Wie man sich als profeministischer Mann im Genderfeminismus verbiegen muss

Ein weiterer Bericht vom Gendercamp kommt von Simon Kowalewski und ich finde er zeigt noch einmal schön auf, dass man in diesem Teil des Feminismus als Mann nicht gut aufgehoben ist, wenn man nicht Spass daran hat, der Sündenbock für alles zu sein, keinerlei Mitspracherechte zu haben und auf dem Boden zu kriechen:

Die profeministische Reflexion seiner Sünden äh  Privilegien macht den Anfang:

Zunächst muss ich darauf anerkennen, dass ich ein absolut privilegiertes Leben führe. Ich bin ein weißer heterosexueller Cis-Mann aus einem guten Elternhaus, habe mein Abitur als einer der Jahrgangsbesten abgeschlossen und mit 21 ein Diplom als Ingenieur erworben. Ich lebe in einem reichen westlichen Land, in dem ich auch geboren wurde und aufgewachsen bin und dessen Mehrheitssprache ich fließend spreche. Mir wurde auch der Luxus zuteil, weitere Sprachen lernen zu können. Mir stehen also in unserer Gesellschaft alle Türen offen. Ich habe die Freiheit, nicht Teil einer bestimmten Religion oder Weltanschauung zu sein, und brauche mich dafür nicht zu rechtfertigen. Ich habe keine feste Beziehung und keine Kinder, kann also über meine Zeit beliebig selbst verfügen, und meine Entschädigung als Mitglied des Abgeordnetenhauses macht mich finanziell unabhängig. Ich war nie Opfer sexualisierter Gewalt und konnte mich bislang immer, wenn ich wegen meiner Ansichten und Überzeugungen angegriffen wurde, sehr gut selbst verteidigen.

Bravo sage ich. Das klingt doch alles gut. Kein Grund sich zu entschuldigen, kein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Du hast deine Fähigkeiten und du hast für deinen Erfolg gearbeitet.

Er scheint auch ansonsten aus seiner Sicht der „guten Sache“ gedient zu haben:

Eigentlich dachte ich trotzdem, als ich zum #gendercamp fuhr, dass ich ein ziemlich guter Feminist bin. Ich habe das ja auch mal irgendwann irgendwo behauptet, und in der Folge haben eigentlich alle Presseerzeugnisse, die über die #15piraten berichteten, bei mir statt einer Berufsbezeichnung nur “Feminist” geschrieben. Immerhin, ich lese Antje Schrupp und die Mädchenmannschaft, schaue jede neue Folge der Feminist Frequency (die man hier übrigens unterstützen kann) und höre den nrrrdz-Podcast und habe seit meinem Eintritt in die Piratenpartei 2009 eine Menge genderpolitischer Diskurse innerhalb der Partei und nach außen mit bearbeitet, bin lose mit dem #kegelklub assoziiert, habe den Gender-Squad mitgegründet und als unsere Fraktion im Abgeordnetenhaus Sprecher benannt hat, wurde mir die des frauenpolitischen völlig ohne Widerworte zugestanden. Ich habe allerdings keine Sozialwissenschaft studiert und in sofern bin ich eher Dilettant, was feministische Theorie angeht. Ich dachte, ich könnte auf dem Gendercamp etwas mehr darüber lernen.

Anderer Organsiationen würden jemanden, der so hart an ihrer Sache arbeitet. Was er auch im folgenden selbst als Erfahrung darstellt, die er in anderen Gruppen gemacht hat.

In diesen Teilen des radikalen Feminismus aber ist er der mit Erbsünde ausgestattete Feind:

Dieser Zusammenhang wurde mir auf dem #gendercamp schmerzlich bewusst, beispielsweise als im Plenum die Kinderbetreuung eingeteilt wurde. Ich wollte helfen, habe mir aber aus mangelnder Erfahrung mir nicht zugetraut, eine Schicht verantwortlich zu übernehmen. Also fragte ich die zwei (Frauen), die sich für eine Schicht haben einteilen lassen, ob ich bei ihnen ein “Praktikum” machen könne. Ich dachte, dass ich damit im Rahmen meiner (selbst empfundenen) Möglichkeit mein Möglichstes täte. Per Twitter wurde mir dann aber mitgeteilt, dass ich statt dessen auch einfach aufstehen und herausgehen hätte können, schließlich würde ich so auch wieder nur unterstreichen, dass die Reproduktionsarbeit in erster Linie Frauensache sei und ich mich als Mann nicht verantwortlich daran beteiligen wolle, evtl. denen, die sie übernommen haben, noch zur Last fallen würde.

Da verhält er sich schon so undominant wie möglich und fällt trotzdem hin. Eine typische Zwickmühle:

Handelt er selbst, dann ist er ein Patriarch. Handelt er nicht selbst, dann ist er auch einer, weil die anderen die Arbeit machen.

Gewinnen kann man dabei nicht. Es gilt nach wie vor, dass man doch bitte nicht stören soll, sondern einfach die Schuld für alles übernehmen soll.

Aus meiner Sicht keine attraktive Perspektive. Dabei kann man meiner Meinung nach auch konstruktiv und selbstbestimmt an einer Gleichberechtigung der Geschlechter arbeiten. Eine Gleichberechtigungsbewegung, die nicht auch die andere Seite zu Wort kommen lässt, sollte man – sei sie maskulistisch oder feministisch – ablehnen und sich eine andere Gruppe suchen, die bereit ist tatsächlich zwischen den Geschlechtern und ihren Interessen zu vermitteln, dort eine für beide Seiten gerechte Lösung zu finden und diese umzusetzen.

Mir würde als Mann diese Spielart des gynozentrischen Feminismus auf die Nerven gehen, weil ich mich nicht selbst abwerten will, nur weil ich einen Penis habe.

Das aber ist mit der Privilegientheorie nicht möglich. Mit ihr muss es einem Spass machen, sich unter Anrufung der Schlechtigkeit der Männer an sich die Büßerrute über den Rücken zu ziehen.

Aber auch hier bleibt wohl des Menschen Wille sein Himmelreich.