Mit technischen Fachwissen in Laptopfragen glänzen oder Signalling einfach gemacht

Die holde Südländerin plant sich einen neuen Laptop zuzulegen, da der alte arg bejahrt ist. Er wird im wesentlichen für Büroanwendungen im weiteren Sinne, also Word etc und etwas surfen genutzt werden und wieder ein paar Jahre halten. Die Größe sollte zumindest 15 Zoll sein und „gut aussehen“. Budget wäre so bis 700 Euro.

Natürlich ist es meine Pflicht als Freund da fachlich beratend zur Seite zu stehen. Ich bin aber auch etwas aus dem Markt raus. Jemand eine gute Idee oder Tipps, worauf man achten sollte?

Über die Bedeutung der Kenntnis sexueller Verbindungen in einer Gruppe

Annett Meiritz schreibt im Spiegel:

Dabei ist es für den konkreten Fall völlig egal, ob Behrends keine einzige, zwölf oder fünfzig Liebschaften in ihrem Arbeitsumfeld hatte. Denn was genau wäre der Vorwurf, den man aus einem Verhältnis ableiten könnte? Dass Behrends es auf Affären anlegt? Dass sie selbst schuld ist, wenn ihr Umfeld ausgefragt wird, ob sie „gefickt“ werde?

Ich finde diesen Satz absolut erstaunlich. Der Sinn dahinter, dass man nachforscht, ob jemand eine Person unterstützt, weil sie besonders gute Arbeit macht oder weil man mit ihr schläft, ist ja nun wirklich leicht zu erfassen. Und ich zweifele auch nicht daran, dass wir entschiedene Nachfragen von Feministen gehabt haben, wenn sich etwa eine enttäuschte junge Politikerin in einem offenen Brief an die Presse gewandt hätte und entweder:

Ich dachte erst ich wäre etwas besonderes für ihn, er ging mit mir aus, wollte meinen Theorien zuhören, hob mich auf einen Listenplatz, aber im Endeffekt wollte er flirten und war erkennbar sexuell an mir interessiert.

oder

Ich arbeitet seit Jahren für die Partei, klebe bei jedem Wetter Plakate und bin an jedem Infostand dabei, aber aufgestellt hat er eine junge andere Frau, die mit ihm flirtet und mit ihm was trinken war.

geschrieben hätte. Man hätte den Sexismus der Politiker gerügt und ihnen vorgehalten, dass sie Frauen nur als Objekte sehen. Eine Erwiderung wie „Was genau ist denn der Vorwurf, den man aus einem Verhältnis ableiten könnte? Dass der Politiker es auf Affären auslegt? Das er selbst schuld ist, wenn man ihn als Belästiger wahrnimmt“ wäre wohl kaum als berechtiger Einwand gesehen worden.

Über Sex Beziehungen aufzubauen und mit vielen höherstehenden  Männern zu flirten ist eben eine Form der Korruption, der Bestechung, die eine faire Auswahl behindert: Statt der politischen Leistung stehen nun mehr sexuelle Gefälligkeiten im Vordergrund. Und natürlich muss das andere Parteimitglieder akzeptieren und sicherlich auch gerade die Frauenunion: Der Gedanke, dass eine Frau, die durch Flirts an anderen Frauen vorbeizieht, das Klima für andere Frauen verschlechtert und deren Chancen mindert, scheint mir geradezu klassisch feministisch.

Man stelle sich vor, was Feminismus zu einem Büro oder einer Partei sagen würde, wo bestimmte Frauen, die dann auch noch befördert werden, mit den Vorgesetzten schlafen. Ein „Klima der Verfügbarkeit“ oder „ein Nachweis für die Rape Culture“ wäre wohl zu erwarten gewesen. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man die aggressive Frage „Fickst du die?“ sogar als aggressiven Vorhalt, dass er etwas falsch macht, indem er Sex mit einer jungen Politikerin hat, die er dann evtl auch noch fördert.

Mir ist klar, dass hier verschiedene feministische Punkte reinspielen:

  • die Prämisse der unschuldigen Frau: Zu sagen, dass sie ihre Sexualität gezielt eingesetzt hat um sich einen Vorteil zu verschaffen wäre zum einen Slutshaming und zum anderen würde es viele andere Tabus berühren:
    • das Tabu der Schönheit: Sie ist schlank und jung, das darf keine Rolle spielen
    • das Tabu der unterschiedlichen Sexualität: Es ist erstaunlich, wie oft ich bei dem Thema schon bei einer Diskussion auf Twitter dafür angegriffen wurde, dass ich angemerkt habe, dass Frauen weitaus eher als Männer für Sex Gefälligkeiten und Vorteile bekommen, weil Männer ein vollkommen anderes Verhältnis zu Sex haben als Frauen und das der Vorwurf umgekehrt damit weitaus weniger interessant ist
    • das Tabu der Macht der Frau: Frauen, die in einer Männerwelt Sex als Waffe einsetzen sind und damit Akteure sind, die für ihre Handlungen verantwortlich sind darf es nicht geben, Frauen haben Sex, weil sie Spass am Sex haben, und jede andere Sicht, jede Nebenabsicht, ist damit eine Einschränkung ihrer Sexualität
    • Das Tabu der weiblichen Sexualität als etwas, was generell nicht angesprochen werden darf.
  • Die Prämisse, dass derjenige Recht hat, der Sexismus behauptet der in einer Männerwelt stattfindet, selbst wenn Teile der Akteure Frauen sind.
  • Die Prämisse, dass der größere Sexismusvorwurf die größere Solidarisierung erfordert.

Aber abseits dieser Gedanken bleibt ein erstaunliches Doppeldenk, ein Doppelstandard. Natürlich wäre es einem Mann vorwerfbar Sex am Arbeitsplatz zu haben. Natürlich ist auch jeder Frau bekannt, dass Sex ein Machtmittel sein kann und das gerade „als harmlos tarnbare Gesten mit sexueller Bedeutung“ (wie etwa auf „Jedermanns Schoß sitzen“) wunderbar dazu geeignet sind „Orbiter“ zu erzeugen. Das eine Frau mit Männern spielt, dass sie sexuelle Reize bietet, die etwas Hoffnung machen, aber ganz harmlos, neben einer Freundschaft, sexuelle Signale, die man leugnen kann („es war eben kein Stuhl frei, was ist schon dabei, wenn man sich auf seinen Schoß setzt, wir sind ja schließlich Freunde“), dass nehmen Frauen sofort war und reagieren häufig mit Abwertung oder, wenn es sich an die eigenen Freunde richtet, mit Abwehr. Es ist ein Prototyp von Frau, die Unruhe stiftet und am besten in Männergruppen zurechtkommt.

So zu tun als könne man diese Gruppendynamiken nicht ermitteln, als würde Sex keinerlei Auswirkungen über den Spass der Beteiligten hinaus haben können, als würde es nicht einen erheblichen Unterschied ausmachen können, ob jemand in einer Partei mit einem anderen schläft, das finde ich erstaunlich.

Verbitterte sexistische Feministinnen

„Es gibt diesen Typus Frau, der jede Form von Ablehnung, jeden Gegenwind, jede Art von Negativität, den er erfährt, sofort auf das Geschlecht schieben will. Diese Frauen können es sich gar nicht vorstellen, dass Leute sie wegen ihres Charakters nicht mögen, nein, jeder der ihnen nicht den Schmutz von den Schuhsohlen leckt und auch danach nicht auch noch dafür bedankt ist einfach ein Sexist“ (ca 3. Minute)

Margarete Stokowski, Miet-Onkel und das Mansplainen

Einen schönen Einblick in die Sicht einer Feministin erhält man man mal wieder, wenn man die aktuelle Kolumne von Margarete Stokowski liest:

Anscheinend hat sie einen Artikel um etwas neues aus Japan gelesen, was sich „Onkeln“ nennt. In ihrer Darstellung:

Aus Japan kommen immer so geile Erfindungen. Haikus, Pokémon, flauschige Roboterrobben. Jetzt gibt es eine neue japanische Weltverbesserungsmaßnahme, und sie könnte schlauer nicht sein: „Miet-Onkel“. Ein Service, bei dem man sich einen mittelalten Mann mietet, der zuhört und Ratschläge fürs Leben gibt. So ein „Ossan“ ist 45 bis 55 Jahre alt und ist kein Therapeut, kostet aber auch weniger und hilft in allen möglichen Fällen – bei Beziehungsproblemen oder wenn man nicht weiß, wie man sich beim Vorstellungsgespräch benehmen soll.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie das eine Feministin triggert: Ein mittelalter Mann, der gegen Bezahlung die Welt erkllären will? Ha, jetzt meinen die Männer auch noch, dass Mansplaining was wert ist. Da schreibe ich doch gleich mal einen langatmigen Artikel dazu, dass alle Männer eh Schweine sind und Mansplaining ein Verbrechen ist und nicht etwa eine Dienstleistung:

Nun könnte man sagen: Ha, ha. Das machen die doch eh. Wenn ich einen Mann will, der mir erklärt, was ich mit meinem Leben machen soll, brauche ich gar keine Hotline. Von mittelalten Männern kriege ich ungefragt Ratschläge bezüglich meiner beruflichen Tätigkeit, Urlaubs-, Garderoben- und Frisurplanung, bezüglich meiner Ernährung und der Häufigkeit meiner sexuellen Erlebnisse, und das in beruhigender Regelmäßigkeit.

Vielleicht würde ich diese Ratschläge in Japan nicht kriegen und vielleicht sind deswegen die Miet-Onkels gut für Japan, kann sein, aber ich hab von ihnen jetzt schon was gelernt, ohne je einen gemietet zu haben. Danke, Onkels.

Es muss sie noch mehr getriggert haben, dass die Idee dazu enstanden ist, als der Erfinder Mädchen über Männer lästern hörte vollkommen berechtigte Kritik von jungen Frauen über Männer als Aufforderung zu noch mehr Mansplaining falsch verstandt:

Probleme bei der Arbeit? Stress in der Liebe? Einsam zu Hause? Aber niemand da, mit dem man mal offen sprechen kann? Für Japaner, die sich nie im Leben trauen würden, sich mit solchen und anderen Fragen an einen Therapeuten oder gar noch schlimmer an jemandem in der eigenen Familie zu wenden, bieten sich Takanobu Nishimoto und seine „Miet-Onkels“ an. Männer mittleren Alters, die anderen Menschen ein Ohr schenken. Einfach auf Nishimotos Online-Dienst einen „Ossan“ – einen Mann zwischen 45 und 55 Jahren – aussuchen und mieten. Für 1000 Yen (9 Euro) pro Stunde.

Ein Service, der aber nicht nur den Kunden helfen soll, sondern auch den Männern. Auf die Idee für seine kuriose Dienstleistung sei er gekommen, als er eines Tages in der Bahn Schulmädchen hörte, die sich abfällig über ältere Männer äußerten. Diese „Ossan“ seien eklig und ähnliche Dinge habe er die Mädchen sagen hören, erzählt Nishimoto in einem Café in Tokio. „Da ist mir klar geworden, wie geringschätzig solche Männer gesehen werden“. Es ist das bekannte Klischee: Männer, die an sechs Tagen der Woche täglich mindestens zehn Stunden bei der Arbeit verbringen, nach Feierabend mit Kollegen oder Geschäftsfreunden trinken gehen und am Sonntag Golf spielen.

Ihre Familie sehen sie nur ein paar Minuten am Werktag und ein paar Stunden am Wochenende. Und wenn sie in die Rente gehen, nachdem sie jahrzehntelang mit der Firma verheiratet waren, kommen sie in ein Heim, das sie kaum kennen. Die Rolle des Geldverdieners, die dem Vater zu Hause jahrzehntelang Autorität sicherte, entfällt. Plötzlich sind sie „Sodaigomi“, Sperrmüll, weil sie zu nichts nutze seien und nur im Wege stünden. „Diese Ossan tun mir leid“, erzählt Nishimoto. Um das zu ändern und diesen Männern zu mehr Selbstwertgefühl zu verhelfen, kam er vor vier Jahren auf die Idee mit dem Mietservice.

Indem seine „Miet-Ossan“ Jüngeren zuhören und Rat erteilen, könnten sie „coole“ Typen werden. Nishimoto, der als Lehrer einer Modeschule und als Stylist arbeitet – selbst aber auch als Ossan zu mieten ist – beschäftigt im ganzen Land 70 solcher Männer. Er selbst führt die Bewerbungsgespräche. Wer mit „offensichtlich sexuellen Interessen“ komme, blitze ab, versichert Nishimoto. „Ich will keine Probleme haben“. Schließlich seien die meisten Kunden Frauen in ihren späten 20er bis 40er Jahren. „Männer machen nur 20 Prozent aus“, erläutert Nishimoto

Das beleuchtet einige interessante Aspekte zu Machtverhältnissen in Beziehungen: Zuhause hat eben häufig die Frau das sagen (dazu auch dieser Artikel, in dem es auch darum geht, dass der absinkende Cortisolspiegel aufgrund der veränderten Statusverhältnisse nach der Verrentung sich gesundheitlich auswirkt). Den Mann dann gleich als „Sperrmüll“ zu bezeichnen ist in der Hinsicht auch interessant (nein, Männerabwertungen gibt es in dieser männerbegünstigenden Welt nicht). Man versteht gar nicht, warum japanische Männer kein Interesse an Heirat und Beziehung haben. Es ist ein schönes Projekt,  bei dem Männer Leuten helfen und dabei wieder eine Bedeutung erlangen und gleichzeitig auch selbst etwas lernen. Da muss man gleich mal was zu Mansplaining schreiben, dass darf man nicht ungestraft und kommentiert so positiv stehenlassen sondern muss gleich erst einmal deutlich machen, das Mansplaining böse und Unterdrückung der Frau ist.

Ein bisschen sei das wie in Hostess-Bars: man tröstet den anderen. „Die Kunden erzählen gerade deswegen so viel und offen, weil die Ossan fremde Personen sind“, sagt Nishimoto. Man trifft sich in Restaurants oder Cafés. Gesprochen wird über die verschiedensten Dinge. Manche Kunden suchten zum Beispiel Ratschläge bei der Jobsuche. „Einmal wollte jemand mit einem Ossan ein Vorstellungsgespräch üben“, schildert Nishimoto. Unter jungen Leute würden „normale Ossan“ oft als abschreckendes Beispiel angesehen nach dem Motto: „So möchte ich nicht werden“. „Aber die Ossan zum Ausleihen sind gute Vorbilder“, sagt Nishimoto.

Auch komme es vor, dass eine Hausfrau einen seiner Ossan um Rat bitte, weil ihr Mann eine Geliebte habe. Viele Ossan seien selbst geschieden. Einer von denen heirate demnächst eine Kundin. „Ich habe nichts dagegen“, sagt Nishimoto. „Sie sollen alle glücklich werden“.

Ein Männerbild, welches positiv neu besetzt wird. Leute, die es schön finden, mit jemanden, auch einem Mann, etwas bereden zu können oder bestimmte Gesprächssituationen zu üben. Sogar Kritik an den Männern, die vor lauter Arbeit keinen Bezug mehr zu ihrer Familie haben und dort dann auch noch als Sperrmüll bezeichnet werden (man ist verwundert, warum sie so wenig Zeit zuhause verbringen wollen bei so charmanten Ansichten).

Kachelmann gewinnt Prozess auf Schadensersatz wegen Falschbeschuldigung gegen Frau Dinkel

Hier noch ein Artikel zu dem Urteil des OLG Frankfurt, mit dem Frau Dinkel zu Schadensersatz bezüglich der Sachverständigenkosten wegen Falschbeschuldigung verurteilt worden ist

Aus der Pressemitteilung des OLG Frankfurt:

Mit einem heute verkündeten Urteil hat das Oberlandesgericht Frankfurt am Main (OLG) die beklagte Ex-Geliebte des bekannten Wettermoderators K. verurteilt, Schadenersatz für Kosten zu leisten, die K. dadurch entstanden sind, dass er aufgrund eines von ihr erhobenen Vergewaltigungsvorwurfs in Untersuchungshaft genommen wurde.

Zum Hintergrund

Die Beklagte hatte K. am 9.2.2010 mit der Behauptung angezeigt, sie am Tag zuvor in ihrer Wohnung vergewaltigt zu haben, indem er ihr ein Küchenmesser an den Hals gedrückt und unter Todesdrohungen zum Geschlechtsverkehr gezwungen habe. Infolgedessen erließ das Amtsgericht Mannheim Haftbefehl wegen Fluchtgefahr gegen K., der hierauf am 20.3.2010 auf der Rückreise aus Kanada am Frankfurter Flughafen festgenommen wurde. Auf die Haftbeschwerde K.s hob das OLG Karlsruhe den Haftbefehl am 29.7.2010 auf. Bis dahin hatte sich K. knapp vier Monate in Untersuchungshaft befunden. In dem anschließenden Strafverfahren vor dem Landgericht Mannheim wurde K. im Mai 2011 freigesprochen, weil die von der Beklagten behauptete Vergewaltigung nicht bewiesen werden konnte.

Mit der vorliegenden Klage fordert K. von der Beklagten Ausgleich eines Teils des Schadens, der ihm durch die Untersuchungshaft entstanden ist. K. macht geltend, dass er zur Verteidigung im Haftbeschwerdeverfahren mehrere Sachverständige habe beauftragen müssen, um die Glaubwürdigkeit der Beklagten sowie die von ihr vorgezeigten Verletzungen zu entkräften. Insoweit hat K. mit der Klage zunächst Kostenerstattung in Höhe von rund 13.400 € verlangt. In der Berufung hat er die Klage bis auf rund 7.100 € zurückgenommen.

Die angefochtene Entscheidung des Landgerichts

Das zunächst angerufene Landgericht Frankfurt am Main wies die Klage durch Urteil vom 23.12.2013 ab. Zur Begründung führte es aus, zwar sei K. durch die Anzeigen der Beklagten in Untersuchungshaft genommen worden – die Beklagte habe ihn also der Freiheit beraubt, indem sie staatliche Organe zum amtlichen Eingreifen veranlasst habe. Voraussetzung für einen Schadenersatzanspruch wegen Freiheitsberaubung in mittelbarer Täterschaft sei jedoch, dass es sich um eine wahrheitswidrige Anzeige gehandelt habe. Der Beklagten könnte aber nicht vorgeworfen werden, dass sie K. vorsätzlich wahrheitswidrig einer Vergewaltigung bezichtigt habe mit dem Ziel, diesen seiner Freiheit zu berauben. Es sei möglich, dass die Beklagte durch „nicht-intentionale Verfälschungs- und Verzerrungseffekte“ subjektiv der festen Überzeugung gewesen sei, Opfer einer Vergewaltigung gewesen zu sein, obwohl dies objektiv nicht der Fall war.

Das Berufungsverfahren und die Entscheidung des OLG

Gegen die Klageabweisung hat K. Berufung zum OLG eingelegt. Das OLG hat eine Beweisaufnahme durch Einholung eines rechtsmedizinischen Sachverständigengutachtens angeordnet, insbesondere zu der Frage, ob sich die Beklagte die im Zuge der Strafanzeige festgestellten Verletzungen selbst zugefügt haben kann.

Mit dem heutigen Urteil hat das OLG die Entscheidung des Landgerichts abgeändert und K. den begehrten Schadenersatz zugesprochen, soweit er die Klage nicht zurückgenommen hat. Zur Begründung führt das OLG aus:

Die Beklagte habe sich gegenüber K. schadenersatzpflichtig gemacht, weil sie wissentlich eine unwahre Strafanzeige erstattet und so – wie von ihr beabsichtigt – die Anordnung der Untersuchungshaft gegen K. herbeigeführt habe. Hierdurch habe sich die Beklagte der Freiheitsberaubung schuldig gemacht. Die erlittene Freiheitsentziehung beruhe zwar unmittelbar auf dem Haftbefehl; die Beklagte müsse sich jedoch das staatliche Handeln im Wege der mittelbaren Täterschaft zurechnen lassen, da sie die Ermittlungsbehörden durch die wahrheitswidrige Anzeige und falsche Aussagen vorsätzlich getäuscht habe. Die Überzeugung, dass die Beklagte K. vorsätzlich der Wahrheit zuwider der Vergewaltigung bezichtigt habe, gründe sich auf das Ergebnis der in der Berufung durchgeführten Beweisaufnahme. Hiernach habe sich die Behauptung K.s bestätigt, die Beklagte habe sich die festgestellten Verletzungen selbst zugefügt.

So spreche das Verletzungsbild in der Gesamtschau und unter Berücksichtigung der Schilderungen der Beklagten nach den Feststellungen des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt am Main für eine Selbstbeibringung. Bedeutsam sei ferner, dass die Schilderungen der Beklagten zum angeblichen Vergewaltigungsgeschehen nicht mit den Verletzungen in Übereinstimmung zu bringen seien und ihre Aussagen für sich genommen erhebliche Plausibilitätsdefizite aufwiesen. Zudem habe die Beklagte im Ermittlungsverfahren unstreitig teilweise falsch ausgesagt.

Die Beklagte habe auch mit direktem Vorsatz gehandelt. Aus den Gesamtumständen ergebe sich, dass es ihr gerade darauf angekommen sie, die Verhaftung des K. herbeizuführen.

Für ausgeschlossen hielt das OLG, dass bei der Beklagten eine „Autosuggestion“ vorlag, die dazu geführt habe, dass sie nur glaubte, vergewaltigt worden zu sein. Die entsprechende Annahme des Landgerichts sei nicht nur spekulativ, sondern nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme, wonach sich die Beklagte die Verletzungen selbst zufügte, auch widerlegt.

Die Entscheidung ist nicht anfechtbar.

Dinkel hält das Urteil anscheinend für falsch und zieht die Sexismuskarte:

D. kann die Entscheidung nicht anfechten. Sie spricht von einem „Justizskandal“ und ruft den Richtern nach der Verkündung zu: „Das Urteil ist eine Schande für Deutschland!“ Dann verliest sie vor den Journalisten eine Stellungnahme. Der männlich besetzte Senat habe an ihr ein Exempel statuieren wollen, um Frauen davon abzuhalten, „die Wahrheit über männliche Gewalt laut zu sagen“. Die Richter seien „armselige, feige Frauenverächter“.

Aus dem gleichen Artikel zu Kachelmann selbst:

Kachelmann ist sichtlich erleichtert. Er sagt, er hoffe, dass es ebenso viel Aufmerksamkeit erfahre wie der „Unsinn“, der während des Strafprozesses über ihn verbreitet worden sei. Er habe das Vertrauen in die Justiz zurückgewonnen, da nun ein Gericht festgestellt habe, dass er selbst Opfer eines Verbrechens wurde. „Sich mit einer behaupteten Vergewaltigung als Ikone des Feminismus aufzuspielen, ist die größtmögliche Verhöhnung, die man echten Vergewaltigungsopfern zuteil werden lassen kann.“

Kachelmann kommentierte auf Twitter:

Diese hat wohl auch ein Verfahren eingeleitet:

Aus der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mannheim:

PRESSEMITTEILUNG
(28.09.2016) 

Urteil des OLG Frankfurt a. M. betreffend Schadenersatzklage des
Wettermoderators K.
– Staatsanwaltschaft Mannheim leitet Prüfvorgang ein

 

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat aufgrund des Urteils des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. vom 28.09.2016 (Az. 18 U 5/14) einen Prüfvorgang eingeleitet. In dem Urteil wurde dem Wettermoderator K. Schadenersatz gegen seine frühere Geliebte, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt hatte, zugesprochen.

Gegenstand der Prüfung ist, ob sich aus dem Urteil des OLG Frankfurt a. M. möglicherweise ein Anfangsverdacht auf Straftaten gegen die damalige Anzeigeerstatterin ergibt. Die Staatsanwaltschaft Mannheim wird hierzu zunächst die schriftlichen Urteilsgründe des Oberlandesgerichts Frankfurt a. M. anfordern.

gez. Utt
Erste Staatsanwältin

 

Japan, sexlose Grasesser und Testosteron

Ein interessantes Phänomen wird aus Japan berichtet:

Die Japaner werden immer einsamer. Klingt schnell dahingesagt, ist aber statistisch belegbar: 70 Prozent der ledigen Männer und 60 Prozent der unverheirateten Frauen zwischen 18 und 34 haben keine Beziehung. Fast die Hälfte von ihnen will auch gar keine. Zu diesem Schluss kam Japans Institut für Bevölkerungs- und Sozialstudien in einer Sexual-Untersuchung, die es seit 1987 alle fünf Jahre durchführt. 44Prozent der Männer und 42 Prozent der Frauen sagten, sie hätten noch nie Sex gehabt. Die Zahl nimmt zu, vor fünf Jahren waren es noch 36 Prozent der Männer.

Das sind schon sehr hohe Zahlen, mich würden die deutschen Vergleichszahlen interessieren, aber ich vermute, dass sie deutlich niedriger sind. 44% der Männer zwischen 18 und 34 haben noch keinen Sex gehabt? Das wäre wirklich erstaunlich hoch. Insbesondere wenn die Hälfte auch kein Interesse daran hat.

„Grasfresser“ nennen die Japaner junge Männer, die keinen Sex wollen. Sie seien freundlich und scheu, ohne Gefühl für ihre Männlichkeit. So beschreibt das zumindest der Philosoph Masahiro Morioka, der den Begriff mit seinem Buch „Liebes-Lektionen für herbivore Jungs“ bekannt machte. Grasfresser wollten keine großen Gefühle, niemanden verletzen und auf keinen Fall verletzt werden. Fragt man die jungen Männer, formulieren sie es einfacher: Beziehungen seien ihnen zu „umständlich“.

Eine Generation, die zu einem relativ großen Teil der Beziehung abgeschworen hat. Es ist aus meiner Sicht nicht verwunderlich, dass dies in einem Land wie Japan geschieht, denn bei diesen liegen auch im Schnitt andere biologische Gegebenheiten vor, die sich auf den Sexualtrieb auswirken.

Es scheint weniger das freie Testosteron zu sein als vielmehr die Fähigkeit, dieses entsprechend wahrzunehmen:

though plasma testosterone levels are an important factor in sex hormone-dependent features, they obviously cannot explain the ethnic differences in these features. These differences seem to be mediated instead by differential enzyme and androgen receptor activity [6].  Specifically,  5a-reductase, the enzyme that converts testosterone into DHT, activity seems to vary among ethnic groups.  DHT is an androgenic hormone whose affinity to the androgen receptor is multitudes times greater than testosterone. A study recorded the DHT:testosterone ratio, an indicator of 5a-reductase activity[7], among ethnic groups and found levels to be highest in African-Americans, intermediate in Caucasians, and lowest in Asian-Americans [5]. Tissue-specific coactivators of the androgen receptor also play a role in differences in tissue-specific androgenicity. Different levels of these coactivators are found in different tissues(heart, skeletal muscle, and liver), and help determine the responsiveness of these receptors by binding to the androgen-androgen receptor complex [8-12].
The genetic differences in the gene encoding the androgen receptor itself contributes greatly to its ability to respond to testosterone and other androgens [13-15].  One of the most distinctive and important genetic differences found is called the CAG repeat polymorphism. This refers to the glutamine-tag attached to the androgen receptor becomes the sequence CAG is translated into the amino acid glutamine. The number of CAG repeats an individual has in his or her androgen receptor gene determines how effective his or her androgen receptor is at binding testosterone; those with less repeats are more sensitive to testosterone and those with a greater amount of repeats are less sensitive [16-21].  It has been found that those with short CAG repeats have the same symptoms of men with high testosterone levels, increased skeletal muscle mass, lower good cholesterol (HDL), and have an earlier onset of prostate cancer [21]. Those born with too many repeats (>38) may be at risk for certain genetic disorders [22].

The inverse association between the number of CAG repeats in the AR gene and functionality of the AR protein. Longer CAG tracts result in lower transcription of target genes and, thus, lower androgenicity. Expansion of the encoded polyglutamine stretch to beyond probably 38 leads to the neuromuscular disorder X-linked spinal bulbar muscular atrophy (XSBMA), a condition in which defective spermatogenesis and undervirilization are observed. Conversely, low numbers of CAG repeats are associated with increased androgenicity of susceptible tissues.

The inverse association between the number of CAG repeats in the AR gene and functionality of the AR protein. Longer CAG tracts result in lower transcription of target genes and, thus, lower androgenicity. Expansion of the encoded polyglutamine stretch to beyond probably 38 leads to the neuromuscular disorder X-linked spinal bulbar muscular atrophy (XSBMA), a condition in which defective spermatogenesis and undervirilization are observed. Conversely, low numbers of CAG repeats are associated with increased androgenicity of susceptible tissues.

The mechanism behind the weaker transactivation of androgen receptors with longer CAG repeats was found in a study done in 1999. A coactivator of the androgen receptor, ARA24, was discovered which bound differentially with the polyglutamine region of the androgen receptor. ARA24 was found to bind more weakly to androgen receptors with longer repeats and thus allowed for weaker signalling for the transcription of androgen-related genes [11].
Small but significant differences in the average CAG repeat length were found between different ethnic groups. Men of African descent were found to have the lowest number of repeats at 18-20, caucasians at 21-22, and east asians at 22-23[21]. Not only does this information reinforce our observations about body composition and androgenicity among different ethnic groups, but it also offers us some clinical value. The differences in enzyme, coactivator and androgen receptor activity may explain why certain individuals respond to testosterone therapy more strongly than others. It seems, however, that there is no clear winner in the roulette of testosterone sensitivity; one group may see greater strength in the earlier years of life, while the other gains vitality in the later years.
Das passt auch gut dazu, dass man bei Japanern eine sehr geringe Digit Ratio festgestellt hat:
digit-ratio
(Weiteres zu den Androgenrezeptoren und den CAG-Repeats auch hier)
Japan hat also Grundlagen, die dieses System begünstigen. Bei einem niedrigen reagieren auf Testosteron hätten wir:
  • einen geringen Sexualtrieb
  • ein eher passives, nichtmännliches Auftreten

Aus dem Artikel:

Viel besser geht es allerdings auch verheirateten Paaren nicht. In der regelmäßig wiederholten Studie des Kondom-Herstellers Durex haben japanische Ehepaare von allen untersuchten Ländern immer am wenigsten Sex und den am wenigsten befriedigenden noch dazu. Viele Japaner finden, das sei richtig so. Nach der Heirat müsse Schluss sein mit Romantik.

 Gut, dass hört man aus westlichen Ehen ja durchaus auch mitunter. Aber es könnte durch das obige Problem verschärft werden. Zudem kommen kulturelle Erwartungen dazu:

Das fehlende Interesse der jungen Männer an Sex und Beziehungen hat freilich einen weiteren Grund, über den in Japan nur ungern gesprochen wird. Etwa die Hälfte der Männer finden keinen festen Job, sie arbeiten für wenig Geld und ohne Perspektive. Diese Männer haben bei den Japanerinnen kaum Chancen, zumal die Gesellschaft bis heute am Modell festhält, der Mann müsse der Ernährer der Familie sein und die Frau solle mit der ersten Schwangerschaft ihre Stelle aufgeben.

Eine weitere Untersuchung vor einem Jahr fand heraus, dass ein Drittel der jungen Frauen keinen Mann heiraten würde, der nicht mindestens fünf Millionen Yen pro Jahr verdiene, etwa 44 000 Euro. Davon kann ein Zeitarbeiter nicht einmal träumen.

Das ist ja mal eine sehr deutliche Darstellung weiblicher Anforderungen an einen Partner: Er muss reich genug sein, sie zu versorgen und ihnen den Ausstieg aus dem Beruf zu erlauben. Kann er das nicht, dann ist ein Großteil der Frauen nicht an ihm interessiert. Es ist ein schöner Gegensatz zu der beständigen feministischen Darstellung der Frau, die keinerlei Forderungen stellen kann und nur Spielball der Männer ist, unterdrückt und benachteiligt, weil sie nicht genau so viel verdient. Hier wird es als deutliches Ausschlußkriterium dargelegt, als ein Privileg, welches er der Frau bieten muss, wenn er eine Chance haben will. Was viele Männer anscheinend sowohl nicht können als auch anscheinend nicht wollen. Aus China hört man von ähnlichen Erwartungen.

Am wenigsten Interesse an Beziehungen zeigen Frauen in ihren späten Zwanzigern. Damit verhöhnen sie die Regierung von Premier Shinzō Abe geradezu, die voriges Jahr ankündigte, sie werde die Geburtenrate der Japanerinnen bis 2025 von derzeit 1,4 auf 1,8 Kinder erhöhen, um die demografische Krise zu bewältigen. Zurzeit sind 27 Prozent der Bevölkerung über 65, ihr Anteil steigt jedes Jahr. Wie die Regierung die Geburtenrate erhöhen will, hat sie bisher nicht gesagt. Kinder außerhalb der Ehe sind in Japan noch immer selten. Die Regierung müsste also Anreize zum Heiraten schaffen.

Also ein Land mit sehr starken kulturellen Regeln, welches darauf stößt, dass viele dieser Regelungen nicht mehr attraktiv erscheinen. Ein solches System kann schwer aufzulösen sein, wenn alles in ein System von Ehre und sozialen Wert eingebunden ist. Es kann dann eher einen hohen Wert signalisieren gar keinen Partner zu haben als einen, bei dem man noch arbeiten muss als Frau. Und es kann einen niedrigen Wert bedeuten außerhalb der Ehe Kinder zu bekommen, so dass diese Option nicht attraktiv erscheint. Beides zusammen kann eine Zwickmühle sein, die dazu führt, dass recht wenig Kinder geboren werden.

Für junge Frauen, die ihr romantisches Ideal wenigstens schon einmal nachstellen möchten, bietet eine Agentur in Kyoto beispielsweise „Solo-Hochzeiten“ an. Junge Frauen können sich selber heiraten, mit Hochzeitskleid, Spitzen, Blumen, Tüll und Hochzeitskuchen: Dabei geht es eigentlich nur um die Erinnerungsfotos. Ohnehin erfüllen japanische Hochzeitsagenturen fast jeden Wunsch – Paaren ohne Verwandte oder Freunde besorgen sie Gäste oder sogar fiktive Angehörige fürs Hochzeitsfest, unter Schauspiel-Statisten ein beliebter Job. Westliche Männer in Tokio werden von Theateragenturen auch als Priesterdarsteller an Hochzeitsveranstalter vermittelt.

„Solo-Hochzeiten“ als weibliche Trieberfüllung sind interessant. Passen aber zu den gängigen Geschlechterklischees.

Die schnelle Triebbefriedigung dagegen holen sich junge Männer vom Sexgewerbe oder immer häufiger auch online. Außerdem gewinnen Softporno-Filme auch bei den jungen Japanerinnen an Beliebtheit.

Das ist eben weitaus weniger kompliziert als die Forderungen eines Partners bzw. es kann als unproblematischer angesehen werden als ein unstandesgemäßer Partner.

vgl. auch:

Jenna Behrends und unfaire Gerüchte über Affären

Die Debatte um den Brief von Jenna Behrends hat aus meiner Sicht noch einmal eine sehr interessante Wendung hingelegt. Die Vorsitzende der Frauenunion, Frau Cegla und die Femen-Deutschland-Gründerin Zana Ramadani haben eine gemeinsame Presseerklärung zu den Vorfällen herausgegeben.

In dieser heißt es

Aber – Die von Jenna Behrends erhobenen Vorwürfe und schlüpfrigen Andeutungen bedürfen einer genaueren Einordnung. Sie selbst spricht in ihrem Blog-Beitrag „Warum ich nicht mehr über den Sexismus in meiner Partei schweigen will“ über ihr angeblich angedichtete Affären. Wie nach und nach in den Medien zu lesen ist, soll es sich dabei u.a. um Dr. Peter Tauber, Sven Rissmann oder Florian Schwanhäuser handeln. Jenna Behrends betont jedoch, dass es keine Beziehungen, die über ein geschäftliches oder freundschaftliches Verhältnis hinaus gehen, gibt. Dies steht jedoch im Widerspruch zu Äußerungen, schriftlich wie mündlich, die Jenna Behrends uns gegenüber gemacht hat.

Sandra Cegla: “Jenna Behrends und ich hatten uns bei der Klausurtagung der CDU Berlin Mitte am 15. April 2016 ein Zimmer geteilt. Obwohl wir außerhalb der Partei keinen Kontakt haben, sagte Jenna Behrends zu mir: `Mit dem Peter Tauber, das muss jetzt aber unter uns bleiben, die Gerüchte stimmen. Ich hatte ein Verhältnis mit ihm.ʼ Ich war sehr irritiert über diesen Kommentar, habe ihn als grenzüberschreitend empfunden und daher nicht weiter nachgefragt. Ich werde ungern ungefragt zur Mitwisserin in intimen Angelegenheiten gemacht. Die unvermittelte Äußerung seitens Jenna Behrends lässt für mich nur den Schluss zu, dass sie entweder die Grenzen anderer Menschen nicht klar erkennen und achten kann, oder dass ihre Aussage gezielt in meiner Gegenwart gemacht wurde, um Gerüchte erst entstehen zu lassen.“ Hierzu kann ich eine Versicherung an Eides statt abgeben.

Sie hat also nach dieser Darstellung selbst die Gerüchte mitgestreut, während sie sich an anderer Stelle als Opfer eben dieser Gerüchte dargestellt hat.

In der ganzen Sache geht es bislang nur um Behauptungen und Anschuldigungen. Gerade da wäre es doch richtig und zu erwarten, dass vermeintlich interne Probleme auch zunächst intern angesprochen und so, wenn nötig, gemeinsam behoben werden. Jenna Behrends hatte auch mich als Kreisvorsitzende der Frauen Union Berlin Mitte über Verdächtigungen gegen sie informiert. Mein Rat war, dass sie in solchen Fällen zunächst das direkte Gespräch mit den vermeintlichen Absendern suchen solle. Ob es dazu gekommen ist, weiß ich allerdings nicht.

Es wäre interessant zu wissen, wie die zeitliche Einordnung einer möglichen Affäre zu ihrer Platzierung auf der Liste war. Hier wäre es interessant, ob dazu weitere Einzelheiten auftauchen sollten.

Interessant auch, warum sie es der Vorsitzenden erzählt hat. Brauchte sie einfach jemanden, mit dem sie das teilen konnte oder wollte sie nur deutlich machen, dass sie wichtig ist und die Protektion einer wichtigen Person in der Berliner CDU besitzt und die Vorsitzende sich insofern auch besser gut mit ihr stellt?

Zana Ramadani: „Jenna Behrends war mir eigentlich gar nicht bekannt. Sie hat mich über Facebook geaddet. Am 27. September 2015 hatte ich ein Foto gepostet, was mich in einem Cafè in Berlin Mitte mit zwei Parteifreundinnen gezeigt hat. Darauf schrieb mir Jenna Behrends eine Nachricht: `Seid Ihr noch beim Rosenburger? Ich würde spontan auf eine Cola rumkommen…` Ich habe mich zwar gewundert, weil ich sie ja nicht kannte, aber lud sie dennoch ein. Wenige Minuten später saß sie bei uns am Tisch. Es war eine lockere Atmosphäre, wir hatten die üblichen Frauengespräche. In den nächsten Tagen tauschten wir uns dann in Sachen Parteiveranstaltungen aus. Am 3. Oktober 2015 meldete sie sich schließlich spät abends erneut bei mir. Zu meiner Verwunderung ging es da plötzlich um sehr intime Dinge. Da ging es zunächst um Herzschmerz, den ich hatte, sie schrieb darauf: `Können ja eine es-istkompliziert-Leidensgruppe gründen`. Zunächst deutete sie an, dass es sie verwirren würde, verliebt zu sein, dieser Mann zuerst sehr bemüht um sie gewesen sein soll, sich dann drei Wochen Zeit gelassen habe, lieber joggen würde. Schließlich offenbarte sie mir, dass es sich bei diesem Mann um Dr. Peter Tauber handeln soll. Und dass er sexuell stark auf sie reagiere. Weiter schrieb sie, dass er ihr glaubhaft gemacht haben soll, dass sie ihm nicht unwichtig sei.“

Der vollständige Chat-Verlauf ist als Beweis gesichert.

Auch da stellt sich die Frage, warum sie nun damit bei der ihr ansonsten nicht bekannten Zana Ramadami erzählt. Vielleicht einfach, weil sie in einer ähnlichen Lage gewesen ist. Eine andere Version wäre, dass Herr Tauber gemerkt hat, dass sie sehr vielen Leuten davon erzählen möchte, dass sie eine Affäre mit einem wichtigen Mann hat und es deswegen lieber hat sein lassen, weil er keine junge Mutter mit Kind, die dazu noch etwas zu redselig ist und klammert, haben wollte, sondern evtl nur Sex. Aber das wäre reine Spekulation.

Jenna Behrends hat in ihrem Blog-Beitrag selbst angeprangert, dass ihr Affären angedichtet werden. Dann steht in diesem Zusammenhang ein Name im Raum, gemeint ist Dr. Peter Tauber. Auf eine angebliche Affäre mit ihm angesprochen, verneint sie es öffentlich. Da habe ich mich doch sofort gefragt: Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Lügt sie, indem sie diese Affäre bestreitet? Oder hat sie mir ein Märchen erzählt? Und wenn das ein Märchen sein sollte: Warum, mit welcher Intention? Wie glaubhaft kann Jenna Behrends so überhaupt sein? Die Frage nach möglichen Intrigen und Machtspielen möchte ich dabei noch gar nicht stellen.

Zudem misst sie mit zweierlei Maß: Sie prangert als Sexismus an, dass sie angeblich von Frank Henkel als „große süße Maus“ angesprochen worden sein soll – im Kontext mit den Worten Henkels zu ihrer dreijährigen Tochter, die er zuvor als „kleine süße Maus“ angesprochen haben soll. Auf der anderen Seite tituliert sie sich selber als „Mitte-Mädchen“, ein Attribut, dass ihr angeblich ein „Herr aus der CDU“ verliehen haben soll. Diese Bezeichnung ist doch nicht weniger herabsetzend-verniedlichend, denn als „süße Maus“ von einem reifen Parteikollegen tituliert zu werden. Ich bin bekanntlich nicht in vielen Dingen einer Meinung mit Frank Henkel. Aber klar ist für mich: Indem sie dieses wichtige Thema Sexismus für sich instrumentalisiert, verhöhnt sie jedes wahre Opfer von Sexismus.

Ich fand es schon nach den ersten Berichten interessant, dass keiner der Journalisten sich die Frage getraut hat oder in seinem Artikel thematisiert hat, welche Anzeichen für eine Affäre es denn gegeben haben könnte, die erzählt worden sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei einem Mann ähnlich gewesen wäre, der sich darüber beschwert hätte, dass man ihm immer Affären mit jungen Politikerinnen aus seiner Partei andichtet. Da wäre zumindest den Gerüchten nachgegangen worden.

Ich hatte dazu den folgenden Tweet geschrieben:

Einer Frau vorzuwerfen, dass sie Anlass für solche Gerüchte gegeben hat, indem sie etwa flirtend oder sonst unangemessen Körperkontakt suchend mit anderen gesichtet worden wäre, das wäre wahrscheinlich ein zu großer Affront gewesen, weil es an einem Tabu rüttelt, nachdem eine Frau nicht in dieser Weise verdächtigt werden kann

Diese Fragen bleiben bislang offen:

+ Wenn es keine Affäre gegeben haben soll – Warum macht Jenna Behrends es gegenüber uns zu einem Tuschel-Thema, bestreitet aber öffentlich eine Affäre?

+ Warum klingt es nicht nach einem Dementi, wenn Jenna Behrends im Berliner Kurier (ET: 24. September 2016) auf die Frage: „Hatten Sie mit einem Mitglied Ihrer Partei ein Verhältnis?“ antwortet: „Klar gab es mal Leute wie meinen Ortsvorsitzenden, die ich mal privat getroffen habe. Aber man kann das nicht als Affäre bezeichnen.“?

+ Wie glaubhaft ist Jenna Behrends?

Das sind gute Fragen und ich bin gespannt, ob dazu Antworten erfragt werden.

Auch in einem Artikel in der Welt erschienen interessante weitere Informationen:

Die Sexismus-Debatte um die frisch gewählte CDU-Bezirksverordnete Jenna Behrends (26) und Parteichef Frank Henkel wird zur innerparteilichen Schlammschlacht. Sandra Cegla (37), Vorsitzende der Frauen Union in Mitte, wirft ihr Intriganz und Verlogenheit vor – und den zielgerichteten Einsatz ihrer „weiblichen Reize“.

Cegla sagte dem KURIER: „Sie kam vor etwa einem Jahr zu uns, war ein, zwei Monate sehr aktiv und fing dann an, gegenüber Mitgliedern des Vorstands über andere Mitglieder zu lästern.“ Das hätten ihr mehrere Frauen berichtet.

Offen gelogen habe Behrends nach einem Treffen mit CDU-Stadtrat Carsten Spallek. Der habe von ihr verlangt, 50 Texte für eine Wahlkampfbroschüre zu schreiben und dazu Fotos zu beschaffen. Cegla: „Die 50 hat sie vor Zeugen mehrfach wiederholt.“ Cegla fragte bei Spallek nach: „Er zeigte mir eine Mail an Jenna. Darin ist von fünf Texten die Rede, die vorformuliert waren. Und es gab den Hinweis, Fotos lägen vor.“

Empört ist Cegla, dass Behrends sich als Vorkämpferin gegen Sexismus darstelle: „Ausgerechnet Jenna, die ihre weiblichen Reize spielen ließ und den Männern halb auf dem Schoß saß – ein Hohn.“ Cegla will mehrfach auf dieses Verhalten angesprochen worden sein.

Das wäre eine interessante Version und es bedient viele klassische Elemente intrasexueller Konkurrenz unter Frauen. Das Lästern über andere ist, wenn es akzeptiert wird, ein gutes Mittel prosoziale Dominanz zu errichten. Zur Erinnerung noch einmal ein Text, wie prosoziale Dominanz unter Frauen zur Rangausbildung unter diesen genutzt wird:

Mädchen gehen eher indirekt vor. Sie suchen bei anderen Mädchen Anerkennung, die sie entweder erhalten oder die ihnen verweigert wird. Aggression äußert sich kaum brachial, sondern vor allem als sogenannte Beziehungsaggression, die im Wesentlichen auf soziale Ausgrenzung abzielt. Zwei reden beispielsweise abfällig über eine dritte oder ein Mädchen droht einem anderen Mädchen an, es nicht mehr mitspielen zu lassen oder es nicht zum Geburtstag einzuladen, um so seinen Willen durchzusetzen. Typisch für Mädchen mit Ranganspruch ist ferner, daß sie sich um das seelische Wohlbefinden der anderen kümmern, sie also im Fall von Kummer zu trösten suchen. Dieses Sich-kümmern kann schnell einmal die Form ungefragter Ratschläge annehmen. Die Psychologie spricht hier von “prosozialer Dominanz”, wobei es sich um eine Mischung aus Besorgtheit einerseits und Bevormundung andererseits handelt. Schon kleine Mädchen im Kindergarten erklären anderen gern, was gut für sie ist und was sie machen dürfen und was nicht.

Lästern und der spätere Ausschluss von Jenna Behrends aus Vorstandssitzungen sind damit klassische Mittel der prosozialen Dominanz unter Frauen und damit auch der intrasexuellen Konkurrenz untereinander. Auch das Spiel „ich komme besser bei wichtigen Männern an“ und „Mich unterstützen wichtige Männer“ dürfte eine sehr alte Form intrasexueller Konkurrenz sein, genauso wie der ewige Konflikt inwieweit man sexuelle Reize einsetzen darf um voran zu kommen.

Die Bild berichtete:

Jenna Behrends hat in der CDU-Mitte eine Blitz-Karriere hingelegt: Eintritt im April, im November intern höchst umstritten für das Bezirks-Parlament aussichtsreich nominiert, vor acht Tagen gewählt.

Die Einzelheiten ihrer Nominierung fehlen leider bisher auch noch oder hat da jemand was zu. Wer hat sie auf die Liste gesetzt und wer hat sich für sie eingesetzt? Ich bekomme auch die Zeiten noch nicht ganz zusammen: Eintritt April müsste 2015 gewesen sein, November 2015 dann auf die Liste gesetzt., im Oktober 2015 sagte sie Zana Ramadani, dass da was läuft. Sie hatte die Affäre damit anscheinend jedenfalls schon vor der Wahl, bezeichnete sich dort noch als unglücklich verliebt und führte an, dass er lieber joggen geht. Dann im April 2016 sagt sie Cegla, dass sie eine Affäre hatte, was also immerhin 7 Monate später war. Wenn die Aussagen stimmen, dann scheint er sich entweder das Joggen noch einmal überlegt zu haben. Und die Affäre hätte sich dann ganz schon lange hingezogen zu haben.

In der Bild heißt es weiter:

Reaktion Behrends am Sonntagabend zu BILD: „Krass, es geht darum, mich zu vernichten. Eine Schmutzkampagne. Ich habe Peter Tauber über Facebook kennengelernt. Wir fanden uns sympathisch und waren zweimal etwas trinken. Aber dann hat sich das verlaufen und es wurde klar, dass daraus nichts wird.“

Eine Version, die Tauber bestätigt: „Jenna Behrends und ich haben uns kennengelernt und auch geflirtet. Aber es war für mich recht schnell klar, dass es rein freundschaftlich bleibt.“

Das ist immerhin ein Detail, welches ihren gesamten Brief in ein etwas anderes Licht rückt. Es ist allerdings nicht so recht mit den Stellungnahmen der anderen beiden Frauen in Einklang zu bringen, wobei es mit dem Gespräch mit Zana Ramadani noch hinkommen würde, da davor die beiden Ausgehtermine stattgefunden hätten, es wäre aber nicht mit der Schilderung von Frau Cegla in Einklang zu bringen, dass sie im April 2016 noch eine Affäre hatten. Das kann natürlich daran liegen, dass auch der Vorwurf ein „leichtes Mädchen“ zu sein und sich „hochzuschlafen“ gut geeignet ist, prosoziale Dominanz zu erzeugen, da man gut „spielt nicht mit dem Schmuddelkind“ daraus machen kann: Die alte Unterscheidung in anständige Frauen und Schlampen, die auch gut zu dem Vorwurf passt, dass sie „halb auf jedem Schoß saß“.

Natürlich kann es auch ein Versuch der anderen Seite sein, dass ganze etwas herunterzuspielen, lieber eine kürzere Affäre zugeben als eine längere.

Eine interessante Sicht auf die Sache fand ich auch dieses Artikel in der Welt:

Und natürlich hat Jenna Behrends recht. Parteien ziehen sie an wie Motten das Licht: Männer, die machtgeil sind. Männer, die nächtelang zusammenhocken, um Bünde zu schmieden, Fallen zu stellen. Die unermüdlich versuchen, auf der Parteienpyramide höher zu krabbeln, möglichst bis an die Spitze. Männer, die gern laut reden und laut lachen und auf Fluren tratschen. Und immer geht es darum, den Dolch zu stoßen, ehe er im eigenen Herz steckt.

Ja, Jenna Behrends hat recht. Parteien ziehen Frauen an, die eher nicht dazu prädestiniert sind, Mutter Teresa zu beerben. Sondern Frauen, die wissen, wo der Hammer hängt, die Intrigen spinnen und Verbündete erst suchen und dann fallen lassen. Frauen, die Rhetorik lernen, um Inhalte zu meiden. Die solidarisch nur dann sind, wenn es darum geht, andere zu Fall zu bringen. Die Gerüchte erfinden und verbreiten. Ja. Klar. Auch diese Frauen haben alle das gleiche Ziel – nach oben.

Und natürlich hat Jenna Behrends unrecht. Sie ist nicht anders als die braven Parteisoldaten, über deren tristes Dasein sie sich in ihrem Brief verständnisvoll erhebt und die anders als sie, die Quereinsteigerin, eine Ochsentour hinter sich gebracht haben.

Quereinsteiger gibt es überall. Sie kommen an der Hand des Chefs rein in den Laden. Sie haben es nicht nötig, sich in der Schlange anzustellen – jedenfalls nicht hinten. Sie kriegen aus Gründen, die sehr verschieden sein können, ein besonders saftiges Stück vom Braten. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist überall der gleiche. Isolation, üble Nachrede und fragiler Halt.

Natürlich sind nicht alle Quereinsteiger talentlos. Genauso wenig wie die, die ein bisschen grau und geduldig in der Schlange stehen. Es verbindet aber viele Quereinsteiger, dass sie Protektion mit Talent verwechseln und dass sie, wenn der Chef den Griff lockert, tiefer fallen, nämlich von ganz oben nach ganz unten.

Das ist durchaus eine passende Sicht: Männer und Frauen, die in die Politik gehen, spinnen Intrigen, alle wollen nach oben, alle verwenden erhebliche Energie darauf. Und Leute, die neu in das System kommen und an ihnen vorbei ziehen, die steigen in ein Konkurrenzsystem ein, in dem man versucht, diesen unberechtigt günstigen Einstieg selbst zu nutzen oder wieder auf das richtige Maß zurückzustutzen. Auch der letzte Absatz ist passend: Wer denkt, dass alles nur Talent ist, wer nicht bemerkt, dass es an anderen Umständen gelegen hat, der wird noch tiefer fallen. Dass Jenna Behrends das anscheinend gar nicht gesehen hat, dass hatte ich bereits im ersten Artikel geschrieben.

Im Fall von Jenna Behrends war es ein bisschen anders. Bei ihr kam die Protektion von dem, der sie später mit den Worten „große süße Maus“ an die Grenze ihrer Toleranz gebracht hat. Jenna Behrends hätte sich die Bemerkung verbitten können. Alternativ hätte sie darüber lachen können – so was passiert täglich tausendfach, wenn Männer und Frauen versuchen, in gestanzter Betriebsausflugsheiterkeit miteinander umzugehen.

In der Tat ist es gerade in Kontext mit ihrem Kind und dem Umstand, dass sie sich sonst „Mitte-Mädchen“ nennt, ein aus meiner Sicht eher harmloser Spruch, über dem sie gut hätte stehen können. Oder bei dem sie mit einer Bemerkung hätte deutlich machen können, dass sie nicht als „süße Maus“ bezeichnet werden will. Er hätte sich dann wahrscheinlich entschuldigt und wäre in Zukunft vorsichtiger gewesen.

Hier aber war es so, dass nicht Henkel Behrends fallen ließ, sondern Behrends, nach einem Jahr offenbar schon Parteiprofi, den Dolch zog – denn nichts anderes ist ja so ein Brief. Henkel wird dahin fallen, wo er herkommt – zurück in den Berliner CDU-Sumpf, wo er allerdings nach der missglückten Berlin-Wahl sowieso gelandet wäre.

Behrends’ Fazit geht ungefähr so: In diesem Zustand ist die Berliner CDU. Ihr Fazit ist richtig. Die Berliner CDU ist sogar in einem noch viel schlimmeren Zustand. Könnte es sein, dass Behrends ganz gut in den Laden hineinpasst?

Es gibt ja auch das Gerücht, dass man auf diese Weise Henkel und evtl andere stürzen wollte. Das wäre eine interessante Intrige. Aber auch eine riskante, gerade wenn sie weiterhin eine Affäre haben sollte. Aber auch das ist natürlich Spekulation. Es könnte genauso sein, dass sie die Maßnahmen gegen sie tatsächlich als Sexismus sah, der sie trotz ihres Talents ausbremst und am arbeiten für die Sache hindert. Dann wäre sie sehr naiv.

Das sie hier den Dolch gezogen hat, dass werden viele andere CDU-Politiker auch so sehen. Sie hat Unruhe in die Partei gebracht und sie hat deutlich gemacht, dass sie Kleinigkeiten an die Presse bringt und aufbauscht. Natürlich hat sie gleichzeitig eine gewisse Aufmerksamkeit, was direkte Aktionen gegen sie nicht möglich macht. Und sie wird vielleicht auch – für das Anstoßen einer „wichtigen Debatte“ – Unterstützer gewonnen haben. Aber ich vermute, dass einige sie vorsichtig meiden werden und ungern mit ihr zusammen arbeiten werden.

Interessant fand ich auch noch diesen Abschnitt aus einem Interview in der Taz:

Im Programm der Bundespartei stehen viele tolle Dinge. Wenn ich mir das durchlese, bin ich stolz auf meine Partei. Es ist leider noch nicht ganz durchgedrungen. Ich habe erst letzte Woche in meinem Ortsverband den Antrag gestellt, zusätzlich zum Sitzungsbeginn auch ein Sitzungsende festzulegen. Das ist wichtig, wenn zu Hause der Babysitter wartet. Man kann Dinge durchaus in anderthalb Stunden besprechen, finde ich.

Das spricht eher für eine sehr naive Sicht auf die Politik. Denn alle anderen sind eben bereit, die Sache auch über die Zeit auszufechten und Diskussionen etc zu führen. Gleichzeitig benennt sie damit wahrscheinlich einen wichtigen Faktor, der Frauen tatsächlich abhält: Politik kostet sehr viel Zeit und erfordert sehr viele Überstunden, die man von der Familienzeit abknapsen muss.

Ich erinnere mich auch an eine Politikerin, die als ihre große Weisheit sagte, dass der größte Fehler, den man machen kann, der ist, dass man meint, man kommt in der Politik weiter, wenn man früher geht. Denn sie sei oft am Anfang nach dem offiziellen Teil gegangen, die Männer noch geblieben und dam nächsten Tag hätte man ihr dann gesagt, dass man doch alles ganz anderes geregelt hätte und neue Pläne gemacht habe. Von da an sei sie immer bis zum bitteren Ende geblieben und habe selbst die entsprechenden Änderungen mitgeplant und sei dadurch vorangekommen (ich meine es war Heide Simonis, aber ich finde es gerade nicht). Politik ist nicht nett. Politik ist ein Machtspiel, in dem vieles über Beziehungen geht. Ein Sitzungsende festzulegen wird nur dazu führen, dass man die Arbeit ins inoffizielle, in die kleine Runde verlagert.

Feminismus als Kult und Erlösungsreligion

Die feministische Seite, bei der man immer wieder leicht zweifelt, ob sie nicht doch eine Parodie ist, weil sie Artikel bringt, die eigentlich niemand ernst nehmen meinen kann, hat wieder einen Artikel gebracht, der wunderbar veranschaulicht, wie nahe der intersektionale Feminismus an einer Sekte ist:

I often joke with people that feminism has been like a born-again religion for me – that once I found it and let it into my life, my entire perspective shifted in such a way that suddenly, everything made sense – and that I feel compelled to spread that gospel.

See, because when I first started discovering feminism, I realized how many of the bad things that have happened in my life, big and small, have been part of a larger social system. And coming to understand that it was never my fault or about me individually gave me space to start an immense healing process.

And when intersectional feminism found its way into my life, I was even more enamored: Not only did feminism explain what had gone wrong in my own life and the lives of other women, but it explained essentially every awful thing in the world.

Damn, that’s powerful.

Feminsmus hat ihr deutlich gemacht, dass nichts, was ihr in ihrem Leben schlechtes passiert ist, ihr Fehler war. Das System ist an allem schuld. Und das System ist auch an allem anderen schuld, was in der Welt schlecht ist. Nicht sie. Auf keinen Fall hat irgendetwas mit ihr zu tun.

Das ist wirklich ein erlösender Gedanke.

I often encounter people who ask me and others, though, what the point of feminism is – how it’s still relevant, why it matters. And it’s easy enough to name broader accomplishments of the movement, like the right to vote and abortion access, as ways in which it affects my life, but what about the day-to-day?

Because feminism isn’t only present in my life when I’m filling out a ballot or waiting for my birth control prescription. Feminism has colored every single thought and action that passes through me in a day. Feminism has changed how I see myself and others. Feminism has rebooted my entire being.

Feminism is my operating system.

Feminismus ist der Frame, unter dem sie alles sieht. Und alles ist Unterdrückung, nichts ist ihre Verantwortung. Wenn man das erst einmal akzeptiert, dann kann das sicherlich Erlösung bringen. Man ist von aller Verantwortung befreit und kann sich an einem Sündenbock abarbeiten. Man muss nur eben alles unter diesem Gesichtspunkt sehen. Und bloß nicht die böse Realität hereinlassen. Denn dann ist es aus mit dem Seelenheil. Dann muss man sich plötzlich an die eigene Nase fassen. Welch schrecklicher Gedanke.

And I think that that matters, too. The name of the site is Everyday Feminism, after all.

Of course, my own experience with how feminism has changed my life in small ways is influenced by my social location. As a white, queer, able-bodied, neuroatypical, middle class, educated, cisgender woman, my relationship with feminism exists in a particular space, mostly of privilege – but I can only speak from that space.

Ich glaube auch das ist Befreiung – seine Sünden eingestehen, für die man nichts kann und Buße ankündigen. Aber auch nichts so richtig. Mehr einfach den Kampf führen gegen die eigentlichen Feinde, das Patriarchat, dass alle anderen Unterdrückungen hervorbringt. Der weiße heterosexuelle Mann ist der Schurke. Er muss gestoppt werden. Die weiße heterosexuelle Frau auch, aber sie ist ja auch irgendwie nur deswegen dabei, weil sie in dem System des Mannes verstrickt ist. Nur über ihn kann man das System auflösen. Und dort kann man ehrenhaft kämpfen. Und man kann deutlich machen, wie wenig man selbst das System stützt in dem man zeigt, wo andere es noch besser bekämpfen können.

Alles Böse ist erklärt. Und zwar mit einem ganz einfachen Feindbild. Aber auch keinem richtigen. Selbst den Feind will man ja eigentlich nur gutes, wenn er endlich aufhört der Feind zu sein.

Man arbeitet an der Weltenrettung.

Jenna Behrends, Sexismus in Parteien und intrasexuelle Konkurrenz unter Frauen

Gerade machen Artikel der Jungpolitikerin Jenna Behrends die Runde, in denen sie deutlich macht, warum Frauen in der Politik es schwer haben.

Jenna Behrends

Jenna Behrends

In einem Artikel in der Huffington Post schildert sie:

Ich hingegen konnte mir lange nicht vorstellen, in irgendeiner Partei Mitglied zu werden. Ich war weder in der Schüler Union noch hatte ich einen Platz in einem Studentenparlament. Politisch gedacht habe ich schon immer, aber Parteipolitik fand ich ziemlich unattraktiv. Ich habe diskutiert und manchmal auch demonstriert.

Mit Freunden saß ich anschließend auf dem Balkon und habe über den Sinn und Unsinn von Demonstrationen nachgedacht. Darüber, was außer den in Social Media veröffentlichten Fotos bleibt.

Ich habe Online-Petitionen unterschrieben und Likes verteilt. Doch einer Partei beizutreten kam für mich nicht in Frage.

(…)

Langsam reifte in mir der Gedanke: Ich will da mitreden und mitdenken. Ich will Parteimitglied werden, denn in unserer Krabbelgruppe werden wir keine Lösung finden

Sie hat also über lange Zeit nicht in einer Partei mitgearbeitet, dann wollte sie es doch mal probieren. Wie erging es ihr nun? Sie schildert es in einem anderen Beitrag:

Du beklagst häufig, dass junge Menschen und insbesondere Frauen sich nicht für dich interessieren. Nach einem intensiven Jahr mit dir weiß ich, woran das liegen könnte: an dir.

Gerne erinnere ich mich an unser erstes Date in einer Bar in Berlin Mitte. Dienstagabend um 20.30 Uhr. Du warst sogar so aufmerksam unser Treffen nicht „Stammtisch“ zu nennen. Dann ging alles ganz schnell: Von der Spargelfahrt nach Brandenburg, über das Sommerfest in einem Biergarten bis zum Kreisparteitag. Dort hast du mich in geheimer Abstimmung auf einen als sicher geltenden Listenplatz für die Bezirksverordnetenversammlung Berlin Mitte gewählt.

Da war sie dann gerade einmal, wie man dem Text weiter entnehmen kann, ein Jahr dabei. und hat einen sicheren Listenplatz für die Bezirksverordnetenversammlung. Schrecklich, wie junge Frauen dort untergebuttert werden.

Wer ist sonst von der CDU reingekommen:

CDU Behrends, Jenna 1990
CDU Burkert, Nils 1984
CDU Cegla, Sandra 1979
CDU Fritz, Benjamin 1988
CDU Leuschner, Martin 1971
CDU Pieper, Sebastian 1979
CDU Rauskolb, Diethard 1943
CDU Spallek, Carsten 1971

Sie ist also nicht nur die jüngste dort, sie hat auch die kürzeste Mitgliedszeit. Sie führt selbst an:

Was du aber, liebe Partei, nach meiner Nominierung begonnen hast, zerstört unsere Beziehung und zerstört über kurz oder lang auch dich. Auf den ersten Blick verstehe ich den Missmut, den du gegenüber politischen Quereinsteigern wie mir hegst. Es fühlt sich nicht fair an, wenn man die jahrelange Ochsentour auf sich nimmt, um dann auf einem hinteren Listenplatz zu landen und leer auszugehen. Wenn du dieses Thema offen auf dem Nominierungsparteitag ansprichst, während ich nach meiner Bewerbungsrede alleine auf dem Podium stehe (Wortlaut: „Wie viele Plakate haben Sie denn schon in Ihrem Leben geklebt, Frau Behrends?“), dann kann ich darauf immerhin reagieren. Dann kann ich dir erklären, dass mein Ortsverband mich vorgeschlagen hat, weil er daran glaubt, dass eine junge Frau gut für die Wahlliste und die spätere Fraktion ist und es eine Qualifikation gibt, die sich nicht in der Zahl aufgehängter Plakate bemisst. Der Rest ist dann Ortsverbandsarithmetik und ja: auch Frauenquote.

Das finde ich schon einmal ganz erstaunlich: Sie kann keinen anderen Grund anführen als ihr Geschlecht und ihre Jugendlichkeit. Irgendwie scheint ihr das ein eigene Qualifikation zu sein, die zumindest gleichwertig mit jahrelanger Parteiarbeit ist. Entitlement eben. Als Frau hat sie es einfach verdient, dass sie einen sicheren Listenplatz erhält. Sie ist anscheinend der Meinung, dass das andere, auch solche die jahrelang hart gearbteitet haben, schlicht akzeptieren müssen.

Sie schildert ihre Problem dann weiter wie folgt:

Liebe Partei, ich weiß, du lästerst gerne bei zu viel Bier. Aber die junge Frau, die bereit wäre, sich für ein kommunales Ehrenamt hochzuschlafen, gibt es nur in deiner schmutzigen Fantasie. Die junge Frau, die ständig mit den Gerüchten um ihre angeblichen Affären konfrontiert wird, die gibt es in echt. Kannst du dir in deiner kleinen Welt wirklich nicht vorstellen, dass ich als junge Mutter meine Freizeit lieber mit meiner Tochter und meinen Freunden verbringen würde, als in einer Männerrunde, die mir erklärt, sie seien im Gegensatz zu mir wahre Feministen, weil ich ein Komplettverbot der Burka für falsch halte?

Schrecklich, so eine andere Meinung. Wie soll man damit nur fertig werden? Wer hätte auch gedacht, dass man in der CDU auf Leute stößt, die für ein Burkaverbot sind? Wenn die jemanden widersprechen, dann

Als eine Freundin mich vor kurzem fragte, wie sie sich in der Partei engagieren kann, hätte ich ihr beinahe gesagt: „Lauf weg, so schnell du kannst.“ Ich wollte ihr vom Abgeordneten erzählen, der besonders aktiv Gerüchte über meine angeblichen Affären verbreitetet , weil er mich offenbar als Konkurrenz sieht und Angst um seine erneute Kandidatur hat. Vom Senator, der auf einem Parteitag meine Tochter begrüßte: „Oh, eine kleine süße Maus.“ Der dann pausierte, mich ansah und fortfuhr: „Und eine große süße Maus.“ Derselbe Senator, der einen Kollegen aus dem Abgeordnetenhaus vor meiner Nominierung fragte: „Fickst du die?“

Natürlich kann man sich darüber aufregen, dass Leute solche Gerüchte verbreiten. Und natürlich sollte das nicht sein und ist unfair. Aber man muss sich eben auch bewusst sein, dass bei den Plätzen mit harten Bandagen gekämpft wird. Bei einem Mann hätte er vielleicht andere Gerüchte verbreitet (Drogen, Schulden, Schleimt sich ein und lästert über andere, belästigt Frauen, macht sich an jüngere weibliche Parteimitglieder ran unter dem Vorwand sie zu fördern etc.) Sie merkt noch nicht einmal, dass das Unterstellen, dass ein anderer hoher Politiker mit ihr schläft, nicht nur gegen sie gerichtet ist, sondern diesen auch schädigt: Es lohnt sich nicht mit ihm zu kooperieren, er wird eine Frau fördern, die mit ihm spielt oder mit der er was hat und er wird über diese Affairen eh stolpern. Vielleicht zerstört das Gerücht seine Ehe oder es entzieht ihm Rückhalt von weiblichen Parteimitgliedern. Es ist genauso eine Maßnahme gegen einen Mann, wie gegen eine Frau.  Bei einer Frau, die aus dem nichts heraus gepuscht wird, die nach oben kommt, ohne sich wirklich eingesetzt zu haben, ist der Vorhalt, sie schlafe sich nach oben, natürlich eine effektive Beleidigung und ich würde sogar sagen, dass man auf diese vorbereitet sein muss, wenn man so schnell und rein aufgrund seiner Eigenschaft als junge attraktive Frau nach oben kommt. Wer das nicht will, der kann natürlich den langsamen Weg über die lange Parteiarbeit gehen.

Aber nicht nur da bestanden Probleme:

Liebe Partei, ich will mit dir diskutieren, neu denken, Ideen entwickeln. Die Liste der Probleme, für die wir eine Lösung finden müssen, ist lang: Ich will eine bessere Familienpolitik, echte Chancengleichheit und eine funktionierende Verwaltung. Und wenn ich mir sicher war, dass ich eine Verbündete bei diesem Projekt habe, dann die Frauen Union. Hätte ich bloß an den Satz einer erfahrenen Kollegin gedacht: „Die größten Steine werden dir immer Frauen in den Weg legen.“

Natürlich ging dieser Teil im Medienaufschrei im wesentlichen unter.

Statt „Sisters in Crime“ zu werden, schottete die Frauen Union sich ab und tagte plötzlich nur noch vorstandsintern. Offizielle Begründung: „Das macht man im Wahlkampf so“. Näher an der Wahrheit dürfte aber wohl die inoffizielle Begründung liegen, die ich später hörte: „Die ist so karrieregeil und will bei der nächsten Vorstandswahl auch noch hier Vorsitzende werden.“

Ich vermute mal, dass man auch da ihr Entitlement und ihre Haltung, dass ihr das alles zusteht, schlicht weil sie eine junge Frau ist, wenig angebracht fand und ich würde vermuten, dass man sie für ein arrogantes Miststück gehalten hat (und das in dem Frauenkreis auch die Gerüchte, sie habe sich hochgeschlafen, gerne aufgegriffen worden sind, denn eine Konkurrentin als Schlampe zu bezeichnen ist unter Frauen eine sehr beliebte Abwertung)

Ja, ich gebe zu: Es gab einen Moment, in dem habe ich darüber nachgedacht habe, ob ich für den Kreisvorstand der Frauen Union kandidieren soll. Aber weißt Du auch warum, liebe Partei? Die derzeitige Vorsitzende hatte mich eindringlich gebeten, ihre Nachfolgerin zu werden. Davon war plötzlich keine Rede mehr. Dafür wird immer wieder an mich heran getragen, dass ich von Mitgliedern als nimmersatte Karrieristin bezeichnet werde. Wirklich wichtig ist der Vorstandsposten der Frauen Union zwar nicht – aber offenbar als Instrument zur innerparteilichen Selbstdarstellung wichtig genug, um jede Frau, die gefährlich werden könnte, mit Methoden, die jeder Fairness entbehren, wegzubeißen. Inzwischen übrigens auch die zweite Frau, der derselbe Vorstandsposten angeboten wurde.

Leider schildert sie diese Methoden nicht, wenn es sich nicht um den Ausschluss aus den Vorstandssitzungen bezog. Aber es zeigt, dass man sie allgemein als jemanden wahrgenommen hat, der die Posten will, aber die Arbeit dafür und die passenden Jahre nicht investieren will.

Auch wenn ich mich anfangs mehr am angeblichen Hochschlafen gestört habe, bin ich mir unschlüssig, ob ich den „Die-hat-zu-große-Ambitionen“-Vorwurf von einer anderen Frau nicht noch vernichtender finde. In ihrer Wirkung bei deinen Mitgliedern, liebe Partei, unterscheiden sie sich kaum. In Kombination sind sie unerträglich. Ein Parteimitglied meinte mir deshalb einen guten Ratschlag geben zu wollen: „Sie Sind doch eine außerordentlich hübsche und kluge Frau. Jetzt mischen Sie doch nicht überall in der Partei mit, dann mögen die Sie auch lieber.“ Ich will nicht gemocht werden, ich will mich für mein Land engagieren.

Das ist eine schöne Stelle, an der man ihre Anspruchhaltung sieht: Der Rat ist nämlich ein Guter: Gerade mal ein Jahr dabei und es an allen Stellen besser wissen wollen, mit der Allwissenheit einer Juristin mit ersten Staatsexamen aber ohne Praxiserfahrung, das geht selten gut, wenn man auf bestehende Strukturen stößt. Das ist wie der neue Arbeitnehmer, der dem Chef erst einmal erzählt, was er alles falsch macht, weil er da im Studium ganz andere bessere Theorien vom Professor gehört hat, die der rückständige Chef doch mal bitte schleunigst umsetzen sollte.

Und was antwortet sie auf diesen guten Rat: „Ich will nicht gemocht werden“. In einer Partei. In der Beziehungen so ziemlich alles sind und man ein sorgfältiges Geflecht von gegenseitigen Gefälligkeiten und Vorteilen aufbauen muss, damit man die Machtkämpfe übersteht.

Wenn sie eine so arrogante Haltung hatte, wie es dieses Zitat, dass auch noch von ihr selbst stammt, vermuten lässt, dann ist es kein Wunder, dass sie die Leute abschießen wollten. Das es an ihr selbst liegen könnte, dass sie vielleicht mal etwas zurückstecken und langsam aufbauen musste, dass kommt ihr anscheinend gar nicht in den Sinn. Es würde mich interessieren, ob der Versuch, sie zur Kandidatin aufzubauen, nicht einfach einfach ein Schachzug in einem internen Machtkampf war, weil man dachte, dass eine so arrogante Göre, die keiner mag und die sich für Gottes Geschenk an die Frauenunion hielt, doch ein wunderbares Bauernopfer ist, an dem man intern Bündnisse schmieden und Machtspiele spielen kann. Den soziale Dominanz lässt sich eben wunderbar dadurch darlegen, dass man bestimmt, wer abgeschossen wird.

Diese politische Kultur muss sich ändern

Liebe Partei, ich habe versucht mit dir über Verleumdungen, Gerüchte, Sexismus gegenüber Frauen und teilweise auch durch Frauen zu reden. Aber nicht nur mein Ortsvorsitzender erklärte mir, das alles sei Teil des politischen Auswahlprozesses. Wenn ich damit nicht klar käme, dann sei ich für kein Amt geeignet. Ich hingegen frage mich, was das für Politiker sein müssen, die so ein System produziert.

„Das System ist schlecht, bitte ändert es, ich will es so nicht“. Natürlich hat sie recht, dass es schön wäre, wenn in Parteien ganz wunderbar einvernehmlich die besten gewählt werden, aber politische Ämter werden nun einmal anders vergeben und das, weil sie Macht enthalten und Vorteile bringen. Politik ist schmutzig in dieser Hinsicht und der fromme Wunsch, dass alles viel schöner wäre, wenn alle nett wären, der zählt auch nicht. Zumal sie selbst das ja auch wunderbar genutzt hat: Ihr war es egal, dass andere übergangen werden, solange sie nach oben kam. Sie hat nicht gefragt „Moment mal, werde ich vielleicht benutzt um einen Konkurrenten um einen guten Listenplatz zu bringen, weil die Leute gegen eine junge, hübsche Frau, dazu noch allein erziehend, nichts sagen können, auch wenn sie an starken Entitlement leidet und bisher keine wirkliche Arbeit für die Partei geleistet hat?“ Nein, sie fand es wunderbar, dass man sie auf einen Platz gesetzt hat, der ihr eigentlich nicht zustand. Wenn sich dann das Spiel aber gegen sie wendet, dann soll es doch bitte ganz fair zugehen. Der Ortsvorsitzende hat recht: Sie ist schlicht nicht für die Politik geeignet.

Es ist genau dieselbe Denke, mit der mich ein Parteifreund aus dem Bundesvorstand von diesem Brief abhalten wollte: „Jenna, wenn du das jetzt veröffentlichst, dann wirst du in der Partei nichts mehr. Das ist dir klar, oder?“ Was wäre aber die Alternative? Ein buntes Werbeblättchen mit netten Versprechungen, wie attraktiv Politik doch angeblich für junge Frauen sei?

Was wäre die Alternative? Nicht so arrogant auftreten. Einsehen, dass ein so schneller Posten ohne vorherige Arbeit erst einmal unverdient ist und danach bescheidener auftreten und Lehrgeld zahlen, indem man sich der Parteiarbeit widmet. Andere Ämter erst einmal zurückweisen und ein Netzwerk aufbauen, etwa anbieten die derzeitige Vorsitzende zu unterstützen und von ihr lernen. Deutlich machen, dass man sich die durch Quote erhaltende Position verdienen will, aber eben von unten, nicht indem man alles besser weiß. Gerüchte mit einem Lachen abtun oder intern angehen, aber niemals, niemals niemals nach außen die Partei direkt angreifen. Sich bei den anderen Frauen Rat holen und sexistische Vorfälle nutzen um eine „Sisterhood“ zu etablieren, statt sie einzufordern. Sprich: Genau den Rat umsetzen, den man dir erteilt hat: Daran arbeiten gemocht zu werden und eine Machtbasis aufzubauen. Denn mit jemanden, der eine sichere Machtbasis hat, der Parteiarbeit macht und beliebt ist, legt man sich dann eben auch nicht an. Man versteht dann, warum diese Person irgendwann an wichtige Posten kommt.

Ich würde übrigens auch sagen, dass sie sich mit diesem Brief ins eigene Bein geschossen hat. Warum sollte man nun noch mit ihr zusammenarbeiten wollen? Sie hat mehr als deutlich gemacht, dass sie selbst unfair spielt und die Streitigkeiten zur Not auch über die Presse ausspielt, mit der Rolle des armen unterdrückten Mädchens, der alle nur Böses wollen (obwohl sie ohne Vorarbeit direkt auf einen Listenplatz kam). Sie hat sich als jemand dargestellt, der nicht versteht, dass Parteien auf dem Grundsatz von „Do ut des“, ich gebe, damit du gibst, beruhen. Sie hat nicht erkannt, dass sie in ihrem Appell an die Fairness selbst unfair spielt indem sie die Sexismuskarte und die Frauen-als-Opfer-Karte gegen die ganze Partei spielt. Diese Karte zu spielen ist die Forderung, dass Frauen im Wettbewerb anders behandelt werden sollen als der Rest. Dass sie nach oben kommen müssen einfach weil das gut wäre. Nur das klappt nicht lange, weil andere auch nach oben wollen. Durchaus auch andere Frauen.

Ihr Verhalten zeigt, dass sie den Wettbewerb nicht innerhalb des Wettbewerbs spielen kann. Sondern über eine Schuldnummer über die Presse. Das Äquivalent davon, auf dem Pausenhof zur Lehrerin zu rennen und zu heulen, dass alle gemein zu einem sind.

Ehrlicher finde ich die Antwort, die ich meiner Freundin gegeben habe, von der ich dir oben erzählte, liebe Partei: Ich habe ihr nämlich nicht geraten wegzulaufen. Stattdessen habe ich sie ermuntert sich zu engagieren. Politik ist zu wichtig, um sie hauptsächlich alten Männern zu überlassen. Es gibt sie, die tollen, großartigen Frauen in der Union: Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Elisabeth Winkelmeier-Becker, Nadine Schön und viele andere. Lassen wir sie nicht alleine, liebe Frauen. Lasst Politiker nicht über uns reden, sondern lasst uns Parteimitglied und Politikerinnen werden. Gemeinsam haben wir eine Chance: Wenn wir sie jetzt nutzen, dann können wir unser Land gemeinsam gestalten.

Auch geil: Ein nicht geringer Teil des Artikels handelt davon, dass die anderen Frauen sie mobben und nicht ausstehen können, aber man soll die Politik „nicht alten Männern überlassen“. Das passt auch gut in das Bild einer Ideologin, die meint, dass Frausein reicht. Die meisten „alten Männer“ haben ihr hier ja schlicht nichts getan. Und sie muss zudem auch natürlich mit ihnen zusammen arbeiten und bereit sein, eine gute berufliche Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Von dir, liebe Partei, erwarte ich dann zumindest eins: Behaupte nie wieder, du konntest deine eigene Frauenquote leider, leider nicht erfüllen, weil keine Frau kandidieren wollte.

Behaupte du vor allem nicht, dass du ein Aushängeschild für eine Frauenquote bist. Oder das du dich mit diesem Schwenk von „Für Frauen ist es das fürchterlichste in einer Partei zu sein, weil alle gemein zu einem sind“ zu „Aber wir sollten es trotzdem tun, damit Frauen in der Politik sind und nicht nur doofe alte Männer“ für Frauen einsetzt.

Ein weiterer Artikel ist auch interessant:

Die B.Z. traf sich mit Behrends am Freitagmittag in einem Café in Mitte. Auf die Frage, wer der Senator sei, sagt sie: der „Senator ist Henkel“ – der CDU-Chef, Kreisverbands-Boss in Mitte (wo auch Behrends Mitglied ist) und Innensenator.

Allerdings: Sie habe die Frage „Fickst du die“ nicht selbst gehört. Dass habe ihrer Kenntnis nach Henkel dem Abgeordneten Sven Rissmann (38, CDU) gesagt.

Sven Rissmann: „Ich kann mich nicht daran erinnern“

Der äußerte sich auch am Freitagnachmittag. Dem Tagesspiegel sagte Sven Rissmann: „Es gab Gerüchte, dass Jenna Behrends und unter anderem ich etwas zusammen gehabt hätten. Über diese Gerüchte haben wir uns ausgetauscht. Ich bin von mehreren Parteimitgliedern darauf angesprochen worden. Es ist möglich, dass mich Frank Henkel auch darauf angesprochen hat.“ Zur konkreten Wortwahl, die Henkel ihm gegenüber gewählt haben soll, sagte Rissmann: „Die Wortwahl („Fickst Du sie?“) kann ich nicht bestätigen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass diese Worte gefallen sind.“

Also dann doch auch wieder eine andere Sicht: Eine Affaire, Leute versuchen das abzuklären, die genauen Worte hat sie noch nicht einmal selbst gehört, sie wären dann auch in einem persönlichen Gespräch und nicht in ihrer Gegenwart gefallen und ich halte es bei entsprechenden Gerüchten, bei denen es nach dieser Darstellung keineswegs klar ist, wer sie verbreitet hat, ob Männer oder Frauen, durchaus für eine legitime Nachfrage in einem Zweiergespräch.

Herr Henkel wird dort wie folgt zitiert:

„Ich bin sehr verwundert über diesen Brief, und auch ein bisschen enttäuscht über Inhalt und Stil dieses offenen Briefes. Die CDU Mitte und ich als Kreisvorsitzender haben in der Vergangenheit immer wieder auch Quereinsteigern eine Chance gegeben.

Dass Frau Behrends heute in der BVV sitzt, ist dafür ein gutes Beispiel. Auch bei der Abgeordnetenhauswahl und der letzten Bundestagswahl haben wir Quereinsteigern eine Chance gegeben, z.B. Philipp Lengsfeld und Florian Noell. Wenn sich Frau Behrends mit mir austauschen will, steht ihr meine Tür wie jedem anderen Mitglied meines Kreisverbandes für ein Gespräch offen. Solche Dinge sollten nicht im Raum stehen bleiben, sondern geklärt werden. Versuche einer Kontaktaufnahme durch den Kreisverband waren bislang leider erfolglos.“

Und die Vorsitzende der Frauenunion, Frau Cegla, Polizeikommisarin, sagte:

Die Vorsitzende der Frauen-Union in Mitte, Sandra Cegla, der Behrends indirekt ebenfalls Vorwürfe macht, sagte zur B.Z.: „Auf mich persönlich wirken ihre Vorwürfe äußerst verstörend. Ich empfinde Frau Behrends als eine zweifelhafte Persönlichkeit, der wir als Frauen Union mit offenen Armen begegnet sind. Leider mussten wir schnell feststellen, dass sie uns wenig vertrauensvoll begegnet ist und sogar Unwahrheiten und Intrigen in unseren Kreisen verbreitet hat. Das war der Grund, warum wir uns zunächst von ihr distanzieren mussten.“

Zu den Sexismus-Vorwürfen sagt sie: „Sexismus ist mir persönlich in meinen 4 Jahren aktiver Frauenpolitik nicht begegnet, obwohl ich als junge, in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebende Frau dazu sicher Anstoß gegeben hätte. Die ‚Frauendebatte“ führen wir bereits seit vielen Jahren in unserer Partei, was inhaltliche Aufgabe unserer Frauen Union ist. Dafür haben wir nicht den Anstoß von Frau Behrend benötigt. Die Art und Weise, wie sie angebliche Missstände über unsere Frauen Union und die CDU Mitte in der Öffentlichkeit darstellt, lässt aus meiner Sicht sehr schlechten Stil und keineswegs den Willen zur offenen Debatte sondern Zerstörungswut und Geltungsbedürfnis erkennen.“

Nach dieser Darstellung wäre Frau Behrends keineswegs die Unschuld vom Lande, sondern hätte selbst Unwahrheiten und Intrigen verbreitet. Was der Wahrheit entspricht wird man wohl kaum erfahren. Aber Ich kann mir vorstellen, dass Frau Cegla als Polizeikommisarin sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen lässt und sich Respekt verschaffen kann, wenn ihr einer dumm kommt. Weswegen sie dann auch keinen Sexismus erlebt.