Welche Mitspracherechte haben Männer im Feminismus?

In dem Artikel „Look, Kitten, I Am Too A Feminist! Fauxminism and Men“ beleuchtet die Feministin Megan Milanese, die mir eher einem radikalen Feminismus anzuhängen scheint (und deren Meinung insoweit nicht für andere Teile des Feminismus gelten muss), welche Kriterien sie an Männer stellt, die Feministen sein wollen.

Ein falscher Feminist ist demnach ein Mann, der folgende Sachen macht

  1. Frauen unterbrechen, wenn sie sprechen
  2. Führungsrollen beanspruchen, bevor man für sie „bereit“ ist
  3. Mansplaining
  4. Fordern, dass sich Feminismus auch gleichwertig um Männer und Männeranliegen kümmern muss
  5. Verhalten und Medien nicht aufgeben, die Frauen objektifizieren
  6. Frauen, die nicht mit ihm übereinstimmen „Nutten“ oder „Schlampen“ nennen oder mit anderen auf das Geschlecht bezogenen Abwertungen belegen
  7.  Denken, dass er Anspruch hat auf das Vertrauen der Frauen, mit denen er im Feminismus zusammenarbeitet
  8. Er zieht andere „falsche Feministen“ nicht bei Verstößen zur Rechenschaft
  9. Er beschwert sich bei dir über den Ton, in dem du redest
  10. Er ist wegen des Artikels sauer
Im Ganzen ein Artikel, der sagt, dass man als Mann also einfach am besten nur das umsetzt, was die weiblichen Feministinnen vorgeben und im übrigen brav der Doktrin folgt und sein Leben entsprechend umstellt.
Einige Versatzstücke aus dem Text:
Zu den Männer, die noch nicht bereit für Führungspositionen sind:

In others, men in feminist groups just tend to become leaders – many before they’re ready. It’s a feminist activist group glass escalator, and on some level it makes sense. It makes sense to fight back against stereotypes by having men at the forefront of feminist groups. It’s a great PR strategy. That is, until it completely backfires.

By placing men in leadership positions just to give off the impression that men are active and involved in feminist politics and organizing, some groups are also giving off the impression that feminism is only relevant if men are in charge of it. This is the antithesis of what feminism should be about, and it only seeks to serve a patriarchal definition of importance in the first place. You can’t smash the patriarchy by adhering to its demands for the privileged to always be calling the shots.

Ein „Glas Aufzug“  für Männer in Feministischen Gruppen? Klar, ein Wortspiel mit der Glasdecke, aber auch nicht ganz passend. Aber kurz heißt es ha auch nur: Wenn die Männer zu viel zu sagen haben, dann ist die Revolution gescheitert. Egal, was der jeweilige Mann denkt, er bleibt doch ein Mann und damit Teil des Feindbilds zumindest in diesem Teil des Feminismus.

To make matters worse, there seems to be an ever-increasing attitude that in order for feminism to be relevant, it must become less about women and more about men. This is as offensive as it is detrimental. While it is true the Patriarchy Hurts Men, Too™, the fact of the matter is that the problems that men face that don’t stem from class, race, sexuality, or able-bodiedness issues tend to stem from socially ingrained misogyny. It is a systemic devaluation of femininity that creates the rigidly defined masculinity by which men must abide. If men have a problem with masculinity as it currently exists, perhaps they should consider increasing the social status and viability of femininity in all people. They could also address the notion that femininity and masculinity are not mutually exclusive.

Feminist men need to understand that their liberation from standards of masculinity goes hand in hand with smashing patriarchal misogynistic social structures. Instead of listing off the problems that he feels feminists aren’t addressing (and thus expecting women to drop everything and mommy him – a sexist expectation in the first place), he can either begin to address them himself or try to recognize how intersectionality affects oppression.

Alle Nachteile die Männer haben, liegen an der Frauenfeindlichkeit der Gesellschaft. Die durch das Patriarchat (=Männer) aufrechterhalten wird. Das Frauen Männerfeindlich sein können, dass die Geschlechter in ein gegenseitiges Netz von Abhängigkeiten verwoben sind, bei dem die Erwartungen und Verhalten beider Geschlechter sich gegenseitig beeinflussen, das kommt in dieser Betrachtung nicht vor. Die sich nach der hegemonialen Männlichkeit und ihren Privilegien verhaltenden Männer sind schuld, Ende der Ermittlungen. Macht die Welt frauenfeundlicher, dann erledigen sich auch gleichzeitig alle Probleme der Männer. Also immer schon auf die Frauen konzentrieren und eigene Privilegien abbauen. Ich finde das eine unglaublich einseitige Sicht.

Zu der Frage, warum Männer kein Vertrauen erwarten können:

The thing about feminists that guys like this don’t seem to get is that a lot of time men have done really awful things to us or other women we know. It could be rape, it could be domestic violence, it could be emotional abuse. It could just be the daily normality of cat-calling and slut-shaming that women endure. Whatever it is – it’s probably valid. Even if a man doesn’t think it’s valid, he has no right to tell a woman that her distrusting attitude toward men irrational.

Wer bei Benachteiligungen nur in Gruppen- und Klassenkategorien verliert eben den Bezug zu Personen. Deswegen ist es wichtig, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass die Gruppe nur im Schnitt bestimmte Sachen macht. Hier ist die Gleichung für die Autorin jedenfalls einfach: Er ist ein Mann, man darf ihm also alle Vorurteile gegen Männer, alle Gewalttaten, die einem selbst oder anderen aus der eigenen Gruppe zu welcher Zeit auch immer von anderen Personen dieser Gruppe angetan wurden, persönlich entgegenhalten.

Zum zu erwartenden Einsatz:

Of course, this only applies to relatively safe spaces. A feminist man shouldn’t have to risk life and limb to tell another dude that his rape joke wasn’t funny, but if all he’s got to risk is his pride or social status then he needs to go for it. If his bros are giggling and cat-calling a woman and he’s just standing there – he’s not ready for the label yet.

Ich finde es schön, dass er zumindest nicht sein Leben riskieren muss. Aber seinen Stolz und seinen sozialen Status schon.

Ich meine, dass diese Betrachtung im Feminismus nicht vollkommen ungewöhnlich ist. Es passt eben gut zu den Privilegientheorien, nach denen man eben auch fordern kann, dass solche Privilegien abgelegt werden können und müssen.

Gleichzeitig kollidiert es meiner Meinung nach mit der anderen Auffassung, dass Feminismus keine Interessenvertretung für Frauen ist und Männer, die tatsächlich für die Gleichberechtigung der Geschlechter sind, eben Feministen werden sollen. Denn unter diesen Regeln besteht keine Augenhöhe für eine Diskussion. Es besteht ein Feindbild und eine Duldung. Wenn man davon ausgeschlossen ist, einen gesellschaftlichen Zustand auch aus Sicht der Gruppe, der man angehört, zu besprechen und auf dort bestehende Nachteile als eigene Nachteile einzugehen, dann besteht keine faire Beteiligungsgrundlage. Es besteht dann eben ein „Theorienprivileg der Frauen“, dass diese abbauen müssten.

Bereits aus diesen Gründen denke ich, dass eine eigene Männerbewegung erforderlich ist und sich ein gerechter Weg in einem Dialog dieser beiden Richtungen lässt. Allerdings ist der Teil des Feminismus, der den obigen Kriterien folgt, eben nicht für einen Dialog offen.

Meine Frage an mitlesende Feministen / Feministinnen wäre, wie sie sich eine Mitarbeit von Männern im Feminismus vorstellen und welche Rechte sie den Männern in dieser Hinsicht zugestehen würden.