Männliche Frauen und weibliche Männer: Warum Normalverteilung?

Männer und Frauen sind auch nach biologischen Theorien nicht alle gleich, vielmehr bilden ihre Fähigkeiten und Eigenschaften sch überschneidende Normalverteilungen mit verschiedenen Mittelwerten. Es gibt demnach „Männliche Frauen“ und „weibliche Männer“.

Die Frage ist, warum die Natur solche Normalverteilungen wählt. Müßte sich nicht eine Eigenschaft in der Natur durchsetzen?

Dazu muss man verschiedene Sachen bewußt machen:

  • was bedeutet es biologisch, wenn sich eine Eigenschaft durchsetzt?
  • wie funktioniert die Eigenschaftsverteilung in der Gametheorie?

Zunächst zum ersten Punkt:

Damit sich eine Eigenschaft durchsetzt muss diese nicht einfach nur besser sein und wird dann auf die anderen Menschen übertragen. Genetische Vererbung einer Eigenschaft erfordert, dass diese an Nachkommen weitergegeben wird. Die Gene eines Menschen sind nicht variabel, sie können zwar in einem geringen Umfang mutieren, aber grundsätzlich haben sie keine Anpassungsmöglichkeit an „bessere Eigenschaften“, die neu in anderen Menschen mutiert sind.

Eine Veränderung des Genpool und damit eine Durchsetzung der Eigenschaften ist damit nur linear möglich. Damit sich eine Eigenschaft vollständig durchsetzt muss also über kurz oder lang jeder Träger dieses Gens aussterben. Natürlich kann das Gen dabei auch dadurch aussterben, dass die Kinder, die das entgegenstehende Gen erhalten haben kinderloser bleiben als die, die es nicht erhalten haben. Über kurz oder lang sind dann immer mehr Personen vorhanden, die das günstige Gen haben und diese treffen immer mehr auf Leute, die das günstige Gen haben und pflanzen sich mit ihnen fort. Aber dies macht deutlich, dass es nicht so einfach ist, ein Gen aus dem Genpool zu schmeißen, wenn es ansonsten dort verbreitet war. Gibt es Nischen, in denen die Träger des eigentlichen ungünstigeren Gens besser abschneiden, dann können sie schon deswegen im Genpool verbleiben.

Aus diesen Nischen ergibt sich auch, dass es häufig nicht „die günstigste Ausrichtung“ gibt. Nahezu alles kann in bestimmten Situationen nachteilig sein: Muskeln kosten Unterhalt und verbrauchen Energie. Eine Person, die weniger Muskeln hat mag daher in Hungersnöten besser abschneiden. Intelligenz verbraucht viel Energie, Wesen mit einem kleineren Gehirn können in bestimmten Situationen besser abschneiden. Gebärfähigkeit kostet Energie, verhungert der Nachwuchs kann es günstiger sein, weniger Nachwuchs zu bekommen, der dann besser versorgt werden kann.

Das gilt eben auch für bestimmte Eigenschaften von Mann und Frau. Ein ultraharter Mann war vielleicht in Kriegszeiten im Vorteil, demnach haben solche Männer Kriegssituationen besser überstanden, waren aber in Friedenszeiten nicht sanft genug für ein soziales Leben. Ein zu sehr auf bestimmte Sachen bezogener Mann konnte in großen Gruppen mit hoher Spezialisierung vielleicht gute Geschäfte durch seine Spezialisierung machen und damit seine mangelnde Sozialkompetenz ausgleichen. Gingen die Geschäfte aber nicht so gut oder waren Allounder mehr gefragt, dann schnitt er schlechter ab. Eine harte Frau konnte vielleicht schlechter mit Kindern umgehen und war weniger fruchtbar. Sie schnitt aber im Krieg oder anderen Krisenzeiten besser ab und konnte so ihre Gene erhalten. Eine weiche Frau war vielleicht fruchbarer und sehr auf ihre Kinder bezogen, aber sie überstand Notzeiten und Kriege vielleicht schlechter.

Die Normalverteilung innerhalb der Geschlechter würde insofern Risikoverteilungen wiedergeben und in der Mitte die Allrounder für die typischerweise Frauen treffenden Risiken und die typischerweise von Frauen benötigten Fähigkeiten in einer den Risiken entsprechenden Verteilung aufweisen, während die Enden der Normalverteilungen speziellere Anpassungen an bestimmte Situationen zu Lasten anderer darstellen.

Dabei ist auch zu bedenken, dass Gene sich dann im Genpool anreichern, wenn sie insgesamt zahlreich bleiben. Das einzelne Individuum, das Genvehikel, in dem das Gen steckt, ist dabei unwesentlich, wenn nur insgesamt die Anzahl der Gene im Genpool hoch bleibt.

Ein Gen für ein deutliches Kinn kann demnach, wenn es die Söhne sexy macht, die Töchter aber hässlich, dennoch erfolgreich im Genpool sein, wenn die Söhne genug Nachwuchs haben um einen eventuellen geringeren Nachwuchs bei den Töchtern auszugleichen. Dabei ist dann wieder zu berücksichtigen, dass die Töchter wiederum schöne Söhne produzieren, war über Enkelkinder und Enkelsenkelkinder dann den Verlust bei der Tochter kleiner machen kann. Ebenso kann ein Gen, dass die Töchter hübscher (–> weiblicher) macht, den Sohn unattraktiver machen, dies aber dann durch die Kinder der Tochter wieder ausgleichen. Gene, die die Fortpflanzungschancen unterschiedlich zwischen Söhnen und Töchtern verteilen, können sich im Genpool durchaus durchsetzen.

Hinzu kommt das zuvor angesprochene: Wenn die Töchter zwar unattraktiver sind, aber dafür härter und daher Kriege etc besser überstehen, dann muss dies kein Nachteil sein, wenn man in einer Gegend mit vielen Kriegen oder Hungersnöten lebt, insbesondere, wenn die Söhne im Gegenzug männlicher sind und damit evtl auch besser mit Kriegen und Hungersnöten zurechtkommen. Vergleichbare Fälle kann man natürlich auch andersherum bilden.

Dazu als kleiner Einschub: Wer hier einwendet, dass sich dann ja anbieten würde, die Gene nach Mann und Frau aufzuspalten, damit man sowohl schöne Söhne und Töchter hat, der hat erkannt, warum eine biologische Differenzierung nach Mann und Frau so effizient ist. Es wird auch deutlich, warum dabei immer wieder, seien es Muskeln, Haare, Gehirn etc das selbe Prinzip, nämlich eine Abhängigkeit von Testosteron verwendet wird: Weil es bereits vorhanden ist und nur an diese Stelle übertragen werden muss. Es läßt sich einfacher entwickeln als ein neues System, weil die Differnzierungen und Rezeptoren als genetischer Bauplan bereits vorliegen und nur die Wahlsequenz und die neue Option eingefügt werden muss.

Und natürlich stehen die Gene in einem Konkurrenzkampf untereinander. Ein Verhalten, welches eigentlich für alle günstig ist, kann anfällig für Parasiten sein. Es ist ein klassisches Problem aus der Gametheorie, die man am Prisoner Dilema verdeutlichen kann:

Zwei Gefangene werden wegen einer Tat getrennt voneinander vernommen, die sie begangen haben. Die einzige Möglichkeit ihnen die Tat nachzuweisen, ist eine Aussage eines der Gefangenen gegen den anderen. Wenn man ihnen die Tat nachweisen kann, bekommen sie eine hohe Strafe. Sagen sie gegen den anderen aus, bekommen sie eine geringe Strafe.

Jeder von beiden steht nun vor dem Dilema, wie er sich Verhalten soll, weil eine unbekannte Variabel, nämlich das Verhalten des anderen zu berücksichtigen ist:

Die Möglichkeiten der Gefangenen:

  • Sagt er gegen den anderen aus, und der andere schweigt, dann bekommt er eine geringe Strafe
  • Sagt er gegen den anderen aus, und dieser auch gegen ihn, dann bekommen beide eine geringe Strafe
  • Sagt er nicht gegen den anderen aus, dieser aber gegen ihn, dann bekommt er eine hohe Strafe
  • Sagt er nicht gegen den anderen aus, dieser auch nicht gegen ihn, dann bekommen sie keine Strafe

Hieraus folgt, dass die Risiken bei einem Geständnis geringer sind. Denn bei einem Geständnis droht immer nur eine geringe Strafe, bei einem Schweigen entweder eine sehr hohe Strafe oder keine Strafe.

Es ist also auch kein Wunder, dass die Spielbedingungen durch das organisierte Verbrechen geändert werden, indem der Preis für ein „Singen“ bei der Polizei deutlich erhöht wird, etwa um das eigene Leben. Das erleichtert es beiden, nicht zu singen und das Spiel ist aus Sicht der Verbrecher einfacher geworden. Für ein organisiertes Verbrechen lohnen sich demnach andere Optionen als für nicht organisierte Verbrecher.

Eine weitere Änderung ergibt sich, wenn man das Spiel wiederholt spielt. Dann kann man nämlich zurückliegendes Verhalten ebenfalls berücksichtigen und sich nach diesem Verhalten. Biologisch kann hieraus recht einfach unser Gerechtigkeitsgefühl entstehen. Dabei zeigen Simulationen, dass ein Modell mit einer leichten Nachsichtigkeit, dass auch mal ein Fahlverhalten durchgehen läßt, dass erfolgreichste ist und dazu führt, dass sich solche „Gene“ in dem Genpool anreichern würden. Ist ein solches Modell aber ersteinmal vorhanden und durchgesetzt, dann können in ihm auch andere Modell existieren:

Ein immer kooperierendes Gen hätte in einer Gesellschaft von Genen, die mit kooperieren starten und einen Fehltritt verzeihen gute Karten, da auch die anderen Gene mit ihm immer kooperieren würden. Auch dieses Gen kann sich daher in einer solchen Gesellschaft anreichern. Dies macht die Gesellschaft dann wieder anfällig für Gene, die weniger kooperativ sind und Vorteile zu Lasten der Gemeinschaft ausnutzen, denn bei den ganz kooperativen Genen haben sie keinen Nachteil, bei den anderen können sie zumindest den Startbonus aufzerren. Sprich: Das Verhalten der anderen selbst schafft gewisse Nischen für andere Ausgestaltungen.

Bezogen auf Mann und Frau bedeutet dies eben, dass etwas „weichere“ Männer vielleicht bestimmte Talente hatten, die für sie einen höheren Status bedeuten konnten, oder sie konnten die Arbeitsteilung aufgrund der Unterschiede ausnutzen um durch den höheren Kontakt mit den Frauen ein paar Kuckuckskinder zu produzieren, auch wenn insgesamt härtere Männer im Vorteil waren. Und vielleicht konnte sich auch in einer Arbeitsteilung „zarterer“ Frauen eine härtere Frau innerhalb der Frauengruppe besser behaupten bzw. eine noch weichere Frau innerhalb der Gruppe anderer Frauen den passenden Schutz erfahren.