Selbermach Samstag IX

Welche Themen interessieren euch, welche Studien fandet ihr besonders interessant in der Woche, welche Neuigkeiten gibt es, die interessant für eine Diskussion wären und was beschäftigt euch gerade?

Welche interessanten Artikel gibt es auf euren Blogs oder auf den Blogs anderer? Welches Thema sollte noch im Blog diskutiert werden?

„Verbrechen entstehen, wenn Menschen sich mit Autoritäten identifizieren, die bösartige Handlungen als tugendhaft darstellen“

Im Spiegel ist ein interessanter Artikel, der auf neue Ideen zu der Pilgram-Studie und dem Stanford Prison Experiment hinweist.

In beiden Experimenten geht es darum, wie Leute zu schrecklichen Taten, etwa dem Quälen von Versuchsteilnehmern durch Elektroschocks oder die Behandlung von Gefangen als Wärter.

Die Forscher meinen, dass es insbesondere darauf ankommt, dass die bösartigen Handlungen als tugendhaft dargestellt werden:

Tyrannei ist nicht die Folge von blindem Gehorsam. „Vielmehr entstehen solche Verbrechen, wenn Menschen sich mit Autoritäten identifizieren, die bösartige Handlungen als tugendhaft darstellen“, sagt der Psychologe Alexander Haslam von der australischen University of Queensland. Die Täter sind nach ihrer Interpretation aktive statt nur passive Ausführer eines Befehls. (…)

Ausschlaggebend für die Brutalität in dem berühmt gewordenen ersten Versuch sei die Art der Anweisung des Studienleiters gewesen. Sagte er „Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen“, taten die Teilnehmer dies auch. Sie hätten damit eine Begründung bekommen, warum ihre Tat wissenschaftlich wichtig ist – und damit gut.

Gab der Studienleiter dagegen einfache, direkte Befehle – beispielsweise „Sie haben keine andere Wahl, sie müssen fortfahren“ -, lehnten viele Teilnehmer dies ab.

Die Menschen hätten die Elektroschocks gegeben, weil sie daran glaubten, etwas Bedeutsames, etwas Gutes zu tun – nicht weil sie blind gehorchten, urteilen Haslam und Reicher.

„Die Menschen handeln nicht blind, sondern wissend, nicht passiv, sondern aktiv. Sie handeln aus einer Überzeugung heraus, nicht weil es natürlich ist. Sie begehen die Tat, weil sie sich dafür entscheiden, nicht weil sie gezwungen wurden“, sagt das Forscherteam.

In einer eigenen Gefängnisstudie angelehnt an das Stanford-Experiment konnten sie ihre Sichtweise bereits wissenschaftlich bekräftigen. Auch sie teilten männliche Probanden in Wärter und Insassen ein, machten aber keinerlei Vorgaben. Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer passten sich nicht automatisch ihren Rollen an. Sie handelten nur im Gruppenverband, wenn sie sich mit der Gruppe identifizieren konnten. Die Gefangenen konnten sich sogar aus einem Gemeinschaftsgefühl heraus gegen die Wärter auflehnen und gleichberechtigtere Verhältnisse erwirken.

Das ist sicherlich interessant, weil es deutlich macht, wie man Menschen zu extremen Taten bringt. Man muss sie dazu bringen, dass sie selbst davon ausgehen, dass sie etwas wichtiges tun. Das kann man insbesondere dann tun, wenn sie einem eine gewisse Autorität zusprechen. Wohl auch ein Grund, warum Diktatoren einen Führerkult ausbauen und eine Ideologie vorgeben, die in der Überhöhung der eigenen Person und der Überlegenheit des eigenen Volkes liegt. So kann man Menschen dazu bringen die Grausamkeiten im Lichte dieser Ideologie zu rechtfertigen.