Obwohl es im Feminismus viele Theorien gibt, die davon ausgehen, dass geschlechtliche Zuordnungen zur gesellschaftlich bedingt sind (Grundlegend Simone de Beauvoir in „Das andere Geschlecht“, darauf aufbauend auch Butler und die Queer Theorie) und Männer und Frauen demzufolge gleich sind.
Dann aber kann es denknotwendig keine festen männlichen Verhaltensweisen geben, allenfalls Verhaltensweisen, die durch das momentane Rollenbild der Männer häufiger bei diesen auftreten, aber genau so gut von Frauen übernommen werden könnten, wenn diese ein anderes Rollenbild hätten.
Dennoch findet man auch bei Vertreterinnen der oben genannten Theorien immer wieder Formulierungen, die behaupten, dass diese oder jenes Vorgehen oder System männlich oder weiblich ist, was ja letztendlich Unterschiede gerade voraussetzt.
Der Kapitalismus zB wird gerne als männlich angesehen, auch Firmenhierarchien etc.
Dabei schwingt mit, dass Frauen alles anders machen und in einer frauendominierten Welt einer Welt, die mehr auf Frauen ausgerichtet wäre diese Systeme nicht bestehen würden.
Dabei erfolgt diese Zuweisung meist ohne Begründung, warum Frauen anders handeln würden oder warum ihr Weg besser wäre. Das wird einfach vorausgesetzt.
Auch gerne in der Argumentation verwendet ist, dass es stets einen weiblichen und einen männlichen Weg gibt etwas zu machen und beide gleich gut sein müssen. Warum dies aber der Fall sein soll wird ebenfalls nicht ausgeführt.
Ich bin der Meinung, dass bestimmte Wege sicherlich besser zu Männern oder Frauen passen, aber sie sich nicht deswegen durchsetzen, sondern weil sie für die jeweilige Aufgabe besser geeignet sind.
Eine Firma braucht üblicherweise ab einer gewissen Größe eine gewisse Hierarchie, um ihre Aufgaben durchführen zu können. Das hat nichts mit männlich oder weiblich zu tun.
Auf einen Berg kommt man besser, wenn man eine Seilschaft bildet und nicht nur irgendwo ein Netz aufspannt und ähnlich ist es auch bei Karrieren.
Kapitalismus ist erfolgreich, weil es auf den Egoismus der Leute setzt und diese anspornt, Leistung zu erbringen, was der Sozialismus nicht schafft. Ein kapitalistisches Land wird daher einen technischen Vorsprung haben und damit attraktiv werden.
Zudem dabei unterschlagen wird, dass auch die meisten Frauen Kapitalismus unterstützen, vielleicht nicht bezüglich der notwendigen Mechanismen, aber bezüglich des dadurch erreichten Wohlstandes und Produkte. Frauen sind meist die ersten, die ein Gegend verlassen, in der die Wirtschaft schlecht läuft, siehe die Entwicklung im Osten.
Sicher sollte man immer kritisch überprüfen, ob es nicht ein besseres System gibt. Aber bis man dafür die Belege hat ist es nun einmal so, dass das alte System verwendet wird.
Eine andere Sparte, in denen der Feminismus recht schnell mit der Zuweisung von Eigenschaften ist, liegt dann vor, wenn diese positiv sind. Frauen sind friedfertiger als Männer, weibliche Manager sind sozialer, gehen mehr auf Mitarbeiter ein, haben mehr Einfühlungsvermögen etc. All dies würde nach den obigen Theorien ja auch nur an der Rollenzuweisung und der Erziehung hängen, die aber letztendlich wenig aussagt, insbesondere wenn die Managerin die gleichen Karriereschritte mit der diesbezüglichen Abhärtung durchlaufen hätte.
Kurzum, auch im Feminismus wird, wenn es der eigenen Position dient gerne auf Unterschiede zwischen Männern und Frauen abgestellt, allerdings ohne diese auf eine biologische Grundlage zu stellen. Bei den Menschen ist dies noch durch Erziehung erklärbar, bei Systemen allerdings macht die Unterscheidung innerhalb dieser Theorien wenig Sinn.