Plastizität des Gehirns und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Gegen eine hormonelle biologische Ausgestaltung der Geschlechterunterschiede wird gerne die Plastizität des Gehirns ins Feld geführt.

Das Gehirn sie in der Lage, sich an jede Aufgabe anzupassen und in jedem Bereich gut zu werden. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen seien lediglich die Folge dieser Plastizität, weil das Gehirn durch die verschiedenen Erfahrungen anders ausgestaltet wird.

Dagegen würde ich diese Argumente anführen:

1. Die Unterschiedlichkeit der Behandlung ist nicht so groß, dass sie den Umfang der Unterschiede rechtfertigen würde

2. Wenn die Gehirne pränatal unterschiedlich ausgestaltet sind, dann wird es schwer, diesen Unterschied auszugleichen

2. Dass das Gehirn in einigen Bereichen flexibel ist, bedeutet nicht, dass es in allen Bereichen flexibel ist

4. Die unterschiedliche Behandlung kann gerade Folge der Unterschiede sein, nicht die Unterschiede die Folge der Behandlung

5. Studien zeigen, dass biologische Vorgänge Fähigkeiten unabhängig von der Sozialisation hervorrufen.

Zu Punkt 1:

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau zeigen sich in Urwaldvölkern und in modernen westlichen Zivilisationen. Trotz Koedukation, Mathe- und Sprachunterricht für beide Geschlechter und diversen anderen Maßnahmen, die Geschlechter anzugleichen, bleiben aber die Geschlechtsunterschiede bestehen.

Zu Punkt 2.

Nehmen wir als Gedankenexperiment an, dass Männer mit räumlichen Denken +5 geboren werden und mit sprachlichen Fähigkeiten +1, und Frauen mit räumlichen Fähigkeiten +1 und mit sprachlichen Fähigkeiten +5. Es wäre zu erwarten, dass sich die Männer dann eher für Spielzeug interessieren, dass ihre räumlichen Fähigkeiten berücksichtigt und Frauen ein höheres Interesse für Sprache haben. Wenn nun das Baby schreit und sich das männliche Baby beruhigt, wenn man sein räumliches Denken stimuliert, er aber mit Beeinflussungen über die Sprache nicht zu beruhigen ist, dann ergibt dies möglicherweise eine weitere Stimmulation der räumlichen Fähigkeiten, aber sie wird schwer zu umgehen sein.

Dies ändert sich später nicht. Wenn er spielen will, dann werden ihm Bauklötze mehr Spass machen als seiner Puppe eine Geschichte zu erzählen. Damit mag man wieder seine räumlichen Fähigkeiten trainieren, aber auch das wird anderweitig nur gegen seinen Willen möglich sein.

Selbst wenn man die jeweilige andere Fähigkeit fördert, wird die gegen die Natur schwer sein: Nehmen wir an, dass man durch entsprechende Förderung das Mädchen zu einem Wert beim räumlichen Denken von +5 bekommt. Nach all dieser Quälerei werden die Jungs, die ebenfalls ihr räumliches Denken trainiert haben, weil ihnen das Spass macht (und nicht weil die Eltern es wollen) vielleicht schon einen Wert von +8 haben (wahrscheinlich sogar +10, weil man Sachen, die einem liegen, lieber lernt). Die Mädchen, die ihre sprachlichen Fähigkeiten in der Zeit verbessert haben, haben einen sprachlichen Wert von +8. Sie hingegen hat ihre sprachlichen Fähigkeiten zugunsten der räumlichen vernachlässigt und hat hier lediglich ihren Startwert von +5 Sie steht also mit einem eher unterdurchschnittlichen Wert in beiden Eigenschaften dar und es hat ihr keinen Spass gemacht (das gleiche gilt natürlich auch bei Jungs in anderen Eigenschaften). Sie konkurriert zudem innerhalb dieser verbesserten Eigenschaft beständig mit den Leuten, die bereits einen besseren Startwert hatten und gehört hier immer zur unteren Gruppe, weil sie diesen nicht aufholen kann. Denn Plastizität bedeutet ja nicht, dass sie schneller lernt und sie hat auch nicht mehr Zeit zur Verfügung als die anderen Kinder.

Eine Erziehung gegen die Eigenschaften produziert daher selten sehr gute Ergebnisse und dürfte eher unglücklich machen. (Natürlich gibt es auch Mädchen mit einem höheren Startwert in Fähigkeiten, die im Schnitt eher bei Jungs hoch sind, es handelt sich ja um Normalverteilungen mit unterschiedlichen Mittelwert, die sich überlappen. Diese wiederum werden dann die Erfahrung machen, dass ihnen für ihr Geschlecht untypische Sachen Spass machen und das sollte natürlich gefördert werden. Die Anzahl ist aber aufgrund der verschiedenen Mittelwerte deutlich geringer.

Zu Punkt 3.

Flexibilität in bestimmten Bereichen bedeutet nicht Flexibilität in allen Bereichen. Es kann bei sozialen Gruppentieren wie dem Mensch natürlich sinnvoll sein, diesem die Möglichkeit zu geben, in einer vorhandenen Lücke besondere Fähigkeiten zu erwerben, die ihn für die Gruppe wertvoll machen. Wer beispielsweise gut in Musik ist, der kann diese Fähigkeit natürlich mit Übung aufbauen und dadurch in der Gruppe seine Qualitäten darstellen. Allerdings ist es aus Sicht der Gene riskant, bestimmte Eigenschaften frei auszugestalten und nicht zumindest Grundwerte vorzugeben. Der Blank Slate bedeutet, dass möglicherweise ein ungünstiger Weg einegschlagen wird, der zu einer geringeren Verbreitung der Gene führt. Demnach sind Gene, die gewisse immer wieder gebrauchte Fähigkeiten vermitteln, günstig und verbreiten sich im Genpool. Da Männer und Frauen eine Arbeitsteilung haben und hatten und sie unterschiedliche Interessen und Risiken haben, ist es sinnvoll, diese Werte, die eine gewisse Sicherheit bieten, nach Geschlecht zu differenzieren. Auch Gene, die unterschiedliche Fähigkeiten für Männer und Frauen, angeapßt an deren Risiken und typische Tätigkeiten vorsehen, verbreiten sich aufgrund der Vorteile der Arbeitsteilung schnell im Genpool.

Es lohnt sich beispielsweise nicht, die sexuelle Identität plastisch zu machen und ein „Lernen“ zuzulassen. Die Gene, die dafür sorgen, dass diese Eigenschaft pränatal oder jedenfalls frühzeitig festgelegt werden, verbreiten sich recht offensichtlich im Genpool. Um so strikter eine Arbeitsteilung praktiziert wird um so deutlicher muss auch das Gehirn in diesen Bereichen, die der Arbeitsteilung unterliegen unplastisch sein. Ein Mann, der schlecht in der Jagd ist, dürfte erhebliche Nachteile gehabt haben. Eine Frau, die schlecht im sprachlichen Bereich ist, konnte sich schlechter in eine neue Gruppe mit anderer Sprache einbringen etc. Da sie das vielleicht auch erst mit 15 oder 16 machen mußte, wenn sie mit einem Mann zu dessen Stamm wechselt hilft ihr in diesem Bereich eine Plastizität wenig. Frauen, die von vorneherein besser im Lernen von Sprachen waren, auch wenn dies nicht besonders stimmuliert wurde, hatten demnach einen Vorteil und ihre Gene reicherten sich im Genpool an. Da die Frauen schwächer waren, waren sie eher darauf angewiesen, soziale Zeichen wahrzunehmen und Gefühle deuten zu können. Dies dürfte auch bei der Babybetreuung hilfreich gewesen sein, die bei Säugetieren in prähistorischen Zeiten schlecht an den Mann abgegeben werden konnte. Auch hier waren Frauen mit einer besseren Empathie, einer geringen Aggressivität etc im Vorteil und Frauen, deren Gene dies vom Start an berücksichtigen und wenig Plastizität in diesem Bereich zulassen, konnten ihre Gene im Genpool anreichern. Wenn es von Männern erwartet wurde, dass sie sich zu Jagdzwecken weiter von der Gruppe entfernen als Frauen und zudem der Weg, etwa bei der Verfolgung eines Tieres, verschlungener ist, dann bringt es mehr, ein besseres räumliches Denken festzuschreiben als zu risikeren, dass er dies nicht erlernt oder beim Erlernen verloren geht. Auch Gene, die eine bessere Orientierung für Männer bewirken, reichern sich schnell im Genpool an.

Es gibt aber Fähigkeiten, die nicht so zentral für die Aufgaben sind, die klassischerweise den Geschlechtern zufallen. in diesen ist eine Plastizität zur Besetzung der jeweiligen Nischen sinnvoll.

Zu Punkt 4.

Hier habe ich oben bereits einiges angeführt. Wir finden sie in vielen anderen Bereichen und akzeptieren sie dort, in Geschlechterfragen wird dies aber als political uncorrect angesehen. Wer ein feines Gehör hat, der wird sich eher für Musik interessieren. Natürlich wird er sein Gehör auch weiter ausbilden, aber wir akzeptieren eine Begabung dafür. Wer mit beiden Händen einen verschiedenen Rhytmus schlagen kann, der wird eher Schlagzeuger werden als jemand, der dies nicht kann. Auch das wird meist als biologische Eigenschaft akzeptiert. Es verwundert uns auch nicht, wenn der Sohn eines Spitzenklavierspielers und einer Spitzenklavierspielerin ebenfalls eine gute Fingerfertigkeit aufweist (auch wenn dies nicht der Fall sein muss).Wir akzeptieren, dass er deswegen ebenfalls Klavierspieler werden will, dies aber nicht macht, wenn er die Fingerfertigkeit, das feine Gehör, das Taktgefühl aber nicht als Eigenschaft geerbt hat. Wir würden es dann als einen Fehler der Eltern ansehen, wenn sie ihn trotzdem dazu zwingen, professioneller Klavierspieler zu werden und solange zu üben, bis er seinen Nachteil ausgeglichen hat.

Es erscheint uns auch normal, dass man einen sehr jähzornigen Menschen anders behandlelt als einen sehr geduldigen Menschen und wenige würden sagen, dass er so jähzornig geworden ist, weil die Leute alle vorsichtiger mit ihm umgegangen sind.

Zu Punkt 5

Auf die diversen Studien bin ich ja bereits des häufigeren eingegangen. Sie zeigen, dass sich Menschen trotz der anderen Sozialisation über diese aus biologischen Gründen hinwegsetzen. Die meisten dürften unter „pränatales Testosteron erzeugt die Geschlechter“ zu finden sein.