Frauen als Besserverdiener der Familie

In einem Spiegelartikel mit dem schönen Titel „Ach könnte er mir doch ein Pferd kaufen“ geht es um Frauen, die viel Geld verdienen und mit Männern zusammen sind, die weniger verdienen.

Irgendwie wäre es einigen Frauen lieber, wenn er auch Geld verdienen könnte, denn dann könnte er sie mehr umwerben / versorgen:

Ein paar Ausschnitte:

„Ich wollte einfach immer Männer, die nett sind“, erklärt Lisa, „ein Top-Manager mit einem Jahreseinkommen von 500.000 Euro war für mich nie interessant.“ Trotzdem beschwert sie sich. „Mein Partner kann mir kein Pferd kaufen und mich auch nicht ins Fünf-Sterne-Hotel einladen“, sagt sie. „Das würde mir aber auch mal gefallen.“ Andreas und sie teilen sich zwar die Hypothek fürs Haus und alle Kosten für die Lebensmittel. „Aber jeden Urlaub, jede Opernkarte, jedes Möbelstück und alles, was wir uns leisten, zahle ich.“ (…) Bei ihr hat sich der Eindruck festgesetzt, dass sie in dieser Partnerschaft draufzahlt – vor allem mit ihrer Lebensenergie. Lisa möchte ein Buch schreiben, doch die finanzielle Decke für eine Auszeit im Job ist zu dünn. Mehr Zeit und weniger Stress – das kann sie sich nicht leisten. „Es ist einfach sehr, sehr anstrengend, als Selbstständige die volle Verantwortung für das Finanzielle zu tragen“, sagt sie.

Das er die Urlaube etc. zahlt dürfte gang und gebe sein, wenn er mehr verdient. Der Aufschrei wäre wohl groß, wenn er sich darüber aufregt.

Ein Psychologe zu dem Ganzen:

„Wer weniger verdient, ist oft verunsichert, welchen Wert er in die Beziehung einbringt“, sagt die Berliner Paartherapeutin und Autorin Berit Brockhausen (siehe Buchtipp). Die Fragen sind dann: Lässt sich der Mietvorschuss tatsächlich mit mehr Hausarbeit verrechnen? Kann der Partner seine finanzielle Unterlegenheit auf Dauer mit einem perfekt geputzten Badezimmer kompensieren? Und will man tatsächlich immer alles aufrechnen?

Das dürfte in Beziehungen, die von der typischen Geschlechterrolle abweichen, noch stärker sein, da beruflicher Erfolg Status verleiht und zudem Männer mit einem geringeren Einkommen als die jeweilige Frau eher als unattraktiv gelten.

Geld ist für Männer eine „externe Messlatte für beruflichen Erfolg und ihren persönlichen Selbstwert“, sagt der Psychologe, Soziologe und Neidforscher Rolf Haubl von der Universität Frankfurt. „Sie verbinden damit Einflussnahme und Macht“.

Gut verdienende Frauen empfinden ihr dickes Portemonnaie zwar als angenehm – doch ihren Status beeinflusst es weniger. Und begehrenswerter macht es sie auch nicht: Oft genug müssen sie sich davor schützen, als „wandelndes Bankkonto“ wahrgenommen zu werden.

Das passt sehr gut zu den Erwartungen aus der Evolution. Während er ihr mit seinem Einkommen signalisieren kann, dass er ein guter Versorger ist und das er hohen Status hat, also gute Gene hat, ist dies aus evolutionärer Sicht für den Mann bei einer Frau wesentlich uninteressanter, da diese weniger auf eine gute Versorgerin angewiesen waren.

Verständlich aus Sicht der Attraktivität, dass solche Ungleichheiten meist nicht am Anfang bestehen, sondern sich innerhalb der Beziehung entwickeln, wenn die Bindung bereits eingetreten ist:

„Die Paare die ich kenne, waren häufig schon zusammen, bevor sich der Verdienst so weit auseinander entwickelte“, sagt Berit Brockhausen.

Auch Schwierigkeiten mit dem Statusverlust umzugehen sind zu erwarten:

Der überzeugte Papa findet sein Leben zwischen Wickeltisch und Spielplatz wunderbar. Doch es macht ihm trotzdem zu schaffen, dass er als „Nur-Vater“ auf Partys mit dem Job nicht punkten kann. „Es hat mindestens ein Jahr gedauert, bis ich mich zu diesem Beruf bekennen konnte“, sagt er.

Es läuft denke ich am Besten, wenn die Frau dem Mann deutlich macht, dass er für sie trotzdem Status hat und interessant ist:

Ein bisschen verunsichert Sonja das Rollentauschprojekt in ihrer Ehe wohl aber noch immer. Denn wie eine Bärin verteidigt sie ihren Mann als „gut aussehend“ und „intelligent“. Er habe auch ein tolles Hobby – „als Barkeeper“. Außerdem haben die beiden eine klare Spielregel: Niemand soll den anderen durchfüttern müssen – jeder soll sein Ding machen. Denn mit einem Mann, der „stinkend faul“ wäre, würde Sonja nicht zusammenleben wollen.

„Jeder braucht Bestätigung im Beruf zum Glücklichsein!“ – diese Parole hat Sonja für die Beziehung laut und deutlich ausgerufen. Es ist eine klare Sache: Ein Pantoffelheld am Herd hat an ihrer Seite keine Chance. Auch Reinhold soll zu Höherem berufen sein.

Pantoffelheld ist in diesem Zusammenhang eine interessante Abwertung für einen Mann, der zuhause bleibt.