Das Erkennen von Häufungen und Mustern und die Unterscheidung der Gruppe von einem Selbst

Eine wichtige Fähigkeit aus evolutionärer Sicht ist das Erkennen von Mustern und Systemen. Zum einen erleichtert das Einordnen in ein System und das Erkennen von Mustern ein besseres Verständnis, zum anderen reduziert dies auch die Rechenleistung des Gehirns erheblich.

Es verwundert daher nicht, dass unserer Gehirn recht gut darin ist Muster zu erkennen und entsprechende Einordnungen vorzunehmen. Das Erkennen von Mustern ist dabei auch im menschlichen Verhalten wichtig. Wer wichtig wie beispielsweise bestimmte Menschengruppen, etwa ein bestimmter Stamm, sich verhält oder reagiert, der kann mit diesen besser interagieren bzw. kann sich auf deren Verhalten besser einrichten.

Dabei gilt bei Menschen die Besonderheit, dass sie üblicherweise nicht starren Regeln folgen, sondern nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf eine bestimmte Weise reagieren. Dennoch kann auch hier das Erkennen gewisser Muster und Handlungsspannen, die etwa eine bestimmte Kultur vorgibt, sehr hilfreich sein. Die Aufnahme der Regel muss also auf eine Weise erfolgen, die diese Handlungsspanne und auch die Möglichkeit, dass derjenige sich vollkommen anders verhält beeinhaltet. Insbesondere ist es auch wichtig entweder bestimmte Untergruppen zu erkennen oder zu erkennen welche für einen selbst wichtigere Mitglieder der Gruppe gruppenuntypisches Verhalten in bestimmten Bereichen zeigen.

Ein solches Muster oder eine solche Häufung kann beispielsweise über eine positive Verstärkung herausgearbeitet werden, indem man jedesmal, wenn man ein Verhalten richtig erkennt ein positives Ergebnis hat, weil man sich dadurch besser auf deren Verhalten einstellen kann.

Das man solche Stereotypen entwickelt ist auch im täglichen Leben gut zu beobachten. Wir haben jede Menge Vorstellungen davon, wie sich bestimmte Gruppen typischerweise verhalten und wie nicht. Die einen sind dabei auf einer besseren und die anderen au einer schlechtern Grundlage gebildet oder teilweise auch einfach nur aus den Erfahrungen anderer übernommen.

Das gilt natürlich auch für die Geschlechter. Auch bei diesen ist es ebenso sinnvoll wie  bei jeder anderen Gruppe sich bestimmte Muster und Häufungen bewusst zu machen und in sein Verhalten gegenüber diesen und deren Verhalten einem gegenüber einzuplanen. Diese folgen den gleichen Regeln wie die Regeln, die man für andere Gruppen erkennt: Auch sie sind nicht absolut und erlauben Abweichungen auch bezüglich bestimmten Mitgliedern der Gruppe.

Ebenso gilt dies für bestimmte Gruppen, denen man selbst zugehört. Auch hier ist es wichtig die Elemente zu erkennen, die das Zusammenleben innerhalb der Gruppe und die Erwartungen anderer an das eigene Verhalten bestimmen zu erkennen.

Daraus folgt aber nicht, dass man diese Regeln als für sich verbindlich ansehen muss. Es reicht, wenn man die Regeln kennt und weiß, wann man gegen sie verstoßen darf und wann nicht bzw. was die Konsequenzen eines solchen Verstoßes sind. Das zwangsweise befolgen solcher für die Gruppe wirksamer Regeln hingegen kann einem bestimmte Vorteile nehmen. Das ist uns auch in vielen Fällen bewusst: Wir wissen, dass bestimmte Regeln für die Gruppe wichtig und gut sind, wir wissen aber auch, dass es vorteilhafter sein kann, in bestimmten Fällen gegen sie zu verstoßen. Jeder mag zB sichere Straßen, aber schneller zu fahren als erlaubt kann dennoch aus der eigenen Sicht vorteilhafter sein. Genug Deutsche sind unpünktlich und unordentlich, um mal ein beliebiges Stereotyp zu wählen.

Wir folgen auch in diesem Bereich eher der Spieltheorie und bewerten nicht, wie wir uns Verhalten müssten, sondern was für uns vorteilhaft ist, wobei die Gruppenzugehörigkeit insoweit schon deswegen eine Rolle spielt, weil es vorteilhaft sein kann, sich gruppenkonform zu verhalten. Ebenso können hier Gewohnheiten etc mit hineinspielen.

Die Betrachtungsweise bei Foucault oder dem Feminismus nach Butler geht hingegen davon aus, dass Regeln durch die Mächtigen vorgeben sind und die jeweiligen Machtverhältnisse wiederspiegeln. Weil sie dazu dienen, Macht durchzusetzen sind sie so konzipiert, dass man ihnen folgen will, weil sie eben die Regeln sind, nach denen man sich richten soll und die für die Gruppe vorgeben sind.

Die Zuordnung, welche Regeln verbindlich für eine Gruppe vorgeben sind, erscheint mir dabei gar nicht so einfach. Es sind aus meiner Sicht jedenfalls nicht mehr die starren Geschlechterrollen. Vielmehr wird auch eine Karrierefrau inzwischen durchaus geschätzt und entspricht einem weiblichen Rollenbild. Die emanzipierte Frau ist heute ein gängige Rollenzuweisung. Ebenso entspricht dem eine gute Ausbildung auch für Frauen und eine Berufstätigkeit. Das klassische Rollenbild der ungebildeten Hausfrau hingegen wird so ganz überwiegend nicht mehr vertreten.

Hinzu kommt der oben angesprochene Effekt, dass wir durchaus zwischen uns und der Gruppe unterscheiden können. Leute erkennen ihre individuellen Stärken und ordnen sich entsprechend ein. Eine Frau beispielsweise, die gut in Mathematik ist und dies merkt muss sich deswegen nicht für unweiblich halten oder meinen, dass sie es trotz ihrer anscheinend Fähigkeiten doch nicht kann. Sie kann vielmehr einfach zu dem Entschluß kommen, dass viele Mädchen zB Mathe nicht interessiert, sie selbst aber schon. Diese Unterscheidung kommt aus meiner Sicht im Feminismus deutlich zu kurz. Wer bestimmte Regeln nicht mag, der kann sie durchaus auf die Grupp, aber nicht auf sich selbst beziehen.