Haare und sexuelle Attraktivität

Haare sind interessant, weil sie in vielen Kulturen in einer engen Verbindung mit Schönheit stehen und die Behaarung sich zwischen den Geschlechtern unterscheidet.

Dabei ist zwischen Haupthaar, Gesichtsbehaarung und Körperbehaarung zu unterscheiden.

1. Haupthaar

Beim Haupthaar, dass beim Menschen eine beachtliche Länge im Vergleich zu anderen Tieren erreichen kann, ist zunächst erst einmal anzumerken, dass es sich durchaus als „Costly Signal“ anbietet. Am Haar kann man über den Wuchs, den Glanz, die Pflege vieles über den Ernährungsstand und den Gesundheitszustand des Trägers innerhalb der letzten Monate oder Jahre erkennen. Schönes, gesundes, glänzendes langes Haar wird daher in den meisten Kulturen gerade bei Frauen als Attraktivitätsmerkmal geschätzt.

Bei Männern gelten die gleichen Betrachtungen. Sie haben allerdings den „Vorteil“, dass ihr Ernährungszustand und insbesondere auch die Fähigkeit zusätzliches Essen zu besorgen oder Rivalen abzuschrecken bzw. die Frau zu beschützen, weit zuverlässiger über Muskeln vermutet werden kann, die ebenfalls einen gewissen Rückblick zulassen. Hinzu kommt, dass langes Haar bei Männern im Kampf hinderlich sein kann. Dies macht lange Haare zwar auch bei Männern attraktiv, aber weniger bedeutsam als bei Frauen. Es kann ein guter Indikator sein, eine Überbewertung könnte aber nachteilhaft sein.

2. Körperbehaarung

Die Körperbehaarung dürfte bei den Menschen verschwunden sein, weil Haarlosigkeit Parasiten schlechtere Chancen bietet, sich einzunisten. Nach einer Theorie übernahm beim Menschen die Sprache schnell die soziale Rolle, die Fellpflege bei anderen Primaten hat. Der Mensch wurde dadurch anfälliger für Parasiten und wurde sein Fell los, um sich vor diesen zu schützen. Beünstigt wurde dies dadurch, dass der Mensch intelligent genug und handwerklich geschickt genug war, um sich einen anderen Körperschutz über Kleidung aus den Fellen anderer Tiere zuzulegen, die man leichter säubern und tauschen konnte.

Haarlosigkeit war demnach ein evolutionär geförderter Zustand, was auch erklären dürfte, warum es eine Enthaarungsindustrie gibt. Allerdings bietet Haar eben auch noch einen gewissen Schutz vor Kälte, Regen und anderem ungemach. Um so mehr die Menschen diesen ausgesetzt waren um so mehr Haar brauchten sie. Da Männer auf der Jagd eher Wind und Regen ausgesetzt waren, haben sie mehr Körperbehaarung behalten als Frauen. Hierfür spricht auch, dass die Körperbehaarung erst mit der Geschlechtsreife zunimmt, wenn Kinder eher Aufgaben übernehmen, die sie aus dem Schutz der Unterkunft/Höhle/Gemeinschaft entfernen. Damit ist Haarlosigkeit gleichzeitig ein Zeichen von Jugend, was in Verbindung mit anderen Attraktivitätsmerkmalen für sexuelle Reife, etwa Brüsten bei Frauen, eine sininvolle Selektion sein kann und dazu führt, dass Frauen um schön zu sein nahezu ihren gesamten Körper rasieren.

Gerade über die unterschiedliche Anpassung an die Rollen und die Steuerung über Testosteron würde dann zudem auch der Weg zu einer sexuellen Selektion der Haarlosigkeit des Körperhaars bei der Frau entstehen.

Ich könnte mir in diesem Zusammenhang auch vorstellen, dass der Haarentfernungskult bei Frauen vielleicht auch Ursache einer recht einfachen Programmierung des „Haarlosigkeitsmerkmals“ bei Männern ist. Diese könnte beispielsweise lauten „Volles Haar auf dem Kopf, darunter wenn sonstige Fruchbarkeitszeichen vorhanden sind, so wenig wie möglich“. Blendet man moderne Methoden der Haarentfernung aus, dann ist das keine schlechte Regel für die Auswahl langfristig fruchbarer Partner. Dem entgegen stehen dann ausbremsende Vorteile bei den Frauen, die die Selektion hin zur Haarlosigkeit wieder einschränken. Das wäre an den Armgelenken und im Schritt die höhere Verdunstung von Feuchtigkeit aufgrund der größeren Oberfläche (ein Grund warum Schamhaare kraus sind), die Krankheiten vorbeugt.

3. Gesichtshaar

Es fällt auf, dass Männer eine imposante Gesichtsbehaarung haben, Frauen aber nicht. Dies gilt dabei insbesondere für Kaukasier und weniger für Asiaten oder Afrikaner.

Jetzt liegt es nahe einen solchen Bartwuchs als Ausdruck der Männlichkeit zu sehen und damit als Attraktivitätsmerkmal.

Dagegen spricht aber, dass sich die Männer in vielen Gegenden rasieren. Ein Vollbart gilt heute in wenigen Teilen der Welt als sexy. Allenfalls Dreitagebärte haben eine gewisse Attraktivität.

Wenn aber der Bart ein abgespeichertes Attraktivitätsmerkmal wäre, dann gäbe es wohl schlechtere Zeiten für Rasierklingenhersteller.

Ich würde daher vermuten, dass der Bart nicht im Rahmen der sexuellen Selektion entstanden ist, sondern eher Schutzfunktion hatte.

Dies wird dadurch wahrscheinlicher, dass gerade bei den Menschen, die lange Zeit in kälteren Gegenden gewohnt haben, der Bart am dichtesten ist. Danach wäre der Bart ein Zeichen für die Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau.

Frauen, die der Witterung weniger ausgesetzt waren, konnten sich hingegen erlauben, auch das Gesichtshaar zu verlieren. Damit war wiederum der Weg zu einer sexuellen Selektion eröffnet, da Frauen bei denen der Testosteronanteil hoch war, Gesichtsenthaarung entwickeln, was aber auf eine geringe Fruchtbarkeit schließen läßt. Wohl ein Grund, warum Frauenschnurrbärte nicht als sexy gelten, was bei einer gesellschaftlichen Erklärung ja durchaus nicht auszuschließen wäre.