Vom Verrat an das Patriarchat und dem Abfischen von Heteraprivilegien durch Sex mit Männern

Auf dem Blog Queerdenke_n schreibt die dortige Autorin in einem Artikel, dass sie zwar einfach auf Menschen steht, unabhängig von deren Geschlecht, aber das Label „Lesbe“ ihr als Identität wichtig ist. Dazu dann das Folgende:

Lesbe bedeutet für mich eine Menge, aber nicht: exklusiv auf Frauen stehend. Und weil es für mich eine Menge bedeutet, benutze ich es gerne. Schließlich fühlt es sich an wie ein wichtiger Teil meiner Identität, dass ich Frauen* liebe. Aber in letzter Zeit habe ich bemerkt, dass sich seltsame Gedanken eingeschlichen haben: Die Angst, dass jemand entdeckt, dass ich auch auf Männer* stehe und mich deswegen eigentlich gar nicht lesbisch nennen darf. Eine Art schlechtes Gewissen. Als könnte mir die Queerness oder Gayness plötzlich abhanden kommen, wenn ich mit einem Typen zusammen wäre und ich mich irgendwie an den Mainstream und das Patriarchat verraten hätte. Ich würde aufwachen und feststellen, dass ich nun alle erdenklichen Hetera-Privilegien abfischen kann und von „echten“ gay Leuten nur noch eine Freundin und Verbündete sein kann. Damit würde allerdings ein wichtiger Teil von mir ausgeblendet werden, nämlich die Gesamtheit dessen, was es für mich bedeutet, nicht straight zu sein.

Es zeigt aus meiner Sicht ziemlich genau auf, was diese Ideologie so interessant macht. Es wird ein Feinbild geschaffen und über klassisches Outgrupping hier von Heterosexualität und Männern eine Ingroup geschaffen, der man sich unter Abgrenzung zur Outgroup und Anerkennung des Feindbilds  zugehörig zeigen kann.

Es zeigt zudem auch, wie wenig diejenigen tatsächlich bereit sind, eigene Privilegien zu hinterfragen, sondern sich lieber in eine falsche Rolle flüchten.

Was eben auch daran liegt, dass das Abstreiten von Privilegien letztendlich in dieser Ideologie die vorteilhafteste Position ist. Wer keine Privilegien hat, der muss sich nicht rechtfertigen. Er kann Teil der Gruppe sein. Er muss sich nicht mit dem Ally-Status abfinden, sondern ist tatsächlich dabei.

Keine Privilegien haben kann damit ein Privileg sein.