Ein schönes Beispiel, wie eine feministische Perspektive einen recht harmlosen Flirt kaputt machen kann. Die Bloggerin berichtet:
Eben war ich mit einer Freundin ‘ne Limo und ‘n Bier am Späti trinken. Ich war von ihrem Selbstbewusstsein ein bisschen beeindruckt. Es hat mich gepusht, ohne, dass ich es gemerkt habe. Als die Limo alle und der letzte Schluck vom Bier warm war, sind wir Richtung nach Hause. Am Pavillon wollte sich die Freundin noch Nudeln holen, einmal gebratene Nudeln bitte, danke, fertig, tschüss. Nein, nicht ganz. Sie bestellt, der Verkäufer fängt an zu scherzen. Bis er zu mir sagt “Wer so sexy ist, darf alles.” Er grinst triumphierend.
Der Verkäufer scherzt etwas mit zwei Frauen und macht dann ein recht harmloses Kompliment. Die Bloggerin reagiert ohne erkennbaren Anlass gereizt:
“Aha”, antworte ich trocken, “dann würde ich jetzt gerne einmal bei dir in die Kasse greifen.” Und ich deute auf das Geld, das grade von der Freundin in die Hand des Typen wandert: “Und das hier soll auch nicht gezahlt werden.” Ich bin nicht schlagfertig. Normalerweise. Aber der Typ schiebt das Geld zurück zu meiner Freundin und geht mit verkniffener Mine in seine Koch-Area zurück. Wir bekommen das Essen und meine Freundin muss nichts zahlen.
Ich ärgere mich fast ein bisschen, dass ich nicht darauf bestanden habe, in die Kasse zu greifen. Hatte ich es so weit treiben können?
Gar keine übertriebene Reaktion! Mal sehen, worauf sie es zurückführt:
An diesem Abend war etwas anders. Ich habe mich stark gefühlt. Seitdem ich mich mit Feminismus beschäftige, verstehe ich, was mir geschieht. Warum es geschieht. Und dass es nicht in Ordnung ist. Nur weil ich in den Augen des Verkäufers sexy bin, heißt das nicht, dass ich alles darf. Mein Aussehen ist keine Einladung dazu. Ich möchte ernst genommen werden als vollständige Person. Ich möchte nicht auf mein Aussehen reduziert werden.
Und ich bin froh, dass ich diesmal nicht nur unsicher gekichert habe, sondern ihm klar gezeigt habe, was für ein Eigentor er sich da grade geschossen hat. Immerhin stand er zu seinem Wort.
Kurz denkt man ja, dass sie versteht, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist. Aber es ist sein harmloses Kompliment, welches übergriffig ist und welches sie dank der empowernden Kraft des Feminismus dazu berechtigt, es ihm mal richtig zu zeigen.
So wird man ernst genommen. Ein großer Schritt für die Frauen und den Feminismus!