Feministische Flügelkämpfe

Seitdem die Mädchenmannschaft queerfeministisch und poststrukturalistisch geworden ist und in dieser Ausrichtung immer radikaler wurde, werden die internen Flügelkämpfe deutlicher geführt.

Ein weiterer Beitrag kommt nunmehr von Opalkatze in „Frauen und Blogs: Die Rückkehr zur Normalität„:

Es war dieser neue, dogmatische Ton, der eine Zeitlang die gesamte Feminismusdebatte im Netz bestimmt und mich abgestoßen hat. Ich wollte mir nicht anhören, was ich erst mal alles lesen müsse, um überhaupt mitreden zu dürfen. Die akademische Diskussion ist wichtig, sollte aber an entsprechender Stelle stattfinden und nicht Frauen ausschließen, die sich mit dem ganz alltäglichen Wahnsinn der Geschlechterdebatte auseinandersetzen wollen. Eine neue, unabhängige Plattform dieser Art gibt es meines Wissens nicht, obwohl auf einzelnen Blogs weiterhin sachlich und allgemein verständlich diskutiert wird. Dabei wäre sie dringend notwendig. (…)

Ich habe absolut keine Lust, mich auf Debatten über Feminismus einzulassen, die sich nicht im Geringsten mit lebendigen, atmenden Frauen beschäftigen oder nur den Versuch machen, sie mitzunehmen. Für mich ist die Durchschnittsfrau eine, die Alltagsprobleme hat, und wenn die mit ihrem Frausein zusammenhängen, braucht sie Lösungen, und keine 50 Bücher oder ein Soziologiediplom. Sie braucht Rückendeckung, Selbstbewusstsein und ganz normalen Hausverstand. Man kann tatsächlich nützliche Strategien entwickeln, ohne jemals von Gender Studies gehört zu haben.

Das scheint mir ein Wunsch nach der Rückkehr zum untheoretischen Feminismus zu sein, was sich indirekt wieder in der Art der Kritik niederschlägt: Es sind eher Sticheleien und eine gewisse Entäuschtheit, aber keine wirkliche inhaltliche Kritik an der dortigen Theorie: Die Gründe, aus denen heraus diese Theorien so schädlich und zur Spaltung einladend sind werden innerhalb dieser Kritiken nicht aufgegriffen.

Aus der Ecke der Mädchenmannschaft kam von dem Blog Shehadistan eine Antwort:

“Man kann tatsächlich nützliche Strategien entwickeln, ohne jemals von Gender Studies gehört zu haben.” Nah, selbstverständlich! Und wir, sowie auch viele unserer Kolleg_innen, die zwischen Hassnachrichten und ungefragten Besserwisserei-Lektionen jeden Tag so ziemlich alles auf`s Butterbrot geschmiert kriegen, die zudem nicht alle Gender Studies studieren oder studiert haben, können auch mal beschließen, dass wir uns das mit der Höflichkeit™ einfach mal in die Haare schmieren. Weil auch wir tatsächlich nützliche Strategien haben mit all dem umzugehen, ohne beide Wangen gleich zwanzigtausendmal zum draufklatschen hinzuhalten, immer und immer und immer wieder.

Man betont also, dass man es einfach nur satt hat die andere Wange hinzuhalten und deswegen auf diese Weise agiert. Die unterschiedlichen Vorstellungen werden auch hier nicht angesprochen.

Aus meiner Sicht wäre es eher hilfreich, wenn man sich mal trauen würde, die tatsächlich bestehenden theoretischen Differenzen und die Gründe, aus denen man die anderen Theorien ablehnt konkret zu benennen. Aber das wäre wohl zuviel Streitkultur für eine solche auf Konsens ausgerichtete Bewegung.