Ich bin der Meinung, alle sollten erst einmal einen Schritt zurücktreten, tief Luft holen und einen Gang zurückschalten.
Diese pauschalisierende Hasstiraden gegen die Gender-Studies spielen nur den Vertreterinnen dieser Zunft in die Hand, die von den Kommentatoren hier benannt werden.
Kritik an den Gender-Studies ist notwendig, ansonsten droht die Gefahr, dass sich deren Vertreter völlig isolieren, aber sie muss sachlich geführt werden. Vor allem aber muss getrennt werden zwischen den Lautsprechern des Feminismus wie Alice Schwarzer und dieser Aufschrei-Frau, deren Name mir entfallen ist, und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen.
Denn auf einer sachlichen Ebene kann man diesen immer noch am besten begegnen. So steht doch so einiges aus dieser Fachrichtung auf einer wirklich dünnen wissenschaftlichen Basis.
Im Grunde kann ich den Zorn auch ein bisschen verstehen. Sich ständig von irgendwelchen „Netzfeministinnen“ als rückwärtsgewand, sexistisch und frauenunterdrückend bezeichnen zu lassen, trägt nicht zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Gender-Studies bei.
Und als Mann, der gleiche Rechte und Chancen für Frauen als Selbstverständlichkeit betrachtet, geht mir persönlich das ziemlich auf die Nerven.
Einen Aufruf zur sachlichen Kritik finde ich auch immer gut, ich bin auch dafür, dass dünne Fundament aufzuzeigen.
Oder auch dieser hier:
Gender und Feminismus haben zum Teil an ihrem schlechten Ruf mitgearbeitet. Geisteswissenschaften leben von Pluralismus und Diskurs innerhalb einer Wissenschaft.
Dieses geschah imho nicht. Radikale Meinungen wurden geduldet, oder die gemäßigten Vertreter haben sich nicht klar genug abgegrenzt oder Paroli geboten. In der Außenwirkung ist weder Gender noch Feminismus objektiv, und das gepaart mit einem postulierendem statt deskriptiven Selbstverständnis…das kann nicht gutgehen.
Auch ist die simple Reduktion von Problemen auf Mann vs./und Frau als monokausaler Lösungsansatz nicht gerade hilfreich. Stereotypen baut man nicht ab, indem man selbst pausenlos welche aufbaut.
An sich müsste innerhalb des Feminismus und der Genderwissenschaft ein kritischer Selbstreinigungsprozess stattfinden. Vielleicht kann dann irgendwann wieder der Ruf hergestellt werden objektiv zu sein.
Die Idee soziale Interaktion, das Entstehen von Rollen und Erwartungshaltungen unter dem Standpunt nurture and nature zwischen Menschen zu untersuchen, ist nötig.
Nur vielleicht ist die Soziologie und Psychologie dafür besser geeignet, als der Feminismus und die Genderwissenschaft, zumindest in der jetzigen Form. Und ich bezweifle, dass das in naher Zukunft besser wird.
Das fasst kurz zusammen, was man besser machen könnte. Ein kritischer Reinigungsprozess, in dem man sich tatsächlich bemüht, Forschung und nicht Politik zu betreiben, würde das Fach in der Tat durchaus interessant machen
Und dieses hier:
Schade. Bis vor wenigen Jahren hab ich dafür plädiert, dieser jungen Wissenschaft erstmal etwas Zeit zu geben, um sich zu etablieren zu können — oder eben zu verschwinden. Dass diverse Fachdisziplinen erst eine Weile brauchen, ist nun kein neues Phänomen und kennt man gerade im technischen Bereich. Bindestrich und großes I trägt der Dr.-Ing. nicht grundlos und das war keine Wahl der Ingenieure. Aber scheinbar kriegen die Genderwissenschaftler es nicht auf die Reihe, was wohl vor allem zwei Probleme sind:
a) sie stellen anfangs eine Konklusion auf und versuchen sich dann die Prämissen zurechtzubiegen. Da wissen sie im Vorfeld, dass sie mit Eingriffen in die Sprache andere bevormunden müssen, und überlegen sich erst anschließend, wie sie es begründen können.
b) sie ignorieren das gesamte Fundament wissenschaftlicher Vorgehensweisen. „Ich geh auf den Biologen und seine Argumente nicht ein, weil ich das Vorurteile pflege, dass Naturwissenschaftler gegen alles Geisteswissenschaftliche Vorurteile haben“ ist eben unwürdig und hat mit Wissenschaftlichkeit und ihrem Anspruch rein gar nichts zu tun. Wenn man Urteile und Aussagen für falsch hält, dann widerlegt man sie nach wissenschaftlichen Kriterien. Das kann ja falsch sein. Davon lebt die Wissenschaft! Aber die Genderforscher meißeln etwas in Stein und torpedieren Kritik mit Polemik statt Fakten. Das unterscheidet sie von anderen Geistes- und Sozialwissenschaftlern, ob Soziologie, Philosophie, Germanistik, Geschichte oder BWL.
Leider gehen die Gender Studies in der Tat so vor: Das Ergebnis steht fest, alles andere kann man ausblenden.
Die Frage nach dem „Standardwerk“ der Genderforschung finde ich gut.Für Ingenieure ist ein Mathe-Standardwerk der Bronstein-Semendjajew, für Psychologen ist es der Zimbardo, für Informatiker bzgl. Algorithmik der Knuth, für Mediziner der Pschyrembel etc….
Wenn die Gender Studies wirklich wissenschaftlich sind – wo bleiben dann ihre „Standardwerke“, in denen die Grundlagen erklärt, erläutert und (Gott bewahre) bewiesen werden? Ein Buch, bei dessen Aussagen man einhaken, diskutieren, verifizieren oder falsifizieren kann? Ein Werk, das auf überprüfbare Studien und Sachverhalte referenziert?
Egal wo ich hinlese, ich finde immer nur extrem wenig Verweise hier, oft nur auf Judith Butler. Und so interessant deren Buch ist – es ist alles andere als eine historische oder gar wissenschaftliche Analyse des Status Quo.
Ein Wissenschaft, die mir noch nicht einmal ein Standardwerk zum Einlesen bieten kann? Ist für mich keine.
Aber hier sehe ich auch eine Chance für die Anhänger der Gender Studies: nennen Sie doch bitte ein solches Standardwerk, hinter dessen Aussagen Sie dann aber auch zu 100% stehen – vielleicht gibt es ja eines, nur wissen wir gender-unbewegten noch nicht davon. Es würde der Glaubwürdigkeit Ihres Fachgebietes jedenfalls enorm weiterhelfen.
Ein wissenschaftliches Grundlagenwerk, welches den Namen auch verdient, wäre in der Tat interessant. In dem man insbesondere auch bei den Grundlagen zur sozialen Konstruktion anführt, auf welche Studien man sich stützt. Man darf jedoch nicht damit rechnen: Ideologie verträgt sich damit eben nicht.
vgl. auch:
Bei Artikeln zum Feminismus ist es recht amüsant die Kommentare darunter zu lesen, die meist recht kritisch sind. Diesen hier unter einem Artikel zu den Gender Studies fand ich recht interessant:
Das mit dem „Zwangseinschreiben“ würde ich noch interessant finden. Ich nehme mal an, damit ist gemeint, dass ihnen mitgeteilt wurde, dass sie sich da einschreiben können, bis sie einen Platz bekommen, weil da was frei war und sie man so vielleicht auch die Zahlen etwas hoch halten möchte. Wäre aber interessant, wenn da einer was zu hätte.
Diesen hier fand ich dazu auch interessant:
In der Tat ist der „Befreiungsansatz“ etwas, was so ohne weiteres in einem Unistudiengang nichts zu suchen hat, weil es eine Wertung ist. Theoretisch sollten – wenn es ein nicht ideologischer Studiengang wäre – bestimmte Theorien zu Geschlechtern besprochen werden, auch Meinungen dazu dargestellt werden, aber das Ergebnis offen sein. Gerade bei einem Thema wie Geschlechterrollen und gerade bei einem Studiengang, der sich rühmt, dass es keine objektiven Wahrheiten gibt.
Ebenso wie diese hier: