Woher kommt der Hass im Feminismus und Maskulismus?

Der Artikel „Antifeminsmus“ hat einiges an Hass von Männern auf Frauen zum Vorschein gebracht. Lucias Kommentare haben einigen Hass von Frauen auf Männer gezeigt. Beide Richtungen sind leider auf beiden Seiten der Geschlechterdebatte häufig anzutreffen.

Was zu der Frage führt:

Woher kommt der Hass?

Als Erklärungsansatz zu simpel ist mir der direkte Ansatz, nämlich eben die Aussage, dass „Frauen nur Parasiten und Ausnutzer sind“ oder das „Männer die Frauen unterdrücken und allesamt Vergewaltiger sind“.

Denn diese Auffassung übersieht ja – und jetzt wird es etwas kitschig – die ganze Liebe zwischen den Geschlechtern. Sie übersehen, dass Männer mit Frauen zusammen leben wollen und Frauen mit Männern (natürlich auch einige Frauen mit Frauen und einige Männer mit Männern, aber dies betrifft erst einmal einen relativ geringen Teil der Bevölkerung). Wir sind durch unseren Geschlechtstrieb, durch unser Begehren und durch die dabei entstehenden tiefen Bindungen an einander gekoppelt. „Omnia vincit amor“ sagten schon die Römer und für die meisten ist eben Liebe mit einem gegengeschlechtlichen Partner verbunden, weil sie heterosexuell sind. Natürlich gehen Beziehungen schief und Ehen scheitern. Aber die meisten Leute werden dies nicht daran festmachen, dass ALLE Menschen des anderen Geschlechts schlecht sind, sondern allenfalls diejenigen, mit denen die Beziehung gescheitert ist. Sie werden nach wie vor ihr Glück in einer neuen Beziehung mit einem Menschen des anderen Geschlechts suchen, weil sexuelle Anziehung keine Wahl ist, die wir treffen.

Auch bei den gesellschaftlichen Zuständen wird den meisten bewußt sein, dass nicht die einzelne Frau oder der einzelne Mann diese zu verantworten hat. Und daher auch keine Schuldzuweisung an alle Einzelpersonen dieses Geschlechts vornehmen. Die meisten werden die erforderliche Differenzierung zwischen Regeln, die vorteilhaft für ein Geschlecht sind und der einzelnen Person, die diesem Geschlecht angehört, hinbekommen.

Danach sollte eigentlich für einen so umfassenden Frauenhass oder Männerhass kein Platz sein. Es sollte vielmehr den meisten Menschen bewußt sein, dass man Probleme nur gemeinsam lösen kann, weil Beziehungen zwischen den Geschlechtern immer bestehen werden.

Dennoch ist der Hass ja schnell zu spüren, wenn man in Geschlechterthemen häufiger diskutiert. Auch wenn es hier glücklicherweise auf beiden Seiten viele vernünftige Menschen gibt, fällt natürlich der Hassprediger mehr auf, polarisiert mehr. Er hat zudem eine gewisse Verführungskraft, weil er „den Anderen/die Andere“ als schuldig benennt.

Es wäre interessant, die Gründe näher aufzuschlüsseln, die zum Aufbau eines Feinbildes Mann/Frau führen.

1. Erfolglosigkeit und persönliche Enttäuschung durch das andere Geschlecht

Weil Fortpflanzung letztendlich der ultimative Zweck aller Lebewesen aus der imaginären Sicht der Gene ist, spielt ein hoher Wert auf dem Partnermarkt fast schon notgedrungen eine wichtige Rolle in der menschlichen Gesellschaft. Wir wollen alle sexy sein, auf die eine oder andere Weise. Wir wollen, dass die Leute, wenn wir schon nicht einen sexy Körper haben, zumindest die Schönheit und Komplexität unserer Seele erkennen. Wir wollen für Kriterien akzeptiert werden, die wir als wertvoll akzeptieren und wir wollen, dass Menschen bereit sind, Bindungen zu uns aufzubauen, weil sie uns schätzen.

Dabei stellen sich zwei Probleme: Nicht alle Menschen sind seelisch und/oder körperlich für das andere Geschlecht attraktiv (was nicht bedeutet, dass sie schlechtere Menschen sind) und die Geschlechter haben verschiedene Vorstellungen davon, was seelisch und körperlich attraktiv ist. Zudem kann es mit einiger Anstrengung verbunden sein, seelisch und körperlich attraktiv zu sein und das Wissen darum, was seelisch und körperlich attraktiv ist, ist ebenfalls nicht unbedingt bei jedem vorhanden.

Daraus folgt ein großes Potential für Enttäuschungen und Verwerfungen mit dem anderen Geschlecht.

Eine hässliche Frau (ja, es gibt hässliche Frauen) mag die Schönheitsideale unserer Gesellschaft ablehnen, weil sie sie nicht erreichen kann. Sie mag verbittert sein, dass die Männer sie weniger beachten, als andere Frauen und sie daher diverse Erleichterungen in der Gesellschaft nicht erfährt. Sie könnte der Auffassung sein, dass Männer ihre innernen Werte erkennen sollten und aber im Gegenzug immer wieder erlebt haben, dass Männer zwar an Sex interessiert sind, sie aber nur dazu benutzen und aufgrund fehlender Schönheit nicht an einer langfristigen Bindung interessiert sind. Ich glaube durchaus, dass mangelnde Schönheit Feminismus für Frauen interessanter machen kann und zu Hass führen kann. Dies ist aber natürlich strikt von der Aussage abzugrenzen, dass alle Feministinnen hässlich sind oder hässliche Frauen alle Feministinnen. Es gibt natürlich sehr hübsche Feministinnen und hässliche Frauen, die mit Feminismus nichts am Hut haben). Natürlich kann auch ein charakterlicher Mangel dafür sorgen, dass sie nicht bei den Männern ankommt, oder diese nur an Sex interessiert sind oder es kann daran liegen, dass sie eine bestimmte Art von Männern bevorzugt, die viel Erfolg bei Frauen haben und gerade bei Charaktermängeln nicht an einer ernsthaften Beziehung interessiert sind (also ein Problem des relativen Wertes).

Bei Männern ist eine Ablehnung durch das andere Geschlecht meiner Meinung nach noch schneller zu erreichen als bei Frauen. Denn Frauen haben zumindest den „Vorteil“, dass Männer für regelmässigen Sex zu allerlei Kompromissen bereit sind und sie zudem wesentlich passiver sein können und dennoch angesprochen werden, während Männer, die als unattraktiv wahrgenommen werden (sei es körperlich oder geistig) für Frauen weniger interessant sind. Hier dürfte sich auswirken, dass sozialer Status häufig an Einkommen und Beruf gebunden ist und viele Männer auch nicht gelernt haben, auf anderem Wege diesen Status zu kommunzieren oder positive soziale Dominanz, Selbstbewußtsein etc darzustellen. Hinzukommen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die einige Männer sehr sachlich und unempathisch sein lassen und ebenfalls dazu führen, dass diese nicht verstehen, dass die Erregung und Bindung bei Frauen anders funktioniert als bei Männern. Das Problem wird bei Männern dadurch verschärft, dass die Ablehnung einer Frau schneller als bei Männern zu einer Abwertung des sozialen Status des Mannes und damit seiner Attraktivität führen kann. Dies wird gerade bei einer Scheidung deutlich, bei der der Mann über harte Unterhaltsvorschriften seine Fähigkeit eine andere Frau zu versorgen, verlieren kann, was ihn sowohl für andere Frauen uninteressanter machen kann als auch seine eigene Wahrnehmung seiner Attraktivität negativ beeinflussen kann, wenn er meint, dass er über diesen Weg Status ausdrücken kann. Die Nachwirkungen des Scheidungsverfahrens sind insoweit ein schwer abzuschüttelndes „Not approved by other women“ und gleichzeitig ein Abzug in den Fähigkeiten, eine hohe Versorgereigenschaft bzw. gute Gene über Wohlstand darzustellen (Es kann natürlich auf das Gegenteil sein, wenn man gemäß der LINK Handicap-Theorie LINK darstellen kann, dass man trotz des Unterhalts ein gutes Leben führt bzw. über die Schönheit der Ex und dem Umstand, dass man sie abgelehnt hat, darstellen, kann, dass man „Preapproved by Women“ ist. Aber beides ist eben nicht sehr einfach). Das Gefühl, von einer Frau über Unterhalt, Zugewinn, Versorgungsausgleich und Umgangsrecht ausgenommen zu werden („Parasit“) verbunden mit der Ablehung anderer Frauen, die man dann evtl (und vielleicht nicht zu unrecht) darauf zurückführt, dass einen die andere Frau kurz hält, kann einen umfassenden Hass hervorrufen, der dann insbesondere die Annahme begünstigt, dass Frauen nicht den Menschen sehen, sondern nur die Brieftasche, ebenso wie die hässliche Frau/ die Frau an der Männer nur sexuell interessiert sind, meinen mag, dass Männer nicht den Menschen, sondern nur das Sexobjekt sehen.

Abhilfe würde meiner Meinung nach eine tiefere Beschäftigung mit dem Wesen sexueller Attraktivität und ihrer evolutionären Herleitung bringen. Wer erkennt, dass sexuelle Anziehung keine Wahl ist, sondern biologischen Kriterien folgt, die man nicht ändern kann, der kann mit bestimmten gesellschaftlichen Zuständen vielleicht besser zurecht, insbesondere, wenn man sich bewußt macht, dass es von beiden Geschlechtern kein böser Wille ist und man es nicht ändern kann. Bei Männern mag das Wissen, dass sie auch auf anderem Wege sozialen Status darlegen können und dies nicht über Beruf und Geld erfolgen muss, zu einem besseren Bild von Frauen beitragen.

2. „Anders sein“

Wer sich nicht im Schnitt bewegt, der hat mehr Schwierigkeiten damit, die Anforderungen, die der Schnitt vorgibt, für sich zu akzeptieren. Die Suche nach Möglichkeiten, sich selbst nicht als Abweichend vom Schnitt zu sehen, ist für viele sicherlich verführerisch, weil es ein positiveres Selbstbild ermöglicht. Denn als Tiere, die in Gruppen mit sozialer Hierarchie leben, ist anderssein, das zu einer (evtl. nur gefühlten) Ausgrenzung führt, häufig ein Grund, ein Unwohlsein zu empfinden. Der Wunsch, von der Gruppe akzeptiert zu sein, wäre ein evolutionär günstiger Wunsch, da eine Akzeptanz in der Gruppe deren Schutz und Unterstützung sichert, so dass eine diesbezügliche Selektion beim Menschen zu erwarten ist. Dagegen stehen die ebenfalls evolutionär günstigen Wünsche bei Akzeptanz in der Gruppe in dieser besonders wahrgenommen zu werden, einen hohen Platz in dieser zu erreichen und sich nicht den Gruppeninteressen zu sehr zugunsten der eigenen Interessen unterzuordnen.

Der Wunsch, in der Gruppe akzeptiert zu sein, kann dazu führen, die Hauptgruppe ändern zu wollen und sie mehr mit den eigenen Interessen in Einklang zu bringen und daher den Wunsch begründen, sich Gruppen anzuschließen, die diese Änderung ermöglich. Dabei kann der Wunsch so stark sein, dass Gegenargumente und Nachteile der angestrebten Änderungen als Angriff verstanden werden.

Dass ich der Auffassung bin, dass Feminismus und Maskulismus gerade für Personen, die nicht den Geschlechterrollen entsprechen, sondern eher näher bei der Rolle des anderen Geschlechts leben wollen, habe ich bereits in den Artikeln „Feministische Gehirne und männliche Ausrichtung“ und „Nochmal: Genderfeminismus und dessen Anziehung auf Menschen, die nicht den Geschlechtersterotypen entsprechen“ dargelegt (noch einmal: Dies bedeutet nicht, dass dies bei allen Personen der Fall ist, die diese Auffassungen vertreten. Das einzelne Personen eine bestimmte Motivation haben, sich einer Gruppe anzuschließen, bedeutet nicht, dass alle Personen dieser Gruppe diese Motivation haben.

3. Statusansammlung in einer Gruppe

Eng damit in Verbindung steht zudem eine gewisse Gruppendynamik, die zu einer Radikalisierung führen kann.

Es ist zu bedenken, dass eine Untergruppe der Gesellschaft die Interessen, in einer Gruppe akzeptiert zu sein, genau so erfüllen kann, wie ein Akzeptanz der gesamten Gesellschaft, wenn man der Gruppe eine hinreichende Wichtigkeit zugesteht. Ein Punk mag die Gesellschaft ablehnen und dadurch innerhalb seiner Punkgruppe die passende soziale Bestätigung erfahren. Hierfür kann es sinnvoll sein, die übrige Gesellschaft um so konsequenter abzulehnen, um so den Gruppencharakter stärker zu definieren, eine Gruppenidentität zu schaffen, die Gemeinsamkeiten zu erzeugen, die eine Platzierung innerhalb dieser Gruppe sinnvoller macht. Klassische Mittel, um das Gruppengefühl zu stärken, ist den Status der eigenen Gruppe zu erhöhen und den Status aussenstehender Gruppen zu vermindern. Zudem kann ein Feindbild eine Verstärkung des Gruppengefühls und eine Konzentration auf die Abwehr bzw. das Besiegen des Feindes bewirken. Ein klassisches Mittel der Feindbilderschaffung ist aber dessen Abwertung als schmutzig, unmoralisch, ausbeuterisch und hässlich. Die Gruppe setzt ihr Verhalten als neuen Standard und das abweichende Verhalten der (auch zahlenmäßig höheren) Gruppe als fehlerhaft. Angestrebt wird entweder die bloße Abgrenzung der Gruppe oder aber die Übernahme dieser Standards durch die anderen Gruppen unter Akzeptanz der Vorgaben der Gruppe.

Hier liegt der Kern vieler Radikalisierungen. Diese erlaubt, sich von anderen Gruppen abzugrenzen und damit der Gruppe ein Profil und eine Überlegenheit zuzugestehen, die sich immer mehr vertieft, um so breiter man den Spalt zieht. Es erlaubt auch innerhalb der Gruppe Untergruppen zu bilden, die den Gedanken noch einmal „verfeinern“, also die Gruppe als noch überlegener darstellen und den Feind als noch schlimmer. Das kann sich in gefühlslastigen Hasstiraden äußern oder in kalter (Pseudo-)logik, in dem Ausruf „Die X sind unser Feind! Vernichten wir sie, bevor sie uns vernichten“ oder in „Wenn wir diese und jene Maßnahme einleiten, dann wäre die Welt besser, dass die X dann allerdings zugrundgehen oder sich umgestalten müssen, ist die unausweichliche Folge, die hinzunehmen ist“. Im Maskulismus dient dieser Radikalisierung schnell die Technischen Leistungen und Erfindungen sowie die Arbeitsleistung der Männer und deren Geldtransfer zu den Frauen. Daraus läßt sich sowohl die Überlegenheit des Mannes konstruieren (obwohl es eigentlich nur eine Andersheit ist und eine solche Bewertung eben außer Betracht lässt, welche Aufgaben Frauen in der Gesellschaft übernehmen) und zudem über das Teilhaben der Frau an der Gesellschaft ein Ausbeuten des Mannes. Klassischerweise erfolgt eine weitere Abwertung der Frau durch Gleichsetzung dieser mit niederen Wesen („Parasiten“) oder die weitere Abwertung über Begriffe wie „Feminazis“ „Fotzen“ und welche weiteren Formulierungen auch noch immer verwandt werden.

Auf feministischer Seite ist dies ebenfalls sehr stark zu beobachten. Hier wird der Mann gerne abgewertet, indem er zu einer allgemeinen Gefahr gemacht wird, vor der man die Menschheit (und die Männer selber) schützen muss. Der Mann als Vergewaltiger, Umweltzerstörer, Kriegstreiber und Ausbeuter ist hier ein gerne gewähltes Motiv, gefolgt von dem unbestimmten Begriffen der „männlichen Art“, die negativ ist und von man zur „weiblichen Art“ zurückkehren muss, sei es über den Begriff des Patriarchats, der hegemoninalen Männlichkeit, des doing gender oder im Rahmen der Dekonstruktion der Geschlechter durch subversive Akte. All diese Theorien enthalten zunächst ein Feindbild Mann. Ein anderer Weg ist dann wieder zwar Teile der männlichen Rolle an sich nicht unbedingt abzuwerten (Beauvoir beispielsweise möchte ja eher, dass Frauen wie Männer sind, also härter, berufstätiger etc), aber dann darauf abzustellen, dass Männer oder die männerbeherrschte Gesellschaft eben den Weg dahin versperren. Erfahren diese Ansichten eine Radikalisierung, bei der diese Aspekte stark übertrieben werden und eigene Beteiligungen der Frau ausgeblendet werden, dann ist die Saat für einen Männerhass gelegt. Gleichzeitig kann aber innerhalb der feministischen Gruppe eine Aufwertung erfolgen und eine Bestätigung erfahren werden, die dazu verleiten kann, eben noch mehr Gruppenzugehörigkeit und noch mehr Ablehnung der Gegenansichten zu zeigen und so eine Entwicklung zu schlichten Hass zu generieren.

In diesem Bereich sind auch „Überläufer“ interessant. Ein feministischer Mann mag aufgrund des Wunsches, tatsächlich Teil der Gruppe zu sein, noch hasserfüllter gegen nicht feministische Männer sein, ein Transsexueller aufgrund des Wunsches als Frau akzeptiert zu sein, noch deutlicher alles männliche Ablehnen (auch hier sicherheitshalber: Nicht alle feministischen Männer müssen radikal sein und Männerhass entwickeln, nicht alle Transsexuellen müssen den Wunsch verspüren, gerade in der Frauengruppe „Feminismus“ akzeptiert zu werden, es geht um Einzelfälle).

4. Ideologie und Dogma

Dabei ist ein weiteres Mittel, die Ansichten der Gruppe nicht mehr nur als bloße Diskussionsgrundlage oder Theorie zu werten, gegen die (zumindest theoretisch) Einwände, Gegenstudien oder Argumente vorgebracht werden können, sondern sie in den Bereich eines Dogmas, einer Ideologie zu rücken, bei der bereits eine andere Ansicht einen Angriff darstellt. Pinker stellt in seinem Buch „The Blank Slate“ dar, dass es gewisse Ansichten gibt, die debatierbar sind („Ich mag keine Leberwurst, aber andere essen sie gerne, meinetwegen sollen sie das machen“) und solche die aus dieser Debatierbarkeit herausgenommen werden („Leberwurstessen ist SÜNDE, und alle die dies tun müssen durch Feuer gereinigt werden“). Das Errichten von Dogmen ist ein nützliches Mittel um absolute Gruppenzugehörigkeit zu demonstrieren. Eine (meist harmlose) Variante wäre der ergebene Fußballfan, der sich durch keine Niederlage davon abbringen läßt, dass die Spielvereinigung Niederunterdorf der beste Fußballverein der Welt ist. Dieser kann ebenso ausarten und den besagten Fußballfan dazu bringen, einen Hass auf alle Anhänger anderer Clubs zu entwickeln, weil diese Leugnen, das die Spielvereinigung Niederunterdorf der beste Fußballverein der Welt ist. Das auch die Fähigkeit gewisse Gruppeninteressen absolut zu setzen und kategorisch abzulehnen, einen evolutionären Vorteil bringen kann, ergibt sich eben daraus, dass damit gewisse Gruppeninteressen geschützt werden können. Insbesondere kann die Fähigkeit bestimmte Interessen der Gruppe, die diese als absolut und nicht verhandelbar ansieht, selbst als absolut und nicht verhandelbar anzusehen, eine bessere Einbeziehung innerhalb der Gruppe bewirken und einem Ausschluß wegen eines Verstoßes vorbeugen. Dass dies nunmehr insbesondere in einer Kleingruppe in der heutigen Zeit, in der man sich Ideologien eher leisten kann als in der Steinzeit, zu einer Indoktrinierung mit auch unsinnvollen Ansichten wie etwa der Ansicht über bestimmte Fußballvereine führen kann, ist dann ein damals nicht selektionsanfälliger Nachteil, der sich bis heute auswirkt. Dabei wird dann meist die Ideologie mit „Reinheit“ und Richtigkeit gleichgesetzt und die Abweichung von der Ideollogie mit „Schmutzigkeit“ und Falschheit, was deutlich macht, dass sich die moralischen Wertungen evolutionär aus einem weiterentwickelten Putztrieb entwickelt haben könnten, indem bei dem Gefühl eines unmoralischen Verhaltens die gleichen Gehirnareale aktiviert wurden, die eine Abneigung gegen Schmutzigkeit (=Anfälligkeit gegen Krankheiten, nicht genug Ressourcen für eine hinreichende Pflege) bewirken. Ist ein Dogma erst einmal entwickelt, dann kann dieses verfeinert werden, indem immer neue Angriffe in den Dogmabegriff einbezogen werden. Das kann dann eben so weit führen, dass alle Handlungen von Frauen reine Ausbeutung des Mannes sind und bereits Gleichungen wie E=mc² einen Angriff auf das Dogma darstellen, weil sie ein männliches System darstellen, indem eine Privilegierung der Lichtgeschwindigkeit stattfindet. Da jedes Gegenargument und jede Studie, die nicht das passende Ergebnis liefert, das Dogma angreifen, kann bei einem übermäßig starken Verteidigungswillen oder einem Missionierungswillen eben auch Hass enstehen, weil letztendlich nur der Schluß übrig bleibt, dass Männer und Frauen an sich einen Angriff auf das jeweilige Dogma darstellen, sofern sie sich diesem nicht ausdrücklich unterwerfen (im Feminismus beispielsweise durch Distanzierung von den „Privilegien„, im Maskulismus vielleicht je nach Ausrichtung durch eine Bejahung von Mutterschaft ohne Rechte an den Vater oder eine Bekämpdung der Nachteile des Mannes).