Weibliche Chefs

Gerade macht ein Bericht der Daily Mail die Runde, nach dem über  2/3 der Angestellten in England lieber einen männlichen als einen weiblichen Chef haben. (Gefunden bei The SpearheadArne Hoffmann)

They are hormonal, incapable of leaving their personal lives at home and only too happy to talk about their staff behind their backs. (…)

Two-thirds of women said they preferred a male boss because their straight-talking, ‘get to the point’ attitude makes them easier to deal with.

They are also much less likely to have a hidden agenda, suffer mood swings or get involved in office politics, workers said.

(…)

A quarter of women accused female bosses of backstabbing and bringing their personal lives into the office.

And a third of those polled said women with power are ‘loose cannons’ who often feel threatened by colleagues.

Fifteen per cent of the workers questioned said female bosses were too ‘sharp tongued’ and a third said it was obvious when it was their ‘time of the month’ because of mood swings.

Other negative assessments included them being ‘too cliquey’, too competitive and spending too long worrying about their appearance.

Forty per cent said men were more able to distance themselves from politics and bitching and 14 per cent said they found them more reasonable than women.

Those who prefer a female boss said they did so because women are more approachable, friendly and understand when workers need time off to look after their children.

Über die Geschlechter verteilt waren 63% der Frauen und 75% der Männer der Auffassung, dass ein männlicher Chef besser ist. Ein Drittel der Befragten arbeitet lieber mit weiblichen Chefs.

Die Kritikpunkte sind also:

  • Stimmungsschwankungen
  • Können nicht zwischen ihrem persönlichen Leben und dem Büro unterscheiden
  • Lästern gerne über Mitarbeiter
  • manipulierend und nicht ehrlich
  • fühlen sich schnell persönlich angegriffen und reagieren sehr heftig darauf
  • verletzend und scharfzüngig
  • Cliquenbildend
  • unnötig aggressiv im Wettbewerb

Würde zu den typischen Männer und Frauenrollen passen. Frauen sind eher gefühlsbetonter, Männer eher sachlicher, Frauen wollen eher flache Hierarchien mit persönlicher Verbundenheit, Männer leben gut mit Hierarchien, Frauen nehmen Sachen eher persönlich, Männer sehen es als Wettstreit in der Sache etc.

Es passt auch zu der Bericht nach der Sekretärinnen lieber für männliche Chefs arbeiten.

Dort hatte ich auch bereits etwas zu den verschiedenen Rollendynamiken  in diesem Bereich ausgeführt.

Eine ähnliche Umfrage aus Amerika legt nahe, dass es dort auch so wahrgenommen wird:

The real surprise came when the ForbesWoman Facebook community was canvassed: „Would you rather work for a man or a woman?“ The majority replied, „A man any day of the week,“ to use the words of Stephanie Rovengo.

(…)

In the most recent Gallup data, from 2006, 34% of men preferred a male boss while 10% preferred a female boss, while 40% of women preferred a male boss and 26% preferred a female boss. (The remaining respondents of both genders had no preference.)

Eine Studie die bestimmte Einzelpositionen von Chefs generell betrachtete und in der es um Führungskompetenz ging kommt eher zu ausgewogenen Ergebnissen:

Chefs und Chefinnen bekommen in der Studie die gleichen Noten, Chefs eine 2,50 und Chefinnen eine 2,57 (auf einer Skala von 1 = sehr zufrieden bis 6 = sehr unzufrieden).

Und wo wir gerade bei weiblichen Chefs sind auch noch eine Stellungnahme dazu, was Frauen zurückhält:

Den Wunsch nach Teilzeit, den 39 Prozent der befragten Managerinnen angeben, hält Bischoff für abträglich. Frauen müssten für ihren Aufstieg eher mehr arbeiten als weniger: So hätten viel mehr Frauen in Führungspositionen als Männer seit 1986 ihre wöchentliche Arbeitszeit reduziert. In der Folge sind Männer häufiger da, wenn es etwas zu verteilen gibt. „Für Karriere muss man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein“, meint Bischoff. Grundsätzlich, so hat sie ausgewertet, seien Frauen weniger mobil als ihre Konkurrenten. „Frauen kleben häufiger an ihrer Stelle.“

Zu dem Ganzen noch eine persönliche Erfahrung:

Die Managerin eines kleinen Betriebes hatte mir mal erzählt, dass es eine ihrer größten Schwierigkeiten und gleichzeitig Entdeckungen war, dass die Mitarbeiterinnen dort nicht ihre Freundinnen sind und es auch nie sein können. Anfangs hatte sie gedacht, dass sie dort alles auf einer freundschaftlichen Basis klären könne, aber da sie Chefin war wurde sie immer anders wahrgenommen, war immer etwas ausgeschlossen und jedesmal wenn sie mal etwas meckern musste oder unangenehmere Aufgaben verteilen musste erlitt die Freundschaft einen kleinen Bruch. Das Ausbalancieren zwischen einem freundlichen, aber bestimmten Ton, einem Verhältnis, dass einem freundlichen Betriebsklima aber gleichzeitig dem Chefverhältnis angemessen war, habe sie einiges an Gewöhnung gekostet.

Wie sind die Erfahrungen der werten Leserschaft? Kann man es ändern? Was müssen Frauen lernen? Oder muss man die Gesellschaft ändern, damit der weibliche Weg mehr akzeptiert wird (was ja wahrscheinlich die feministische Antwort wäre).

11 Gedanken zu “Weibliche Chefs

  1. Warum muss sich etwas ändern? Die Arbeitsgesllschaft hat sich in den letzten Jahren ja sowieso schon stark verändert, und zwar so, dass es Frauen eigentlich eher entgegenkommen müsste.

    Andererseits ist es, außer für Frauen, die so einen Posten anstreben oder, die ihr „Team“ unbedingt gewinnen sehen wollen, doch völlig egal, wieviele weibliche Chefs es gibt oder nicht gibt.

    Meine eigene Erfahrung sagt, dass Frauen gute Sidekicks und Verwalter sind, nur wenn die Luft dünn wird, bekommen sie Angst und fangen an, Unsinn zu machen.

    Es gibt bestimmt Ausnahmen, ich kenn aber keine.

    So toll ist es gar nicht, am Ende den Hut auf zu haben. Darum brauchen Frauen Männer nicht zu beneiden. Sie sollten lieber froh sein, dass irgendein Mann den Job schon übernimmt. Meistens sind sie das ja auch.

    Das Gerede, dass mehr Frauen in Führungspositionen sein müssen, ist doch eher ein Medien- Polithype bzw. mentales Trikottragen.
    (Wir spielen nicht mit, wollen aber unser Team siegen sehen).

  2. Vielleicht muss sich nichts ändern.
    Wenn sich was ändern soll, dann wird es meiner Meinung nach allerdings nur dann gehen, wenn mehr Frauen bereit sind ihr Leben der Karriere unterzuordnen. Eine hohe Führungsposition kann man meiner Meinung nach nicht mit einer Teilzeitstelle oder reduzierter Arbeitszeit erreichen.

  3. Die Probleme von Frauen in Führungspositionen von Unternehmen sind nachvollziehbar. Allgemein hat ‚Chefin-Sein‘ nicht höchste Frauenpriorität, dann schon eher ‚Chef-Heiraten‘. Biologische Zusammenhänge sollten nicht unterschätzt werden, denn in den letzten Jahrtausenden war eine Frau eben in erster Linie Mutter. Diesen Lebensinhalt haben Frauen seit der Verfügbarkeit effektiver Verhütungsmittel verloren, zusammen mit ihrem Lebenssinn, zusammen auch mit den entsprechenden Glücksgefühlen. Dafür soll nun Ersatz her, momentan der zum Scheitern verurteilte Versuch, wie Männer zu leben, zu arbeiten und daraus Nektar zu saugen.
    Frauen haben große Probleme, ohne Funktion als Mutter ein als erfüllt empfundenes Leben zu führen, denn in den Bereichen außerhalb des Kindergebärens scheinen sie Männern unterlegen zu sein – nicht umsonst werden allerorten Frauenquoten eingeführt. Vermutlich gibt es für die meisten Frauen kein befriedigendes Dasein ohne Mutterglück, ein Problem, für das ich keine Lösung sehe, für das Feministinnen aber sicher Schuldige werden benennen können: Männer!

  4. @gogolin
    Ich würde nicht sagen, dass eine Frau nicht auch ohne Muttersein glücklich sein kann. Allerdings hat sie eben ein etwas engeres Fenster um sich zu entscheiden was sie will.
    Ich denke auch viele Männer ohne Kinder werden am Ende ihres Lebens überlegen, ob es die richtige Entscheidung war kinderlos zu bleiben.

  5. Wo schreibt Herr Gogolin denn, dass man nicht auch ohne Muttersein glücklich sein könnte?

    Ich verstehe nicht, wie man solche Ausführungen so reduzieren und verdrehen kann.

  6. @Mutter Teresa
    Er schrieb zum Muttersein:
    „Diesen Lebensinhalt haben Frauen seit der Verfügbarkeit effektiver Verhütungsmittel verloren, zusammen mit ihrem Lebenssinn (…)
    Frauen haben große Probleme, ohne Funktion als Mutter ein als erfüllt empfundenes Leben zu führen(…)Vermutlich gibt es für die meisten Frauen kein befriedigendes Dasein ohne Mutterglück“

    Ich habe demgegenüber die Auffassung geäußert, dass eine Frau auch ohne Mutterglück glücklich sein kann. Ich würde das ergänzen: jedenfalls muss sie nicht die Mutterrolle in klassischer Form ausüben um glücklich zu sein.

    Zwischen diesen Aussagen sehe ich keine Reduzierung oder Verdrehung.
    Was ist denn deine Meinung zum Sachthema?

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