Geht man davon aus, dass Verhalten über das Gehirn ebenfalls erheblich durch evolutionäre Selektion geprägt wird, dann stellt sich auch die Frage, welchen Regeln menschliche Interaktionen in dieser unterliegen könnten.
Der Selektionsdruck müsste insoweit nach der Frage „welche folgen hat eine mögliche Art und weise der Interaktion auf meinen potentiellen Fortpflanzungserfolg? (oder den meiner Gene im Wege der Verwandtenselektion“ ausgerichtet sein.
Ein Verhalten, welches im Schnitt den Fortpflanzungserfolg behindert hat eine Selektion gegen sich, ein Verhalten, welches zu einer Verbesserung der Fortpflanzungswahrscheinlichkeit oder Qualität führt, würde eine Selektion für sich haben.
Dabei ist „Fortpflanzung“ nicht einfach nur zu verstehen als Penis in Vagina, sondern viel allgemeiner, es geht um alle Faktoren, die eine Fortpflanzung über mehrere Generationen begünstigt, was bei Überleben anfängt, aber auch die Anhäufung von Ressourcen, das Schließen von Bündnissen und die Wertung von anderen über das Verhalten. Es wäre also eine klassische Situation, bei der evolutionäre Spieltheorie greifen könnte:
Welche Informationen entnehmen Leute meinem Verhalten, was Signalisiere ich, wenn ich mich auf eine bestimmte Weise verhalte und wie beeinflusst dies das Verhalten der anderen und wie sollte ich darauf reagieren?
Ich Brainstorme mal etwas dazu: Es kämen beispielsweise folgende Regeln in Betracht
- Personen des anderen Geschlechts mit hohen eigenen Fortpflanzungswert möglichst gut behandeln.
- Personen, deren Wertung hohen Einfluss darauf haben kann wie andere mich sehen besonders gut behandeln.
- In Situationen in denen andere mich besonders wahrnehmen und mich werten vorsichtig sein, wenn es auf ihre Wertung ankommt und die Gefahr der Missbilligung besteht oder man einen geringen wert darstellen könnte
- Negative Wertungen anderer vermeiden
- Signale von Anderen über deren Wert aufnehmen und berücksichtigen und im eigenen Verhalten berücksichtigen
- Bedenken, das das eigene Verhalten gegenüber andere Rückschlüsse über den eigenen Wert zulässt, wer Leute mit geringen Staus mit hohen Status behandelt der wird sich selbst wohl einen niedrigen Status zuweisen.
Zu berücksichtigen wären wohl auch Geschlechtsunterschiede. Für Männer kann es sich allgemein lohnen, Frauen gut zu behandeln und ihnen Vorrechte einzuräumen: Um so mehr Frauen in der Nähe sind, um so höher die Fortpflanzungsmöglichkeiten. Gleichzeitig kann ein zu starkes Einschmeicheln eher einen geringen Wert verdeutlichen.
Eine Frau diese Vorzugsbehandlung nicht zukommen zu lassen kann dann ein Zeichen sein, dass man selbst genug Frauen um sich herum hat, also anscheinend begehrt ist.
In der Pickup-Reihe wurde mal das Beispiel verwendet, dass man sich vorstellen solle, wie eine Person mit besonders hohen Status, der als sexy angesehen wird, reagieren würde. Wie also zB Brad Pitt sich in der entsprechenden Situation verhalten würde. Für ihn wäre es etwas vollkommen anderes, wenn eine schöne Frau ihn anlächelt, weil er es gewohnt ist und er dem Vorfall insoweit keine besondere Wertigkeit zuweist (oder zumindest eine andere als ein normaler Mann). Sein Verhalten ist insoweit ein Hinweis darauf, wie sich sonst Frauen ihm gegenüber verhalten.
Oder man solle sich in bestimmten Situationen vorstellen, wie unterschiedlich man reagieren würde, wenn einem sein Chef eine bestimmte Frage stellt oder eine gänzlich unwichtige Person. In der einen Situation wäre man vielleicht angespannt, weil von der Meinung des Chefs einiges abhängen kann, in der anderen vollkommen entspannt.
Diese unterbewußten Wertungen über Wichtigkeit der anderen Person und den sich daraus ergebenden richtigen Verhalten unsererseits aber auch den Wertungen anderer stellt nach dieser Betrachtung unser Gehirn in jeder sozialen Situation an.
Droht eine Gefahr für unsere Reputation, unseren Status und unser Ansehen, dann werden wir eben nervös. Beispielsweise, wenn besonders viele Personen oder besonders wichtige Personen einen bewerten werden.
Gleichzeitig entwickeln wir eine gewisse Abneigung gegen Personen, die einen (zu) niedrigen Status oder einen zu geringen Wert haben und uns „runterziehen“.