Ablehnung einer Kritik aufgrund der Gruppenzugehörigkeit des Kritikers

56 Gedanken zu “Ablehnung einer Kritik aufgrund der Gruppenzugehörigkeit des Kritikers

  1. Der Scheiß hat schon mit Mansplaining angefangen und schon damals haben die Kritiker darauf hingewiesen, das damit einfach das was ein Mann sagt invalid gesetzt werden soll. Feministinnen haben das natürlich geleugnet.
    Aber in der Praxis ist natürlich genau das passiert, man ist heute nur schon weiter, so dass ein Mann gar nicht mehr ein Gespräch mit einer Frau führen muss, damit seinen Standpunkt einfach weggewischt wird, sondern es reicht als Mann geboren zu sein und irgendwas zu sagen.

    Böhmermann, diese Schwachkopf, macht hier im Grunde genau das gleiche: Die sind rechts, also ist alles was die sagen unwichtig. Howgh, ich habe gesprochen!

    • Oder hier die taz mit der weiteren Methode, eine Gruppe als quengelnde Kinder hinzustellen. Die ‚fühlen‘ sich nur diskriminiert weil jemand ihr Spielzeug weggenommen hat, aber die sind ja nicht wirklich diskiminiert – auch wenn es schwarz auf weiß Gesetze gibt, die sie diskriminieren

      Das Äquivalent dazu wäre Feministinnen zu sagen das die nur mal wieder richtig durchgefickt werden müssen. Dass das das eigentliche Problem ist und nicht … mir fällt gerade kein feministisches Anliegen, das ehrlich kommuniziert wird.

    • Ich denke, dass durch IdPol grade eine Negativauslese stattfindet, Leistungsverweigerer hochkommen, die schon den Grundstein ihres Scheiterns legen, weil sie Wettbewerb, und damit Bestenauslese verhindern, die fuer den Bestand einer Gesellschaft so wichtig ist.
      Die Frage ist nur, wie lange die Gesellschaft die Herrschaft der Infantilen aushalten kann, ohne irreparable Schäden davonzutragen. Vielleicht ist es auch längst zu spät, die PoMo-Legion, die grade von der Uni kommt, wird ja auch wieder versuchen, in Medien und NGOs unterzukommen (Hauptsache steuerfinanziert).

      Aber vielleicht verlieren traditionelle Medien und NGOs ja in naher Zukunft viel an Macht, vieles spricht dafür.

    • Das, was ich letztes oder vorletztes Jahr auch schon bei man-tau bei einem Kommentar kritisiert habe.
      Wenn die AfD sich gegen Genitalverstümmelung bei Jungen ausspricht, muss es der Logik entsprechend ja schlecht sein bzw. die „Beschneidung“ etwas Gutes.

      Wenn nur noch entscheidend ist, wer etwas sagt und nicht was gesagt wird, kann nur Mist dabei raus kommen.

  2. Das sind die ganz normalen Psychostrukturen totalitären Denkens, wobei man noch ergänzen sollte, daß es zumeist gar nicht um die faktische Gruppenzugehörigkeit bzw. Eigenschaft geht, sondern darum, daß man den bösen Andersdenkenden und Kritikern einfach irgendein negatives Label aufdrückt, egal wie unbegründet und hysterisch das sein mag.

    Völlig egal. Es zählt einzig das moralische Unwetter, das produziert wird. Die öffentliche Denunziation.

    Viele Leute rechtfertigen sich dann oder entschuldigen sich auch noch, statt dieses totalitäre Gebaren parodierend zu entlarven. Sie lassen sich häufig in diesen Strudel hineinziehen, da sie ja auch nur Menschen sind und ökonomisch überleben wollen.

    Ich fürchte, die totalitären Gutmenschen realisieren nicht, daß ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht nur zu mehr ökonomischer Unabhängigkeit und damit zu mehr Humanität führen wird, sondern auch zu mehr intellektueller, emotionaler Unabhängigkeit und damit zu ehrlicheren und schonungsloseren Diskursen. 🙂

    Man kann dann mehr auf die Einschüchterungspraktiken linker Ideologen pfeifen.

    • „bedingungsloses Grundeinkommen“

      Ich bin vermutlich das faulste Aas des ganzen Blogs, aber nein, dagegen.
      Es würde die Gesellschaft zerreissen, Nichtarbeitenden würden schleichend Grundrechte entzogen werden.
      Was sollten sie denn dagegen machen?
      Sie müssten ja die Parteien wählen, die ihnen diese plumpe Bestechung anbieten, auch wenn die Ziele dieser Parteien ihnen aufstossen.

      • Es würde die Gesellschaft zerreissen, Nichtarbeitenden würden schleichend Grundrechte entzogen werden.
        Was sollten sie denn dagegen machen?

        Arbeiten gehen natürlich. Aber ein arbeitsfreies Wochenende darf ich mir hoffentlich vorher gönnen.
        Ja ja, dieses Gendergeschwafel ist schon etwas dämlich, weil es politisch korrekt sein will, dabei aber den Sinn verfälscht.
        Mein Tipp. Red mal Deutsch.

        Muss ich hoffentlich nicht noch mal erklären oder? 😉

          • Kannst du sinnerfassend lesen, wenn ein „Satz“ über zwei Wörter hinausgeht?
            „Red mal Deutsch.“ sind drei und selbst damit scheinst du schon überfordert zu sein.
            Ich werde dir ganz sicher kein Bild malen. Also genderspeeche mal weiter… *facepalm*

      • Das BGE ist so „problematisch“ wie jede andere soziale und ökologische Innovation zuvor.

        Jede dieser Innovationen hat die Gesellschaft weniger „konkurrenzfähig“ gemacht.

        Ohne diese Innovationen würden wir heute aber noch leben wie im Manchester-Kapitalismus. Und in aller Regel haben die anderen Länder nachgezogen, sodaß sich die Sache mit der Konkurrenzfähigkeit erledigt hatte.

        Ich finde es immer wieder peinlich, daß ausgerechnet „christliche“ Politiker, Konservative und Liberale argumentieren: „Bitte nicht mehr Humanität! Denn dann sind die Gesellschaften mit weniger Humanität konkurrenzfähiger!“

        Stimmt ja. Nur leben dort eben auch Menschen, die vielleicht auch mehr Humanität anstreben.

        Natürlich bedeutet das BGE erst mal eine Verringerung der Konkurrenzfähigkeit, da der Arbeitsdruck abnimmt. Daher sollte das BGE am Beginn auch so gering wie möglich gehalten werden. Damit der Bruch mit der Konkurrenzkultur nicht zu stark ist.

        Je mehr Länder ein BGE einführen, desto irrelevanter wird der Punkt mit der Konkurrenzfähigkeit.

        Konservative und Liberale können aber nur bis drei zählen und sind naturgemäß nicht in der Lage dazu, das System als Ganzes zu hinterfragen, und verteidigen lieber gesellschaftliche Pathologien.

        Konservative Ökonomen „prophezeien“ bei jeder sozialen Innovation den Untergang bzw. weniger Wachstum etc. und haben meist Unrecht, weil sie das gesellschaftliche Ganze und entsprechende Effekte ausblenden. -> ökonomischer Reduktionismus, Ökonomismus.

        Das BGE wird natürlich kommen. Es ist einzig eine Frage der gesellschaftlichen Reife. Genaugenommen geht es auch gar nicht konkret um’s BGE, sondern grundsätzlich um die Frage, wie sozial wir sein wollen, ob wir uns weiterhin derartig zu Tode konkurrieren wollen.

        Die Entwicklung ist eindeutig. Siehe z.B. immer mehr Fairtrade-Produkte.

        Mit einem BGE im Rücken wird die faktische Meinungsfreiheit jedenfalls noch mal an Fahrt gewinnen. 🙂

        Zukünftige, weniger paranoide Generationen werden sich mal wundern, wie man derartig wenig regulierte Marktwirtschaften betreiben konnte, wie wir das tun.

      • [BGE]

        „Es würde die Gesellschaft zerreissen, Nichtarbeitenden würden schleichend Grundrechte entzogen werden.“

        Ich verstehe nicht wieso. Wenn überhaupt doch das Gegenteil. Ich sehe damit ganz andere Probleme:

        1. Es ist beim derzeitigen Stand der Volkswirtschaft nicht finanzierbar. Vielleicht wenn das BIP doppelt oder dreifach so hoch wäre wie derzeit. Das würde aber voraussetzen dass wir für ein paar Jahrzehnte Turbo BIP-Wachstum auf Steroiden haben müssten. Was schön wäre, ich bin dafür! Aber die derzeit tonangebenden Neoliberalen und Ökospacken nicht, die wollen ja eine Wachstumsbremse nach der anderen. Aber dann absurden ideologischen Luxus finanzieren, wovon fragt keiner.

        2. Unangenehme, aber notwendige Arbeiten würden nicht mehr erledigt.

        • Haben wir mit Hartz-IV nicht eigentlich schon ein bedingungsloses Einkommen?

          Die Leute in Südamerika sind jedenfalls immer ganz baff, wenn man erzählt, dass du in Deutschland Geld vom Staat zum Leben bekommst, ohne besondere Gegenleistung.

          • „Haben wir mit Hartz-IV nicht eigentlich schon ein bedingungsloses Einkommen?“

            Nein denn HartzIV ist an Bedingungen geknüpft:

            – Akute Arbeitslosigkeit
            – ALG1 ausgelaufen oder kein Anspruch
            – Vorhandenes Vermögen aufgebraucht

            BEDINGUNGSLOS bedeutet dagegen. Es wäre ein Einkommen, das jeder Bürger qua Geburt einfach so bekäme, von den Allerärmsten bis zu den Superreichen, das hoch genug wäre um davon sorgenfrei zu leben, und das alle anderen Sozialleistungen ersetzen würde: Arbeitslosenversicherung, Hartz, Sozialhilfe, Altersrente, alle diese würden zugunsten des einheitlichen BGE abgeschafft.

            Das hätte viele (von dessen Befürwortern beabsichtigte) Folgen. Darunter:

            – Erwerbsarbeit wäre keine Notwendigkeit mehr, sondern ein Hobby.
            – Nicht Arbeitnehmer würden sich bei Arbeitgebern bewerben, sondern umgekehrt.
            – Die Arbeitgeber müssten dafür sorgen, dass Arbeitsplätze hinreichend attraktiv gestaltet sind.
            – Löhne und Gehälter wären dagegen niedriger als derzeit

            Das ist bekanntlich nicht unser Status Quo, dieser hat deshalb nichts mit dem BGE zu tun.

            „Die Leute in Südamerika sind jedenfalls immer ganz baff, wenn man erzählt, dass du in Deutschland Geld vom Staat zum Leben bekommst, ohne besondere Gegenleistung“

            Aber nur als Nothilfe und nicht einfach so. Das ist so seit der Erfindung er Sozialhilfe 1961. Klar klingt das toll für Menschen aus Ländern ohne Sozialsystem, aber das ist nicht das Thema der BGE. Dessen Befürworter (zu denen ich wie gesagt nicht gehöre, aus Gründen der Machbarkeit) wollen den Sozialstaatsgedanken auf eine ganz andere Ebene heben.

          • Nein denn HartzIV ist an Bedingungen geknüpft:

            Das was du als Bedingungen aufzählst, würde ich, um es sprachlich abzugrenzen als Bewilligungsvoraussetzungen bezeichnen.
            Eine grundlegende Bedingung hast du bei der Aufzählung übrigens vergessen.
            Als Hartzer hast du gefälligst arbeitswillig zu sein und jeden dir angebotenen Job anzunehmen, sofern er zumutbar ist. Nur dann bekommst du ohne Einschränkungen ALG 2, falls dir keine Arbeitsstelle vermittelt werden kann.

          • Ich kenne einige die hartzen, bewerben sich pro forma und sorgen dafür, dass sie nicht eingestellt werden. Eine ziemlich einfache Übung. Der Punkt ist der BGE würde immer nur dann funktionieren, wenn alle ich würde das sagen „guten Willens“ sind. Schaune wir uns die Gesellschaft und vor allem die Wertschöpfenden Mitbürger an, dann bleiben vielleicht 30%, die Werte schaffen. Wie soll man Mißbrauch vermeiden? Hoffen dass alle es einsehen. Gott ist das eine naive Utopie…

          • Ich bin ganz ehrlich. Nach dem Studium war ich auch 3 Monate auf Hartz IV angewiesen, und ich hätte da auch nicht jeden Job angenommen, nur weil er zumutbar ist. „Zumutbar“ ist halt auch ein absolut dehnbarer Begriff. Theoretisch ist grundlegend jeder Job zumutbar, wäre er das nicht, würde er in Deutschland doch gar nicht angeboten. Ich wurde in der Zeit nicht vermittelt und habe mir eine eigene Arbeit gesucht, aber ich sehe die Arbeitshörigkeit auch nicht als oberstes Gut. Vielleicht ist das auch so urdeutsch, das man glaubt, das Leben bestehe in den Grundfesten aus Arbeit. Das tut es nicht.

        • Unangenehme Arbeiten würden eben wesentlich besser entlohnt werden.

          Das BGE soll meines Wissens auch über indirekte Steuern finanziert werden.

          Mach dich mal auf Wikipedia schlau, bevor du es aburteilst. Es gibt da durchaus durchdachte Konzepte.

          Insbesondere Männer und Konservative haben mit dem Gedanken Probleme, daß ein BGE eben auch enorm viel positive Energie freisetzt, die Leute sich besser und freier fühlen, vielleicht „gerner“ 🙂 zur Arbeit gehen.

          Es gibt ja auch Studien, daß die Leute sich bei weniger Arbeit besser fühlen und gleichzeitig produktiver sind, die Arbeit leichter von der Hand geht – und man eben mehr Freizeit hat.

          Leute sind dann vermutlich auch weniger krank, was die Kassenbeiträge senken würde.

          Gerade Männer und Konservative haben Probleme mit diesem ganzheitlichen Blick. Zumal solche sozialen Innovationen auch in der Vergangenheit mit den immer gleichen paranoiden und autoritären Argumenten verteufelt wurden.

          Ihr habt offenbar in Geschichte nicht richtig aufgepaßt. 🙂

          Es ist schon klar, daß ein Wechsel zu einem BGE ein großer Schritt wäre. Ich habe das beschrieben. Deshalb muß es eben auch zu Beginn bei vielleicht 700 € liegen. Ich halte auch nichts von BGEs in Höhe von 1500 € und dergleichen. Das ist naiv.

          Aber das einzige Problem ist eben die internationale Konkurrenz, nicht das BGE an sich.

          Also, Männers, erhöht mal Eure psychische Intelligenz. Dann versteht Ihr auch besser, was für positive gesellschaftliche Effekte solch ein BGE hätte.

          Ihr hört Euch irgendwie so an wie CDU-Abgeordnete, die im Jahr 2000 im Bundestag schwadronierten, daß Gewalt in der Erziehung unbedingt möglich bleiben müsse, weil man sie ja eventuell in der Verkehrserziehung noch brauche. Heute würden diese Leute vermutlich nicht mehr gegen dieses schlimme Gesetz von Rotgrün stimmen, das elterliche Gewalt verbot.

          Etwas Grundsätzliches: Glaubt Ihr wirklich, wir seien in der gesellschaftlichen Entwicklung am Ende und hätten das Ideal erreicht? Auch in dieser Hinsicht sind Eure Ansichten naiv.

          • Unangenehme Arbeiten würden eben wesentlich besser entlohnt werden.

            Hm interessanter Ansatz. Die Nachfrage nach diesen Jobs ist ja bekannt, also könnte man den Lohn so hoch setzen, bis das Angebot der Nachfrage entspricht. Das heißt der Lohn für solche Jobs ergibt sich aus einer (meist fixen) Nachfrage und dem Widerwillen der Menschen diese Arbeit zu tun. Aber würde das nicht zu Problemen führen, da der Lohn ja vom marktwirtschaftlichen Nutzen abgekoppelt wäre?

          • @ Anorak2

            Gut zusammengefaßt.

            Momentan haben wir eine Art Monarchie oder Diktatur der Konzerne, die sowohl Politik als auch Bürger erpressen. Ein BGE würde das ändern und die übergroße Macht der Konzerne verringern.

            So liefen alle sozialen Innovationen der letzten 200 Jahre.

            Diese Wirtschaftsordnung schadet auch den Konzernen selbst, die immer mehr fusionieren, shareholdern, sozial und ökologisch skrupellos agieren etc., um zu überleben.

            Mit einem BGE müssen Konzerne eben schon mehr bieten als diese skrupellose Unternehmenskultur, damit Arbeitnehmer da auch arbeiten wollen.

            Ein BGE ist im Grunde so etwas wie die Abschaffung des Frondienstes, im übertragenen Sinne und natürlich auf einem höheren Freiheitslevel.

            Man sollte nicht so tun, als sei das heutige Entwicklungslevel unserer Gesellschaften der Weisheit letzter Schluß.

            Letztlich geht es darum, daß wir uns von der Marktideologie emanzipieren – ob das dann irgendwann in einem BGE resultiert, ist zweitrangig.

          • @Anne Nühm: Nee wieso? Die BGE-Befürworter erwarten wie gesagt, dass Unternehmen sich mehr anstrengen müssen um MA zu finden, aber dass sie als Ausgleich den Vorteil bekommen dass Löhne und Gehälter sinken, weil:

            – Die Unternehmen haben höhere Kosten für die attraktivere Arbeitsplatzgestaltung, und können daher weniger Lohn zahlen ob sie wollen oder nicht.
            – Die Mitarbeiter brauchen das Gehalt aber nicht mehr zum Überleben sondern nur noch für „Luxuskonsum“, können also ohne gravierende Nachteil für sich niedrigere Bezahlung akzeptieren, und werden auch bereit sein das zu tun wenn dafür eine abwechslungsreiche und Selbstverwirklichung versprechende Tätigkeit winkt.

          • Ja, um überhaupt ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, müssen sich die Unternehmen anstrengen, was bedeutet, dass ihre Kosten unabsehbar steigen werden, so dass sie international nicht mehr konkurrenzfähig sein werden.

            werden auch bereit sein das zu tun wenn dafür eine abwechslungsreiche und Selbstverwirklichung versprechende Tätigkeit winkt

            Da habe ich nicht nur gelinde Zweifel. Vielleicht finden sich einzelne, die tatsächlich bereit sind, für geringere Bezahlung zu arbeiten. Wer nur als Hobby arbeitet, lehnt es eher ab, auch unbeliebte Tätigkeiten (die es in jedem Job gibt, aber trotzdem unabdingbar sind) auszuüben, und wenn ihm was nicht passt, kündigt er halt. Da fehlt jede Verlässlichkeit.

            Großunternehmen und Konzerne kratzt das alles eher wenig. Die ziehen sich ggf. ins Ausland zurück. Aber der Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, hält das nicht aus.

            Und was ist mit all den notwendigen Arbeiten, die eben nicht eine „abwechslungsreiche und Selbstverwirklichung versprechende Tätigkeit“ sind, sondern (körperlich) anstrengend, gefährlich, dreckig oder sonst enorm stressig?
            Wer hält die kritische Infrastruktur am Laufen, wenn es doch so viel angenehmer ist, Permaurlaub auf Balkonien zu machen?

          • Ich halte die Erwartungen an ein BGE für völlig überzogen. Auch wenn unsere Sozialhilfe jetzt nicht mehr so bedingungslos ist wie vor Hartz IV, muss auch jetzt schon niemand mehr fürchten, zu verhungern. Die soziale Sicherheit, die das BGE verspricht, ist größtenteils bereits da. Vor HARTZ IV war sie sogar noch größer: Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber gab es damals nicht nach bis zu drei(!) Jahren Arbeitslosengeld bei fortwährender Arbeitslosigkeit die Arbeitslosenhilfe in Höhe von 57% vom letzten Einkommen, zeitlich unbefristet? Das bedeutete, eine entsprechende Erwerbsbiographie vorausgesetzt, wohl sogar noch mehr soziale Sicherheit als ein BGE.

            Je nach Ausführung eines BGE sänke die soziale Sicherheit ja übrigens auch jetzt noch: 700 € im Monat statt ALG I wäre für viele Arbeitslose ein Verlustgeschäft.

            Generell wird mir die Gefahr, dass der Wegfall von Sozialleistungen, der mit der Einführung eines BGE einhergehen soll, zu größerer sozialer Unsicherheit bei den sozial Bedürftigsten Ärmsten führt, von den BGE-Befürwortern nicht ausreichend diskutiert. Was ist denn bitte gewonnen, wenn ein Millionär und ein Schwerbehinderter beide 700 € im Monat erhalten, der Schwerbehinderte aber einen erheblich höheren Bedarf hat?

            Denn darauf läuft BGE doch hinaus: Sozialleistungen vom Bedarf zu entkoppeln. Das aber klingt weder für den Konservativen, noch den Liberalen oder den Sozialisten in mir vernünftig.

            Von der Machbarkeit will ich nicht lange reden. Auch da habe ich Vorbehalte. Nicht, weil ich ein BGE prinzipiell nicht für machbar hielte, sondern in seinen ökonomischen Konsequenzen für schwierig abschätzbar.

          • @anorak2

            wenn dafür eine abwechslungsreiche und Selbstverwirklichung versprechende Tätigkeit winkt.

            Das ist mMn eines der großen Probleme des BGE. Die wenigsten Tätigkeiten sind nun mal sinnstiftend.

          • @Renton „Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber gab es damals nicht nach bis zu drei(!) Jahren Arbeitslosengeld bei fortwährender Arbeitslosigkeit die Arbeitslosenhilfe in Höhe von 57% vom letzten Einkommen, zeitlich unbefristet? Das bedeutete, eine entsprechende Erwerbsbiographie vorausgesetzt, wohl sogar noch mehr soziale Sicherheit als ein BGE.“

            Ist alles richtig. Deswegen bin ich auch kein Befürworter des BGE, sondern des Status Quo ante (dh ALG
            alter Form + Alhi + Sozhi für alle die kein Einkommen haben, einschl. denen die erklärtermaßen nicht arbeiten wollen), einfach weil wir wissen dass es bezahlbar ist, weil wir die Gesetze und Infrastruktur leicht wiederbeleben können, und weil es erwiesen ist dass es sozial segensreich wirkte.

          • @Renton PS Wo kommt die Zahl 700 EUR her? Ich bin ja wie gesagt kein BGE-Anhänger, aber wenn ich einer wäre würde ich ein Mindesteinkommen fordern das mehr als nur das nackte Existenzminimum unter ärmlichen Bedingungen absichert. Also ca. 1000 pro Nase bei heutiger Kaufkraft. Ein BGE am Existenzminimum oder gar noch tiefer wäre Volksverarsche.

          • @anorak2

            Die 700 € hatte ich ad hoc von weiter oben übernommen. Man könnte auch die 1500 € von oben einsetzen, das ändert wenig bis nichts an meinen Überlegungen.

          • Deshalb muß es eben auch zu Beginn bei vielleicht 700 € liegen. Ich halte auch nichts von BGEs in Höhe von 1500 € und dergleichen. Das ist naiv.

            Zu wenig.
            Der Mensch soll ja nicht nur dahinvegetieren, sondern leben und etwas konsumieren können.
            Bei 1100,-€ netto könnte ich im Grunde auch genau so gut zu Hause bleiben, weil die Spritkosten für die Fahrten von und zur Arbeit jedes Plus an Einkommen gegenüber Hartz-IV, gleich wieder auffressen.
            Ist aber ein gutes Beispiel, wie toll der Ökowahn der Linken und insbesondere Grüninnen funktionieren würde. Denn für mich ist das Auto unverzichtbar.

          • @ Renton

            „Von der Machbarkeit will ich nicht lange reden. Auch da habe ich Vorbehalte. Nicht, weil ich ein BGE prinzipiell nicht für machbar hielte, sondern in seinen ökonomischen Konsequenzen für schwierig abschätzbar.“

            Das entspricht meiner Meinung zu dem Thema. Wir sehen ja, dass eigentlich ein BGE unter 1000 € quasi nicht vermittelbar wäre, weil es selbst für Arbeitslose unter Umständen sogar eine Verschlechterung darstellen würde. Und dann wird immer nur über die Finanzierbarkeit diskutiert… Naja, wenn wir mal 1000€ für jeden Bürger ab Geburt einrechnen, würde uns das BGE alleine etwa das doppelte des aktuellen Bundeshaushaltes gesamt kosten (und damit meine ich nur die direkten Kosten; Verwaltungsaufwände sind da noch nicht mal eingepreist). Schwierig, da realistische Einstiegsfinanzierungen über Einsparungen vorhandener Staatsausgaben hinzubekommen…

            Aber was mir immer wieder fehlt, ist die Überlegung, was passiert, wenn der Staat gigantische Summen in den Markt pumpt? Es wurden ja bereits durchaus realistische Bedenken geäußert, was es mit den Menschen macht. Die wenigsten Jobs eignen sich als Hobby oder zur Selbstverwirklichung, müssten aber nichtsdestotrotz erledigt werden. Es ist dann natürlich leicht gesagt, dass Arbeitgeber dann eben die Angebote attraktiver machen müssten, aber was bedeutet das im Allgemeinen? Arbeit würde teurer. Die Mehrkosten müssten irgendwo wieder reinkommen. Wir haben also gigantische Summen an Geld, die mal eben in den Markt gekippt werden und auf der anderen Seite eine Verteuerung von Arbeit einhergehend mit dadurch steigenden Preisen. Die 1000 € würden wahrscheinlich sehr schnell nicht mehr annähernd für das reichen, was sie erreichen sollten und müssten erhöht werden. Ein Schelm wer da einen Teufelskreis erahnt. Mönsch, wenn es doch nur ein Wort gäbe, mit welchem man derlei Volkswirtschaftliche Prozesse benennen könnte, wenn man sich von einem fixen Geldbetrag in rapider Weise immer weniger leisten kann… 😉

            Da hängt nach meiner Meinung sehr viel dran, was sich kaum absehen lässt.

            Als Notwendigkeit für eine BGE wird oft und meiner Meinung nach berechtigt darauf hingewiesen, dass durch Digitalisierung und Maschinisierung immer mehr Arbeit bereits jetzt und wohl noch viel mehr in Zukunft wegfallen wird und wir sehen müssen, wie wir eine Gesellschaft erhalten, in der jeder in Menschenwürde leben kann. Meine Meinung: dies wird man nicht hinbekommen, indem man gedanklich nicht weiterspringt, als einfach nur auf Basis des Status Quos unserer Gesellschaft als Idee vorbringt „na dann kriegt halt einfach jeder Money for Nothing und wer Lust hat, kann sich durch die noch für Menschen zur Verfügung stehenden Arbeiten was dazuverdienen“. Vor genanntem Hintergrund wird ein System auf Basis eines Tauschmarktes mit einer Geldwährung als wertfixem Tauschgegenstand nicht funktionieren, weil sich die mit diesem Tauschmarkt verbundenen Marktlogiken nicht so einfach überwinden lassen. Eine Idee für eine Alternative kann ich hier auch nicht einfach aus dem Ärmel schütteln; wenn das so leicht wäre, wären bestimmt schon andere Leute, die weit schlauer sind als ich, drauf gekommen. Zumindest auf was schlaueres als einfach nur „Unsummen an Geld in den Markt pumpen“, was ich persönlich für die so ziemlich dümmstmögliche Idee halte.

          • @ Billy Coen

            Sehr richtig, Herr Kollege 😉

            Ich empfehle übrigens immer, volkswirtschaftlich lieber in realen Größen zu denken als in monetären. Dann wird schnell klar, dass ein BGE die ökonomische Basis bedroht, auf der es steht. Wenn jeder, der bisher arbeitet, sagt: „Da ich jetzt 1.000 € BGE im Monat bekomme (plus x mal tausend für meine Kinder), werde ich jetzt für einen Tausender weniger arbeiten“ (also, weniger Arbeit verrichten, nicht gleich viel weiter arbeiten für 1.000 € weniger!), fehlen jeden Monat Waren und Dienstleistungen im Wert von 40 Millionen x 1.000 € = 40 Milliarden Euro, oder grob eine halbe Billion Euro im Jahr. Diesen Effekt kann man nicht vernachlässigen. Dabei ist es dann auch vollkommen egal, ob das Geld gedruckt wird oder über Steuern (von wem? Wie hoch für den einzelnen? Steuern mindern das verfügbare Einkommen, auch wenn es BGE heißt – aus 1.000 € werden so schnell deutlich weniger) eingesammelt wird: Die Gesamtmenge der für das vorhandene Geld verfügbaren Waren und Dienstleistungen verringert sich.

            „…dass durch Digitalisierung und Maschinisierung immer mehr Arbeit bereits jetzt und wohl noch viel mehr in Zukunft wegfallen wird“

            Das nennt sich Produktivitätsfortschritt und ist an und für sich ein Grund zum Jubeln, nicht zum Jammern. Die Frage ist, wie man die Menschen versorgt, deren Arbeitsplätze weggefallen sind. Im Prinzip könnte die Gesellschaft ihnen ihr bisheriges Gehalt voll weiter bezahlen: Wenn die Menschen vor dem Wegfall ihrer Arbeitsplätze nichts Produktives mehr zur Gesellschaft beitrugen, weil ihr Arbeitsplatz überflüssig geworden war, spricht gesamtwirtschaftlich nichts dagegen, ihnen auch nach dem Wegfall das gleiche Gehalt wie vorher zu bezahlen: Der volkswirtschaftliche Output bleibt der gleiche. Die dümmste „Lösung“ wäre, die Menschen sich selbst zu überlassen; dann muss man sich nicht wundern, wenn die schlesischen Weber irgendwann den Aufstand proben.

            Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass der Fortschritt der Produktivität einerseits zu weniger Arbeit in Form von Arbeitszeitverkürzung führt, und dass auf der anderen Seite durch den technologischen Wandel stets neue Arbeitsfelder hinzugekommen sind. Die Befürchtungen und Prognosen „Wenn es so weitergeht, hat in 50 Jahren kaum noch einer Arbeit“, haben sich jedenfalls noch nie bewahrheitet. Im letzten Jahrhundert sind in Deutschland eine Reihe von Wirtschaftsbereichen weggebrochen, Textilindustrie und Kohlenbergbau, um nur zwei zu nennen, und trotzdem gibt es noch genug zu tun – im Maschinenbau, dem Dienstleistungsgewerbe, der IT etc.

          • @Billy
            „Mönsch, wenn es doch nur ein Wort gäbe, mit welchem man derlei Volkswirtschaftliche Prozesse benennen könnte, wenn man sich von einem fixen Geldbetrag in rapider Weise immer weniger leisten kann…“

            Ja, nur so ginge das mit dem BGE: mit INFLATION. Also wenn der Staat das BGE ohne dies zu „refinanzieren“ (durch Steuern oder Verschuldung) aus der hohlen Hand („out of thin air“) bezahlt. Das macht jede Bananenrepubik so und das Resultat wäre eine schneller wachsende Kluft zwischen Arum und Reich.
            Bei Gegenfinanzierung (absolut notwendig im Euro-System) würde die Kluft noch viel stärker wachsen, ein BGE würde zur rapiden Verarmung der Armen führen.
            Das BGE ist völlig unsozial, im Eurosystem geradezu antisozial.

          • „Das nennt sich Produktivitätsfortschritt und ist an und für sich ein Grund zum Jubeln, nicht zum Jammern. “

            Tu ich ja nicht. 😉

            Es ist halt nur etwas, womit man sich auseinandersetzen muss, wenn vor allem Arbeiten für eher gering Qualifizierte vermehrt wegfallen. Und ja, die wirklich absolut schlechteste Lösung wäre, sich über diese Leute gar keine Gedanken zu machen; diese Option habe ich aber eher direkt ausgeschlossen, weil ich sie für nicht realistisch halte als eine tatsächlich mehrheitlich präferierte und umgesetzte Option – und ich hoffe, dass ich da nicht zu blauäugig in meiner Bewertung der Menschheit bin…

            Zum Thema des Produktivitätsfortschritts und warum es keinen Sinn macht, den immer nur zu verteufeln als „Arbeitsplatzkiller“, da hatte ein Berufsschullehrer ganz einfach als Beispiel die Erfindung von hydraulischen Kipplastern. Bevor es die gab, wurden Ladeflächen von Lastern noch von Hand abgeladen. Heißt, da standen vier Männer mit Schaufeln nen halben Tag auf der Ladefläche und haben die Tonnen von Kies oder was auch immer runtergeschaufelt. Ein Kipplaster erledigt dieselbe Arbeit in einer Minute und alles, was es braucht, ist ein Fahrer, der nen Knopf drückt oder Hebel umlegt. Dadurch ist faktisch an Baustellen eine nicht unerhebliche Menge von Arbeitsvolumen weggefallen, aber – wenn man mal ehrlich ist – auch eine Arbeit, die ums Verrecken keiner machen wollen würde… 😀

          • „Tu ich ja nicht.“

            Wollte ich Dir auch nicht unterstellen. Ich plaudere bei dem Thema gerne vor mich hin, weil’s eins meiner Interessengebiete ist 🙂

      • @Blue Jaw
        „Ich bin vermutlich das faulste Aas des ganzen Blogs, aber nein, dagegen.“

        Vermutlich, weil du instinktiv kapiert hast, dass – sind alle erst mal auf BGE – dann auf allgemeinen Arbeitszwang umgeschaltet wird! 😉

        • Du vergisst die Gier der Menschen. So funktioniert ja auch euer heiliger Kapitalismus.
          Mehr, mehr und immer mehr.

          Es gibt aber tatsächlich Menschen, die gerne arbeiten gehen, einerseits natürlich um mehr Geld zur Verfügung zu haben, andererseits, weil zu arbeiten auch positive Effekte auf die menschliche Psyche hat.
          Und ausgerechnet viele der angeblich ach so arbeitsscheuen Hartz-IV-Empfänger gehören dazu.

          • Also unser Sohn, sollte mal sich ein wenig Geld durch Rasen mähen verdienen. Seine Antwort war, ich brauche das Geld nicht. Und da war er ca. 14. BGE funktioniert einfach nicht, weil die zugrunde liegenden Annahmen schon utopisch sind.
            Warum soll ich mich für die Gemeinschaft abstrampeln? Was soll meine Motivation sein, wenn ich doch bequem auch ohne leben kann.

  3. Es ist einfach: Diese Art von „Argumentation“ ist eine

    Association Fallacy https://en.wikipedia.org/wiki/Association_fallacy , hier speziell ein
    Ad hominem https://en.wikipedia.org/wiki/Ad_hominem

    Dies feststellen, dem Argumentationsgegner erklären warum das keine gültigen Argumente sind, und er gefälligst seine Behauptung X zu belegen hat. Möglichst so dass auch Außenstehende das mitverfolgen können. Wenn der Argumentationsgegner bei seinen Vorwürfen bleibt und seine eigene Behauptung nich belegt, die Diskussion abbrechen, weil es sich offensichtlich um einen Idioten handelt.

    Wenn alle so handeln würden, wäre viel gewonnen.

  4. „Ich verstehe nicht, wieso.“

    Leute, die sich mit persönlichem Grundeinkommen einrichten würden, wären vom Staat abhängig. Wozu ihnen noch Rechte einräumen, wen sie keine Pflichten mehr übernehmen?
    Früher war Wahlrecht auch an bestimmte Bedingungen gekoppelt, zBsp. gesellschaftlicher Status, Wehrdienst. Das könnte dann wiederkommen.

  5. „Leute, die sich mit persönlichem Grundeinkommen einrichten würden, wären vom Staat abhängig.“

    Du bist immer von irgendwem abhängig, deswegen ist das irgendwie ein Nullargument. Ein auf gesicherter gesetzlicher Grundlage fließendes regelmäßiges Einkommen ist aber defnitiv weniger bedrückend als die permanente unausgesprochene Drohung mit Arbeitslosigkeit, oder die Abhängigkeit von stets schwankenden Kundenströmen.

    „Wozu ihnen noch Rechte einräumen, wen sie keine Pflichten mehr übernehmen?“

    Hä? Wir reden von sowas wie einer Rente, nur für alle statt für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Sind Rentner entmündigt? Deine Einwände klingen irgendwie neoliberal.

    • „neoliberal“ ist ja zum Glück so gar kein Nullargument.
      Im Übrigen hoff ich doch schwer, dass du in deinem obigen Beitrag, wo du so wortreich „ad hominem“ beklagst, mit „Idiot“ nicht mich gemeint hast.

      • „Neoliberal“ müßte eigentlich „pseudo-“ oder „hyperliberal“ heißen.

        Denn es ist ein perverser Freiheitsbegriff, der dahinter steht und vor allem die „Freiheit“ der Konzerne meint, was häufig Unfreiheit für viele Menschen bedeutet. Es gibt eine Dialektik der Freiheit.

        „Freiheit“ ist ein abstrakter Begriff, den man erheblich mißbrauchen kann, wie das gerade in den USA häufig geschieht. Entscheidend ist, wie es konkret in einer Gesellschaft aussieht.

        PS: An alle. Ein BGE ist kein Sozialismus oder dergleichen, sondern bedeutet lediglich eine erwünschte Schwächung des Markt- bzw. Konkurrenzprinzips.

        Aus der simplen Einsicht heraus, daß wir es mit der Konkurrenz übertreiben.

        Auch mit einem BGE bleibt eine Marktwirtschaft eine Marktwirtschaft, nur eben weniger autoritär.

        Daß das ein realpolitisches und internationales Problem ist, steht auf einem anderen Blatt. Daher muß ein BGE eben zunächst auch möglichst gering sein, und möglichst viele andere Länder müßten mitmachen.

        Das war bei den früheren sozialen Innovationen nicht anders.

      • „„neoliberal“ ist ja zum Glück so gar kein Nullargument.“

        Es ist nur die Zusammenfassung von dem was du vorher sagtest: Du malst die Folgen staatlicher Sozialleistungen in düstersten Farben (obwohl die Bevölkerungsmehrheit darin einen Segen erblickt), tust aber gleichzeitig so als seien die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber keine Gängelung, und gehst nicht darauf ein dass es das Ziel des BGE sein soll genau diese abzumildern oder ganz abzuschaffen.

        Diese Dämonisierung des Staates und Verniedlichung kapitalistischer Lohnarbeit kenn ich aus der neoliberalen Debatte der 2000er Jahre, und sie hängt mir ein bisschen zum Hals raus. Ich habe keine Lust mich damit länger aufzuhalten. Das ist was ich ausdrücken wollte.

  6. Du hast nichts zu melden, weil du der Falsche bist: das ist eher der Normalzustand der Menschheit. Die grosse singuläre Ausnahme ist die rationalistische Kultur „der Weissen“, die jetzt aber als grundsätzlich „rassistisch“ diffamiert wird, um ihr den Garaus zu machen. Geht es noch verlogener und verdrehter? Kaum vorstellbar.

    Man muss sich das mal klarmachen, diese vollkommene Selbstverleugnung ist die herrschende Meinung in den akademischen Elfenbeintürmen der westlichen Elite-Unis. Der pure Antiintellektualismus herrscht und das als Ergebnis einer jahrzehntelangen, freien Entwicklung. Trotz (und gerade wegen?) des Bewusstseins, man müsse sich vor allem Abgleiten ins Undemokratische, Totalitäre in Acht nehmen. Und jetzt passiert es tatsächlich und keinen, der sich in relavanter Position befindet, stört sich daran.

    Ist der Mensch eben doch nichts anderes geblieben als eine Horde dummer Affen? 😉
    Ne, natürlich nicht, so könnte ich hier nicht sowas tippen 🙂

  7. @Anne Nühm

    Und was ist mit all den notwendigen Arbeiten, die eben nicht eine „abwechslungsreiche und Selbstverwirklichung versprechende Tätigkeit“ sind, sondern (körperlich) anstrengend, gefährlich, dreckig oder sonst enorm stressig?
    Wer hält die kritische Infrastruktur am Laufen, wenn es doch so viel angenehmer ist, Permaurlaub auf Balkonien zu machen?

    Vielleicht solltest du einfach mal die Beiträge lesen.

    Herzlichen Glückwunsch zu deiner paranoiden, ökonomistischen Haltung. Mit genau dieser Haltung haben Konservative und Liberale die vergangenen 200 Jahre versucht sozialen Fortschritt zu verhindern.

    Was glaubst du, wie Konservative früher dahergeredet haben?

    Du vertrittst die Haltung „Bitte alles so krank und destruktiv lassen, wie es ist“, denn wir haben eventuell Nachteile, wenn wir da etwas ändern.

    Die sozialen Verbesserungen der letzten 200 Jahre haben die Unternehmen auch einiges gekostet. Es war aber gut für die Gesellschaft. Und andere Gesellschaften haben dies eingesehen und ähnlich gehandelt.

    Bin immer wieder fassungslos, wie zynisch Menschen sein können und die etablierten Verhältnisse stützen.

    Die internationale sogenannte „Konkurrenzfähigkeit“, die du ansprichst, ist eine Konkurrenzfähigkeit basierend auf Inhumanität. Das war schon vor 200 Jahren so. Und Leute wie du haben den sozialen Fortschritt verhindert.

    Das BGE (und andere gesellschaftliche Verbesserungen wie z.B. Militärabbau) wird kommen, wenn eine gewisse kritische Masse die nötige psychische Gesundheit mit sich bringt.

    Hier wird dir geholfen: http://alice-miller.com/de

    • Darauf wurde in den Beiträgen bereits eingegangen. Die Arbeiten müßten besser entlohnt werden, was eben auch eine größere Anerkennung für „echte“ Arbeit bedeutet.

      Ein BGE bedeutet, daß man als Arbeitnehmer mehr Freiheiten hat, ethisch fragwürdige, stumpfsinnige oder aus welchen Gründen auch immer unangenehme Arbeiten abzulehnen.

      Die gegenwärtige Gesellschaft ist ein Sklave der Ökonomie. Und Konservative und Liberale arbeiten am besten mit den Sklavenhaltern zusammen. Und werden dafür auch mitunter fürstlich entlohnt. 🙂

      Die ganze Geschichte der letzten 200 Jahre ist eine Geschichte der Emanzipation der Gesellschaft von der Ökonomie. Wir sind also heute schon wesentlich weniger Sklave der Ökonomie als zu Marxens Zeiten, was an den vielen sozialen und ökologischen Regulierungen liegt, die zwischenzeitlich erkämpft wurden.

      Aber diese Entwicklung geht weiter.

      • Darauf wurde in den Beiträgen bereits eingegangen. Die Arbeiten müßten besser entlohnt werden, was eben auch eine größere Anerkennung für „echte“ Arbeit bedeutet.

        Was ist „echte“ Arbeit? Ein hochspezialisierter Ingenieur leistet auch echte Arbeit. Nur hat diese eben einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen im Gegensatz zum Job einer Reinigungskraft, den aber vielleicht kaum einer machen will. Und beim Arbeitsmarkt handelt es sich eben um einen klassischen Markt, wo eine hohe Nachfrage an Ingenieuren auf ein begrenztes Angebot trifft, und eine wahrscheinlich auch hohe Nachfrage an Reinigungskräften aber auf ein sehr viel größeres Angebot trifft. Dementsprechend verdient der Ingenieur auch deutlich mehr. Wenn man jetzt ein BGE einführt, müsste der Lohn der Reinigungskraft so hoch sein, bis sich genung Leute finden, sodass das Angebot der Nachfrage entspricht. Das heißt der Lohn für solche Jobs ergibt sich aus einer (meist fixen) Nachfrage und dem Widerwillen der Menschen diese Arbeit zu tun, der widerum durch Geld kompensiert wird. Aber würde das nicht zu Problemen führen, da der Lohn ja vom marktwirtschaftlichen Nutzen und vom Leistungsprinzip abgekoppelt wäre? Das klingt schwierig. Dass Menschen von ihrer Arbeit leben können müssen ist klar, aber ich würde da eher den Mindestlohn anheben. Denn beschissene Jobs werden immer beschissen sein, egal wieviel Geld man dafür bekommt. Und wenn man das BGE so hoch machen würde, dass Leute wirklich gut davon leben können, dann wird diese Jobs niemand machen, obwohl sie gemacht werden müssen.
        Das sind auf jeden Fall sehr interessante, aber auch komplexe Gedankenspiele. Zu komplex, um das hier ausführlich zu diskutieren. Generell bin ich aber der Meinung, dass es kein Recht auf Selbstverwirklichung durch Arbeit gibt. Das sollte man besser neben dem Job machen.

        • „Aber würde das nicht zu Problemen führen, da der Lohn ja vom marktwirtschaftlichen Nutzen und vom Leistungsprinzip abgekoppelt wäre?“

          Mir scheint, hinter dieser Frage steckt die Vorstellung eines quasi naturgesetzlich angemessenen („marktwirtschaftlichen“) Lohnes. Den gibt es nicht. Was ist der marktwirtschaftliche Nutzen von Altenpflege? Von Fussballspielen? Curling? Was bedeutet überhaupt „marktwirtschaftlicher Nutzen“? Welcher Lohn ist angemessen für einen Croupier im Kasino? Für einen Angestellten des weit größeren Kasinos „Finanzmarkt“? Wie vergleicht man Leistung?

          Löhne sind unterm Strich Ausdruck eines Machtverhältnisses unter gegebenen Bedingungen. Soziale Einrichtungen verschieben dieses Machtverhältnis hin zu den ökonomisch weniger Potenten. So einfach ist das.

          • Machtverhältnisse sind ein leerer Begriff mit dem man alles und nichts erklären kann. Wie soll man damit zu empirisch belastbaren Aussagen kommen? Warum z.B. soll der Ingenieur über mehr Macht verfügen als die Reinigungskraft?

          • Hast Du doch geschrieben: Weil das Verhältnis von Nachfrage zu Angebot für sie günstiger ist.
            Darüberhinaus sind ihre Brötchengeber wirtschaftlich potenter. Potenz = Macht.

            „Wie soll man damit zu empirisch belastbaren Aussagen kommen?“
            Das ist doch gerade der Witz: Die Empirie zeigt, dass das Treten eines Balles mit dem Fuß besser entlohnt wird als das Werfen eines Balles mit der Hand. Obwohl es da vor 80 Jahren noch keinen Unterschied gab, und es sich auch in verschiedenen Ländern unterschiedlich verhält – vgl. z.B. Fußball und Basketball hier und in den USA.

          • Habe ich nicht geschrieben, ich bin nicht mispel. Wenn man wirtschaftliche Potenz mit einem günstigen Verhältnis von Angebot und Nachfrage gleichsetzt, dann sind Machtverhältnisse in dieser Situation nur ein anderes Label für Marktlohn.

            Es gibt keinen objektiven Wert. Wert ist, was die Kunden bereits sind zu zahlen. Was ihre subjektive Entscheidung ist. Darum ist es auch nicht verwunderlich dass Leistungen in verschiedenen Sportarten je nach Kulturkreis unterschiedlich bezahlt werden.

          • „Habe ich nicht geschrieben, ich bin nicht mispel.“

            Ups, Verzeihung.

            „Wenn man wirtschaftliche Potenz mit einem günstigen Verhältnis von Angebot und Nachfrage gleichsetzt, dann sind Machtverhältnisse in dieser Situation nur ein anderes Label für Marktlohn.“

            Damit kann ich mich anfreunden. Worauf ich hinaus will ist jedenfalls, dass es nicht „den richtigen“ Preis/Lohn gibt im Sinne von „marktwirtschaftlichem Nutzen“ oder „Leistungsprinzip“ gibt. Und ich glaube, Du meinst dasselbe, wenn Du davon sprichst, dass es keinen „objektiven Wert“ gibt.

      • „Die ganze Geschichte der letzten 200 Jahre ist eine Geschichte der Emanzipation der Gesellschaft von der Ökonomie. Wir sind also heute schon wesentlich weniger Sklave der Ökonomie als zu Marxens Zeiten, was an den vielen sozialen und ökologischen Regulierungen liegt, die zwischenzeitlich erkämpft wurden.“

        Das liegt wohl mehr am technischen und ökonomischen Fortschritt, der inzwischen stattgefunden hat.

        Was soll eigentlich gerecht daran sein, wenn man mit seinem harterarbeiteten Geld für jene aufkommen muss, die zwar für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen könnten, sich aber freiwillig dafür entscheiden, von dem zu leben was andere erwirtschaften? Darauf läuft das BGE hinaus.

        • Ja, das sehe ich ähnlich. Was soll meine Motivation sein, für die Gemeinschaft zu arbeiten? Womit motiviert man Leistungserbringer, von denen es heute immer weniger gibt. Woaus besteht mein Vorteil? Das hat mir noch keiner der BGE befürworter beantwortet.
          Der eingebaute Optimierungslgorithmus würde mit einem M;inimum an Aufwand verusuchen das Optimum herauszuholen. Und das ist immer zu meinem Wohl und nicht der Gemeinschaft. Die kann mich mal.

  8. Habe das möglicherweise in den früheren Kommentaren übersehen. Ist aber das gleiche Prinzip wie beim Kaffkatrapping [https://allesevolution.wordpress.com/2015/08/20/kafkatrapping-die-schuld-ersetzt-das-argument/]: Entweder du bist schuldig, weil du es zugibst (schlimm) oder du bist schuldig, weil du es leugnest (schlimmer).
    Wie überall sonst: Entweder sichtbare Aggression oder unsichtbare Mikro-Aggression, entweder Sexismus oder versteckter Sexismus. Kann man überall machen. Wer so denkt, kann dumm sein wie Bohnenstroh, aber er hat das Gefühl, klüger zu sein als die anderen, denn er erkennt, was die anderen übersehen.
    Und ja, man kann was dagegen tun …

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