wären.“

            Du verstehst aber, was das bedeutet? Das man eine obere Ebene haben muss, die das entscheidet. Die das Militär kontrolliert und vorhält. Ein Zentralkomitee eben. Und damit hat man Macht.

            Und es werden viele andere Machtpositonen entstehen, die man nur mit einer zentralen Stelle steuern kann.

            Nehmen wir nur mal die Stadt, die zB das Volkswagenwerk oder BASG hat und deren Bürger Millarden an Devisen verwalten. Entweder haben die enorme Macht oder man muss sie über eine mächtigere Institution einschränken, also einen Staat. Wenn die anderen Kommunen nur die Wahl zwischen „wir führen Gespräche oder wir üben Gewalt aus“ haben, dann klappt es eben nicht. Genau das gleiche mit sonstigen Projekten: Wo kommt die Müllkippe hin, wo das Atomkraftwerk, wo die Autobahn. Das ist in deinen separaten anarchistischen Einheiten schlicht nicht planbar und umsetzbar ohne ganz enorme Absprachekosten und das Dilemma, dass der, der sich zum schluss weigert, immer Zugeständnisse verlangen kann (oder man bringt schon wieder die Gewalt ins Spiel).

            Das naive ist denke ich die Auffassung, dass ein Kollektiv von Bürgern für das Allgemeinwohl handelt. Sie handeln erst recht für sich. Und man richtet deswegen die Bürger zwangsläufig gegeneinander. Nur dass es dann keine Kontrollgremien mehr gibt oder diese schlicht nur das Mittel „Gewalt“ haben. Was den Weg für das Recht des stärkeren und damit eine Diktatur öffnet.

            Alles was du bisher an Lösungen präsentiert hat, kann dieses Problem nicht lösen.

        • @ Adrian

          „Die da konkret wären?“

          – Direktdemokratisch von unten nach oben aufgebaute Föderationen mit Delegierten, die einem imperativen Mandat unterliegen, in politischer Hinsicht.
          – Basisdemokratische Vergesellschaftung der Produktionsmittel in ökonomischer Hinsicht
          – Ein kulturelles Wertesystem, das Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie und individuelle Freiheitsrechte bejaht und eine entsprechende Rechtsordnung in kultureller und rechtlicher Hinsicht.

          Aber das weißt du ja alles bereits.

        • „Du hast die Neoliberalen vergessen, die immer wieder die Linke unterwandern und deren Ideen missbrauchen, indem sie diese anwenden.“

          Stimmt, wie konnte ich die nur vergessen? Die USA muss man in diesem Zusammenhang natürlich auch erwähnen; die machen ja ständig all die schönen Sozialismusexperimente kaputt.

        • Leszek,

          die reine Lehre ist ein theoretisches Konstrukt. In der Praxis sind mehr oder weniger starke Abstriche zu machen, die sich aus der Psyche der Menschen heraus bedingen.

          Im Kleinen funktioniert es eigentlich sehr gut, aber die Randbedingungen sind halt dann eben: Maximale Größe von 50-100 Menschen, restriktives Onboarding, subtiles Ingrouping durch konspirative Mechanismen, keine wirkmächtigen externen Stressoren und keine nennenswerten internen Stressoren („ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb“)

          „– Direktdemokratisch von unten nach oben aufgebaute Föderationen mit Delegierten, die einem imperativen Mandat unterliegen, in politischer Hinsicht.“

          Löst keine Zielkonflikte sondern schafft nur einen Rahmen diese zu erörtern. Am Ende muss es bei einem Zielkonflikt aber dann halt doch eine Lösung geben. Sprich: Einen Verlierer.

          „– Basisdemokratische Vergesellschaftung der Produktionsmittel in ökonomischer Hinsicht“

          Ist Marx alter Schule und wirkt etwas angestaubt. Was sind denn in der modernen (Weit überwiegend tertiärwirtschaftlich) Gesellschaft „Produktionsmittel“? Computer und Telefon. Und soziale (berufliche) Netzwerke über die Wissen ausgetauscht wird. Wie möchtest Du die denn „basisdemokratisch vergesellschaften“?

          „– Ein kulturelles Wertesystem, das Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie und individuelle Freiheitsrechte bejaht“

          Stösst ja schnell an die Fragestellung: Wo enden individuelle Freiheitsrechte? Kann es individuelle Freiheit überhaupt geben wenn Kooperationen zwingend notwendig sind?

          Was nutzt z.B. das individuelle Freiheitsrecht, ein pinkfarbenes Kleid tragen zu dürfen, wenn man dafür dann aus dem Koopertions-Netzwerk exkludiert wird? 😉

          • „Was nutzt z.B. das individuelle Freiheitsrecht, ein pinkfarbenes Kleid tragen zu dürfen, wenn man dafür dann aus dem Koopertions-Netzwerk exkludiert wird?😉“

            Eben. Die Gemeinschaft kann in einer solchen Gesellschaft eben mit neuer Selbstverständlichkeit mobben.

        • „Du verstehst aber, was das bedeutet? Das man eine obere Ebene haben muss, die das entscheidet. Die das Militär kontrolliert und vorhält. Ein Zentralkomitee eben. Und damit hat man Macht.“

          Macht hat im Zweifel derjenige, der über Militär und Polizei verfügen kann. Interessant wird dies bei einem Konflikt zwischen Regierung auf der einen und Parlament (oder Verfassungsgericht) auf der anderen Seite: Auf wen hören die Generäle, wenn der Oberbefehlshaber etwas anordnet, was von einem Gericht verboten wurde?
          Stalin fragte einmal: Wieviele Divisionen hat der Papst? In diesem Sinne könnte man fragen: Wieviele Divisionen hat das Bundesverfassungsgericht (oder Leszeks Föderationsrat)?

          „Das naive ist denke ich die Auffassung, dass ein Kollektiv von Bürgern für das Allgemeinwohl handelt. Sie handeln erst recht für sich. Und man richtet deswegen die Bürger zwangsläufig gegeneinander. Nur dass es dann keine Kontrollgremien mehr gibt oder diese schlicht nur das Mittel „Gewalt“ haben. Was den Weg für das Recht des stärkeren und damit eine Diktatur öffnet. “

          Dieses Problem hat man in jedem Staat, auch in einer parlamentarischen Demokratie (vielleicht sogar noch mehr). Die Interessen der Abgeordneten sind nicht die der Bürger, und die Einflussmöglichkeiten sind eher gering ohne Volksabstimmungen. Kontrollgremien gibt es sicher auch in Leszeks System.

          • „Dieses Problem hat man in jedem Staat, auch in einer parlamentarischen Demokratie (vielleicht sogar noch mehr). Die Interessen der Abgeordneten sind nicht die der Bürger, und die Einflussmöglichkeiten sind eher gering ohne Volksabstimmungen. Kontrollgremien gibt es sicher auch in Leszeks System.“

            Bei Leszeks Modell gibt es ja keine Politiker. Es gibt nur den Bürger, der dadurch kontrolliert, dass er jederzeit abberufen kann. Ich kann mir schon gut vorstellen, wie ein Bürger etwas verhindert, in dem er pausenlos eine Abberufung beantragt. Oder jeder mühsam ausgehandelte Kompromiss dann noch mal in die Ratsversammlung getragen werden muss, damit man ihn bestätigt bekommt wobei dann natürlich die Bürger, die betroffen sind, erscheinen und sich dagegen aussprechen und vielleicht mit neuen Zugeständnissen besänftigt werden müssen, die man dann wieder in die Ausschusssitzung tragen muss.

            In einem anarchischen selbstverwalteten System, wie ich es bisher bei Leszek verstanden habe, muss man dann schon genauer anführen, wie kontrollgremien arbeiten und wer sie kontrolliert. und welche Macht diese Personen genau haben und ob sie abgesetzt werden können. nehmen wir mal an, dass jedes Komitee ein Finanzamt schaffen muss, sind dessen Beamten dann mit Mehrheit absetzbar? Oder haben sie tatsächliche Macht? Wie setzt man sie dann durch, wenn die Gemeinde autonom ist? Man muss also Einschränkungen dieser Anarchie vornehmen und zwar verlässliche und damit verbindliche.
            Wenn jeder an allem beteiligt ist, dann bedeutet das nicht mehr Freiheit, es bedeutet erst einmal einen ganz ungeheuren Abstimmungsaufwand bei jeder einzelnen Entscheidung. Und durch die vielen Entscheidungseinheiten eine ganz enormes Potenial für Mißwirtschaft und Bestechungen.

            Ich habe auch noch nicht verstanden, wie Leszek ein Unternehmen wie zB Volkswagen, Mercedes oder BASF in sein System eingliedern will. Sind die Einwohner von Wolfsburg und Ludwigshafen plötzlich alle Eigentümer dieser Betriebe? Wird Sondervermögen gebildet und wer verwaltet es?

        • Hi Hugor,
          ich verschwende ja, wie gesagt, meine Zeit nicht mehr mit Diskussionen mit dir, aber diesen schönen Beitrag von dir möchte ich nicht unkommentiert lassen.

          „Christian, Adrian, hört bitte mit diesem Hinterfragen auf. Leszek hat doch nun wirklich schon oft genug erläutert, dass er einen ganz speziellen Mein Sozialismus – Sozialismus vertritt,“

          Der von dir erfundene Begriff „Mein-Sozialismus-Sozialismus“, offenkundig verwendet in Analogie zu dem auf diesem Blog hin und wieder verwendeten Begriff „Mein-Feminismus-Feminismus“ ist falsch.

          „Mein-Feminismus-Feminismus“ – ich verwende diesen Begriff nicht – soll ja für einen untheoretischen Feminismus stehen, der im Wesentlichen auf persönlichen Erfahrungen und Überlegungen beruht, sich aber nicht speziell an eine der vorhandenen feministischen Strömungen/Theorietraditionen anschließt.

          Ich beziehe mich hingegen positiv auf eine bestimmte, seit dem vorletzten Jahrhundert bestehende sozialistische Tradition und soziale Bewegung mit eigenständiger Theorie und Praxis, die zudem zur Zeit der klassischen Arbeiterbewegung anfangs die stärkste, später die zweitstärkste Strömung der sozialistischen Arbeiterbewegung war, die in der Gegenwart einflussreich in den Neuen Sozialen Bewegungen und basisgewerkschaftlichen Bewegungen ist und zu der viele bedeutende sozialistische Theoretiker/Aktivisten/Wissenschaftler gehör(t)en, in der Gegenwart z.B. bekannte Wissenschaftler wie Noam Chomsky und David Graeber.
          Offenkundig ist dies etwas sehr Verschiedenes von einem persönlichen untheoretischen Sozialismus analog eines persönlichen untheoretischen Feminismus.

          „der sämtliche Fehler und immanenten Probleme anderer linker Ideologien ausschließt“

          Eine tiefergehende Beschäftigung mit Politischer Philosophie/Politikwissenschaft würde dir zu Bewusstsein bringen, dass der Versuch Fehler und immanente Probleme anderer politischer Richtungen auszuschließen ein wesentlicher und legitimer Faktor der Diskussionen im Feld von Politischer Philosophie/Politikwissenschaft ist.
          Dass libertäre Sozialisten sich in dieser Hinsicht insbesondere darum bemühten solche Fehler anderer linker und sonstiger politischer Strömungen zu vermeiden, die autoritäre Strukturen begünstigen, ist in der Tat ein wesentlicher Aspekt gerade dieser politischen/sozialphilosophischen Tradition.

          „und das Paradies auf Erden bringen würde, wenn man ihn nur machen ließe.“

          Natürlich gibt es keinen einzigen Beitrag von mir, in dem ich je behauptet hätte irgendeine politische Philosophie würde das „Paradies auf Erden“ bringen.

          Aber mal wieder ein typischer Hugor-Kommentar. Nicht durch irgendeine ernsthafte inhaltliche Absicht motiviert, dafür scheint deine tatsächliche Motivierung – welche diese ist, wissen wir ja beide – wieder mal klar durch.

        • @Leszek –„ich verschwende ja, wie gesagt, meine Zeit nicht mehr mit Diskussionen mit dir“

          Die wievielte Ankündigung ist das jetzt? Wäre schön, wenn du dich einfach mal dran halten würdest.

          Im übrigen bleibe ich dabei, dass mich dein Verhalten sehr an Mein Feminismus – Feministinnen erinnert. Sicherlich nicht in Bezug auf den theoretischen Unterbau, denn mangelnde Theoretisierungen kann man dir nun tatsächlich nicht vorwerfen. Aber es ist schon auffällig, dass jedes Mal, wenn Probleme linker Ideologien thematisiert werden, du schon fast reflexhaft darauf verweist, dass deine ganz persönliche Variante des Sozialismus dieses Problem vermeidet. Ebenso stellt sich jedoch immer wieder heraus, dass du kein schlüssiges Gesamtkonzept dafür hast, wie man deine Heilslehre in der REALITÄT tatsächlich umsetzen kann. Genau das war ja der Ausgangspunkt für dein aggressives Verhalten mir gegenüber.

          • @hugor

            In der Tat scheinen mir da einige Fragen offen zu bleiben:

            Welche Oberstrukturen gibt es und wie sind die abgesichert gegen Machtmißbrauch, bei gleichzeitiger Handlungsfähigkeit?
            Was ist mit Monopolen? Jemand muss zB das Großkraftwerk verwalten und das gibt natürlich sehr viel Macht.
            Was ist mit Großbetrieben?
            Mit der Verstaatlichung verliert man erst einmal alle internationalen Marken oder gibt es dann ein Sozialistisches Gucci bzw McDonalds?
            Wie wird Reichtum verteilt, der nach der Verstaatlichung erworben wird und wer setzt das durch?
            Wie sind die Entscheidungsstrukturen auf den Ebnen und wie vermeidet man einen Stillstand durch endloses Diskutieren (bei 80 Millionen Menschen)
            Wann werden diese Diskussionen mit allen angesetzt und wo und wie finden sie statt ohne alle zu blockieren?
            Wer kontrolliert das Geld, die Waffen, die Gerichte etc?
            Wer darf wo staatliche Macht ausüben? (ist es wie bei Duke of Hazards, einmal über die Countygrenze und die Polizei muss umdrehen?)
            Gibt es noch Gerichte, Polizei, übergeordnete Instanzen?
            Was ist, wenn Leute einvernehmlich entscheiden, dass anarchistische System nicht mehr zu wollen und wieder Kapitalisten zu werden? Dürfen die das?
            Wie verhindert man, dass einzelne Bereiche quasikapitalistisch werden? ZB verdient die BASF-Gemeinde so gut an dem Unternehmen, dass sie beschließt, dass sie sich alle zur Ruhe setzten und Leute aus der Nachbargemeinde anstellen, sie behalten als gemeinde/rat nur die Produktionsmittel und schopfen den Gewinn für sich ab?
            Was macht man, wenn die Leute in der Gemeinde Vetternwirtschaft betreiben, die ihrer Gemeinde nutzt aber dem großen Ganzen schadet?

            Es gibt so viele Probleme, auf die Leszek bisher nicht eingegangen ist, man könnte endlos weitermachen

        • Sich an den Detailproblemen aufzuhängen macht keinen Sinn. Theoretisch dürfte der Kapitalismus auch nicht funktionieren, jedenfalls nicht lange. Aber die Detailprobleme lassen sich lösen, wenn man denn will.

          Das eigentliche Problem mit den anarchistisch-sozialistischen Ideen ist, dass der Wunsch dahinter der nach Gleichheit und (möglichst) Herrschaftsfreiheit ist. An sich ein hehres Ziel. Aber insbesondere im Kontext dieses Blogs muss man sich dabei die Frage stellen, ob diese Herrschaft, ob sie sich nun kapitalistisch oder wie auch immer manifestiert, nicht grundsätzlich mindestens für eine sexuelle Hierarchie notwendig ist? Die Menschen brauchen Mittel zur Ausdifferenzierung von sozialer Macht schon weil das ein wichtiges Kriterium sexueller Selektion ist.

          Ein solcher Linker sollte sich daher klar sein, dass man so ein Differenzierungsmittel nicht einfach abschaffen kann um die Differenzierung abzuschaffen. Das wird nicht passieren solange es Frauen nicht völlig egal ist, mit wem sie Sex haben. Würde man das eine abschaffen, würde die Differenzierung in anderen Dingen passieren. Und es lässt sich in Gesellschaften oder Subkulturen mit geringer ökonomischer Partizipation beobachten, dass die Wege der Differenzierung dann eher archaischer und gewalttätiger werden.

          Ein anarchistisch-sozialistischer Linker müsste daher meiner Ansicht nach die Fragen beantworten, 1. ob er diese Differenzierung wirklich abschaffen will oder ob er nicht eigentlich nur Angst vor dem Wettbewerb hat und dann 2. durch was er diese Differenzierung ersetzen will, was auf Frauen ähnlich anregend wirken könnte wie Geld und Macht.

          • @lh

            „Sich an den Detailproblemen aufzuhängen macht keinen Sinn. Theoretisch dürfte der Kapitalismus auch nicht funktionieren, jedenfalls nicht lange. Aber die Detailprobleme lassen sich lösen, wenn man denn will.“

            Warum dürfte denn der Kapitalismus theoretisch nicht funktionieren?

            „Aber insbesondere im Kontext dieses Blogs muss man sich dabei die Frage stellen, ob diese Herrschaft, ob sie sich nun kapitalistisch oder wie auch immer manifestiert, nicht grundsätzlich mindestens für eine sexuelle Hierarchie notwendig ist? Die Menschen brauchen Mittel zur Ausdifferenzierung von sozialer Macht schon weil das ein wichtiges Kriterium sexueller Selektion ist.“

            Das ist in der Tat etwas, was der Sozialismus kaum versteht: Menschen haben ein Bedürfnis, ihren höheren Wert zu signalisieren und werden immer eine Form von Luxus und Signalling erfinden. Welchen auch immer. Seien es Bonzenwohnungen, Westdevisen oder andere Mittel. Wer Gleichheit offiziell erzwingt, der wird nur eine Gesellschaft haben, in der Leute nach Umgehungen dieser Grundsätze suchen.

            Natürlich kann man aber auch immer auf andere Weise Signalling betreiben und Hierarchien begründen, zumindest innerhalb von Gruppen. Und natürlich gibt es ja auch im Sozialismus Leute, die zwangsweise besser verdienen müssen, es ist eben ungerecht, wenn der Herzchirurg das gleiche verdient wie die Putzfrau. Die ganz gleiche Gesellschaft ist nie durchführbar. Aber wenn man Leute nicht auf ehrliche Weise belohnen kann, etwa mit sehr viel mehr Geld, dann bleiben halt auch nur die dunklen Kanäle. Um so gleicher man die Gesellschaft macht um so eher wird der, der die Topkraft halten will, eine schwarze Kasse aufmachen oder andere Privilegien gewähren müssen.

            „1. ob er diese Differenzierung wirklich abschaffen will oder ob er nicht eigentlich nur Angst vor dem Wettbewerb hat und dann 2. durch was er diese Differenzierung ersetzen will, was auf Frauen ähnlich anregend wirken könnte wie Geld und Macht.“

            Abschaffung des Wettbewerbs kann Vorteile für die haben, die sonst schlechter abschneiden, aber Nachteile für die, die sonst besser abschneiden. Dadurch, dass sich Einsatz für die, die sonst besser abschneiden, weniger lohnt, sinkt allerdings häufig der Gesamtschnitt, so dass der, der schlechter abgeschnitten hätte, zwar im Verhältnis besser stehen mag, insgesamt aber schlechter (am Beispiel: In der DDR mögen alle nur einen Trabbi gehabt haben, aber selbst der einfache Arbeiter hatte im Westen etwas besseres als einen Trabbi) Das ist auch der Grund dafür, warum der Sozialismus mauern bauen muss, die die eigenen Leute einsperren, der Kapitalismus aber nicht.

        • @ Hugor

          „Die wievielte Ankündigung ist das jetzt? Wäre schön, wenn du dich einfach mal dran halten würdest.“

          Lass das mal meine Sorge sein.

          „Im übrigen bleibe ich dabei, dass mich dein Verhalten sehr an Mein Feminismus – Feministinnen erinnert. Sicherlich nicht in Bezug auf den theoretischen Unterbau,“

          Was allerdings definitorisch entscheidend ist.

          „denn mangelnde Theoretisierungen kann man dir nun tatsächlich nicht vorwerfen. Aber es ist schon auffällig, dass jedes Mal, wenn Probleme linker Ideologien thematisiert werden, du schon fast reflexhaft darauf verweist, dass deine ganz persönliche Variante des Sozialismus dieses Problem vermeidet.“

          Ich verweise sogar ganz allgemein darauf, wenn geäußerte Kritiken an bestimmten politischen oder wissenschaftlichen oder philosophischen Strömungen/Richtungen/Schulen meiner Meinung nach falsch oder zu undifferenziert sind.
          Dass Kritik strömungsspezifisch angemessen zu formulieren ist, ist m.E. ein wichtiger Aspekt um Objektivität bemühten Kritisierens.

          „Ebenso stellt sich jedoch immer wieder heraus, dass du kein schlüssiges Gesamtkonzept dafür hast, wie man deine Heilslehre in der REALITÄT tatsächlich umsetzen kann. Genau das war ja der Ausgangspunkt für dein aggressives Verhalten mir gegenüber.“

          Die entsprechende Diskussion zwischen uns beiden kann in diesem Strang nachgelesen werden:

          https://allesevolution.wordpress.com/2015/12/12/selbermach-samstag-165-12-12-2015/

          Und da kann übrigens auch nachgelesen werden, wer von uns beiden bei dieser Diskussion tatsächlich mit persönlichen Angriffen begonnen hat.

        • „Bei Leszeks Modell gibt es ja keine Politiker. Es gibt nur den Bürger, der dadurch kontrolliert, dass er jederzeit abberufen kann.“

          Ich denke schon, dass es in Leszeks Modell Politiker gibt, nur heißen sie dort „Räte“ oder so ähnlich. Es geht ja auch gar nicht anders; irgendjemand muss ja politische Entscheidungen auf den höheren Ebenen treffen.

          „Oder jeder mühsam ausgehandelte Kompromiss dann noch mal in die Ratsversammlung getragen werden muss, damit man ihn bestätigt bekommt wobei dann natürlich die Bürger, die betroffen sind, erscheinen und sich dagegen aussprechen und vielleicht mit neuen Zugeständnissen besänftigt werden müssen, die man dann wieder in die Ausschusssitzung tragen muss. “

          Das ist ein grundsätzliches Problem einer konsensorientierten Basisdemokratie, in der es möglichst keine Verlierer geben darf: Ständige Diskussionen, kaum Entscheidungen.
          Das imperative Mandat ist bei Parlamentsversammlungen eher schädlich, bei Einzelpositionen (z. B. Bürgermeister oder Beamter) dagegen machbar und vielleicht auch sinnvoll.

          „Ich habe auch noch nicht verstanden, wie Leszek ein Unternehmen wie zB Volkswagen, Mercedes oder BASF in sein System eingliedern will. Sind die Einwohner von Wolfsburg und Ludwigshafen plötzlich alle Eigentümer dieser Betriebe? Wird Sondervermögen gebildet und wer verwaltet es?“

          Das ist eine sehr wichtige Frage: Gehören die BASF-Anlagen nur den dort beschäftigten Arbeitern oder allen Bürgern, die gemeinsam darüber entscheiden? Im ersten Fall haben wir eine ungleiche Vermögensverteilung, die ideologisch nicht erwünscht ist, während im zweiten faktisch eine oberste Planungsbehörde die Kontrolle haben muss, was auf eine Zentralverwaltungswirtschaft hinaus läuft.

          „Sich an den Detailproblemen aufzuhängen macht keinen Sinn. Theoretisch dürfte der Kapitalismus auch nicht funktionieren, jedenfalls nicht lange. Aber die Detailprobleme lassen sich lösen, wenn man denn will.“

          Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.

          • „Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.“

            Viele der Fragen sind noch nicht einmal ein Detail. Sie sind vollkommen wesentlich, wenn man eine solche Revolution einleiten will. Da muss man doch dann einen Plan haben, ob man am nächsten Tag noch einen Rechtsstaat oder tatsächliche Anarchie hat. Da müssen Enteignungen vorgenommen werden und Produktionsabläufe sichergestellt werden. Da wollen Leute wissen, ob sie für den Job noch bezahlt werden oder nicht. Da wollen unternehmer wissen, ob sie eine Position behalten oder sich lieber mit dem Wissen und möglichst viel Geld ins Ausland absetzen, bevor der Mob sie in die Finger bekommt. Da muss man sich bewußt machen, dass viele gute Ärzte etc die Gelegenheit zur Ausreise in den kapitalismus nutzen werden und schon mal vorher ne Mauer bauen.

            Anarchie muss sehr gut geplant sein, wenn sie nicht in vollkommen Chaos enden soll. Allein schon die Übergangszeit zu regeln, bis man die passenden Räte gebildet hat und alles umstrukturiert hat….

        • @Leszek – „Die entsprechende Diskussion zwischen uns beiden kann in diesem Strang nachgelesen werden:

          https://allesevolution.wordpress.com/2015/12/12/selbermach-samstag-165-12-12-2015/

          Und da kann übrigens auch nachgelesen werden, wer von uns beiden bei dieser Diskussion tatsächlich mit persönlichen Angriffen begonnen hat.“

          Vielen Dank für den Link! Egal wie oft ich es lese, für mich bleibt dabei, dass in dieser Diskussion vielmehr du mit der Zeit etwas die Contenance verloren hast, als du erkennen musstest, dass du mich (und nicht nur mich) mit deinen rein theoretisch-historischen Ausführungen nicht überzeugen kannst.
          Soweit du mit „persönliche Angriffe“ meine Äußerungen zu deinem Diskussionsstil meinst – zu diesen stehe ich weiterhin, zumal du sie m.E. sogar in jener Diskussion eindrucksvoll bestätigt hast.
          Aber mag sich jeder ein eigenes Urteil bilden.

        • Anarchie muss sehr gut geplant sein, wenn sie nicht in vollkommen Chaos enden soll. Allein schon die Übergangszeit zu regeln, bis man die passenden Räte gebildet hat und alles umstrukturiert hat….

          Vor allem ist Anarchie die bei weitem instabilste politische Ordnung. Niemand hat auch nur eine Idee wie Anarchie dauerhaft bestehen können soll.

        • „Basisdemokratische Vergesellschaftung der Produktionsmittel in ökonomischer Hinsich“

          Heißt konkret was? Beispiel und Szenario bitte.

          „– Ein kulturelles Wertesystem, das Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie und individuelle Freiheitsrechte bejaht und eine entsprechende Rechtsordnung in kultureller und rechtlicher Hinsicht“

          Heißt konkret was? Ich würde nämlich sagen, dass sich Vergesellschaftung von Produktionsmitteln und individuelle Freiheitsrechte ausschließen. Ja sogar Basisdemokratie ist in dieser Hinsicht problematisch. Denn wo hört Hor die Demokratie auf?

        • „Vor allem ist Anarchie die bei weitem instabilste politische Ordnung. Niemand hat auch nur eine Idee wie Anarchie dauerhaft bestehen können soll.“

          Was Leszek Anarchie nennt, ist letztlich auch nur ein föderalistischer Staat mit Basisdemokratie und einer sozialistischen Wirtschaftsordnung.

        • Ich fand diese Debatten schon damals frustrierend. Ich habe soviel Linke gefragt wie sie sich ihre gesellschaftlichen und ökonomischen Systeme konkret vorstellen, mit Beispielen und Szenarien. Kam nie was. Nur, dass alles total super wird. Und ganz anders als in den gescheiterten sozialistischen Systemen. Oder man hat mir nahegelegt, erst einmal ein Dutzend dicker Wälzer von sozialistischen Theoretikern zu lesen.

          Wenn Ihr aber Eure Ansichten nicht mit eigene Worten begründen und diese nicht verteidigen könnt – lasst mich mit Eurer heißen Luft in Ruhe!

        • Was Leszek Anarchie nennt, ist letztlich auch nur ein föderalistischer Staat mit Basisdemokratie und einer sozialistischen Wirtschaftsordnung.

          David Graeber, der immer lesenswert ist, stellt dazu richtig fest, dass große Konzerne im Inneren wie sozialistische Planwirtschaften funktionieren. Und immerhin sind diese Konzerne wohl die mächtigsten Akteure in unserer Welt.

          Das Argument, es könne nicht funktionieren, wird daher von der Wirklichkeit durchaus widerlegt. Aber nach allem was ich davon höre ist das Leben als Konzern-Scherge nicht die reine Freude, sondern geprägt von Machtkämpfen, Seilschaften und Intrigen. Mehr Entfaltungsfreiheit für das Individuum bringt das jedenfalls nicht.

        • @lh

          „David Graeber, der immer lesenswert ist, stellt dazu richtig fest, dass große Konzerne im Inneren wie sozialistische Planwirtschaften funktionieren. Und immerhin sind diese Konzerne wohl die mächtigsten Akteure in unserer Welt.“

          Das ist ein interessanter und richtiger Punkt, dass der „freie Wettbewerb“ eben nicht überall und für jeden herrscht.

          Und nicht nur Konzerne, auch Institutionen wie Armeen etc. sind planwirtschaftlich organisiert, mit allen Vor- und Nachteilen.

        • „David Graeber, der immer lesenswert ist, stellt dazu richtig fest, dass große Konzerne im Inneren wie sozialistische Planwirtschaften funktionieren. Und immerhin sind diese Konzerne wohl die mächtigsten Akteure in unserer Welt.“

          Die mächtigsten Akteure in unserer Welt sind in der Tat ziemlich sozialistisch. Dummerweise produzieren sie keine Güter, sondern machen nur Dinge kaputt, und sind dabei noch extrem hierarchisch und autoritär. Kein (freiheitlicher) Sozialist würde sie sich zum Vorbild nehmen, obwohl sie den sozialistischen Kollektiv- und Kameradschaftsgeist in einer Weise verkörpern wie kaum eine andere Instiution. Ich meine das Militär.
          Konzerne sind keine Volkswirtschaften. Dass sie tatsächlich wie sozialistische Planwirtschaften funktionieren, mag teilweise sogar stimmen. Ob dies auch für ihren Erfolg verantwortlich ist, müsste genauer geprüft werden.
          Und was David Graeber angeht: Ich habe vor kurzem noch gelesen, dass er ziemlich viel Schrott schreibt.

          „Das Argument, es könne nicht funktionieren, wird daher von der Wirklichkeit durchaus widerlegt. “

          Ich kann mir durchaus einen funktionierenden Sozialismus vorstellen, allerdings nicht als Zentralverwaltungswirtschaft oder „direktdemokratischer Vergesellschaftung“. Dazu müssten Leszek und co. dann aber so einiges von ihrer Folklore über Bord werden und anfangen, wie Kapitalisten zu denken.

        • „Ein Wettbewerb existiert in so einem System schon. Nur nicht als Markt organisiert, sondern als hierarchische Struktur.“

          Markt oder Hierarchie, ein drittes gibt es nicht. Das eigentliche Problem der Sozialisten ist es, dass sie beides abschaffen wollen, um dann in der Praxis in einer extremen Hierarchie landen. Ein freiheitlicher, Hierarchien ablehnender Sozialist muss die Marktwirtschaft befürworten, wo immer sie möglich ist.

        • Wohl nichts hat mehr an meiner Substanz genagt und Lebenszeit gekostet, als „Basisdemokratie“ in den Organisationen, in denen ich aktiv war.
          Die Grünen an meinem Heimatort waren da noch nicht mal die schlimmste Erfahrung, vielleicht, weil wir ein überschaubarer Haufen waren.
          Aber sobald eine Gruppe von Basisdemokraten aus dem ganzen Bundesgebiet zu einer Vollversammlung zusammentrifft, kann man die Bande nur noch im Suff ertragen.
          Beispiel ohne Namen: Jahreshauptversammlung eines bundesweit aktiven Vereins in Frankfurt.
          Kongresssaal für zwei Tage gemietet.
          Allein 4h(!) Diskussion über die TAGESORDNUNG, ob sie komplett ist, in der richtigen Reihenfolge, mit den nötigen Prioritäten.
          Nach den 4h liegen die Nerven aller blank, weil – wieder einmal – klar ist, dass es nicht um die Sache geht, sondern um persönliche Feindschaften zwischen zwei oder drei Personen und ihre Fußtruppen. Man beschimpft sich, brüllt sich an und wirft sich wechselseitig vor, die Ideale des Vereins zu verraten.
          Wortbeiträge der Gegenseite werden von höhnischem Gelächter und Zwischenrufen begleitet.
          Die Tagesordnung wird – recht unbasisdemokratisch – per Abstimmung mit einfacher Mehrheit beschlossen.
          Der Nachmittag verläuft ähnlich zäh, die Beschlüsse – so sie denn überhaupt fallen – hinterlassen bei allen kein Gefühl der Befriedigung, man will das Elend einfach nur hinter sich bringen.
          Am nächsten Tag hat die Hälfte der Delegierten schon aufgesteckt und ist nicht mehr erschienen.
          Eine ganze Reihe von Anträgen wird einfach und ohne Debatte durchgewunken, weil die meisten Delegierten schlicht Furcht vor einer Wiederholung der Schlammschlacht des Vortags haben.
          Auch nicht gerade vorbildlich für Basisdemokratie.

          So gut wie alle „basisdemokratischen“ Versammlungen laufen meiner Erfahrung nach so ab. Je größer die Gruppe von Menschen ist, desto wahrscheinlicher gibt es in ihr Mitglieder mit einem überbordenden Ego und einem hemmungslosen Willen zur Macht.
          Und diese Leute setzen sich am Ende durch.
          Deshalb scheitert jede Basisdemokratie, sobald eine kritische Anzahl von Menschen überschritten ist.

          • „Deshalb scheitert jede Basisdemokratie, sobald eine kritische Anzahl von Menschen überschritten ist“

            Das ist sehr richtig und wird in diesen Betrachtungen aus meiner Sicht vollkommen ausgeblendet. Es ist eine eben sehr naive Sicht, dass plötzlich die Bürger alle an einem Strang ziehen und nicht die eigenen Interessen, sondern das Gemeinwohl im Auge haben, über das sie sich alle einig sind.
            Man erhöht die Kosten, die für eine Abstimmung erforderlich sind, einfach nur sehr sehr stark und das kann gerade dazu führen, dass Leute diese Kosten nutzen um für sich Vorteile herauszuschlagen und Machtkämpfe zu beginnen. Fängt einer damit an, dann müssen die anderen häufig nachziehen. Schon kann man sich noch nicht einmal mehr über die Tagesordnung einigen, weil man dem anderen nicht einen Vorteil bieten will.

        • @Carnofis
          Der Sozialismus hat da aber schon immer funktionierende Rezepte gehabt: Alle, die der wahren Lehre widersprechen, kommen in den Gulag. Danach ist Basisdemokratie kein Problem mehr und alle stimmen für den Sozialismus 😀

        • „Der Sozialismus hat da aber schon immer funktionierende Rezepte gehabt: Alle, die der wahren Lehre widersprechen, kommen in den Gulag. Danach ist Basisdemokratie kein Problem mehr und alle stimmen für den Sozialismus“

          Wobei das kein originär sozialistisches Phänomen ist, wie man gerade am Beispiel der Türkei sieht.
          Jede Organisation mit Sendungsbewusstsein ist bereit, Oppositionelle notfalls auch physisch zu vernichten.
          In Deutschland haben das die Nazis demonstriert.
          Na gut, das waren – jedenfalls nach eigenem Verständnis – auch Sozialisten 🙂

    • Deine Genossen auf der Linken werden mit ihrer Migrationspolitik und Multikulturalismus-Ideologie (wobei Multikulturalismus ja lediglich Islam bedeutet) das Gegenteil erreichen: den Rückfall in Tribalismus, Nationalismus und die Barbarisierung Europas. Die Zeichen sind eindeutig (Brexit, Anstieg des Rechtspopulismus überall in Europa).

      • @ Adrian

        „Deine Genossen auf der Linken“

        Ich betrachte nur libertäre Sozialisten in der Tradition des Sozial-Anarchismus sowie einige, aber nicht alle Individual-Anarchisten sowie einige, aber nicht alle Post-Anarchisten sowie solche Nicht-Anarchisten, mit denen ich konkret in bestimmten linken Gruppen dauerhaft zusammenarbeite als Genossen.

        „werden mit ihrer Migrationspolitik und Multikulturalismus-Ideologie (wobei Multikulturalismus ja lediglich Islam bedeutet) das Gegenteil erreichen: den Rückfall in Tribalismus, Nationalismus und die Barbarisierung Europas.“

        Dann wird es dich sicherlich freuen, dass ich Kulturrelativismus/Multikulturalismus kritisiere und eine ungesteuerte Zuwanderung ablehne.
        Ich sehe das so wie in folgendem „kulturmarxistischen“ Artikel formuliert:

        „Diese intensivierte Erfahrung kultureller Differenz (im Rahmen der Globalisierung) hat nun bei zahlreichen Menschen eine (politisierungsfähige) kognitive Dissonanz hervorgerufen, für deren Verarbeitung gemeinhin zwei unmittelbarkeitsfixierte Deutungs- und Handlungsmuster bereitgehalten werden:

        1) eine abstrakt-pauschale Fremdenfeindlichkeit, oftmals gepaart mit rassistischer und nationalistischer Ideologie (rechte Variante), und

        2) eine abstrakt-pauschale Fremdenfreundlichkeit, oftmals gepaart mit multikulturalistischer und kulturrelativistischer Ideologie. („linke“ Variante).

        Angesichts dieser sich wechselseitig negierenden und emotional hochschaukelnden Bipolarität der vorherrschenden Einstellungsmuster hat es ein drittes, u. E. adäquates Verarbeitungsmuster der beschriebenen Dissonanz schwer, sich zureichend Gehör zu verschaffen, nämlich die (herrschafts-)kritische Analyse und Bewertung des Fremden auf der Basis universell gültiger emanzipatorischer Maßstäbe, die man auch an sich selbst bzw. die eigene Kultur/Gesellschaft anlegt. Charakteristisch für diese dritte Position sind folgende Merkmale: Sie ist nicht vorausurteilend, korrekturoffen und basiert auf transparenten Begründungen. Ausschlaggebend für die Analyse und Bewertung ist hier nicht die – entweder verteufelte oder romantisierte – Fremdheit des Anderen, sondern die konkrete Beschaffenheit seiner praktizierten Gesinnung, seiner Intentionen, handlungsrelevanten Überzeugungen und sozialen Verhaltensweisen (in Abhebung von sekundären Aspekten wie Äußerlichkeiten, Körpermerkmale, Essgewohnheiten etc.).“

        http://www.glasnost.de/autoren/krauss/kpst.html

        • „Dann wird es dich sicherlich freuen, dass ich Kulturrelativismus/Multikulturalismus kritisiere und eine ungesteuerte Zuwanderung ablehne.“

          Das freut mich, es bringt mir aber nichts. Denn auch Du lehnst ja die Gesellschaft, die ich schätze, ab.

      • Adrian

        „Deine Genossen auf der Linken“

        und Deine Genossen von der FDP.

        CDUSPDFDPGrüneLinke ist doch quasi eine Einheitspartei, wobei es bei der Linken wenigstens noch eine Abweichlerin gibt (Sahra Wagenknecht), auf die allerdings der Rest der Partei einschlägt (die CDU und FDP machen bei twitter übrigens beim Wagenknecht-Bashing fleißig mit).

        Der Antagonismus heißt nicht Sozialismus-Liberalismus oder rechts-links, sondern Deutschland vs. ganz Europa.

    • „Daher bleibt aus libertär-sozialistischer Perspektive m.E. nichts anderes übrig als langfristig zu versuchen die anti-kapitalistische, anti-staatliche und anti-nationalistische direktdemokratische Selbstorganisation der Menschen gegen die herrschenden ökonomischen und politischen Eliten zu fördern.“

      Direkte Demokratie funktioniert am besten in kleinen Gebilden. Ich würde sogar sagen, das setzt einen nicht allzu großen Staat voraus. Auf EU-Ebene geht sowas nicht gut. Direkte Demokratie ist eine Staatsform. Meinst du mit „direktdemokratische Selbstorganisation“, dass die Leute kleine „Selbstorganisationen“ bilden sollen? Das wären dann wieder eine Art Kleinstaaten, was du ja nicht willst.

      „anti-staatliche und … direktdemokratisch“ klingt für mich wie ein Widerspruch in sich.

    • Hey, ich habe mein erstes „editiert“ bekommen! Seht ihr mal wie schlimm Julia Schramm ist.

      Also nochmal höflich:

      Julia Schramm ist im Prinzip wie Donald Trump. Ihr politischer Trick besteht darin, den politischen Gegner ihrer Klientel maximal zu provozieren, zu beleidigen und zu kränken.

      Es gibt allerdings einige beachtliche Unterschiede:

      Donald Trump benutzt dieses Mittel mit einigem politisch-strategischem Geschick während Julia Schramm nur Amok läuft um aus der so erzeugten Aufmerksamkeit bares Geld für sich zu schlagen. Ich bin allerdings beruhigt, dass es offenbar nicht mal mehr für Haarshampoo reicht.

      Und natürlich macht es auch einen Unterschied (insbesondere auch für die öffentliche Wahrnehmung), dass die Klientel von Julia Schramm geschätzte 3% der Bevölkerung mit Sympathien für SJW-Tum und Antideutschheit sind während die Klientel von Donald Trump, der weiße amerikanische Mann, zwar der große Verlierer der Entwicklungen der letzten 20 Jahre war, aber immer noch so was wie die breite Masse der Bevölkerung stellt, die ja in der Demokratie etwas zu bestimmen haben sollte.

        • Wenn es um Julia Schramm geht ist das möglicherweise sogar ausnahmsweise eine korrekte Beschreibung.

          Und ich bin auch der Meinung, dass wer austeilt, auch einstecken können muss. Julia Schramm hat es sich redlich verdient ihr gegenüber keinerlei Höflichkeit oder Mitgefühl an den Tag zu legen.

  3. Sie ist ja durchaus putzig. Aber dass so ein Teenie mitbestimmen darf, was zensiert werden soll … komm … „Politikwissenschaftlerin und Autorin“. Autorin wovon eigentlich?

      • Zwei Bücher. Das eine ist eine Hauptseminararbeit.

        Und das Erstlingswerk „Internet-Exibitionistin“ schneidet ziemlich grottig ab. Klar da ist viel Piraten-Ablehnung drin…

        Ich habe mir ihre Magisterarbeit heute in der Mittagspause angeguckt. Mir ist schleierhaft woher man annehmen könnte, dass sie schreiben kann…

        Vielleicht jage ich das Ding mal durch den Prüfer….

    • @pufaxx

      Es ist faszinierend, dass dein Eindruck: „Aber dass so ein Teenie mitbestimmen darf, was zensiert werden soll“ völlig falsch ist.

      Julia Schramm ist 30 (!!!) und weit entfernt vom Teenie-Dasein.

      Blamabel ist, sie konstruiert m.E. *kalkuliert* den Eindruck, sie wäre noch immer das kaum dem Teenie-Dasein entwachsene *Mädchen*, um mit großen Augen zu fragen: „Wie kann man mir den böööööse sein????“

      Egal welchen politischen Irrsinn sie verzapft, damit plädiert sie permanent auf Welpenschutz.

      Gruß crumar

      • „Julia Schramm ist 30 (!!!) und weit entfernt vom Teenie-Dasein.“

        Dank weiblicher Privilegien können sich Frauen leisten Ihre Pubertät weit nach hinten zu verschieben. Kritisch wird es erst, wenn die Festigkeit der Brüste nachlässt.

    • Lass sie doch!

      Wenn man „Tanzen nach kosmischen Schwingungen“ studiert hat und irgendwann realisiert, dass der Markt das nicht braucht, dann muss man sich wenigstens selber einreden, dass man wichtig ist. Schön ist auch, dass sie den Staat so hasst und ohne staatlich finanzierte Tätigkeiten bzw. Leistungen wohl Schwierigkeiten hätte.

      Ich finde, es eigentlich nur schönste Realsatiere, dass ausgerechnet der Verein mit ideolgischen Hetzern von Heike Maas auserkoren wurde, gegen die Hetze im Internet aktiv zu werden. Da hätte man genauso gut irgendeine üble Nazivereinigung mit der Stärkung von Nächstenliebe beauftragen können.

      Ich meine, Julia Schramm ruft öffentlich zur Tötung von Menschen auf und meint als angeblicher Spaß sei das alles in Ordnung. Das ist so als würden irgendwelche Nazis nur aus Spaß rechte Parolen äußern und ein Opfervideo darüber machen, dass die Reaktionen darauf „krass“ sind und eben nicht alle spaßig finden.

      Julia Schramm steht nicht unbedingt für eine faire und hate-speech-freien Auseinandersetzung mit politisch Andersdenkenden (z.B. AFD-oder Pegida-Sympathisanten und ausgerechnet diese ideolgisch Verblendeten sollen nach dem Willen von Maas für einen fairen Umgang miteinander und gegen Hate-Speech einstehen bzw. das Internet überwachen. Glaubt denn auch nur ein einziger Mensche ernsthaft, dass diese Leute einen möglichst objektiven Maßstab anlegen und z.B. den spaßigen Auffruf zur Tötung von Tausenden in gleicher Weise behandeln? Absurder geht es kaum und zeigt nur den desolaten Zustand der Regierung, dass diese ernsthaft Vollverblendete mit solchen Aufgaben betraut!

    • Soweit würde ich nicht gehen. Denk mal über dein Leben nach, würde ich ihr raten.

      Warum?

      Weil sie prototypisch für viele links Feministinnen aus meiner Generation (Y) ist. Gutbürgerlich in der Provinz aufgewachsen, nie finanzielle Sorgen gehabt. Geisteswissenschaftliches Studium mit durchschnittlichem Erfolg. Früh idealisiert. Dann irgendwann nach Berlin gekommen. Große Stadt, links feministische Netzwerke. Party. Anything goes. Irgendwann mit Mitte/Ende Zwanzig: Scheiße ich brauche Geld aber nie jenseits von HiWi-Jobs Gedanken über die Zukunft gemacht (Studien zeigen das gerade junge Frauen kaum Karrierepläne entwickelt haben). Aus der erstmaligen Mangelerfahrung ergibt sich dann eine leichte Start-Life-Crisis. Wohin mit mir? Lösung: Irgendwas mit politischen Aktivismus. Dort schnell gelernt das man nur mit maximalen Opportunismus und maximaler verbaler Brachialrhetorik weiterkommt. Politische Beliebigkeit, mal liberal, mal Pirat, mal links. Je nach dem was Erfolg verspricht. Tingeln als Sprecherin und Vortragende. Irgendwann durch irgendwas Bekanntheit erlangt. Und seit dem davon zehrend auf Staatskosten ein prekäres Leben führend. Zwischen den Stühlen eben. Ohne Plan. Aber mit viel Opportunismus und sich selbst für intellektuelle Geschenke an Deutschland verstehend. Lavieren zwischen Party, Drogen und wirren Texten und noch verwirrteren Meinungen im feministischen Raumschiff Berlin. Alle maximal betroffen Obszönitäten mit Meinungsstärke verwechselnd.

      Perfekte Warrior eben. Persönlich und monetär komplett abhängig.

      Vertreter dieser Lebensläufe: Schramm, Wizorek, Banaszczuk, Strick….

      • Im Prinzip sind diese Links-Feministinnen die Entsprechung der bürgerlichen Hausfrau aus dem 19. Jahrhundert. Sorgenfrei aufgewachsen, irgendwas mit den „schönen Künsten“ machend (Heute: Irgendwas mit „Medien“), monetär abgesichert dahinlebend.

        Unterschied: Damals wurden die Frauen dann irgendeinem Mann aus einer anderen bürgerlichen Familie versprochen und sie wurden Mutter und gingen in der Rolle voll auf.

        Genau das wird heute nicht passieren. Es ist die Mentalität der Ylons in Kombination mit ihrer feministischen Ideologie, die das verhindert. Mal gucken wo die in zehn Jahren stehen, während sich das Leben um sie herum weiterentwickelt hat, halten die immernoch Vorträge über Sexismus, Klassismus, Ablasmus und anderen wirren Apfelmus…

        Traurig! Hoffentlich springt Ehemann Staat für die ein…und genau daraus entspringt deren Aktivismus. Es ist das Werben um die Futtertröge um nicht als Verkaufshilfe zu enden…

      • „Soweit würde ich nicht gehen. Denk mal über dein Leben nach, würde ich ihr raten.“

        naja das sowieso…

        Aber ich sehe in erster Linie eine Frau auf Drogen.
        Insofern —> Arzt —> Therapie —> usw.

        • Ich habe selbst einen liberalen Umgang mit Drogen….halte aber Eigenverantwortung und die Betonung der Schädlichkeit für wichtig. Aus Jugendschutzgründen. Und:

          Ich poste danach auch keine Videos ins niemals vergessene Web….

        • Zustimmung!

          Mein Eindruck ist halt, die Frau braucht Hilfe.
          Nur wer soll helfen?
          Übers Knie legen wäre gut, wenn auch nur verbal, aber wer macht das heute noch?
          Wer geigt diesen jungen PrivilegWeibern mal die Meinung?

        • „Mein Eindruck ist halt, die Frau braucht Hilfe.“

          Warum? Hilfe braucht nur wer leidet. Und die junge Frau macht keinen leidenden Eindruck.

          „Wer geigt diesen jungen PrivilegWeibern mal die Meinung?“

          Wenn man deren Show nicht lustig findet, einfach ignorieren 😉

      • Klasse Analyse, mir gruselt auch, wenn ich sehe aus was für Gestalten sich unsere Volksvertreterversammlungen zusammensetzten, Ob Berlin, Brüssel, egal. Und immer mehr Frauen dabei, die scheinbar nur dazu da sind zu beweisen, das sie es noch schlechter als diese Männer machen.

        War es ……. ? ich weis es nicht mehr genau, irgendein Schriftsteller schrieb einmal er glaubt der Untergang der Menschheit wird keine Tragödie werden, sondern ein Komödie, recht hatte er.

        Wobei natürlich sicher diesem Schriftsteller wie auch mir klar war/ist, das für viele Pflanzen Tiere, Männer Kinder usw. dieser Untergang ein schlimmes Ereignis im persönlichen Schicksal werden kann.

  4. Was konkret ist denn eigentlich die Aussage dieses Videos? Dass die antideutschen Tweets einfach nur Gags waren und das Problem eigentlich bei den Leuten liegt, die das nicht gut fanden, und dass „Deutschland abschaffen“ ein hehres politisches Ziel ist, für welches alle guten Menschen kämpfen sollten?

  5. Falscher Thread. Hier gehört er hin:

    Das Problem ist ja nicht, dass es Menschen wir Schramm gibt. Geistige Tiefflieger wie sie gab es zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte. Das Problem ist, dass Menschen wir sie immer mehr Einfluss gewinnen, dass man ihnen zuhört, dass sie quasi „herangezüchtet“ werden. Nur in diesem Umfeld erlangen sie das Potential, Gesellschaften langsam von innen heraus zu zerstören.

    Ich denke, Douglas Murray hat es sehr gut auf den Punkt gebracht:

    Das ganze Gespräch von Douglas mit Sam Harris – sehr empfehlenswert – gibt es übrigens hier:

  6. Mimimi. das war alles garnicht so gemeint nur ein Witz und kein Hass ihr versteht mich nur falsch verstanden.

    Tja liebe Julia, die Revolution frisst ihre Kinder

    Entweder gilt der Empfänger entscheidet, so wie ihr sjw fuzis das immer behauptet und dann gilt es auch für dich und du bist ne „haterin“
    Oder wir kehren wieder zur normalen Kommunikation zurück aber dann muss die AAS zu machen und du bist Arbeitslos.

    Ich bin für Option 2 und nicht weil ich dich nicht ht mag sonder weil die es sorum besser für die Gesellschaft ist und der nationale Sozialstaat dich auffangen wird.

    P.S. die Deutsche Geschichte zeigt das der Nationalstaat die bessere Alternative zur Kleinstaaterei ist.

    • „das war alles garnicht so gemeint nur ein Witz und kein Hass ihr versteht mich nur falsch verstanden.“

      Hat sie das wirklich so gesagt? Ich habe mir das Video nicht komplett angeguckt, war mir zu fremdschämend.

      Erfrischend zu sehen, wie die Aktivitäten dieser Organisation immer wieder in Widerspruch zu dem Handeln ihrer Personen treten. Da werden Mems produziert, auf denen steht, dass man es ruhig aushalten könne, wenn im Netz gegenteilige Meinungen stehen. Oder eben Paper produziert, in denen gesagt wird, dass hate speaker sich häufig als Satiriker tarnen. Und seit gestern kann man sich Mems „Pro Kopftuch“ runterladen, während gleichzeitig Muslimsche Männer unter #menInHjiab ihre Solidarität mit zwangsbekopftuchten Frauen zeigen.

      Wirklich fabelhaft diese immer mehr aufbrechenden Widersprüche. Sowas kenne ich nur aus Diktaturen, wenn Ideologie und handeln der Personen so krass auseinanderfallen….

    • Soweit ich weiß, geht es nicht um Kleinstaaterei, im Gegenteil, die ganze Welt soll quasi ein einziger Staat werden.
      In der Theorie halte ich das (insgesamt betrachtet) sogar für eine sehr vorteilhafte Lösung, aber in der Praxis für völlig unrealistisch, nicht zuletzt weil die Menschen so sind, wie sie sind.

      • „nicht zuletzt weil die Menschen so sind, wie sie sind.“

        Ich staune immer wieder, wie wenig sich das in politischen Ideologien wiederfindet. Da wird statt „Wie ist der Mensch?“ lieber mit „Wie sollte der Mensch sein?“ gearbeitet.

        • Genau deswegen ist wohl der „Blank Slate“ – Ansatz immer noch so weit verbreitet, obwohl (wie ja auch auf diesem Blog wiederholt dargestellt) sämtliche seriösen Forschungsergebenisse dagegen sprechen. Wer von der beliebigen Formbarkeit des Menschen ausgeht, braucht eben seine ideologischen Wunschträume keinem Realitätscheck zu unterziehen.

          • Auf einer Stufe mit dem Blank Slate ist die Fantasie des Menschen als vernünftigem Wesen, der wohlinformiert rationale Entscheidungen trifft. Grundlage jeder „Der Mensch muss nur wollen, und er wird wollen, wenn wir ihn erst aufgeklärt haben“ Dys-/Utopie.

        • „Da wird statt „Wie ist der Mensch?“ lieber mit „Wie sollte der Mensch sein?“ gearbeitet.“

          Das eigentliche Problem ist, dass die Grenzen von Erziehung/Sozialisation und Bildung verkannt werden.

      • Was genau von dem, „wie die Menschen sind“ sollte denn der Überwindung des Nationalstaats im Wege stehen?

        Es stellen sich dabei natürlich Probleme. Insbesondere wird die demokratische Partizipation umso schwerer, je größer die Einheit ist. Aber das löst man am besten, in dem man möglichst viel auf niederen Ebenen regelt und der „großen Ebene“ nur die dort notwendigen Sachen zur Entscheidung überlassen werden.

        Außerdem gibt es wahrscheinlich ein Ingroup/Outgroup Bedürfnis des Menschen. Aber die Ingroup ist dabei fast beliebig definierbar. Der Nationalstaat ist in dem Kontext zum einen recht jung und zum anderen eigentlich schon zu groß.

        Meinem Eindruck nach gibt es oberhalb eines gewissen Bildungsniveaus, was wohl so etwa beim Hochschuldstudium anzusetzen ist, so gut wie niemanden mehr, der am Nationalstaat hängt. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass die so gebildeten für einen globalisierten Arbeitskräftemarkt besser gerüstet sind. Aber dann ist das Thema eigentlich nicht der Nationalstaat, sondern der Schutz schlechter gebildeter Arbeitskräfte vor der Globalisierung – eine Aufgabe, die der heutige Nationalstaat schlecht oder kaum erfüllt.

        • Zum einen ist die Migrationswelle, soweit es rationale Bedenken dagegen gibt, ein Problem des Konkurrenzschutzes der einheimischen Arbeitskräfte. Zum anderen scheint mir dieses Problem sehr viel besser auf europäischer Ebene aufgehoben.

          Es geht ja nicht darum, alle Grenzen abzuschaffen, sondern nur um die Frage, wo man die Grenze zieht und um welches Gebilde.

        • „Es stellen sich dabei natürlich Probleme. Insbesondere wird die demokratische Partizipation umso schwerer, je größer die Einheit ist. Aber das löst man am besten, in dem man möglichst viel auf niederen Ebenen regelt und der „großen Ebene“ nur die dort notwendigen Sachen zur Entscheidung überlassen werden.“

          Ich würde mal behaupten, ein Weltstaat liefe auf eine reine Elitenherrschaft im demokratischen Gewand hinaus, und die Mehrheitsverhältnisse wären ebenfalls nicht gerade günstig für die Europäer und Amerikaner. Warum sollten sie sich darauf einlassen?
          Die wesentliche Aufgabe eines Weltstaates wäre es, (Bürger-)Kriege zu verhindern bzw. zu beenden. Dafür müssten die Nationalstaaten allerdings auf ihr Militär verzichten (wozu niemand bereit sein wird), oder ein Staat müsste alle anderen „erobern“. Obwohl es gegenwärtig keinen Staat gibt, der dazu in der Lage ist, halte ich diese Variante doch für die realistischere, wenn man den technischen Fortschritt in der Waffenentwicklung berücksichtigt.
          Die Schaffung kleinerer poltischer Einheiten in einem europäischen Verbund würde ich begrüßen.

          „Meinem Eindruck nach gibt es oberhalb eines gewissen Bildungsniveaus, was wohl so etwa beim Hochschuldstudium anzusetzen ist, so gut wie niemanden mehr, der am Nationalstaat hängt.“

          Das bezweifle ich. In Deutschland vielleicht, aber weltweit?

          „Zum einen ist die Migrationswelle, soweit es rationale Bedenken dagegen gibt, ein Problem des Konkurrenzschutzes der einheimischen Arbeitskräfte.“

          Nein, da geht es schon noch um ein bisschen mehr.

          „Es geht ja nicht darum, alle Grenzen abzuschaffen, sondern nur um die Frage, wo man die Grenze zieht und um welches Gebilde.“

          Wenn man nicht bereit ode fähig ist, diese Grenze auch zu verteidigen, brauch man auch keine zu ziehen.

        • ich „brauche“ den Natioalstaat nicht und bin in dem Bereich auch Weltbürger. Ich weiß aber, dass „es“ zum gegenwärtigen Zeitpunkt den Nationalstaat noch braucht. Besonders, wenn man ein Einwanderungsland sein will.

    • P.S. die Deutsche Geschichte zeigt das der Nationalstaat die bessere Alternative zur Kleinstaaterei ist.

      Das stand zwar so in den Schulbüchern meiner Jugend, aber an dem Befund habe ich erhebliche Zweifel. Das kleinstaatliche Heilige Römische Reich Deutscher Nation war eines der am längsten bestehenden Staatsgebilde auf europäischem Boden. Und Deutschland wird frühestens in 900 Jahren auf etwas vergleichbar Dauerhaftes zurückblicken können.

      Was also war so schlimm daran?

          • Wo sind die Geschichtsprofessoren, wenn man sie braucht?

            Dass sich Länder ständig untereinander gekloppt haben macht doch nicht egal, wenn zusätzlich sich auch noch die Kleinstaaten miteinander kloppen.

            Aber da ich, ebenso wie du, nichts als gefühlte Wahrheiten hier vorbringen kann, warten wir lieber auf den Professor.

          • Ich hingegen empfinde öfters Respekt vor Autorität via Kompetenz.
            Die Crux des Dunning-Kruger-Effektes…

  7. Mal ganz abgesehen von inhaltlichen Positionen ist es doch schon bemerkenswert, dass hier gerade eine öffentlich agierende politische Aktivistin mit entsprechender Ausbildung (studierte Politikwissenschaftlerin, die in einer entsprechenden Stiftung beschäftigt ist, auseinandergenommen wird, ihre Ausbildung kleingeredet wird, sie selbst im Prinzip auf die Ebene von gelangweilten Hausfrauen bei der Seidenmalerei gesenkt wird.

    Das alles von einem Dutzend Figuren, die auf Nachfrage sicherlich sagen würden, dass sie gerne anonym bleiben würden, weil sie ansonsten Nachteile im persönlichen Leben, üble Nachrede und Nachteile im Job und für ihre Familie befürchten müssen.

    Genau mein Humor!

        • @maren

          Du machst ja ein Autoritätsargument: Sie ist bei einer „entsprechenden Stiftung“, ich nehme mal an du meinst eine politische Stiftung als Politikwissenschaftlerin beschäftigt. Das zieht nur, wenn du die Stiftung als eine seriöse Stiftung ansiehst, bei der sauber im Sinne der Politikwissenschaft gearbeitet wird. Deswegen meine Frage, ob du dich mit der Stiftung mal beschäftigt hast

          • @maren

            Wenn es eine beschissene Stiftung ist, die im wesentlichen Mistpositionen vertritt, und in der sie nicht beschäftigt ist, weil sie eine tolle Politikwissenschaftlerin ist, sondern weil sie eine Ideologin mit übereinstimmenden Positionen ist, was genau bleibt denn dann noch von deinem Argument übrig?

        • Ich bin sicher, dass du erkennst, was ich sagen will, wenn du liest, was ich um den von dir zitierten Halbsatz drumrum geschrieben habe, statt mir hier irgendwelche Aussagen aus der Nase ziehen zu wollen.

          • @maren

            Klar, du führst an, dass sie auf dem Papier besser ist und die Kommentatoren arme Würste.

            Aber dein Argument taugt eben nichts, weil die Papierlage hier für die Bewertung relativ egal ist. Das ist dir auch bewußt, weswegen du eine Diskussion um die inhaltlichen Schwierigkeiten der Stiftung und das Verhalten von Schramm vermeiden willst und es auf eine formelle Ebene ziehen willst

        • *Klar, du führst an, dass sie auf dem Papier besser ist und die Kommentatoren arme Würste. *

          Hab ich nicht gesagt. Die Ironie besteht darin, dass sie von einem Haufen Leuten angegriffen wird, die anonym bleiben wollen, weil sie sonst fürchten persönlich angegriffen zu werden. ^^

          • @maren

            Das scheint mir wenig ironisch zu sein. Den man kann natürlich jeden Kommentator hier nach dem was er offenbart auch kritisieren. Warum soll im übrigen die berechtigung zur Kritik daran festzumachen sein, dass derjenige sich ebenfalls Kritik stellt?

        • Nein. Die Ironie ist, dass sie vom Staat dafür bezahlt wird, Steuerzahler zu provozieren und beleidigen und sich dann auch noch über den Gegenwind beschwert.

        • „Ich seh hier auch ehrlich gesagt nur Angriffe auf die Person Schramm.“

          Wo ist mein ‚Angriff‘ denn ad hominem?

          Und auch andere haben hier hauptsächlich ihre Handlungen kritisiert.

          Deine Wahrnehmung ist wirklich speziell.

        • Btw. Was ändert Anonymität an einen Argument.

          Es gibt übrigens gute Gründe anonym zu bleiben wenn man SJWs, Feministinnen oder ähnliche kritisiert, denn das sind diejenigen die auffällig häufig auch bereit sind die Familie von den Leuten mit unbequemen Meinungen anzugehen, obwohl die nichts damit zu tun haben.

          So wie z.B. ansonsten die Mafia es auch macht.

    • … wenn die in dieser Ausbildung wirklich was gelernt hätte, hätte die sich erstens Sprüche à la „Bomber Harris“ geklemmt und würde zweitens nicht dabei mitmachen, die Beschneidung der Meinungsfreiheit voranzutreiben.

      • Mag sein, dass ich etwas missverstanden habe – aber „Wissenschaftler“ sind für mich Menschen, die forschen. Und nicht solche, die sich damit beschäftigen, ihre Meinung durchzuboxen, alles und jeden zu diffamieren, der anderer Meinung ist – und dabei lustig mit den Wimpern zu klimpern.

        Sie mag ja eine Ausbildung zu für eine Wissenschaft haben.

        Nur – Es ist wie mit dem Führerschein. Ich habe einen. Ich habe eine Ausbildung zum Autofahrer. Ich habe aber kein Auto. Und deshalb würde ich mich nicht als Autofahrer bezeichnen.

    • „auseinandergenommen wird, ihre Ausbildung kleingeredet wird, sie selbst im Prinzip auf die Ebene von gelangweilten Hausfrauen bei der Seidenmalerei gesenkt wird.“

      Seidenmalerei…Jasna Strick gibt an gerne Handarbeiten zu machen…nur mal so.

      Und ja! Wer andere Meinungen aufgrund von Geschlecht oder Hautfarbe abqualifiziert, wer Kritik als Hass umdeutet oder schlicht den Mund verbietet, weil man angeblich nicht die Erfahrungen hat, der braucht sich über Ablehnung nicht zu wundern.

      Wer etwas verändern will muss freundlich sein.

    • Ich finde es ja immer putzig, wenn jemand sich nach einem Politikstudium als „Politikwissenschaftler“ oder auch „Historiker“ bezeichnet. Gerne tun das sogar Lehrer mit Lehramtsstudium und einer Fächerkombination mit Politik.

      Ein Wissenschaftler macht Wissenschaft und hat einschlägige Publikationen vorzuweisen, nicht nur eine poplige Abschlussarbeit in einem Mainstream-Studiengang, bei der man mal das wissenschaftliche Arbeiten ausprobiert.

      Sonst bestünde ja unsere Generation zu geschätzt 50% aus Wissenschaftlern, jeder Klatschreporter mit Journalistik-Studium ein „Journalismuswissenschaftler“, jeder Relilehrer wäre ein „Religionswissenschaftler“, jeder Sportlehrer ein „Sportwissenschaftler“, jeder Mathelehrer ein „Mathematikwissenschaftler“, you name it.

      Bei den sehr allgemein verwendeten Begriffen „GWler“ oder „Naturwissenschaftler“ ist das etwas anders, die sind so als Überbegriffe etabliert und beziehen sich in der Regel dann auf Studenten.

      Julia Schramms infantile „Bomber Harris“-Provokationen disqualifizieren sie gleich dreimal für diesen Begriff.

      • david,

        ist schon ein kleines semantisches Dilemma:

        Wenn jemand z.B. Ingenieurswissenschaften fertig studiert hat ist er danach automatisch Ingenieur. Wer Politikwissenschaften studiert hat ist aber danach nicht automatisch Politiker 😉

        Formal korrekt wäre also, wenn sie plappern würde „Ich bin Politologin“ Das klingt aber ziemlich doof und nach Pomologin oder Proktologin (wer hier tiefe innere Wahrheit findet, darf sie behalten). In der Masse käme eh nur ein „Häh, was für ne login?“ zurück.

        Daher ist es naheliegend, sich ein positives Image hinter „Wissenschaft“ anzueignen und sich entsprechend so zu nennen.

        Solche Aneignungen sind ja auch für Frauen völlig normal, die kaufen sich ja auch grotesk überteuerte Handtaschen um mit dem posieren mit dem Markennamen eine höhere Schichtzugehörigkeit vorzutäuschen.

        XD

    • @ Maren

      „Das alles von einem Dutzend Figuren, die auf Nachfrage sicherlich sagen würden, dass sie gerne anonym bleiben würden, weil sie ansonsten Nachteile im persönlichen Leben, üble Nachrede und Nachteile im Job und für ihre Familie befürchten müssen. “

      Du bist doch auch anonym. Wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie ich und die anderen anonymen Kolleg*innen hier.

    • Ich bin ja nun schon ne Weile nicht mehr anonym. Aber dennoch halte ich es für irrsinnig, jemanden, der Hass nur erkennt, wenn er auf die eigene Gruppe zielt, zu einer Autorität der unviversalen Hasserkennung zu machen. Das Männerrechte Meme spricht da Bände. Und ob da nun Schramm oder Höfinghoff steht, ist mir egal, auch der wäre eine komplette Fehlbesetzung. Wenn ein Politikwissenschaftsstudium einen nicht davon abhält, am Jahrestag der Bombardierung Dresdens eine Wiederholung zu fordern, dann qualifiziert das imho auch nicht, eine gewaltfreiere Gesellschaft zu promoten.
      Ich finde, Menschen haben durchaus zweite Chancen verdient, aber eine durch eine Ex IM geführte Stiftung damit zu beauftragen, Kommunikation moralisch zu bewerten und gegebenenfalls zu unterbinden.. nunja.

    • „dass hier gerade eine öffentlich agierende politische Aktivistin mit entsprechender Ausbildung (studierte Politikwissenschaftlerin, die in einer entsprechenden Stiftung beschäftigt ist, auseinandergenommen wird, ihre Ausbildung kleingeredet wird, sie selbst im Prinzip auf die Ebene von gelangweilten Hausfrauen bei der Seidenmalerei gesenkt wird“.

      Nein, das sehe ich nicht so. Frau Schramm wird als Referentin gegen hatespeech beschäftigt und hat aber selbst erhebliche Defizite diesbezüglich gezeigt. Daher darf durchaus, da sie als öffentliche Person auftritt, ihre persönliche Befähigung dazu bezweifelt werden.

      Anders als Du hier suggerierst, geht es um die öffentliche Berufsgeschichte von Frau Schramm und die Rolle die sie in ihrer Tätigkeit spielen soll. Inwiefern die beruflichen Befähigung als Politikwissenschaftlerin davon betroffen ist, kann nicht beurteilt werden, das Frau Schramm außer mit ihren Haßkommentaren nicht als Politikwissenschaftlerin in Erscheinung getreten ist.

      „Das alles von einem Dutzend Figuren, die auf Nachfrage sicherlich sagen würden, dass sie gerne anonym bleiben würden, weil sie ansonsten Nachteile im persönlichen Leben, üble Nachrede und Nachteile im Job und für ihre Familie befürchten müssen. “

      In der Tat. Es gibt eben einen Unterschied ob man sich vor einen Karren schmeißt oder sich dagegen stemmt.( Falls Du in der Lage bist diese Parabel intellektuell zu verarbeiten. )

  8. Selten so ein dummes Gequatsche gehört, dem offensichtlich das ein oder andere Gläschen voranging. Keine Argumentation, sondern nur persönliche Befindlichkeiten auf infantilem Niveau -, dazu die übliche Opferrhetorik, die natürlich nie fehlen darf.
    Man merkt die Absicht, und man ist verstimmt …

  9. Abstrakter betrachtet&interpretiert: Die Gesellschaft ist ausdifferenzierter*

    ___
    * Und teilweise wenigstens auch komplexer vielleicht, aber im sozialen Clinch/Dominanz-Spiel geht es nicht um Komplexität, sondern Differenz und Relationalität.

  10. …in unserem Heute als in anderen Zeitscheiben. Und diese Ausdifferenzierung enthält verschiedene Positionen, die aufeinander bezogen sind, sich konfligierend ko-konstituieren („Sinn“ geben etc.) oder parallel existieren.
    Der Inhalt der Ausdifferenzierung und Distinktion ist (für die Existenz der Ausdifferenzierung) ultimativ egal, und proximativ eine Rekombination aus (vermutlich bio-sozio-kulturell zusammenwirkend konstituierten) Konstruktionen. Die jeweiligen Rekombinationen (soziale und politische „Haltungen“, Ideologien, Positionierungen etc.) können einem subjektiv mehr oder weniger gefallen. Die Reaktion auf soziale und politische Positionierungen und Forderungen kann Unterstützung, Ablehnung oder Desinteresse/keine Verbindung dazu haben sein. Und ist eine mehr oder weniger eindeutige oder unentschiedene Mischung daraus, da wir als Individuen selbst innerlich widersprüchliche Wesen sind.

  11. @ Christian

    Schau mal, dein Blog zieht leider mal wieder rechten Abschaum an.

    @ Georg

    Dein Versuch eine widerliche antisemitische Verschwörungstheorie zu verbreiten, die Männerrechtsbewegung und ihre berechtigten Anliegen in den Dreck zu ziehen und die Opfer von Breivik zu verhöhnen ist hier ziemlich deplatziert.
    Verpiss dich doch einfach.

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