Lucas Schoppe zu weiteren Problemen feministischer Positionen

Lucas Schoppe von Man-tau hatte in einem Kommentar zu dem Artikel zu Problemen feministischer Positionen weitere Probleme aufgeführt:

Das ÖKONOMIEPROBLEM ist in meinen Augen DAS zentrale Problem des intersektionalen Feminismus, gerade weil er als irgendwie linke“ Theorie verstanden werden soll. Tatsächlich aber ist auffällig, dass alle möglichen Kategorien für die obsessiv anmutende Unterteilung von Menschen in Marginalisierte und Privilegierte herangezogen, dass aber ausgerechnet ökonomische Unterschiede dabei kaum beachtet werden. Sie werden lediglich herangezogen, um die Bedeutung anderer Kategorien zu unterstreichen – etwa beim Hinweis, dass Frauen weniger verdienen würden als Männer, oder das Schwarze proportional häufiger in Armut lebten.

Das blendet nicht nur eine Kategorie aus, die wie keine andere verantwortlich ist für soziale Unterschiede – es ist auch ein deutlicher Bruch mit linken Traditionen, in denen die Frage nach der ökonomischen Basis gesellschaftlicher Konflikte lange unverzichtbar war. Deshalb ist es übrigens auch falsch, intersektionalen Feminismus als irgendwie marxistische Theorie einzustufen (ich bin kein Marxist, finde aber trotzdem, das Marx nicht für jeden möglichen Quatsch verantwortlich gemacht werden sollte).

Der Grund für die Ausblendung ökonomischer Aspekte ist zugleich auch der Grund, warum intersektionale Theorien im akademischen Bereich so modisch und, z.T., unumgänglich geworden sind. Die Studis und Dozenten an den Unis können damit vollkommen selbstverständlich ignorieren, wie vielen harten Auschlussprozessen sie es zu verdanken haben, dass sie an der Uni sind und viele andere nicht.

Sie können, und sogar exzessiv, Marginalisierung und Privilegierung verhandeln, aber dabei völlig unter sich bleiben. Marginalisiert sind dann Schwarze, Frauen, Homosexuelle, Transsexuelle, Genderfluide etc., aber nicht die, die draußen bleiben: Denn die sind in der Mehrzahl weiß, hetero, cis und zur Hälfte sogar männlich. Lauter Privilegierte da draußen, während sich an den Unis Menschen sammeln, die sich als marginalisiert wahrnehmen können.

Der intersektionale Feminismus ist keine linke Theorie, sondern eine ideologische Orchestrierung massiver sozialer Privilegien, die mit Versatzstücken aus linker Theorie und sehr viel Geschwätz verdeckt werden.

Damit hängt denn auch das BIOLOGISMUSPROBLEM eng zusammen. Natürlich würden intersektionale Feministinnen selbst empört darauf hinweisen, dass SIE sich doch ganz gewiss nicht auf biologische Kategorien beziehen, sondern lediglich gesellschaftliche Konstruktionen nachvollziehen und bekämpfen, die ihrerseits biologistisch wären.

Das ist natürlich Quatsch. Hier ist eine „Linke“, die sich allen Ernstes auf die Kategorien Rasse, Geschlecht und sexuelle Orientierung fixiert. Gerade weil sie diese Kategorien mit politischen und moralischen Phantasien auflädt, also z.B. „alte weiße Männer“ als Chiffre für Privilegien und Machtmissbrauch verwendet, agiert sie regelrecht prototypisch biologistisch.

Auch das MARGINALISIERUNGSPROBLEM leitet sich vom Ökonomieproblem ab. Denn wenn es zum sozialen, institutionellen Vorteil wird, sich als „marginalisiert“ darstellen zu können – dann werden diesen Vorteil natürlich auch vor allem diejenigen Menschen nutzen können, die eine bessere Position als andere haben.

Jemand muss schon sehr privilegiert sein, um sich noch erfolgreich als marginalisiert verkaufen zu können. Er – oder eben sie – braucht den entsprechenden Habitus (ein Redneck aus dem mittleren Westen hätte da eher geringere Chancen), institutionelle Absicherungen, gute soziale Kontakte, Zugang zu den jeweils gängigen Versatzstücken von Theorien, Verbindungen zu den Medien etc.

Wer soziale Beziehungen allein über „Marginalisierung“ und „Privilegierung“ verhandelt und dabei eine erfolgreiche Selbstdarstellung als „marginalisiert“ prämiert – der wird dafür sorgen, dass eher früher als später vor allem Privilegierte diese Prämien einstreichen können.

Ein Nebenproblem davon ist das STANDPUNKTPROBLEM. Wenn wir keine gemeinsame Wirklichkeit haben, über die wir unsere unterschiedlichen Positionen verhandeln können – sondern wenn die Standpunkte von Marginalisierten und Privilegierten sich radikal unterscheiden – und wenn noch dazu die Marginalisierten als „Opfer“ sozialer Verhältnisse die Definitionsmacht über deren Beschreibung haben müssen: Wer unterscheidet dann überhaupt, wer Opfer ist und wer nicht? Es gibt doch schließlich gar keine objektiven Kriterien, um diese Entscheidung zu treffen.

Gemäß Definitionsmachtkonzept können selbstverständlich nur die Opfer selbst entscheiden, dass sie die Opfer sind – wäre ja auch noch schöner, wenn sie dafür erst einmal die Täter fragen müssten. Das bedeutet: „Opfer“ sozialer Verhältnisse ist schließlich der, der sich selbst am erfolgreichsten als Opfer präsentieren konnte.

Übergreifend ist schließlich das EMPIRIEPROBLEM. Intersektionale Feministinnen beanspruchen, etwas über die soziale Wirklichkeit auszusagen, können aber mit sozialer Wirklichkeit eigentlich gar nichts anfangen. Schließlich ist bei ihnen jede Frage schon beantwortet, bevor sie überhaupt gestellt wurde. Wer marginalisiert ist und wer privilegiert, ist kein Ergebnis einer offenen Diskussion, sondern steht per Definition immer schon fest: Sonst würden in der offenen Debatte ja die Vorteile der „Privilegierten“ zu tragen kommen.

Sonst würde auch zum Beispiel der Hinweis von Männern, dass auch sie als Männer zum opfer sozialer Verhältnisse werden können, nicht ohne weitere Prüfung als „Opferideologie“ abgetan werden können.

Das bedeutet, dass empirische Daten ALS empirische Daten überhaupt keine Rolle spielen. Sie bleiben ausgeblendet, wenn sie dem Immer-schon-Gewussten widersprechen – und wenn sie es bestätigen, werden sie auf wilde, unkontrollierte Weise als Bestätigung verwendet.

Ich war mal bei einem Vortrag von Connell dabei, in dem sie geradezu manisch und völlig beliebig ganz unterschiedliche Situationen aus lauter ganz unterschiedlichen Teilen der Welt assoziativ verknüpfte – so dass sie mir schon leid tat, weil ich dachte, die Anwesenden müssten sie für eine Verrückte oder zumindest für eine seltsame Verschwörungstheoretikerin halten. Aber sie verstanden offenbar sofort, wofür ich eine Weile brauchte – nämlich dass alle diese Situationen irgendwie Beispiele für eine toxische Männlichkeit wären, die ja – wie wir wissen – unterschiedslos weltweit wabert.

Das Empirieproblem ist direkt mit der Abschottung hochprivilegierter gesellschaftlicher Milieus verknüpft, die ich am Anfang beim „Ökonomieproblem“ erwähnt habe. Der größte Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit wird hier einfach ausgeblendet – und das muss man sich erst einmal leisten können.

Fasst denke ich vieles nochmal sehr gut zusammen. Was haltet ihr davon?

119 Gedanken zu “Lucas Schoppe zu weiteren Problemen feministischer Positionen

  1. „Der intersektionale Feminismus ist keine linke Theorie“

    Nein, es ist alles keine linke Theorie, in Wirklichkeit hat die AfD diese Theorie entwickelt. Linke stehen nämlich immer auf der richtigen Seite und machen nie etwas falsch.

    Noch nie stand ein Linker an der Seite des Feminismus, an der Seite von Martin Luther King oder von Harvey Milk.
    Linke haben sich immer nur um Ökonomie gekümmert und Hand in Hand mit der Mehrheit der weißen, männlichen Arbeiterschaft gegen den Kapitalismus gewehrt.

    • Die AfD hat genug eigenen Mist, den sie baut, die muss nun nicht auch noch für den intersektionalen Feminismus verantwortlich gemacht werden.

      Was das Ökonomieproblem angeht, gib es nicht nur die Alternative, ökonomische Aspekte zu ignorieren (es sei denn, sie passen gerade mal ins Konzept) oder gar keine anderen Aspekte wahrzunehmen. Marin Luther King beispielsweise hat sich nicht allein für die Bürgerrechte von Afroamerikanern eingesetzt, sondern auch – ethnienübergreifend – für ökonomische Gerechtigkeit und gegen die Verarmung weiter Bevölkerungsschichten. https://en.wikipedia.org/wiki/Poor_People%27s_Campaign Aus der Sicht heutiger rechter Spinner wäre er ein Kulturmarxist.

      • „Aus der Sicht heutiger rechter Spinner wäre er ein Kulturmarxist.“

        Unwahrscheinlich, da er die Gesellschaft vereinen und nicht spalten wollte.

        • Die „Black Panther“, Malcom X, Baldwin, etc gab es ja auch noch – und das waren mehr oder weniger richtige Marxisten und keine sogenannten „Kulturmarxisten“. Daneben waren es noch Rassisten und Antisemiten. Also in jeder Hinsicht genau das Gegenteil von King! Trotzdem gilt diese Line – dank des linken Progressivismus und seines „Intersektionalismus“ als die wahre „Bürgerrechtsbewegung“ ….

          • @Alex

            Komm bitte mal zurück zum historischen Kontext: Es gab Rassentrennung in den USA bis in die 60er hinein. Der Aufstand von Rosa Parks war Mitte der 50er. Ich glaube der letzte Bundesstaat, der „gemischtrassige“ Ehen verboten hat, revidierte das Ende der 60er.
            Die schwarze Bevölkerung wurde ausgebeutet, schikaniert, diskriminiert und gelyncht.

            Weiter: „Die Ermordung von Malcolm X 1965 löste landesweit schwere Unruhen aus, in deren Verlauf über 300 Schwarze (!!!) von Militär und Polizei getötet wurden. Zwei junge Schwarze in West-Oakland, Kalifornien, Huey Newton und Bobby Seale, gründeten daraufhin Anfang 1966 die Black Panthers Party for Self-Defense, um die Ideen von Malcolm X umzusetzen.“

            Vorgeschichte, kursiv von mir: „Da trotz aller Gesetze und Gerichtsurteile der Rassismus und die soziale Ungerechtigkeit in den Vereinigten Staaten weiter anhielten, bildete sich ein radikaler Flügel innerhalb der Bürgerrechtsbewegung. Er wurde vor allem durch die Black Muslims mit ihrem charismatischen Anführer Malcolm X und die Black Panther Party vertreten. Diese beiden gewaltbereiten Gruppierungen waren aber hauptsächlich in den Großstädten des Nordens und Kaliforniens vertreten, wo die gewaltlosen Ideen Kings einen schweren Stand hatten. Als Gründe dafür werden oft die größere Anzahl Schwarzer in den Ghettos der Großstädte sowie die vollkommene Perspektivlosigkeit angegeben. Denn während Schwarze des Südens oft hofften, in den „gerechten“ Norden fliehen zu können, gab es solche Hoffnungen für Schwarze im Norden nicht.“ Wikipedia

            Und: „Am 4. April 1968 um 18:01 Uhr wurde Martin Luther King auf dem Balkon des Lorraine Motels von dem mehrfach vorbestraften Rassisten James Earl Ray erschossen.“

            Die Radikalisierung ist nicht vom Himmel gefallen und auch nicht Resultat irgendeiner „progressiven Ideologie“, sondern der konkreten historischen Situation und der Lebensumstände von Schwarzen in den USA.

          • @crumar
            Ganz einfach gesagt gab es zwei Bewegungen zur Emanzipation der Schwarzen. Die eine war demokratisch und christlich geprägt, die andere war kommuistisch-marxistisch. Beide wollten nur scheinbar das Gleiche ihre Gemeinsamkeit beschränkt sich darauf, *wogegen* sie waren (Rassentrennung, Benachteiligung, Rassismus, etc).

      • „Die AfD hat genug eigenen Mist, den sie baut, die muss nun nicht auch noch für den intersektionalen Feminismus verantwortlich gemacht werden.“

        Aber, wen machst Du denn nun dafür verantwortlich? Wo liegen die Wurzeln des Intersektionalismus? Welche Ideologie könnte dafür in Frage kommen?

        • „Wo liegen die Wurzeln des Intersektionalismus? Welche Ideologie könnte dafür in Frage kommen?“

          Leszek hat das verschiedene Male sehr gut nachgezeichnet. Grober Bezugspunkt ist die französische Postmoderne – aber niemals in einer seriösen Auseinandersetzung damit, in der die Positionen französischer Denker wie Derrida, Lyotard, Foucault und anderen (wie etwas meinem persönlichen Favoriten dabei, Lévinas) klar herausgearbeitet worden wären – was übrigens auch wirklich eine schwierige Arbeit gewesen wäre. Stattdessen wurden Schlagworte – Marginalisierung, „als x gelesen“, das/der/die Andere etc.pp. für den Kontext amerikanischer Unis nutzbar gemacht.

          Da wiederum ging es nicht um intellektuelle Anschlüsse – es wäre z.B. wirklich interessant gewesen, Ähnlichkeiten und Unterschiede von amerikanischem Pragmatismus und französischer Postmoderne zu verdeutlichen. Es ging eher darum, Institutionen – Studiengänge zu Diskriminierungeforschungen, Gleichstellungsbüros etc. – ideologisch zu orchestrieren.

          Mit Marx und Kapitalismuskritik hat das alles tatsächlich gar nichts zu tun. Warum auch? Die Institutionen, die hier geschützt und ausgebaut werden sollen, sind schließlich auf eine beständige Produktion von Mehrwert – anderswo – angewiesen. Sie produzieren ja selbst nichts, und sie legen auch, anders als viele traditionelle Bildungsinstitutionen, keine Grundlage dafür, dass produziert werden könnte.

          Ich verlinke mal auf den Teil von Leszeks Artikel, der auf die Bedeutung der Institutionen eingeht. Der Text lohnt sich aber insgesamt, auch wenn seine Lektüre eine Weile dauert. https://man-tau.com/2018/04/10/postmodernismus-ethnopluralismus-differenzphilosophie-identitaetspolitik/#sozio654

          • „Mit Marx und Kapitalismuskritik hat das alles tatsächlich gar nichts zu tun. Warum auch?“

            Mit Marx vielleicht nicht, mit Kapitalismuskritik aber durchaus. Schließlich sind die westlich-kapitalistischen Ländern die einzigen, die einer derartigen Kritik unterzogen werden.

            Aber, wenn Du Dich auf den Standpunkt stellst, nur Marx war ein Linker, und nur diejenigen sind links, die sich buchstabengetreu nach Marx richten, dann brauchen wir hier nicht weiterreden.

        • Adrian, das habe ich dir ein Dutzend mal erklärt!

          Der Ursprung ist die Idee, dass sich Nachteile zu Benachteiligungen aufaddieren können und das hat der Liberale Dahrendorf mit der „Katholischen Arbeitertochter vom Land“ bereits Mitte der 1960er formuliert.

          Daraufhin ist das Konzept in den USA in den 1970ern von schwarzen Feministinnen zu „class, race, gender“ weiterentwickelt worden – in diesem Fall mit der Idee, dass sich Diskriminierungen auf der Basis von Klasse, „Rasse“ und Geschlecht überschneiden und aufaddieren.

          Das heutzutage vertretene Konzept hat mit diesem Konzept überhaupt nichts mehr zu tun, denn bei der poststrukturellen Variante gibt es in jeder noch so fieseligen Kategorie eine Diskriminierte und einen Diskriminierer. Auch wo es keinerlei Sinn macht, bspw. „Behinderung“ oder „Alter“ und es sich um eine reine Unterstellung handelt.

          Auffallend ist, wie Lucas auch schon anführte, das sozioökonomische Fragen so gut wie keinerlei Rolle spielen, bzw. im „ranking“ ganz hinten landen.
          Das wäre in einer linken Theorie überhaupt nicht in Frage gekommen, von daher sind Lucas und ich auch berechtigt der Meinung, es handelt sich um eine Theorie, die nur noch das Label „progressiv“ besitzt, während in der Praxis damit genau das politische Gegenteil umgesetzt wird.

          • Natürlich spielen sozioökonomische Fragen kaum eine Rolle. Wir leben schließlich nicht mehr im 19. Jahrhundert.
            Ich zumindest gebe der Linken ein wenig Achtung, indem ich ihnen die Fähigkeit zur Weiterentwicklung ihrer Theorien attestiere. Während Du an der reinen Lehre des Marxismus festhälst.

          • Das Problem mit dem 1:1 Import amerikanischer Dogmen ist außerdem dass sie hier nicht passen. Es gibt in Deutschland halt nur wenige schwarze Frauen, auch hat Hautfarbe an sich hier nicht diese dominierende Bedeutung wie in den USA. Weshalb der „intersektionale Feminismus“ hier eigentlich gar kein Publikum hätte. Deutsche Feministinnen definieren sich deshalb hilfsweise als schwarz oder sonstwas um 🙂

          • @crumar
            „Daraufhin ist das Konzept in den USA in den 1970ern von schwarzen Feministinnen zu „class, race, gender“ weiterentwickelt worden“

            Ja und das ging von den zahlreichen Kommunisten und Marxisten damals aus. Diente in erster Linie zum judenfrei-Machen des Feminismus, unter dem Vorwand des damals noch nicht so genannten „Antizionismus“, der damals sich noch „Antiimerialismus“ nannte.
            Das mit dem Konstruktivismus, Foucault und Kosorten kam wesentlich später und wurde der „progressiven Linken“ einfach übergestülpt. Man ist ja eine strikt hierarchisch organisiert, da geht das. Und man muss sich von Zeit zu Zeit neu erfinden, sonst fällt ja der Muff des ewiggestrigen Kommunismus auf…

          • In GB haben objektiv die weißen Jungs aus der Arbeiterklasse die geringste Chance auf einen universitären Bildungsabschluss.
            Wäre ich ein „weiterentwickelter Linker“ in deinem Sinne würde ich das für völlig unproblematisch halten – sie sind schließlich gemäß dieser „weiter entwickelten“ Theorie doppelt privilegiert (weiß+männlich).
            Es ist also danach völlig in Ordnung, sie ihrer „Privilegien“ zu berauben.

            Dass diese „Privilegien“ aber an ihrer sozioökonomischen Lage nicht abzulesen sind spielt gar keine Rolle, sondern sie haben eben aus ihren „Privilegien“ nichts gemacht, in die sie hineingeboren worden sind (weiß+männlich). Die Theorie hat mit der empirischen Realität nichts zu tun, woran man untrüglich erkennen kann, die Theorie ist Müll.

            Wie jede bürgerliche (Elite-)Theorie hat sie dennoch eine Funktion, nämlich die biologische Unterlegenheit einer Gruppe zu beweisen, die deshalb berechtigt einer Unterklasse angehört und die biologische Überlegenheit einer Gruppe, die berechtigt zur Oberklasse gehört.

            Die Idee, ein Mensch mit schwarzer Hautfarbe sei per se, weil biologisch unterlegen hatte sich historisch blamiert; was sie mit ihrer absurden intersektionalen Theorie unternehmen ist demnach die Rettung der ursprünglichen Idee biologischer Über- und Unterlegenheit bei reinem Austausch der Hautfarbe.

            Bezogen auf das Geschlecht ist die Theorie doppelt perfide, denn der Mythos von der patriarchalen Unterdrückung der Frau und die folgende Bevorzugung von Frauen samt Bildungserfolgen wird vermarktet als Beweis ihrer natürlichen, also biologischen Überlegenheit.
            Demnach ist der Status der weißen Jungs aus der Arbeiterklasse Zeichen ihrer biologischen Unterlegenheit, nicht ihrer sozioökonomischen Benachteiligung.
            Und wie schön, dass mit der „toxischen Männlichkeit“ eine Konzept existiert, welches den Schuldigen an ihrer Lage identifiziert, nämlich (traditionelle) Männlichkeit.
            Oder neoliberal übersetzt: Selber Schuld!

            Das sind zwei Seiten der identischen Medaille, was auch erklärt, warum diese „Progressiven“ medial so hofiert werden. Sie haben die zu Grunde liegende Ideologie einfach nur auf den neuesten Stand gebracht.

    • @Adrian Du hast die Aussage in den falschen Hals gekriegt. Ja, der Feminismus bezeichnet sich selbst als „links“, und viele Leute die sich für „Linke“ halten befürworten den Feminismus. Das Aufkleben von Etiketten hilft aber nicht weiter. Die entscheidende Frage ist, sind die Inhalte des Feminismus emanzipatorisch, stellen sie vorhandene Verhältnisse in Frage, sind sie systemkritisch, helfen sie vorhandene Privilegien abzubauen? Die Antworten au alle diese Fragen lauten „Nein, im Gegenteil“. Wenn links all das bedeutet (emanzipatorisch, kritisch gegen den Status Quo, gegen Privilegien und soziale Ungerechtigkeiten) dann ist der Feminismus nicht links sondern rechts. Nach inhaltlichen Kriterien gemessen ist eine antifeministische Partei wie die AfD also „linker“ als zum Beispiel die Grünen, obwohl nach oberflächichem Image gemessen das Gegenteil zuzutreffen scheint.

      • „Die entscheidende Frage ist, sind die Inhalte des Feminismus emanzipatorisch“

        Kommt drauf an, wie man emanzipatorisch definiert.

        „stellen sie vorhandene Verhältnisse in Frage“

        Ja.

        „sind sie systemkritisch“

        Ja.

        „helfen sie vorhandene Privilegien abzubauen?

        Nein.

        • @Adrian

          „„stellen sie vorhandene Verhältnisse in Frage“

          Ja.“

          Hm? Wie im Artikel schon beschrieben, stellt der Feminismus weder soziale noch ökonomische Frage.

          „„sind sie systemkritisch“

          Ja.“

          Es gibt zum Beispiel keine Kapitalismuskritik bei den Femis. Das einzige was die stört ist dass Frauen nicht genug Zaster abbekommen. Aber neoliberale BWL-Tussen mit straffen Business-Frisuren im Hosenanzug sind die Heldinnen des modernen Feminismus.

          • „Hm? Wie im Artikel schon beschrieben, stellt der Feminismus weder soziale noch ökonomische Frage.“

            Wäre das denn die einzige Form, das System in Frage zu stellen? Ist es keine Infragestellung des Systems, wenn man darauf abzielt, dass nicht mehr Charakter, Leistung und Meinungen zählen, sondern Geschlecht, Hautfarbe und Sexualität?
            Ist es keine Abkehr vom System, den Rechtsstaat für Männer in Frage zu stellen und die Demokratie am Geschlecht auszurichten?

            „Es gibt zum Beispiel keine Kapitalismuskritik bei den Femis“

            Gibt es nicht? Ist nicht eine der Forderungen mehr Frauenförderung durch den Staat. Weniger wirtschaftliche Eigenverantwortung? Mehr Quoten für Frauen? Mehr Subventionen für Frauen? Geld für Gender-Studies, Hausarbeit, emotionale Arbeit? Mehr Geld für weniger Leistung?

          • @Adrian

            „Ist es keine Infragestellung des Systems, wenn man darauf abzielt, dass nicht mehr Charakter, Leistung und Meinungen zählen, sondern Geschlecht, Hautfarbe und Sexualität?“

            Ja aber nicht vorwärts in eine bessere Gesellschaft, sondern zurück in bereits überwundene schlechtere Zustände, reaktionäre Vorurteile, Kastensysteme. Das nennt man im klassischen Koordinatensystem rechts. Diese Bezeichnung ist u.a. auch hilfreich, um der vom Feminismus angemaßten moralischen Überlegenheit den Teppich unter den Füßen wegzuziehen.

            „Ist nicht eine der Forderungen mehr Frauenförderung durch den Staat.“

            Die Forderung nach Alimentierung ist keine Kapitalismuskritik. Die Kategorie kommt dort gar nicht vor.

          • „Ja aber nicht vorwärts in eine bessere Gesellschaft,“

            Und deshalb nicht links?

            Es hat natürlich schon eine besonders bemerkenswerte dreistigkeit, die eigene moralische überlegenheit gleich in die definition von „links“ einzubauen.

            Links sind die, die für eine „bessere“ zukunft sind. Die „anderen“ sind daher „gegen“ eine „bessere“ zukunft und daher Böse.

            Und wer etwas will, das du nicht für zuträglich für die „bessere“ Zukunft hältst, der ist auch kein echter Schotte – äh, Linker.
            Wir sind „die Guten“ (TM)

            Position: Elfenbeinturm am linken Pol. Von dort aus gesehen ist jede Abweichung rechts.

          • „Die „anderen“ sind daher „gegen“ eine „bessere“ zukunft und daher Böse.“

            Lege mir bitte nichts in den Mund was ich nicht geschrieben habe. Das Gegenstück zu progressiv wäre konservativ, was in etwa für die Bewahrung von bewährten und als gut befundenen Zuständen steht. Daran ist nichts Ehrenrühriges und ich will es nicht abwerten.

            Trotzdem hab ich sowas wie einen linksliberalen Standpunkt: Mein Rochus geht gegen Femis und Ökos, die sich selbst ein „linkes“ Etikett aufkleben, aber in Wirklichkeit Inhalte vertreten die weder progressiv noch konservativ sind – was beides legitim wäre -, sondern ein reaktionärer Rückschritt ins 19. Jahrhundert oder noch früher, dem auch moderne Konservative nicht zustimmen können.

      • „Nach inhaltlichen Kriterien gemessen ist eine antifeministische Partei wie die AfD also „linker“ als zum Beispiel die Grünen“

        Mit dem gleichen Trick haben die Grünen ihre erzreaktionären Ansichten zur Moderne als „links“ an den Mann – und vor allem die Frau – bringen wollen, bitte nicht vergessen.
        Eine Anti-Position ist nicht unbedingt aussagekräftig dafür, was Leute wirklich wollen.

        • Ist nicht als Trick gemeint. Die Grünen sind zum Beispiel für deutsche Kriegseinsätze, für weiteren Sozialabbau, für Verteuerung lebensnotwendiger Güter und Dienstleistungen, und (hier zum Thema) für Geschlechterquoten. Die AfD ist gegen all das. Inhaltlich betrachtet ist die AfD also gegen bestimmte gesellschaftliche Rückschritte wie sie von den Grünen und anderen angestrebt werden, und deswegen in diesem Sinne „progressiver“. Natürlich sind sie nicht die Speerspitze des Fortschritts, aber die Grünen schaffen es, die AfD rechts zu überholen.

          • Natürlich salopp gesagt, denn der „Trick“ war sicher nicht vorsätzlich, sondern die Grünen haben bestimmt selbst daran geglaubt, wo sie sich politisch verorten. Am Ende des Tages zählt, was eine reife Partei will und da machen die Grünen einen katastrophalen Eindruck.
            Bei der AfD denke ich noch, dass die eine „Eintagsfliege“ bleiben. Eine, die halt mal zwei Tage durchhält. Wenn die CDU ihr „links“-regressives Experiment beendet hat, dann werden die wegfallen.

      • „Ja, der Feminismus bezeichnet sich selbst als „links“, und viele Leute die sich für „Linke“ halten befürworten den Feminismus.“

        Ein Linker setzt sich für die Armen, Unterdrückten und Benachteiligten ein. Feministinnen nehmen für sich in Anspruch, sich für arme, unterdrückte und benachteiligte Frauen einzusetzen, ergo verstehen sie sich als links.
        Originär will ein Linker aber auch eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, also z.B. auch eine Kappung von Einkünften von Firmenlenkern und eine Vermögenssteuer.

        Dagegen wollen Feministinnen nur, dass an den fetten Futtertrögen gleich viele Frauen sitzen, wie Männer. Strukturelle Änderungen der Gesellschaft dagegen werden überhaupt nicht angestrebt.
        Insofern sind die Feministinnen genauso wenig links, wie eine FDP, in der sie sich besser aufgehoben fühlen würden, wie bei den Linken oder der SPD.

        • „Strukturelle Änderungen der Gesellschaft dagegen werden überhaupt nicht angestrebt.“

          Dass Feministierende keine strukturellen änderungen anstreben halte ich für eine ziemlich gewagte These.

          Es sind halt nicht die Änderungen, die du befürwortest.

          Dein Beitrag ist das absolut archetypische „kein echter Schotte“-Arguemtn:

          „Richtige“ Linke setzen sich für die Armen und Untersrückte ein.
          Feministixe setzen sich aber für die ein, die SIE für die Armen und unterdrückten halten, und das sind die falschen. Daher sind sie keine wahren Linken.“

          Die Strukturellen Veränderungen in Richtung echte Frauenbevorzugung sind schon echt.
          Dass du sie als falsch empfindest, ändert nichts daran, dass sie im Kern linkem Gedankengut nach genau der Definition entsprechen, die du im Absatz davor angeführt hattest.

          Die mental gymnastics, die Linke aufstellen, um jeweils alles aus der definition Links wieder rauszudefinieren, was jeweils grad ihnen nicht in den Kram passt, ist schon besonders bemerkenswert.

          Ich habe den Eindruck, dass Konservative und Liberale sich des dunklen Potentials von „konservativ“ oder „liberal“ sehr viel mehr bewusst sind als Linke, die reflexhaft viel mehr in Abwehr gehen.
          Genau daher kommt auch die besondere Form von Scheinheiligkeit bei Linken.
          Etwas, nur ein klein bisschen mehr (oder überhaupt mal) Selbstkritik stünde den „Linken“ ganz gut zu Gesicht. Anstatt selbstkritik findet höchstens gegenseitige Selbstzerfleischung statt, weil immer „die anderen“, die „selbsternannten“ Linken grade die falschen sind.

          • „Dass Feministierende keine strukturellen änderungen anstreben halte ich für eine ziemlich gewagte These.

            Es sind halt nicht die Änderungen, die du befürwortest.

            Die Strukturellen Veränderungen in Richtung echte Frauenbevorzugung sind schon echt.“

            Nehmen wir mal an, die Feministas setzen ihre Forderungen durch, dann hat sich grundsätzlich an Wirtschaft und Gesellschaft nichts geändert. Ein Auto bleibt ja auch ein Auto, wenn man alle Reifen durch solche einer anderen Marke ersetzt.
            Dass die Folgen einer feministischen Gesellschaftsordnung den Zusammenbruch der Wirtschaft zur Folge hat, ist nicht das angestrebte Ziel, so wenig, wie es das Ziel einer Margarete Stokowski ist, die Lebenswirklichkeit einer Putzfrau zu verbessern. Strukturelle Veränderungen kann ich also nicht sehen.

            Hier will eine gelangweilte privilegierte weibliche Elite nen Platz an den Trögen, ohne ihn sich erarbeiten zu müssen.
            Wenn Du den ganzen Lesben nen gutbezahlten Aufsichtsrats- oder Vorstandsposten in irgendeinem Konzern anbietest, ist die Bewegung sofort kopflos und tot.

            „Die mental gymnastics, die Linke aufstellen, um jeweils alles aus der definition Links wieder rauszudefinieren, was jeweils grad ihnen nicht in den Kram passt, ist schon besonders bemerkenswert.“

            Ist das nicht in jeder Partei am linken und rechten Rand des politischen Spektrums so?
            Gibt es einen fassbaren Unterschied zwischen den Stalinisten der Dreißiger Jahre und den Nationalsozialisten?

            „Ich habe den Eindruck, dass Konservative und Liberale sich des dunklen Potentials von „konservativ“ oder „liberal“ sehr viel mehr bewusst sind als Linke, die reflexhaft viel mehr in Abwehr gehen.“

            Sie sind sich dieses Potentials mehr bewusst, weil sie nicht fanatisch verblendet sind. Der durchschnittliche CDU-, SPD- oder auch Grünen-Politiker ist sich der Schwächen der eigenen Parteidoktrin durchaus bewusst und geht mit ihr pragmatisch um. Als ich in der kommunalen Politik aktiv war, hatten wir Grünen ggf. auch mit der CDU Projekte angeschoben, nur eben nicht öffentlich gemacht.

          • „Nehmen wir mal an, die Feministas setzen ihre Forderungen durch, dann hat sich grundsätzlich an Wirtschaft und Gesellschaft nichts geändert. Ein Auto bleibt ja auch ein Auto, wenn man alle Reifen durch solche einer anderen Marke ersetzt.“

            Die Aufhebung des Rechtsstaatsprinzips zugunsten von „believe women“, Bestrebungen, „Tyrannenmord“ am Ehegatten straffrei zu stellen, Strafrecht für Frauen und die prinzipielle Möglichkeit der Gefängnisstrafe für Frauen abzuschaffen empfinde ich durchaus als strukturelle Veränderungen – auch wenn Autos immer noch Autos sind.
            Alles Forderungen, die bereits ernsthaft vom feministischen Lager gefordert wurden.
            Ob Recht immer noch Recht ist, empfinde ich strukturell als mindestens ebenso bedeutsame Frage.

            Die realen rechtlichen Nachteile für Männer im Familienrecht, die von mainstream feminismus verbissen vertreten und intenisviert werden, sind da noch gar nicht erwähnt.
            Feminismus strebt reale und sehr einseitige Verschiebungen des Rechtsgefüges an. Ebenso reale Verschiebungen der individuellen Freiheiten, auf die sich Männer oder Frauen berufen dürfen. (spoiler: Männern stehen weniger individuelle Freiheiten zu, die haben sie wegen Patriarchat verwirkt.) Das sind reale strukturelle veränderungen.

            Dass ich die „klassische Familie“ als positiv und zurecht als wichtige Keimzelle der Gesellschaft sehe, macht mich in den Augen von Feminstas zu einem „Familisten“.
            Demgegenüber befürworten Feministas mindestens untereinander sehr freimütig, die Zerstörung der klassischen Familie zu betreiben.
            Das sind für mich ebenfalls strukturelle Veränderungen der Gesellschaft. Und an der Lebenswirklichkeit der Putzfrau, die sich leichter auf eine im nachhinein selbst für sie desaströsen Scheidung einlässt, ändert das durchaus einiges, ebenso wie an der des zahlungspflichtigen Mannes, der daraus sein Leben lang nicht mehr herauskommt, und an der Lebenswirklichkeit des Kindes, das ohne diesen Vater aufwächst, ebenfalls.
            Zu sagen, Feminismus betreibe keine strukturellen Veränderungen, ist mindestens blauäugig.

          • „Ist das nicht in jeder Partei am linken und rechten Rand des politischen Spektrums so?“

            So ganz sicher bin ich da nicht.

            Selbst bei mMn „gemäßigten“ Linken sehe ich massive schwierigkeiten und wiederstände, sich gegen gewalttätige Antifanten abzugrenzen.

            gemäßigte Rechte streiten gelegentlich die Gewalt ab, aber verteidigen sie nicht.

            Selbst die verurteilung der des Halle-Anschlags durch die AfD war deutlich eindeutiger und kompromissloser als die beschönigende Täter-Opfer-umkehr nach dem Anschlag auf Magnitz („wer Hass mit Hass bekämpft …“ zu deutsch „wollen wir zwar nicht nachmachen, aber er ist schon selbst schuld“)

            Man könnte natürlich auch die Schlsusfolgerung ziehen, dass es fast keine gemäßigte Linke gibt, dann würde sich diese diskrepanz auflösen.

          • „Zu sagen, Feminismus betreibe keine strukturellen Veränderungen, ist mindestens blauäugig.“

            Du hast in jedem Punkt recht, aber mein Augenmerk liegt mehr darauf, dass Feminismus keine Ideologie ist, die eine strukturelle Veränderung VERFOLGT, jedenfalls nicht systematisch.
            Dass Männer strukturell im Recht benachteiligt werden, ist nicht neu und eher ein Kollateralschaden, der entsteht, wenn die Feministas für sich einen Ausbau ihrer Privilegien verlangen.
            Es gibt nur einen Punkt, wo Feministas ehrlich sind und das ist in dem Bekenntnis, dass es nicht DEN Feminismus gibt.
            Und ein Konsens dort wäre mMn Grundvoraussetzung für einen zielgerichteten systematischen Umbau der Gesellschaft.
            Einen Konsens zwischen mehr als drei Frauen herzustellen, ist aber bekanntermaßen bis heute gescheitert 😛

          • Ich bin durchaus der Ansicht, dass die von mir genannten Punkte unter „smash patriarchy“ ebenso treffend zusammengefasst sind wie diverse Sozialistische „strukturellen änderungen“ mit „smash kapitalism“.

            Ich gehe davon aus, dass eine beträchtliche Zahl von Feministierenden „smash Patriarchy“ als strukturell verfolgtes Ziel unterschreiben.

            So wenig es „den“ Sozialismus oder „den“ Feminismus gibt – in dem Punkt gleichen sie sich doch jeweils sehr.

            Mit dem Unterschied, dass mMn die Feministas mit dem systematischen umbau (untergraben) gerade des rechtsstaatsprinzips bislang eher erfolgreicher waren als der Sozialismus.

          • „Mit dem Unterschied, dass mMn die Feministas mit dem systematischen umbau (untergraben) gerade des rechtsstaatsprinzips bislang eher erfolgreicher waren als der Sozialismus.“

            Nein, das kann man noch gar nicht beurteilen. Der Femininismus ist relativ weit am Anfang seiner Wühlarbeit. Ob er überhaupt damit irgendwann „erfolgreich“ ist, wird sich erst in 50 Jahren rückblickend zeigen.
            Und ich bezweifel sehr stark, dass da was Sinnvolles bei entsteht. Zu unterschiedlich bis gegenläufig sind die Ziele der einzelnen Strömungen. Das Einzige, was der Lesbenzirkus zustande bringen wird, ist Destruktion. Aber noch bevor sie den Staat in die Knie zwingen, wird man ihnen massiv in den Arm fallen.
            Und zwar von Frauenseite.
            Denn 95% der Frauen haben ein substanzielles Interesse am Erhalt des Status Quo, besser könnte es ihnen kaum in einer anderen Gesellschaft gehen, als dieser.

          • „Und ich bezweifel sehr stark, dass da was Sinnvolles bei entsteht. “

            Wir reden ja auch nicht von etwas sinnvollem, sondern von Feminismus. Da wird genausoviel „sinnvolles“ dabei rauskommen wie beim Sozialismus.

            „Das Einzige, was der Lesbenzirkus zustande bringen wird, ist Destruktion.“

            Genau – ebenfalls wie beim Sozialismus.

            ALs Unterschied sehe ich eher, dass die Femis das nicht in einem „revolutionären akt“ durchsetzen, sondern mit dem „Marsch durch die Institutionen“. Und dazu gehört, dass die Leute den schleichenden Verlust des Rechtsstaates gar nicht so richtig mitbekommen.

            Die Aushöhlung ist doch bereits recht weit fortgeschrittten. „Am Anfang“ sind sie lediglich insofern, dass sie natürlich den Hals niemals vollbekommen und so lange weitermachen werden, bis der widerstand doch mal irgendwann zu groß wird.
            ABer erreicht haben sie in der Aushöhlug des Rechtsstaates schon eine ganze Menge.
            In meiner Liste noch nicht erwähnt: Aushöhlung des Sexualstrafrechts. Nächstes Ziel: Demokratische Wahlen ersetzen durch garantierten Ergebnissen für die feministische Klasse – also Frauen.

      • Stellvertretend hier mein Kommentar, er könte überall stehen…
        Könntet ihr bitte mal eure Begriffe definieren? Was heisst „links“ oder „rechts“? Wann ist jemand ein „wahrer Linker“ und wann ein „selbsternannter“?
        Ist jemand, der nicht „links“ ist automatisch ein „Rechter“?

        Eine meiner Meinung nach recht gute Definition hab ich mal irgendwo im Web gefunden, danach heisst „links“, man geht davon aus, dass alle Menschen gleich fähig sind (die Umstände sind halt mehr oder weniger ungünstig), und als „Rechter“ geht man davon aus, dass die Menschen unterschiedlich sind (Begabungen, Interessen usw).
        Mit dieser Definition wär Feminismus laut Propaganda links (Gleiche Rechte aller), laut Praxis aber in seiner Männerabwertung rechts.
        Und PS: beide Varianten kann es in positiver und negativer Ausprägung geben (z. B. „positiv rechts“ : individuelle Förderung nach Begabung und Interessen, auf gleichem Gebiet „negativ links“ : alle sind gleich, d. h. Absenkung der Anforderungen, damit jeder zB studieren kann)

        Also schreibt mal, was für euch die Begriffe bedeuten, die ihr hier so verwendet…

        • @Robert
          „Eine meiner Meinung nach recht gute Definition hab ich mal irgendwo im Web gefunden, danach heisst „links“, man geht davon aus, dass alle Menschen gleich fähig sind“

          Schon in die richtige Richtung gedacht. Es geht um Gleichheit, die den Unterschied macht. Problem: es gibt verschiedene Gleichheiten. Deiner hier ist von „der Natur“ gegeben, als Fähgkeit. Das ist aber immer die traditionell rechte Sichtweise, die von allem „Schicksal“ her bestimmt ist. Karma, Vererbung, Kollektivschuld sind die beherrschenden Themen.
          In der politischen Linken geht es um Selbstverwirklichung, der Gleichheit *vor dem Gesetz* oder als Staatsbürger.
          Oder nimm feudalem Sexismus, in dem Ungleichheit mit dem Erreichen von Gleichheit (das alte 60er Motto „fucking for virginity“) gerechtfertigt wird. Das ist auch absolut nicht links, der feudale Feminismus von heute.
          Links ist die Gleichheit von Gesetzes wegen.
          Komisch, dass dies keine weit verbreitete Ansicht ist, aber wenigstens ist es meine eigene 🙂

          • „Gleichheit *vor dem Gesetz*“ ist also nach deiner Definition das definierende Element von „links“, da wär ich dann also auch ein Linker, nach meiner definitiv ein Rechter…
            Scheint (mir) so, als ob die Dichotomie links vs rechts sehr willkürlich und darum recht unsinnig ist….

          • nein, Robert, das leitet sich aus der Herleitung des „Linken“ überhaupt mühelos her. Links war nämlich die Seite, auf der die Demokraten sassen, gegenüber den Monarchisten, die damit die Rechte war, im franz. Parlament. Diese verteidigten die alte Ständegesellschaft und die Idee der Ungleichheit der Menschen nach Stand. Die naturgegeben sei, oder göttlich oder wie auch immer begründet.

            Mit dem Schema wird es ganz klar, was man von ein paar „linken“ Ideen oder Vorstellungen zu halten hat, dass sie „trojanische Pferde“ rechter Ideen sind.

        • Die hervorstechende Gemeinsamkeit der „definitionsversuche“, egal ob von Carnofis oder Anorak, oder in mehrbändiger Ausführung auch mal von Laszek, ist in meiner Wahrnehmung tatsächlich:

          Die Linken sind „die Guten“. Wenn man irgendwo „selbsternannte linke“ findet, die ich als nicht „die Guten“ empfinde, sind das messerscharf gefolgert auch keine „echten“ Linken“.

          Laut Laszek hat deshalb noch nie jemand den wahren Sozialismus ausprobiert.

        • Ich finde das Denken in Kategorien wie links und rechts wenig zielführend. Was soll das bringen? Am Ende diskutiert man über Sachverhalte und da zählen nur Argumente und sonst nichts. Da ist es doch egal, ob die von links oder von rechts kommen, von Nazis, von alten, weißen Männern, von Feministen, von Incels oder was weiß ich für Gruppen. Jeder hat eine Meinung und versucht sie (im Idealfall) zu begründen. Und entweder jemand hat ein gutes, stichhaltiges, logisch nachvollziehabres Argument oder nicht. Wer aber in solchen Kategorien denkt, der demonstriert ja nur, dass solche Kategorisierungen irgendeine Bedeutung für ihn haben, was aber nicht sein sollte, da sie keinen argumentativen Wert haben. Ganz schlimm wird es, wenn diese Begriffe noch mit irgendeinem moralischen Wert aufgeladen werden.

        • Eine meiner Meinung nach recht gute Definition hab ich mal irgendwo im Web gefunden, danach heisst „links“, man geht davon aus, dass alle Menschen gleich fähig sind (die Umstände sind halt mehr oder weniger ungünstig), und als „Rechter“ geht man davon aus, dass die Menschen unterschiedlich sind (Begabungen, Interessen usw).

          Das würde ich so nicht unterschreiben. Es hinterlässt den Eindruck, dass die Linken im Kern irrational sind, denn selbstverständlich gibt es sehr begabte Menschen und weniger begabte.
          Einen wesentlichen Unterschied sehe ich allerdings in der Interpretation wirtschaftlichen Erfolgs – oder, marxistisch ausgedrückt – die Ursachen der Akkumulation von Kapital. Der klassische Rechte sieht darin den gerechten Lohn für die erbrachte Leistung in einer meritokratischen Gesellschaft, während der Linke diese Behauptung für Propaganda der Rechten hält, deren Zweck die Rechtfertigung sozialer Ungleichheiten ist.
          Es scheint mir selbstverständlich zu sein, dass eine positive Korrelation zwischen Intelligenz/Fleiss/Zielstrebigkeit und Einkommen besteht, was aber ebenso selbstverständlich kein Nachweis für eine meritokratische Gesellschaft ist.

          • @Pjotr
            Die ursprüngliche Linke war meritokratisch. Das war *der* Wert des aufkommenden Bürgertums gegen die Stände, die sich aufgrund gottgegebener Privilegien aushalten lassen wollten! Ganz wie die Feministen, btw.

      • „Wenn links all das bedeutet….“ Auch zu Linken, Konservativen und Liberalen hatte Leszek hier im Blog, wie ich finde, schon einmal eine sehr lohnende Unterteilung vorgeschlagen. Demnach orientieren sich Linke am Kernwert der sozialen Gerechtigkeit, Konservative an dem der Sicherheit, Liberale an dem der Freiheit. https://allesevolution.wordpress.com/2014/05/19/einordnungen-im-maskulismus-in-bezug-auf-feminismuskritik/

        Ich hatte das selbst mal kommentiert, weil ich die Darstellung der Konservativen etwas modifizieren wollte. Dass soziale Gerechtigkeit ein Kern linker Positionen ist, finde ich auch.
        https://man-tau.com/2014/05/27/warum-linke-liberale-und-konservative-sich-verstandigen-konnen-und-reaktionare-lieber-uber-gegessenen-kuchen-klagen/

        Ich selbst denke, z.B. mit Dewey oder Camus, dass soziale Gerechtigkeit und Freiheit zusammengehören. Links, liberal oder konservativ sind demnach keine unbedingten Gegensätze, sondern eher Eckpunkte in einem Koordinatensystem – und die meisten Menschen befinden sich irgendwo dazwischen.

        Was die identitäre Linke angeht: Sie ist fixiert auf von bestimmte Aspekte sozialer Gerechtigkeit, kreist um Marginalisierungen und Privilegierungen – kann aber mit Freiheit, insbesondere mit einen freien Diskurs, überhaupt nichts anfangen. Der ist ihr nämlich immer verdächtig, bloß ein Instrument zur Durchsetzung von Machtansprüchen der Privilegierten zu sein.

        Da aber auf diese Seite andere, neue, noch nicht bedachte Erfahrungen mit sozialer Gerechtigkeit gar nicht mehr wahrgenommen werden und da wie von Zauberhand irgendwie immer schon klar ist, was gerecht ist und was nicht – daher kommt der identitären Linken über den Verlust der Freiheit auch der Sinn für soziale Gerechtigkeit abhanden. Wenn ihre VertreterInnen ihn denn jemals hatten.

        • Das Problem an „sozialer Gerechtigkeit“ ist ihre definitorische Dehnbarkeit.
          Mit Freiheit kann man nicht in einer Diktatur enden. Mit „sozialer Gerechtigkeit schon.

          • Die „soziale Gerechtigkeit“ der Marxisten zum Beispiel hätte dann darin bestanden, dass eine bestimmte Klasse über die andere als Diktator herrscht. Seltsames Konzept. Oder wo passen die Nazis rein? Doch sicher nicht bei „Sicherheit“ oder „Freiheit“, wohl aber bei „soziale Gerechtigkeit“: die ja darin bestand alle umzubrigen, die sozial nicht erwünscht waren. Auch Sozialdarwinismus ist ja schliesslich eine Spielart der sozialen Gerechtigkeit.

          • Eben. Sozial gerecht kann es ebenfalls sein, Frauen als Kompensation für erlittenes Unrecht mehr Rechte zu geben, oder sie beruflich und gesellschaftlich zu bevorzugen.

          • Ich würde „soziale Gerechtigkeit“ durch (materiellen) sozialen Ausgleich ersetzen. Soziale Gerechtigkeit ist genau so wie Gerechtigkeit ein Begriff, den zwar fast jeder befürwortet, aber auch jeder etwas anderes darunter versteht. In gemässigter Form strebt der Linke einen Ausgleich zur Akkumulation des Kapitals im Kapitalismus an, in den radikaleren Formen die Aufhebung und damit einen grundsätzlichen Systemwechsel. De facto ist heutzutage nur die gemässigte Form linker Politik von Bedeutung.

            Zur Freiheit: Wessen Freiheit, Adrian? Die völlige Freiheit des Arbeitgebers geht auf Kosten des Arbeitnehmers. Freiheit zu propagieren ist so unbestimmt wie Gerechtigkeit.

          • @ Pjotr
            Und die völlige Freiheit des Arbeitnehmers geht auf Kosten des Arbeitgebers. Deshalb schließt man einvernehmlich Verträge. Die von Drittparteien abgesichert werden.

            Wir reden übrigens nicht von Gerechtigkeit, sondern von sozialer Gerechtigkeit. Das ist m.E. ein großer Unterschied.

          • Alle poltischen Schlagworte sind dehnbar. Demokratie ist keine exakte Wissenschaft, sondern besteht im Aushandeln von Kompromissen, wobei alle Kompromisse zusammengenommen hoffentlich sowas wie eine halbwegs erträgliche Gesellschaft zustande bringen. Das Pochen auf maximaler Durchsetzung „reiner Ideologien“ führt meist zu einer weniger lebenswerten Gesellschaftsform, egal welche Ideologie. Das gilt auch für den Begriff „Freiheit“ wenn er ideologisch eingesetzt wird, der dann auch Vorwand für soziale Kälte sein kann.

          • „Wir reden übrigens nicht von Gerechtigkeit, sondern von sozialer Gerechtigkeit. Das ist m.E. ein großer Unterschied.“

            Ich halte das sogar für Gegensätze. Es gibt entweder Gerechtigkeit oder es gibt keine. Gerechtigkeit ist ungeteilt und ein Ideal und kann in der Politik eigentlich nur missbraucht werden. Ein Unding, das zur politischen Leitlinie zu erklären. Kann man auch nicht mit dem Schwesterideal der Gerechtigkeit machen, der Wahrheit.
            Freiheit ist natürlich auch ein zweischneidiges Schwert, wenn auch harmloser.

            „Demokratie ist keine exakte Wissenschaft, sondern besteht im Aushandeln von Kompromissen ….“

            Vor allem ist diese selbstbewusste Interessenvertretung. Ganz banal, brauch man gar keine falsche Scham drüber haben.

          • @Pjotr „Zur Freiheit: Wessen Freiheit, Adrian? Die völlige Freiheit des Arbeitgebers geht auf Kosten des Arbeitnehmers. Freiheit zu propagieren ist so unbestimmt wie Gerechtigkeit.“

            Keineswegs Freiheit lässt sich sehr eindeutig bestimmen. Wenn man die Freiheit des Arbeitgebers durch den Kündigungsschutz einschränkt, profitiert davon vermeintlich der Arbeitnehmer, er erweitert dadurch vielleicht sogar seine Handlungsoptionen (was beim Kündigungsschutz noch nicht einmal im Fokus steht), aber er wird dadurch nicht freier.

            Freiheit bestimmt sich über die Gleichheit: Freiheit besteht in den maximalem System an Rechten das jeder Person zukommen kann ohne dass es dabei zu logischen Inkonsistenzen kommt. Aus dieser Regel leiteten sich dann das Recht auf Körperliche Unversehrtheit, Handlungs- und Vertragsfreiheit sowie Eigentum ab. Natürlich gibt es Grenzbereiche wie die Frage wer überhaupt eine Person ist oder wie weit Notwehr gehen darf, aber die spielen im Alltag eine Untergeordnete Rolle. (Auch die Frage wie man Eigentum an einer besitzlosen Sache erwirbt ist erstaunlich untergeordnet, praktisch jeder erwirbt sein Eigentum, in dem er es vertraglich von jemand anderem erwirbt.)

          • @Alex
            „Es gibt entweder Gerechtigkeit oder es gibt keine.“

            Dein erster kapitaler Denkfehler liegt offenbar darin, an eine eindeutig erkennbare Gerechtigkeit zu glauben.

            Dass verschiedene Leute den selben Umstand als gerecht oder ungerecht empfinden könnten, kommt darin gar nicht erst vor.

            Und plötzlich kann eine Sache entweder nach der einen Vorstellung gerecht sein, aber nicht nach der anderen, oder umgekehrt.

            Aber vermutlich gehst du in Deinem Satz davon aus, dass man Deine Vorstellung von Gerechtigkeit zu akzeptieren hat?

          • @ Adrian
            Soziale Gerechtigkeit ist sowohl ein politischer Kampfbegriff wie auch ein Reizwort für die politische Rechte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Gerechtigkeit denn keine soziale sein soll. Es ist, wie ich bereits angedeutet habe: Was gerecht ist und was nicht ist dauernd Teil der politischen Auseinandersetzung. Der Marxist hat eine völlig andere Vorstellung als der Libertarist. Eine gerechte Gesellschaft anzustreben nehmen eigentlich alle für sich in Anspruch – von den Nihilisten mal abgesehen.

            @ Robert Michel

            Keineswegs Freiheit lässt sich sehr eindeutig bestimmen. Wenn man die Freiheit des Arbeitgebers durch den Kündigungsschutz einschränkt, profitiert davon vermeintlich der Arbeitnehmer, er erweitert dadurch vielleicht sogar seine Handlungsoptionen (was beim Kündigungsschutz noch nicht einmal im Fokus steht), aber er wird dadurch nicht freier.

            Ich verstehe nicht so ganz: Eine Erweiterung der Handlungsoptionen ist doch ein Zugewinn an Freiheit? Es wäre kein wirklicher Zugewinn, wenn die Regelungen derart schlecht für den Betrieb wären, so dass dieser Konkurs ginge. Jede Ordnung, die nicht einigermassen stabil ist, wird früher oder später die Handlungsoptionen einschränken.

            Was Vertragsfreiheit und deren Einschränkung anbelangt: Es gibt sehr starke und sehr schwache Marktteilnehmer. Staatliche Beschränkungen der Vertragsfreiheit sind – oder sollten – den schwachen Marktteilnehmer vor Ausbeutung schützen. Das wäre die Aufgabe der Sozialdemokraten. Haben sie aber vergessen, seit sie auf dem Identitärentrip herumgeistern.

          • @Robert Michel „Keineswegs Freiheit lässt sich sehr eindeutig bestimmen.“

            Aber halt immer nur für eine Seite…
            Freiheiten verschiedener Parteien haben tatsächlich die Eigenheit, dazu zu neigen, sich gegenseitig einzuschränken.

            „Freiheit besteht in den maximalem System an Rechten das jeder Person zukommen kann ohne dass es dabei zu logischen Inkonsistenzen kommt.“

            Wie bitte?
            Erstmal denke ich, dass du einen (in deinen Augen?) wünschenswerten Freiheitsbegriff nicht mit dem grundsätzlichen Begriff vermischen solltest – das tust du da grade.
            Natürlich ist es möglich, mit hinreichender Macht/Geld ausgestattet sich maximale oder absolute Freiheiten auf Kosten der Freiheit anderer herauszunehmen.

            Zu glauben, eine maximale Freiheit aushandeln zu können, die frei von inkonsistenzen ist, mag ein hehres Ziel sein, ist aber ziemlich illusorisch.
            Auch da gehe ich wieder davon aus, dass du den Denkfehler begehst, die „richtige“ einschätzung der richtigen Balance der unterschiedlichen Freiheiten zu „wissen“ oder zumindest herleiten zu können – was zu der Schlussfolgerung führt, dass die „anderen“ einschätzungen, die zu einer anderen Balance (=inkonsistent mit deiner) führen, konsequenterweise falsch sein müssen.

            Das Ringen um Freiheiten ist ein notwendig komplexes Geschehen, das niemals frei von Inkonsistenzen sein wird.
            Gängige unlösbare Konfliktfelder, die auch beständig im Wandel sind und bleiben, wären zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zwischen Meinungsfreiheit und Schutz vor Beleidigung, Verleumdung und übler Nachrede. Es gibt da keine eindeutigen immergültigen Antworten.

            Es sind im Gegenteil gerade autoritäre, unfreie Systeme, die sehr leicht inkonsistenzen beseitigen können – der mächtige ist einfach immer der, der Recht (und die Rechte) hat. Die Partei, die Partei, die hat immer Recht. Das ist nicht besonders frei, aber sehr konsistent.

          • @maddes
            „Dass verschiedene Leute den selben Umstand als gerecht oder ungerecht empfinden könnten, kommt darin gar nicht erst vor.“

            Genau deshalb sehe ich die Gerechtigkeit als Ideal an. Das impliziert, dass die Perspektive auf die Gerechtigkeit entscheidend ist und trägt dem Umstand vollumfänglich Rechung, dass Partikularinteressen gerne bestimmen würden, was Gerechtigkeit bedeuten soll. Wüsste nicht, wie man mir diesbezüglich nicht zustimmen müsste 😉
            Man kann sich natürlich hinstellen und die Gerechtigkeit ganz abtun. So wie die Marxisten oder die Ideologen totaler Staaten das ja immer gerne taten, bzw durch Ideen von „sozialer Gerechtigkeit“ versucht haben zu ersetzen.

          • selbstzitat
            „Es sind im Gegenteil gerade autoritäre, unfreie Systeme, die sehr leicht inkonsistenzen beseitigen können“

            Verschärft gilt mMn sogar:
            Leute, die glauben, solche inkonsistenzen beseitigen zu können, oder glauben, ein solches konsistentes Freiheitsideal zu vertreten, haben üblicherweise einen deutlichen Hang zu autoritären unfreien Strukturen.
            Alle anderen sollen dann nach dem Ideal ihrer Vorstellung tanzen, das sie ja als absolut erkannt haben wollen.

            Der Klassiker der autoritären Linken schlechthin.
            „Wir sind die Guten.“

  2. Schöne Analyse. Trotzdem glaube ich, dass im Zentrum des ganzen Themas der feminine Opferhabitus steht, aus dem für die Betroffenen (also Frauen) viele Vorteile entstehen. In der Medizin ist das alltäglich und erforscht und wird dort „sekundärer Krankheitsgewinn“ bezeichnet. Ein Indiz dafür ist beispielsweise die rote Linie, die Frauen im Umgang mit Männern ziehen, die aber von jeder Frau beliebig gezogen werden kann und damit für Außenstehende nicht erkennbar ist. Wird sie überschritten, wird das Gegenüber zum Aggressor, also schuldig, obwohl in diesem Falle der Mann es gar nicht wissen kann.

    Der Geschlechterstreit ist für mich ein psychosoziales Phänomen, das auftritt, weil es uns zu gut geht. Gäbe es Probleme wie Katastrophen, Kriege, Armut, wäre der Streit schnell verschwunden, die Frauen ruhig und dankbar, dass Männer retten, Schnee schaufeln, mit Waffen verteidigen, Dämme bauen und ihre Familien beschützen. Und dafür sterben. Frauen würden bei diesen Themen niemals eine Gleichberechtigung fordern, wie sie es auch in Krisengebieten nicht tun.

    Ekelig finde ich im Gesamtkontext allerdings das Bestreben der Feministen, die Wertigkeit der Frau über die unserer Kinder zu stellen. Da hört’s auf und wir als Männer müssen unsere sog. Toxizität dafür nutzen, unsere Kinder vor dem Allmachtsanspruch der Frauen und Mütter zu schützen. Also wieder mal retten…

    • „Frauen würden bei diesen Themen niemals eine Gleichberechtigung fordern, wie sie es auch in Krisengebieten nicht tun“

      Männer auch nicht. Männer sind glücklich, wenn sie für Frauen arbeiten,
      kämpfen und sterben dürfen.

      • „Männer sind glücklich, wenn sie für Frauen arbeiten,
        kämpfen und sterben dürfen.“
        Stimmt. Und das ist toxisch. Und deswegen müssten wir eigentlich stolz darauf sein.

    • Man müsste gar nicht mal so weit gehen und auf Katastrophen warten. Ich habe kürzlich erst ein paar Sitzbezüge aus Lammfell handgewaschen (zu schwer für die Maschine). Das war verdammt anstrengend und nötigt mir im Nachhinein Respekt vor der Leistung der damaligen Waschweiber ab.

      Uns geht es tatsächlich schon seit Jahren viel zu gut. (Ein Umstand, den wir vermutlich mehrheitlich Männern zu verdanken haben, die die technische Entwicklung vorangetrieben haben.)

      PS: Da ist mein Handy ja wieder voll auf dem Feminismustrip. Statt „Waschweiber“ wird mir „Waschenden“ vorgeschlagen. 😀

    • Als Beleg für das Bestreben der Feministen, die Wertigkeit der Frau über die unserer Kinder zu stellen, falls es hier noch nicht alle kennen:
      „Menschenrechte gelten zuerst für die Frauen, dann kommt alles andere“

  3. Und nun zur korrekten Einordnung:

    Natürlich ist der Intersektionalismus eine zutiefst linke Ideologie.

    Kern des linken Weltbildes ist der Kampf gegen die „kapitalistische“ westliche Gesellschaft und ihre Transformation in eine sozialistische. So ist die Linke entstanden. Das ist ihre conditio sine qua non.

    Zur Überwindung der kapitalistischen Ordnung braucht es ein revolutionäres Subjekt. Zu Marx‘ Zeiten war dies das Proletariat. Das Proletariat als Klasse wurde in seiner Masse vom Kapitalismus aber einerseits in den Mittelstand erhoben und andererseits zum Angestellten einer Dienstleistungsgesellschaft befördert. Das revolutionäres Potential der Arbeiterklasse hat sich verflüchtigt.

    Was liegt da näher, als sich neue revolutionäre Subjekte zu suchen? Und was liegt näher, als die zu überwindende westliche, kapitalistische Ordnung durch Minderheiten zu dekonstruieren?

        • Deiner Auffassungsgabe nach müsstest du ja eigentlich selbst ALG 2 bekommen.
          Die ist nämlich grottenschlecht, zumindest manchmal. Es geht nämlich gar nicht um den Artikel, sondern um das darin rezensierte Buch.
          Und in dem Buch geht es nicht um böse Unternehmer und böse Steuersenkungen, sondern darum, wer anteilsmäßig weniger Steuern u. Sozialabgaben zahlen muss.
          Gegen Unternehmer, die sich ihrer sozialen Verantwortung stellen, hat vermutlich niemand etwas. 😛

          Ganz konkretes Beispiel, das mal wieder ganz aktuell ist. Kettler (die mit dem Kettcar) geht endgültig pleite. Steuererlasse in den vergangenen Jahren, Beschäftigungsgesellschaften, die ich von meinem Geld (Steuern) finanziert habe, usw. haben nicht gereicht, um die, mittlerweile dritte, Insolvenz abzuwenden.
          Du kannst mir aber sicher erklären, warum Gewinne immer wieder in privater Hand bleiben, während die Allgemeinheit bei Verlusten die Zeche bezahlen muss.

          • Klar, kann ich das. Das ist ein Merkmal des Sozialstaats. Wenn individuelle Menschen aufgefangen werden, warum denn nicht auch Unternehmen, die Menschen Arbeit geben?

          • „Du kannst mir aber sicher erklären, warum Gewinne immer wieder in privater Hand bleiben, während die Allgemeinheit bei Verlusten die Zeche bezahlen muss.“

            Weil die Kapitalisten im Herzen eben auch Kommunisten sind und zuerst am liebsten an sich denken. Auch die Gesetzgebung ist in diese Richtung gegangen. Insolvenzrecht und so weiter. Die sogeannten „Strukturen“, hier kann man ihnen zusehen. Es ist nicht „der Kapitalismus“, sondern der Gesetzgeber, der korrupterweise die misslichen Zustände in der Wirtschaft hervorruft. Aus Gründen wie diesen wird ja bezweifelt, ob ein Staat überhaupt positiv sein kann, für die Gesellschaft. Das stärkste Argument für den Anarchismus, btw 😉

          • Weil Unternehmen so eben nicht für Misswirtschaft haften. Das sollten sie aber.

            Ungeachtet dessen bist du ganz offensichtlich der Kandidat schlechthin, der das Buch lesen sollte. Denn du gehörst offenbar zu den Menschen, die sich mit dem Begriff „Selbstbetrug“ angesprochen fühlen sollten.
            Du hängst aber wohl immer noch dem Märchen nach, dass jeder reich werden könne, wenn er nur fleißig genug sei. Es gibt aber, wie so oft im Leben, eben keine Chancengleichheit. Und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mal richtig reich sein wirst, eher gering.

            Und um die geht es im Übrigen. Die Menschen, die so viel Geld und Vermögen zusammenraffen, dass sie es bis ans Lebensende nicht mehr ausgeben können. Und das meist auf Kosten der Allgemeinheit und/oder einer breiten Masse.
            An deine paar müden Kröten möchte auch die Autorin nicht wirklich… 😉

    • Kern des rechten Weltbildes ist der Kampf gegen die westliche soziale Marktwirtschaft und ihre Transformation in eine Plutokratie. So ist die Rechte entstanden. Das ist ihre conditio sine qua non.

      Gähn.

    • @Adrian

      Du hast erstens Marx nicht verstanden oder nicht verstehen wollen, denn selbstverständlich bist auch DU „das Proletariat“.
      Der zweite Punkt, den du ebenfalls nicht verstanden hast, das Bürgertum war eine revolutionäre Klasse, die entschieden daran ging, den Feudalismus zu „transformieren“.
      Schau in einem Geschichtsbuch unter „Französische Revolution“ nach.
      Die Entstehung der USA verdankt sich drittens einerseits einer bürgerlichen und andererseits einer anti-kolonialen Revolution.
      War die Erhebung gegen die „westlichen Werte“ des britischen Imperiums nach deiner Ansicht illegitim?
      Viertens sind „Frauen“ im marxistischen Sinne selbstverständlich keine Klasse, demzufolge auch kein „revolutionäres Subjekt“ – so langsam müsste dir dämmern, dass Schwarzer nur Müll erzählt hat.
      Fünftens gehörst du mit deiner sexuellen Orientierung selber einer Minderheit an.
      Habe ich die nur erfunden, um „die kapitalistische Ordnung zu dekonstruieren“?
      Was soll denn dieser Quatsch?!

      Die Idee, man könne die Gesellschaft verändern, indem arithmetisch eine Allianz „der Frauen“ mit „den Minderheiten“ hergestellt wird, an dieser ist Clinton endgültig (Robert Kennedy hatte sie ursprünglich anders erfunden) gescheitert.
      Die Linksidentitären glauben im Ernst daran, dass es eine homogene Gruppe „der Frauen“ gibt, die einheitliche Interessen haben, weil sie im Besitz einer Vagina sind.
      Ebenso: Alle Schwulen haben die gleiche politische Meinung, weil sie schwul sind.
      Glaubst du wirklich, dieser Blödsinn stammt von einem Marxisten oder einem Linken?
      Das ist primitiver Biologismus.

      Halbwegs wohlmeinend könnte man fünftens die Linksidentitären für durchgeschalllerte Linksliberale halten, wenn sie nicht so auffallend nützlich darin wären, z.B. Fragen nach Armut in einer Gesellschaft dadurch zu torpedieren, indem nach Hautfarbe entschieden wird, dass der Arme in Wirklichkeit privilegiert ist und der Reiche in Wirklichkeit diskriminiert.
      Überlege dir, was das politisch für den Armutsbericht der Bundesregierung bedeuten würde – kaum haben wir alle Männer und Weißen aus diesem herausgeworfen wirst du feststellen, Armut ist unbedeutend in diesem Land.
      Wohlbemerkt: Die Realität hat sich kein Deut geändert, aber ihre gesellschaftliche Wahrnehmung und mediale Darstellung.

      Gefühlt 1000 mal habe ich bereits geschrieben, das hat mit linker Theorie nichts zu tun.

      • „Du hast erstens Marx nicht verstanden oder nicht verstehen wollen, denn selbstverständlich bist auch DU „das Proletariat“.“

        Deshalb muss ich aber kein Marxist sein, denn ich mag Kapitalismus.

        „das Bürgertum war eine revolutionäre Klasse, die entschieden daran ging, den Feudalismus zu „transformieren“.
        Schau in einem Geschichtsbuch unter „Französische Revolution“ nach.“

        Das ist eine marxistische Geschichtsauffassung, die man nicht unbedingt teilen muss.

        „Die Entstehung der USA verdankt sich drittens einerseits einer bürgerlichen und andererseits einer anti-kolonialen Revolution.
        War die Erhebung gegen die „westlichen Werte“ des britischen Imperiums nach deiner Ansicht illegitim?“

        Nein. Selbstbestimmung ist m.E. nicht illegitim.

        „Viertens sind „Frauen“ im marxistischen Sinne selbstverständlich keine Klasse, demzufolge auch kein „revolutionäres Subjekt“ – so langsam müsste dir dämmern, dass Schwarzer nur Müll erzählt hat.“

        Ich habe ja auch nicht gesagt, dass Frauen im marxistischen Sinne eine revolutionäre Klasse sind, sondern im linken Sinne ein revolutionäres Subjekt.

        „Fünftens gehörst du mit deiner sexuellen Orientierung selber einer Minderheit an.
        Habe ich die nur erfunden, um „die kapitalistische Ordnung zu dekonstruieren“?
        Was soll denn dieser Quatsch?!“

        Ich habe auch nicht gesagt, dass Minderheiten ein revolutionäres Subjekt sind, sondern, dass sie für (progressive) Linke eine revolutionäres Subjekt darstellen.
        Vielleicht nicht für Dich, aber Du bist ja auch Marxist.

        „Die Idee, man könne die Gesellschaft verändern, indem arithmetisch eine Allianz „der Frauen“ mit „den Minderheiten“ hergestellt wird, an dieser ist Clinton endgültig (Robert Kennedy hatte sie ursprünglich anders erfunden) gescheitert.“

        Ebenso wie Marxisten an der Idee gescheitert sind, dass das Proletariat eine einheitliche Klasse mit einheitlichen Interessen ist.

        „Die Linksidentitären glauben im Ernst daran, dass es eine homogene Gruppe „der Frauen“ gibt, die einheitliche Interessen haben, weil sie im Besitz einer Vagina sind.“

        Und die Marxisten glaub(t)en im Ernst, dass das Proletariat eine Klasse mit einheitlichen Interessen ist.

        „Alle Schwulen haben die gleiche politische Meinung, weil sie schwul sind.
        Glaubst du wirklich, dieser Blödsinn stammt von einem Marxisten oder einem Linken?“

        Es kommt von Linken, natürlich. Deshalb wurden ja bereits Peter Thiel oder Douglas Murray aus der queeren Kirche exkommuniziert.

        „Gefühlt 1000 mal habe ich bereits geschrieben, das hat mit linker Theorie nichts zu tun.“

        Und ich werde Dir dennoch immer wieder antworten, das all dies logische Weiterentwicklungen linker Theorie sind 🙂

      • Wenn man nur zwei Kategorien bildet, links und rechts, dann ist es zwangsläufig so, dass die Differenzierung flöten geht.
        Tatsache ist, dass die deutschen Sozialdemokraten keineswegs den Kapitalismus durch den Sozialismus ersetzen wollen, sondern lediglich im Rahmen der kapitalistischen Ordnung hin zu einem sozialen Ausgleich streben, wobei im Zuge der Identitätspolitik nicht mal mehr das als Kern der Sozialdemokratie gelten darf. Sie wird in dieser Form entbehrlich.

        Stalin, Mao, der Fürst von Turn und Taxis sowie Claudia Roth und Kevin Kühnert sind in Adrians Weltbild alle links. Hmm. Kann man so etikettieren, aber das ist doch ein klein wenig unterkomplex. Von historischer Einordnung, der konkreten Geschichte der Gesellschaften? Fehlanzeige.

        • „Stalin, Mao, der Fürst von Turn und Taxis sowie Claudia Roth und Kevin Kühnert sind in Adrians Weltbild alle links.“

          Ich kenne den Fürst nicht, aber ja. Diese Menschen sind für mich links. Das ist ihr Anspruch. Das Streben nach einer gerechten Welt in ihrem Sinne.

      • @ crumar „Halbwegs wohlmeinend könnte man fünftens die Linksidentitären für durchgeschalllerte Linksliberale halten, wenn sie nicht so auffallend nützlich darin wären, z.B. Fragen nach Armut in einer Gesellschaft dadurch zu torpedieren“

        Ein weiterer Unterschied: Der notorische Habitus der Milde und Abgewogenheit bei Linksliberalen. „Ja, aber….“, „Einerseits…andererseits….“, „Ja, aber nicht mit Gewalt….“ etc. – das ist eine Haltung, die den „Scheißliberalen“ von militanteren Linken traditionell bitter zum Vorwurf gemacht wurde. In Ulrike Meinhofs „Bambule“ z.B. trägt, wenn ich mich richtig erinnere, die linksliberale Erzieherin den Namen „Frau Lack“ – als wäre sie der Lack, der eine inhumane Gesellschaft irgendwie hübscher und humaner aussehen lässt.

        Ich selbst sehe das natürlich anders und finde Milde und Abgewogenheit prima. Nur: Mild oder abgewogen sind Linksidentitäre nun überhaupt nicht, nicht mal homöopathisch. Linksidentitäre Ideologie ist nun einmal eine Orchestrierung von Egoismus, und dazu gehört, dass die Lautesten, Rücksichtslosesten, auch Unehrlichsten bessere Chancen haben müssen als andere.

        • @Lucas

          Da widerspreche ich gar nicht, sondern wollte nur ursprüngliche Absichten, wie z.B. gesellschaftlich „inclusive“ zu sein nicht generell abwerten, sondern als linksliberale Ambition ernst nehmen.

          „Linksidentitäre Ideologie ist nun einmal eine Orchestrierung von Egoismus“ unter dem Tarnmantel besonderer Empathie – für sich selbst.
          Ich halte diese Ideologie immer mehr für ein Symptom gesellschaftlicher Zerfallsprozesse.
          Ottomeyer hatte geschrieben, die Verschränkung von Perspektiven sei eine zutiefst menschliche Fähigkeit. Bei den Linksidentitären ist diese Fähigkeit entweder nicht vorhanden oder sie wird willentlich nicht genutzt.

    • Was liegt da näher, als sich neue revolutionäre Subjekte zu suchen? Und was liegt näher, als die zu überwindende westliche, kapitalistische Ordnung durch Minderheiten zu dekonstruieren?

      Das ist doch offensichtlich ein Ideologie-Import aus den USA. Die Strategie der US-Demokraten lautet: Die Mehrheit der Frauen plus die Minderheiten, um die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Die Copy-and-paste-Akrobaten hier übertragen das 1:1 auf hiesige Verhältnisse, ungeachtet der Tatsache, dass die Verhältnisse hier ganz andere sind.

    • @ Adrian „Natürlich ist der Intersektionalismus eine zutiefst linke Ideologie.“ Mein Anliegen war kein True Scotsman – ich wollte nicht zeigen, dass die EIGENTLICHE Linke human und friedlich und ganz anders als die identitäre Idiotenlinke ist. Ich sehe im Moment, zumindest in deutschland und den angelsächsischen Ländern, außer ein paar versprengten Einzelnen überhaupt niemanden, der glaubwürdig linke Politik vertreten würde.

      Allerdings ist tatsächlich, außer einer oberflächlichen Rhetorik, überhaupt nicht erkennbar, was an der identitären Linken links sein sollte. Soziale Gerechtigkeit, linker Kernwert, wird von ihr erschwert statt befördert, weil diese Linke erhebliche, institutionalisierte soziale Ungleichheiten (insbesondere im Bildungswesen) kaschiert, sogar leugnet und statt dessen darauf konzentriert ist, den Nutznießern der Verhältnisse Möglichkeiten zu verschaffen, sich selbst als marginalisiert und benachteiligt zu inszenieren. Sozial gerecht ist, was mir nützt: Es gibt nirgendwo eine linke Tradition, in der das eine akzeptierte Leitlinie wäre.

      „Und was liegt näher, als die zu überwindende westliche, kapitalistische Ordnung durch Minderheiten zu dekonstruieren?“ Wie sollen denn die 0,0irgendwas Prozent Transsexueller die kapitalistische Ordnung zu Fall bringen? Eher werden durch die identitäre Linke Minderheiten mit politischen Phantasien aufgeladen – Transsexuelle werden, unabhängig von ihrer Lebensrealität, zur Avantgarde eines Lebens ohne Geschlechterordnung verklärt. Das geschieht alles allein auf der Eben der Rhetorik und der medialen Inszenierungen – ökonomische Verhältnisse bleiben dadurch völlig unangetastet.

      Zudem braucht linke Politik nicht notwendig antikapitalistische Rhetorik. Ich finde z.B., dass John Rawls mit seiner „Theory of Jusice“ eine klassisch sozialdemokratische – und ganz sicher in der politischen Philosophie enorm einflussreiche – Theorie entwickelt hat. Eine der Positionen: Soziale Ungleichheiten lassen sich sehr wohl legitimieren, aber nur dann, wenn auch diejenigen, denen es am schlechtesten geht, dank der Ungleichheiten besser dastehen als ohne sie. Das ist konsequent am Gedanken sozialer Gerechtigkeit orientiert, braucht aber keine Überwindung des Kapitalismus.

      Mir selbst geht die modische antikapitalistische Rhetorik eher auf die Nerven, ob sie nun von Kühnert oder von FfF oder von Extinction Rebellion kommt. Das bleibt jeweils völlig oberflächlich: Die Vorteile einer kapitalistischen Produktion werden für selbstverständlich genommen, und dann wird ein Zustand imaginiert, in dem Menschen diese Vorteile genießen können, ohne die Nachteile in Kauf zu nehmen, und der wird dann manchmal irgendwie „Sozialismus“ genannt.

      • „Soziale Gerechtigkeit, linker Kernwert, wird von ihr erschwert statt befördert“

        Du hast halt nicht den richtigen Klassenstandpunkt. Wahre soziale Gerechtigkeit entsteht nicht durch Herumdoktern am System, sondern in der Überwindung der westlich-kapitalistischen Ordnung.

        „Wie sollen denn die 0,0irgendwas Prozent Transsexueller die kapitalistische Ordnung zu Fall bringen? “

        Das musst Du mich nicht fragen. Ich bin nicht links 🙂
        Ich denke, unsere westlichen Gesellschaften sollen ganz einfach als der Hort immerwährender Repression dargestellt werden, mit der Hoffnung, dass das revolutionäre Potential wächst, bzw. die Menschen sich von unserer Gesellschaft abwenden und nach Alternativen suchen.

      • „Ich sehe im Moment, zumindest in deutschland und den angelsächsischen Ländern, außer ein paar versprengten Einzelnen überhaupt niemanden, der glaubwürdig linke Politik vertreten würde.“

        Nun, wenn linke Politik für Dich Ökonomie ist dann sehe ich diese Politik an Besten im Liberalismus verwirklicht: Weniger Bürokratie, weniger Steuern, weniger Gesetze. Und damit mehr Chancen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

      • „Wie sollen denn die 0,0irgendwas Prozent Transsexueller die kapitalistische Ordnung zu Fall bringen? Eher werden durch die identitäre Linke Minderheiten mit politischen Phantasien aufgeladen – Transsexuelle werden, unabhängig von ihrer Lebensrealität, zur Avantgarde eines Lebens ohne Geschlechterordnung verklärt.“
        —————————————–
        Da Sie ja sonst viele kluge Gedanken äußern, so zeigen Sie mit dieser Aussage aber, daß auch Sie „Opfer“ des babylonischen Sprachwirrwarrs der Money-, Prince- und Butler-Jünger_*Innen geworden sind.
        Diese Kreise betreiben die Unsichtbarmachung und Verleugnung transsexueller Menschen, und verwenden dabei den Begriff „Transsexuelle“ mißbräuchlich; den interessierten Kreisen geht es dabei, im Gegensatz zu transsexuellen Menschen, vielmehr um die Abschaffung der biologischen Geschlechter.

    • @Adrian

      „Kern des linken Weltbildes ist der Kampf gegen die „kapitalistische“ westliche Gesellschaft und ihre Transformation in eine sozialistische.“

      Etwas grobgeschnitzte Beschreibung, aber als grobe Orientierung soll das reichen. Nun zeig uns noch geschwind, wo im modernen Feminismus jeglicher Bauart irgendwo eine sozialistische Gesellschaft angestrebt wird – sei es theoretisch oder praktisch.

        • Sorry, Sozialismus ist definiert als Kollektiveigentum der Betriebe. Die Forderung nach Alimentierung ist weder Kritik am Kapitalismus noch Forderung nach Kollektivierung, sondern nur „Gib mir“. Im Gegenteil setzt die Forderung das Weiterbestehen des vorhandenen Wirtschaftssystems und des daran angekoppelten Sozialstaats voraus. Das wissen die vermutlich.

          • Ja, so gesehen sind Feministen nicht sozialistisch. Sondern parasitär.
            Der Sozialstaat ist allerdings nicht kapitalistisch.

          • Ich verstehe allerdings auch nicht, was Per Linken an Systemkritik so toll findet. Ich bin mit den Prinzipien des Systems recht zufrieden: Gewaltenteilung, Gleichheit vor dem Gesetz. Eigenverantwortung bei Absicherung elementarer Lebensrisiken, Demokratie und individuelle Freiheit.
            Eine grundsätzliche Systemkritik halte ich für absurd und schwachsinnig.

          • @Adrian Es gibt immer mehr Armut, in den meisten Fällen unverschuldet sondern durch „das System“ verursacht, also die Tatsache dass wir Kapitalismus haben kombiniert mit der Tatsache dass die Absicherung gegen Arbeitslosigkeit immer stärker abgebaut worden ist. In der Frühzeit der BRD gab es das nicht. In den 1960er/70er/80er Jahren ging es eigentlich allen mehr oder weniger gut. Es gab erst gar keine Arbeitslosen, später dann gab es zwar welche aber die waren relativ großzügig gegen Verarmung abgesichert. Meine Hauptkritik ist, dass uns das ohne Not genommen wurde. Der Feminismus thematisiert nichts davon, sondern stattdessen irrelevanten Firlefanz.

          • Der Sozialstaat ist allerdings nicht kapitalistisch.

            Du übersetzt „kapitalistisch“ als „libertaristisch“. Das ist auch so ein Ideologie-Import aus den USA, wo eine Krankenversicherung für alle als sozialistisch gilt. Der Libertarismus als Verzicht auf jegliche sozialstaatliche Massnahmen aber gibt es in der gesamten westlichen Welt nirgends. Wenn wir Drittweltländer ohne sozialstaatliche Unterstützung mal aussen vor lassen, dann gibt es den Kapitalismus gemäss deinen Vorstellungen nirgends.

          • „In der Frühzeit der BRD gab es das nicht“

            Ich wage zu bezweifeln, dass der Lebensstandard der Bevölkerung jetzt geringer ist, als in den 60er und 70er Jahren.

          • @Adrian

            „Ich wage zu bezweifeln, dass der Lebensstandard der Bevölkerung jetzt geringer ist, als in den 60er und 70er Jahren.“

            Das ist nicht das Thema. Es ist heute Gesetz, dass ein Arbeitsloser nach endlicher Zeit sein evtl. Erspartes ganz aufbrauchen muss und dann auf Sozialhilfeniveau aufschlägt wie jemand der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat. Es ist heute Gesetz, dass die Behörden Arbeitslosen bei Nichtwohlverhalten nach Gutdünken der Sachbearbeiter mit Kürzungen unter das Existenzminimun, einschl. Obdachlosigkeit drohen kann. Das gab es vor 2004 alles nicht.

            Dass wir seit den 60er Jahren BIP-Wachstum hatten, schafft diese Ungeheuerlichkeiten nicht aus der Welt. Seit ca 20 Jahren haben die meisten Arbeitnehmer daran außerdem keinen Anteil mehr, auch das war früher anders.

          • @ Pjotr
            Gut, dann haben wir ein grundsätzliches Definitionsproblem.

            Für mich sind Staatseingriffe in den Markt nicht kapitalistisch.

            Ich gebe allerdings zu, dass Staatseingriffe in den Markt nur in einem grundsätzlich kapitalistischen System möglich sind (worin sollte man sonst eingreifen?)

            Also gut, gebe ich Dir folgenden Punkt: Unser System ist kapitalistisch (Und so bezeichnet ich es ja zur groben Umschreibung selbst).

            Nur, dann stellt sich mir die Frage: Was ist an diesem ökonomischen System grundsätzlich zu kritisieren?
            Man kann sich sicher immer streiten über ein wenig mehr Eingriff dort und ein bisschen mehr Soziales für den. Aber worin besteht die grundsätzliche Notwendigkeit einer Systemkritik am kapitalistischen System, wenn dieser den Wohlstand schafft, den der Staat mittels Eingriff umverteilen kann?

          • Ich verstehe allerdings auch nicht, was Per Linken an Systemkritik so toll findet. Ich bin mit den Prinzipien des Systems recht zufrieden

            Man nennt es „Stockholm-Syndrom“. 🙂

          • „Es ist heute Gesetz, dass ein Arbeitsloser nach endlicher Zeit sein evtl. Erspartes ganz aufbrauchen muss und dann auf Sozialhilfeniveau aufschlägt wie jemand der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat“

            Nun zunächst ist dies allerdings eine demokratisch beschlossene Vorgehensweise, die ich in gewisser Weise auch nachvollziehbar finde. Natürlich sollte die eigene Verantwortung vor dem Anspruch auf soziale Leistungen gehen, die andere bezahlen müssen.
            Andererseits hast Du natürlich recht, dass es unschön ist, wenn jemand der arbeitet ebenso viel/wenig hat, wie jemand der nicht arbeitet.

            Folgende Lösungen schweben mir hier vor:
            1. Alle müssen sich selbst versorgen. Der mit mehr Kapital (Erspartem) ist dann besser dran.
            2. Grundsicherung für alle. Das Ersparte wird vom Staat nicht angetastet
            3. Grundsicherung plus das Arbeitslosengeld steigt gestaffelt nach Tätigkeit und Gehalt.

            2. und 3. halte ich auch als böser Kapitalist (🙂) für fair.

            Aber auch hier: Das ist doch alles im Rahmen des Systems lösbar. Wozu benötigt man hier eine grundsätzliche Systemkritik?

          • @ Pjotr
            „Man nennt es „Stockholm-Syndrom“. 🙂“

            Und genau deshalb kann ich Euch Linke nicht ernst nehmen.
            Welche Alternative hast Du denn? Und warum glaubst Du, jeder müsste so unzufrieden sein mit dem System wie Du?
            Und warum bist Du unzufrieden?

          • @Adrian

            „Nun zunächst ist dies allerdings eine demokratisch beschlossene Vorgehensweise“

            Eher postdemokratisch. Der größte Sozialabbau in der Geschichte der Bundesrepublik wurde mit Stimmen beschlossen, die vorher mit dem Versprechen auf stärkeren Sozialstaat gewonnen worden waren.

            „Natürlich sollte die eigene Verantwortung vor dem Anspruch auf soziale Leistungen gehen, die andere bezahlen müssen.“

            Teile und herrsche, da bist du schon mitten in der neoliberalen Rhetorik. Einzahler und Empfänger rekrutieren sich aus dem gleichen Bevölkerungsteil – übrigens der Mehrheit -, nur in unterschiedlichen Lebenssituationen. Wer Leistungen erhält, hat vorher in der Regel Jahre oder Jahrzehnte eingezahlt. Indirekt wirken die Repressalien auf Arbeitslose außerdem auch auf die Arbeitnehmer, selbst wenn sie in ihrem ganzen Leben nie arbeitslos werden. Denn sie sind auch von der Lohndrückerei 2000er/2010er Jahre betroffen, die nur deshalb durchgesetzt werden konnte weil es HartzIV gibt.

            „eigene Verantwortung“

            Der einzelne Arbeitslose kann sich einen Arbeitsplatz nicht herzaubern. Arbeitgeber unterliegen keinem Kontrahierungszwang. Er hat es im wesentlichen nicht unter Kontrolle, ob er einen Job bekommt oder nicht. Bewerbungen schreiben genügt nicht und viel mehr als das kann er nicht tun. Er ist also den Bedingungen des Systems ausgeliefert, für die man ihm „eigene Verantwortung“ nur zu dem Zweck andichtet, um ihn zu schikanieren und anderen die Löhne zu kürzen.

          • @ Adrian

            Es gibt reichlich verschiedene Ausprägungen von Kapitalismus. Dein Ideal des Libertarismus führt unweigerlich zur Plutokratie mit einer allenfalls vorgetäuschten Fassadendemokratie. Als Kurzformel: One Dollar, one vote. Es gibt durchaus humane Verwirklichungen des kapitalistischen Systems, die ich mal salopp unter „soziale Marktwirtschaft“ subsummiere. Die Tendenz zum Libertarismus, ein weiterer Ideologie-Import aus den USA, zähle ich nicht dazu. Er würde die innergesellschaftlichen Konflikte verschärfen, so dass am Ende der Entwicklung Bürgerkrieg oder ein totalitäres System steht.
            Gesellschaftliche Zerfallserscheinungen, durch libertaristische Tendenzen befördert, kann man in den USA beobachten.

          • „Wozu benötigt man hier eine grundsätzliche Systemkritik?“

            Diskutieren wir hier über eine grundsätzliche Systemkritik? Soweit ich das sehe, werden die Exzesse des kapitalistischen Systems kritisiert, nicht das System an sich.

            Irgendwas ist faul im Lande, wenn eine US-amerikanische Heuschrecke mit Sitz auf den Bahamas in Berlin 10.000e Sozialwohnungen aufkauft, luxussaniert und für teilweise mehr als die doppelte Miete wieder vermietet, bzw. an Privatinvestoren verkauft, die die Wohnungen als Kapitalanlage nutzen, indem sie sie einige Jahre leerstehen lassen, um sie dann mit satten Gewinnen weiterzuverkaufen.
            Hier geschieht auf dem Wohnungsmarkt, was vor etwa 20 Jahren in London begann. Ich vermute, dass die Investoren von dort jetzt aufgrund des Brexits auf den Kontinent wechseln und dort ihre Milliarden parken, die sie sich nach der Bankenkrise ergaunert haben.

            Die Konzentrierung von Kapital auf immer größere Konzerne führt lokal zu einer Macht, der die Kommunen weitgehend hilflos gegenüber stehen. Wenn so ein Konzern mit mehreren Standorten eine Kommune unter Druck setzen kann, steuerliche Sonderkonditionen zu gewähren, um die Arbeitsplätze zu erhalten, dann wird hier der demokratische Rechtsstaat ausgehebelt.

            DAS muss man kritisieren dürfen, ohne sich gleich den Vorwurf anhören zu müssen, antikapitalistisch zu sein.

          • @carnofis
            Man kann die realen Verhältnisse immer für unperfekt halten und muss das kritisieren. Aber ein angemessenes Niveau gilt es dabei zu wahren. Und da ist die übliche Kritik der Linken heute jenseits aller intellektuellen Potenz oder Sachlichkeit.
            Und das ist die Achillesferse der Kapitalismus-Feinde, denn sie kennen den Kapitalismus nicht, von dem sie auch und von vorne herein gar nichts wissen wollen.

            Man muss aber natürlich anerkennen, dass es nur diese Selbstimmunisierung ist, die den Antikapitalismus als heutige Ideologie zulässt. Er ist sogar zum obersten Privileg der oberen kapitalistischen Schicht geworden, bzw von deren rebellischer Kinder.

          • @ Adrian

            Nur, dann stellt sich mir die Frage: Was ist an diesem ökonomischen System grundsätzlich zu kritisieren?

            Die Verteilung. Ob das nun eine grundsätzliche Kritik ist oder nicht, sei dahingestellt.
            In einer weit ausdiffferenzierten und spezialisierten Arbeitsteilung, wie sie in hochentwickelten Ländern üblich ist, ist der Mehrwert, den jemand schafft gar nicht objektiv feststellbar. Auch wird Preis und Wert als einerlei aufgefasst, womit sich eine Tautologie ergibt. Man verdient, was man kriegt. Die Rechten tun immer so, als sei Jesus höchstselbst vom Himmel darnieder gekommen und habe jedem seinen wohlverdienten Anteil gegeben. Dann kämen die bösen Linken und täten umverteilen. Wie ungerecht.

  4. Ich denke, der intersektionale Feminismus hat nicht nur ein Ökonomieproblem, sondern er hat ein Problem, dass er unterschiedlichste Kapitalarten vielfach völlig ausser Betracht lässt. Heutzutage dürfte für den gesellschaftlichen Wandel in den postindustriellen Staaten insbesondere das kulturelle Kapital eine entscheidende Grösse sein, um Schichten, Klassen und Milieus abzugrenzen. Die Neue Mittelschicht setzt sich aus der Akademikerklasse zusammen, die also über beträchtliches kulturelles Kapital besitzt. Sie ist es auch, die den gesellschaftlichen Strukturwandel vorantreibt (urbanes, kosmopolitisches Milieu). Was jedoch auch nicht berücksichtigt wird, sind andere Kapitalarten wie das soziale und symbolische Kapital und als eine weitere Kapitalsorte würde ich noch das Elite-Kapital nennen. Unter Eliten kann folgendes verstanden werden:
    „Eine Elite bilden diejenigen Inhaber der Spitzenpositionen in einer Gruppe, Organisation oder Institution, die auf Grund einer sich wesentlich an dem persönlichen Leistungswissen orientierenden Auslese in diese Positionen gelangt sind, und die kraft ihrer Positions-Rolle die Macht oder den Einfluss haben, über ihre Gruppenbelange hinaus zur Erhaltung oder Veränderung der Sozialstruktur und der sie tragenden Normen unmittelbar beizutragen oder die auf Grund ihres Prestiges eine Vorbildrolle spielen können, die über ihre Gruppe hinaus das Verhalten anderer normativ mitbestimmt.“
    Das können also Spitzenpositionen in Beruf, Wirtschaft, Militär, Politik, Gesellschaft (Verbände, Vereine, NGO, Parteien, Organisationen).
    Der intersektionale Feminismus deckt mehr oder weniger nur das „Identitätskapital“ ab, die die unterschiedlichen „Identitätsgrppen“ besitzen, die anderen Kapitalsorten werden kaum thematisiert bzw. sie werden meist nur abgeleitet thematisiert.

  5. Es gibt einen Punkt, der mich bei Lucas Schoppe immer stört: Seine Unterteilung in Links und nicht Links. Es wäre in meinen Augen treffender, wenn man anerkennt, dass zum linken Spektrum sehr viele verschiedene Strömungen gehören. Bezüglich Feminismus wäre in meinen Augen die Bezeichnung als Kulturlinke treffend (kenne ich so von Interviews mit dem Philosophen Robert Pfaller).
    Ansonsten gehören seine Kritiken über postmoderne und intersektionale Strömungen immer zu den Besten.

    • @Marcus

      Und ich wehre mich gegen die Bezeichnung „Kulturlinke“, es sei denn du hast vor auszublenden, wie diese versuchen Kultur zu reglementieren, zu zensieren und nach einer bizarren Theorie zuzurichten.
      Bilder abhängen, Gedichte übermalen, „Interventionen“ um Buchseiten in Büchereien herauszureißen, Comedians einen Auftritt unmöglich machen – Kulturzerstörerlinke wäre der passendere Begriff.

      Mein Vorschlag wäre: Linksidentitäre, denn wie Rechtsidentitäre haben sie explizite Vorstellungen eines auserwählten Volkes auf der Basis von Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung, also auf der Basis einer biologistischen Weltsicht.

      • Die „Kulturlinken“ zerstören die Kultur in genau analoger Weise, wie die „klassische“ oder meinetwegen „wirtschafts“-Linke die Wirtschaft zerstören wollen.

        Analog zur Zensur in der Kultur wird die Wirtschaft durch Planwirtschaft „zensiert“ und gegängelt. Völlig äquivalente Prinzipien.

        Insofern finde ich die Analogie ausgesprochen passend.

  6. „Grund für die Ausblendung ökonomischer Aspekte“

    ist das Überlegenheitsgefühl, welches in der moralischen Sicht des ökonomischen Kommunismus alle Realitäten mal ausblenden darf.
    Auch eine Art dialektischer Materialismus 😉
    Die Linke ist insoweit gar keine Linke als sie von Grund auf keine Ahnung vom Wirtschaften hat und auch keine will! Die gilt als „böse“ und wird tabuisiert. Das ist wohl der Kern der heutigen „progressiven Linken“, ihre Ablehnung des Kapitalismus.

  7. Ich drücke es mal in ihrem eigenen Jargon aus: sie wollen die Juden unsichtbar machen und in ihrem demonstrativen Universalismus ertränken.

  8. Wer in der Diskussion zu den oben diskutierten Themen noch fundiert mitreden können will, muss die ersten drei der unten verlinkten Artikel/Texte gelesen haben oder natürlich bereits anderweitig an die Informationen gekommen sein und sie im Bewusstsein haben. 😉

    1. „Um den Kommunismus zu errichten, muss die Familie zerstört werden“, Torsten Mann, in: ExpressZeitung (o.J. bei expresszeitung.com).
    https://www.expresszeitung.com/macht-politik/um-den-kommunismus-zu-errichten-muss-die-familie-zerstoert-werden
    2. „Ist Sex subversiv? Linke Theorien der sexuellen Befreiung und Gender-Dekonstruktion — Teil 1: Von der Oktoberrevolution zur Kritischen Theorie“, Paul Pop, in: grundrisse (o.J. bei grundrisse.net).
    https://www.grundrisse.net/grundrisse20/paul_pop.htm
    3. „Ist Sex subversiv? Linke Theorien der sexuellen Befreiung und Gender-Dekonstruktion — Teil 2: Von der feministischen Sex-Debatte zum postmodernen Gender-Trouble“, Paul Pop, in: grundrisse (o.J. bei grundrisse.net).
    https://www.grundrisse.net/grundrisse22/paul_pop.htm
    4. „Freiheiten der 20er: Wie die sexuelle Revolution die junge Sowjetunion beflügelte“, Georgi Manajew, in/auf: ‚Russia Beyond‘, 18. Mai 2018.
    https://de.rbth.com/geschichte/80416-sexuelle-revolution-russland-20er

    Der erste enthält übrigens Plot-Twists zu verschiedenen Diskussionen, die hier in den Kommentaren geführt wurden, löst dort herausgearbeitete scheinbare Widersprüche auf. Allerdings stellt sich heraus, dass dabei Adrian (und teilw. auch Alex) im großen und ganzen richtig liegt(/-en). (Man möge den möglicherweise homosexualitätsfeindlichen Cartoon am Anfang vor dem Artikel ignorieren oder verzeihen. 😉 Er ist evtl. nicht Teil des vom Autor verfassten Artikels, sondern redaktionelle Spielerei.) Der Verfasser stützt sich v.a. auch auf die Aufzeichnungen Clara Zetkins in ihrem Werk „Erinnerungen an Lenin“ (1929) — mit Lenin hatte sie ab 1907 eine lebenslange Freundschaft verbunden — sowie auf Leo Trotzki: „Den Sozialismus aufbauen heisst die Frauen emanzipieren und die Mütter schützen“ (1925). Bzgl. des Inhalts sage ich nichts als: Unbedingt lesen! :-p (Ok, als Vorgeschmack zitiere ich unten eine im Artikel befindliche Zusammenfassung [von Teilen] des Artikels sowie ein paar weitere Teile des Artikels.)
    Der zweitverlinkte Text und der drittverlinkte Text enthalten trotz ein paar kleinerer naiver und/oder Bias-geschuldeter Lücken (die mit dem ersten Artikel fast alle gefüllt sind) eine gute Zusammenfassung link(stheoretisch)er/feministischer gesellschafts-, sexual-, familien- und biopolitischer Strömungen seit Kollontai bis zur Frankfurter Schule (im ersten Teil) und seit der zweiten Feminismuswelle (1968) bis heute (im zweiten Teil — mit einem nicht empfehlenswerten persönlichen Fazit/Ausblick des Verfassers am Ende ;-)).
    Der oben letztverlinkte Artikel möge ein paar Details zur oktoberrevolutionär-leninistisch-stalinistischen Gesellschafts-, Sexual-, Familien- und Biopolitik zur Vergegenwärtigung einiger Ursprünge von Phänomenen und sich abzeichnenden Entwicklungen unserer Zeit darbieten. Dabei möge man sich die in der jüngeren Vergangenheit und aktuell aus Afrika und dem nahen Osten importierten neuen — (per definitionem:) unterdrückten — Proletarier* (wie sie von Wiens Ex-Bürgermeister und ehem. Wiener SPÖ-Chef Häupl kürzlich in einem Interview mit DiePresse bezeichnet wurden: „das neue Proletariat“) als Ersatz der Rolle des Proletariats der damaligen Situation vorstellen, wenn es in dem Artikel heißt: „Die Vergewaltigung war um 1920 bereits zu einer Epidemie geworden. Sexuelle Gewalt gegenüber ehemaligen adeligen und bürgerlichen Frauen galt zeitweise sogar als „Klassengerechtigkeit“ unter proletarischen Männern.“ Wie damals in Russland ist dies heute nicht nur auf sexuelle Gewalt beschränkt. Und Heute wären es nicht die „adeligen und bürgerlichen Frauen“, sondern die „holocausterbschuldigen, kolonialismuserbschuldigen Weißen“, die die Gewalt und die Gefahr, mit solcher in Berührung zu kommen, zum Wohle der multikulturalistisch-globalistischen „Gerechtigkeit“ zu erdulden/ auszuhalten haben, damit sich die theorieabweichenden oder unvorhergesehenen „Unbilden“ der ideologisch durchgesetzten Praxis nicht als Störfaktor in der gesellschaftlichen Akzeptanz und Unterstützung dieser Politik, der, um in diesem Sinne neutralisiert zu werden, einer womöglich radikalen Kurskorrektur und somit einem ideologieumsetzungsgefährdenden Fehlereingeständnis bedürfte, verwirklichen. Aber zu alldem weiter unten mehr …
    * = Interessant in dem Zusammenhang auch:
    https://jungle.world/artikel/2019/09/zweifelhafte-buendnisse
    „Zweifelhafte Bündnisse. Legalistische Islamisten sind in manchen antirassistischen Bündnissen willkommen“, von
    Ralf Fischer, in: JUNGLE.WORLD vom 28.02.2019.

    Aus dem erstverlinkten Artikel: „Um den Kommunismus zu errichten, muss die Familie zerstört werden“, Torsten Mann, in: ExpressZeitung (o.J. bei expresszeitung.net):

    Die o.g. Zusammenfassung:
    “ Die Abschaffung der Familienstrukturen ist seit Marx‘ und Engels‘ Schriften fest in der kommunistischen Ideologie verankert. Um das kommunistische Gesellschaftsmodell zu errichten, soll die Frau laut Kommunistischem Manifest in den Arbeitsprozess eingegliedert und die Familie als Grundlage der traditionellen bürgerlichen Gesellschaft aufgelöst und durch das Zusammenleben in einem egalitären kommunistischen Kollektiv ersetzt werden.
    Die gegen den Mann gerichtete revolutionäre «Befreiung» der Frau aus dem angeblichen Unterdrückungsverhältnis der traditionellen Familie galt schon seit den Ursprüngen der marxistischen Ideologie als ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in eine kommunistische Gesellschaftsordnung. Die kommunistische Strategie sah also vor, Frauen und Mütter im Namen ihrer Befreiung aus dem Familienverbund herauszubrechen und dadurch eine zunehmende staatliche Kontrolle über die Kindeserziehung zu erlangen.
    Lenin rühmte sich 1920 dessen, was die Kommunisten in Russland alles unternahmen, um die bürgerliche Familie abzuschaffen: U.a. die Eingliederung der Frauen in Wirtschaft, Bildung und Verwaltung oder die Gründung von Kinderkrippen und Gemeinschaftsküchen.
    Trotzki sprach ebenfalls offen aus, dass all diese Massnahmen zur Unterstützung der Frauen ausdrücklich dazu dienten, die Kinder von der Familie zu trennen und damit die Familie zu zerstören.
    Im Rahmen der 1960 begonnenen sowjetischen Langzeitstrategie förderten die Sowjets auch im Westen die Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung und die «Befreiung der Frau». Die erste deutlich wahrnehmbare Auswirkung dieser planmässigen Zersetzung war die Entfachung der Studentenrevolte von 1968 durch kommunistische Einflussagenten, aus der auch die moderne Frauenbewegung entstand.
    Die kommunistisch gesteuerte Frauenbewegung sorgte in den Jahrzehnten seit der 68er-Revolte dafür, dass die Heirats- und Geburtenzahlen sanken, während die Scheidungszahlen explodierten. Insbesondere die Erleichterung von Scheidungen war dabei ein primäres Ziel der feministischen Strategie, was bereits von Friedrich Engels 1884 gefordert worden war.
    Heute werden die Standpunkte von Marx, Engels, Lenin und Trotzki wie selbstverständlich von der deutschen und auch dem überwiegendem Rest der europäischen Politik vertreten: Ausschüsse des Bundesrats kritisierten z.B. Erziehungs- und Betreuungsgelder, die direkt an Familien ausgezahlt werden, weil jene die Kinder vom «Bildungsangebot der Kindertagesstätten» fernhalten und «überholte Rollenvorstellungen über die Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit» verfestigen würden.
    Obwohl sich Lenin für die Abschaffung der Familie einsetzte, schreckte er in der Sowjetunion vor der Methode zurück, die Sexualität der Jugend ideologisch zu verstärken, um die familiäre Einheit zu zerrütten. Lenin meinte, die sowjetische Jugend brauche stattdessen «Selbstbeherrschung» und «Selbstdisziplin». Die KPD-Abgeordnete Clara Zetkin sprach jedoch schon 1920 offen aus, dass die Kommunisten dort, wo sie nicht selbst offen an der Macht waren – also vor allem im Westen – eine gesellschaftliche Sexualisierung betreiben sollten, um die bestehende bürgerliche Ordnung zu zerstören, während in ihrem eigenen Einflussbereich – in den Worten Lenins – keine «Schwächung, Vergeudung, Verwüstung von Kräften» zuzulassen sei.“

    Und noch ein Zitat daraus:
    „Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Lenin der Frauenbewegung eine sehr grosse Bedeutung beimass, als einem «wesentlichen» oder sogar dem «entscheidenden» Bestandteil der kommunistischen Revolution(16). Deshalb bekam die deutsche «Frauenrechtlerin» Clara Zetkin von Lenin im Herbst 1920 den Auftrag, «Richtlinien für die kommunistische Arbeit unter den Frauenmassen» auszuarbeiten, diese mit einer sowjetischen Kommission zu beraten und auf diese Weise den Aufbau einer breiten Frauenbewegung vorzubereiten, welche die Frauen aller gesellschaftlichen Klassen ansprechen und als vermeintliche «Unterdrückte» und «Ausgebeutete» für die «kommunistische Umwälzung der Gesellschaft» nutzbar machen sollte(17). Lenin sagte zu Zetkin: «Wir brauchen eigene Organe zur Arbeit unter ihnen, besondere Agitationsmethoden der Organisationsformen. Das ist [auch wenn es so aussieht (d. Kommentator Jo)] nicht Frauenrechtlerei, das ist praktische, revolutionäre Zweckmässigkeit. […] Ohne Millionen Frauen mit uns können wir nicht die proletarische Diktatur ausüben, können wir nicht kommunistisch aufbauen. Wir müssen den Weg zu ihnen suchen, müssen studieren, probieren, um ihn zu finden(18).»
    Da «die breitesten Frauenmassen […] sich nicht unwiderstehlich getrieben fühlen», die Kämpfe der Kommunisten um die Staatsmacht zu unterstützen, sei es wichtig, so Lenin, die Ziele der kommunistischen Politik im Bewusstsein der Frauen mit ihren eigenen «Leiden», «Bedürfnissen» und «Wünschen» zu verbinden und sie somit letztlich zu «nützlichen Idioten» der kommunistischen Revolution zu machen(19). Dies schliesse laut Lenin auch «ein grosses Stück Erziehungsarbeit unter den Männern» ein, um «den alten Herrenstandpunkt bis zur letzten, feinsten Wurzel» auszurotten.“

    Durch solche Vereinnahmung zieht man dann natürlich auch weitere Bevölkerungsgruppen auf seine Seite und v.a. an die Wahlurnen zum eigenen staatspolitischen Einflussausbau …

    Und noch ein Zitat daraus:
    „Etablierte gesellschaftliche Institutionen, von der Familie über die Religion bis zum bürgerlichen Staat, wurden abgelehnt und sollten abgebaut werden – was ideologisch vollständig der von Lenin und Trotzki vorgegebenen Linie entsprach, der zufolge auch Frauen, die von sich aus nicht mit dem Kommunismus sympathisierten, unter dem Deckmantel der weiblichen Emanzipation für die Zersetzung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung instrumentalisiert werden sollten.
    Das heisst, auch wenn in der Frauenbewegung seit den 1970er Jahren kaum noch offen kommunistische Phrasen verwendet werden – weil diese auf die meisten Frauen abschreckend wirken würden – genügt es, dass die Protagonistinnen dieser Bewegung sich ideologisch an die Vorgaben Lenins und Trotzkis halten, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen. Es genügt also, beispielsweise die Behauptung aufzustellen, dass sich Mutterschaft in einer bürgerlichen Gesellschaft mit einem beruflich und politisch aktiven Leben nicht vereinbaren lasse, und daraus die Forderung nach staatlichen Unterstützungsmassnahmen im Sinne der «Vereinbarkeit von Beruf und Familie» abzuleiten, um damit das zwangsläufige Hineinwachsen in eine sozialistische Gesellschaftsordnung herbeizuführen.“ (ohne Schriftauszeichnung)

    Daraus übernommenes Zitat von Simone de Beauvoir:
    „Nein, wir glauben nicht, dass eine Frau die Wahl haben sollte [sich in Vollzeit um ihre Kinder zu kümmern]. Keine Frau sollte das Recht haben, zuhause zu bleiben um ihre Kinder grosszuziehen. Die Gesellschaft sollte ganz anders sein. Die Frauen sollten diese Wahl nicht haben, denn wenn es diese Wahl gäbe, dann würden sich zu viele Frauen dafür entscheiden. Es geht darum, die Frauen in eine bestimmte Richtung zu zwingen. […] Wir sehen das als Teil einer weltweiten Umgestaltung der Gesellschaft, bei der die alte Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen, dem Zuhause und der Aussenwelt, nicht mehr akzeptiert wird. Wir denken, dass jeder Einzelne, die Frau ebenso wie der Mann, auswärts arbeiten sollte und die Möglichkeit besteht, die Probleme der Kinderfürsorge entweder in der Gemeinde, im Kollektiv oder durch eine andere Art der Familienorganisation zu lösen“.

    Der Grund, warum die biologische/bürgerliche (Klein-)Familie als Institution (Patriarchat), deren Zerstörung vermeintlich alle Unterdrückung beenden würde, weil das konstatierte Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnis der Gesellschaft auf demjenigen zwischen Mann und Frau in der bürgerlichen Ehe aufbaue, das Privateigentum als Hauptgegner für die (oder viele) Sozialisten/Kommunisten abgelöst hat, ist folgender:
    „Trotzki betonte nachdrücklich, dass der Sozialismus erst errichtet werden könne, wenn die Frau aus ihrer angeblichen «Gefangenschaft in der Familie und im Haushalt» befreit sei(14). Und deshalb müssten «alle neuen Massnahmen, jedes Gesetz, jeder praktische Schritt im ökonomischen und gesellschaftlichen Aufbau auch unter der Fragestellung geprüft werden, wie sie auf die Familie einwirken»(15). Die kommunistische Strategie sah also vor, politische Massnahmen bewusst so zu gestalten, dass sie dazu geeignet sind, die Frauen und Mütter im Namen ihrer Befreiung aus dem Familienverbund herauszubrechen und dadurch eine zunehmende staatliche Kontrolle über die Kindeserziehung zu ermöglichen.“
    (…)
    „Anhand der systematischen Zersetzung der Familie zeigt sich, dass der trotzkistische Ansatz, den Kommunismus durch eine «permanente Revolution» und ein «schleichendes Hineinwachsen» in globalem Umfang zu errichten, weitaus effektiver zum Ziel führt als der stalinistische Versuch, dieses Ziel mit roher Gewalt erreichen zu wollen. Denn wie Trotzki zutreffend erkannt hatte, schafft erst «das allgemeine wirtschaftliche Wachstum […] die Bedingungen für eine allmähliche Rekonstruktion des familiären und häuslichen Lebens(32)». Und anhand dieser Entwicklung bewahrheitet sich auch, was der im Jahr 1968 in den Westen geflohene tschechoslowakische General Jan Sejna vorweggenommen hatte: Dass die Kommunisten das kapitalistische System – das die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum ist – voll ausnutzen werden, um es zu zerstören(33). Dieser Prozess erfolgt in einer solchen Weise, dass die irregeführte Öffentlichkeit die schrittweise Errichtung des Sozialismus kaum wahrnimmt oder sogar noch begrüsst, weil sie glaubt, dass die Ursachen für die zunehmenden sozialen Probleme – wie etwa die wirtschaftliche Notwendigkeit zur Berufstätigkeit von Vater und Mutter, wenn ein Gehalt allein zum Überleben nicht mehr ausreicht – in der «freien Marktwirtschaft» und dem «unregulierten Kapitalismus» zu suchen seien.“

    Aus dem drittverlinkten Artikel: „Ist Sex subversiv? Linke Theorien der sexuellen Befreiung und Gender-Dekonstruktion — Teil 2: Von der feministischen Sex-Debatte zum postmodernen Gender-Trouble“, Paul Pop, in: grundrisse (o.J. bei grundrisse.net):

    „Meiner Meinung nach ist „Frauenbefreiung und sexuelle Revolution“ von Shulamith Firestone eine der interessantesten und radikalsten feministischen Schriften der 70er Jahre. Deshalb möchte ich dieses Buch in Bezug auf die Sex-Debatte ausführlicher vorstellen. Es erschien 1970 in den USA und galt dort lange als das Manifest der Frauenbewegung. Später wurde es auch in Deutschland zum Klassiker. Das Buch beginnt mit einem Zitat von Friedrich Engels und stammt aus einer Zeit als der Feminismus noch einen starken Bezug zum Marxismus hatte. Firestone umreißt ihr Programm der feministischen Revolution so: „Und genau wie am Ende einer sozialistischen Revolution nicht nur die Abschaffung von ökonomischen Klassenprivilegien, sondern die Aufhebung der Klassenunterschiede selbst steht, so muss die feministische Revolution, im Gegensatz zur ersten feministischen Bewegung, nicht einfach auf die Beseitigung männlicher Privilegien, sondern der Geschlechtsunterschiede selbst zielen: genitale Unterschiede zwischen den Geschlechtern hätten dann keine gesellschaftliche Bedeutung mehr“. Anstelle der Hetero-Homo-Bisexualität würde dann eine „polymorphe Perversion“, sprich Pansexualität, treten. „Die Reproduktion der Art allein durch ein Geschlecht zugunsten beider Geschlechter würde durch künstliche Fortpflanzung ersetzt werden (oder zumindest eine freie Entscheidung für oder gegen diese Möglichkeit erlauben)… Die Arbeitsteilung hätte ein Ende durch die Abschaffung von Arbeit überhaupt (durch die Kybernetik). Die Tyrannei der Familie wäre zerschlagen“ (Firestone 1987: S.19). Firestones Vorstellungen sind deutlich von Marcuse beeinflusst, aber auch von Kybernetik-Utopien jener Zeit (Erklärung von Kybernetik siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Kybernetik). Firestones „kybernetischer Kommunismus“ bedarf allerdings einer Übergangsphase, in der es ein garantiertes Grundeinkommen vom Staat für alle gibt: „Dieses feste Einkommen würde ganz von selbst, wenn es gleichmäßig an Männer, Frauen und Kinder, ungeachtet ihres Alters, ihrer Ausbildung, ihres Status oder ihrer Geburt, gezahlt wird, auf einen Schlag das gesamte ökonomische Klassensystem egalisieren“ (ebenda: S.256f.).
    Auffällig an Firestones Buch ist, dass 1970 noch nicht die Männer die Hauptgegner sind, sondern die Familie. In der biologischen Kleinfamilie sieht Firestone den Hort der Unterdrückung von Frauen und Kindern und die Quelle psychologischer, ökonomischer und politischer Unterdrückung in der Gesellschaft überhaupt.“

    Der Islam mit seiner „Umma“ = internationale islamische Gemeinde, seiner Steuerpflicht für diese und seiner Gegnerschaft zum einerseits jüdisch-christlichen und andererseits kapitalistisch-liberalen Westen, den es nach islamisch(!) vorgegebener Strategie schleichend zu erobern und umzukrempeln gilt, wird als möglicherweise sozialistisch/kommunistisch vereinnahmbare Revolutionsmasse gegen den Kapitalismus betrachtet. Auch hilft die Massenzuwanderung aus solchen fremden Kulturen und Nationen (oder: ethnokulturellen Identitäten) dem Ziel der Abschaffung der kapitalistischen Nationalstaaten, so zumindest das mutmaßliche Kalkül linker Befürworter solcher Migrationsbewegungen. (Ob es aufgeht, ist eine andere Frage — es gibt auch Marxisten, die sich gegen den Islamimport und das von verschiedenen linken Parteien und Strömungen praktizierte Schulterschluss-Suchen mit muslimischen Gemeinden stellen: https://www.atheisten-info.at/downloads/MAGIS.pdf )

    Diese Entwicklungen des linken Diskurses mit ihren Theorie-Unzulänglichkeiten und Widersprüchen in sich selbst und/oder gegeneinander sind schon in Marx‘ Theorie und Revolutionskonzept als Same enthalten. Denn einerseits konstatiert er mit seinem historischen Materialismus, dass der Mensch nur ein Produkt/Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse, v.a. der materiellen Produktionsverhältnisse, ist, das dadurch unendlich manipulierbar ist (also kein eigenständiges In-sich-selbst-Sein hat), und andererseits geht Marx ja von Entfremdung (durch Arbeitsteilung und Privateigentum, seines Erachtens somit durch Kapitalismus) aus, die ein solches wahres/eigentliches Wesen des Menschen ja voraussetzt. Wer mehr zu solchen Theorie-Praxis-Themen, v.a. Widersprüchen und Problemen, die sich dann auch in der praktischen Umsetzung offenbaren, erfahren will, der kann dazu bspw. den folgend verlinkten Aufsatz lesen:

    Klicke, um auf Information_79.pdf zuzugreifen

    „Die sozialistische Lebensweise. Ideologische Leitbilder im Marxismus-Leninismus“, Adolf Nika, in: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen — Information Nr. 79, Stuttgart 1980.

  9. Ich habe noch einen (potenziellen) Widerspruch der Feministen/Feminismen gefunden:
    Wenn die Feministinnen der politischen Linken sagen, „die Frau kommt zuerst, alles andere danach“, dann stellt sich die Frage, wie definieren sie „Frau“ (in jedweder Hinsicht)? Sind auch Mädchen gemeint? Wenn nein: Wodurch/ Ab wann genau ist man eine Frau? // Wenn ja: Wodurch/ Ab wann ist man ein Mädchen? Und wer hat das Recht, das festzulegen? Und wodurch wird dies legitimiert? …

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