Momentan herrscht auf vielen feministischen Blogs eine große Empörung über eine Lovestory in der Bravo.
„Vergewaltigungskultur“ und „Verharmlosung von Vergewaltigung“ und „Schuldzuweisung an das Opfer“ sind dabei die Stichwörter.
Hier ein Paar Beitrage:
- Bravo verherrlicht Vergewaltigungen (Leonie)
- Bravo verherrlicht Vergwaltigung (Nadine Lantzsch)
- Nochmal: Bravo verherrlicht Vergewaltigungen
Die grundsätzliche Geschichte ist ja sehr einfach:
Bei einem Paar will der Junge Fußball schauen, das Mädchen interessiert sich aber nicht dafür. Erst versucht sie mitzumachen, aber es ist nicht ihre Sache. Sie ist irgendwann enttäuscht von ihrem Freund, dass er immer nur an Fußball denkt und sauer auf ihn. Also betrinkt sie sich, gerät an einem Typen und landet mit diesem im Bett. Die Überleitung dorthin ist recht kurz, bei den zwei Bildern, bei denen wir sie im Bett sehen, ist er hellauf begeistert, sie hingegen wohl betrunken und nicht ganz bei der Sache. Sie fragt sich, was sie genau macht und meint ohnmächtig zu werden. Verhütet haben sie auch nicht richtig, er hat bei ihr eine Pillenpackung liegen sehen und ist einfach davon ausgegangen, dass es dann wohl passt. Sie plagt das schlechte Gewissen und sie will nicht mit ihrem Freund schlafen, weil sie ungeschützt Sex mit dem anderen Mann hatte und meint vielleicht Aids haben zu können. Also verweigert sie erst, dann gesteht sie. Er hält zu ihr, macht ihr anscheinend noch nicht mal Vorwürfe, sieht es als Vergewaltigung. Schließlich treffen die beiden den Typen noch mal am Strand und der Freund hat ihm nach einiger Provokation einen auf die Fresse. Er hat dann Blut auf der Hand und macht sich auch deswegen Sorgen wegen Aids.
Meine kurze Analyse des Textes wäre die Folgende:
Die Bravo will Aids ins Gedächtnis der Jugendlichen bringen und davor warnen, dass ein Seitensprung ohne passende Verhütung nicht nur einen selbst, sondern auch den Partner gefährdet. Jetzt sollen sich aber Mädchen mit der Geschichte identifizieren können, also muss der Seitensprung entschuldigt sein. Das Mädchen wird also in eine typische Situation gebracht, in der Mädchen sauer auf ihren Partner sind, was bei zuviel Fußball wohl durchaus gut getroffen ist, weil in der Tat die meisten Mädchen damit nichts anfangen können. Dann kommt noch Alkohol und ein fieser Typ dazu und man läßt etwas im unklaren, wie betrunken sie war und inwieweit sie noch Herr ihrer Sinne war um es zwar für ein schlechtes Gewissen ausreichen zu lassen, aber zu Zwecken der Schuldverlagerung was ihren Freund betrifft gleichzeitig ihre Verantwortung reduziert, weil sie betrunken ist und es nicht genießt.
Sie kann also so richtig nichts dafür und tut dann auch noch das richtige, indem sie nicht einfach so mit ihrem Freund schläft, der ihr zudem auch das Ganze nicht wirklich übel nimmt, damit man sieht, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Thema Aids genau das richtige ist.
Bei Nadine ist es natürlich schon sexistisch, dass man überhaupt geschlechtertypische Bilder wählt, das Frauen kein Fußball mögen ist bereits zuviel Bestätigung der Rollenbilder. Die hätte man aufbrechen können, es ist ja egal, wenn es so wesentlich einfacher für den Leser und insbesondere die Leserin ist sich in die Charaktere einzudenken. Es ist dabei nicht nur falsch Stereotype zu verwenden, sondern gleich sexistisch. Die Abbildung typischer Geschlechterverhalten ist sexistisch.
Und dann der Sex: Sie ist betrunken, also hat sie keine Verantwortung. Er hätte richtigerweise sagen sollen „Ich bin zwar ein schmieriger Typ, aber so schmierig, dass ich mit einem betrunkenen Mädchen schlafe bin ich auch nicht“ und da er das nicht getan hat ist es kein Konsens und damit eine Vergewaltigung. Das sie anscheinend durchaus noch über die Situation reflektieren kann und man nicht weiß, wie sehr sie mit ihm geflirtet hat, ist dabei erst einmal egal. Jegliches Verhalten, dass nicht eindeutigen Konsens bedeutet: Vergewaltigung! Eine solche Vergewaltigung nicht immer und stets als solche bezeichnen: Verharmlosung der Vergewaltigung und damit Unterstützung der Vergewaltigungskultur!
Das sie dabei gegenüber ihrem Freund ein schlechtes Gewissen hat, weil sie es soweit hat kommen lassen, ist dabei auch Vergewaltigungskultur. Egal was sie vorher gemacht hat, als sie noch nicht so betrunken war und wie besoffen sie eigentlich wirklich war und wie klar sie noch denken kann.
Ich finde das mal wieder übertrieben. Aber da ich ja auch Bestandteil und Unterstützer der Vergewaltigungskultur bin, ist das ja auch nicht anders zu erwarten.