166 Gedanken zu “Selbermach Mittwoch 16 (08.07.2015)

  1. Hemmungslose Eigenwerbung:

    Liebe Studierende & Studierendinnen

    Klingt komisch – wieso eigentlich? Es gibt doch, für Alle, die “Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen”-Phrase, welche die Politik tagtäglich auf Menschen, und als Monstrum formuliert, auf jeden Menschen hernieder prasseln lässt.

    Und Sprache ist doch angeblich so flexibel, dass man sie nicht wachsen lassen kann, sondern Wucherungen “Top-Down” implementieren muss.

    https://emannzer.wordpress.com/2015/07/06/liebe-studierende-studierendinnen/

    • Liebe Menschinnen und Menschen
      Liebe Deutschinnen und Deutsche
      Liebe Leutinnen und Leute
      Liebe Hebamminnen und Hebammen
      Liebe Personinnen und Personen
      Liebe Profxinnen und Profxe
      Liebe Kosumenten und Konsumerpel

      • Liebe Männer und Männinnen, …

        Und wenn Du jetzt lachst, dann an der falschen Stelle 😀

        Denn „Männinnen“ gibt es wirklich.
        „Amtmann“ ist eine offizielle Bezeichnung. Und als Frauen diese Funktion einnahmen, mutierten sie zur „Amtmännin“, nicht zur Amtfrau.

  2. Seit zwei Tagen freue ich mich diebisch auf deen Mittwoch. Ich hab euch was zum lachen mitgebracht. Bei der emma weiss eine sissy folgendes über „studierte frauen“ zu berichten (Bitte nehmt euer Getränk aus der Hand und stellt es neben euch):

    „Bitte nicht böse sein, aber meine Erfahrung zeigt, dass gerade studierte Frauen die gehorsamsten Frauen gegenüber Männern im Patriarchat sind. Ist das im Studium vielleicht (unbewusst) indoktriniert? Oder kann nur eine Frau im Patriarchat studieren, die dem Mann gehorsam ist? Durch Whistleblower ist bekannt, dass die meisten Universitätsprofessoren sich in Bruderschaften befinden, die den dogmatischen Religionen angebunden sind wie Opus Dei, Jesuiten und Hochgradfreimaurer. Ich will jetzt nicht ausweiten, was heimlich in diesen Bruderschaften gegenüber Frauen geschieht – das ist absolut furchtbar und gewalttätig! Suchen die Männer sich wirklich starke Frauen zum Studieren aus oder die, die gerne den Phallus bedienen? Wir leben im Patriarchat und da kommen ganz bestimmt ganz bestimmte Frauen nach oben.“

    http://www.emma.de/artikel/ask-alice-steh-ich-auf-den-falschen-maennertyp-330299

    • LOL

      Auch gut:

      „mache gerade meinen Master im Bereich Jura und Management. Ich werde als starke Frau bezeichnet, die alles hinbekommt.“
      [..]
      „Ich bin mir immer sehr unsicher, ob ich mich tatsächlich an diese Männer binden möchte, da sie mir eigentlich nicht gut genug sind.“

      Die unendliche Geschichte…

      Ich hab da meist ein bißchen Mitleid.

    • schon interessant. aber heute Nacht werde ich wohl wieder Alpträume haben, weil ich dieses ekelhafte „romika“-gegrinse der A.S. angucken musste 😉

    • Du meine Güte, diese Sissi ist (wenn das kein Fake ist) wirklich ein krasser Fall. Die glaubt bestimmt auch an UFOs und Vampire, sieht man ja dauernd im TV.

      Andererseits ist das kein Einzelfall, in mehr oder weniger ausgeprägter Form habe ich den Glauben, daß Männer in Seilschaften kungeln und die armen Frauen austricksen, schon etliche Male erlebt. Und das ist mMn auch kein Zufall: wenn die feministische Propaganda ständig mit abstrakten soziologischen Begriffen wie „Patriarchat“ oder „strukturelle Diskriminierung“ arbeitet, dann versucht jeder, sich das in Form konkreter Strukturen zu veranschaulichen, und voila haben wir tollsten Verschwörungstheorien.

      Wenn nur einige durchgeknallte Kommentatorinnen bei der Emma wie diese Sissi von diesem Aberglauben befallen wären, könnte man das einfach ignorieren. Ich fürchte nur, bei einer Frau Schwesig und einigen anderen gesetzgebenden Damen in hochrangigen politischen Machtpositionen sieht das keinen Deut besser aus.

      Nicht zu reden von der feministischen Standpunkttheorie in den Gender Studies, mit deren Hilfe man die Konstruktion von Verschwörungstheorien als „Wissenschaft“ ausgeben kann.

  3. Die neuen Entwicklungen in Sachen GamerGate hätten auch bei dem „Expertinnen“-Artikel reingepasst, aber ich bringe sie mal hier, damit sie hoffentlich mehr Leute mitbekommen.

    Die SPC (Society of Professional Journalists) hält ja in Kürze eine Podiumsdiskussion zum Thema, bei der offen gesprochen und die Gesamtsituation dargelegt werden kann. Viele Gatoren misstrauen der Sache, weil im Vorfeld schon wieder hauptsächlich über Belästigung und nicht über Ethik gesprochen wird, man also gleich in der Defensive beginnt, aber es ist die erste Chance für die Bewegung, mal öffetlich gehört zu werden. Die SPC hat beide Seiten gebeten, Vertreter zu schicken, GG wählte die ihren aus (zu meiner Freude ist auch mein Favorit Oliver Campbell dabei) und sammelte per Crowdfunding das Geld für ihre Reise.

    http://spjairplay.com/speakers/

    Die Erwählten sind
    – Allum Bokhari
    – Oliver Campbell
    – Mark Ceb
    – Christina Hoff Sommers
    – Milo Yiannopoulos
    – Cathy Young

    Um es mit Campbell zu sagen:

    Bei der Gegenseite: Fehlanzeige! Die (etwa Sarkeesian) antworteten entweder gar nicht auf die Anfrage der SPC oder verlangten bizarre Geldsummen für ihr erscheinen. Nun klagen sie, dass sie nicht angemessen vertreten sein sollen oder verlangen, GG sollte auch für sie crowdfunden.
    Mit anderen Worten, die noblen, heroischen VertreterInnen der Social Justice treten für ihre Sache nicht ein, weil es sich finanziell nicht lohnt, während der hasserfüllte weiße Boy’s Club sammelt, um eine bunte Mischung Minderheiten zu finanzieren.

    Dass die deutschen Medien irgendwann auch nur irgendwas davon mitkriegen werden, glaube ich allerdings nicht. Da wird noch im zehn Jahren in den Archiven stehen, dass GG so eine Gruppe rassistischer Frauenhasser aus den Südstaaten waren.

    • Anti-GG tut, was sie immer schon gemacht haben:
      Jede Diskussion mit den Beteiligten vermeiden.
      Klassische SJWH (Social Justice Witch Hunters) Strategie.

      Hier droht eine reale echte Diskussion. Das können die auf keinen Fall zulassen, sie werden alles tun, um das zu sabotieren, zu delegitimieren, an den Pranger zu stellen.

      Eine solche Veranstaltung ist das letzte, was die haben wollen.
      Sie wissen, dass sie bei offenen sachlichen Diskussionen nur verlieren können.

      • Ja, bisher sind sie gut damit gefahren, allen Gesprächen auszuweichen und sich nur ab und zu ein paar Extremisten herauszupicken, um sie als repräsentativ darzustellen. Hat ja auch immer gereicht, da die „normalen“ Medien erstmal zu ihren Fachkollegen geguckt und diesen geglaubt haben.

        Nun könnte die Methode aber wirklich mal an ihre Grenzen geraten, schließlich kennt die SPJ die Vorwürfe gegen GG und wird auch nach diesen fragen und eben auch vorbringen, was gerade gegen besagte Fachpresse vorliegt. Man wies auch schon darauf hin, dass natürlich unbedingt betont werden muss, warum antiGG nicht da ist.

        Ich bin wirklich sehr gespannt. Bei Yiannopoulos mache ich mir Sorgen, er könne mal wieder etwas zu polemisch werden und er hat ja auch die „Achillesferse“ ein „echter“ Konservativer zu sein, aber insbesondere in Sommers und Campbell setzte ich große Hoffnungen.

    • @ Petpanther

      Na Petpanther, versuchst du mal wieder antisemitischen Dreck zu verbreiten, die Opfer von Breivik indirekt zu verhöhnen und die Männerrechtsbewegung in Verruf zu bringen und ihre berechtigten Anliegen zu schädigen?

      • @Leszek

        Dieser Schmier, den du gersde zeigst, passt übrigens genau zu Thema.

        Vee weiß ziemlich genau wovon er spricht. Auch auf dieses Gebahren aus dieser Ecke geht er ein.

        • @ Petpanther

          „Dieser Schmier, den du gersde zeigst, passt übrigens genau zu Thema.“

          Ja, ich denke auch, dass meine Bemerkung angemessen war.

          „Vee weiß ziemlich genau wovon er spricht.“

          Ha, ha, ha, ich hab mir den Schwachsinn gerade angehört. Ich persönlich glaube ja, dass solche Demagogen oft bewusst lügen, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Typ den Blödsinn, den er erzählt wirklich glaubt, muss man wohl davon ausgehen, dass er ziemlich verblödet ist.

          In ideengeschichtlicher Hinsicht ist alles, was er sagt falsch – wie üblich.

          Ständig quatscht er über Phänomene, die zur US-amerikanischen Variante des Poststrukturalismus gehören und bezeichnet sie als „Cultural Marxism“ obwohl es nichts mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule zu tun hat, kein Teil ihrer Theorietradition ist, in der Regel in ihren Schriften nicht auftaucht.

          Er gibt zudem eine völlig falsche Erklärung, was der Begriff „Kritische Theorie“ bedeutet. Dieser Begriff hat mehrere Bedeutungsdimensionen, hat aber absolut nichts damit zu tun, einfach draufloszukritisieren, geschweige denn ohne Argumente zu kritisieren.

          Der Typ ist ein arroganter Dummschwätzer, der entweder lügt und lügt und lügt oder kritiklos nachquatscht, was er in rechtskonservativen Propagandaschriften gelesen hat ohne irgendetwas davon nachrecherchiert zu haben.
          In wissenschaftlicher Hinsicht – wie immer – unter aller Sau.

          „Auch auf dieses Gebahren aus dieser Ecke geht er ein.“

          Vermutlich weiß er, dass die Kritik an seiner menschenfeindlichen Ideologie sehr berechtigt ist und will sie daher vorsorglich abwehren.
          Wird nicht klappen, Petpanther.

        • @ Leszek
          Kulturmarxismus ist nichts weiter als der polemische Ausdruck für Denkrichtungen und politische Philosophien der Linken. Marxismus benutzt man als Chiffre deshalb, weil Marx die moderne westliche Linke begründet hat. Ich finde das einleuchtend.

        • Ich verstehe auch nicht, wieso sich die Linke diesen Begriff nicht ironisch subversiv aneignet und dem kulturkonservativen Pack auf diese Weise den Stinkefinger zeigt 🙂

        • @ Adrian

          „Kulturmarxismus ist nichts weiter als der polemische Ausdruck für Denkrichtungen und politische Philosophien der Linken.“

          Das ist falsch.

          „Marxismus benutzt man als Chiffre deshalb, weil Marx die moderne westliche Linke begründet hat.“

          Das ist auch falsch.

        • ät Leszek
          Ja, alles falsch. Und Sozialismus ist gar nicht der Kitt aller Linken, und Marx at mit dem Sozialismus überhaupt nix zu tun.

        • Getroffene Hunde bellen, @lezsek. Früher hast Du auf den Begriff Kultusmarxismus noch mit „wieder mal keine Argumente“ reagiert. Das hast Du Dir seit dem 107. Selbermachsamstag abgewöhnt, aber was der Kulturmarxismus bzw. Vees Aussagen mit „antisemitischem Dreck“ und der Männerrechtsbewegung zu tun haben bleibt wohl Dein Geheimnis.

          Erschreckend finde ich auch, dass Du offensichtlich nicht in der Lage bist zwischen Breivik Tat und den Gegnern des Kulturmarxismus, den Kulturkonservativen, zu unterscheiden. Ich bemühe mal einen Vergleich, den auch Linke verstehen sollten: Nur weil radikale Islamisten Ihre Greultaten mit dem Koran rechtfertigen, stellt das den Koran und Muslime im Allgemeinen nicht in Frage. Einem redlichen Muslimen verhöhnt nicht die Opfer der IS.

          Dann brennst Du Strohmänner ab „… geschweige denn ohne Argumente zu kritisieren.“, denn das wurde ja nie behauptet; wirst persönlich und beleidigend „Demagoge“, „arroganter Dummschwätzer, der entweder lügt und lügt und lügt oder kritiklos nachquatscht,“, um am Ende Deine Motive zu offenbaren:

          „die Kritik an seiner menschenfeindlichen Ideologie sehr berechtigt ist“

          Da Du an den Segen der Gleichmacherei glaubst, musst Du jede Theorie, die dem widerspricht als „menschenfeindliche(n) Ideologie“ abkanzeln. Dabei ist es gerade andersrum. Marx und Engels haben erkannt, dass das fundamentale Abhängigkeitsverhältnis sich zwischen Ehemann und Ehefrau manifestiert und logisch strigend geschlossen, dass deshalb die Familie aufgelöst werden muss, um Ihre Linke Utopie zu verwirklichen. Das ist menschenfeindlich.

          Es ist noch schlimmer. All Deine anarchischen Utopien verkennen, dass sobald sich Menschen zusammentun, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, es ganz zwangsläufig zu Abhängigkeitsverhältnissen kommt. Das lässt sich nicht vermeiden, denn die Leute hängen voneinander ab und da keine vollkommene Symmetrie herrscht, ist einer mächtiger als der andere, was im direkten Widerspruch zur linken-anarchistischen Utopie steht. Das ist ein inner logischer Widerspruch Deiner Theorie und deswegen wird sie nie funktionieren.

        • Mich hat nun doch interessiert wie es um den ideengeschichtlichen Hintergrund der „Kritischen Theorie“ bestellt ist und ob Deine Behauptung, dass

          „… Phänomene, die zur US-amerikanischen Variante des Poststrukturalismus gehören und bezeichnet sie als “Cultural Marxism” obwohl es nichts mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule zu tun hat“

          überhaupt stimmt, @Leszek. Hier ein paar erhellende Zitate aus der deutschen Wikipedia.

          „… vielmehr werden gesellschaftliche Verhältnisse analysiert, die dem Einzelnen übermächtig gegenüberstehen und den Charakter und die Handlungsmöglichkeiten der Menschen einschränken. Eine besondere Mittlerrolle bei der Stabilisierung von Herrschaft kommt dabei der familiären Sozialisation (Familie als „psychosoziale Agentur“), den Massenmedien und der Massenkultur zu.“

          Die Gender-Feministinnen beziehen das etwas einseitiger allein auf das Geschlecht, mischt man ein bisschen Intersektionalität dazu, dann unterscheiden sich die Annahmen nicht so sehr.

          „Der Grund dafür sei, dass sie die gesellschaftlichen Fakten als Gegebenheiten hinnehme und vergesse, dass diese Fakten keine naturgegebenen Tatsachen, sondern gesellschaftlich Gemachtes seien, in denen sich das Unrecht gesellschaftlicher Herrschaft verberge.“

          Man könnte auch sagen „die Fakten“ sind sozial konstruiert, oder etwa nicht?

          „Die Kritische Theorie betont dabei besonders die dialektische Wechselwirkung zwischen Sein und Bewusstsein.“

          So wie ich es verstehe, meint man damit „Bewusstsein schafft Sein.“ Ganz genauso wie bei der Gender-Ideologie, die das biologische Geschlecht sozial konstruiert sehen möchte.

          Meines Erachtens sind das Belege dafür, dass ideegeschichtlich die „Kritische Theorie“ auf sehr ähnlichen Prinzipien basiert wie die Gender-Ideologie. Den Quatsch, der dort über die „dialektik der Aufklärung“ behauptet wird, ist von ähnlicher Qualität, wie die heutige feministische Wissenschaftstheorie. Alles derselbe Quatsch, @Leszek.

        • @ Albert

          „Getroffene Hunde bellen, @lezsek.“

          Ausgehend davon, dass du das Bedürfnis hattest gleich mit drei Kommentaren zu reagieren, die allesamt mal wieder gravierende Unkenntnis bzgl. der angesprochenen Themen sowie gravierende Unfähigkeit zum wissenschaftlichen Denken und Arbeiten hinsichtlich geistes- und sozialwissenschaftlicher Themen erkennen lassen, scheinen dich meine Beiträge ja wieder sehr erfreut zu haben. 🙂

          „Früher hast Du auf den Begriff Kultusmarxismus noch mit “wieder mal keine Argumente” reagiert.“

          Das ist nicht ganz richtig, ich argumentiere diesbezüglich – wie bei vielen anderen Themen auch – auf drei Ebenen: einer wissenschaftlichen (die Frage nach der Wahrheit) einer ethischen (die Frage nach dem moralisch Richtigen) und einer pragmatischen (die Frage nach dem Nützlichen).
          Dabei hat die wissenschaftliche und die ethische Dimension bei mir grundsätzlich Vorrang vor der pragmatischen. Allerdings fällt die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ohnehin auf allen drei Ebenen durch: sie ist weder wahr, noch moralisch zu rechtfertigen und für Männerrechtler zudem schädlich.

          „Das hast Du Dir seit dem 107. Selbermachsamstag abgewöhnt,“

          Meine Fragen nach Belegen haben eher formalen Charakter. Ich weiß ja vorher, dass keine Belege kommen werden.
          Bei Petpanther kann man sich die Frage nach Belegen ohnehin sparen, er versteht offensichtlich nicht, was damit gemeint sein soll. Petpanther kennt den Unterschied zwischen bloßen Behauptungen einerseits und Aussagen auf der Grundlage von Argumenten und Belegen andererseits nicht, er versteht nicht, was Argumente und Belege sind und welche Rolle diese in rationalen und wissenschaftlichen Diskussionen spielen. Für ihn ist eine Aussage wahr, wenn sie sich für ihn gut anfühlt, auch wenn sie objektiv noch so falsch und irrational ist und jegliche Argumente und Belege fehlen.

          „ aber was der Kulturmarxismus bzw. Vees Aussagen mit “antisemitischem Dreck” (…) zu tun haben bleibt wohl Dein Geheimnis.“

          Nein, denn das habe ich bereits sehr häufig erklärt.
          Die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ist im Kern eine antisemitische Verschwörungstheorie, eine Wiederauflage des Wahnsystems von der jüdisch-marxistischen Weltverschwörung:

          https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Bolschewismus#Nationalsozialismus

          Schon der Begriff „Kulturmarxismus“ leitet sich von dem nationalsozialistischen Kampfbegriff „Kulturbolscheismus“ ab:

          https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturbolschewismus

          Die Schriften des bekanntesten Ideologen der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie William S. Lind strotzen nur so vor antisemitischen Stereotypen. Ihm zufolge hat eine Gruppe jüdischer Marxisten einen bewussten Plan entworfen um die westliche Zivilisation zu zerstören. Lind gibt sich nicht einmal Mühe Wissenschaftlichkeit auch nur vorzutäuschen, seine Schriften enthalten keine Belegquellen. Es ist an sich leicht erkennbar, dass es sich nicht um wissenschaftliche Schriften handelt, sondern um rechtskonservative Propaganda mit starkem antisemitischem Einschlag.

          Noch extremer fällt der Antisemitismus des bekannten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen Kevin MacDonald aus. Dieser vertritt einen offen biologistischen Antisemitismus, der versucht den klassischen biologistischen Antisemitismus mit Hilfe des Mißbrauchs evolutionär-psychologischer Konzepte zu erneuern.

          http://de.wikipedia.org/wiki/Kevin_B._MacDonald

          Seine Schriften werden inzwischen auch in deutschen antisemitischen Kreisen rezipiert.

          Ein weiteres Beispiel ist die antisemitischen Organisation Barnes Review, eine Organisation von Holocaustleugnern.

          https://en.wikipedia.org/wiki/Barnes_Review

          Diese behaupten ganz offen, dass die Juden den “Kulturmarxismus” erfunden hätten, um dadurch zur Weltherrschaft zu gelangen und vertreiben auch eine entsprechende Schrift. (Ich werde nicht auf ihre Homepage verlinken.)

          William S. Lind, der bekannteste Propagandist der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungsideologen, hat auf einen Kongress von Barnes Review auch schonmal eine Rede gehalten, in der er für seine antisemitische Ideologie geworben hat, er hat also selbst Wert darauf gelegt, diese Leute mit ins Boot zu holen:

          http://www.splcenter.org/get-informed/intelligence-report/browse-all-issues/2002/fall/mainstreaming-hate

          All dies habe ich ja schon viele Male erwähnt und es dürfte dir gut bekannt sein.

          „aber was der Kulturmarxismus bzw. Vees Aussagen (…) mit der Männerrechtsbewegung zu tun haben bleibt wohl Dein Geheimnis.

          Die widerwärtige Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie hat nicht nur nichts mit der linken und liberalen Männerrechtsbewegung zu tun, sondern steht zu dieser und ihren Zielen in fundamentalem Widerspruch.

          Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie beinhaltet ein ganzes Spektrum menschenfeindlicher Einstellungen: Antisemitismus und Feindschaft gegenüber Muslimen, Frauenfeindlichkeit und Männerfeindlichkeit, Rassismus gegen Schwarze und Homophobie – und all dies sollte daher auch Gegenstand einer Kritik dieser Ideologie sein.

          Aus Perspektive des linken und liberalen Maskulismus muss die rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie m.E. aus mehreren Gründen als männerfeindlich und als anti-maskulistisch betrachtet werden:

          1. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie verwendet das bereits aus der klassischen nationalsozialistischen Propaganda bekannte Konstrukt vom „bösen männlichen Juden als Volksverderber und Kulturzerstörer“ – es liegt hier also eine Intersektionalität von klassischem Antisemitismus und Männerfeindlichkeit vor. Dabei werden vor allem die Werke einiger bedeutender männlicher jüdischer linker Sozialphilosophen von den konservativen/ rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen bis zur Unkenntlichkeit entstellt und bewusst fehlinterpretiert dargestellt. In der Regel hat das, was die konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen behaupten, wenig bis nichts mit dem zu tun, was diese Denker tatsächlich vertreten haben, nicht selten steht sogar das Gegenteil von dem, was die konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen ihnen unterschieben wollen, in ihren Büchern.
          Es ist hier Aufgabe des linken und liberalen Maskulismus jeden Antisemitismus und jede Männerfeindlichkeit scharf zu verurteilen sowie auch die Intersektionalität von Antisemitismus und Männerfeindlichkeit in der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologie klar herauszustellen.

          2. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Ideologie zielt darauf ab Männer und Frauen wieder in traditionelle Geschlechterrollen einzusperren und will somit alle Nachteile der traditionellen Geschlechterrolle für Männer, (die der Maskulismus kritisiert), erhalten. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Ideologie ähnelt dem heute in westlichen Gesellschaften vorherrschenden Feminismus darin, dass sie dazu tendiert die Nachteile der traditionellen Geschlechterrolle für Männer zu erhalten oder zu verstärken, anstatt sie abzubauen, wie es der linke und liberale Maskulismus will.

          3. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Ideologie vertritt mit ihrem Leitbild starrer traditioneller Geschlechterrollen (genau wie der Genderismus) normative Geschlechterbilder, versucht den Individuen beiderlei Geschlechts vorzuschreiben, wie ihre geschlechtsbezogene Identität und ihr Leben sein müsse und will dem Individuum seine Freiheit nehmen, so zu sein, wie es ist und sein will.
          Der linke und liberale Maskulismus lehnen dagegen normative Geschlechterbilder radikal ab – egal ob es sich um traditionalistische oder um genderistische normative Geschlechterbilder handelt – und lassen jedes Individuum so sein und leben, wie es will.
          Das Prinzip der nicht-normativen Geschlechterbilder und das Ziel der Rollenfreiheit für alle Menschen, das dem linkenund liberalen Maskulismus zugrunde liegt, steht somit in unversöhnlichem Gegensatz zum normativen Traditionalismus der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen.

          4. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ist stark homophob, sie versucht das Engagement für die Gleichberechtigung von Homosexuellen – und somit auch für die Gleichberechtigung von schwulen Männern – als „Versuch der Zerstörung westlicher Zivilisation“ zu dämonisieren, auch dies ist männerfeindlich, wie jede gegen die Gleichberechtigung von schwulen Männern gerichteten Haltung. Für den linken und liberalen Maskulismus sollte m.E. ganz selbstverständlich gelten: Der Kampf für Schwulenrechte ist ein Kampf für Männerrechte!
          (Aus dem gleichen Grund sehe ich es übrigens auch als Aufgabe des linken Maskulismus an der Intersektionalität von Männerfeindlichkeit und Homophobie im Werk des pro-feministischen „Männerforschers“ Klaus Theweleit mal genauer nachzugehen.)

          5. Die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie beruht (wie bereits erwähnt) auf bewusster Missinterpretation, gezielter Verfälschung und Lügenpropaganda bezüglich der Werke einiger bedeutender männlicher linker Sozialphilosophen/Sozialpsychologen. Der linke Maskulismus (jedenfalls meine Version des linken Maskulismus) achtet die bedeutenden geistigen Leistungen sowohl von Wilhelm Reich als auch der Kritischen Theorie/Frankfurter Schule, sieht in ihnen große humanistische Errungenschaften der westlichen Zivilisation und versucht diese gegen die konservative/rechte Lügenpropaganda der Anti-Kulturmarxismus-Ideologen zu verteidigen. Die Verteidigung der geistigen Leistungen bedeutender männlicher Denker sowohl gegen rechte als auch gegen radikalfeministische Entwertungsversuche ist aus meiner Perspektive ein wichtiges Anliegen des Maskulismus.

          (Kritikwürdig an Wilhelm Reich sowie an einigen Mitgliedern der Frankfurter Schule ist allerdings, dass es auch bei ihnen leider homophobe Tendenzen gab. Entgegen der Lügen der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen propagierten Reich, Adorno, Horkheimer und Fromm kein PC-Feindbild des „weißen, heterosexuellen Mannes“, sondern es findet sich in ihren Theorien das homophobe Klischee vom „schwulen Nazi“.)

          6. Noch ein weiterer sehr wichtiger Punkt bezüglich einer maskulistischen Kritik an der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologie: Von Antisemitismus, Feindschaft gegenüber Muslimen, Rassismus gegen Schwarze und jeder anderen Form von Rassismus sind immer auch Jungen und Männer betroffen. Der Kampf gegen Rassismus ist daher immer auch ein männerrechtliches Anliegen. Natürlich muss eine maskulistische Analyse und Kritik rassistischer Diskriminierung, die ihren Schwerpunkt auf männliche rassistische Diskriminierungserfahrungen legt, eingebettet sein in eine allgemeine, geschlechtsübergreifende, humanistische Kritik jeder Form von Rassismus.

          7. Aus dem gleichen Grund, aus dem der Maskulismus jeden Rassismus gegenüber Nicht-Weißen und jede Diskriminierung aufgrund homosexueller Orientierung entschieden ablehnt, lehnt er auch das Feindbild der Political Correctness vom „weißen, heterosexuellen Mann“ ab. Auch die konservativen/ rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen behaupten gerne, das es ihnen darum ginge, das PC-Feindbild vom „weißen, heterosexuellen Mann“ zu kritisieren. Das tun sie allerdings auf eine Art und Weise, als wollten sie alles daran setzen, jedes negative Klischee über weiße, heterosexuelle Männer zu bestätigen. Wenn weiße, heterosexuelle Männer in der Regel tatsächlich so wären wie die konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologen, dann hätten die politisch korrekten Fanatiker mit ihrem Feindbild des „weißen, heterosexuellen Mannes“ sogar Recht. Das ist aber nicht der Fall. Weiße, heterosexuelle Männer sind als Gruppe nicht besser oder schlechter als jede andere Menschengruppe. Und selbstverständlich ist jeder Mensch als Individuum zu betrachten und zu behandeln. Die durchgeknallten konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Spinner repräsentieren den „weißen, heterosexuellen Mann“ nicht.

          Aus den genannten Gründen muss die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Ideologie also als männerfeindlich und anti-maskulistisch beurteilt werden.
          So angemessen eine frauenrechtliche Kritik an der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Ideologie ist, so angemessen ist auch eine männerrechtliche Kritik daran. Ich sehe die Analyse, Kritik und Bekämpfung der konservativen/rechten Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie daher als eine wichtige Aufgabe des Maskulismus an.

          Steht die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie also in direktem Gegensatz zu den Werten und Zielen der linken und liberalen Männerrechtsbewegung, so kann leider doch nicht bestritten werden, dass es im konservativen Spektrum und am rechten Rand der Männerrechtsbewegung Individuen gibt, die sich positiv auf die konservative/rechte Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie beziehen. Dies geschieht jedoch nicht deshalb, weil es sich bei diesen (wenigen) Individuen um Mitglieder der Männerrechtsbewegung handelt, sondern weil es sich um Individuen mit konservativen oder rechten Einstellungen handelt und sich innerhalb dieses Spektrums eben auch außerhalb der Männerrechtsbewegung Leute finden lassen, die sich positiv auf diese destruktive Ideologie beziehen. Die gemeinsame Klammer zwischen Anti-Kulturmarxismus-Ideologen außerhalb der Männerrechtsbewegung und den wenigen Individuen innerhalb der Männerrechtsbewegung, die sich auf diese Ideologie beziehen, ist also gerade nicht der männerrechtliche Aspekt sondern deren konservative/rechte politische Weltsicht.

          Die Propagierung der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie durch eine Handvoll konservativer oder rechter Individuen im konservativen Flügel oder am rechten Rand der Männerrechtsbewegung hat für die große Mehrheit seriöser linker, liberaler und konservativer Männerrechtler mehrere Nachteile:

          1. Da die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie wie oben gezeigt auch männerfeindlich ist, steht sie männerrechtlichen Anliegen diametral entgegen.

          2. Die Propagierung der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie durch einige wenige Individuen im Kontext der Männerrechtsbewegung erleichtert es Gegnern der Männerrechtsbewegung die Männerrechtsbewegung als antisemitisch, homophob, frauenfeindlich, rassistisch und rechtsradikal darzustellen.

          3. Die Propagierung der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie durch einige wenige Individuen im Kontext der Männerrechtsbewegung erleichtert es Gegnern der Männerrechtsbewegung des Weiteren die Männerrechtsbewegung mit Breivik in Verbindung zu bringen und zu behaupten Männerrechtler würden die gleiche Weltanschauung vertreten, die für Breivik die Legitimierungsideologie für seine Verbrechen darstellte.

          4. Die Propagierung der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ist für Männerrechtler des Weiteren schädlich, weil die zahlreichen Lügen, auf denen die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie beruht, nur zu einer falschen Analyse der gesellschaftlichen Realitäten führen können.

          Aus den genannten Gründen ist die Propagierung der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie für die Männerrechtsbewegung und ihre berechtigten Anliegen in pragmatischer Hinsicht in hohem Maße schädlich. Es sei jedoch daran erinnert, dass die wissenschaftlichen und ethischen Gründe, die gegen die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie sprechen für mich ohnehin Vorrang vor pragmatischen Aspekten haben. Nicht einfach nur, weil die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie für die Männerrechtsbewegung pragmatisch schädlich ist, sollten Männerrechtler diese ablehnen, in erster Linie sollten Männerrechtler diese Ideologie abzulehnen, weil sie objektiv falsch und objektiv böse ist.

        • @ Albert

          „Marx und Engels haben erkannt, dass das fundamentale Abhängigkeitsverhältnis sich zwischen Ehemann und Ehefrau manifestiert und logisch strigend geschlossen, dass deshalb die Familie aufgelöst werden muss, um Ihre Linke Utopie zu verwirklichen.“

          Das ist falsch.
          Marx und Engels Kritik der bürgerlichen Ehe und Familie in der kapitalistischen Gesellschaft ihrer Zeit war eine zeitlich und räumlich eingegrenzte, also kontextuelle Kritik. Auch in einer sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaft sollte es eine Familie geben, aber eine aus Marx und Engels Perspektive höhere Form der Familie.

          Zitat Marx (Hervorhebung von mir):

          „Es ist jedoch nicht der Mißbrauch der elterlichen Gewalt, der die direkt oder indirekte Exploitation unreifer Arbeitskräfte durch das Kapital schuf, sondern es ist umgekehrt die kapitalistische Exploitationsweise, welche die elterliche Gewalt, durch Aufhebung der ihr entsprechenden ökonomischen Grundlage, zu einem Mißbrauch gemacht hat. So furchtbar und ekelhaft nun die Auflösung des alten Familienwesens innerhalb des kapitalistischen Systems erscheint, so schafft nichtsdestoweniger die große Industrie mit der entscheidenden Rolle, die sie den Weibern, jungen Personen und Kindern beiderlei Geschlechts in gesellschaftlich organisierten Produktionsprozessen jenseits der Sphäre des Hauswesens zuweist, die neue ökonomische Grundlage für eine HÖHERE FORM DER FAMILIE und des Verhältnisses beider Geschlechter. Es ist natürlich ebenso albern, die christlich germanische Form der Familie für absolut zu halten als die altrömische Form, oder die altgriechische, oder die orientalische, die übrigens untereinander eine geschichtliche Entwicklungsreihe bilden. Ebenso leuchtet ein, daß die Zusammensetzung des kombinierten Arbeitspersonals aus Individuen beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Altersstufen, obgleich in ihrer naturwüchsig brutalen, kapitalistischen Form, wo der Arbeiter für den Produktionsprozeß, nicht der Produktionsprozeß für den Arbeiter da ist, Pestquelle des Verderbs und der Sklaverei, unter entsprechenden Verhältnissen umgekehrt zur Quelle humaner Entwicklung umschlagen muß.“

          (aus: Karl Marx – Das Kapital, Band 1, MEW, Band 23, S. 514)

          Und solltest du jemals das Bedürfnis haben, dich aus wissenschaftlichen Quellen über Marx tatsächliche Einstellung zur Ehe zu informieren: Dazu gibt es ein differenziertes und ausgewogenes 5-seitiges Unterkapitel in dem Buch von Arnold Künzli – Karl Marx. Eine Psychographie, Europa Verlag, 1966, Unterkapitel: Die Theorie der Ehe, S. 293 – 297.

          „Es ist noch schlimmer. All Deine anarchischen Utopien verkennen, dass sobald sich Menschen zusammentun, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, es ganz zwangsläufig zu Abhängigkeitsverhältnissen kommt.“

          Nein, es gibt natürlich keine einzige anarchistische Theorie, die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Menschen verkennt. Der Anarchismus beruht in allen seinen Varianten darauf, dass Menschen soziale Wesen sind, die in ihren Beziehungen und Verhältnissen voneinander abhängig sind. Besonders stark wird dies in den verschiedenen Strömungen des Sozial-Anarchismus hervorgehoben.

          „Das lässt sich nicht vermeiden, denn die Leute hängen voneinander ab und da keine vollkommene Symmetrie herrscht, ist einer mächtiger als der andere, was im direkten Widerspruch zur linken-anarchistischen Utopie steht.“

          Die anarchistische Theorie und Praxis befasst sich ja gerade damit wie Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse vermieden werden können bei gleichzeitiger Voraussetzung der trivialen Tatsache, dass sich zwischen Menschen immer irgendwelche Abhängigkeitsverhältnisse bilden.

          „Das ist ein inner logischer Widerspruch Deiner Theorie und deswegen wird sie nie funktionieren.

          Nein, das ist kein Widerspruch, denn die Annahme, dass gegenseitige Abhängigkeit zwangsläufig Herrschaft und Ausbeutung beinhalten müsste, ist weder logisch zwingend, noch überzeugend.

          “… vielmehr werden gesellschaftliche Verhältnisse analysiert, die dem Einzelnen übermächtig gegenüberstehen und den Charakter und die Handlungsmöglichkeiten der Menschen einschränken. Eine besondere Mittlerrolle bei der Stabilisierung von Herrschaft kommt dabei der familiären Sozialisation (Familie als „psychosoziale Agentur“), den Massenmedien und der Massenkultur zu.”
          „Die Gender-Feministinnen beziehen das etwas einseitiger allein auf das Geschlecht, mischt man ein bisschen Intersektionalität dazu, dann unterscheiden sich die Annahmen nicht so sehr.“

          Natürlich unterscheidet sich das Dargestellte stark, denn die Erforschung der familiären Sozialisation zu autoritären oder zu demokratischen Persönlichkeiten sowie die Analyse von Massenmedien und Massenkultur aus freiheitlich-marxistischer Perspektive mit Hilfe analytischer Kategorien der marxistischen Soziologie und der Psychoanalyse sowie mittels der empirischen Sozialforschung sind offenkundig etwas völlig anderes als eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf das Thema Geschlecht auf Grundlage gender-feministischer Theorie, bearbeitet mit poststrukturalistischen Kategorien und Methoden oder eine typisch einseitige gender-feministische Intersektionalitätsanalyse.

          Verschieden ist dies sowohl hinsichtlich der Themen als auch hinsichtlich der eingenommenem theoretischen Perspektive als auch hinsichtlich der methodischen Zugänge.

          “Der Grund dafür sei, dass sie die gesellschaftlichen Fakten als Gegebenheiten hinnehme und vergesse, dass diese Fakten keine naturgegebenen Tatsachen, sondern gesellschaftlich Gemachtes seien, in denen sich das Unrecht gesellschaftlicher Herrschaft verberge.”
          „Man könnte auch sagen “die Fakten” sind sozial konstruiert, oder etwa nicht?“

          Selbstverständlich sind gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse zu großen Teilen sozial konstruiert, wie die Vielfalt menschlicher Kulturen und Gesellschaften zeigt.
          Diese alle Soziologen verbindende Erkenntnis ist aber etwas völlig anderes als die Behauptung, Geschlecht sei in psychologischer oder biologischer Hinsicht sozial konstruiert.

          “Die Kritische Theorie betont dabei besonders die dialektische Wechselwirkung zwischen Sein und Bewusstsein.”
          „So wie ich es verstehe, meint man damit “Bewusstsein schafft Sein.” Ganz genauso wie bei der Gender-Ideologie, die das biologische Geschlecht sozial konstruiert sehen möchte.“

          Die Kritische Theorie meint – m.E. zu Recht – dass Bewusstsein und Sein, Ökonomie und Kultur sich in beständigen Wechselwirkungen befinden, sie kritisiert dabei die klassisch-marxistische Auffassung eines Primats der Ökonomie, lehnt aber auch die Vorstellung eines Primat der Kultur ab. Dies entspricht der anarchistischen Position.

          Die US-amerikanische Variante des Poststrukturalismus, zu der der Gender-Feminismus gehört, vertritt hingegen ein Primat der Kultur, also eine ganz andere Auffassung als in der Kritischen Theorie, wo das Kulturelle immer an das Ökonomische rückgebunden bleibt.

          Also für dich kurz und schematisch:

          – Klassischer Marxismus: Primat der Ökonomie

          – Anarchismus und Kritische Theorie: Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Kultur ohne Primat einer der beiden Seiten

          – US-amerikanischer Poststrukturalismus/Gender-Feminismus: Primat der Kultur

          Mal abgesehen davon, dass sich der Gender-Feminismus primär mit dem Thema Geschlecht beschäftigt, was in der Kritischen Theorie kein Schwerpunktthema ist.

          „Meines Erachtens sind das Belege dafür, dass ideegeschichtlich die “Kritische Theorie” auf sehr ähnlichen Prinzipien basiert wie die Gender-Ideologie.“

          Nein, es sind Belege dafür, dass du nicht weißt, wovon du redest, zu faul bist ernsthaft zu recherchieren und den Text nicht verstanden hast.

          „Den Quatsch, der dort über die “dialektik der Aufklärung” behauptet wird, ist von ähnlicher Qualität, wie die heutige feministische Wissenschaftstheorie.“

          Nein, denn das Buch „Dialektik der Aufklärung“ ist eine Kritik am Umschlagen aufklärerischer Vernunft in reine zweckrationale Vernunft und hat rein gar nichts mit feministischer „Wissenschaftstheorie“ zu tun.
          Zudem war das Buch von Adorno und Horkheimer intendiert als Kritik an Fehlentwicklungen der aufgeklärten Vernunft vom Standpunkt der Aufklärung selbst, gerade um einer “Selbstzerstörung der Aufklärung” entgegenzuwirken:

          “Wir hegen keinen Zweifel (…), dass die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken unabtrennbar ist.” (Max Horkheimer & Theodor W. Adorno – Dialektik der Aufklärung, Fischer, 2003, S. 3)

          “Nimmt Aufklärung die Reflexion auf dieses rückläufige Moment nicht in sich auf, so besiegelt sie ihr eigenes Schicksal.” (Max Horkheimer & Theodor W. Adorno – Dialektik der Aufklärung, Fischer, 2003, S. 3)

          Zudem waren die Soziologen der ersten Generation der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule Pioniere der empirischen Sozialforschung. Sie gehörten zu den ersten empirischen Sozialforschern in Deutschland, importierten die fortgeschrittensten Methoden der damaligen empirischen Sozialforschung aus den USA nach Deutschland und später im Exil in den USA bildeten sie sich als empirische Sozialforscher weiter.

        • Dass die Herren Lind und ??? im Kulturmarxismus eine weltweite Verschwörung sehen, ist deren Problem. Mit Deiner Begründung

          „Die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ist im Kern eine antisemitische Verschwörungstheorie …“

          hat also jede Verschwörungstheorie antsemitische Bezüge. Wieso bezieht Du Dich nicht auf irgendeine andere Verschwörungstheorie, um dann noch den anti-islamistischen, anti-9/11 und anti-* Bezug herzustellen, @Leszek? Ergibt doch genauso viel Sinn.

          Mit Kultumarxismus verbinde ich das Bestreben die bestehende Kultur zu zerstören, um allgemeine Gleichstellung zu erreichen. Dazu bedarf es keiner Weltverschwörung. Wenn man alle „gleich machen“ will, dann muss man sich bemühen die bestehende Kultur zu zerstören, denn sie ist nicht gleich.

          Welche Theorie nun welches Primat hat, und welchen Bereich der bestehenden Kultur als erstes zerstört werden sollte, ist im Vergleich dazu sekundär. Die Motivation ist die gleiche.

          Vielleicht wäre „kulturzerstörende Gleichmachtheorie“ treffender als Kulturmarxismus, ist aber viel sperriger und weniger prägnant, @Leszek. Beim Wort Marxismus weiß jeder, dass die staatlich verordnete Gleichmacherei zu Unterdrückung, Unfreiheit und ökonomischem Niedergang geführt hat. Man hat also gleich die richtigen Assoziationen.

          Die in der Dialektik der Aufklärung vertretene Meinung, dass das Verfolgen der Aufklärung, deren erklärtes Ziel es ist mystisches Denken zu überwinden, letzlich in Mystik enden muss, ist ja barer Unsinn. Genauso wie das in Frage stellen des Konzepts der Falsifikation durch die Gender-Ideologie. Dieses Zerstören/Dekonstruieren einer der wesentlichen kulturellen und intelektuellen Errungenschaften, nämlich die Aufklärung und in der Folge die Falsifikation, ist wieder eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit der beiden Theorien.

          Nun werden Machtungleichgewichte im Allgemeinen nicht bewirken, dass einer den anderen beherrscht, aber sie verleihen Macht. Und das reicht schon, hier ein bisschen, dort ein bisschen und unversehens entstehet erheblicher Druck und die Gleichheit ist dahin. Das ist selbst im anarcho-syndikalistischen Paradies nicht anders, obwohl es erklärtes Ziel der Gesellschaftsform war genau diese Macht über andere zu eliminieren. Das ist ein innerer Widerspuch der Theorie, da beißt keine Maus einen Faden ab.

          Vielleicht komme ich später dazu zu weiteren Punkten Stellung zu nehmen – Du hast Dich wieder Mal nicht kurz gefasst @Leszek – aber ich nehme beruhigt zur Kenntnis, dass Du nichts mehr zu Breivik gesagt hast. Ja, es hat einen gewissen Unterhaltungswert sich mit Dir über linke-Theorien auszutauschen, übrigens wieder eine Gemeinsamkeit, denn es war ja auch unterhaltend sich mit @lightyear2000 über Gender-Ideologie auszutauschen 😉 Störend finde ich allerdings Deine herablassende Ausdrucksweise, wie beispielsweise hier

          „Nein, es sind Belege dafür, dass du nicht weißt, wovon du redest, zu faul bist ernsthaft zu recherchieren und den Text nicht verstanden hast. “

          Du hast Recht, dass ich von Soziologie wenig Ahnung habe, aber sei versichert, dass es Gebiete gibt wo die Verhältnisse gerade umgekehrt wären. Sei ebenso versichert, dass ich es in diesem Fall nicht nötig hätte, Dir Dummheit und Faulheit zu unterstellen, denn ich wäre bemüht Dir das Thema sachlich auf Deinem Niveau möglichst verständlich näher zu bringen. Bei Dir habe ich immer den Eindruck, dass Du mir die Theorie gar nicht verständlich darlegen willst, sondern mir imponieren möchtest und mich mit einer Wall-of-Text zum Schweigen bringen möchtest, um Recht zu behalten, Du also letzlich nicht an einer ergebnisoffenen Diskussion und Erkenntnisgewinn interessiert bist. Darin unterscheiden wir uns auch.

          Das war eine zu einseitige Darstellung, denn Du kannst auch anders:

          „Also für dich kurz und schematisch:

          – Klassischer Marxismus: Primat der Ökonomie

          – Anarchismus und Kritische Theorie: Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Kultur ohne Primat einer der beiden Seiten

          – US-amerikanischer Poststrukturalismus/Gender-Feminismus: Primat der Kultur“

        • @ Albert

          „Da Du an den Segen der Gleichmacherei glaubst, musst Du jede Theorie, die dem widerspricht als “menschenfeindliche(n) Ideologie” abkanzeln.“

          Glücklicherweise habe ich gerade ein paar schöne Zitate von meinem anarcho-syndikalistischen Genossen Fritz Oerter (1869-1935) zum Thema Gleichheit und zum Thema Kultur-Anarchismus zur Hand:

          Zum Begriff Gleichheit:

          „Was den Begriff der Gleichheit anbelangt, so möchte ich darauf hinweisen, dass ich sehr wohl weiß, dass die Menschen nie im absoluten Sinne des Wortes gleich sein können, wenn sie auch nach naturwissenschaftlichen Begriffen im allgemeinen den gleichen körperlichen Bedingungen unterworfen sind und die nämlichen Lebensfunktionen ausüben. Die Menschheit ist kein graufarbiger, fader Massenbrei und soll auch zu keinem solchen gemacht werden. Bewahre! Unter Gleichheit verstehe ich die Wesenseinheit und Gleichheit im Kern in der Gattung bei aller individuellen Verschiedenheit. Aber so wie die unterschiedlichsten Klang- und Farbentöne harmonisch geordnet und organisch zu einem Ganzen verbunden, eine wundervolle Symphonie oder ein herrliches Gemälde ergeben, so könnten wohl auch die Menschen sich harmonisch und einheitlich zusammenschließen, so dass jeder einzelne gerade durch seine besondere Nuance, seine besondere Eigenart zur Erhabenheit des Ganzen beitrüge.“

          (aus: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, S. 54)

          Zum anarchistischen Verständnis von Kultur:

          „Ich fasse unter diesen Begriff (Kultur) alle aktive Wirksamkeit der Menschheit zusammen, durch Hand- und Kopfarbeit der Erde und dem Leben eine möglichst große Menge von materiellen und ideellen Werten abzugewinnen, um diese allen Menschen ohne Ausnahme nutzbar und zugänglich zu machen. In der Art der ausgleichenden gerechten Verteilung oder Zugänglichkeit zu allen Kulturerrungenschaften erblicke ich den Höhen- oder Tiefstand einer Kultur.“

          (aus: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, S. 43)

          „Denn wir verstehen unter dem Begriff der Kultur das Streben, die durch die Summe alle körperlichen und geistigen Anstrengungen erzeugten Werte und gemachten Errungenschaften, die in der Vergangenheit geschaffen und in der Gegenwart vermehrt worden sind, so zusamenzufassen und anzuwenden, dass dem Wohle der Gesamtheit der Menschen damit gedient ist und jedermann an den erworbenen Kulturgütern in gerechter Weise anteilnehmen kann.“

          (aus: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, S. 47)

        • „Aber so wie die unterschiedlichsten Klang- und Farbentöne harmonisch geordnet und organisch zu einem Ganzen verbunden, eine wundervolle Symphonie oder ein herrliches Gemälde ergeben, so könnten wohl auch die Menschen sich harmonisch und einheitlich zusammenschließen, so dass jeder einzelne gerade durch seine besondere Nuance, seine besondere Eigenart zur Erhabenheit des Ganzen beitrüge.”

          Klingt ja grauenvoll. Die Nazis haben dazu „Volkskörper“ gesagt.

        • @ Petpanther

          Weder noch.

          Vee ist ein Lügner oder Dummschwätzer und Albert biegt sich den Begriff „Kulturmarxismus“ zurecht wie es ihm gefällt.

        • @ Adrian

          „Klingt ja grauenvoll. Die Nazis haben dazu “Volkskörper” gesagt.“

          Der Genosse, der diese „grauenvollen“ Dinge schrieb, wurde übrigens von den Nazis ermordet, starb an den Folgen der Mißhandlungen durch die SA. Die waren offenbar nicht der Meinung, dass seine Ansichten mit dem „deutschen Volkskörper“ übereinstimmten.

        • @ Leszek

          Beim Wort Nationalsozialist müsstest du dann aber auch jedes mal an die Decke gehen, denn die Position der Nationalsozialisten lässt sich auch nicht theoretisch oder praktisch aus den sozialistischen Strömungen ablesen – auch hier handelt es sich um einen Begriff, der primär zur Bezeichnung einer politischen Richtung geht, bei denen sich die Leute nicht besonders um die logisch korrekten Herleitung des Wortes bemühen.

          Du kannst vor allem bei amerikanischen Kulturkonservativen „Kulturmarxist“ durch „Linke“, „Demokraten“, „Kommunisten“ oder „Zionisten“ ersetzen ohne einen Bedeutungsverlust hinnehmen zu müssen; der genaue Wortlaut ist relativ egal, denn die Leute haben sich damit sowieso nicht wirklich befasst.

        • ät Leszek
          Die Nazis haben auch viele Kommunisten ermordet. Das bedeutet dennoch nicht, dass kommunistische Ideologie nicht zu Verbrechen führt.
          Kollektivismus bleibt Kollektivismus, egal ob er sich nun „Volksgemeinschaft“ oder „organisches Ganze“ nennt. Die Kernidee ist dieselbe: Gemeinschaft vor Individualismus.

        • @ Adrian

          „Kollektivismus bleibt Kollektivismus, egal ob er sich nun “Volksgemeinschaft” oder “organisches Ganze” nennt. Die Kernidee ist dieselbe: Gemeinschaft vor Individualismus.“

          Darum geht es aber nicht bei Fritz Oerter. Diesem geht es wie jedem sozial-anarchistischen Theoretiker um eine Synthese aus individueller Freiheit und Solidarität, also weder „Gemeinschaft vor Individualismus“, aber auch nicht „Individualismus vor Gemeinschaft“.

        • „Darum geht es aber nicht bei Fritz Oerter.“

          Natürlich nicht. Es führt bloß zwangsläufig dazu, wenn man seine Ideen umsetzt.

          Wäre er klug, hätte er folgendes gesagt:

          “Unter Gleichheit verstehe ich die Wesenseinheit und Gleichheit im Kern in der Gattung bei aller individuellen Verschiedenheit. Und es ist mein Traum, dass die Menschen in aller ihrer Verschiedenheit friedlich mit- oder nebeneinander leben können”

        • @ Adrian

          „Wäre er klug, hätte er folgendes gesagt:“

          Er war klug.
          Die Anarcho-Syndikalisten in Deutschland verwendeten damals einen bestimmten Organismusbegriff als Analogie. Aber dieser war völlig anders als der konservative oder gar der nationalsozialistische Organismusbegriff. Bei letzteren geht es darum, dass sich das Individuum dem Ganzen der Gesellschaft im autoritären Sinne unterordnen solle.

          Das haben Anarcho-Syndikalisten abgelehnt. Ihr Organismusbegriff war so konzipiert, dass sich durch die freie Entfaltung aller konstruktiven Kräfte des Individuums – der individuellen wie der sozialen – auch eine positive Beziehung der Menschen untereinander herstellt.
          Der „gesellschaftliche Organismus“ reguliert sich quasi selbst nicht durch die autoritäre Unterordnung der Individuen, sondern durch deren Selbstentfaltung.
          Ein solches Organismusverständnis setzt ein hohes Maß an Freiheit der Individuen voraus.

        • @ Albert

          „Dass die Herren Lind und ??? im Kulturmarxismus eine weltweite Verschwörung sehen, ist deren Problem.“

          Die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie wurde von Lind & Co in einem rechtskonservativen Think Tank erfunden, um als rechtskonservative Propagandastrategie zu fungieren. Was der Begriff und die damit zusammenhängende Ideologie aussagen sollen, bestimmt sich in erster Linie nach den Hauptvertretern dieser Ideologie.

          „Mit Deiner Begründung
          “Die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie ist im Kern eine antisemitische Verschwörungstheorie …”
          hat also jede Verschwörungstheorie antsemitische Bezüge.“

          Die Anti-Kulturmarxismus Verschwörungstheorie ist – objektiv – eine antisemitische Verschwörungstheorie, weil es sich um eine irrationale Verschwörungstheorie handelt, die sich gegen Juden richtet, eine Verschwörungstheorie die in verleumderischer, hetzerischer, böswilliger Weise eine Gruppe von Juden zu bewussten Zerstörern der westlichen Zivilisation konstruiert – entgegen allen Fakten.

          Nicht jede Verschwörungstheorie ist eine antisemitische Verschwörungstheorie, sondern nur eine solche, die sich gegen Juden richtet.

          Und selbstverständlich ist auch nicht jede Kritik an der Frankfurter Schule oder Wilhelm Reich antisemitisch, auch nicht jede konservative Kritik an ihnen, sondern nur solche „Kritik“, die verleumderisch und hetzerisch ist und antisemitische Stereotype bedient.

          „Mit Kultumarxismus verbinde ich das Bestreben“

          Was der Begriff bedeutet, richtet sich aber nicht nach deinen subjektivistischen Interpretationen, der Begriff „Kulturmarxismus“ steht bereits in einem bestimmten ideologischen Kontext und wer ihn verwendet, wird damit leben müssen, diesem Kontext zugeordnet zu werden.

          „die bestehende Kultur zu zerstören, um allgemeine Gleichstellung zu erreichen.“

          Es gibt keine Theorien auf Seiten der Linken, die das Selbstverständnis hätten, die westliche Kultur zerstören zu wollen.

          „Dazu bedarf es keiner Weltverschwörung. Wenn man alle “gleich machen” will, dann muss man sich bemühen die bestehende Kultur zu zerstören, denn sie ist nicht gleich.“

          In diesem Fall reicht es dann ja diejenigen Aspekte der Kultur zu beseitigen, die der gewünschten Gleichheit im Weg stehen, alles andere könnte beibehalten werden. Warum ist das „Kulturzerstörung“?

          Allerdings trifft es auf den Gender-Feminismus ohnehin nicht zu, dass er Gleichheit anstreben würde, (auch wenn seine Anhänger dies vielleicht meinen), denn faktisch strebt der Gender-Feminismus weder Gleichberechtigung, noch Gleichstellung an, sondern Frauenprivilegierung.

          Diskriminierungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen, von denen Jungen und Männer betroffen sind, werden genauso ausgeklammert wie gesellschaftliche Ungleichverteilungen, die als zu Lasten von Jungen und Männern gehend interpretiert werden könnten.

          Nur oberflächlich betrachtet strebt der Gender-Feminismus Gleichheit an, bei einer genaueren Analyse zeigt sich, dass eine auf Gleichheit fokussierende Kritik hier analytisch falsch liegt.

          Ebenso gilt z.B. für den kulturrelativistischen Multikulturalismus nicht, dass er Gleichheit der Menschen anstrebe, er ersetzt vielmehr die Idee der Gleichwertigkeit der Menschen durch die Idee der Gleichwertigkeit der Kulturen – und dadurch wird jede wünschenswerte Gleichheit der Individuen gerade unterminiert.

          http://internationalworkersassociation.blogspot.de/2011/02/multikulturalismus-diversitat-und.html

          Zudem haben Gender-Feminismus und Multikulturalismus nichts mit Marxismus zu tun, sondern entstammen einer einseitigen, selektiven und dogmatischen US-amerikanischen Rezeption des französischen Poststrukturalismus.

          „Welche Theorie nun welches Primat hat, und welchen Bereich der bestehenden Kultur als erstes zerstört werden sollte, ist im Vergleich dazu sekundär. Die Motivation ist die gleiche.“

          Nun wird bei dir offenbar jede Gesellschaftskritik aus vermeintlich oder tatsächlich egalitärer Perspektive, wenn nicht jede Gesellschaftskritik überhaupt, zur „Kulturzerstörung“ – was absurd ist.
          Man muss schon konkret begründen, warum eine bestimmte politische Richtung oder Theorie, die man ablehnt „kulturzerstörend“ sein soll.
          Zudem muss man unterscheiden zwischen einer „kulturzerstörenden“ Intention oder „kulturzerstörenden“ Wirkungen als unbeabsichtigtem Effekt.

          „Vielleicht wäre “kulturzerstörende Gleichmachtheorie” treffender als Kulturmarxismus, ist aber viel sperriger und weniger prägnant, @Leszek.“

          „Kulturmarxismus“ ist vor allem ganz banale Lüge und Falschbeschuldigung, weil damit Marxisten Dinge vorgeworfen werden, die nichts mit Marxismus zu tun haben.

          „Beim Wort Marxismus weiß jeder, dass die staatlich verordnete Gleichmacherei zu Unterdrückung, Unfreiheit und ökonomischem Niedergang geführt hat.“

          Diktaturen beruhen nicht auf Gleichheit und streben auch keine Gleichheit an. Die staatsozialistischen (eigentlich staatskapitalistischen) Herrschaftssysteme dienten der Sicherung der Macht und Privilegien ihrer jeweiligen herrschenden Klasse und hatten entsprechende anti-egalitäre Rationalisierungen um dies zu rechtfertigen.

          „Man hat also gleich die richtigen Assoziationen.“

          Nein, man betreibt Lüge und Täuschung, wenn man Dinge als „Kulturmarxismus“ bezeichnet, die nichts mit Marxismus zu tun haben und man bezieht sich dadurch außerdem auf eine widerliche menschenfeindliche Verschwörungstheorie und fördert diese mindestens indirekt.

          „Die in der Dialektik der Aufklärung vertretene Meinung, dass das Verfolgen der Aufklärung, deren erklärtes Ziel es ist mystisches Denken zu überwinden, letzlich in Mystik enden muss, ist ja barer Unsinn.“

          Diese Kritik bezieht sich, wie ich bereits erwähnte und belegte, gar nicht auf das eigentliche aufklärerische Denken, sondern auf eine Form von Vernunft, die Adorno und Horkheimer zufolge als Fehlentwicklung aus dem aufklärerischen Denken entstanden ist und dessen Negation darstellt: der reinen, von allen Sinn- und Wertbezügen entfremdeten zweckrationalen, instrumentellen Vernunft.

          Gemeint ist damit z.B. die Form von Vernunft hinter Bürokratisierungsprozessen, die auf die realen Probleme der Menschen keine Rücksicht nehmen, hinter ökonomischen Prozessen, die rein zweckrational das Ziel von Profitmaximierung verfolgen wobei die Folgen für Mensch, Gesellschaft und Umwelt egal sind, hinter manipulativen Einflüssen von Medien und Werbung, hinter solcher Wissenschaft, die sich ganz in den Dienst der Interessen der herrschenden ökonomischen und politischen Eliten stellt.

          Diese Vernunftform – die zweckrationale, instrumentelle Vernunft losgelöst von Sinn- und Wertbezügen – führt dazu, dass sich die Menschen an freiheitsfeindliche Strukturen anpassen müssen ähnlich wie dies in früheren Zeiten durch die Vermittlung des Mythos geschah. Weder der Mythos, noch die instrumentelle, zweckrationale Vernunft sind daher in den Augen von Adorno und Horkheimer emanzipatorisch, nur die aufgeklärte kritische Vernuft, die sich ihrer humanistischen Maßstäbe bewusst bleibt, ist emanzipatorisch.

          „Genauso wie das in Frage stellen des Konzepts der Falsifikation durch die Gender-Ideologie.“

          Das ist ein völlig anderes Thema.

          „Dieses Zerstören/Dekonstruieren“

          Dekonstruktion bedeutet nicht Zerstörung.

          „einer der wesentlichen kulturellen und intelektuellen Errungenschaften, nämlich die Aufklärung und in der Folge die Falsifikation, ist wieder eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit der beiden Theorien.“

          Mit dem gewaltigen Unterschied, dass es Adorno und Horkheimer darum ging die Aufklärung zu retten, während der Gender-Feminismus die Aufklärung tatsächlich ablehnt – sogenannte Kulturkonservative lehnen die Aufklärung natürlich auch oft ab.

        • „… alle aktive Wirksamkeit der Menschheit zusammen, durch Hand- und Kopfarbeit der Erde und dem Leben eine möglichst große Menge von materiellen und ideellen Werten abzugewinnen …“

          und dann nehmen wir uns alle an der hand, haben uns ganz doll lieb uns alles wird gut, @leszek.

          ehrlich, mein und wahrscheinlich auch dein beitrag zu den bildenden künsten und der musik ist eine „quantite negligable“. das vermisst niemand, nicht mal wir beide und unsere mamas. an beethoven erfreuten sich bereits generationen und viele weitere werden folgen. wenn der anarchist also wirklich eine „möglichst große menge von materiellen und idiellen werten gewinnen“ will, wäre er klug beraten die menschen extrem ungleich zu behandeln. potentielle beethovens suchen und maximal fördern, und den rest ignorieren, um die limitierten ressourcen optimal einzusetzen. das klingt nun aber so gar nicht anarchistisch oder täusche ich mich, @leszek?

          im selben ponyhof-stil geht es weiter:

          „Unter Gleichheit verstehe ich die Wesenseinheit und Gleichheit im Kern in der Gattung bei aller individuellen Verschiedenheit.“

          also: gleichheit == wesenseinheit im kern

          meint unser anarchist den aufbau und anzahl der chromosome, wobei allein eine dna zu haben wohl noch nicht genügt. ist das nicht eine etwas undifferenzierte und allzu biologische sicht, die den leistungen und anstregungen der individuen nicht gerecht wird. ist der faule, gewaltätige, alkoholkranke massenvergewaltiger in der „wesenseinheit des kerns“ gleich zum selbstlosen, fleißigen wohltäter? anarchisten sehen das wohl so, denn er schreibt ja:

          „Aber so wie die unterschiedlichsten Klang- und Farbentöne harmonisch geordnet und organisch zu einem Ganzen verbunden, eine wundervolle Symphonie oder ein herrliches Gemälde ergeben, so könnten wohl auch die Menschen sich harmonisch und einheitlich zusammenschließen, so dass jeder einzelne gerade durch seine besondere Nuance, seine besondere Eigenart zur Erhabenheit des Ganzen beitrüge.”

          es ist nun mal so, dass dieser asozial typ der symphonie schadet. es trägt nicht jeder in gleicher weise bei, einige schaden explizit, auf andere kann man locker verzichten oder man gibt ihnen eine triangle in die hand. symphonien und harmonie entstehen auch nicht dadurch, dass einfach jeder ein instrument spielt. die harmonie erarbeitet entsprechendes talent vorausgesetzt in langen jahren.

          so als sozial-romantiker kommst du echt sympathisch und einfühlsam rüber, @leszek, aber es hat halt nichts mit der realität zu tun und ist darüberhinaus kontraproduktiv, sprich zerstörerisch.

          wir können uns darüber unterhalten wie schön die welt wäre, wenn sie so wäre, wie du und herr oerter sie sich wünschen, aber

          1. aktuell und auf absehbare zeit ist sie so nicht.
          2. unserer hardware könnte dies tatsächlich unmöglich machen. wir werden auch nicht ohne hilfsmittel fliegen können und gleichzeitig 5 stunden in 1000m tiefe tauchen können.
          3. es könnte sogar sein, dass diese „universelle harmonie“ logisch unmöglich ist, da sie im widerspruch zu anderen notwendigen oder wünschenswerten eigenschaften steht, beispielsweise dem fortschritt, da wir dann alle unter einer kokospalme liegen würden und den lieben gott einen guten mann sein lassen.

          ich persönlich glaube, das syndikalistischer anarchismus die gesellschaftsform im paradies ist. geschlechtslose engel, denen es an nichts fehlt, alle glücklich sind, es keine ungerechtigkeiten gibt und sich alle ganz doll lieb haben. in diesem bild sieht man auch schön die ideengeschitliche nähe der kulturmarxistischen theorie: geschlechtslosigkeit macht die gender-ideologen glücklich, manna für alle die anarchisten und/oder marxisten und gegen uneingeschränkt und ewige gerechtigkeit kann niemand etwas haben.

        • Ledzek’s zügel- und haltloser Schmier und sein Unsinn mit der blendenden „Theoretisiererei“.

          Es ist genauso so wie es Vee darstellt.

          So sind diese Leute. Und er gleicht es mit den Erfahrungen aus seiner rumänisch kommunistischen Vergangenheit ab. Die nicht gut sind, weil dahinter letztlich immer Gewalt und entsprechende Motive stehen.

        • @Leszek

          Du hast doch ausser Rabulistik und ideologische Blenderei, die du als „Belege“ andrehen willst nicht viel anderes zu bieten. Rhetorische Trickserei mit der du beeindrucken möchtest. .

          Vee’s Einschätzung ist auch hier treffend. Es ging in seinem Beitrag ja genau darum dieses Verhalten zu beschreiben.

        • ich vermisse in dieser debatte unseren wortgewaltigen und eloquenten @roslin sehr – #BringBackOurRoslin

          ich kenne die ideen oder theorien der beiden von dir genannten erfinder der kulturmarxistischen weltverschwörung nicht und gedenke dies auch nicht zu ändern, @leszek. das müssen ja richtige nazis sein, denn sie propagieren ja die „jüdisch-bolschewistische“ weltverschwörung und haben als weitere beteilgte lediglich die gender-feministen identifiziert.

          damit habe ich nichts am hut. was ich meine habe ich gesagt und es gibt keinen grund, dass du oder einer der leser mich den nazis zurechnet, weil ich diesen begriff verwendet habe. ich suche ein besseres wort und bis dahin gewährst du mir sicher eine galgenfrist, @leszek.

          ich habe nicht behauptet, dass es eine kulturzerstörende theorie der linken gutmenschen gibt (früher hätte ich kulturmarxisten gesagt), vielmehr handelt es sich auf den ersten blick, in deinen worten ausgedrückt, um eine „kulturzerstörende wirkung“, keine intention. denn um dem gleichheitsideal näher zu kommen müssen ungleichheiten beseitigt werden. da das jahrtausende alte erfolgsrezept der menschlichen kultur die arbeitsteilung ist, basiert unsere gesamte kultur auf ungleichheit. unsere kultur behandelt menschen individuell, also nicht gleich. gleiches recht für alle ist diesbezüglich eine wirkliche und notwendige ausnahme.

          du hast recht, das nicht jede gesellschaftskritik als kulturzerstörend abwerten darf, denn dann könnte man keine kritik mehr üben. das problem ist aber, dass die gleichmacherei das erfolgsrezept unser kultur, die ungleiche behandlung, die arbeitsteilung und somit die kultur als ganzes in frage stellt. das rechtfertigt den begriff kulturzerstörend.

          dies kann man auch an einzelnen beispielen sehen: marx wollte die traditionelle familie verändern/abschaffen. was kümmert einen, dem die ökonomie so wichtig ist, diese höchst private bereich? warum sieht engels und marx darin, die fundamentale unterdrückung, die es zu beseitigen gilt? hierbei ist er ganz im einklang mit der gender-ideologie, obwohl es dieser um das geschlecht geht. der grund ist, dass hier ungleiche behandlung für die nächste generation, die kinder, unmittelbar positiv erfahren wird. die kritische theorie ist da ebenfalls im Einklang, denn für sie ist die familie eine art propaganda, die die bestehenden gesellschaftlichen verhältnisse zementiert und deshalb verändert werden muss.

          schon bemerkenswert, dass marx, horkheimer und butler, obwohl scheinbar so unterschiedlich, sich berufen füllen die jahrtausende alte höchst private institution familie zu verändern, um ihre ziele zu erreichen.

          deine ausführungen über die entwicklung der aufklärung kann ich ganz und gar nicht folgen. was soll das mit bürokratisierung zu tun haben? das ist höchstens eine fehlinterpretation, die sich im rahmen der aufklärung, mit rationallen mittteln ohne weiteres als fehler erkennen und korrigieren lässt. es ist ganz und gar nicht zu verstehen, warum es hierbei quasi einen blinden fleck geben soll, dem man rational nicht beikommt. rationalität steht auch in keinem widerspruch zu werten oder sinn. das verträgt sich prima. und eine rationale, analytische herangehensweise ist sicher die beste um menschliche probleme zu lösen. vielleicht hat ein rationalist ein menschliches problem außer acht gelassen, dann beschäftige du dich halt rational damit. das ganze klingt eher so, als ob ein armer soziologe mit der technisierung überfordert ist und sie ihm angst einjagt, da er die dinge nicht mehr intuitiv erfasst und dies nun versucht irgendwie zu rationalisieren. ein höchst persönliches problem.

          das credo der aufklärung, trau dich deinen eigenen verstand zu benutzen und eine rationalle erklärung ist der einzige und beste weg die welt zu verstehen, ist eine universelle erkenntnis. deren weiterentwicklung ist das konzept der falsifikation. mach dir ein rationalles modell der welt, sei dir bewusst, dass es ein modell und nicht die welt ist, hoffe nicht es je beweisen zu können, schau vielmehr nach den abweichungen zwischen modell und welt. damit kennst du die grenzen deines modells. das ist falsifikation. sozusagen eine konkretere vorgabe für eine rationalle erklärung der welt, wie es die aufklärung anstrebt. auch das ist eine universelle erkenntnis und eine verfeinerung der aufklärung. hat also sehr viel miteinander zu tun. anders ausgedrückt, will die aufklärung entmystifizieren, und falsifikation erlaubt es rationale aufgeklärte theorien sicher von mystik und glauben zu unterscheiden.

          das es menschen gibt, die die aufklärung ablehnen, ist bedauerlich, aber spinner gibt es überall. es ist löblich, dass sich horkheimer bemüht hat die aufklärung zu retten, aber seine wirren gedanken sind leider gänzlich ungeeignet. also doch kein allzu großer unterschied.

        • @ Petpanther

          „Du hast doch ausser Rabulistik und ideologische Blenderei, die du als “Belege” andrehen willst nicht viel anderes zu bieten.“

          Das wird wohl der Grund dafür sein, warum du bei diesem Thema nie dazu in der Lage bist Gegenargumente vorzubringen, Belege zu präsentieren, etwas, dass ich sage mit Argumenten zu kritisieren oder zu widerlegen, nicht wahr. 🙂

          „Rhetorische Trickserei mit der du beeindrucken möchtest.“

          Da täusch dich mal nicht, was konservative Antifeministen so von mir denken geht mir genauso am Arsch vorbei wie was Radikal- oder Genderfeministinnen von mir denken.

          „Vee’s Einschätzung ist auch hier treffend. Es ging in seinem Beitrag ja genau darum dieses Verhalten zu beschreiben.“

          Ja, ja, argument- und belegfrei, wie immer.

          Aber sag doch mal, Petpanther, warum steht denn von all den Behauptungen und Anschuldigungen nie irgendwas in den Schriften tatsächlicher Vertreter der Kritischen Theorie drin? Deren Schriften – ich besitze mehrere – sind meist sehr gut, nicht politisch korrekt, ich stimme mit dem meisten überein und ein Feindbild „weißer, heterosexueller Mann“ ist mir dort noch nie begegnet.

          Ich kenne auch zwei Vertreter der Kritischen Theorie persönlich. Keiner von denen vertritt irgendwas von dem, was die „Kulturmarxisten“ angeblich vertreten sollen.

          Erklär doch mal, Petpanther: wie kommt es, dass sich bei echten Vertretern der Kritischen Theorie – persönlich wie in ihren Schriften – in der Regel nichts von dem findet, was du und deine Gewährsleute behaupten?

          Könnte das daher kommen, dass alles was ihr erzählt gelogen ist?

        • … der oester ist aber kein argument, @leszek, selbst wenn es eine valide „wissenschaftliche“ belegquelle ist und es dazu schriften und gegenschriften geben sollte. trau dich doch mal ganz aufgeklärt deine eigene ratio zu benutzen und entsorge ihn als argument.

        • „Aber so wie die unterschiedlichsten Klang- und Farbentöne harmonisch geordnet und organisch zu einem Ganzen verbunden, eine wundervolle Symphonie oder ein herrliches Gemälde ergeben, so könnten wohl auch die Menschen sich harmonisch und einheitlich zusammenschließen, so dass jeder einzelne gerade durch seine besondere Nuance, seine besondere Eigenart zur Erhabenheit des Ganzen beitrüge.”

          Interessant ist hier der Vergleich der Gesellschaft mit einer Symphonie und einem Gemälde. Symphonien und Gemälde sind sind nicht evolutionär gewachsene Strukturen, sondern quasi autoritär geschaffene Werke eines Künstlers, bei deren praktischer Ausführung die Elemente nicht eigenständig von den Vorgaben abweichen dürfen, ohne das Kunstwerk zu zerstören. Dieses Bild passt im Grunde besser zu Zentralverwaltungswirtschaften oder dem Militär, statt zu freiheitlichen, von unten nach oben strukturierten Gesellschaften: Einheitlichkeit (freie Entfaltung nicht möglich), Harmonie (scheinbar keine Interessengegensätze), Wettbewerb wird unterdrückt… Alles gehorcht einem Willen.
          Vielleicht sollten die Anarchosozialisten mal versuchen, diesen Widerspruch von Freiheit und Gleichheit/Harmonie vernünftig aufzulösen, statt sich immer nur über Ungleichheit zu beschweren.

        • Also „Kulturmarxismus“ ist mir auch nur als Kampfbegriff der (vor allem amerikanischen) Rechten bekannt und hat offenbar keine klare Bedeutung. Was vielleicht auch daran liegt, dass die meisten Amerikaner Marx praktisch nicht kennen und irgendwie alles linke als marxistisch bezeichnen. Dabei ist „Marxismus“ doch ein relativ klarer Begriff, der bestimmte Positionen umfasst: die Dominanz des Ökonomischen über das Politische, bestimmte Vorstellungen vom notwendigen Ablauf der Geschichte (inkl. notwenigem Zusammenbruch des Kapitalismus), usw. usw.
          Die „Kritische Theorie“ der Frankfurter Schule von Adorno und Horkheimer ist nur sehr bedingt als marxistisch zu bezeichnen. Sie bedient sich zwar mancher marxistischer Kategorien, vertritt aber auch viele Positionen, z.B. die Feindschaft gegen Wissenschaft und Aufklärung („Instrumentelle Vernunft“), die Marx sicher abgelehnt hätte. Im Übrigen haben diese Herren so viel Unsinn geschrieben, dass man ihre Werke getrost vergessen sollte. Sehr gut ist die Charakteristik von Leszek Kolakowski (Hauptströmungen des Marxismus, Bd. 3):
          „Die Autoren weisen jedoch keinen Ausweg aus dem Niedergang: Sie sehen keine Möglichkeit, dass der Mensch zur Freundschaft mit der Natur zurückkehrt, sie sagen auch nicht, ob und auf welche Weise die Menschen den Tauschwert liquidieren, das heißt, ohne Geld und Berechnung leben könnten. Der einzige Rat, den sie erteilen, ist das theoretische Denken, wobei wir vermuten dürfen, dass der Hauptvorzug dieses Denkens darin bestehen soll, dass die Despotie der Logik und der Mathematik abgelehnt wird (die Logik ist den Autoren zufolge ein Ausdruck der Gleichgültigkeit gegenüber dem Individuum).
          Es ist bezeichnend, dass die Sozialisten den Kapitalismus einst anprangerten, weil er Elend erzeuge, und die Frankfurter Schule ihn vor allem deshalb anprangert, weil er Reichtum erzeugt und eine große Zahl menschlicher Bedürfnisse befriedigt, dadurch aber die höhere Kultur zerstört.

          In der »Dialektik der Aufklärung« sind bereits alle Elemente der späteren Angriffe Marcuses auf die moderne Philosophie enthalten, die angeblich den Totalitarismus dadurch fördert, dass sie einen positivistischen »Neutralismus« der Wissenschaft gegenüber der Welt der Werte verkündet und die Kontrolle der »Tatsachen« über das menschliche Wissen fordert. Dieser verblüffende Paralogismus – die Beachtung der Forderungen der empirischen Wissenschaft und der Regeln der Logik ist gleichbedeutend mit der Sanktionierung des bestehenden Zustands und der Ablehnung jeglicher Veränderung – zieht sich unverändert durch die gesamte Produktion der Frankfurter Schule. Fasst man den behaupteten Zusammenhang des Positivismus mit gesellschaftlichem Konservativismus oder gar Totalitarismus (die Autoren setzen Konservativismus mit Totalitarismus gleich) als einen historischen auf, so wenden sich alle faktischen Beweise gegen die Kritiker der »Aufklärung«: Seit Hume war die positivistische Philosophie stets mit der liberalen Tradition verbunden. Ein logischer Zusammenhang besteht ganz offensichtlich nicht. Würde daraus, dass die wissenschaftliche Forschung sich zu ihrem Gegenstand >>neutral« verhält und sich der Wertung enthält, folgern, dass sie den bestehenden Zustand stillschweigend gutheißt, so müsste man behaupten, dass physiopathologische Untersuchungen stillschweigend die Krankheit preisen oder davon ausgehen, dass Krankheiten gut und nicht zu bekämpfen seien. Es stimmt, dass zwischen den medizinischen und den Gesellschaftswissenschaften ein wesentlicher Unterschied besteht (obwohl das, was die Frankfurter Schule in dieser Hinsicht über die Wissenschaften sagt, sich auf die gesamte Erkenntnis beziehen soll). Es stimmt, dass in den Gesellschaftswissenschaften die Forschung eine Tätigkeit ist, die dem Forschungsgegenstand selbst angehört, wenn das »umfassende« gesellschaftliche Ganze dieser Gegenstand ist. Daraus folgt jedoch keineswegs, dass ein Forscher, der sich bemüht, sich wertender Urteile zu enthalten, die Gesellschaft notwendig im Sinne der Stabilisierung oder des Konformismus beeinflusst: Es kann so oder anders sein, aber aus der bloßen Tatsache, dass eine Untersuchung »von außen«, das heißt ohne sogenanntes Engagement, durchgeführt wird, lässt sich diesbezüglich keine Folgerung ziehen. Mehr noch: Eine Forschung, die nicht nur in dem Sinn »engagiert« ist, dass sie überhaupt irgendein praktisches Interesse verfolgt, sondern auch in dem Sinn, dass sie sich selbst als Element einer gewissen praktischen Tätigkeit auffasst, ist gewissermaßen verpflichtet, das für wahr zu halten, was dem Interesse, mit dem der Forscher sich identifiziert, förderlich zu sein scheint, oder anders gesagt, sie muss sich genetischer, pragmatischer Wahrheitskriterien bedienen. Würde ein solches Prinzip anerkannt, dann würde die Wissenschaft im bisherigen Sinn aufhören zu existieren und sich in politische Propaganda verwandeln. Dass in den Gesellschaftswissenschaften auf verschiedenen Wegen unterschiedliche politische Präferenzen und Interessen zu Wort kommen, ist eine unbestrittene Wahrheit; eine Regel aber, die, statt die Minimalisierung dieses Einflusses zu fordern, im Gegenteil seine Verallgemeinerung fordern würde, ließe die Wissenschaft zum willenlosen Werkzeug politischer Interessen werden, wie es mit den Gesellschaftswissenschaften in totalitären Staaten ja auch geschehen ist; theoretische Untersuchungen und theoretische Diskussionen würden ihre Autonomie völlig einbüßen – im Gegensatz zu dem, was die Autoren der Frankfurter Schule für wünschenswert erklären.

          Es stimmt ebenfalls, dass die wissenschaftliche Forschung selbst keine Ziele hervorbringt. Das stimmt auch dann, wenn man annimmt, dass gewisse Werturteile implizit in den Regeln selbst enthalten sind, die besagen, unter welchen Bedingungen gewisse Behauptungen oder Hypothesen ein Bestandteil der Wissenschaft sind. Die Ansprüche an ein wissenschaftliches Verfahren werden natürlich nicht schon dadurch verletzt, dass der Forscher etwas entdecken möchte, was gewissen praktischen Zielen dient, dass seine Interessen von praktischen Überlegungen inspiriert sind. Diese Ansprüche werden dagegen vergewaltigt, wenn man unter dem Vorwand, die Dichotomie von Tatsachen und Werten »überwinden« zu wollen (die Frankfurter Schule und im Übrigen ein beträchtlicher Teil der marxistischen Literatur pocht unablässig darauf, eben diese Dichotomie überwunden zu haben), die wissenschaftliche Wahrheit den Kriterien irgendeines Interesses unterordnet.

          Die Regeln der empirischen Forschung wurden im europäischen Denken, beginnend mit dem späten Mittelalter, in Jahrhunderten entwickelt. Dass die Entstehung dieser Regeln irgendwie mit der Ausbreitung der Warenwirtschaft zusammenhing, ist möglich, wenn auch keineswegs bewiesen, und die Anhänger der »Kritischen Theorie« geben in dieser Frage wie in der Mehrheit der anderen Fragen lediglich haltlose Versicherungen ab, die durch keine historische Analyse gestützt werden. Sollte jedoch tatsächlich ein solcher historischer Zusammenhang bestehen, so folgt daraus noch immer nicht, dass diese Regeln ein Instrument des »Warenfetischismus« sind und die Herrschaft des Kapitals aufrechterhalten; diese letztere Behauptung ist sogar schlichter Unsinn. Die genannten Autoren scheinen zu glauben, dass es, und sei es potentiell, eine andere Wissenschaft gibt, welche den Forderungen der Menschlichkeit gerecht wird, doch können sie nichts über sie sagen. Letzten Endes ist ihre Kritische Theorie weniger eine Theorie als vielmehr ein Lobpreis der Theorie, eine allgemeine Versicherung, dass theoretisches Denken sehr wichtig sei (eine kaum kontroverse These), und eine Forderung, sich zu der bestehenden Gesellschaft kritisch zu verhalten und sie gedanklich zu »transzendieren«. Diese letztere Forderung hätte jedoch nur dann Sinn, wenn sie sagen könnten, wohin genau wir das Bestehende zu transzendieren haben, doch gerade das erfahren wir nicht; diesbezüglich – es muss wiederholt werden – ist der orthodoxe kommunistische Marxismus inhaltlich bestimmter, da er zumindest versichert, dass, wenn erst die Produktionsmittel verstaatlicht sind und die Herrschaft der kommunistischen Partei errichtet ist, nur noch technische Einzelheiten auf dem Wege zum allgemeinen Glück und zur allgemeinen Befreiung zu lösen sind. Diese Empfehlungen wurden zwar durch Erfahrungen völlig widerlegt, haben aber den Vorzug, dass man weiß, um was es bei ihnen geht.

          Die »Dialektik der Aufklärung« und viele andere Werke der Frankfurter Schule enthalten eine ganze Reihe überzeugender Bemerkungen zur Kommerzialisierung der Kunst in den Industriegesellschaften und zur Ärmlichkeit der den Forderungen des Markts unterworfenen künstlerischen Produktion. Die Autoren behaupten jedoch, dass gerade aufgrund dieser Situation sowohl die Kunst insgesamt als auch die Qualität der ästhetischen Erfahrungen, an denen alle Menschen teilhaben können, herabgesunken sei. Diese Behauptung ist indessen überaus zweifelhaft. Wenn es einen solchen Niedergang tatsächlich gegeben hat, muss man annehmen, dass beispielsweise die Dorfbewohner des 18. Jahrhunderts irgendwelche höheren Formen der Kultur genossen haben, um dann durch die Ausbreitung des Kapitalismus dieser Werte beraubt und zur Betrachtung der primitiven Produkte einer vervielfältigten Massenkunst gezwungen zu werden; es ist jedoch nicht sicher, dass die kulturelle Beteiligung von Dorfbewohnern des 18. Jahrhunderts -also die Beteiligung an kirchlichen Zeremonien, Volkstänzen und volkstümlichen Spielen – ihnen höhere Werte vermittelte, als Arbeiter von heute, vor dem Fernseher sitzend, sie erreichen. Die sogenannte »höhere« Kultur ist keineswegs untergegangen, sondern unvergleichlich viel leichter zugänglich geworden als irgendwann zuvor und wird mit Sicherheit von mehr Menschen genossen; dass aber die Umwälzungen, die im 20. Jahrhundert in den Formen dieser Kunst eingetreten sind, sich letzten Endes mit der Herrschaft des Tauschwerts erklären lassen, ist eine wenig überzeugende Behauptung.

          Adorno, der sich in seinen verschiedenen Schriften vielfach zum Niedergang der Kunst geäußert hat, scheint im übrigen der Ansicht zu sein, dass ihre gegenwärtige Lage ausweglos sei, dass also die Kunst nicht wisse, woher sie die Kräfte schöpfen soll, die es ihr erlauben würden, ihrer Berufung gerecht zu werden; auf der einen Seite haben wir die affirmative Kunst, welche die bestehende Kultur akzeptiert und dort Ordnung vortäuscht, wo nur Chaos ist (z. B. Strawinsky), andererseits Versuche des Widerstands gegen die Realität, die jedoch, da sie nicht in der Welt verwurzelt sind, sogar das Genie zum Eskapismus zwingen und es dazu bringen, sich in dem sich selbst genügenden Bereich des eigenen künstlerischen Materials einzuschließen (Schönberg). Die künstlerische Avantgarde ist Negation, aber mehr kann sie, zumindest derzeit, nicht sein; insofern ist sie – anders als die Massenkunst und die affirmative, betrügerische Kunst – die Wahrheit unserer Zeit, allerdings eine düstere Wahrheit, in der sich die Ausweglosigkeit der ganzen Kultur ausdrückt. Das letzte Wort der Kulturtheorie Adornos scheint zu sein, dass er Protest für notwendig und gleichzeitig für ohnmächtig hält. Eine Rückkehr zu den Werten vergangener Zeiten ist unmöglich, die gegenwärtig herrschenden Werte sind ein Anzeichen der Verrohung und des Niedergangs des Geistes, und neue Werte gibt es nicht, abgesehen von der Geste totaler Negation, die gerade durch ihren totalen Charakter inhaltslos ist.

          Wenn diese Charakterisierung zutreffend ist, dann kann Adornos Werk letztlich nicht nur nicht als eine Fortsetzung des Marxschen Denkens gelten, sondern es läuft ihm diametral zuwider mit seinem Pessimismus, der, da es eine positive Utopie nicht gibt, allein in einem unartikulierten Aufschrei münden kann.“

        • @ JC Denton

          „Interessant ist hier der Vergleich der Gesellschaft mit einer Symphonie und einem Gemälde. Symphonien und Gemälde sind sind nicht evolutionär gewachsene Strukturen, sondern quasi autoritär geschaffene Werke eines Künstlers, bei deren praktischer Ausführung die Elemente nicht eigenständig von den Vorgaben abweichen dürfen, ohne das Kunstwerk zu zerstören.“

          Symphonien und Gemälde sind auch Ausdruck freier menschlicher Kreativität und das war für Fritz Oerter der Bezugspunkt des Vergleichs.

          „Dieses Bild passt im Grunde besser zu Zentralverwaltungswirtschaften oder dem Militär, statt zu freiheitlichen, von unten nach oben strukturierten Gesellschaften: Einheitlichkeit (freie Entfaltung nicht möglich), Harmonie (scheinbar keine Interessengegensätze), Wettbewerb wird unterdrückt… Alles gehorcht einem Willen.“

          Aber nur wenn man Wert darauf legt das tatsächlich Gemeinte mißzuinterpretieren.
          Hier noch ein paar Zitate aus dem gleichen Text – er heißt übrigens „Die Kulturideale des Syndikalismus“ und ist aus dem Jahre 1921 – in denen Zentralismus und autoritäre Strukturen kritisiert werden:

          „Ebenso jedoch artete der Trieb zur gesellschaftlichen Einheit aus. Man schuf keine Einheit von gleichgeachteten und gleichgewerten Menschen sondern schuf Rangordnungen und Schichten, Autoritäten, Tyrannen, Übermenschen, schuf Zentralisation und Staaten, Absolutismus und Diktatur. Und weil solche Zustände weder in der Natur noch in der Vernunft eine Begründung fanden, errichtete man Institutionen, welche mittels Gewalt diese Zustände aufrecht erhalten und womöglich dauernd machen sollten.“

          (aus: Fritz Oerter- Die Kulturideale des Syndikalismus (1921) in: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, Edition AV, 2015, S. 53)

          „Wir streben im Gegensatz zu den Parteikommunisten nach der Aufhebung aller Klassen, und nicht nach der Ersetzung der jetzigen bürgerlichen Klassenherrschaft durch eine proletarische. Das ist ja das Unglück der Herren, dass sie ihre Menschlichkeit verleugneten, um nur Gebieter, Offiziere, Beamte, Bürger und sonst noch alles Mögliche, aber nur ja keine fühlenden Menschen zu sein.“

          (S. 55)

          „Noch immer, soweit wir in der Menschheitsgeschichte zurückblättern, nahm das gesellschaftliche Leben dann einen Aufschwung, wenn nach dem Zerschlagen starker Zentralismen wieder die föderalistische Organisationsmethode Platz griff.“

          (S. 59)

          „Indem wir jede Form von Zentralisation verwerfen, erkennen wir auch keine Unterordnung, keine Disziplin an. Für uns gilt und kann nur gelten: Einordnung, Gleichordnung, Gleichwertung und vor allem Solidarität. Wir lehnen uns auf gegen alle, die von uns Unterwerfung fordern, statt unsere Gleichberechtigung anzuerkennen, gegen alle, die Disziplin verlangen anstatt Solidarität.“

          (S. 60)

          (Anmerkung: Der Begriff „Disziplin“ wurde im deutschen Anarchismus negativ beurteilt im Sinne von militärischer Zwangsdisziplin, der Begriff „Selbstbeherrschung“ wurde dagegen positiv beurteilt.)

          „Vielleicht sollten die Anarchosozialisten mal versuchen, diesen Widerspruch von Freiheit und Gleichheit/Harmonie vernünftig aufzulösen, statt sich immer nur über Ungleichheit zu beschweren.“

          Vielleicht sollte man einen Text erstmal ganz gelesen haben, bevor man ihn beurteilt.

        • @ Leszek

          „Symphonien und Gemälde sind auch Ausdruck freier menschlicher Kreativität und das war für Fritz Oerter der Bezugspunkt des Vergleichs. “

          Kein guter Vergleich für jemanden, der autoritäre Strukturen ablehnt. Eine Symphonie ist nur dann harmonisch, wenn die Mitglieder des Orchesters darauf verzichten, ihrer eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen.

          „Aber nur wenn man Wert darauf legt das tatsächlich Gemeinte mißzuinterpretieren.“

          Ich habe keine Meinung interpretiert, sondern auf darauf hingewiesen, dass der Vergleich nicht zu den Vorstellungen des Autors passt.

          „Vielleicht sollte man einen Text erstmal ganz gelesen haben, bevor man ihn beurteilt.“

          Vielleicht sollte man zur Kenntnis nehmen, dass ich den Text als ganzes gar nicht beurteilt habe. Weiterhin tragen die neuen Oerter-Zitate auch nichts zur Auflösung des Widerspruchs bei, sondern verharren in der üblichen Anklage gegen die Ungerechtigkeiten der Welt. „Einordnung, Gleichordnung, Gleichwertung“ passen zum Orchester und zu deinen primitiven Stämmen, aber nicht zur freien Entfaltung von Millionen Menschen in modernen Gesellschaften.

        • @ Albert

          „und dann nehmen wir uns alle an der hand, haben uns ganz doll lieb uns alles wird gut, @leszek.“

          Also ich finde den Grundsatz alle kulturellen Errungenschaften der Menschheit zu bewahren und danach zu streben diese allen Menschen zugänglich zu machen sehr gut, du etwa nicht?

          „ehrlich, mein und wahrscheinlich auch dein beitrag zu den bildenden künsten und der musik ist eine “quantite negligable”. das vermisst niemand, nicht mal wir beide und unsere mamas.“

          Das mag sein, aber vielleicht haben wir beide ja andere Fähigkeiten und Begabungen. Fähigkeiten und Begabungen müssen auch keineswegs das Level der Genialität erreichen, um sich positiv auszuwirken.

          „an beethoven erfreuten sich bereits generationen und viele weitere werden folgen.“

          Ja, also ist es gemäß Oerters Maxime vernünftig danach zu streben die Werke von Beethoven zu erhalten und sie potentiell allen Menschen zugänglich zu machen. Das bedeutet selbsverständlich nicht, dass jeder verpflichtet werden soll Beethoven zu hören, sondern dass jeder Mensch die Möglichkeit dazu haben sollte Beethoven zu hören, wenn er dies wünscht.

          „wenn der anarchist also wirklich eine “möglichst große menge von materiellen und idiellen werten gewinnen” will, wäre er klug beraten die menschen extrem ungleich zu behandeln.“

          Nein, das wäre weder gerecht, noch in pragmatischer Hinsicht hilfreich. Gerecht ist es nur, wenn alle Menschen gleichermaßen die Möglichkeit besitzen ihre spezifischen Fähigkeiten und Begabungen zu entfalten und dies ist für eine Gesellschaft auf hohem kulturellen Niveau auch notwendig, denn eine Gesellschaft, die zwar einen kleinen Prozentsatz von Genies hervorbringt, aber die Begabungen und Fähigkeiten der großen Mehrheit de rMenschen unentwickelt lässt, wird kein besonders hohes kulturelles Niveau erreichen oder halten.

          „potentielle beethovens suchen und maximal fördern, und den rest ignorieren, um die limitierten ressourcen optimal einzusetzen. das klingt nun aber so gar nicht anarchistisch oder täusche ich mich, @leszek?“

          Nein, nur Genies die Möglichkeit zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten zu bieten und allen anderen Menschen nicht, wäre nicht anarchistisch und würde außerdem kulturelle Regression nach sich ziehen, wäre also „kulturzerstörend“.

          „meint unser anarchist den aufbau und anzahl der chromosome, wobei allein eine dna zu haben wohl noch nicht genügt. ist das nicht eine etwas undifferenzierte und allzu biologische sicht, die den leistungen und anstregungen der individuen nicht gerecht wird.“

          Der Wert eines Menschen in menchenrechtlicher Perspektive hängt nicht von seinen Leistungen und Anstrengungen ab. Leistungen und Anstrengungen sind kontextuelle Werte, beeinträchtigen den menschlichen Grundwert aber nicht.

          „ist der faule, gewaltätige, alkoholkranke massenvergewaltiger in der “wesenseinheit des kerns” gleich zum selbstlosen, fleißigen wohltäter?“

          Hinsichtlich seiner kontextuellen Auswirkungen eindeutig nein, allerdings ist der faule, gewaltätige, alkoholkranke Massenvergewaltiger psychisch krank, hat sehr wahrscheinlich eine schwere Persönlichkeitsstörung und kann nicht aus der Gattung Mensch ausgeschlossen werden, weil er aufgrund seiner schweren Krankheit ein gefährlicher Verbrecher ist. Wohl aber muss die Gesellschaft vor ihm geschützt werden.

          „es ist nun mal so, dass dieser asozial typ der symphonie schadet.“

          Die Metapher der Symphonie verweist ja auch nur auf ein niemals vollständig erreichbares Ideal der Synthese von Freiheit und Solidarität, dass der Orientierung dient, ähnlich des christlichen Ideals der Nächstenliebe. Dass solche normativen Ideale nicht voll verwirklichbar sind, dass auch unter idealen Bedingungen die Wirklichkeit deutlich hinter ihnen zurückbleibt, macht sie nicht sinnlos, da sie als Bezugspunkt für eine bestmögliche Annäherung dienen.

          Das heißt also: das Anstreben einer möglichst freiheitlichen und solidarischen Gesellschaft steht nicht im Widerspruch dazu einen Massenvergewaltiger einzusperren, um die Gesellschaft vor ihm zu schützen.
          Allerdings steht zu hoffen, dass eine Gesellschaft, die auf einer optimalen Synthese von Freiheit und Solidarität beruht, solche Pathologien reduziert.

          „die harmonie erarbeitet entsprechendes talent vorausgesetzt in langen jahren.“

          Dass das Streben nach einer optimalen Synthese von Freiheit und Solidarität und die Verwirklichung einer entsprechenden Gesellschaft nicht leicht ist und langwierige kulturelle Entwicklungsprozesse und soziale Kämpfe erfordert, war Fritz Oerter wohl bewusst:

          „Es muss schon zugegeben werden, dass es ungemein schwierig sein wird, jene Form der organischen Einordnung des Einzelnen in die Vielheit zu finden und die Harmonie zwischen Individuum und Gesellschaft herzustellen, wie es bei einer befriedigenden Lösung des Problems nötig wäre, und doch darf die Menschheit nie aufhören danach zu suchen und dafür zu kämpfen: denn hiervon hängt ja das Glück, die Wohlfahrt und und die Zukunft des ganzen Menschengeschlechts ab.“

          (aus: Fritz Oerter- Die Kulturideale des Syndikalismus (1921) in: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, Edition AV, 2015, S. 49)

          „Den Einzelnen und die Gesamtheit in ein solches Verhältnis zu bringen, dass jener und diese sich voll entfalten können, dass das Leid aus dem gesellschaftlichen Zusammenleben allmählich verschwindet und das Leben der Menschheit harmonisch wird. Wir dürfen uns nicht täuschen: Der Weg dahin ist ungeheuer schwierig und gefährlich.“

          (aus: Fritz Oerter- Die Kulturideale des Syndikalismus (1921) in: Helge Döhring (Hrsg.) – Fritz Oerter: Texte gegen Krieg und Reaktion, Edition AV, 2015, S. 63)

          „… der oester ist aber kein argument, @leszek,“

          Doch, er ist eine Belegquelle für das anarchistische Kulturverständnis, dass da lautet: Alle kulturellen Errungenschaften der Menschheit bewahren und danach streben sie allen Menschen in gerechter Weise zugänglich zu machen.
          Dies ist Kultur-Anarchismus und wird von mir voll und ganz vertreten.

          „selbst wenn es eine valide “wissenschaftliche” belegquelle ist und es dazu schriften und gegenschriften geben sollte.“

          Es ist schön, dass du die Wichtigkeit von belegbaren Schriften und Gegenschriften für wissenschaftliche Diskussionen inzwischen erkannt hast.

          „trau dich doch mal ganz aufgeklärt deine eigene ratio zu benutzen und entsorge ihn als argument.“

          Auf keinen Fall, schließlich stimme ich gemäß eigener rationaler Prüfung sehr weitgehend mit Fritz Oerters Verständnis von Kultur überein.

        • @ JC Denton

          „Kein guter Vergleich für jemanden, der autoritäre Strukturen ablehnt. Eine Symphonie ist nur dann harmonisch, wenn die Mitglieder des Orchesters darauf verzichten, ihrer eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen.“

          Vielleicht hat jedes Mitglied des Orchesters sowohl Spaß am Spielen seines Instruments als auch Spaß am kooperativen Akt der gemeinsamen Aufführung.

          „Weiterhin tragen die neuen Oerter-Zitate auch nichts zur Auflösung des Widerspruchs bei,“

          Sie machen deutlich, dass er Zentralisation und autoritäre Strukturen ablehnte und geben daher einen Hinweis darauf, wie seine Metaphern interpretiert werden sollten und wie nicht.

        • @ Leszek

          „Vielleicht hat jedes Mitglied des Orchesters sowohl Spaß am Spielen seines Instruments als auch Spaß am kooperativen Akt der gemeinsamen Aufführung. “

          Autoritäre Strukturen, Hierarchien und Verzicht auf freie Entfaltung sind dann für dich okay, solange die Leute freiwillig mitmachen und Spaß haben? Da stimme ich zu, allerdings gilt das eben nicht für die Gesellschaft als Ganzes. Menschen müssen die Wahl haben, welchen Organisationen/Strukturen sie sich anschließen wollen, und je nach Präferenz und Sektor können diese egalitär oder hierarchisch sein.

          „Sie machen deutlich, dass er Zentralisation und autoritäre Strukturen ablehnte und geben daher einen Hinweis darauf, wie seine Metaphern interpretiert werden sollten und wie nicht.“

          Dass Oerter als Anarchist Zentralisation und autoritäre Strukturen ablehnt, war mir schon klar.

        • @ JC Denton

          „Autoritäre Strukturen, Hierarchien und Verzicht auf freie Entfaltung sind dann für dich okay, solange die Leute freiwillig mitmachen und Spaß haben?“

          Nur autoritäre Charaktere haben scheinbar Spaß an autoritären Strukturen, Hierarchien und Verzicht auf freier Entfaltung und solche Charktere sollte es in einer freiheitlichen Gesellschaft idealerweise nur selten geben.

          Allerdings haftet der freiwilligen Entscheidung zum gemeinsamen Musizieren m.E. eben nichts Autoritäres an. Hierbei handelt es sich um einen freiwilligen kooperativen Zusammenschluss von Menschen mit Freude am Spielen von Musikinstrumenten und am gemeinsamen Musizieren.
          Die Musiker können auch anschließend nach Hause gehen und so kreativ sein wie sie wollen.

          Es erscheint mir als liberalistische Übertreibung in einem freiwilligen Zusammenschluss von Menschen, die Freude daran haben gemeinsam zu musizieren ein Symbol für autoritäre Strukturen, Hierarchien und Verzicht auf freie Entfaltung zu sehen.

        • @ Leszek

          „Allerdings haftet der freiwilligen Entscheidung zum gemeinsamen Musizieren m.E. eben nichts Autoritäres an. Hierbei handelt es sich um einen freiwilligen kooperativen Zusammenschluss von Menschen mit Freude am Spielen von Musikinstrumenten und am gemeinsamen Musizieren.“

          Wer Teil eines Orchester ist, das eine Symphonie spielt, muss sich sklavisch an die Vorgaben des Komponisten halten, sonst funktioniert das Ganze nicht. Die Leute dürfen nun mal nicht einfach so musizieren, wie sie gerade wollen, und sie haben im Grunde nur die Wahl, freiwillig mitzumachen oder es sein zu lassen.

          „Die Musiker können auch anschließend nach Hause gehen und so kreativ sein wie sie wollen.“

          Genau, sie dürfen die autoritäre Struktur wieder verlassen, wenn sie wollen.

          „Es erscheint mir als liberalistische Übertreibung in einem freiwilligen Zusammenschluss von Menschen, die Freude daran haben gemeinsam zu musizieren ein Symbol für autoritäre Strukturen, Hierarchien und Verzicht auf freie Entfaltung zu sehen.“

          Wie würdest du denn eine Struktur nennen, innerhalb der die individuelle Handlungsfreiheit praktisch Null ist?

        • Du diskutierst unredlich, @Leszek. Ich habe mich exlizit auf den Teil von Oertels Aussage mit dem „abgewinnen“ bezogen und kritisiert und Du antwortest auf die Verteilungsfrage.

          Es ist doch offensichtlich, dass aus Oertler Maxime, dass

          „möglichst große menge von materiellen und idiellen werten gewinnen”

          bei endlichen Ressourcen die Förderung nach dem Gießkannenprinzip genau das NICHT erreicht. Du, Beethoven und ich sollten das im musikalischen Bereich lediglich illustrieren. Wenn Du, wie wahrscheinlich auch Oertler, wegen der Gerechtigkeit auf dem Gießkannenprinzip bestehen, dann steht dies im logischen Widerspruch zur genannten Maxime. Er kann diese Maxime für sich nicht in Anspruch nehmen.

          Das hat mit den von Dir genannten Verteilungsfragen nichts zu tun. Dies kann er wegen mir weiter behaupten, aber eben nicht, dass er die „materiellen und idiellen werte“ maximieren möchte.

          Deinen Ausführungen entnehme ich, dass du unter „gleichheit == wesenseinheit im kern“ die Gleichheit der DNA/Seele aller Menschen verstehst, unabhängig von deren Taten. Das kann man machen. Damit reduzierst Du den Menschen aber auf seine Biologie. Meines Erachtens ist das ungerecht, aber immerhin ein klarer Standpunkt und für mich hat der Psychopath zwar dieselben Rechte wie der Altruist, aber ich würde sie nie im Leben als gleichwertig im „nicht-biologischen“ Sinn erachten. Der Mensch ist mehr als Haut und Knochen, denn „An ihren Früchten sollst Du sie erkennen.“

          Die Nächstenliebe ist eine klare Handlungsanweisung/Zielvorgabe mithin ein Ideal an dem sich der Einzelne orientieren kann eine bessere Welt zu erreichen. Oertels „Harmonie/Symphony“ ist hingegen keine Handlungsanweisung an den Einzelnen und deshalb auch kein Ideal. Es ist lediglich Wunschdenken und Hoffnung, dass in einer freiheitlich egalitären Gesellschaft sich diese gesellschaftliche Harmonie ganz von selbst einstellen wird.

          Gestern habe ich übrigens eine Frau so Mitte 20 kennengelernt, die meinte, dass Sie mathematisch begabt sei. Im Laufe des Gesprächs hat sich dann herausgestellt, dass Sie den Hauptschulabschluß nachgeholt hat und sich mit Brüchen schwer tut. Sie hat sicher andere Talente, aber beim harmonischen mathematischen Zusammenspiel der Gesellschaft muss man sie ruhig stellen, um dem Ziel der Harmonie näher zu kommen. Du wünschst Dir natürlich, dass sie sich von selbst zurückzieht um die Harmonie nicht zu stören, aber was machst Du wenn sie es im Namen der freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit nicht will?

        • vielen dank @el_mocho für deinen informativen beitrag zur kritischen theorie. du kennst dichanscheinend wirklich aus. es freut mich, dass du auch der meinung bist, dass adorno und horkheimer viel unsinn geschrieben haben, da es meinen laienhaften und oberflächlichen eindruck bestätigt.

          @leszek, du fragtest mich

          „Also ich finde den Grundsatz alle kulturellen Errungenschaften der Menschheit zu bewahren und danach zu streben diese allen Menschen zugänglich zu machen sehr gut, du etwa nicht?“

          und ich verwieß darauf, dass ich diese maxime nicht kritisiert habe. alles möglichst gerecht zu verteilen und dabei großzügig zu sein, ist oberflächlich betrachtet ein hehres ideal, gegen das man schwer argumentieren kann. verteilen ist aber immer leicht. vorher müssen diese dinge aber erwirtschaftet und erschaffen werden. das ist viel schwieriger und ich meine begründet zu haben, warum das gießkannenprinzip schlechtere ergebnisse erzielen muss, als eine individuell gezielte förderung, die du als ungerecht beurteilst und deshalb ablehnst.

          nehmen wir mal an es gäbe einen zielkonflikt. die gießkannenförderung ist zwar gerecht, erschafft aber viel weniger dinge, als die ungerecht spitzenförderung, die unglaublich produktiv im erschaffen wäre, aber halt leider ungerecht beim fördern ist, wärst du dann bereit die gerechtigkeit einzuschränken oder nicht, @leszek?

          es wäre sogar möglich, dass der anreiz der ungleichen verteilung notwendig ist, um diese hohe produktivität zu erreichen und trotz dieser ungleichheit wäre für jeden einzelnen mehr drin, als in deinem absolut gerechten system. was würdest du dann befürworten?

          es könnte sich also um einen zielkonflikt handeln und ich kenne deine antwort natürlich schon, halte sie aber für völlig irrational und kontraproduktiv, da diese prinzipienreiterei niemandem nützt.

          das war alles hypothetisch, aber ich vermute, dass es wohl so ist. deshalb lautet meine antwort auf deine frage: ja, ich habe etwas dagegen, weil dadurch jeder einzelne weniger haben wird, als wenn man durch ungleichgewichte anreize setzt und dadurch die produktivität steigert.

        • Als Ergänzung zu alberts Ausführungen: Gerechtigkeit als Prinzip hilft uns bei der Entscheidung über den sinnvollen Einsatz von Ressourcen nicht wirklich weiter. Gebe ich/der Staat/die Anarchokommune jetzt den Euro für Bildungsmaßnahmen oder Krebsforschung aus? Windräder oder Straßen? Polizisten oder Ärzte? Renten oder Rüstung? Kunst oder Schwimmbäder?
          Das Einzige, was „die Gerechtigkeit“ uns sagen kann, ist, dass Ineffizienz/Ressourcenverschwendung „ungerecht“ ist, weil ein effizienterer Einsatz der Ressourcen mehr Bedürfnisse befriedigt hätte.

        • @ Albert

          „ich kenne die ideen oder theorien der beiden von dir genannten erfinder der kulturmarxistischen weltverschwörung nicht und gedenke dies auch nicht zu ändern, @leszek. das müssen ja richtige nazis sein, denn sie propagieren ja die “jüdisch-bolschewistische” weltverschwörung“

          Es gibt unter den Vertretern und Anhängern der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie auch echte Nazis – auf manche Mitglieder der antisemitischen Organisation Barnes Review trifft dies z.B. sicherlich zu – bei den meisten der bekannteren Vertreter der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie handelt es sich jedoch nicht um Nazis, sondern um Rechtskonservative aus dem Spektrum des US-amerikanischen Paläokonservatismus.
          Antisemitismus gibt es nicht nur bei Nazis. Der bekannteste Vertreter der Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie William S. Lind ist z.B. in politischer Hinsicht rechtskonservativ, Paläokonservativer und erklärter Monarchist.
          Es ist allerdings richtig, dass die Anti-Kulturmarxismus-Verschwörungstheorie sowohl in ihrer Strukturlogik als auch in zentralen Inhalten und schon in der Begriffswahl selbst (die sich ja von dem nationalsozialistischen Kampfbegriff „Kulturbolschewismus“ ableitet) unmittelbar an den klassischen nationalsozialistischen Antisemitismus anknüpft.

          „und haben als weitere beteilgte lediglich die gender-feministen identifiziert.“

          Der Begriff „Kulturmarxismus“ fungiert in den USA vor allem als rechter Kampfbegriff gegen die US-amerikanische postmoderne/poststrukturalistische linke Strömung, diese soll als marxistische Verschwörung dargestellt werden (obwohl sie objektiv nicht aus dem Marxismus stammt und mit der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule ideengeschichtlich nichts zu tun hat) um dadurch eine antikommunistisch sozialisierte, aber politisch wenig gebildete konservative Basis gegen die US-amerikanische postmoderne/poststrukturalistische Linke zu mobilisieren.
          Es handelt sich also um einen Propagandatrick rechtskonservativer Intellektueller um ihr politisch wenig gebildetes konservatives „Fußvolk“ zu manipulieren und zu mobilisieren.
          Wie gesagt wird der rechte Kampfbegriff „Kulturmarxismus“ dabei pimär auf die US-amerikanische postmoderne/poststrukturalistische Linke bezogen, darüber hinaus kann der Begriff aber auch auf alles Mögliche andere Anwendung finden, was der US-amerikanischen Rechten nicht gefällt.

          „ich habe nicht behauptet, dass es eine kulturzerstörende theorie der linken gutmenschen gibt (früher hätte ich kulturmarxisten gesagt), vielmehr handelt es sich auf den ersten blick, in deinen worten ausgedrückt, um eine “kulturzerstörende wirkung”, keine intention.“

          Damit distanzierst du dich also von verschwörungstheoretischen Elementen.

          „denn um dem gleichheitsideal näher zu kommen müssen ungleichheiten beseitigt werden. da das jahrtausende alte erfolgsrezept der menschlichen kultur die arbeitsteilung ist, basiert unsere gesamte kultur auf ungleichheit.“

          Nun fragt sich natürlich, welche Art von Gleichheit/Ungleichheit hier von dir genau gemeint ist.

          „unsere kultur behandelt menschen individuell, also nicht gleich.“

          Eine individuelle Behandlung setzt, wenn sie gerecht sein soll, sowohl die Anerkennung der Gleichwertigkeit der Menschen voraus, als auch die Gleichheit vor dem Gesetz und die Gleichheit ihrer politischen und persönlichen Rechte und wenn sie auch freiheitlichen Prinzipien entsprechen soll, dann beinhaltet sie außerdem das gleiche Recht auf persönliche Freiheit und auf Selbstverwirklichung. Hinzu kommt auch noch eine Sicherung vor extremer Armut und Elend für alle Gesellschaftsmitglieder. Dies sind wohl für jede Form von Gesellschaft die Minimalvoraussetzungen dafür, dass grundlegende menschenrechtliche Prinzipien eingehalten werden und jeder Mensch die Möglichkeit hat seine persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln und in die Gesellschaft einzubringen.
          Was davon lehnst du jetzt genau ab?

          „gleiches recht für alle ist diesbezüglich eine wirkliche und notwendige ausnahme.“

          Das Prinzip „gleiches Recht für alle“ gibt idealerweise jedem Individuum die Möglichkeit seine spezifischen individuellen Fähigkeiten zu entwickeln, so dass diese sich in der Gesellschaft als nützlich erweisen können. Zudem stärkt dieses Prinzip die Lebenszufriedenheit der Menschen und den sozialen Frieden, denn Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen sind sowohl unzufrieden als auch unter bestimmten Bedingungen dazu bereit diese Unzufriedenheit konflikthaft auszutragen.

          „du hast recht, das nicht jede gesellschaftskritik als kulturzerstörend abwerten darf, denn dann könnte man keine kritik mehr üben.“

          So ist es.

          „das problem ist aber, dass die gleichmacherei das erfolgsrezept unser kultur, die ungleiche behandlung, die arbeitsteilung und somit die kultur als ganzes in frage stellt. das rechtfertigt den begriff kulturzerstörend.“

          Nun müsstest du genauer erklären um welche Arbeitsteilung es dir genau geht: die traditionelle Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau? Diese bildet sich unter beschränkten ökonomischen und kulturellen Bedingungen heraus und berücksichtigt die menschliche Individualität (und damit die menschliche Verschiedenheit) nicht.
          Was unter bestimmten beschränkten ökonomischen und kulturellen Bedingungen eventuell bis zu einem gewissen Grad funktional und schwer vermeidbar ist, kann vom Standpunkt einer höheren technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung und eines mehr von Aufklärung als von Mythologie geprägten kulturellen Wertesystems als dysfunktional und ungerecht erscheinen.

          Auch feministische Gleichstellungsmaßnahmen berücksichtigen die menschliche Individualität natürlich nicht, sind ebenfalls standardisierend, gehen nicht von den Wünschen und Interessen des Individuums aus. Gleichberechtigung anstatt Gleichstellung gibt hingegen idealerweise jedem Individuum unabhängig von seinem Geschlecht die Möglichkeit genau dort zu wirken, wo es den eigenen Neigungen, Bedürfnissen, Begabungen und Interessen entspricht. So bildet sich im Idealfall genau die „Arbeitsteilung“ zwischen Individuen jederlei Geschlechts heraus, die den Neigungen, Fähigkeiten und Interessen der Einzelpersonen am besten entsprechen.

          Zudem: Das Erfolgsrezept der westlichen Kultur ist in erster Linie die Aufklärung und die daraus hervorgegangenen wissenschaftlichen und moralischen Errungenschaften. Der liberale Islam-Kritiker Ibn Warraq hat dazu ein lesenswertes Buch geschrieben.

          Ibn Warraq – Why the West Is Best: A Muslim Apostate’s Defense of Liberal Democracy

          http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/why_the_west_is_best_a_muslim_apostate_s_defense_of_liberal_demo/ibn_warraq/EAN9781594035760/ID27963682.html?suchId=7641705b-429b-4782-b2fc-25e35619c5e2&jumpId=22279791

          Zwar ist das Buch in meinen Augen zu unkritisch gegenüber Kapitalismus und Imperialismus und enthält leider eine Mißinterpretation der Kritik am US-Imperialismus von Noam Chomsky, aber davon abgesehen handelt es sich um eine gute und kenntnisreiche Verteidigung der westlichen Kultur und ihrer Erfolgsrezepte: Aufklärung, Rationalität, Menschenrechte, persönliche Freiheit.

          Natürlich darf man dies nicht kultur-essentialistisch betrachten. Auch in anderen Kulturen hat es Wellen der Aufklärung gegeben und wird es hoffentlich in Zukunft weitere geben, aber es war historisch betrachtet die westliche Kultur, in der sich die Aufklärung gegenüber dem Mythos am meisten durchgesetzt hat.
          So liegt in der Verteidigung der Aufklärung, nicht in der Verteidigung einer archaischen traditionalistischen Arbeitsteilung die Voraussetzung für den Erhalt der Errungenschaften der westlichen Kultur.

          „dies kann man auch an einzelnen beispielen sehen: marx wollte die traditionelle familie verändern/abschaffen.“

          Marx glaubte, dass die bürgerliche Familie unter den Bedingungen der kapitalistischen Gesellschaft seiner Zeit häufig auf entfremdeten und lieblosen Beziehungen beruhte. Er glaubte aber, dass sich dies in einer sozialistischen Gesellschaft ändern würde, dort eine höhere Form der Familie entstehen würde.
          Marx hat sich die sozialistische/kommunistische Gesellschaft nicht als polygam vorgestellt, auch dort sollte es eine Form von Familie geben.

          „was kümmert einen, dem die ökonomie so wichtig ist, diese höchst private bereich?“

          Der Bereich Familie hat Marx wenig gekümmert, er hat kaum etwas dazu geschrieben, es ist ein unwichtiges Nebenthema in seinen Schriften, das nur von konservativen Propagandisten gerne in entkontextualisierten Zitaten hervorgekramt wird.

          „warum sieht engels und marx darin, die fundamentale unterdrückung, die es zu beseitigen gilt?“

          Tun sie nicht. Ihre Philosophie beruhte auf dem sogenannten Basis-Überbau-Schema, die Ökonomie hat darin das Primat und determiniert die wichtigen Aspekte der anderen gesellschaftlichen Teilsysteme und Institutionen, einschließlich der Familie.
          Die „fundamentale Unterdrückung“, die es zu beseitigen gilt ist hier die Klassenherrschaft und wenn diese beseitigt ist, ändern sich nach dieser Theorie auch die anderen gesellschaftlichen Teilsysteme, die Kultur und die Familie quasi automatisch.

          Primat der Ökonomie bedeutet: Es gibt zwar Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Kultur, aber in letzter Instanz bleibt die Ökonomie bestimmend. Sie determiniert zwar nicht alle, aber die wichtigsten Aspekte des politischen, rechtlichen und kulturellen Bereichs, einschließlich der Familie.

          „hierbei ist er ganz im einklang mit der gender-ideologie, obwohl es dieser um das geschlecht geht.“

          Nur insofern als dass Marx und Engels offenbar annahmen, Frauen würden sich unter Bedingungen der Wahlfreiheit in ähnlichem Ausmaß für Erwerbsarbeit entscheiden wie Männer.
          Das trifft, wie wir aus der heutigen soziologischen Forschung wissen so nicht zu, die Präferenzen von Frauen sind sehr vielfältig und unterscheiden sich im Schnitt von denen der Männer:

          http://www.cuncti.net/geschlechterdebatte/352-catherine-hakims-praeferenztheorie-was-frauen-wollen

          Man kann Marx und Engels aber wohl kaum vorwerfen, dass sie mit dem Forschungsstand heutiger Soziologie oder heutiger evolutionärer Psychologie zu diesen Themen nicht vertraut waren.

          Im Gender-Feminismus gibt es außerdem die Kritik, dass die Familie beruhend auf Frau, Mann und Kindern eine Norm darstelle, durch die andere Beziehungskonstellationen abgewertet würden, daher wird eine gleichwertige Anerkennung anderer Familienkonstellationen gefordert. Diese Sichtweise beruht auf der spezifischen Form von Anti-Diskriminierungstheorie, die im Gender-Feminismus gängig ist, welche Diskriminierungen innerhalb eines Paradigmas von Norm und Abweichung interpretiert.

          Ich vertrete ebenfalls, dass homosexuelle Beziehungen die gleiche Anerkennung und die gleichen Rechte wie heterosexuelle Beziehungen bekommen sollen.
          Ich bin jedoch nicht der Ansicht, dass Alleinerziehendenhaushalte als genauso wertvoll wie Familien mit zwei erwachsenen Partnern angesehen werden können, nicht weil ich Alleinerziehende und ihre Leistungen abwerten möchte, sondern weil es in entwicklungspsychologischer Hinsicht für Kinder besser ist zwei erwachsene Menschen als zentrale Bezugspersonen und psychologische Schutzfaktoren zu haben.

          Diese spezifische gender-feministische Kritik (bürgerliche Familie als Norm wertet andere Beziehungskonstellationen ab) hat mit Marxismus nichts zu tun und fndet sich in marxistischen Theorien nicht.

          „der grund ist, dass hier ungleiche behandlung für die nächste generation, die kinder, unmittelbar positiv erfahren wird.“

          Nein, das hat nichts mit Marx Auffassungen zur Familie zu tun.

          „die kritische theorie ist da ebenfalls im Einklang, denn für sie ist die familie eine art propaganda, die die bestehenden gesellschaftlichen verhältnisse zementiert und deshalb verändert werden muss.“

          Die Kritische Theorie befasste sich unter anderem damit welche Beiträge autoritäre Sozialisationsformen innerhalb der Familie dazu leisteten, dass es zur Entstehung autoritärer anstatt demokratischer Persönlichkeiten kommt, eine in der Zeit von Faschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus wichtige und berechtigte Fragestellung.

          Der wichtigste Text der Kritischen Theorie zu diesem Thema ist der 1936 erschienene Artikel „Autorität und Familie“ von Marx Horkheimer, (in: Marx Horkheimer – Gesammelte Schriften Band 3, Schriften 1931-1936, Fischer, 2. Auflage, 2009, S. 336 – 417)
          ein sehr differenzierter Text, der sowohl die Familie in der bürgerlichen Klasse als auch in der Arbeiterklasse in ihren positiven wie in ihren negativen Aspekten sowie in historischer Perspektive und in ihrem soziologischen Zusammenhang analysiert. In diesem Text – ein wichtiger klassischer Text der Familiensoziologie – geht es natürlich nicht um die Abschaffung der Familie, sondern um eine differenzierte Analyse der Familie innerhalb eines bestimmten zeitlichen und soziokulturellen Kontextes unter der Perspektive inwiefern die familiäre Sozialisation der damaligen Zeit zur Herausbildung autoritärer oder demokratischer Charaktere beitrug.

          Später, unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, beklagten Adorno und Horkheimer hingegen den Niedergang der Familie:

          “Mit der Familie zerging, während das System fortbesteht, nicht nur die wirksamste Agentur des Bürgertums, sondern der Widerstand, der das Individuum zwar unterdrückte, aber auch stärkte, wenn nicht gar hervorbrachte. DAS ENDE DER FAMILIE LÄHMT DIE GEGENKRÄFTE. Die heraufziehende kollektivistische Ordnung ist der Hohn auf die ohne Klasse” (Hervorhebung von mir)

          (aus: Theodor W. Adorno, Minima Moralia. Reflektionen aus dem beschädigten Leben, Suhrkamp, 1951, S. 23)

          Max Horkheimer sagte in einem Spiegel-Interview aus dem Jahre 1970:

          HORKHEIMER: Ein Beispiel: Freud lehrte, das Gewissen des Menschen entstehe durch die Autorität des Vaters. Indem Sohn und Tochter täglich vom Vater hören: “Seid fleißig! Sagt die Wahrheit! Tut das Rechte!” — geht die Forderung in ihre Psyche ein. Schließlich vernehmen sie des Vaters Stimme als ihre eigene. Während der Pubertät hält der Sohn dem Vater dann entgegen: “Sprichst denn du immer die Wahrheit? Tust du immer das Rechte?” Bis dann der Sohn versteht, daß man in dieser Welt nicht immer die Wahrheit sagen und nicht immer das tun kann, was man sollte. Das ist ein Moment der Reife. Nun aber Ist heute die Autorität des Vaters erschüttert durch die vielen soziologischen, psychologischen und technischen Veränderungen (…). Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Spielt das Gewissen, da die Autorität des Vaters nicht mehr dieselbe wie früher ist, eine andere Rolle? Oder kann es sich überhaupt nicht mehr herausbilden?
          SPIEGEL: Und wenn es so wäre?
          HORKHEIMER: Auf jeden Fall scheint doch klar, daß der Zusammenbruch des Vater-Mythos die Existenz des Gewissens als gesellschaftliches Phänomen in Frage stellt, Die Mutter, die einen Beruf ausübt, ist schon lange etwas anderes als die Mutter, deren Lebensaufgabe im wesentlichen die Erziehung der Kinder war.
          SPIEGEL: Weil ein Teil ihrer Energie durch den Beruf absorbiert wird?
          HORKHEIMER: Nicht nur das. Der Beruf verdinglicht ihre “Gedanken, wie es beim Mann der Fall ist. Dazu kommt noch etwas anderes. Sie ist gleichberechtigt. Sie strahlt nicht mehr die Liebe aus wie vorher. Die Mutter war bisher diejenige, die ihre Natur Im positiven Sinn bewahrte, durch ihre Sprache und ihre Gebärden. Ihre bewußten und unbewußten Reaktionen spielten eine wichtige Rolle in der Erziehung. Sie prägten das Kind vielleicht entscheidender als die Weisungen.
          SPIEGEL: Wollen Sie das alles zurückholen?
          HORKHEIMER: Natürlich kann man solche Prozesse nicht rückgängig machen. Man kann aber versuchen, etwas von dem Überlieferten zu bewahren, indem man die Wandlung auch in ihrer Negativität sichtbar macht. Das ist eine wichtige Aufgabe Kritischer Theorie.

          (aus: Marx Horkheimer – Gesammelte Schriften Band 7: Vorträge und Aufzeichnungen 1949 – 1973, Fischer, 1985, S. 356)

          „schon bemerkenswert, dass marx, horkheimer und butler, obwohl scheinbar so unterschiedlich, sich berufen füllen die jahrtausende alte höchst private institution familie zu verändern, um ihre ziele zu erreichen.“

          Ich weiß nicht, was Judith Butler konkret zur Familie geschrieben hat. Insgesamt ist deine Gleichsetzung falsch, denn der Umstand, dass sich verschiedene Leute in irgendeinem Zusammenhang mal kritisch mit dem Phänomen Familie befasst oder sich kritisch zum Phänomen Familie geäußert haben, erlaubt keine Gleichsetzung. Man muss auch berücksichtigten auf welche Form von Familie in welchem zeitlichen und soziokulturellen Kontext sich die Kritik genau bezieht und was der konkrete Inhalt dieser Kritik eigentlich ist. Tut man dies, erkennt man die gravierenden Unterschiede schnell.

          „deine ausführungen über die entwicklung der aufklärung kann ich ganz und gar nicht folgen. was soll das mit bürokratisierung zu tun haben?“

          Es geht in Adornos und Horkheimers „Dialektik der Aufklärung“ wie gesagt nicht um eine Kritik der Aufklärung an sich – im Gegenteil sie beziehen selbst den Standpunkt der Aufklärung – sondern auf Fehlentwicklungen im Zusammenhang mit der Aufklärung, es geht nicht um eine Kritik der Vernunft an sich, sondern um die Kritik einer bestimmten Form von Vernunft, nämlich der rein zweckrationalen, instrumentellen Vernunft:

          https://de.wikipedia.org/wiki/Instrumentelle_Vernunft

          Die instrumentelle Vernunft ist eine Form der Vernunft, die Rationalität nur zur Bestimmung von Mitteln verwendet, aber nicht zur rationalen Bestimmung moralisch gerechtfertigter Ziele. Instrumentelle Vernunft ist also reines Zweck-Mittel-Denken, dass nicht über den Sinn und die moralischen Aspekte im Zusammenhang mit der Anwendung von Mitteln nachdenkt.

          Instrumentelle Vernunft kann sich daher potentiell mit Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung verbünden, indem es den herrschenden Eliten Mittel zur Manipulation, Repression oder Gewalt bereitstellt, ohne die Folgen in ethischer Hinsicht mitzureflektieren.

          „das ist höchstens eine fehlinterpretation, die sich im rahmen der aufklärung, mit rationallen mittteln ohne weiteres als fehler erkennen und korrigieren lässt. es ist ganz und gar nicht zu verstehen, warum es hierbei quasi einen blinden fleck geben soll, dem man rational nicht beikommt.“

          Richtig, und das behaupten Adorno und Horkheimer auch nicht, sie wollen diesem Fleck ja gerade rational beikommen.

          „rationalität steht auch in keinem widerspruch zu werten oder sinn. das verträgt sich prima.“

          Das finden Adorno und Horkheimer auch. Sie sehen es aber kritisch bzw. sehen es als potentiell gefährlich an, wenn sich instrumentelle Vernunft von der rationalen Bestimmung moralisch gerechtfertigter Ziele loslöst.
          Sie plädieren also für eine Synthese zwischen instrumenteller Vernunft und rational begründeter Moral. Die aufklärerische Vernunft hat also Adorno und Horkheimer zufolge die Aufgabe nicht nur über effektive Mittel zur Zielerreichung sondern auch über rational begründete moralische Ziele nachzudenken und den Zusammenhang zwischen beiden Aspekten zu wahren.

        • Ich bin beschäftigt und komm vielleicht später dazu Dir noch zu antworten, @Leszek. Erlaube mir bitte lediglich zu bemerken, dass die von Dir zitierten Quellen in diesem Thread den Begriff Gleichheit völlig undifferenziert benutzen, so dass nicht Mal ansatzweise klar ist, bezüglich welcher Eigenschaften alle Menschen gleich sind. Dass Du das dann dankenswerterweise auf die DNA reduziert, was mich allerdings sehr überraschte, die Sache aber klärt. Anderseits verlangst Du von mir eine Ausdifferenzierung des Begriffs Arbeitsteilung, den ich für nahezu selbsterklärend halte, die ich Dir natürlich gerne nachreichen kann.

          Wenn meinen Bemerkungen zur Aufklärung im Einklang mit der Kritischen Theorie sind, dann ist es völlig unverständlich warum die Aufklärung sich zu einer Art Mystik entwickeln soll. Das ist völlig unlogisch, aber nach @el_mochos Darstellung nicht überraschend. Auch einige andere hier erwähnte Zitate der Herren, erschienen mir völlig wirr. Dazu wolltest Du ja noch etwas schreiben, @Leszek.

        • @ JC Denton

          „Als Ergänzung zu alberts Ausführungen: Gerechtigkeit als Prinzip hilft uns bei der Entscheidung über den sinnvollen Einsatz von Ressourcen nicht wirklich weiter.“

          Das sehe ich anders.

          „Gebe ich/der Staat/die Anarchokommune jetzt den Euro für Bildungsmaßnahmen oder Krebsforschung aus? Windräder oder Straßen? Polizisten oder Ärzte? Renten oder Rüstung? Kunst oder Schwimmbäder?
          Das Einzige, was “die Gerechtigkeit” uns sagen kann, ist, dass Ineffizienz/Ressourcenverschwendung “ungerecht” ist, weil ein effizienterer Einsatz der Ressourcen mehr Bedürfnisse befriedigt hätte.“

          Vielleicht wäre es interessant dich bei Gelegenheit ein bißchen mit den verschiedenen Theorien der Gerechtigkeit zu beschäftigen:

          https://de.wikipedia.org/wiki/Gerechtigkeitstheorien#John_Rawls

          Gerechtigkeit ist das große Thema der zeitgenössischen Politischen Philosophie und es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Ansätze dazu. Theorien der Gerechtigkeit befassen sich nicht nur damit zu bestimmen, was Gerechtigkeit ist, sondern auch damit systematisch zu begründen nach welchen Kriterien eine gerechte Verteilung von Gütern in verschiedenen Sphären vorgenommen werden sollte. Damit haben Theorien der Gerechtigkeit also praktische Relevanz für die Politik.

          Ein paar bekanntere Einführungswerke:

          http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/theorien_der_gerechtigkeit/felix_heidenreich/EAN9783825231361/ID15524769.html?suchId=921c9442-f345-44f5-b206-f27f0307d437&jumpId=22651860

          http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/konzeptionen_der_gerechtigkeit/wolfgang_erich_muell/EAN9783170225015/ID38188863.html?suchId=8fad976c-06a2-4d6f-9407-2019b9841f11&jumpId=22653103

          http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/gerechtigkeitstheorien_zur_einfuehrung/bernd_ladwig/EAN9783885066934/ID29055752.html?suchId=37641842-9caa-4dcd-b396-017798a3348e&jumpId=22653854

          Speziell zu globaler Gerechtigkeit:

          http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/globale_gerechtigkeit/henning_hahn/EAN9783593390246/ID17589767.html?suchId=6cb7da63-143e-4308-b4df-6a9aec8d1a90&jumpId=22655239

        • @ Albert

          „Wenn meinen Bemerkungen zur Aufklärung im Einklang mit der Kritischen Theorie sind, dann ist es völlig unverständlich warum die Aufklärung sich zu einer Art Mystik entwickeln soll.“

          Nicht Mystik, sondern Mythos.
          Das kulturelle Wertesystem voraufklärerischer Gesellschaften wird durch religiöse Mythen strukturiert. Über diese Strukturierung durch Mythen kann in voraufklärerischen Gesellschaften nur schwer hinausgedacht werden, die mythologische Bewusstseinsstufe ist nicht oder nur in begrenztem Maße dazu in der Lage Alternativen ins Auge zu fassen. Ein gemeinsames Merkmal aller voraufklärerischen Gesellschaften ist, dass sie kein Wertesystem besitzen, dass mit Menschenrechten, einem auf den Menschenrechten beruhenden Demokratieverständnis und individuellen Freiheitsrechten kompatibel ist. Voraufklärerische Gesellschaften, also Gesellschaften, die von traditioneller Religiosität geprägt sind, können dergleichen nicht hervorbringen, das vermag erst die Aufklärung.

          Die Aufklärung befreit die Vernunft und diese kann dann humanistische und universalistisch-moralische Ziele ins Augen fassen. Zu Fehlentwicklungen kann es nun, wie bereits erklärt, Adorno und Horkheimer zufolge kommen, wenn die rationale Reflektion über Mittel zur Zielerreichung sich von der rationalen Reflektion über moralisch gerechtfertigte Ziele abkoppelt. Dann kann es passieren, dass sich die instrumentelle Vernunft in den Dienst von Manipulation, Unterdrückung und Ausbeutung stellt und damit fällt sie quasi wieder in den Mythos zurück, weil sie dann ähnlich wie der Mythos zu Verhältnissen beiträgt, über die nur schwer kritisch hinausgedacht werden kann.

          „Das ist völlig unlogisch, aber nach @el_mochos Darstellung nicht überraschend.“

          El_Mocho zitierte aus dem 3. Band des polnischen Philosophen Leszek Kolakowski „Die Hauptströmungen des Marxismus“. Ich bin hier anderer Meinung als El_Mocho, halte Kolakowskis Kritik an der Frankfurter Schule zu größeren Teilen für nicht gelungen.
          Kolakowski war zwar einer der bedeutendsten Philosophen Polens, kein pseudo-intellektueller Schwachkopf wie die US-amerikanischen Anti-Kulturmarxismus-Spinner, aber der dritte Band von die „Die Hauptströmungen des Marxismus“ ist m.E. zum Teil wenig um Objektivität bemüht.
          Kolakowski gibt auch offen zu, dass dieser Band Schwächen hat, er schreibt: “Eine andere Schwierigkeit bestand darin, dass ich nicht den wünschenswerten Abstand von meinen Themen gewinnen konnte.” (Leszek Kolakowski – Die Hauptströmungen des Marxismus Band 3, Piper, 1978, Vorwort S. 9)

          Kolakowski begann seine philosophische Karriere als religionskritischer Marxist und beendete sie als antimarxistischer konservativer Christ. Da er tatsächlich ein bedeutender Denker war, sind seine Schriften quer durch seine verschiedenen Schaffensphasen meistens lesenswert. „Die Hauptströmungen des Marxismus“ stammt aber natürlich aus seiner antimarxistisch-konservativen Phase, es handelt sich um eine Marxismuskritik. Die ersten beiden Bände sind trotzdem noch zu größeren Teilen lesenswert, zwar gewichtet Kolakowski m.E. die Fehler und Irrtümer mehrerer marxistischer Denker zu hoch, gewichtet ihre Errungenschaften und Teilwahrheiten zu gering, aber von solchen Gewichtungsaspekten abgesehen schreibt er meistens keinen groben Unfug, er kannte die marxistisch-philosophische Literatur tatsächlich gut. (Anders sieht es aus, wenn Kolakowski sich zu anarchistischen Denkern äußerte, die entsprechenden Passagen sind meist eine einzige Katastrophe, von Anarchismus hatte er wirklich wenig Ahnung.)

          Im dritten Band von „Die Hauptströmungen des Marxismus“ war es mit dem Bemühen um Objektivität dann leider an vielen Stellen vorbei, in diesem Band zieht Kolakowski an mehreren Stellen über bedeutende marxistische Denker her und mißinterpretiert deren Werk in erheblichem Maße.
          So auch in den Kapiteln zur Frankfurter Schule.
          Ich wiederhole an dieser Stelle kurz eine frühere Kritik von mir an den entsprechenden Kapiteln von Kolakowski:

          Die Kapitel zur Kritischen Theorie vermischen zutreffende Darstellungen und plausible Kritik auf eine Weise mit undifferenzierten und unsachlichen Behauptungen, teils auch Falschdarstellungen, die für einen Leser, der sich mit dem Thema wenig auskennt, schwer zu durchschauen sind.

          An einer Stelle kolportiert Kolakowski sogar den konservativen Mythos Adorno und Horkheimer hätten Konservative mit Faschisten gleichgesetzt – was sich vermutlich auf die konservative Propagandalüge bezieht, in den “Studien zum autoritären Charakter” ginge es darum, dass Konservative als Faschisten dargestellt würden.
          In Wahrheit wird in diesem Buch zwischen Konservatismus und Pseudo-Konservatismus unterschieden und nur der Pseudo-Konservatismus wird mit dem autoritären Charakter in Beziehung gesetzt.
          Der späte Horkheimer hat außerdem immer wieder den Konservatismus verteidigt.

          Wenn Adorno in der “Negativen Dialektik” eine Verabsolutierung von allem – auch der Logik – kritisiert, macht Kolakowski daraus, Adorno würde sich für das Verwerfen der Logik einsetzen.

          Bei Kolakowski hört es sich an manchen Stellen so an, als sei mit der Kritik der instrumentellen Vernunft in der Kritischen Theorie eine Verwerfung von Logik und empirischen Wissenschaft gemeint – klar falsch, da die von ihm kritisierten Autoren wie bereits erwähnt selbst Pioniere der empirischen Sozialforschung waren und auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland empirische Sozialforschung betrieben haben.
          Das schwierige philosophische und wissenschaftstheoretische Thema des Konfliktes zwischen Tatsachen und Werturteilen wollte die Kritische Theorie weder durch Verfälschung der Tatsachen, noch durch Verzicht auf Werturteile auflösen.

          Speziell das Kapitel über Marcuse unterscheidet sich in seinen (gewollten) Einseitigkeiten und Falschdarstellungen z.T. wenig von den unseriösen Ergüssen mancher rechter US-Ideologen – mit dem Unterschied, dass Kolakowski zumindest klar betont, dass Marcuses Einfluss in den siebziger Jahren weitgehend erloschen ist (Leszek Kolakowski – Die Hauptströmungen des Marxismus Band 3, Piper, 1978, S. 431) und weit davon entfernt ist aus seinem irrationalen Hass auf Marcuse eine Verschwörungstheorie zu stricken.

          Kolakowski ist als konservativer Kritiker der Kritischen Theorie eindeutig NICHT antisemitisch motiviert und es wäre verfehlt ihn mit den durchgeknallten Ideologen der US-amerikanischen Rechten auf eine Stufe zu stellen – einige seiner Kritikpunkte sind auch bedenkenswert, aber zu einer durchgehend sachlichen und seriösen Kritik vermochte er sich hierbei leider nicht aufzuraffen.

        • @ Leszek

          „Das sehe ich anders. “

          Das habe ich mir schon gedacht.

          „Vielleicht wäre es interessant dich bei Gelegenheit ein bißchen mit den verschiedenen Theorien der Gerechtigkeit zu beschäftigen“

          Vielleicht wäre es interessant dich bei Gelegenheit ein bißchen mit ökonomischem Grundlagenwissen zu beschäftigen, insbesondere mit Zielkonflikten/Trade-offs, Opportunitäts- und Grenzkosten. Das hilft ungemein beim Erkennen der Problemstellung.

          „Gerechtigkeit ist das große Thema der zeitgenössischen Politischen Philosophie und es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Ansätze dazu. Theorien der Gerechtigkeit befassen sich nicht nur damit zu bestimmen, was Gerechtigkeit ist, sondern auch damit systematisch zu begründen nach welchen Kriterien eine gerechte Verteilung von Gütern in verschiedenen Sphären vorgenommen werden sollte. Damit haben Theorien der Gerechtigkeit also praktische Relevanz für die Politik. “

          Sagt irgendeine dieser Theorien auch was darüber, wieviele Windräder, Ärzte und Schwimmbäder es in einer Gesellschaft geben soll?

        • am konzept der aufklärung ist also nichts falsch. es ist auch richtig es anzuwenden. darin sind wir uns meines erachtens einig, @leszek. nun wird festgestellt, dass dies denoch zu falschen schlüssen/erkenntnissen führen kann, wenn man fragestellungen einseitig untersucht:

          „Zu Fehlentwicklungen kann es nun, … kommen, wenn die rationale Reflektion über Mittel zur Zielerreichung sich von der rationalen Reflektion über moralisch gerechtfertigte Ziele abkoppelt.“

          das ist eine völlig banale erkenntnis. es gibt immer unzählig viele möglichkeiten bei jedem völlig korrekten verfahren/konzept fehler zu machen. das sagt nichts über das verfahren/konzept selbst, noch stellt es dies in frage, @leszek.

          jetzt kann man wieder beobachten, wie sich aus einer falschen aussage, jeder beliebige quatsch ableiten lässt: sie unterstellen das dieser fehler passiert. man hält nun eine falsche aussage für wahr und schließt daraus, dass die aufklärung dem mythos gleicht! bravo!

          wieso kritisiert horkheimer nicht die differentialrechnung mit der begründung, dass wenn man sich verrechnet, glauben könnte, dass die erde eine scheibe ist und damit die differentialrechnung letzlich auch nur ein mythos ist?

          das ist keine kritik, sondern blödsinn, @leszek.

        • adorno hat also tatsächlich

          „Adorno in der “Negativen Dialektik” eine Verabsolutierung von allem – auch der Logik – kritisiert,“

          garantiert hat er dazu erfogreich die eben beschriebene methode eingesetzt:

          eine korrekte theorie falsch anwenden, respektive einen fehler machen. daraus ergibt sich eine falsche aussage, die man nun für wahr hält und leitet daraus jeden beliebigen stuss ab. dieser stuss ist der beleg für die kritik an der theorie.

          ein universelles konzept mit dem man endlos viele dinge kritisieren und bücher schreiben kann. man muss sich jetzt schon fragen, was denn von der kritischen theorie noch übrig bleibt, wenn dies tatsächlich ihr universelles konzept der kritiksein sollte @leszek.

      • So einfach ist es nicht. Hör dir z.B. den obigen vLogger einmal an. Er ist in Rumänien aufgewachsen. Ist glaub ich immer noch dort. Ein Medizinstudent, der nun auch nicht gerad auf den Kopf gefallen ist.

        • Ich glaube nicht, dass der Kulturmarxismus für die Gender-Ideolgie und den Feminismus irrelevant ist, @christian. Im Bemühen alles gleich zu machen, sei es auch dadurch, dass alles wandelbar und sozial konstruiert ist, ist allen genannten Ideolgien gleich, so dass sie alles „zerstören“/“dekonstruieren“ müssen was der fundamentalen Gleichheitshypothese zuwiderläuft. Ihnen ist auch gemein, dass sie deshalb – natürlich nur zum Wohle aller – bereit und willens sind die hergebrachte Kultur zu „zerstören“/“dekonstruieren“, um ihre Utopie zu verwirklichen.

          Dass das Erfolgsrezept unser Kultur die Arbeitsteilung ist, mit der zwangsläufig eine Ungleichheit einhergeht, interessiert nicht. Alles muss gleich sein 😀

        • @ Albert

          „Ich glaube nicht, dass der Kulturmarxismus für die Gender-Ideolgie und den Feminismus irrelevant ist,“

          Sagen wir lieber, du weißt gar nicht, was der entsprechende Begriff eigentlich bedeutet, biegst dir alles zurecht, wie es dir gefällt und von ideengeschichtlichen Linien und theoretischen Inhalten bzgl. der verschiedenen linken Strömungen, der verschiedenen marxistischen Strömungen oder der verschiedenen feministischen Strömungen hast du keinen blassen Schimmer.
          Du wolltest einfach nur mal wieder etwas daherplappern, richtig?

          „Im Bemühen alles gleich zu machen, sei es auch dadurch, dass alles wandelbar und sozial konstruiert ist, ist allen genannten Ideolgien gleich, so dass sie alles “zerstören”/”dekonstruieren” müssen was der fundamentalen Gleichheitshypothese zuwiderläuft.“

          1. Dekonstruktion ist etwas anderes als Zerstörung. Dekonstruktion in dem Sinne wie von Jaques Derrida, dem Begründer der Dekonstruktion gemeint, ließe sich vielleicht übersetzen als „Neuzusammensetzung durch Sinn- und Bedeutungsverschiebung“.

          2. Eigentlich kann man einigen der angeblichen „Kulturmarxisten“ eher vorwerfen, dass sie in manchen Äußerungen zu gleichheitskritisch waren:

          “Das geläufige Argument der Toleranz, alle Menschen, alle Rassen seien gleich, ist ein Bumerang. Es setzt sich der bequemen Widerlegung durch die Sinne aus, und noch die zwingendsten anthropologischen Beweise dafür, daß die Juden keine Rasse seien, werden im Falle des Pogroms kaum etwas daran ändern, daß die Totalitären ganz gut wissen, wen sie umbringen wollen und wen nicht. Wollte man dem gegenüber die Gleichheit alles dessen, was Menschenantlitz trägt, als Ideal fordern, anstatt sie als Tatsache zu unterstellen, so würde das wenig helfen. Die abstrakte Utopie wäre allzu leicht mit den abgefeimtesten Tendenzen der Gesellschaft vereinbar. Daß alle Menschen einander glichen, ist es gerade, was dieser so paßte. Sie betrachtet die tatsächlichen oder eingebildeten Differenzen als Schandmale, die bezeugen, daß man es noch nicht weit genug gebracht hat; daß irgend etwas von der Maschinerie freigelassen, nicht ganz durch die Totalität bestimmt ist. Die Technik der Konzentrationslager läuft darauf hinaus, die Gefangenen wie ihre Wächter zu machen, die Ermordeten zu Mördern. Der Rassenunterschied wird zum absoluten erhoben, damit man ihn absolut abschaffen kann, wäre es selbst, indem nichts Verschiedenes mehr überlebt.
          Eine emanzipierte Gesellschaft jedoch wäre kein Einheitsstaat, sondern die Verwirklichung des Allgemeinen in der Versöhnung der Differenzen. Politik, der es darum im Ernst noch ginge, sollte deswegen die abstrakte Gleichheit der Menschen nicht einmal als Idee propagieren. Sie sollte statt dessen auf die schlechte Gleichheit heute, die Identität der Film- mit den Waffeninteressenten deuten, den besseren Zustand aber denken als den, in dem man ohne Angst verschieden sein kann.“

          (aus: Theodor W. Adorno – Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Suhrkamp, 2012, S. 115 f.)

          „Je mehr Gerechtigkeit, desto weniger Freiheit; je mehr Freiheit, desto weniger Gerechtigkeit. Freiheit. Gleichheit, Brüderlichkeit — wunderbar! Aber wenn Sie die Gleichheit erhalten wollen, dann müssen Sie die Freiheit einschränken, und wenn Sie den Menschen die Freiheit lassen wollen, dann gibt es keine Gleichheit.“

          (aus: Marx Horkheimer – Gesammelte Schriften Band 7: Vorträge und Aufzeichnungen 1949 – 1973, Fischer, 1985, S. 347)

          „In der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft hat sich die Bedeutung des Begriffs Gleichheit geändert. Man versteht heute darunter die Gleichheit von Automaten, von Menschen, die ihre Individualität verloren haben. (…) Es handelt sich um die Einförmigkeit von Abstraktionen, von Menschen, die den gleichen Job haben, die die gleichen Vergnügungen haben, die gleichen Zeitungen lesen und das gleiche fühlen und denken.
          In dieser Hinsicht sollte man auch Errungenschaften, die im Allgemeinen als Zeichen unseres Fortschritts gepriesen werden, mit Skepsis betrachten, wie etwa die Gleichberechtigung der Frau. Ich brauche wohl nicht besonders zu betonen, dass ich nichts gegen die Gleichberechtigung habe, aber die positiven Seiten dieser Gleichheitstendenz dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier auch um die Tendenz zur Ausmerzung von Unterschieden handelt. Man erkauft sich die Gleichheit eben um den Preis, dass die Frauen gleichgestellt werden, weil sie sich nicht mehr von den Männern unterscheiden. Die These der Aufklärungsphilosophie (die Seele hat kein Geschlecht), gilt heute ganz allgemein. Die Polarität der Geschlechter ist im Verschwinden begriffen, und damit verschwindet auch die erotische Liebe, die auf dieser Polarität beruht. Männer und Frauen werden sich gleich und sind nicht mehr gleichberechtigt als entgegengesetzte Pole. Die heutige Gesellschaft predigt das Ideal einer nicht-individualisierten Gleichheit, weil sie menschliche Atome braucht, die sich untereinander völlig gleichen, damit sie im Massenbetrieb glatt und reibungslos funktionieren, damit alle den gleichen Anweisungen folgen und jeder trotzdem überzeugt ist, das zu tun, was er will. Genauso wie die moderne Massenproduktion die Standardisierung der Erzeugnisse verlangt, so verlangt auch der gesellschaftliche Prozess die Standardisierung der Menschen, und diese Standardisierung nennt man dann „Gleichheit“.

          (aus: Erich Fromm – Die Kunst des Liebens, Heyne, 2001, S. 25 f.)

          „Ihnen ist auch gemein, dass sie deshalb – natürlich nur zum Wohle aller – bereit und willens sind die hergebrachte Kultur zu “zerstören”/”dekonstruieren”, um ihre Utopie zu verwirklichen.“

          Nur dummerweise hast du 1. keine Ahnung von den verschiedenen linken Theorie und kannst deren Verhältnis zum Wert der Gleichheit – ein zweifellos wichtiger Wert und ein elementarer Bestandteil der Gerechtigkeit – daher gar nicht beurteilen und 2. bedeutet „dekonstruieren“ nicht zerstören.
          Eine falsche Anwendung des Begriffs Dekonstruktion ist übrigens ein typisches und entlarvendes Merkmal pseudo-intellektueller Geschwätzigkeit.

        • @Leszek, ich nahm Deine zum größten Teil zutreffende Beschreibung meiner Kenntnisse zum Anlaß mich eigehend mit Deinem Post zu beschäftigen.

          Adornos Darlegung ist mir völlig unverständlich. Zuerst stellt er fest, dass „nicht alle Rassen gleich sind“ weil es offensichtlich ist. Dann sagt er, dass man die Gleichheit aller Menschen nicht als Ideal formulieren darf, weil es nicht hilft und folgert daraus, dass man es als „Tatsache zu unterstellen“ hat. Tasachen kann man aber nicht postulieren oder unterstellen, denn sie müssen mit der Realität übereinstimmen, sonst sind es keine Tatsachen, sondern Lügen.

          Auch scheint er zu vergessen, dass wenn man zwei Dinge vergleicht immer sagen muss, hinsichtlicher welcher Eigenschaft diese Gleichheit gilt. Würde Gleichheit für alle Eigenschaften gelten, wären die Dinge völlig identisch und keiner weiteren Überlegung wert.

          Nachdem er also die der falsche Aussage der „Gleichheit aller mit meschlichem Antlitz“ postuliert hat, argumentiert er weiter. Das ist eigentlich sinnlos, denn aus einer falschen Aussage lässt sich jede beliebige Aussage ableiten.

          Ausgestiegen bin ich dann als er die Opfer des Holocausts zu Mördern macht, so wie deren Wächter. Das ist ja übelste Opferverhöhnung und Banalisierung der Nazi-Verbrechen. Peinlich, Peinlich.

          Was Adorno uns damit sagen will ist mir schleierhaft, aber vielleicht kannst Du mir ja sagen was Du damit zum Ausdruck bringen wolltest, @Leszek.

          Horkheimers Feststelung ist eine Trivialität, denn Zielkonflikte sind in der realen Welt allgegenwärtig, oder man könnte auch sagen, „There is nothing like a free lunch.“

        • @ Albert

          Die drei Zitate zur Gleichheit von Adorno, Horkheimer und Fromm habe ich nicht gepostet, weil ich allem, was sie in diesen Zitaten sagen, zustimmen würde, sondern als Beleg dafür, dass man ihnen nicht unterstellen kann, sie hätten nicht kritisch über den Begriff der Gleichheit reflektiert. Man kann wohl eher kritisieren, dass ihre Zitate z.T. zu gleichheitskritisch sind.

          „Adornos Darlegung ist mir völlig unverständlich. Zuerst stellt er fest, dass “nicht alle Rassen gleich sind” weil es offensichtlich ist. Dann sagt er, dass man die Gleichheit aller Menschen nicht als Ideal formulieren darf, weil es nicht hilft und folgert daraus, dass man es als “Tatsache zu unterstellen” hat.“

          Nicht ganz, Adorno sagt in diesem Text, dass man die Gleichheit aller Menschen weder als Tatsache unterstellen, noch als Ideal formulieren solle.

          Aber präzisieren wir erstmal von welcher Art Gleichheit Adorno spricht. Beginnen wir damit festzustellen, welche Art von Gleichheit Adorno mit seiner Kritik offensichtlich NICHT meint. Welche Art von Gleichheit bejaht Adorno als freiheitlicher Marxist? Er bejaht die Gleichwertigkeit aller Menschen, er bejaht die rechtliche und politische Gleichheit, er bejaht das Recht aller Menschen auf Befriedigung grundlegender Bedürfnisse und er bejaht das Recht aller Menschen auf persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung.

          Er vertritt in diesem Text allerdings die Ansicht, dass es nicht wirklich vor Diskriminierung schütze, wenn als Tatsache unterstellt oder als Ideal proklamiert wird, dass alle Menschen gleich seien.
          Welche Gleichheit ist hier gemeint? Meint er, dass Menschengruppen nicht im kulturellen Sinne gleich seien oder dass sie nicht im biologischen Sinne gleich seien? Hat er also kulturell konstruierte oder biologisch disponierte Unterschiede zwischen Menschengruppen im Kopf? Das wird nicht ganz klar, ist aber auch nicht so wichtig, wichtig für ein Verständnis seiner Aussage ist, dass er glaubt, eine Gleichheit aller Menschen als Tatsache zu unterstellen oder als Ideal zu proklamieren schütze nicht wirklich vor Diskriminierung.

          Warum schützt dies Adorno zufolge nicht vor Diskriminierung?
          Er meint offenbar, dass es für Rassisten ohnehin egal sei, ob es Unterschiede zwischen Menschengruppen gibt oder nicht, sie finden so oder so einen Grund für ihren Hass, denn dieser ist nicht rational begründet.
          Auch meint Adorno, dass bereits sichtbare körperliche Unterschiede zwischen Menschengruppen automatisch Kategorisierungen begünstigen, die von Rassisten instrumentalisiert werden können.
          Und er ist offenbar der Ansicht, dass rassistischen Denkweisen eine Ablehnung von Vielfalt zugrundeliegt, Rassisten wollten eigentlich eine Welt, in der alle Menschen gleich sind, gleich im Sinne ihrer eigenen Bezugsgruppe.

          Aus diesen Überlegungen schließt Adorno, dass, anstatt eine Gleichheit aller Menschen zu proklamieren, es eine bessere Strategie sein könnte, dafür zu plädieren den Menschen in einer Gesellschaft ein Recht auf ihre Verschiedenheit zuzugestehen. Dies meint er nun allerdings nicht in dem Sinne wie es kulturrelativistische Multikulturalisten meinen, Adorno stellt keineswegs die Wichtigkeit eines für alle Menschen geltenden universalistisch-moralischen Wertesystems und einer entsprechenden Rechtsordnung in Frage, er meint aber, das eine bessere Gesellschaft sich dadurch auszeichnen solle, dass in ihr die Menschen ohne Angst verschieden sein können.

          Anstatt zu behaupten alle Menschen seien gleich, sollte also Adorno zufolge danach gestrebt werden, dass Menschen – im Rahmen eines allgemein anerkannten universalistischen Wertesystems und einer entsprechenden Rechtsordnung – ohne Angst verschieden sein können.

          Hierbei hatte Adorno vermutlich auch im Hinterkopf, dass die Frage, ob es Unterschiede zwischen Menschengruppen gibt oder nicht, nicht ausschlaggebend dafür sein dürfe, ob man Rassismus bekämpft oder nicht. Ob es nun Unterschiede zwischen Menschengruppen gibt oder nicht, Rassismus und jede andere Form von Diskriminierung müssen auf jeden Fall bekämpft werden.

          „Ausgestiegen bin ich dann als er die Opfer des Holocausts zu Mördern macht, so wie deren Wächter. Das ist ja übelste Opferverhöhnung und Banalisierung der Nazi-Verbrechen. Peinlich, Peinlich.“

          Die von dir mißverstandene Formulierung bezieht sich wohl auf die Technik in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern sozialdarwinistische Verhältnisse zwischen den Insassen zu erzeugen. Dies geschah auf zwei Weisen:

          1. Indem einige Gefangene zu Funktionshäftlingen (auch Kapos genannt)

          https://de.wikipedia.org/wiki/Funktionsh%C3%A4ftling

          https://de.wikipedia.org/wiki/Kapo_%28KZ%29

          ernannt wurden, denen Aufseher-, Kontroll-, Ordnungs- und Verwaltungsaufgaben gegenüber Mitgefangenen zugewiesen wurden.

          Der Psychologe Viktor Frankl schreibt hierzu in seinem Erfahrungsbericht „…trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“:

          „Auf ihn, den gewöhnlichen Häftling, der keine Armbinde trug, haben z.B. die Capos herabgesehen. Während er hungerte, bis er verhungerte, ist es den Capos zumindest ernährungsmäßig nicht schlecht ergangen (…). Psychologisch, charakterologisch sind diese Capo-Typen daher auch eher zu beurteilen wie die SS bzw. die Lagerwache. (…) Oft genug waren die Capos „schärfer“ als die Lagerwache und stellten die ärgeren Peiniger der gewöhnlichen Häftlinge, (…). Wurden doch von vornherein im allgemeinen nur solche Häftlinge zu Capos gemacht, die zu derartigem Vorgehen eben taugten, bzw. sofort abgesetzt, sobald sie in diesem Sinne nicht „mittaten“.

          (aus: Viktor E. Frankl – …trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, dtv, 2000, S. 16)

          Im Wikipedia-Artikel „Funktionshäftlinge“ findet sich hierzu noch eine Bemerkung, in der auch Capos erwähnt werden die versuchten ihren Mitgefangenen zu helfen: „Manche der Funktionshäftlinge standen den Schergen der SS in Brutalität nicht nach, andere versuchten Mitgefangene zu schützen.“ Auch Viktor Frankl erwähnt positive Ausnahmen unter den Capos (S. 18), aber seiner Erfahrung nach waren diese nicht die Regel.

          2. Des Weiteren schreibt Viktor Frankl von einer Form „passiver Auslese“ im Konzentrationslager:

          „In diesem Kampf um das tägliche Brot oder die Lebenserhaltung und -rettung geht es nur allzu oft hart zu; schonungslos wird da für die eigenen Interessen gekämpft, seien es nun die persönlichen oder die eines engsten Freundeskreises. Nehmen wir etwa an, es steht ein Transport bevor, der eine bestimmte Zahl von Lagerinsassen in ein anderes Lager bringen soll – angeblich; denn man vermutet und nicht mit Unrecht, dass „es ins Gas geht“, dass der betreffende Transport, sagen wir: von kranken oder schwachen Leuten, eine sogenannte Selektion vorstellt, d.h. dass eine Auswahl von arbeitsunfähigen Häftlingen getroffen wird, die zur Vernichtung in einem mit Gaskammern und Krematorium ausgestatteten, großen, zentralen Lager bestimmt sind. In diesem Augenblick entbrennt nun der Kampf aller gegen alle, bzw. gewisser Gruppen oder Cliquen untereinander. Jeder sucht sich oder die ihm irgendwie nahestehenden zu schützen, vor dem Transport zu sichern, bzw. aus der Transportliste im letzten Augenblick noch „herauszureklamieren“. Dass für jeden einzelnen, der der hierbei davor gerettet wird, vertilgt zu werden, ein anderer einspringen muss, ist allen klar.“

          (aus: Viktor E. Frankl – …trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, dtv, 2000, S. 16 f.)

          Die Technik der Konzentrationslager lief also auch auf die Erzeugung sozialdarwinistischer Verhältnisse unter den Häftlingen hinaus und darauf bezieht sich wahrscheinlich Adornos Formulierung.

        • Danke @leszek. Adorno plädiert also für toleranz und sagt eigentlich nichts über die gleichheit von menschen. Ich finde das argument zwar unnötig kompliziert, aber das ist ja auch eine frage des geschmacks.

          Selbst wenn die nazis die häftlinge in der von dir beschriebene weise manipuliert und in das morden verwickelt haben, sind die opfer immer noch klar von den tätern zu unterscheiden. Es macht die gleichstellung der opfer mit den tätern kein stück besser.

  4. Stardusk über „Sugar Daddies“ und dessen rasantes Wachstum (1200% in den letzten 5 Jahren; Webseiten mit Millionen von Usern etc.). Kurzthese: Weibliche Standardmuster (Sex für Ressourcen, v.a. Geld) werden durch solche offenen Deals immer deutlicher und immer mehr Männer sehen diese Muster nun zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit. Solche Beziehungsformen stehen zunehmend als Gegenentwurf zu traditionellen Beziehungen im Raum.

    Dieses Beziehungsform wird wohl noch stark wachsen, da sich das Bildungsniveau von Frauen in der USA weiter erhöhen wird, während das der Männer weiter absinken wird; dadurch wird es immer mehr Frauen geben, die sich ihre Kosten für das Studium durch offene Prostitution mit sehr viel älteren Männern verdienen werden.

      • Aus Sicht der Frauen schon, da es nicht tradiert ist, es keine entsprechende Erwartungshaltung an sie gibt und es damit in der Wahlfreiheit der Frau liegt, Sugar Baby zu sein.

        Und im Zweifel können sie immer noch die Rape-Karte ziehen…

    • Ein Geschlecht das sich den Lebensunterhalt durch sexuelle Gefälligkeiten verdienen kann, ist nicht unterdrückt, sondern privilegiert.

      • Ich würde eher sagen: weder noch.

        Du scheinst davon auszugehen, dass diese sexuellen Gefälligkeiten als lustvoll empfunden werden und damit einen Eigenwert haben, zu dem der materielle Gewinn noch hinzukommt.

        Was aber, wenn es als so lustvoll empfunden wird, wie z.B im Schönheitssalon übergewichtigen älteren Frauen mit Schweißfüßen zu pediküren? Bloß halt besser bezahlt?

        • Ich gebe Dir recht. Vom Standpunkt des Mannes ist Geld gegen Sex sicherlich ein Privileg, da Männer Sex mögen, und es sicher nicht schlecht fänden, dafür auch noch bezahlt zu werden, reihenweise von Frauen flachgelegt zu werden.

          Für Frauen und ihrem eh schon evidenten Hang zur Bequemlichkeit stellt sich die Sachlage sicher völlig anders da: Erstens ist Sex für sie nichts Spannendes, sondern eher der Weg zum eigentlichen Ziel. Zweitens ist die Gesellschaft von Männern für Frauen eher Tortur als Vergnügen, da die geistigen Welten beider Geschlechter sich ziemlich unterscheiden und Frauen Männer ja nicht an sich attraktiv finden, sondern erst dann, wenn er etwas für sie geleistet hat.

        • Dass Frauen Sex nicht mögen sollen ist eine ziemlich alberne Vorstellung.
          Auch diese Sugar Babes haben die Möglichkeit der Auswahl. Es ist eben genau nicht wie in einem Schönheitssalon, wo eine Kundin einen gewissen Anspruch darauf hat, auch bedient zu werden, wenn sie hingeht.

          Niemand zwingt ein Sugar-Babe, zu tun, was sie tut.
          Und schon zehnmal nicht hat ein sugar-Dady irgend einen Anspruch auf ein bestimmtes Sugar-Babe, wenn die das nicht so recht will.
          Kein Problem, da erst mal eine Reihe von Anwärtern abblitzen zu lassen.

        • „Dass Frauen Sex nicht mögen sollen ist eine ziemlich alberne Vorstellung.“

          Sex mit dem Richtigen ist für Frau sicher ein angenehmer Zeitvertreib, wenn Frau gerade nichts Besseres zu tun hat, oder wenn sich daraus Kapital schlagen lässt. Viel investieren um an Sex zu kommen, würde Frau nicht. Braucht sie selbstredend auch nicht. Aber dafür, dass sie kaum was investieren muss, hat sie ziemlich selten Sex.

        • @ maddes8cht

          Nur, damit wir nicht aneinander vorbeischreiben:

          Sugar-Daddy+Sugar-Babe meint eine ökonomisch orientierte Beziehung einer Frau zu einem wesentlich älteren Mann, bei dem der mann die Frau finanziell unterstützt und im Gegenzug die Frau dem Mann als Trophy-Wife zur Seite steht und Sex mit ihm hat. Sowohl Umfang des Sponsoring als auch Umfang der gegenleistung werden dabei individuell ausgehandelt.

          Es ist keine Liebes-Beziehung, sondern strikt ökonomisch ausgerichtet. Sugar-Daddy pleite? Babe weg.

          „Dass Frauen Sex nicht mögen sollen ist eine ziemlich alberne Vorstellung.“

          Schreibt auch keiner. Sie haben allerdings einen anderen Bezug dazu und ein umfassenderes Verständnis von Sex als nur Beischlaf mit einem Mann

          „Auch diese Sugar Babes haben die Möglichkeit der Auswahl.“

          Die Anzahl der potentiellen Sugar-Daddies dürfte wesentlich geringer sein als die Anzahl der potentiellen Sugar-babes. Also ist die Auswahl eingeschränkt.

          „Es ist eben genau nicht wie in einem Schönheitssalon, wo eine Kundin einen gewissen Anspruch darauf hat, auch bedient zu werden, wenn sie hingeht.“

          Den Anspruch hat sie nicht. Um schlechte Reputation zu vermeiden wird dies aber im Zweifel kaschiert („Tut mir sehr leid, wir haben die nächsten 3 Monate keinen Termin für sie frei“)

          „Niemand zwingt ein Sugar-Babe, zu tun, was sie tut.“

          Hat ja auch keiner hier behauptet. Feministas würden allerdings vermutlich mit ökonomischen und strukturellen Zwängen oder mit langjähriger Konditionierung argumentieren um die freiwilligkeit in Frage zu stellen.

          „Kein Problem, da erst mal eine Reihe von Anwärtern abblitzen zu lassen.“

          Da stelle ich mir bildlich gerade vor, wie eine lange Schlange potentieller Sugar-Daddies dem Girlie die Aufwartung machen und darum betteln, sie finanziell unterstützen zu dürfen und sie einen nach dem anderen wegschnippt („Zu fett, zu hässlich, zu wenig Geld, falsche Frisur, falsche hautfarbe,…“) *lol*

        • „Es ist keine Liebes-Beziehung, sondern strikt ökonomisch ausgerichtet. Sugar-Daddy pleite? Babe weg.“

          Das trifft auf die meisten regulären Beziehungen ja auch zu. Beziehungen bei denen der Mann weniger verdient als die Frau gehören ja laut Statistik wirklich zu den instabilsten Konstellationen, die es geben kann.

          Für Frauen hat es evolutionär ja auch durchaus Sinn gemacht, Liebe direkt ans ökonomische zu verknüpfen, denn sie ist darauf angewiesen, dass ihr Mann Überschuss für ein gesundes Kind anbieten kann. Das ist auch nicht amoralisch. Genau gleich geht es bei den Männern; Liebe entwickelt sich auch da nicht selten durch initiale sexuelle Anziehung; auch das ist zu erwarten. Unser Problem ist eher, dass wir diesen Prozess stark moralisch und sozial aufladen.

          Wie Stardusk meiner Meinung nach richtig bemerkt, wird die grössere Sichtbarkeit dieses Mechanismus (Sugar Daddies etc.) hoffentlich dazu beitragen, dass Männer ihren Part im menschlichen Gefühlskarussell besser verstehen und entsprechend handeln.

          Daraus lassen sich dann nämlich einige wichtige Grundsatzregeln auslegen, die in unserer heutigen Gesellschaft ein tabu sind : z.B. ist Beständigkeit einer Beziehung und der Grad der Zuneigung tatsächlich zumindest zu einem Teil von der Fähigkeit des Mannes, Geld zu verdienen, abhängig (D.h. wenn du als Mann deinen Job verlierst, ja dann liebt sie dich unter Umständen tatsächlich weniger und ja, auch die Chance einer Scheidung nimmt damit massiv zu… etc.). Das sind z.B. Punkte, bei denen wir Frauen momentan kollektiv in den Schutz nehmen, weil wir gesellschaftlich nicht bereit sind, Frauen diesen Mechanismus zuzugestehen, weil wir ihn dann vermutlich moralisch verurteilen müssten.

        • „Beziehungen bei denen der Mann weniger verdient als die Frau gehören ja laut Statistik wirklich zu den instabilsten Konstellationen, die es geben kann.“

          Weil ich immer wieder von Frauen höre das Männer nicht damit klar kommen, dass die Frau mehr verdient… wer leitet den in dieser Konstellation i.d.R. die Trennung ein?

        • @ Matze

          Natürlich leiten Frauen genau in diesen Fällen die Trennungen ein; der generelle Konsensus in diesem Fall ist wie immer, dass der Mann mit der Situation nicht fertig wird, weil er nicht emanzipiert genug ist die neue Rollenneuverteilung zu ertragen, oder aber zu soft ist um der Frau noch etwas spannendes bieten zu können.

          Der Fakt, dass weibliche „Zuneigung“ und „Liebe“ zu einem Gut wird, dass auch stark an dem ökonomischen Gelingen des Mannes hängt ist bereits für viele Menschen so toxisch, so frauenfeindlich, dass das kaum ausgesprochen werden darf. Gerade „Sugar Daddies“ zeigen aber, dass das keine Einzelstrategie von Frauen ist, die vom „rechten“ Weg abgekommen sind, sondern eine gute evolutionäre Anpassung, die in einer immer freieren Gesellschaft immer stärker zur Geltung kommen wird.

          Das ist besonders für den linken Maskulismus ein grosses Hindernis (Das ist der Hauprgrund, warum Imion hier immer wieder verschwindet und auch Adrian manchmal aufpassen muss ;)), da er aufgrund der Schwerpunkte der linken Wirtschaftspolitik keinerlei Anreize für den Mann schaffen kann und primäre darauf angewiesen ist, dass sich Frauen auf nicht konservative Ernährermodelle einlassen (Was ich rein vom Sinn her natürlich absolut begrüssen würde, nur hat das natürlich keinen Einfluss auf die Realität) um eine gemeinsame Perspektive schaffen zu können. Bricht diese Möglichkeit der versöhnlichen Lösung weg, bleibt eben politisch nicht mehr besonders viel und man fürchtet eine weitere Verhärtung der Fronten. Das scheint mir ein sehr realistisches Langzeitszenario zu werden.

        • „Das ist der Hauprgrund, warum Imion hier immer wieder verschwindet und auch Adrian manchmal aufpassen muss ;)),“

          Weshalb muss ich aufpassen?

        • @ Adrian

          „Mach hier bitte nicht den imion“

          War eine Andeutung von Christian, dass, falls du weiterhin wie Imion (i.e. aus Christians Sicht zu einseitig gegen Frauen argumentierst) er deine Posts zu dem Thema löschen wird, genau wie er es bei Imion hier im gleichen Post getan hat.

        • „Natürlich leiten Frauen genau in diesen Fällen die Trennungen ein;“

          Gibt es da auch mehr als nur dein Wort? Irgendwas offizielles? Im Augenblick steht für mich da Wort gegen Wort.

          Ich kann mir gut vorstellen, dass eine traurige Gestalt von einem Mann der sich selbst in seiner Rolle des Ernährer sieht, denkt den Sinn für sein Leben zu verlieren, wenn er merkt, dass die Frau sich ja auch selber versorgen kann und das diese Verwirrung dann in Abneigung gegen die Partnerin umschlägt und zur Trennung führt.

        • @ Matze

          Ich hatte einen Artikel bzw. eine Studie aus dem Jahr 2008 dazu, aber die finde ich nicht mehr. Auf die schnelle fand ich nur das hier :

          http://www.google.ch/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0CCMQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.demogr.mpg.de%2Fpapers%2Fworkshops%2F041125_paper07.pdf&ei=ocmeVZzZKoOtUbePiKgD&usg=AFQjCNFkxY9nMeQ84hdkAec1yoTbva5jLw&sig2=bQZ9qWjp-ry2DG1e0ztmTQ

          http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3347912/

          „Men’s employment is predicted by all theories to encourage women to stay. In the institutionalist view, his nonemployment is a serious violation of the gendered norm of male breadwinning, and we argued that gender change has been so asymmetric that, even as women’s employment has grown, the norm mandating male employment is fully in force. In the bargaining/exchange view, men’s employment encourages women to stay because they get to share his earnings if they do. Our finding that women are less likely to leave if husbands are employed is thus consistent with all these; we suspect it reflects both the bargaining/exchange and institutionalist processes. That is, women leave more when men are not employed both because men aren’t providing an economic incentive for them to stay, and because it seriously violates norms of what a marriage is supposed to be when the man does not have a job.“

          Mit Daten aus Schweden / Amerika. Den Effekt nennt man ironischerweise auch den „Independence effect“ und ich bin mir sicher, man findet da genug Anhaltspunkte. Die Punkte sind relativ klar; je höher das Einkommen der Frau, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie geht; wenn du deinen Job als Mann verlierst steigt die Chance rapide an. Ein Jobverlust der Frau hat hingegen keinen messbaren Effekt laut der einen Studie.

        • Das ist wohl auch das was Chris Rock gelesen hat:

          Men cannot go backward sexually; women cannot go backward in lifestyle. Can’t fucking do it . . . . Fellas, you ever been going through some hard times with your woman, you lose your job or something, and your women tries to console you, say, “ Hey, baby, don’t worry; we gonna get through this. We gonna get through this. I know we got some bills. But if we got to get rid of some of this shit, we will get rid of some of this shit.” She’s talking about you! Fellas, if you lose your job you gonna lose your woman. That’s right, she may not leave the day you lose it, but the countdown has begun”

  5. Die Geschichte mit den Kartofel – Aufgaben hat vermutlich jeder schon mal irgendwann gehBin über dieseWebsite gestolpert mit einer Sammlung von Varianten dieser Aufgaben:
    http://www.mathematische-basteleien.de/kartoffeln.htm

    Ich würde sagen, eine Zeitgemäße Variante wäre:

    3.Klasse Grundschule, Baden Württemberg:
    Drei Lesbenpaare besuchen einen Sexshop, um sich Vibratoren zu besorgen.
    Es sind aber nur 3 Vibratoren im Angebot.

    Zwei der Lesben möchten aus hygienischen Gründen ihren Vibrator nicht mit ihrer Freundin teilen.
    Wie viele der Lesben können sich am Abend wegen eines fehlenden Vibrators bloß gegenseitig die Möse lecken?

    10. Klasse Realschule:
    Junge kauft in einem Sexshop für seine Freundin auf deren Wunsch einen Vibrator.
    Erkläre, warum sein Verhalten sexistisch ist, und wie er dafür der Vergewaltigung angezeigt werden kann.

      • Mist, das sollte eigentlich hier her:
        Ach – mich befindest Du als „Sexbesessen“ und „Kulturkonservativ“?
        Dann findest Du sowas wie den „Lutz“ bestimmt modern und ganz an kindlichen Bedürfnissen ausgerichtet?
        https://emannzer.wordpress.com/2015/05/27/lutz-der-fruhstecher/
        Dieses Konzept ist doch direkt den Vorlagen des grünen pädophilen-Sumpfes entsprungen.
        Kentler, Sielert, Tuider und deren Umfeld haben doch den „theoretischen Unterbau“ des grünen pädophilie-Skandals geliefert.

        Adrian, ich nehme mal an, Du hast keine eigenen Kinder, um die Du dir Sorgen machen müsstest angesichts solcher Missbrauchsszenarien.
        Ziemlich billig, solche Sorgen als „Kulturkonservativ“ abzutun !

  6. Ach – mich befindest Du als „Sexbesessen“ und „Kulturkonservativ“?
    Dann findest Du sowas wie den „Lutz“ bestimmt modern und ganz an kindlichen Bedürfnissen ausgerichtet?
    https://emannzer.wordpress.com/2015/05/27/lutz-der-fruhstecher/
    Dieses Konzept ist doch direkt den Vorlagen des grünen pädophilen-Sumpfes entsprungen.
    Kentler, Sielert, Tuider und deren Umfeld haben doch den „theoretischen Unterbau“ des grünen pädophilie-Skandals geliefert.

    Adrian, ich nehme mal an, Du hast keine eigenen Kinder, um die Du dir Sorgen machen müsstest angesichts solcher Missbrauchsszenarien.
    Ziemlich billig, solche Sorgen als „Kulturkonservativ“ abzutun !

      • Es sind diese Art Materialien, diese Art von „Reform-Pädagogik“ und dieser Theoretische Unterbau, die gleichermaßen hinter den Vorgängen an der Odenwaldschule und dem grünen Pädophilen-Sumpf stecken.
        Und es sind die selben Leute, die dahinter stecken – Kentler, Sielert und inzwischen offenbar Tuider.

        Nein, pädophile Übergriffe sind „kein Weltuntergang“ – sie sind es nur im jeweiligen kleinen Maßstab für die jeweils betroffenen.

        • Aha, ein Puppe mit Pimmel ist also schon ein pädophiler Übergriff. Was soll ich dazu sagen, außer, Himmel, wann kann ich endlich auswandern in das schwule Königreich der Koralleninseln?

        • Wenn die das sind, wer steckt dann hinter den anderen „Pädophilen-Sümpfen“?

          z.B. hier:
          http://www.sueddeutsche.de/thema/Missbrauch_in_der_katholischen_Kirche

          Reform-Pädagogik kann es hier ja nicht sein…

          Ich halte es für irreführend, den Komplex Pädophilie an eine politische Ausrichtung zu koppeln, um diese zu diskreditieren, weil sie einem nicht passt.

          So wie es falsch ist, den Komplex an eine religiöse Weltanschauung zu koppeln, nur weil man andere religiöse Überzeugungen hat.

        • @ Adrian
          Manchmal verblüfft mich schon, wie hartnäckig Du bestimmte Zusammenhänge leugnest.
          Die Puppe alleine mag noch kein „übergriff“ sein.
          Aber wenn jemand mit so einer Puppe vor meinem Kind steht, mit einer „gekonnten Wischbewegung“ die Hose runterzieht und dann sagt: „Huch, da ist dem Lutz ja die Hose runtergerutscht“, und davon ausgehend dann anfängt, sich über Geschlechtsteile zu unterhalten, dann bimmeln bei mir durchaus alle Alarmglocken.
          Es ist etwas ganz anderes, wenn ein Kind selbst kommt, um sich nach geschlecht und sexuellem Kontext zu informieren. Wenn es fragt, dann beantwortet man das. Das Interesse des Kindes ist dabei meistens sehr konkret und auch sehr begrenzt.
          Wenn das Kind z.B. fragt, wo kommen die Kinder her, dann genügt ihm meistens die Auskunft: Aus dem Bauch von Mama.
          Es ist wunderbar zu beobachten, dass Kinder sich ganz schnell von alleine abwenden, wenn man ihnen da mehr erzählt, als sie wissen wollten. Sie haben nicht gefragt, wie das Kind da reinkommt, und wenn man das versucht mit zu erklären, dann wenden sie sich ab.

          Wenn die Kinder es dann wissen wollen, dann fragen sie, und dann erklärt man es .
          Es früher zu machen, es ihnen „aufzudrücken“, das ist der Anfang von Übergriffigkeit.

          @ Peter Müller
          Ich habe nirgends behauptet, dass dies die einzige Quelle von „Pädophilen-Sumpf“ ist.
          Das ist echtes „derailing“.
          Oder willst Du etwa sagen, dass ich sexuelle Übergriffe an der Schule eben hinnehmen muss, weil es ja auch welche in der katholischen Kirche gab ??
          Hier geht es konkret um die sexual-„Pädagogik“ von Sielert und Co, und um deren bisherige „Erfolge“.

          Sielert steckt ebenso hinter den obscuren Empfehlungen der WHO, das sind die berühmten „Experten“, die hinter diesen Empfehlungen stecken.
          Und es sind eben die selben „Experten“, die bei den Grünen und bei der Odenwaldschule populär waren.

          Wir haben also eine sexual-„Pädagogik“, die bisher vor allem dadurch aufgefallen ist, dass sie zu Missbrauch geführt haben.

          Und genau diese „Pädagogik“ möchte man nun mit Gewalt in den Schulen durchsetzen?

          Warum, bitte schön, reicht eine moderne Sexualpädagogik nicht, die sich z.B. an diesen Grundsätzen orientiert?
          http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org/
          Warum müssen Grundschulkinder unbedingt über Dildos, Vaginalkugeln, Puffs, Masturbationstechniken, Lecken etc. informiert werden?

          Wer findet, dass es darum doch überhaupt nicht gehen würde:
          Doch, genau darum geht es. Denn genau darin besteh der Unterschied zwischen Sielert, Tuider und co. und der hier http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org/ vorgestellten Sexualpädagogik.
          Es geht darum, dass die Politik der Tuider-Variante den Vorzug gibt gegenüber dem z.B von mir verlinkten.
          Also geht es um den Unterschied zwischen den Varianten. Und der liegt genau in den benannten Punkten – in der expliziten Darstellung dieser Punkte bereits in Grundschule und Kindergarten.

        • Auffällig find ich, das sich die Pädos immer hintervideoligischen Gutmenschmasken verstecken, die ihnen den Zugang sichern.

          Das ist bei den kirchlichen Priestern wie auch den Genderpriestern mit ihrer sog.“Sexualerziehung“ der Fall.

          In beiden Fällen auch missionarische bis totalitäre Gelüste.

        • „Es geht darum, dass die Politik der Tuider-Variante den Vorzug gibt gegenüber dem z.B von mir verlinkten.“

          Ich find beide reichlich albern. Was in
          http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org/
          geht ja auf keine Kuhhaut:

          „Über den natürlichen Ablauf des weiblichen Zyklus wird informiert. Die Mädchen lernen dabei ihre Weiblichkeit und ihre Fruchtbarkeit schätzen.“

          „Auch die Jungen lernen ihre erwachende Fruchtbarkeit und ihre Männlichkeit schätzen.“

          „Die Ehe zwischen Mann und Frau als der beste Schutzraum für gelebte Sexualität und für das Aufwachsen von Kindern kommt dabei zur Sprache.“

          „Vaterschaft und Mutterschaft werden als sinnvolle und gleichermaßen verantwortungsvolle Aufgaben vorgestellt.“

          „Sexualerziehung behandelt sowohl die Hygiene des Körpers als auch die der Seele, z. B. die Meidung von Pornografie, Telefonsex, Sex als Ware etc.“

          Aber sowas ist natürlich keine Indoktrination…

        • Hey, Männer wie wär’s? Lasst uns ums Feuer tanzen und unsere Männlichkeit und Fruchtbarkeit preisen.
          Die Frauen könne derweil ja Ostereier zur Zelebrierung ihrer Fruchtbarkeit ausblasen.

          😀 😀 😀

        • „Das ist echtes “derailing”

          Nein, lediglich der Hinweis, dass eine Kopplung hier nicht plausibel ist, da ganz offensichtlich die Problematik weder an Ideologien noch an Religionen gebunden ist.

          „Und es sind eben die selben “Experten”, die bei den Grünen und bei der Odenwaldschule populär waren.“

          Bei den Grünen gab es diese Fälle in den 80ern, in der Odenwaldschule in den 70er und 80ern. Da waren Deine „Experten“ wohl allesamt noch Studenten ohne Einfluß. Du bindest Konzepte an Personen was eine Diskussion erschwert.

          „Es geht darum, dass die Politik der Tuider-Variante den Vorzug gibt gegenüber dem z.B von mir verlinkten.“

          Eines der Hauptargumente für einen expliziteren Unterricht ist der, dass Kinder heute durch das Internet bereits sehr früh Zugang zu allen Formen der sexuellen Interaktion haben und diesen Zugang auch nutzen.

          Und daher mit dem dadurch bei Ihnen vorhandenem fragmentierten Wissensstand abgeholt werden sollten, um sie überhaupt noch zu erreichen.

          Auf dieses Argument hat allerdings auch die von Dir verlinkte Webseite keine rechte Antwort, sondern bleibt – so wie ich das auf die Schnelle sehen kann – recht vage was Umsetzung und Inhalte angeht. Viele Punkte scheinen mir zudem identisch, lediglich anders formuliert zu sein.

        • „Gar kein so schlechter Gedanke … vielleicht sollte man tatsächlich mal “

          Ohne mich. Meine Männlichkeit und Fruchtbarkeit ist mir ziemlich schnuppe.

        • … schad … find dich manchmal ziemlich maskulin … wenn nicht gerad Zickerei wie jetzt 🙂

          … und wer weiß wofür deine Spermchen noch gut sein können … solltest etwas mehr respektieren. Oder soll ich die gegenteilige Position einnehmen und sagen lieber nicht wegen mögliche Vererbbarkeit?

          Emotional bin ich näher an der ersteren und find, dass du das besser würdigen solltest.

        • „find dich manchmal ziemlich maskulin“

          Was auch immer das heißt.

          „und wer weiß wofür deine Spermchen noch gut sein können“

          Ja, vielleicht schwängere ich damit noch ein paar dutzend Lesben. Vorausgesetzt die Rechtslage ändert sich. Wer weiß?

        • … letztere haben da doch Bedarf … es sei denn es ist eine der Fraktion, die nicht so auf Kinder steht ( nicht sexuell gemeint ) … aber da müsstest du dich doch überwinden oder hast du bi Anteile?

        • Um Romantik ginge es dabei ja nicht. Sondern um Altruismus.

          Aber ich werde es eher nicht tun. Meine Kinder sollten schon mit mir zusammen aufwachsen. Und die Vorstellung ein Kind zu dritt aufzuziehen, und dann noch mit ner Frau ist eher nicht mein Traum. Leihmutterschaft vielleicht. Aber da hätte ich noch zuviel Skrupel.

        • „Yo mei, dann sei halt verblüfft.“

          danke für die konstruktive Antwort.
          Eine Frage hätt ich da aber mal an Dich:
          Wo beginnt denn Deiner Meinung nach „sexueller Übergriff“?

          Erzähl mir jetzt bloß nichts von Gewaltausübung.
          Klar, das ist eine weitere Grenze.
          Aber die hat weder in der Odenwaldschule noch bei den grünen päderasten, und im übrigen auch nicht bei der Kirche die Hauptrolle gespielt.
          Obwohl Gewalt da wohl in allen Fällen auch vorkam.
          Es gibt genug Opfer sexuellen Missbrauchs, die vollkommen ohne Gewaltanwendung ausgekommen sind.
          Die sind nicht die Ausnahme, sondern die überwiegende Mehrheit.
          Also, wo beginnt da für Dich sexueller Übergriff oder Missbrauch?
          Wie stellt man das an, Kinder soweit zu bringen, da mitzumachen und den Mund zu halten?
          (Ich fände so eine Puppe wie Lutz dabei z.B. ausgesprochen Hilfreich…)

        • „Wo beginnt denn Deiner Meinung nach “sexueller Übergriff”?“

          Wenn man jemandem etwas sexuelles aufzwingt, was er nicht will. Dabei gibt es aber eine weite Spannbreite. Nicht alles was man unsexy findet ist Missbrauch und macht jemandem zum Opfer. Sonst landet man beim Äquivalent der Rape-Culture.

          „Es gibt genug Opfer sexuellen Missbrauchs, die vollkommen ohne Gewaltanwendung ausgekommen sind.“

          Klar, aber man kann es auch übertreiben und sich eine Missbrauchs-Kultur imaginieren, so wie Feministen sich eine Rape-Culture herbeiphantasieren, weil sie mit männlicher Sexualität konfrontiert werden.

  7. Kurzer Gedanke zur gestrigen Allensbachstudie:

    Es gibt zwei große Konstanten im Feminismus:

    Wir leben in einem Patriarchat (vulgo Väterherrschaft).
    Alle Männer sind priviligiert.

    Ergebnisse der Studie gestern:

    Väter würden gerne mehr Verantwortung in der Familie übernehmen, tatsächlich ist aber der Wille der Mutter bei den Kindern zu bleiben und beruflich zurückzustecken der Haupthinderungsgrund. Der zweite: Angst der Väter vor beruflichen/finanziellen Nachteilen durch ausgedehntere Betreuungszeiten.

    So und jetzt bitte die beiden feministischen Konstanten mit diesem Befund in Einklang bringen. Geht nicht? Ach!

  8. Lauren Southern ist wieder Kandidatin der kanadischen Libertarian Party.

    „Yesterday Tim Moen and I had a productive conversation about the future of the Libertarian party and my part to play in it. We both agreed that what transpired over the past two weeks was bad for the party. I have been assured that Tim completely supports my freedom of speech and right to express it through mediums such as The Rebel and other social media platforms. I have also agreed to communicate better with the party and maintain a level of professionalism so the party can go forward as a team. Diversity of thought – protecting each individual’s opinions, values, and expressions – is central to libertarianism. In a time of growing cultural and political intolerance, I look forward to promoting a libertarian party that stands up for this kind of diversity.“

    Eine solche Partei wäre hier vielleicht auch ganz gut. Obwohl bei denen auch Tendenzen der Übernahme durch genderfeministische SJWs sichtbar wurden. Nun abgewendet?

    http://pressfortruth.ca/top-stories/future-bright-liberty/

  9. Ein Artikel vom Gay Activist Joseph Couture:

    Gays don’t know what they’ve lost by winning same-sex marriage ruling

    „As gay activists in American celebrate the legalization of same-sex marriage by the Supreme Court, I’m shaking my head with disappointment. Gays don’t know what they’ve lost by winning.

    We’ve had gay marriage in Canada since 2005 and since then, I’ve witnessed nothing but the decline of a once-vibrant community. Change was already underway, but the marriage “victory” sealed our fate once and for all.


    In many ways, straight men are more like gay men used to be and gay men are trying to be what they think straight men once were.


    http://news.nationalpost.com/full-comment/joseph-couture-gays-dont-know-what-theyve-lost-by-winning-same-sex-marriage-ruling

    • „Ich hab mir schon zu Schulzeiten nachsagen lassen, ich wäre ziemlich emanzipiert, manchen war das auch zuviel. Aber ich als Frau kann es langsam nicht mehr hören. Jetzt stört also irgendwen die Reihenfolge der kleinen Facebookmännchen? Ernsthaft? Ich bin wirklich absolut für Gleichberechtigung und sehe die auch nicht überall verwirklicht, aber langsam nervt’s. Hätte keiner was gesagt, wär mir weder der alte noch der neue Zustand wirklich aufgefallen. Liebe Damen, bitte hört auf mit dem Geschrei, das nimmt bald keiner mehr ernst!“

      • He, die Kommentare sind ja (fast) alle so! Geil! Habe mir einige Dutzend durchgelesen und nur zwei entdeckt, die den Genderscheiß voll in Schutz nehmen.

        Selbst die Kommentatoren, die für „Gleichberechtigung“ sind, lehnen den FB-Jakobinismus ab.

        GenderGaga-Ballaballa!

        Lest die Kommentare, einfach herrlich!

  10. Fremdschämen ist angesagt, wenn man sich mal die ziemlich hippen und coolen Kommentare der WELT unterhalb des Artikels auf Facebook anschaut.

    Diese Nummer bringen sie schon seit einiger Zeit.

    Apropos, das was im Artikel erwähnt wird ist wahrhaftig ein weiterer Schritt in eine gleichberechtigte Welt!

    • Nicht ganz Salvo…denn diese Symbole bilden mal wieder die privilegierten ab.

      ICH WILL BLACK SYMBOLS HABEN!

      Typisch überhebliche weisse braut. Check mal wieder nicht ihre Privilegien…

  11. via Genderama:

    Whoopi Goldberg, ihre Filme mag ich nicht so, die ShoW „The View“ ist wohl so dumm, dass sie regelmäßig verarscht wird, aber verdammt nochmal, Goldberg spricht dort mal wirklich mal über Tabu-Themen und Doppelstandards, welche so nur selten in der Öffentlichkeit zu hören sind. Wahrscheinlich kann sie das wahrscheinlich ohne sozial gelyncht zu werden, weil sie schwarz, eine Frau und lesbisch ist (soweit ich weiß). Patriarchat und so, weiste…

    http://edition.cnn.com/2015/07/09/entertainment/whoopi-goldberg-bill-cosby-feat/

    • Wobei ich das mit dem Gewicht sehr fragwürdig finde. Niemand bekommt eine Gehaltserhöhung, weil er zunimmt. Eher bedeutet eine Gehaltserhöhung mehr Verantwortung, mehr stress, weniger Freizeit und weniger sport. Und im Alter wiegt mann auch mehr.

      Hier wird also ein Nachteil „Gewichtszunahme“ mal wieder als priviligierung von Männern rationalisiert.

  12. Ja, ich weiß. Man kann sich über jeden Scheiß aufregen:

    „Amokläufer tötet zwei Menschen

    In Tiefenthal im Landkreis Ansbach hat ein Bewaffneter aus seinem Auto heraus eine Frau und einen Fahrradfahrer erschossen.“

    http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/landkreis-ansbach-amoklaeufer-toetet-zwei-menschen-13695703.html

    Fahrradfahrer – Geschlecht unbekannt. Wie hieß es vor kurzem bei der DailyMail „ISIS has killed 74 children and 86 women among the 3,000 civilians it has had executed in just one year, report reveals“. Wenn 95% der getöteten keine Frauen und keine Kinder waren, was waren sie dann?

    Und wie heißt es von Feministinnen immer wieder: Frauen werden unsichbar gemacht.

  13. Zum Thema Ideologie:
    Against Ideology?
    From notes for a panel discussion at the 2010 Babylonia festival in Athens, Greece, at which a CrimethInc. agent was invited to speak about “The End of Ideology and the Future Events”

    While religious fundamentalism is still a powerful force, ideology seems to be on the wane as a motor of secular revolutionary activity. The days are long past when groups like the Communist Party could command millions of adherents worldwide. Should anarchists celebrate this decline, positioning ourselves atop the crashing wave of history? Is ideology itself the problem?

    But what would it mean to be against ideology? To get to the bottom of this, we have to understand precisely what we mean by the term.

    These waters have been muddied by countless Marxists before us. Marx insisted that ideology is determined by who controls the means of production, and functions to blind the proletariat to their own exploitation. But isn’t Marxism the ideology par excellence, that has blinded untold millions? And how could class-based relations of production suffice to explain its proliferation throughout the 20th century? If some of Marx’s disciples have attempted to update his analyses to keep up with a world that has never borne out his predictions, we should be as suspicious of them as we are of all ideologues.

    It’s easy to see the pitfalls of ideology when we examine the dogmatism of our enemies. But unless ideology is simply what we call the ideas of those with whom we disagree, we should be able to critique it in ourselves as well.

    But What Is Ideology, Anyway?

    The nature of ideology remains an enigma for contemporary anarchists: we know we’re against it, but we can’t pin down what it is.

    Our own collective has struggled with this for a decade and a half. Early on, in Days of War, Nights of Love, our critique was summarized in slogans such as “Do you have ideas, or do ideas have you?” In retrospect, that formulation presumed a distinction between oneself and one’s ideas, as if there were an essential self that precedes ideological construction. Later, in Expect Resistance, we tried another approach: “When we want to rebel against the limits a culture imposes, we call it ‘ideology’ …but we cannot escape culture itself—we carry it with us as we flee.” This is more circumspect, but it doesn’t indicate how we might resist those limits.

    Our colleagues fare little better. Interviewed by Void Network for the newspaper Babylonia, David Graeber offhandedly defines ideology as “the idea that one needs to establish a global analysis before taking action (which inevitably leads to the assumption that an intellectual vanguard must necessarily play a leadership role in any popular political movement).” This strikes us as too specific. On the other hand, in his Traité de Savoir-Vivre à l’Usage des Jeunes Générations, Raoul Vaneigem numbers “individualism, alcoholism, collectivism, activism” among the range of possible ideologies. Any definition that encompasses all these is surely too broad.

    Resorting to the dictionary, we find that ideology is “A system of ideas and ideals, especially one that forms the basis of economic or political theory and policy.” By that definition, it appears difficult to outline an anarchist opposition to ideology: if we declare ourselves against systems of ideas and ideals, how can we maintain a critique of hierarchy and oppression? Worse yet, on what ground could we oppose such systems, without subscribing to such a system ourselves?

    So let us approach the subject from another direction, broaching possibilities rather than charting territory, in hopes of making progress without devising an ideological blueprint for resisting ideology.

    What Could It Mean to Oppose Ideology?

    If the hallmark of ideology is that it begins from an answer or a conceptual framework and attempts to work backward from there, then one way to resist ideology is to start from questions rather than answers. That is to say—when we intervene in social conflicts, doing so in order to assert questions rather than conclusions.

    What is it that brings together and defines a movement, if not questions? Answers can alienate or stupefy, but questions seduce. Once enamored of a question, people will fight their whole lives to answer it. Questions precede answers and outlast them: every answer only perpetuates the question that begot it.

    The term anarchism is itself useful not because it is an answer, but because it is a question—because it is more effective than other terms (freedom, community, communism) at raising the questions we wish to ask. What does it mean to live without hierarchy, or to struggle against it? This single word offers endless points of departure, endless mysteries.

    Perhaps the anarchist struggle is an attempt to enact a concrete program, to reach a forechosen destination—this is the ideological way of conceiving our project. But perhaps this utopia is unreachable, and its real significance is as a motivating force to enable us to live differently today. If this is the true value of utopian programs, then the less attainable they are the better.

    But what else could it mean to resist ideology? Perhaps it means rejecting the Platonic conception of knowledge, in which it refers to some “true reality” more essential than lived experience. Those who spend a great deal of time studying and constructing theory often mistake their abstractions for real-world phenomena, when in fact they are only generalizations derived from individual experiences. Valuing the irreducible infinity of our own lives over the inert prescriptions of the dead, and knowing better than to believe ourselves infallible, we should frame our ideas as hypotheses rather than universal principles. Hypotheses can be tested, refined, and tested again, on an ongoing basis.

    In this light, anarchism itself is only a broad generalization, a hypothesis that life is more fulfilling without hierarchy.

    Perhaps resisting ideology means ceasing to regard our ideas as possessing meaning apart from the ways we are able to put them into practice. During peaks of struggle, people tend to focus on practical questions, and theory takes flesh in day-to-day actions; during plateaus of defeat, theory tends to become separate from activity, a specialized sphere unto itself. In a vacuum, the elaboration of theory can become a surrogate activity, compensating for all one is not doing, accustoming one to thinking rather than doing—as if the two could be disconnected! Thus ideologies become extensions of the egos of those who subscribe to them, who pit them against each other like rivals at a dogfight.

    Perhaps resisting ideology means attempting to do without binary distinctions and assessments. Rather than taking positions for or against broad categories—“student organizing,” “reformism,” “violence,” even “ideology”—we could see each of these as composed of conflicting currents and tendencies. In this view, the role of theory is not to endorse or condemn, but to study this nuanced interplay of forces in order to inform strategic action.

    Can we imagine resisting ideology in more concrete terms—for example, when it comes to organizing and outreach? Perhaps it means not positioning ourselves in an ideologically defined camp, but focusing on destabilizing the existing social terrain: creating new connections and circulating subversive energy rather than to attempting to hold territory. Anarchists who take this approach direct their attention out of the anarchist community, approaching people in other communities rather than debating details with those who share a common theoretical language. We certainly can’t expect others to leave their comfort zones if we will not leave ours.

    A corollary of this is that those in the midst of transformation are the real experts on social change, not career radicals who came to rest in one position decades ago. If this is so, the latter should follow their lead, not the other way around.

    And obviously, resisting ideology means reconsidering habitual strategies and tactics, constantly challenging ourselves and our conceptions, not being too enchanted with the sound of our own voices.

    And Instead of Ideology?

    Of course, a complete disavowal of ideology is untenable—the very idea presupposes some sort of “system of ideas and ideals.” Ideology is not something we can escape or banish; at best, we can maintain a healthy suspicion of our own.

    Pretensions of being completely against or outside ideology can be dangerous, first because they create the illusion that one has no need for such suspicion. Insisting that everyone else is a deluded ideologue is a good indication that you are one yourself, whether you’re a hard-line Marxist or a self-proclaimed apolitical nihilist.

    Those who profess to reject ideology entirely often end up glorifying certain activities in place of political commitments—for example, vandalism and violence against authority figures. But divorced from any political program, there is no guarantee that these will have liberating consequences; only those who grew up far from Kosovo and Palestine could conflate all such activity with resistance to hierarchy. Most of those who affect this posture are invested in some kind of political values, whether or not they admit it.

    Grandiose rhetoric about the unknown (or “destroying the world”) notwithstanding, we can only ground resistance to the existent in what we know. If the unknown alone (or pure destruction) were our only objective, how would we know where to start? It is better to admit to the ideas and ideals that shape our decisions.

    Ideologies—or should we say, ideas, ideals, values, meanings—are socially produced. From the moment of our birth, they construct us and we construct and reconstruct them. This is the inescapable fabric of our existence as social beings. Anarchism proposes that we could participate in this process intentionally, collectively producing value and meaning and thus ourselves. The essence of self-determination is not simply the ability to make choices for oneself, but to make oneself in the process. Winning this power is a much greater undertaking than any single battle that could be fought in the street.

    Capitalism appears to perpetuate itself without ideology: it gives the impression that it does not need people to believe in it so long as they have to participate in it to survive. Yet let us not forget that millions of people in the so-called New World and elsewhere chose to fight and die rather than survive on its terms, regardless of the conveniences Western Civilization offered. The “material needs” that drive this system are still socially produced: one has to have internalized a certain amount of materialism in the capitalist sense to buy into materialism in the Marxist sense.

    So perhaps we can frame our project in terms of values rather than ideology. We are not trying to propagate a particular system of ideas so much as to foster anti-authoritarian desires. By starting from what we want rather than what we believe, we can avoid the pitfalls of dogmatism and find common cause with others that transcends theory.

    “I protest against the charge of dogmatism, because, though I am unflinching and definite as to what I want,
    I am always doubtful about what I know.”
    –Errico Malatesta

    http://www.crimethinc.com/texts/recentfeatures/ideology.php

    • @ lightyear2000

      Der anarchistische Theoretiker Murray Bookchin prägte in seinem polemischen Essay „Social Anarchism or Lifestyle Anarchism: An Unbridgeable Chasm“ den Begriff „Lifestyle-Anarchismus“ für solche vorgebliche Formen des Anarchismus, die sich zwar gerne als anarchistisch bezeichnen, aber den traditionellen Anarchismus in Theorie und Praxis ablehnen.

      In deinem geposteten Text werben CrimethInc., die ja in einer früheren Veröffentlichung bereits dazu aufforderten „den Spanischen Bürgerkrieg und all die alten Männer mit ihren langen Bärten und ermüdenden Theorietraktaten“ zu vergessen nun also mal wieder für anarchistische Theorielosigkeit:

      „So perhaps we can frame our project in terms of values rather than ideology. We are not trying to propagate a particular system of ideas so much as to foster anti-authoritarian desires. By starting from what we want rather than what we believe, we can avoid the pitfalls of dogmatism and find common cause with others that transcends theory.“

      Und dabei zitieren sie auch noch ausgerechnet Errico Malatesta, der nun wirklich nichts mit ihnen zu tun hat.

      Interessanterweise heißt es aber neuerdings:

      „We certainly can’t expect others to leave their comfort zones if we will not leave ours.“

      Schön, dass auch CrimethInc. das inzwischen kapiert haben, nachdem sie für ihren elitären subkulturellen Habitus von Seiten traditioneller Anarchisten scharf kritisiert wurden:

      http://www.anarkismo.net/article/6111?condense_comments=true

      Fragt sich nur, ob sie es auch umsetzen oder weiterhin in ihrer Szene-Subkultur verharren.

      Eine kritische Rezension eines ihrer Bücher in der Graswurzelrevolution findet sich hier:

      http://www.graswurzel.net/312/diy.shtml

      Eine weitere kritische Analyse zu CrimethInc. aus der Graswurzelrevolution findet sich hier:

      http://www.graswurzel.net/376/a.shtml

      Es ist natürlich zutreffend, dass Anarchisten an den Interessen und konkreten Problemlagen der Menschen ansetzen und keine ideologische Indoktrination betreiben.

      Aus diesem Grund sind „geschlechtssensible“ Sprache, Privilegienreflektionen und ähnlicher bürgerlicher PC-Quatsch auch schädlich für anarchistische Praxis, weil sie die Menschen vergraulen und ihnen signalisieren, dass ihre realen Probleme nicht ernst genommen werden. (Die Männer und Frauen der Arbeiterklasse haben keinen Bock zu gendern und Männer sind auch keine privilegierte Klasse.)

      An den konkreten Interessen und Problemlagen der Menschen anzusetzen und diese zur Selbstorganisation zu ermutigen, bedeutet für traditionelle Anarchisten aber nicht den Verzicht auf die eigene Theorie und Geschichte, wie CrimethInc. das gerne hätten.

      Theorie bleibt wichtig, einerseits weil ohne sie nur schwer kulturelle Hegemonie errreicht werden kann, des Weiteren weil es immer Personen geben wird, die ein Bedürfnis haben anarchismusrelevante Themen auch in theoretischer Hinsicht zu verstehen, außerdem weil ein Bewusstsein über die eigene Theorie Schutz vor Unterwanderungsversuchen bietet sowie eine wichtige Argumentationshilfe darstellen kann und weil Theorie die gesellschaftlichen Bedingungen für konstruktive emanzipatorische Praxis ausloten muss und die eigene Praxis reflektieren muss.

      • Kritik und Reflexion ist wichtig. Nur weil die grasswurzeln crimethinc kritisiert, ist das was crimethinc schreibt und tut nicht alles hinfällig. Gemeinsames reflektieren, gemeinsames wachsen. Danke für deine Aufmerksamkeit.

  14. Sargon hat ein Gespräch mit Prof. Sad Gaad von der Concordia University in Montreal.

    Gaad hält den Lehrstuhl für Evolutionäres Verhalten und Darwinschen Konsum der John Molson School of Business.

    Das Gespräch ist über die ganze Länge sehr interessant. Themen sind u.a. Sozialkonstruktivismus, Feminismus, Social Justice Ideologen, Blender & Fanatiker, Islam, …

    Ein Wort von ihm ist z.B. „Victimology Poker“.

  15. Ich bin gespannt, wie der Review von YourMovieSucks ausfallen wird.

    Mad Max fun fand fun fun er ja fun fun fun im fun Wesentlichen fun fun fun fun kurzfunweilig und nicht genderkritisch oder sonstigen Quatsch.

    • „Okay so yeh lets really see how diverse these times are today. Hmm lets think, what if they rebooted classic action movies with female stars, what if they made a new Rambo movie starring a woman, or even Robocop being played by a woman.
      What if they remade Basic Instinct today and the cop character (played by Micheal Douglas) is now a woman, so the roles are reversed, a female cop/detective, investigating a phsycopathic writer/novelist who is „male“. Oh and to top it off, that infamous scene where Sharon Stone was being interviewed by all the cops and she crossed her legs infront of them, yeh that scene is played out now, with the roles reversed.

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