Bücherempfehlungen zur Biologie der Geschlechter

Hier einmal ein paar Bücher, die gut in das Thema einführen

1. Das egoistische Gen

Das egoistische Gen von Richard Dawkins ist ein bereits recht altes Buch (1977), aber es stellt aus meiner Sicht die Theorie des egoistischen Gens und die „Genmathematik“, den Wert evolutionär stabiler Strategien etc nach wie vor aktuell dar. Es legt damit wichtige Grundlagen für das Verständnis der späteren Theorien, auch wenn es selbst nicht sehr intensiv auf das Thema „Biologie der Geschlechter“ eingeht, sondern auch in diesem Bereich nur Grundlagen darlegt.

2. The Red Queen

Das Thema dieses Buches ist, warum es überhaupt die Geschlechter gibt und welche Vorteile, aber auch welche Kosten dadurch entstehen. Es stellt zudem Konzepte wie costly signals, das Handicapprinzip etc dar und bespricht auch bereits einige grundlegende Geschlechterunterschiede. Es legt auch die Vorteile eines Genpools noch einmal dar, die ja gerade in der Red Queen Theorie sehr relevant sind. Gerade der Einstieg dazu, warum es zwei Geschlechter gibt und was damit an Kosten verbunden ist, ist hier aber sehr wichtig.

3. The Mating Mind

The Mating Mind behandelt Sexuelle Selektion. Wer diese im Bezug auf den Menschen verstehen will ist bei Geoffrey Miller richtig aufgehoben und wird hier ebenfalls noch einmal über verschiedenste Wirkungsweisen evolutionärer Selektion wie costly signaling und das Handicapprinzip aufgeklärt.

4. Brain Sex

Die Autoren Moir und Jessel stellen hier die „praktische Seite“ der Geschlechterunterschiede dar: Es wird die Wirkung der pränatalen und postnatalen Hormone intensiv behandelt und die diesbezügliche Forschung aufgezeigt. Das Buch ist ebenfalls bereits etwas äler, meiner Meinung nach aber nach wie vor auf dem Stand der Forschung und die beste mir bekannte Darstellung des Themas.

5. Male, Female

David Gearys Buch „Male, Female“ habe ich bereits intensiv besprochen. Seine Stärken sind der Vergleich mit anderen Tieren und die dabei deutlich werdende Schematik, in die dann der Mensch eingeordnet wird und die ausführliche Erklärung der intrasexuellen Konkurenz und ihrer Auswirkungen auf den Menschen.

6. The Origins of virtue

Matt Ridley behandelt hier die Entstehung des Soziallebens des Menschen, was insbesondere den Zusammenhang mit den egoistischen Genen und der Spieletheorie und damit evolutionär stabilen Systemen aufzeigt und zum anderen auch darlegt, dass vieles, was uns als Kultur vorkommt, sich stark an diese Systeme anlehnt. Dabei wird auch viel auf Geschlechterunterschiede eingegangen, da sich unser Gruppenleben eben auch gerade unter Berücksichtigung dieser ergeben hat. Es wird noch einmal deutlich, warum Status so wichtig für soziale Gruppentiere ist und warum sich gerade darum ein Erfordernis für ein Gedächtnis, Intelligenz etc ergibt. Es zeigt die Gruppendynamiken, die ein solches Leben erfordert auf.

7. Der Affe in uns

Der Autor verspricht mit dem Titel nicht zuviel: Er zeigt den Affen in uns auf. De waal ist dann stark, wenn er das Leben der Affen und deren soziales Gefüge beschreibt, wenn er Parallelen zu menschlichen Verhalten zieht und deutlich macht, dass Affen davon nicht weit weg sind, dass sie viele Verhaltensweisen ebenso in sich angelegt haben, wie heute der Mensch. Er hat nicht die Struktur von David Geary und evolutionäre Einordnungen, wie sie Ridley gelingen, liegen ihm erkennbar nicht, aber seine Schilderung der Affen geben dennoch ein weitaus besseres Bild der Parallelen, die in den anderen Büchern weniger lebendig beschrieben sind, wieder. Gerade im verbund mit Gearys und Ridleys Buch kann man diese Schilderungen meiner Meinung nach wirklich gut nachvollziehen und einordnen.4

8. The Blank Slate

Steven Pinkers Buch gibt in vielen Bereichen noch einmal ein breites Bild und gleicht diese insbesondere auch mit anderen, eher aus dem sozialen Bereich kommenden Theorien ab. Er zeigt auch noch einmal, wie notwendig eine Vorformatierung des Gehirns für den Menschen ist und welche Argumente dafür sprechen. Er streift dabei eine Vielzahl von Bereichen aus Kultur, Geschichte etc. die er in den Kontext des „vorformatierten Gehirns“ einordnet.

9 Zusammenfassung

Die oben genannten Bücher haben aus meiner sicht den Vorteil, dass sie bestimmte Teilbereiche sehr gut erklären, eben den Bereich der Gene und deren Zusammenspiel (1), den Grund für Geschlechter und Herleitungen daraus (2) sexuelle Selektion (3) Hormone und Gehirn (4) intrasexuelle Selektion und Einordnung in eine biologische Systematik (5) die evolutionäre Entstehung unseres sozialen Gerüsts (6) und die Nähe zu unseren evolutionären Verwandten und die Anlagen menschlichen Handelns in diesen (7). Pinker liefert dann noch weitergehende Strukturüberlegungen und Abgleichungen nach (8)

Wer neu in dem Thema ist, dem würde ich empfehlen in der oben angebenen Reihenfolge zu lesen, die ich für ein Verständnis am geeignesten halte.

Ich wollte mich eigentlich auf 5 Bücher beschränken, fand aber schließlich die Auflistung in dieser Form am besten.

Mich interessiert natürlich welche 5-10 Bücher ihr einem Neuling zum Thema „Geschlechter“ empfehlen würdet (feministist, maskulistisch, biologisch oder sozial oder bunt gemischt) und warum, welche Teile dieser Bücher bzw. welche in diesen vertretenen Theorien für diese Bücher sprechen. Eigene Listen mit Begründungen dazu gerne in den Kommentaren!