Karriere und externe Kinderbetreuung vs. Mutter sein

Ich habe es ja schon wiederholt gesagt: Das Baby ist kein Feminist

Es verwundert daher nicht, dass viele feministische Positionen sich gerade mit Mutter sein und Kinderbetreuung beschäftigen. Wesentliche Positionen dürften sein:

  • Möglichst viel Fremdbetreuung: Nur wenn Frauen möglichst davon abgebracht werden für die Kinderbetreuung beruflich kürzer zu treten, werden auch genug Frauen so handeln und nicht aussetzen. Solange Frauen noch wegen der Kinderbetreuung aussetzen oder dies von ihnen erwartet wird werden Frauen allgemein Nachteile im Beruf haben und damit weniger Karriere machen. Demnach muss Mutterschaft zurückgeschraubt werden
  • Ob eine Frau für die Kinderbetreuung aussetzt ist alleine ihre Sache und geht andere Frauen nichts an. Wenn eine Frau ihre Lebensziele darin sieht, dass sie Kinder betreut, dann ist dies anzuerkennen und sie deswegen nicht herunterzuziehen. Die einzelne Frau ist nicht dafür verantwortlich zu machen, dass dann weniger Frauen Karriere machen.

Beide Seiten werfen sich dabei gerne mal die jeweilige Position an den Kopf. ZB gerade in einem Artikel in der FAZ

Während die deutschen Frauenverwertungsfeministinnen über Muttertum und Beruf streiten, proben ihre französischen Kolleginnen sich schon lange in der dreifachen Blutgrätsche aus Muttertum, Beruf und Frausein. Für die graue Eminenz unter den französischen Feministinnen, die Philosophin Elisabeth Badinter, ist Mutterschaft folgerichtig das Ende der Selbstbestimmung der Frau: „So klingt das Totengeläut für die Freuden, die Freiheit und die Sorglosigkeit, die zum Status der kinderlosen Frau gehören. Wie die Nonne, die den Schleier nimmt, gehört die künftige Mutter nicht mehr sich selbst. Gott und das Baby sind für sich mächtig genug, um ihrem weltlichen Leben ein Ende zu setzen.“ Badinter war es, die das Bild der Rabenmutter positiv erscheinen ließ, indem sie ein Gegenbeispiel erfand: die Pelikanmutter. Nach der christlichen Ikonographie nährt die Pelikanmutter ihre Jungen mit dem Blut aus ihrer Brust. Wenn der Feminismus vorgibt, dass es unfeministisch sei, sein Kind zu stillen – ist das nicht ebenso das Ende der Selbstbestimmung der Frau? Ist es etwa feministisch, sein Kind wegzugeben, um dem Mann oder dem Geliebten ein guter Sexpartner zu sein? Die Aufspaltung in Raben- und Pelikanmütter verrät vor allem eines: den Selbsthass der Frauen, die sich an alten und neuen Rollenmustern die Nase blutig stoßen. Traurigstes Ergebnis dieser Orientierungslosigkeit ist der Angriff auf das Lebensmodell der Mutter. Eine Selbstverstümmelung.(…)

Mein Bauch gehört mir“, proklamierten einst die Feministinnen. Ihre marktgängigen Nachfolgerinnen wollen sich vom Staat rundum die Fürsorge für ihre Kinder garantieren lassen. Dass sie damit gleichzeitig das Selbstbestimmungsrecht über diesen Bauch schwächen, wollen sie nicht verstehen. Dazu denken sie viel zu konform. Verbreitet ist unter ihnen auch die Annahme, alle Frauen seien Feministinnen, was die Frauenfrage natürlich wesentlich vereinfachen würde. Das haben ihre Vorgängerinnen anders gesehen und sich abgegrenzt. Für die jetzige Generation ist das Private nicht mehr politisch, es darf verstaatlicht werden. (…)

Ausgerechnet ihrer Minister-Erzfeindin ähneln die angeblich linken Verwertungsfeministinnen aber mehr, als sie wahrhaben wollen: brennender Aufstiegswille innerhalb großer Institutionen, verbunden mit einer im Grunde unpolitischen und angepassten Haltung. Dass sie „karrieregeil“ sei, hat auch eine Frau Schröder schon zugegeben. Mit ihren Vorgängerinnen haben die Gleichheitsfeministinnen dagegen weniger gemein, als ihnen lieb sein dürfte. Ihr Konformitätsdenken ist von der Angst regiert, ihnen könnte etwas vorenthalten werden, doch in ihrer Wahlfreiheit liefern sie sich den Institutionen aus, statt sie zu verändern. Die alte feministische Garde hat vom alternativen Kinderladen bis zur Vollzeitmutter wesentlich mehr Modelle zugelassen und sie selbst geformt.

Also hier auch gleichzeitig wieder ein Kampf zwischen Neufeminismus und Altfeminismus. Wobei ja schon Beauvoir die These vertreten hat, dass man Frauen daran hindern sollte die Kinderbetreuung zu übernehmen, damit sie Karriere macht. Im Genderfeminismus ist zuviel Muttersein zusätzlich allerdings noch eine Bestätigung der Geschlechterrollen, vielleicht irgendwie auch eine Stützung der Heteronormativität, jedenfalls irgendwie falsch.

Meiner Meinung nach wird es noch lange Zeit ein ungelöstes Problem bleiben. Denn es spricht vieles dafür, dass viele Frauen eher bereit sind die Kinderbetreuung zu übernehmen als Männer, aus biologischen Gründen wie dem stärkeren Ansprechen auf das Kindchenschema und der Notwendigkeit anfangs zu stillen etc. Das sie eher auf Karriere zu verzichten bereit sind als Männer, die damit auch einen höheren Statusverlust befürchten müssen als die Frauen.

Dann aber werden Arbeitnehmer dieses aussetzen auch entsprechend einplanen, eher die Männer befördern, die eher nicht aussetzen, weniger Frauen werden nach oben kommen. Es stellt sich also die Frage, wer zurückstecken muss um die jeweiligen Ziele zu erreichen.